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heim war; er hört seine Landessprache wieder sprechen; zuletzt erblickt er von
weitem einen Kirchthurm, den er auch schon gesehen hat, und wenn er auf ihn
zugeht, kommt er in ein wohlbekanntes Dorf und hat nur noch zwei Stunden
oder drei, so ist er wieder daheim und hat das Ende der Erde noch nie gesehen.
Nämlich er reist um die Erde, wie man einen Strich mit Kreide um eine Kugel
herumzieht, und kommt zuletzt wieder auf den alten Fleck, von dem er ausging.
Es sind schon viele solcher Reisen um die Erde nach verschiedenen Richtungen ge-
macht worden. In zwei bis vier Jahren, je nachdem, ist alles geschehen. Ist
nicht der englische Seekapitän Cook in seinem Leben zweimal um die ganze Erde
herumgereist und von der andern Seite wieder heimgekommen? Aber das dritte
Mal haben ihn die Wilden auf der Insel Owai todtgeschlagen (1779).
Daraus und ans mehreren sichern Anzeichen erkennen die Gelehrten Fol-
gendes: Die Erde ist nicht bloß eine ausgebreitete, rund abgeschnittene Fläche,
nein, sie ist eine ungeheure Kugel. Weiteres: Sie hängt und schwebt frei, ohne
Unterstützung, wie die Sonne und der Mond, in dem unermeßlichen Raume des
Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen. Weiteres:
Sie ist rings um und um, wo sie Land hat und wo die Hitze oder der bittere Frost
es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und von Thieren und vernünftigen
Menschen belebt. Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein Theil der Ge-
schöpfe abwärts hänge und in Gefahr stehe, von der Erde weg in die Luft herab-
zufallen. Dies ist lächerlich. Ueberall werden die Körper durch ihre Schwere
an die Erde angezogen und können ihr nicht mehr entlaufen. Ueberall nennt
man unten, was man unter den Füßen hat, und oben, was über dem Haupte
hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er unten sei. Alle sind oben,
so lange sie die Erde unter den Füßen und den Himmel voll Licht oder Sterne
über dem Haupte haben.
Aber der Leser wird nicht wenig erstaunen, wenn er's zum ersten Male hören
sollte, wie groß diese Kugel sei; denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader
Linie von einem Punkt der Oberfläche durch den Mittelpunkt hindurch zum andern
Punkt eintausend siebenhundert und zwanzig deutsche Meilen. Der Umkreis der
Kugel beträgt fünftausend vierhundert deutsche Meilen, und eine Meile hat zwei
Stunden. Ihre Oberfläche aber enthält neun Millionen Meilen in's Gevierte,
und davon sind fast drei Viertel Wasser und ein Viertel Land. Ihre ganze Masse
aber beträgt mehr als zweitausend fünfhundert Millionen Meilen im Klaftermaß.
Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit ansgemessen und ausgerechnet
und sprechen davon wie von 'einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die
göttliche Allmacht begreifen, die dieseungehener große Kugel schwebend in einer un-
sichtbaren Hand trägt, und jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und sein Gedeihen
giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendigen Odem in die Nase.
Man rechnet, daß tausend Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde
leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne das Gethier. Aber es
kommt noch besser. Denn zweitens: Die Sonne, so nahe sie zu sein scheint,
wenn sie früh hinter denbergenin die frische Morgenluft hinaufschaut, so ist sie doch
über zwanzig Millionen Meilen weit von der Erde entfernt. Weil aber eine solche
Zahlsich geschwinder aussprechen, als erwägen und ausdenken läßt, so merke:
wenn auf der Sonne eine scharf geladene Kanone stände und der Kanonier, der
hinten steht und sie richtet, zielte auf keinen andern Menschen, als auf dich, so
dürftest du deswegen in dem nämlichen Augenblicke, als sie abgebrannt wird, noch
herzhaft anfangen, ein neues Haus zubauen, und könntest darin essen, trinken
und schlafen. Denn wenn auch die Kugel in schnurgrader Richtung und immer
in gleicher Geschwindigkeit immer fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach
Verfluß von ungefähr fünfundzwanzig Jahren von der Sonne hinweg auf der
Erde anlangen, so doch eine Kanonenkugel einen scharfen Flug hat und zu einer
Weite von sechshundert Fuß nicht mehr als den sechzigsten Theil einer Minute be-
darf, nämlich eine Sekunde.
