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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 460

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
460 Nerthus, die Mutter Erde, welche sie alle ernährte, und glaubten, daß sie sich der menschlichen Angelegenheiten annehme und unter den Völkern ihren Umzug halte. Auf einer Insel des Meeres stand ein heiliger Hain und in ihm ein mit Decken verhüllter Wagen, den allein der Priester berühren durfte. Doch wenn dieser verkündigte, die Göttin sei herabgestiegen auf ihren Wagen, bespannte er ihn mit geweihten Kühen und geleitete ihn mit tiefster Ehrfurcht. Dann gab es frohe Tage, und festlich geschmückt waren alle Orte, welche die Göttin ihrer Einkehr würdigte. Dann zogen die Bewohner in keinen Krieg, ergriffen keine Waffen; verschlossen war alles Eisen, und man kannte nur Ruhe und Frieden. War aber die Göttin des Umgangs mit den sterblichen Menschen müde, so führte sie der Priester in den heiligen Hain zurück. Alsbald wurde der Wagen, die Decken, ja, wenn man es glauben darf, die Gottheit selbst in einem geheimnißvollen See ge- badet ; Sklaven verrichteten den Dienst, welche darauf der See verschlang. Auf Helgoland, der Felseninsel in der Nordsee, lag dagegen das Volksheiligthum der Sachsen und Friesen. Um den Tempel ihres Gottes weideten heilige Thiere, die niemand auch nur berühren durfte, und eine Quelle sprudelte hervor, aus der man nur schweigend schöpfte. Jeder, der die Heiligkeit des Ortes gering achtete oder irgend etwas daselbst berührte oder verletzte, ward mit einem grausamen Tode bestraft. Das Meer war die Heimat unserer heidnischen Vorfahren; schon früh erschei- nen sie als kundige Seefahrer, und ihr Name war den Küstenbewohnern ein Schrecken; denn mehrere Jahrhunderte lang plünderten und verheerten sie unter ihren Seekönigen alle Küsten der westlich gelegenen Länder. Nach Westen über die See ging auch der Weg ihrer Wanderung, als sich die Gelegenheit ihnen - darbot. — In der Mitte des fünften Jahrhunderts nach Christi Geburt waren fast alle deutschen Stämme in wilder Bewegung; nach einander überschwemmten sie die Grenzländer des machtlosen römischen Reiches. Nur einen Mann gab es, der das gesunkene Reich wieder aufrichten konnte, den Vormund des schwachen Kaisers, Aetius war sein Name. Um Italien vor den wandernden Gothen unter * ihrem Könige Alarich zu schützen, hatte er auch Britannien von Truppen entblößt. Von dem Schutz der römischen Legionen verlassen, waren die Bewohner der Insel, die längst die Führung der Waffen verlernt hatten, eine leichte Beute jedes Fein- des. Von ihren Nachbarn, den räuberischen Picten und Skoten, wurden sie von Westen und Norden her bedrängt, und im Osten lag alles Land den Sachsen offen. Hülflos und verlassen, wandten sie sich (im Jahre 446) an Aetius um Beistand. „Die Barbaren," meldeten sie ihm, „treiben uns zum Meere, das Meer zurück zu den Barbaren; wir werden erwürgt oder müssen ertrinken." Von Aetius zu- rückgewiesen, wandten sie sich um Hülfe an ihre bisherigen Feinde und boten den sächsischen Häuptlingen, die ihre Küsten plünderten, Land und Sold. Von nun an trug das Meer viele Jahre lang Scharen auf Scharen von Sachsen nach dem ihnen wohlbekannten Gestade der großen Insel hinüber. Jahrhunderte später besangen noch die Nachkommen derselben in) herrlichen Liedern den Zug und den langen blutigen Kampf ihrer Väter: wie die Urenkel ihres Gottes Wodan, Hengist und Horsa (Roß), auf den Ruf des britischen Königs Vortigern zuerst auf

