Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
342
1865, 14. August. Im Gast ein er Vertrag einigen sich die beiden Mächte dahin, daß Österreich Holstein, Preußen aber Schleswig und Lauer:bürg zur Verwaltung übernimmt.
5. Der Deutsche Arieg. *866.
1866, 8. April. Preußen schließt ein Bündnis mit Italien.
1. Juni. Österreich will die schleswig-holsteinsche Frage durch den Bund entscheiden lassen.
3. Juni. Preußen erklärt, daß dadurch der Gasteiner Vertrag vom 15. August 1865 gebrochen sei.
7. Juni. Manteuffel vertreibt dir Österreicher aus Holstein.
14. Juni. Der Bundestag beschließt, die Bundesarmee gegen Preußen mobil zu machen; infolgedessen erklärt Preußen seinen Ausritt aus dem Bunde.
16. Juni. Der Krieg beginnt; auf Österreichs Seite stehen Hannover, Bayern, Sachsen, Württemberg, Kurhessen, Hessen-Darrnstadt, Nassau und Baden.
27. Juni. Dle Hannoveraner schlagen sich in der Schlacht bei Langensalza mit großer Tapferkeit, müssen aber, da am folgenden Ruhetage frische preußische Truppen ankommen, am 29. Juni kapitulieren.
26.—30. Juni. Die Preußen fechten siegreich in Böhmen bei Trauten au, Nachod,Skalitz,Soor,Münchengrätz,Gitschin.
3. Juli. In der Entscheidungsschlacht bei Königgrätz werden die Österreicher völlig geschlagen; Benedek muß sich bis Wien zurückziehen.
4.-24. Jnli. Auch der Krieg in Süddeutschland, der „Mainfeldzug", fällt glücklich für Preußen aus. Die Preußen siegen bei Dermbach, Kissingen, Aschaffenburg, Tauberbischossheim und Würzburg.
23. August. Im Frieden von Prag scheidet Österreich aus Deutschland aus, zahlt 20 Millionen Thaler Kriegskosten und giebt Preußen freie Hand, die deutschen Verhältnisse nördlich vom Main zu ordnen.
Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen, Nassau und Frankfurt werden Preußen einverleibt, und der „Norddeutsche Bund" unter Führung Preußens wird gebildet. Die „Mainlinie".
24. August. Der Bundestag findet sein Ende im Gasthofe zu den drei Mohren in Augsburg.
1867, 24. Februar. Der erste Reichstag des Norddeutschen Bundes wird eröffnet.
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Extrahierte Personennamen: August Lauer August Manteuffel Benedek Jnli August August
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Italien Holstein Hannover Bayern Sachsen Württemberg Kurhessen Hessen-Darrnstadt Nassau Baden Langensalza Wien Süddeutschland Dermbach Kissingen Aschaffenburg Tauberbischossheim Würzburg Prag Deutschland Main Schleswig-Holstein Hannover Hessen Nassau Frankfurt Augsburg
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2. Dezember. Napoleon besiegt die Verbündeten in der Dre kaiserschlacht bei Austerlitz.
26. Dezember. Im Frieden zu Preß bürg werden zur Belohnung für treue Dienste die Kurfürsten Bayern und Württemberg zu Königen, der Kurfürst von Baden zum Großherzog erhoben; außerdem werden ihre Länder auf Kosten Österreichs vergrößert.
1806, 12. Juli. Die deutschen Fürsten treten mit Ausnahme von Österreich und Preußen zum Rheinbund zusammen; Napoleon ist dessen Protektor.
6. August. Franz Ii. legt die deutsche Kaiserkrone nieder und nennt sich von jetzt an „Kaiser von Österreich". Das Deutsche Reich ist aufgelöst.
26. August. Der Buchhändler Palm wird wegen der „Verbreitung von Schandfchriften gegen Se. Majestät den Kaiser" (es war die Flugschrift: „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung 1806") zu Braunau erschossen.