Daß nun ferner die Sonne auch nicht bloß eine glänzende Fensterscheibe des
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Aus der Maturkunde.
Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du
hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll
deiner Güter.
Psalm 104, 24.
67. Die Natur.
-ie Natur begreift alles, was Gott erschaffen hat; den Himmel
und die Erde, wie auch ihren unerschöpflichen Inhalt: den
Himmel mit seinen unzählbaren Fixsternen, jeden in un-
ermeßlicher Ferne, jeden so groß, daß unsere Vorstellung
sein Maß nicht fassen könnte; die Erde unter unseren Füßen,
die uns als ein ruhender ebener Wohnsitz erscheint, die aber
doch, allem Scheine zuwider, ein riesengroßer Erdball ist, der sich mit
stürmischer Eile täglich um sich selber dreht, im großen Kreise jährlich sich
um die Soune schwingt und von dieser seiner Sonne sammt allen anderen
Planeten, in unbegreiflich langen Zeiten, fortwährend anderen Gegenden
des Weltraums zugetragen wird.
Die Natur begreift aber auch zugleich alles, was mit uns auf Erden
befindlich ist und daher unsere Theilnahme in Anspruch nimmt, weil es
uns schadet oder nützt, oder den Reichthum, die Mannigfaltigkeit und die
Schönheit der, zu allgemeiner Freude geschaffenen, Welt vergrößert; nicht
bloß, was mit uns auf der Oberfläche wandelt, sondern auch, was die Tiefen
des Bodens und die Abgründe des Meeres erfüllt, was auf den Gip-
feln der Berge und in den freien Lüften getroffen wird; nicht bloß die
lebendigen Wesen, die wir nach unsern eigenen Empfindungen beurtheilen,
also die Thiere, nicht bloß die Pflanzen, deren Leben wir zwar nicht mit
unseren Empfindungen, aber wohl mit unserem Wachsen und Gedeihen
vergleichen können, sondern auch das scheinbar Leblose, die Erden und Ge-
steine, das Wasser und die Luft, mit den Kräften, von denen sie erfüllt
sind, und durch welche sie alle mit einander auch gleichsam eine Art von
Leben führen.
Im Gegensatze zu allen diesen Geschöpfen nennt man Natur aber
auch die ewigen Gesetze, welche Gott jedem Einzelwesen eingepflanzt, und
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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344
die Gesammtheit der ewigen Gesetze, die er dem Ganzen als Bedin-
gung des Daseins gegeben hat, wonach eben das Lebendige immer von
neuem gleichartig sich verjüngt, das Unlcbendige in stets wechselnden wan-
delbaren Formen des Stoffes erscheint. Unseren Sinnen sind die Erschei-
nungen und Gestalten der Natur, unserem Geiste, wenn wir ihn ausgebildet
haben, die ewigen Gesetze der Natur verständlich— unbegreiflich aber
bleiben uns beide. Je besser wir das Verständniß der Natur uns schaffen,
desto inniger beten wir an vor den Wundern der Allmacht, welche diese
ewigen Gesetze gab, und deren Willen sie vor unseren Augen darstellen.
Aus diesem Grunde nennt der Mensch endlich nicht bloß die Dinge
dieser Welt, nicht bloß die einem jeden derselben innewohnenden Gesetze des
Daseins Natur, sondern Mutter Natur nennt er auch wohl den ewigen
Urgrund aller Dinge, den allmächtigen Gott, der alle Dinge geschaffen, alle
diese Gesetze gegeben hat, die zusammen eine Seite seines heiligen Willens
darstellen. Dabei vergesse man aber nie, daß der Forscher, wenn er von
der Natur als einer lebendigen und gleichsam persönlichen Kraft spricht,
nichts anderes meint, als Gottes allmächtigen und ewigen
Willen, nichts anderes, als den Schöpfer selber, der noch immer
in allem, was uns umgiebt, fortwirkt; denn in ihm leben,
weben und sind wir.
Oft. Der Löwe.