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 478

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
478 sich Zwei Jahrhunderte hindurch gegen die Vereinigung mit Dänemark gewehrt, dieholsten ihnen treuen Beistand geleistet, und mit dem Blute vieler Tausende aus beiden Landen war der Boden Schleswigs getränkt. Sollte er das Land verlassen, welches er jetzt nach den schweren Leiden des Krieges wieder aufblühen sah? Adolf war großherzig genug, die ihm angebotene Königskrone auszuschlagen. Aber in- dem er ablehnte, schlug er dem dänischen Reichsrathe vor, seinen Schwestersohn, den Grafen Christian von Oldenburg, zum Könige zu wählen. Der Rath schien den Dänen gut zu sein, und sie beschlossen den Grafen Christian auf den Thron zu setzen. Aber ehe die Wahl zum völligen Abschlüsse kam, mußte Christian seinem Oheim geloben, daß Schleswig niemals mit dem Königreiche wieder vereinigt werden solle. Nachdem Adolf nun in Ruhe und Frieden seine Regierung noch 10 Jahre lang fortgeführt hatte, starb er tief betrauert (1459, 4. Dec.) und wurde in der Laurentius-Kirche zu Itzehoe begraben, wo auch sein Ahnherr Gerhard der Große, Heinrich der Eiserne und sein Bruder Heinrich ihre Ruhestätte gefunden hatten. Die Mitwelt und die nächste Nachwelt haben ihm das Zeugniß eines großen Fürsten gegeben; ein Zeitgenosse nennt ihn einen ehrenreichen Fürsten, groß- thätigen, frommen, rechtfertigen Ritter, milden, friedsamen, wohlthätigen Herrn, und der Mannen Fürst und Vater. Er wurde der gute Herzog genannt und noch lange nach seinem Tode hieß es oft im Volke: „Es ist nicht mehr, wie zu Herzog Adolfs Zeiten." Ein alter Bolksreim ist uns noch erhalten, welcher seinen Tod also beklagt: Do man schreef eenen Rink van eener Taschen (610) und veer Hengen van eener Flaschen (0 0 60) vief Duvenvöte und negen I, (Xxxxxiiiiiiiii) dar denkt man Hartog Adolf bi; twischen St. Barbaren und Nicolai Dagen o weh der jammerliken Klagen, do ward dar mennig Oge gewenet rot wol umbe des hogen Fürsten Dod. 12. Die Wahl Christians I. zum Landesherrn. Adolf war als der letzte seines Stammes ohne Erben gestorben. Daher er- griff nach seinem Tode die Gemüther des Volkes große Besorgniß, wie es mit der Nachfolge in der Landesherrschaft werden solle. Da traten die Stände beider Lande zusammen und schwuren nach urngen Berathungen, daß sie jetzt einträchtiglich einen Herrn wählen wollten. Es waren zwei Fürsten, die Ansprüche auf die Nachfolge machten: Graf Otto von Schauenburg, welcher noch einen kleinen Theil von Holstein besaß, und Christian I, der König von Dänemark. Von der Ritterschaft waren einige für den Grafen Otto, andere, namentlich die hochange- sebene Familie der Rantzau, für den König Christian, dem auch Adolf schon früher, ehe er noch König wurde, die Nachfolge in Schleswig und Holstein hatte zuwenden wollen. Die Stände beriethen zuerst zu Neumünster in Gegenwart des Grafen Otto und seiner Söhne, dann in Rendsburg zusammen mit den Ab- gesandten der Städte Lübeck und Hamburg. Aber es kam zu keiner Entscheidung, sondern es wurde nur beschlossen, daß sie erst zu Ripen das Begehren Christian's vernehmen wollten; darnach sollte in Lübeck eine Versammlung sein, wo beide Bewerber ihre Ansprüche darlegen wollten, und welcher von beiden das beste Recht habe, solle Fürst des Landes werden. Am 3. März 1460 kamen die Stände mit Christian und dem dänischen Reichsrath in Ripen zusammen. Als nun der König feierlich versprach, daß er seine Mitbewerber mit Geld abfinden und die Rechte des Landes schützen wolle, da wurden alsbald in der Versammlung Stimmen laut, daß man nun rasch den König wählen und es ihm überlassen möge, sich mit seinen Mitbewerbern abzufinden. Ohne sich um das Versprechen zu kümmern, daß sie in Lübeck zusammen kommen wollten, entschlossen sich die Stände, die Wahl sofort vorzunehmen, und von dem Rathhause zu Ripen verkündigte der Bischof von