8. Oktober. Preußen erklärt gegen Napoleon, der ihm Wesel, Essen und Verden weggenommen hatte, den Krieg.
10. Oktober. In dem Reitergefecht bei Saalfeld fällt der Better des Königs, Prinz Louis Ferdinand.
14. Oktober. Die Preußen werden in der unglücklichen Doppelschlacht bei Jena und Anerstädt geschlagen: bei Jena unter dem Fürsten von Hohenlohe durch Napoleon, bei Auerstädt unter dem 71jährigen Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Vraunschweig durch Davoust.
27. Oktober. Die Franzosen ziehen in Berlin ein; König Friedrich Wilhelm 111. muß nach Königsberg fliehen; die Festungen Erfurt, Magdeburg, Spandau u. a. kapitulieren fast ohne Schwertstreich; nur Kolberg unter Gneisenau, Schill und Nettelbeck und Graudenz unter Eourbiere leisten Widerstand.
7. November. Blücher muß sich mit 7000 Mann in der Nähe von Lübeck ergeben, „weil er kein Brot und Pulver mehr habe."
1807, 7. und 8. Februar. Unentschiedene Schlacht bei Preußisch-Eylan zwischen Franzosen einerseits und Russen und Preußen anderseits.
10. Juni. Die Russen siegen bei Heilsberg.
14. Juni. Napoleon schlägt die Russen bei Friedland.
7—9. Juli. Im Frieden zu Tilsit muß Preußen alle Gebiete westlich von der Elbe abtreten.
18. August. Napoleon gründet das Königreich Westfalen unter Jeröme Bonaparte; „morgen wieder lustik!"
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schloß e i n Zollverein Preußen gegen Deutschland und das Ausland.
Dabei ergab es sich als ein großer, durch die geogra- ^er ^ phische Gestaltung Preußens herbeigeführten Übelstand, daß wegen des Abstandes der westlichen von den östlichen Provinzen verein zwei verschiedene Zollgebiete nötig wurden, was natürlich unverhältnismäßige Kosten verursachte. Die preußische Regierung bot daher alles auf, um durch eine Zollvereinigung mit andern Staaten diese Lücke auszufüllen. Es gelang ihr, die beiden 5)essen dafür zu gewinnen (1828 und 1831). Gleichzeitig waren andere ähnliche Vereine in der Bildung begriffen, so ein süd deutscher zwischen Bayern, Württemberg, den beiden Hohen-zollern, so der „Mitteldeutsche Handelsverein" (Sachsen, Hannover, Braunschweig u. s. w.). Endlich trat 1834 der große preußisch-deutsche Zollverein ins Leben, der außer Preußen, deu anhaltinischen Ländern und den beiden Hessen, auch Sachsen, Bayern, Württemberg und die thüringschen Staaten in sich schloß, dem später auch Nassau, Baden, Frankfurt, Luxemburg und Bayern beitraten. Die Zollschranken zwischen diesen Ländern fielen; alle Erzeugnisse des einen Landes (mit alleiniger Ausnahme von Bier und Branntwein) gingen zollfrei nach allen anderen Ländern des Zollvereins. Nach außen bildeten diese verbundenen Länder ein gemeinsames Zollgebiet.