Ein einziger Blick auf den Leib des Löwen, aus den Ausdruck seines
Gesichtes genügt, um der uralten Auffassung aller Völker, welche das könig-
liche Thier kennen lernten, von Grund des Herzens zuzustimmen. Der
Löwe ist der König der Naubthiere, ist der Herrscher im ganzen Reiche der
Säugethiere. Der Löwe ist auch deshalb leicht von sämmtlichen übrigen
Katzen zu unterscheiden. Seine Hauptkennzeichen liegen in dein stark ge-
bauten, kräftigen Leibe mit der kurzen, glatt anliegenden, einfarbigen Be-
haarung, in dem breiten kleinäugigcn Gesicht, in dem Herrschcrmantel der
wallenden Mähne, welcher sich um seine Schultern schlägt, und in der Quaste,
welche seine Schwauzspitze ziert. Im Vergleich mit den anderen Katzen ist
der Rumpf des Löwen kurz, der Bauch eingezogen, und der ganze Körper
erscheint deshalb wohl kräftig, nicht aber plump. Die Augen sind klein
und haben runde Sterne, nicht lange wie bei der Katze; die Schnurren sind
in sechs bis acht Reihen geordnet. Vor allem ist es die Mähne, welche den
männlichen Löwen auszeichnet und ihm das stolze königliche Ansehen giebt.
Ein Königsmantel, dicht und schön,
umwallt de« Löwen Brust als Mähn';
eine Königskrone wunderbar,
sträubt sich der Stirne straffes Haar.
Diese Mähne bekleidet in vollster Ausbildung den Hals und die Vor-
derbrust, hat aber so verschiedene Gestaltungen, daß man aus ihr allein das
Vaterland des Löwen, von dem cs doch nur eine einzige wirkliche Art giebt,
mit Leichtigkeit erkennen kann.
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393
101. Der Specht.
Unter allen Vögeln, welche auf Raub ausgehen, führt keiner ein so
beschwerliches und mit so großen Anstrengungen verbundenes Leben, als
der Specht oder Holzhacker. Die Natur hat ihn zu immerwährender Arbeit
bestimmt; während andere Vögel einen freien Gebrauch von ihrem Muthe
und von ihrer Geschicklichkeit machen, und entweder aus raschem Fittig
durch die Luft schießen, oder in einem Hinterhalte lauern, ist der Specht
gezwungen, sich einsam zu behelfen, indem er die Rinde die und harten Holz-
fasern der Bäume durchbohren muß, um seine Beute daraus hervorzuholen.
Die Nothwendigkeit gestattet ihm nie eine Unterbrechung seiner Arbeiten,
nie einen Zwischenraum zur Erholung, oft schläft er des Nachts in derselben
Stellung, worin er sich während der
Anstrengungen des Tages abmühte. Er
nimmt nie an den lustigen Spielen und
Jagden der übrigen Luftbewohncr Theil
— er stimmt nicht in ihren harmonischen
Gesang ein; und seine wilden, traurigen
Töne verrathen, während sie die Stille des
Waldes stören, die Anstrengung. Seine
Bewegungen sind schnell; seine Geberden
zeugen von Unruhe; er scheut alle Ge-
sellschaft, ja sogar den Umgang mit seiner
eignen Sippschaft.
Die Werkzeuge, womit der Specht
von der Natur versehen ist, sind seiner
Bestimmung angemessen : vier dicke nervige
Zehen, zwei nach vorn und zwei nach
hinten gekehrt, wovon die eine, und zwar
die längste und stärkste einem Sporn
gleicht, alle mit dicken hakenartig ge-
krümmten Nägeln (Krallen) besetzt, in Ver-
bindung mit einem sehr kurzen und außer-
ordentlich muskulösen Fuße, machen den Vogel geschickt, sich kräftig festzu-
klammern und in allen Richtungen an Baumstämmen herum zu klettern. Sein
Schnabel ist mit scharfen Kanten versehen, gerade, keilförmig, an der Basis
oder Wurzel viereckig, der Länge nach gefurcht, platt und an der Spitze
gleich einem Meißel senkrecht abgeschnitten ; dieses ist das Werkzeug, womit
er die Rinde durchbohrt und Löcher in das Holz meißelt, um Infecten ober
ihre Eier hervorzuholen. Die Masse des Schnabels ist hart und fest und
geht aus dem sehr dicken Schädel hervor. Kräftige Muskeln setzen den
kurzen Hals in Bewegung und geben seinen unaufhörlichen Streichen, welche
bisweilen bis in das Mark des Holzes dringen, die erforderliche Richtung;
er schnellt seine lange Zunge, welche sich allmählich verschmälert, rund und
wurmförmig ist und in eine harte, knochenartige Spitze ausläuft, gleich
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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395
;n einer Schraubenlinie empor über die Wolken zu einer Höhe, wo sie dem
'Auge verschwinden. Eine weite Reise gilt's bei Sturm und Ungewitter
über Gebirge und Meere nach einer mildern Himmelsgegend, wo ihr Tisch
zur Speisung der jungen Brut gedeckt ist.