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 480

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
480 Ditmarsens erbauen wollte. Sein Bruder Gerhard, der Herzog von Schleswig, der mit einem glänzenden Znge von holsteinschen Rittern in das Land eingerückt war, wurde in der Süderhamme mit 300 Edelleuten und zahllosem Volke er- schlagen (1404). Seit der Zeit war großer Haß zwischen Ditmarsen und Holsten, und als fast 100 Jahre später die Söhne Christian's I., der König Johann und der Herzog Friedrich, die trotzigen Bauern zu unterwerfen gedachten, nahmen Bürger und Bauern mit Freuden an dem Zuge theil. Der gesammte Adel des Landes er- schien in glänzenden Rüstungen und wollte Rache für die Unbilden nehmen, welche ihre Väter von den Ditmarsen erlitten hatten. Auch die benachbarten Fürsten führten viele Reiter und Knechte zu Hülfe heran. Unter den fremden Truppen zeichnete sich besonders die schwarze, große, sächsische Garde aus, eine starke Schar von Landsknechten unter der Führung des Junkers Thomas Slenz, welche die beiden Fürsten in Sold genommen hatten. An 15000 Mann stark rückte das Heer von Neumünster über die grüne Heide gegen Ditmarsen, begleitet von einem zahllosen Troß von Wagen und Pferden. Man zog aus wie zum Spiel und Tanz; Junker Slenz wollte allein mit seiner Garde schon die armseligen Bauern schlagen. Von Mund zu Mund lief das drohende Wort: „Wahr di, Buur, de Gard kummt." Aber die Ditmarsen verzagten nicht; mit Gottes Hülfe wollten sie für ihre Freiheit und ihre freigeborenen Kinder kämpfen, damit sie nicht Knechte und Leibeigene würden. Do repen de Ditmarsen averlut: dat schüt nu und nimmer mere: Darumme wiln wi wagen Hals unde Gut unde willen dar alle umme sterven, eer dat de Koning von Dennemark so scholde unse schöne Lant verderwen. Am 11. Februar 1500 überschritt das fürstliche Heer mit fliegenden Fahnen und lautem Trommelschall bei Hanerau die Grenze des Landes. Die nächsten Dorf Schäften fanden sie wie ausgestorben, denn die ganze Bevölkerung war mit Hab und Gut in die nördliche Marsch geflohen. Meldorf, der Hauptort des Landes, ward im ersten Anlauf genommen, und was nicht hatte fliehen können, ward von der wilden Garde und den siegestrunkenen Rittern grausam ermordet: se schlogn de kleenen Kinder dot, de Schilt vlot in dem Blöde rot: dat möcht wol Gott erbarmen. Hier rasteten die Fürsten einige Tage und gedachten dann auf den Rath landeskundiger Führer über Hemmingsted gegen Heide vorzubrechen. Der Plan ward d»n Ditmarsen verrathen. Unweit Hemmingsted, an einer Stätte, die im Volke Dusenddüvelswarf genannt ward, wurde eine ganze Nacht von den Mann- schaften dreier Kirchspiele angestrengt an einer Schanze gearbeitet. Hier lagerte eine kleine Zahl von Ditmarsen unter der Führung eines tapferen Mannes, Wulf Jsebrant, bei Hamburger Bier und am warmen Feuer und erwarteten den Feind. Der 17. Februar brach an mit Regen und Schnee, und die Straßen wurden unwegsam und grundlos. Vergebens riethen der Marschall des Heeres, Hans

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 212

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
212 Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene war die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskindcr deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und stamm- verwandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gothenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fränkischen Landen wurden als Geiseln an seinem Hofe er- zogen neben Sprößlingen der Wanderstämme an der Wolga und der tar- tarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel - und Otternfelle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Con- stantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine zornigen Befehle ent- gegenzunehmen oder ihm demüthig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdem er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland ver- wüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschland nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Theile inzwischen die Westgothen nach ge- waltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutsch- . land ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, wie ein Heuschreckenschwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10,000 Burgunder dem Wcltstürmer Attila entgegen, aber vergeblich: in heldenmüthigcm Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgothcn und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christenthum zu schützen. Der römische Feldherr A6t ius und der Gothenkönig Th eo d ori ch brachten ein ge- waltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Chalons an der Marne, wohin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kampfes, der das Schicksal Europa's entscheiden sollte. Attila hatte die Nebermacht der Masse, der Einheit und der Fcldherrngabe; aber auf der Seite der Abendländer stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christenthum, für die Freiheit und den eigenen Herd, Deutsche aber fochten auf beiden Seiten, ja der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die West- gothen entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200,000 Menschen gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schon einen großen Scheiterhaufen von Pferdcsätteln errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorismund ward auf den noch blutigen Schild erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgothen

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 211

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
211 Ulphilas übersetzte schon die Bibel in's Deutsche. Du brachen aber um 375 aus den Steppen Asiens die ursprünglich in der Mongolei heimischen Hunnen hervor, ein Wildeshirtenvolk, das nur in Zelten zu wohnen pflegte und von Ort zu Ort wanderte, um Weide für sein Vieh zu suchen. Die Hunnen waren widerwärtig von Gestalt: klein, sehr breitschulterig, kräftig an den Armen, dagegen waren ihre Beine, weil sie fast unablässig aus ihren kleinen Pferden saßen, krumm und schwach. Sie hatten eine gelbe Gesichtsfarbe und sehr dünnen Bart; die Augen waren klein und schräggeschlitzt , die Nase breitgedrückt, die Lippen dick und aufgeworfen, die Ohren abstehend, der Hals kurz und fleischig. Sie nährten sich von Wurzeln der Steppen und halbröhem Fleisch, Milch gaben ihnen ihre Herden im Ueberfluß. Ihre Art zu kämpfen war wild und regellos; mit furchtbarem Geschrei überfielen sie den Feind, stoben aber sogleich wieder aus einander, um im nächsten Augenblick sich dahin zu werfen, wo sie eine Blöße be- merkten. Ihre abschreckende Häßlichkeit, ihre ungeheure Menge und die Geschicklichkeit, womit sie ihre kleinen Pferde zu tummeln und Pfeil und Bogen zu handhaben wußten, flößte den tapferen Gothen, die vorzugsweise mit dem Schwerte und zu Fuß kämpften, Furcht und Grauen ein. Diese vermochten daher ihnen nicht Stand zu halten und warfen sich ihrerseits auf das immer mehr wankende römische Reich; die Hunnen aber ließen es sich einstweilen in den von ihnen verlassenen Wohnsitzen am Schwarzen Meer und in Südrußland gefallen. Solange sie nur in vereinzelten Horden umherschweiften, waren sie für Europa nicht gefährlich; furchtbar aber wurden sie wieder, als der gewaltige Attila oder Etzel sie alle zu einem Reiche vereinigte und weiter nach Westen vordrang. Dieser merkwürdige Mann, den die Römer mit Grauen die Gottes- geißel nannten, weil er gesandt zu sein schien, um das ganze Abendland zu züchtigen, stand in der ganzen Häßlichkeit seines Stammes dennoch als Gebieter unter den hochgewachsenen Kriegsfürsten der Deutschen. Seine Haltung war stolz und vornehm, aus seinem scharf umherspähenden Auge leuchtete ein verschlagener Geist, sein starker Wille machte manchen kühnen Hilden erbeben. In dem heutigen Ungarn hielt er bald hier, bald da in hölzernen Hütten sein Hoflager; seine Umgebung führte von der reichen Beute, welche die Hunnen allenthalben machten, ein schwelgerisches Leben, aber er selbst war in Tracht und in täglichem Genusse von alterthümlicher Einfachheit. Wenn er Gäste empfing, ließ er diesen leckere Gerichte auf silbernen Scheiben vorlegen, und sie tranken aus goldenen und silbernen Bechern; er selbst aber aß von seiner hölzernen Tafel nichts als Fleisch, und sein Trinkgefäß war von Holz. Gewöhnlich thronte er in erhabener Abgeschlossenheit, nur wenigen Vertrauten war es erlaubt, ihn anzureden; sein Volk aber, das er von Sieg zu Sieg und von Raub zu Raub führte, verehrte ihn fast abgöttisch. Ueber seinen Getreuen waltete er gnadenvoll; höflich, freigiebig, gastfrei, verstand er immer auf's neue sie an sich zu fesseln. Eine halbe Million Krieger folgte seinem Ruf. Als Feldherr aber und Staatsmann war er rücksichtslos und kannte kein Erbarmen. 14 *