Die von außen in dieses Gebiet eingehenden Waren wurden da, wo sie eingingen, versteuert und konnten dann ebenfalls frei im ganzen Zollverein zirkulieren. Die davon erhobenen Zölle flössen in eine gemeinsame Zolloereinskasse und wurden von dieser aus an die einzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Damit waren zwei ganz bedeutende wirtschaftliche Vorteile erreicht: Handelsfreiheit im Innern und eine einheitliche Handelspolitik nach außen. Der Zollverein war eine Macht und konnte als solche mit fremden Staaten viel leichter günstige Handelsverträge abschließen, als dies ein einzelner Staat, selbst Preußen, vermochte. Die Finanzen der so verbündeten Staaten gewannen ebenfalls bei dieser Vereinigung. Die Gesamteinnahme des Zollvereins vermehrte sich von 1834 bis 1842 von 36 auf 63 Millionen Mark, also im Verhältnis von 4 zu 7, während die Kopfzahl der Zollveceinsbevölkernng nur wie 4 zu 5 gestiegen war. Zugleich ergab sich aus dieser Steigerung der
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bafs Preußen und Österreich, jenes über die Elbe, dieses über den Inn nach Osten geschoben wurden und beide von dem neuen Buude ausgeschieden blieben. Aus dem übrigen deutscheu Boden aber wurde eine Anzahl Mittelstaaten errichtet, groß genug, um sich im Innern ein festes Staatsbewußtsein zu erzeugen, aber nicht kräftig genug, um nach außen sich zu wahrer Selbständigkeit zu erheben — oder mit andern Worten, stark genug, um die Zerspaltung Deutschlands, und schwach genug, um die Oberhoheit Frankreichs zu verewigen. Zu diesen Zwecken wurden im Süden die königlichen Kronen von Bayern und Württemberg, die großherzoglichen von Baden, Hessen-Darm-stadt it. s. w., im Norden aber die Königreiche Westfalen und Sachsen sowie das Großherzogtum Berg geschaffen. Immerhin aber zeigte sich bei diesen Einrichtungen ein großer Unterschied zwischen dem Norden und dem Südeu.
Es waren einheimische Fürsten, welche in Süddeutschland durch freiwilligen Anschluß an Napoleon zur Macht gelaugt waren. Ein großer Teil ihrer Unterthanen war altangestammte Bevölkerung, und die Einwohner der annektierten Zwergstaaten fanden durch den Wechsel ihre Lage selten verschlechtert, ost verbessert. Dabei ließ Napoleon, auf die Zuverlässigkeit seiner Basallen vertrauend, sie in ihrer innern Verwaltung nnbelästigt, wenn sie ihm die geforderte Truvpenmacht pünktlich stellten. Ihre Soldaten fochten dann gegen Preußen und Österreich und breiteten deu Stolz auf die Siege des Unüberwindlichen in weite Kreise der Heimat aus. So kam es, daß, wo im Lande Unzufriedenheit über Beamteuwillkür und Steuerdruck entstand, die Beschwerden darüber sich weniger gegen Napoleon als gegen die einheimische Regierung richteten. Im übrigen lebten Bürger und Bauern in den altgewohnten Sitten weiter; es entwickelte sich starke Sehnsucht nach liberaler Rechtssicherheit, aber sehr wenig Drang auf nationale Befreiung.
Ganz anders in Norddeutschland westlich der Elbe. Mit Ausnahme einiger bedeutungsloser Kleinstaaten waren hier die einheimischen Fürsten verjagt und das Land die Kriegsbeute des fremden Eroberers geworden. In Westfalen und Berg herrschten bonapartische Prinzen; das linke Rheinufer, Oldenburg, ein Teil Hannovers, die Hansestädte verfielen unmittelbar der französischen Verwaltung. Eine Menge französischer Beamten, Offiziere und Besatzungen hielten das Land unter