Unsere Störche wandern theils nach Afrika, theils nach Indien. Die
Schwalben und andere Zugvögel warten bei ihrer Ankunft am User des
Mittelmeers auf den günstigen Wind, segeln dann mit demselben mit großer
Geschwindigkeit über die Flut und kommen nach wenigen Tagen am
Senegal an, wo sie während unseres Winters reichliche Nahrung finden.
Die Wachtel kann wegen ihres schwerfälligen Fluges nur mit Hülfe des
Windes lange Strecken durchziehen. Die europäischen Wachteln kommen
auf ihrer Wanderung stets mit dem Nordostwind nach Malta.
Wenn der wandernde Vogel über das Meer zieht nach einem Lande,
welches er noch nie gesehen hat, mit der Ahnung, dort seinen Unterhalt zu
finden, so muß über dem Vogel und dem Lande seiner Sehnsucht eine
höhere Weisheit walten, welche beide, das Land und den Vogel, für ein-
ander geschaffen hat, so daß sie als Glieder der Naturhaushaltung einan-
der bedürfen.
Waö treibt die Zugvögel zur Wanderung? Nicht die Kälte, nicht
der Nahrungsmangel; denn viele ziehen schon in der Mitte des Sommers
von uns fort, wo sie weder frieren noch Mangel leiden. Wer weiset den
Vögeln den Weg und das Land, wo sic während unseres Winters ihre
Nahrung finden? Wer sagt ihnen die Zeit, wann sie aufbrechen sollen?
Manche Vögel vereinen sich auf ihrer Wanderung in außerordentlich
große Scharen. Wilson berechnete die Ausdehnung eines Zuges von
Wandertauben, den er in Amerika beobachtete, auf 140 englische Meilen
und schätzte ihre Zahl auf 1230 Millionen. Wo sie sich niederließen,
brachen die Ateste von den Bäumen. Millionen Scheffel von Buchnüssen
waren zu ihrer täglichen Nahrung erforderlich. Es ist begreiflich, daß
solche Scharen auf ihren Ruhcinseln seit Jahrtausenden mächtige Lager von
Guano ablegen mußten.
Sobald die Sonne wieder einen größeren Bogen an unserm Horizonte
beschreibt und der neue Frühling frisches Leben auf unsern Gefilden erweckt,
senden die Segler der Lüste ihre Quartiermacher voraus, um die alten
Brutplätze zu besichtigen. Diese Vorboten bleiben gewöhnlich nur wenige
Tage und ziehen dann wieder halbwegs zurück, um den nachrückenden
Brüdern Bericht zu erstatten. Ist diese Berichterstattung günstig, so
schwärmt wie zu einem Freudenfeste Tag für Tag eine Schar der beflügel-
ten Wanderer nach der andern aus Afrika über das Mittelmeer, durch
Italien, über die'alpen ihrer nördlichen Heimat zu. Jedes Pärchen findet
seinen frühern Nestplatz wieder. Die einheimischen Stammgäste, Zaun-
könige, Sperlinge, Meisen rc. begrüßen in den Hecken mit fröhlichem Ge-
zwitscher die ankommenden Gäste. Lasset euch nicht kümmern, ob Wohnung
im Gebüsch und Baum, im Schilf und Saatfeld, in Höhlen und Klippen
und unter dem Dache der Hütte zu finden sei: der große Hausvater der
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Extrahierte Personennamen: Wilson
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Indien Senegal Malta Amerika Afrika Italien Saatfeld
352
Gefährlichkeit auch den größten Tigern verhältnismäßig gleich zu achten,
und ihr wildes Ebenbild, die noch in allen deutschen Wäldern hausende
Wildkatze, ist ein von Mensch und Thier gefürchtetes Wesen.
Die Lebensart der Hauskatze ist zu bekannt, als daß sie hier aus-
führlich anzugeben wäre. Sie zeigt nicht sowohl Anhänglichkeit an den
Menschen, als an die Wohnung, in welcher sie auferzogen wurde, und man
hat nur wenig Beispiele, daß sie dem Menschen sehr zugethan und treu
ergeben war.