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 213

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
213 ausgerufen. Aber die, welche das Unglück verbunden, trennte das Glück. Aötius, auf seinen Ruhm und auf seine Macht eifersüchtig, schied sich von Thorismund und bewog diesen, in sein Land zurückzugehen. Zur Ent- schädigung für die Beute, die Astius sich vorweg genommen, erhielt Tho- rismund eine fünf Centner schwere Schüssel von Gold, mit den köstlichsten Edelsteinen besetzt, die man für die Tafel des berühmten von den Römern aus dem Tempel zu Jerusalem geraubten salomonischen Tisches gehalten hat. Im Jahre 452 zog Attila über die Alpen nach Italien. Honoria, des römischen Kaisers Schwester, soll sich ihm zur Gemahlin angeboten und ihn eingeladen haben, nach Rom zu kommen. Sie schmachtete des- halb zu Rom im Gefängnisse. Drei Monate lang hielt Aquileja die , Hunnen auf; endlich eroberten sie die Stadt und zerstörten sie gänzlich. Damals flohen viele Römer auf die kleinen sumpfigen Inseln des Adria- tischen Meeres und legten daselbst den ersten Grund der Stadt Venedig. Attila zog gegen Rom. Schon war man auf den Untergang bereitet, als plötzlich Rettung vom Himmel kam. Leo, Bischof von Rom, ein gottbe- geisterter Greis, zog an der Spitze der römischen Geistlichkeit, in priester- lichem Schmuck und mit feierlichem Gesänge, einer Taube des Friedens oder einem gottgcsandten Engel gleich, den wilden mordbegierigen und bluttriefenden Hunnen entgegen. Niemand wagte, die frommen Priester anzutasten. Sie kamen ungehindert vor Attila selbst, und dieser ward Durch den Anblick und die Worte Leo's bewogen, Rom zu verschonen und sogleich den Rückweg einzuschlagen. Die innere geistige Gewalt, womit die Erscheinung des heiligen Greises auf den Helden wirkte, ist in der Sage dergestalt bezeichnet worden, daß Attila über dem Haupte des Greises einen ungeheuren Riesen gesehen, der ihn drohend zurückgeschreckt habe. Auf dem Rückwege aus Italien starb Attila plötzlich. Er wurde mit großer Feierlichkeit zur Erde bestattet. Sein ganzes Heer ritt um seine Leiche. Sie ward in einen goldenen Sarg gelegt, der wieder in einen silbernen und dieser in einen ehernen. Alle, die an seinem Grabe ge- arbeitet hatten, wurden umgebracht, damit niemand es entdecken könne. 3. Bonisacius, der Apostel der Deutschen. Die Gothen und andere deutsche Stämme, welche durch ihre Wanderungen frühzeitig mit den Römern in Berührung kamen, waren dadurch bald zum Christenthum bekehrt worden, aber die Bewohner des eigentlichen Deutschlands verharrten noch im achten Jahrhundert bei ihrem heidnischen Glauben. Freilich war Chlodwig, der König der am Nieder- rhein wohnenden Franken, schon ihm Jahre 496 mit vielen Stammgcnossen getauft worden, und er und seine christlichen Nachfolger hatten, namentlich durch die Tapferkeit Karl Martell's, sich nicht nur das ganze Gallien, sondern auch die meisten deutschen Völker unterworfen, aber um die Aus- breitung des Christenthums hatten sie sich nicht gekümmert, und so war der von Columbanus, Gallus und anderen frommen Mönchen in