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Teil der Oberlausitz, den wittenbergischen Kreis, Teile der Kreise von Meißen und Leipzig n. a., im ganzen 374 Quadratmeilen mit 845 000 Einwohnern; es bekam seine älteren Besitzungen zwischen Rhein und Elbe fast vollständig wieder; Westfalen, de» größten Teil des Kurfürstentums Köln, die nasfanischen Fürstentümer Tietz, Siegen, Hadamar, Dillenburg, von französischen Gebieten einige Departements an der Mosel und Maas; einen Teil seiner polnischen Besitzungen; von Dänemark, dem es dafür Laueuburg überließ, den vormals schwedischen Teil von Pommern. Es gelangte so in der That wenigstens der Seelenzahl, wenn mich nicht den Quadratmeilen nach wieder auf den Stand wie vor dem Tilsiter Frieden. Aber es verzichtete auf das wichtige Ostfriesland und damit auf die überaus wichtige Stellung an der Nordsee, wie aus die eilten Besitzungen seines Herrscherhauses in Süddeutschland, die fränkischen Fürstentümer; es erhielt ein Landgebiet, das überall offen, in langer Linie von Memel im äußersten Nordosten Deutschlands bis Saarbrücken im äußersten Südwesten reichte, und hatte also, vou Österreich und Schweden ganz abgesehen, künftig seine Grenzen zugleich gegen Rußland und gegen Frankreich, gegen ein Riesenreich von damals etwa 40 und einen festgefügten Staat von 28 Millionen zu hüten; zwischen seine östlichen und westlichen Provinzen, den Staat in zwei Stücke zerschneidend, schoben sich eifersüchtige Mittelmächte und Kleinstaaten, Hannover, Braunschweig, Hessen ein; und während es so nach allen Seiten dem Angriff von außen Blößen bot, öffnete sich zugleich in den inneren Schwierigkeiten ein breites Thor, indem drei Fünftel seiner Unterthanen protestantisch, zwei Fünftel katholisch waren, uni) die letzteren, vorwiegend dem westlichen Stück des Staates angehörig, die Wirkung der natürlichen und geschichtlich ausgeprägten Verschiedenheit der westdeutschen und nordostdentschen Bevölkerung verstärkend, eine innere Verschmelzung der beiden Staatshälften, welche an sich seine leichte Aufgabe war, noch erheblich erschwerten.
31. Dir ;wei Helden des Befreiungskrieges: Blücher und Gneifenau.
Karl Aug. Varnhagen von Ense, Biographische Dentinale. 2te Ausgabe. Berlin 1851.
1.
Blücher war von großer, schlanker Gestalt, von wohlgebildeten, starken Gliedern. Das Alter weniger als Krankheitsleiden gaben ihm zuletzt eine vorwärts gebeugte Haltung. Doch sein Haupt erhob sich in aller Schönheit, welche das Alter, das so vieles nimmt, verleiht. Ein herrlicher Schädel, nur noch spärlich bedeckt von grauen Haaren, eine prächtige Stirne, eine starke, gekrümmte Nase, scharfe, heftig rollende uni) doch im Grunde sanft blickende hellblaue Augen, dunkelgerötete Wangen, ein feiner, aber vom starken, herabhängenden Schnurrbart fast überschatteter Mund, ein mohlgesormtes starkes Kinn, — alles dies stimmte zu einem kräftigen Menschenantlitz überein, dessen ausgearbeitete Züge
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Leider lies; sich Friedrich Wilhelm durch den Widerstand, tu eichen die Einführung der Agende bei einer großen Zahl lutherischer Gemeinden, besonders in Schlesien und Pommern erfuhr, zu Gewaltmaßregeln hinreißen, lue (che auch auf die Durchführung der Union ihre Rückwirkung ausübten. Die völlige Trennung vieler Gemeinden von der Landeskirche, Auswanderung vieler treuen Lutheraner und selbst Einkerkerung von Geistlichen war die Folge solcher Maßregeln. Es war namentlich ein großer Fehler, daß nicht die Gemeinden, sondern mir ihre Geistlichen befragt wurden. Bei alledem sollte man aber die großen Verdienste nicht vergessen, die sich König Friedrich Wilhelm Iii. dadurch erworben hat, daß er ans dem liturgischen Gebiete der bisherigen schrankenlosen Willkür ein Ziel gesetzt, und es nicht übersehen, daß er auch in Fehlgriffen feinen traten Eifer für die Kirche bewährt hat.
34. Der preumch - deutsche Zollverein.
Karl Biedermann, Deutsche Volts und .Kulturgeschichte. 2. Band. 2te 9(ufl.
Wiesbaden 1892.