Die Katze ist ein äußerst reinliches Thier und macht hierin keine
Ausnahme von ihrem ganzen Geschlechte; sie liebt und erträgt keine Nässe,
und die Katzen, welche Fische fangen, sind äußerst selten. Der größte
Nutzen, den sic den Menschen leisten, ist das Wegfangen der Mäuse, weniger
der Ratten, an welche nicht alle Katzen gehen. Obgleich sie zu diesem Zweck
besser, als alle Gifte und Fallen wirken, sollte man sie doch weder in
Wohnstuben noch in Schlafstuben dulden, denn man hat höchst traurige,
wiewohl seltene Beispiele, daß sie kleine Kinder jämmerlich zerfleischten,
oder, indem sie Wärme suchten, sich quer über das Gesicht schlafender Kin-
der legten und diese erstickten.
73. Der Wolf.
Die Raubthiere, welche wie der Fuchs und der Wolf im Bau ihres
Körpers und in den natürlichen Anlagen dem Hunde, dem treuen Gefährten
des Menschen auf Erden, ähnlich sind, finden sich über den ganzen Erdball
verbreitet, selbst in Australien, wo das Katzcngeschlecht vollständig fehlt.
Die Arten der Hundethiere sind oft schwer von einander zu unterscheiden;
nur eins von ihnen, der Steppenhund, durch seine wunderbar bunte Far-
benzeichnung charakterisiert und durch seine Gewohnheiten den Hyänen
verwandt, bildet eine Art Uebergang zu diesen und unterscheidet sich merk-
lich von anderen Hunden. Der bekannteste von allen wilden Hunden ist
• der Fuchs, den seine Schlauheit zum Liebling des Volkes gemacht hat.
Wichtiger aber in seiner Eigenschaft als ein dem Menschen und seinen
Hausthieren gefährlicher Räuber ist vor allen Dingen der Wolf, der auch
die bewohntesten Gegenden Deutschlands noch immer in Schrecken setzt.
Er hat die Größe eines großen Fleischerhundes und ist von blaß
grangelblicher Farbe, welche mit vielem Schwarz gemischt ist. Hinter den
Ohren ist er rostfarbig und auf den Wangen schwarz gestreift; auf den
Vorder-, öfters auch aus den Hinterfüßen hat er einen schwarzen Streifen.
Der Schwanz ist buschig und geradeaus stehend.
Man findet ihn in ganz Europa, ausgenommen in England und
Irland, wo er seit Jahrhunderten gänzlich ausgerottet ist; auch zeigt er
sich in Afrika bis nach Aegypten; in Amerika scheint er durch verwandte
Arten ersetzt zu sein.
Er ist das schädlichste, gefräßigste und, wenn hungrig, ein wahrhaft
fürchterliches Raubthier, das in Europa allen Thieren, den Menschen nicht
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Extrahierte Ortsnamen: Australien Deutschlands Europa England Irland Afrika Amerika Europa
400
Im Wasser dagegen sind sie außerordentlich gewandt, und dies wissend,
suchen sic dasselbe stets so schnell als möglich zu erreichen. Bei dem klein-
sten Geräusche stürzen sie sich in's Wasser und verschwinden sofort in die
Tiefe; dabei ist ihr Gehör so scharf, daß sie die aufkähnen oder zu Lande
herankommenden Menschen auf 50, ja auf 100 Schritt entdecken. Sie
schwimmen gleich vorzüglich mit und gegen den Strom und lassen sich im
ersten Falle ohne sichtliche Bewegung ruhig wie einen Baumstamm fort-
treiben. Während sie unter dem Wasser auf Beute lauern, lassen sie
gewöhnlich nur die Nasenlöcher hervorragen und bleiben in dieser Stellung
stundenlang liegen. So wie sich aber etwas Verdächtiges regt, tauchen
sie unter und kommen erst in größerer Entfernung wieder hervor. Viel
geräuschvoller ist die Flucht, wenn man das Thier schlafend überrascht
und es durch Geschrei oder Schüsse erschreckt; dann wirft es sich ungestüm
in die Fluten und schlägt mit dem Schwänze wild um sich her.