7. Geschichte des Mittelalters - S. 126

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
126 hinan. Der Rittersaal oder die Halle war der schönste Raum der Burg, freilich in der älteren Zeit nur sehr spärlich ausgestattet. Das Licht konnte nur durch kleine Luken eindringen; der Fußboden war anfangs nicht einmal gedielt, und die Wände waren einfach angestrichen. Er sah daher gewöhnlich nicht sehr einladend aus. Nahte jedoch ein Fest oder wurden vornehme Gäste erwartet, so wurde die Halle mit Teppichen, gewirkten Tapeten, Vorhängen, Kissen und Decken reich ausgeschmückt, dann brannten knisternde Feuer in den Kaminen, und viele Wachskerzen erhellten den Raum. Außer dem Rittersaale enthielt der Palas oft noch besondere Wohn- und Gastzimmer. Ein besonderes Gebäude, die Kemenate, enthielt die Wohn- und Arbeitsräume der Burgfrau und ihrer Gehilfinnen. Hier wurden schöne Festkleider für die Ritter und Edelfrauen, Satteldecken für die Pferde oder auch kostbare Altardecken genäht und gestickt, Linnen gesponnen und gewebt. Ein wichtiges Gebäude war auch das L>chnitzhaus, in dem Lanzen, Köcher, Bogen, Pfeile, Schilde und bergt angefertigt wurden. Endlich fehlte auch bei den meisten Burgen eine Kapelle nicht. Das Leben in der Burg war im Winter sehr einsam. Oft war der Ritter wochenlang von der Außenwelt völlig abgeschlossen. Man sah es daher besonders gern, wenn fahrende Sänger einkehrten und in Wort und Lied von den Taten kühner Ritter oder den Vorgängen im Reiche berichteten, oder auch der Liebe Lust und Leid besangen. Auch Pilger kehrten oft in den Burgen ein und wurden gastlich aufgenommen, desgleichen auch Hausierer, die Schmucksachen für die Damen feilboten. Schöner war das Leben im Sommer. Dann wurden oft frohe Feste gefeiert, bei denen Waffenspiele und Jagden, an denen sich auch die Damen beteiligten, nicht fehlen durften. Bei der Hauptmahlzeit, die gegen Abend abgehalten wurde, ging es dann hoch her; auf zinnernen und silbernen Schüsseln und Tellern wurden die Gäste reichlich mit köstlichen Speisen bewirtet, zu denen würziger Wein gereicht wurde; Sänger und Gaukler sorgten für die Unterhaltung, und reigenartige Tänze, an denen sich die Jugend fleißig beteiligte, beschlossen gewöhnlich die Feier.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 53

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
53 In Ungarn, wo vor Zeiten die Hunnen*) gehaust, hatte sich seit kurzer Zeit ein rohes, kriegerisches Volk, die Ungarn oder Magyaren, niedergelassen, welches vermutlich vom Kaukasus hergezogen war. Im höchsten Grade raubsüchtig, war es mit seinen neuen Wohnsitzen nicht zufrieden, sondern machte unaufhörliche Einfälle in Deutschland, Italien, Frankreich und Griechenland, führte unermeßliche Beute und Gefangene, besonders Weiber und Kinder, mit sich fort und beging die abscheulichsten Grausamkeiten. Und was diese Leute besonders gefährlich machte, war, daß man ihnen so schwer beikommen konnte; denn fast alle Jahre erschienen sie in einer andern Gegend. Schnell waren sie da, und ehe man Kriegsleute gegen sie zusammengezogen hatte, waren sie auf ihren kleinen, raschen Pferden auch schon wieder mit der gemachten Beute und den Gefangenen weiter gezogen. Sie waren eine große Landplage für unser Vaterland. Wie mancher Teutsche mußte es mit, ansehen, wie sie sein Weib und seine Kinder ihm unter vielen Schlägen wegführten, ohne die Hoffnung zu haben, sie je wieder zu sehen! Auch unter Heinrich machten die Ungarn Einfälle in Sachsen, verheerten das ganze Land, verbrannten die offenen Städte, ermordeten viele Menschen und trieben andern greulichen Unfug, und Heinrich, der sonst so tapfer war, konnte nicht einmal sein eigenes Land gegen sie schützen. Als sie aber im Jahre 924 wiederum in Sachsen einfielen, gelang es seinen Mannen, einen ungarischen Häuptling gefangen zu nehmen. Die Ungarn boten für feine Freilassung ein bohes Lösegeld: aber Heinrich machte ihnen einen andern Vorschlag. Er wollte sich verpflichten, ihnen einen jährlichen Tribut zu zahlen, wenn sie nicht wieder in fein Land einfielen. Die Ungarn waren es zufrieden, und es wurde ein neunjähriger Waffenstillstand abgeschlossen. Diese neun Jahre benutzte Heinrich fleißig, um sich für den notwendig darauf folgenden Entscheidungskampf vorzubereiten. Weil *) Die Hunnen waren bald nach Attilas Zeit von den Gepiden nach Asien zurückgetrieben worden.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
Geschichte des Xhittelalters. Dom Untergänge des weströmischen Kelches dis zum Kegino der gefonnation, 476—1517. Erste Periode. Pom Untergänge des abendländischen Kaisertums bis zum Tode Karls des Großen, $76—8^. 1. Die Germanen vor und während der Völkerwanderung. Durch den Staatsstreich Odoakers war das weströmische Reich in Trümmer gesunken. Ein germanischer Feldherr hatte ihm ein Ende gemocht, und germanische Stämme teilten sich in die Provinzen des Weltreiches und traten dadurch die Hinterlassenschaft der Römer an. Wir werden daher, bevor wir dem weiteren Verlause der Ereignisse folgen, einen Blick ans das Leben und die Sitten der (Sermonen vor und während der Völkerwandernng werfen. Die ersten ausführlichen Nochrichten über dos Leben unserer Vorfahren gibt uns der römische Geschichtsschreiber Tacitus, der noch einer längeren Forschungsreise durch Deutschland um das Jahr 100 n. Chr. seine „Germania" schrieb. Zu seiner Zeit bezeichnete man als Germanien das Land von den Vogesen, der Maas und der Schelde bis zur Weichsel und dem Pregel. Im Süden Meisterwerke. Bd. Viii. Nösselt, Weltgeschichte Ii. 1