Nach dem Aufhören der K o n t i n e n t a l s p e r r e erfolgte ein massenhaftes Einströmen englischer Waren nach Deutschland. Das dadurch erzeugte Bedürfnis eines wirksamen Schutzes der nationalen I n d u st r i e veranlaßte die deutschen Fabrikanten, sich mit einem gemeinsamen Gesuch tun Herstellung eines solchen Schutzes an den Bundestag zu tuenden. Dieser Schritt blieb ohne Erfolg. Inzwischen hatte die preußische Regierung für ihre Staaten ein gemäßigtes Schutzzollsystem eingeführt (1818). Dabei ergab es sich als ein großer, durch die geographische Gestaltung Preußens herbeigeführter Übelstand, das; wegen des Abstandes der westlichen von den östlichen Provinzen zwei verschiedene Zollgebiete nötig wurden, was natürlich unverhältnismäßig Kosten verursachte. Die preußische Regierung bot daher alles auf, um durch eine Zoll-einignng mit andern Staaten diese Lücke auszufüllen. Es gelang ihr, die beiden Hessen dafür zu gewinnen (1828 und 1831). Gleichzeitig waren andere ähnliche Vereine in der Bildung begriffen, so ein süddeutscher zwischen Bayern, Württemberg, den beiden Hohenzollern, so der „Mitteldeutsche Handelsverein" (Sachsen, Hannover, Brannschweig it. s. w.). Endlich trat 1834 der große „preußisch-deutsche Zollverein" ins Leben, der außer Preußen, den anhaltinischen Ländern und den beiden Hessen auch Sachsen, Bayern, Württemberg, die thüringischen Staaten in sich schloß, dem später auch Nassau, Baden, Frankfurt, Luxemburg, Brannschweig beitraten, so daß derselbe im Jahre 1842 ein Gebiet von 8245 Quadratmeilen mit 281/2 Millionen Einwohnern umfaßte. Die Zollschranken zwischen diesen Ländern fielen; alle Erzeugnisse des einen Landes (mit alleiniger Ausnahme von Bier und Branntwein, für welche eine sogenannte „Ubergangsabgabe" entrichtet werden mußte) gingen zollfrei nach allen andern Ländern des Zollvereins. Nach außen bildeten diese verbundenen
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26
delegierten Bundesabgeordneten eine aus der direkten Wahl hervorgehende Nationalvertretung gesetzt werden. Die preußischen „Vorbedingungen" nannte der österreichische Minister Gras R e ch b e r g Irrtümer und schreiende Widersprüche, in die sich, wie man leicht nachweisen könne, die preußischen Minister verworrenermaßen verwickelt hätten.
3. Der schleswig - holsteinische Krieg.
S. W i d in a n n, Geschichte des deutschen Volkes. Paderborn 1894.
Ist das Nervensystem eines Körpers im Zustande der Erregung, dann bedarf es nur eines kleinen Anlasses, mit eine akute Krankheit zum Ausbruche zu bringen. In erregten Zeiten genügt ein Ärgernis, um den Nationalgeist zu fieberhafter Thätigkeit zu erhitzen. So ging es mit der s ch l e s w i g - h o l-steinis ch e it Frage.