Alles im Wasser befindliche Fleisch ist seine Beute, lebendig oder todt
oder verfault; daher ist es den badenden und schwimmenden Menschen höchst
gefährlich, und bei den Indiern wurde früher das Gottesgericht geübt, daß
Verbrecher durch den Ganges schwimmen mußten. Wurden sie nicht von
Krokodilen gefressen, so galten sie für unschuldig und blieben frei von Strafe.
Die gewöhnliche Beute des Krokodils sind Fische, die es schwimmend
verzehren kann, größere Thiere ersäuft es durch Untertauchen und stopft sie
in Höhlungen unter dem Wasser oder in das Uferschilf, um sie im gefaulten
Zustande vollends zu verzehren.
Nur im Nothfall sucht es Thiere am Ufer zu sangen, dann besonders
durch Verstecken unter dem Wasser oder durch bewegungsloses Ruhen auf
der Erde, so daß die Opfer, sicher gemacht, in eiligstem Ueberfall fortgerafft
werden, so eilig, daß man von verschlungenen Menschen in der Regel nicht
einmal den Todesschrei hört.
Durch diesen tückischen Ueberfall gelingt es den riesigen Eidechsen,
Ziegen wie Hunde und Hirsche, selbst Affen und Wildschweine, trotz ihrer
Gewandtheit und Stärke, zu fangen, und sogar Vögel wissen sie, am Ufer
liegend, zu erschnappen. %
Schrecklich im Anblick, noch schrecklicher im Angriff, zieht dieses Thier
auf sich Haß, Ingrimm und Grausamkeit wilder Völker, den Abscheu
der gebildeten Nationen, beides ohne andere Schuld als seine von der
Natur ihm angewiesene Lebensweise; allein fast alle Amphibien haben
etwas dem Menschen Widerstrebendes an sich, selbst die unschädlichen
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zahl dieses Kreises mit der Insel Singapore, wo der Tiger seine blutigsten
Ernten hält, so forderte der Wolf halb so viele Opfer, als der Königstiger
auf dieser kleinen Insel, die er schwimmend erreicht, und auf der er, ob-
gleich sie nicht größer ist, als die Insel Alsen, jährlich gegen 400 Menschen
in der Nahe einer von allen Völkern der Erde besuchten Handelsstadt
zerreißt.
74. Der Fuchs.
Der Fuchs hat dieselbe Neigung zum Raub, die den Wolf bezwingt,
aber er weiß sie zurückzuhalten und gelegnere Augenblicke abzuwarten.
Seine Lebensart macht ihn verwickelter Betrachtungen fähig. In neuer
Lage versteht er immer neue Mittel zu ersinnen und innere Gewohnheit
und Lust im Zaume zu halten; selten läßt er sich hinreißen. Nachdem er
sich still und leise seiner Beute genähert hat, springt er schnell und leicht
auf sie los. Er geht stets mit der Nase gegen den Wind, kennt alle
Schlupfwinkel, Hecken und rettenden Auswege. Alle Umstände einer
früheren Gefahr hält er seinem Gedächtnisse eingeprägt. Neuen Gegen-
ständen naht er scheu und langsam, jeder Schritt ist ihm verdächtig; nur
mit einer ihm unbekannten Lockspeise kann er gefangen werden, hat er sie
einmal erfahren, so ist nichts weiter damit gegen ihn auszurichten. Er
spürt das Eisen und weiß den Köder geschickt von der Falle wegzunehmen,
ohne daß es ihm schadet. Ihm ist große Ausharrungskraft eigen; in
seinem unterirdischen Bau überfallen und belagert, steht er lieber den grau-
samsten Hunger aus, ehe er hervorkäme, manchmal wochenlang. Nur
Todesnoth zwingt ihn endlich.
73. Der Hund.
Der Hund ist die merkwürdigste, vollendetste und nützlichste Erobe-
rung im Thierreicbe, welche der Mensch jemals gemacht hat, denn die ganze
Art ist unser Eigenthum geworden ; jedes Individuum gehört seinem Herrn
gänzlich, richtet sich nach seinen Gebräuchen, kennt und vertheidigt dessen
Eigenthum und bleibt ihm ergeben bis zum Tode. Und alles dieses ent-
springt weder aus Noth, noch aus Furcht, sondern aus reiner Erkenntlich-
keit und wahrer Freundschaft. Die Schnelligkeit, die Stärke und der
Geruch des Hundes haben aus ihm für den Menschen einen mächtigen
Gehülfen gegen die anderen Tbiere gemacht, und vielleicht war er sogar
nothwendig zum Bestände der Gesellschaft des menschlichen Vereins. Der
Hund ist das einzige Thier, welches dem Menschen über den ganzen Erdball
gefolgt ist.