10. Geschichte des Mittelalters - S. 2

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
2 bildete die Donau die Grenze, und im Norden reichte es bis zum Skager Rak. Noch „starrte das Land von Wäldern und Sümpfen", und in den ausgedehnten Urwäldern boten Hirsche, Elentiere und Rehe, Auerochsen, Wölfe und Bären dem Jäger willkommene Bente; doch gab es auch gutes Ackerland, auf dem Gerste und Hafer, Hanf und Flachs, auch wohl Bohnen, Linsen und Erbsen wuchsen, und große Weideflächen, auf denen Rinder- und Pferdeherden, die den Stolz ihrer Besitzer bildeten, reichlich Nahrung fanden. Die Völkerstämme, die Germanien bewohnten, fühlten sich lediglich durch die gemeinsame Sprache, Sitte und Religion als ein zusammengehöriges Volk; ein staatliches Band bestand nicht zwischen ihnen. Ja, sie bezeichneten sich nicht einmal mit einem gemeinsamen Nomen; der Name Germanen, der nach einigen Sprachforschern „Männer des Ger", nach anderen „Rufer im Streit" bedeutet, wurde ihnen von den Römern beigelegt, die ihn wahrscheinlich von den Galliern gehört hatten. Zur Zeit des Tacitus wohnten die Goten zwischen Weichsel und Pregel, die Burgunder und Vandalen zwischen Weichsel und Oder, die Semnouen in der Provinz Brandenburg, die Rugier in Pommern, die Hermunduren in Thüringen, die Markomannen in Böhmen, die Angeln und Sachsen (früher auch die Cimbern und Teutonen) auf der Cimbrischeu Halbinsel, die Friesen und Bataver im Rheindelta, die S i g a m b r e r an der Sieg, die Chatten in Hessen und die Cherusker in Westfalen. Am Ende des zweiten und im Anfange des dritten Jahrhunderts verschoben sich die Grenzen wesentlich. Wir haben schon gehört, daß die Goten nach Süden wanderten und sich in den nördlich vom Schwarzen Meer gelegenen Ländern ausbreiteten, auch daß die Vandalen, die Semnonen und die Burgunder ihre Wohnsitze verließen. In die frei gewordenen Länder rückten von Osten her slavische Volksstämme ein. So ging alles Land bis zur Elbe für die Germanen verloren und mußte später in jahrhundertlangen Kämpfen zurückerobert werden. Bei den zurückbleibenden Stämmen bildeten sich durch Wanderung, Eroberung und freiwillige Vereinigung Völkerbünde, von denen die Alemannen in Süddeutschland, die
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