Um die Angelegenheit voll und ganz zu verstehen, ist ein Zurückgreifen in entfernte Zeiten unerläßlich. Seitdem die Mark Schleswig von Konrad Ii. (1026) an Knud den Großen von Dänemark abgetreten war, bildete die Eider, der Grenzfluß zwischen Schleswig und Holstein, auch die Grenze zwischen Dänemark und dem deutschen Reiche. Übergriffe der Dänen wiesen die Holsteiner unter ihren Grasen aus dem Hause Schauenburg wiederholt kräftig zurück und unterstützten auch die Schleswiger, mit denen ihnen Sprache und Sitte gemein war, gegen den dänischen König. Im Jahre 1386 erhielt Gert Vi. von der Königin Margarete sogar Schleswig als erbliches Herzogtum. Als nach dem Aus-sterben der Rendsburger Linie des Hauses Schauenburg mit Adolf Viii. 1459 dessen Neffe Chri st i a n von Oldenburg, der schon 1448 König von Dänemark geworden war, von den Ständen beider Fürstentümer zum Herzog von Schleswig und Grasen von Holstein gewählt wurde (1460), mußte er versprechen, daß beide Länder „up ewig ungedeelt" bleiben sollten. Die staatsrechtliche Einheit blieb trotz wiederholter Teilung der Einkünfte erhalten. Die Auslösung des deutschen Reiches führte die äußere Abtrennung dieser Lande herbei. Als aber 1815 Holstein mit Sauen bürg von neuem als ein Glied des deutschen Bundes erklärt ward, regte sich das Gefühl der Zugehörigkeit zu Deutschland auch in den Schleswigeru um so lebhafter, als Dänemark mit heimlichen und offenen Mitteln die Danisiernng der Bevölkerung betrieb. Der alte gemeinsame Landtag ward nicht wiederhergestellt. Das Einzige, was nicht Bitten und Beschwerden, sondern nur Furcht erpreßte, war die Bewilligung von Pro-vinzialständen (1834). Die herrschende Gärung wurde verstärkt durch die Ungewißheit der Zukunft. Von dem allein in den Herzogtümern zur Nachfolge berechtigten Man n es stamme der in Dänemark regierenden Oldenburger waren nur noch zwei Glieder übrig, Christian Viii. und dessen kinderloser Sohn, der Kronprinz Friedrich. Starben diese, so konnten in Dänemark zwar nach der lex regia von 1665 die Nachkommen des Weiberstammes folgen, in dem
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Freunde, zu offenem Bruche mit Preußen zu gelangen, daß die Abstimmung über deu österreichischen Antrag schon nach drei Tagen angesetzt wurde. Ter preußische Bundestagsgesandte von S a v i g n y legte Verwahrung gegen die augenfällige Verletzung der durch die Bundesverfassung vorgeschriebenen Formen ein und enthielt sich der Abstimmung. Das Ergebnis derselben war, daß neun Stimmen für den Antrag abgegeben wurden, nämlich Österreich, die vier Königreiche, beide Hessen, Nassau und die Kleinstaaten der sechzehnten Kurie, dagegen Weimar und die thüringischen Staaten, ausgenommen Meiningen, Luxemburg, beide Mecklenburg, Oldenburg, Anhalt, Schwarzburg und die freien Städte außer Frankfurt — zusammen fünf Stimmen — gegen den Antrag stimmten. Baden stimmte nicht mit.
Savigny erhob sich, erklärte durch den gefaßten Beschluß den Bundesvertrag für gebrochen, den Bund damit für aufgelöst, und verließ die Bundesversammlung. Tie Bundesmehrheit protestierte zwar gegen diese Auffassung, erhielt aber ihren Beschluß aufrecht. Und wirklich stand nicht bloß die Mehrheit der Regierungen, sondern auch die Mehrheit des deutschen Volkes gegen Preußen. Tie Meinung war, daß Bismarck zur Überwindung des auf das heftigste erhitzten Konfliktes mit dem preußischen Abgeordnetenhanfe des Krieges bedürfe: so wenig wußte man seine großen Gedanken zu verstehen. Ter Nationalverein legte Protest gegen den Ausbruch des Krieges ein und wies das preußische Bundesreformprojeft zurück, der Abgeordnetentag in Frankfurt verurteilte das Ringen Preußens als einen „Kabinettskrieg", der nur dynastischen Zwecken diene. Es fanv soweit, daß auf Bismarck selbst in Berlin ein Mordversuch (7. Mai) gemacht wurde. Wie es scheint, hatte die Kunde von der bevorstehenden Auflösung des preußischen Abgeordnetenhauses — sie erfolgte eint 9. Mai — den exaltierten Attentäter angestiftet; aber der Mordanschlag weckte nur die allgemeine Sympathie für den nur leicht verletzten Grafen.