Die wilden Hunde und die der wenig gebildeten Völkerschaften, wie
z. B. der Neuholländer, haben aufrecht stehende Ohren, was zu der Ver-
muthung Anlaß gegeben hat, daß die dem Urbilds am nächsten stehenden
Rassen der Sch ä ferh u n d und der Spitz seien; die Vergleichung der
Schädel aber nähert diese mehr dem Schlachterhund und der däni-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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ifl, und nun hat der Eskimo seine liebe Noth, die Thiere wieder zu entwirren
und von neuem einzuspannen. Dann geht die Fuhre weiter, und die Peitsche
wird etwas öfter gebraucht.
Ohne dieses Hausthier würden die Eskimos gar nicht bestehen können.
Die Hunde leisten ihnen alle nur möglichen Dienste. Mit einer Bürde
von 30 Pfund beladen, begleiten sie ihre Herren, wenn sie zu ihren lang-
dauernden Jagden ausziehen. Ihrer sechs bis acht ziehen einen Schlitten,
welcher mit fünf bis sechs Personen oder einem Gewicht von 600 bis
800 Pfund besetzt ist, acht bis zehn Meilen weit in einem Tage. Nach
langer Ruhe und guter Fütterung vor einen Schlitten gespannt, sind sie
kaum zu zügeln und durchlaufen auf ebener Bahn mehr als zwei geogra-
phische Meilen in einer Stunde. Spüren sie ein Rcnnthier unterwegs, so
laufen sie wie rasend in der Richtung desselben und ruhen nicht eher, als
bis sie den Jäger schnßgerccht an das Wild gebracht haben. Außerdem
helfen sie bei der Seehund-, Bären- und Otternjagd, halten Wache, ver-
theidigen ihren Herrn in Gefahr und leisten noch hundert andere Dienste.
Und gleichwohl fühlen die Eskimos nicht die geringste Liebe zu ihnen, son-
dern betrachten sie höchstens als belebte Maschinen, welche einzig und allein
zu dem Zwecke geschaffen worden sind, ihnen Dienste zu leisten. Aus diesem
Grunde sind sie auch die unnachsichtigsten und grausamsten Herren, welche die
armen Thiere geradezu regelrecht quälen, sie Hunger und Durst leiden lassen
und mehr durch diese Lieblosigkeit, als durch Unwissenheit und Schmutz sich
als wahre Wilde zu erkennen geben.
11♦ Der braune Bär.
Die verschiedenen Arten der Bären, welche sowohl in warmen als
kalten Gegenden leben, zeichnen sich in ihrer Gestalt vor den anderen Raub-
thieren besonders dadurch aus, daß sie auf die Sohlen treten. Sie sind
dadurch leichter als andere Thiere im Stande, auf den Hinterbeinen allein
zu gehen oder sich auszurichten. Der bekannteste von allen ist der braune
Bär. Er kann eine Länge von vier Fuß und ein Gewicht von 400 Pfund
erhalten.
Dieses größte Raubthicr Europa's findet sich jetzt noch, aber selten,
m Baierschen und Ocsterrcichschen und noch ziemlich häufig in Ungarn,
Polen und Rußland; auch in einem großen Theile von Asien. In
Thüringen wurde der letzte 1686 geschossen. In früheren Zeiten fand
man ihn in Deutschland, und in der Schweiz war er viel häufiger als jetzt.
Sein Aufenthalt sind dichte Wälder, die er nur nachts verläßt, um
seine Wanderungen nach Raub anzustellen. Obgleich sein ganzes Wesen
plump und unbeholfen ist, so durchläuft er doch, besonders wenn er sich
gefährdet sicht, weite Strecken und ist unermüdlich, wenn er Thiere verfolgt.