Besonders kriegerisch war Süddeutschland gegen Preußen gestimmt. Tas bayerische Abgeordnetenhaus bewilligte mit sehr großer Majorität die 31 Millionen Gulden, welche von der Pfordten für den Krieg forderte; in Württemberg stimmten von neunzig Abgeordneten nur acht für Bewahrung der Neutralität; selbst in Baden wurde der Großherzog zur Berufung des Ministeriums Edelsheim gedrängt, welches sofort auf Österreichs Seite trat. Indes mit dem Preußen angedrohten Einmarsch zögerten die kriegslustigen Süddeutschen doch bedächtig: sie warteten ruhig Preußens Angriff ab.
5. Der deutsche Krieg.
Karl Biedermann, Dreißig Jahre deutscher Geschichte 1840—1870. 2. Band.
3te Aufl. Breslau o. I.
Mit der Annahme des österreichischen Antrags vom 11. Jnni ant Bundestage und mit der darauf erfolgten Lossagttng Preußens vom Bunde war der
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
untrennbaren Schleswig- Holstein aber nur Glieder der in ä n n (i ch e n ^eiteu-verwandtschaft, und zwar zunächst Herzog Christian August von Augustenburg. Auf eine Eingabe der holsteinischen Stänbeüerfammlung, in welcher diese Verhältnisse klargestellt waren, ließ Christian Viii. die Erbfolgefrage untersuchen und antwortete am 8. Juli 1846 mit einem „offenen B riefe". In biesem erklärte er. daß die Einheit der gesamte n baulichen Monarchie unter dem erbberechtigten Nachfolger aus der weiblichen Linie erhalten bleiben werbe, wenngleich für Holstein ein anberes Erbrecht gelte. Die Rechte Holsteins und des hier erbberechtigten Augusteuburgers sollten also verletzt werben; die Hoffnung Schleswigs, durch das Recht der Zusammengehörigkeit mit Holstein für den Fall des Aussterbens des Mannesftammes von der lästigen Herrschaft Dänemarks befreit zu werben, war vernichtet. Je eifriger eine politische Partei des Königreichs die vollstänbige Einverleibung „des Laubes bis zur Eiber" forberte, beiher die „Eiberbänen" genannt, befto mehr Proteste und Be-schwerben erfolgten von seiten der Herzogtümer, die sich nicht nur in ihrem Rechte und in ihrer Freiheit, soitbern auch in ihrer Rationalität bedroht sehen mußten. Die vertrauensselige Antwort des Bunbestags aus die Beschwerbe der Schleswig - Holsteiner, welche der Schleswigs nicht gebachte, bezüglich der Holsteiner aber die Erwartung aussprach, der König von Dänemark werbe wohl keine Rechte verletzen, vermochte die aufgeregten Gemüter so wenig zu beruhigen, als das Versprechen des letzteren, für den Gesatutstaat eine konstitutionelle Verfassung erlassen zu wollen. Das beutsche Volk aber, voller Mitgefühl und Begeisterung für den „verlassenen Bruberstamm", protestierte mit biesem gegen Vergewaltigung in Wort und Schrift und Saug. Der von M. F. Chemnitz im Jahre 1844 gebichtete Gruß an Schleswig-Holstein erklang in Nvrb und Süb:
„Schleswig - Holstein, meennnschlungen,
Deutscher Sitte hohe Wacht!
Wahre treu, was schwer errungen,
Bis ein schönrer Morgen tagt!
Schleswig - Holstein, stammverwandt,
Wanle nicht, mein Vaterland!"