Seine Nahrung besteht mehr aus Pflanzen, als aus Thieren; im
Frühjahr frißt er aufkeimendes Korn oder Gras und im Sommer und
Herbst Erdbeeren, Trauben und Kastanien. Man hat Beispiele, daß er
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Extrahierte Ortsnamen: Ocsterrcichschen Ungarn Polen Asien Thüringen Deutschland
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hinderte, ihre Nahrung zu finden. Die Natur sorgte auch in dieser Zeit
der Noth und des Mangels für ihre Geschöpfe und gab ihnen die besondere
Einrichtung des Ueberwinterns, sodasz die Thiere in diesen Monaten, in
welchen die Erde mit Schnee und Eis verschlossen ist, ruhig in ihrem
Winterlager liegen und erst im Frühjahr bei der zurückkehrenden Wärme
wieder zum Vorschein kommen. Wenige Thiere sind in den kälteren
Gegenden von diesem Ueberwintern ausgenommen, wie z. B. der gröszere
Theil der Vögel, welche in Folge ihrer leichteren Bewegung im Herbste
ein wärmeres Klima und reichliche Nahrung suchen. Hierher gehören
gleichfalls die Wasserthiere mancherlei Art, welche beständig unter dem
Wasser eine genügende Wärme und hinreichende Nahrung finden. Alles
Ueberwintern gründet sich bei den Thieren, wie bei den Gewächsen, blosz
auf Noth ; daher kommt es, dasz sie nie überwintern, wenn wir sie in ein
wärmeres Klima oder auch nur in unsere warmen Häuser bringen und sie
mit gehöriger Nahrung versorgen.
Das Ueberwintern selbst besteht darin, dasz sie im Herbst bei der
eintretenden kalten Witterung in ihre Löcher und Höhlen kriechen, wo
sie den ganzen Winter hindurch ohne Nahrung, ohne Bewegung und bei-
nahe ohne Umlauf der Säfte liegen bleiben. Ganz kann indessen der Um-
lauf des Blutes nicht aufhören, sonst wäre der Tod unvermeidlich, allein
es wälzt sich nur in den weitesten Kanälen langsam und schleichend fort.
Aus dieser auszerordentlichen Langsamkeit des Umlaufes folgt die Kälte
oder Erstarrung, welche wir bei allen überwinternden Thieren antreffen,
und hieraus wieder das gänzliche Aufhören der Ausdünstung. Sie ver-
lieren deswegen auch in dieser langen Zeit äuszerst wenig und bedürfen
daher auch keines Ersatzes oder keiner Nahrung; indessen finden wir
doch, dasz sie stets feist und stark im Herbst ihr Winterlager antreten
und im Frühjahr mager und elend wieder zum Vorschein kommen. Einige
der gröszeren Thierarten saugen aus Theilen ihres Körpers eine fettähn-
liche Feuchtigkeit, um, wie es scheint, die Theile des Schlundes und der
Luftröhre biegsam und weich zu erhalten. So saugt der Bär an seinen
Tatzen, weswegen er auch an allen Füszen lahm aus seinem Winterlager
hervorkommt. Die kleineren Thiere, wie die Schlangen, die Eidechsen und
die mancherlei Insecten, scheinen nicht dergleichen Vorräthe zu haben
und dennoch zu überwintern.
Andere Thierarten, die sich, wie die Fledermäuse, zwar nicht völlig
im Freien, aber doch gegen die Kälte unbedeckt, in den Felsenritzen, den
Schornsteinen u. s. w. zum Ueberwintern aufhängen, scheinen gänzlich zu
erstarren. Bei ihnen hört aller Umlauf der Säfte auf, und sie scheinen
einen harten Eisklumpen zu bilden. Sie haben gar keine Bewegung, kein
Saugen an irgend einem Theile.
Einige Thiere gehen noch weiter und senken sich, um zu über-
wintern, zwischen Rohr und Schilf unter das Wasser. So finden wir die
Frösche im Sommer auf Feldern und Wiesen herumhüpfend, im Herbst
aber senken sie sich in Pfützen und Wassergräben, und im Frühjahr
kommen sie aus diesem nassen Elemente wieder zum Vorschein und
geben durch ihr Quaken eines der ersten Zeichen des kommenden
Frühlings.
79. Der Eisbär.
Der Eisbär zeichnet sich vor allen anderen Baren, die ein nördliches
Klima bewohnen, dadurch aus, daß er keinerlei Winterschlaf genießt. Alle
anderen schweifen nur während des Sommers umher, graben sich vor dem
Eintritt des Winters eine Höhle in den Boden oder benutzen günstig ge-