Als nach dem Tode Christians Viii. (20. Januar 1848) besten Nachfolger F r i e b r i ch Vii. die verheißene G e s a m t st a a t s - Verfassung sofort erließ, brach die Unzusriebenheit in allen Kreisen los. Die Eiberbänen fanden die Sicherstellnng Schleswigs für Dänemark nicht ausreichen)) und bemonstrierten öffentlich für Einverleibung besselben. Die Schleswig - Holsteiner verlangten eine besondere Verfassung für sich und die Ausnahme Schleswigs in den beut-scheu Bund. Die Antwort ans die Demonstration der Eid erd ä neu war die Bildung einer provisorischen Regie r u n g in Holstein und der Beschluß des Vorparlaments in Frankfurt, Schleswig in den deutschen Bund
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Extrahierte Personennamen: Christian_August_von_Augustenburg August Christian_Viii Christians
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Wallung vorbereitete und als gemeinschaftliche Angelegenheiten die auswärtigen Angelegenheiten, Krieg, Marine und einen Teil der Finanzen bezeichnete. „Tie abministrative Union der Herzogtümer soll aufrecht erhalten werben," — schrieb am 8. Januar 1851 der Abteiluugschef des vierten preußischen Armeecorps in Magbebnrg, kein Geringerer als Helmnth von Moltke, an seine Frau — „sind sie aber erst unter einem Fürsten vereint, so Hinbert ja nichts, daß sie dann auch die politische Union ins Werk richten. Jetzt, wo der Mannesstamm der filteren Linie noch nicht erloschen, geht das natürlich noch nicht an." Wie richtig biefe Prophezeiung war, zeigte sich ein Jahrzehnt später. Einstweilen begnügte sich die baltische Togge durch Zähnefletsche« und grimmiges Knurren ihrem Ingrimm Luft zu machen und die ihr lästigen Personen mit deutschem Biedergesichte aus dem Bereiche ihrer Kette hinauszubeißen. Eiue Zollgrenze schieb an der Eider die beiben Länder, welche „np einig uugebeelt" bleiben sollten. In Olmütz war mit der schleswig - holsteinischen Angelegenheit auch die deutsche Frage entschieden, bis ans weiteres: beides sollte miteinander endgültig zur Entscheidung kommen.
Seitdem Schleswig-Holstein dem Wohlwollen Dänemarks überantwortet war, empfand es dessen lebhafte Fürsorge je länger, desto unangenehmer. Tie Tauisierung vornehmlich Schleswigs geschah mit allen Mitteln, durch Verordnungen, Gesetze, Gewaltmaßregeln in allen Zweigen des öffentlichen Lebens, in Kirche, Schule, Militär, Verwaltung, Presse und so fort. Tie eiderdänische Partei ruhte nicht, bis sie durch die G e s a m t st a a ts v e r f a s s n n g vom 2. Oktober 1855 die Rechte der Herzogtümer vernichtet sah. Beschwerden der holsteinischen Stände bewogen den deutschen Bundestag zu diplomatischen Verhandlungen, und dessen Eintreten führte auch die Aufhebung dieser Verfassung für Holstein herbei (1858), für Schleswig eine nur um so ärgere Knechtung. Als Antwort ans alle Proteste Österreichs und Preußens verkündete das „ k ö it t g 11 ch e Patent" vom 30. März 1863 die Tren n u n g der Herzogtümer und, wenn man aus dem künstlich verschlungenen Knoten das Ende her-answand, die Einverleibung Schleswigs in den Staat Tänemark. Trotz neuer Proteste des Bundestages und der Ausstellung eines Exekntions-corps erhält die neue Verfassung am 18. November 1863 die Genehmigung des bänifchen Reichsrates und ant 18. November die Bestätigung durch den neuen König Christi a n Ix., den „Protokollprinzen", welcher nach dem Tode Friebrichs Vii. (15. November) den Thron bestiegen und dem Drängen der Eiderdänen feilten besseren Willen geopfert hatte. Ant 16. November aber erklärt auch der Prinz F r i e d r i ch von Augusteuburg sich als rechtmäßigen. Herzog von Schleswig - Holstein unter dem Namen Friedrich Viii., freudig aufgenommen von der Bevölkerung, herzlich begrüßt von der Mehrheit des deutschen Volkes, begünstigt zugleich von den deutschen Mittelstaaten, welche das Londoner Protokoll nicht anerkannt hatten. Preußen und Österreich, durch dasselbe gebunden, konnten sich auf die Erbrechtfrage zunächst nicht einlassen.
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Extrahierte Personennamen: Helmnth_von_Moltke Friedrich_Viii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Magbebnrg Olmütz Schleswig-Holstein Holstein Schleswigs Christi Schleswig Holstein