1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
382 Erstes Kapitel.
Im Norden des Bezirks der Kreis Tecklenburg; derselbe enthält die Ausläufer
des Teutoburgerwaldes und das Jbbenbürener Steinkohlengebirge; Acker-und Garten-
land tritt zurück, ausgedehnt dagegen sind die Weiden (über 36 Proz.); wichtiger
Steinkohlenbergbau; die Bevölkerung weit überwiegend evangelisch. Der Kreis ist
aus den ehemaligen Grafschaften Tecklenburg und Lingen gebildet. Darin: Tecklen-
burg , Kreisstadt auf dem Teutoburgerwalde, 897 Einwohner. Schloßruine, Lein-
wandweberei und etwas Tabakfabrikation. — Südlich davon Lengerich; Stadt und
Bahnstation in der Nähe des Teutoburgerwaldes, 2022 Eiuwohuer. Zahlreiche Kalk-
öfeu, Fabrikation von Drahtseilen, Apothekerkapseln und Tabak; Provinzialirren-
anstatt („Bethesda"). — Ibbenbüren, Stadt und Bahnstation im engen Thale
der Aa, 9489 Einwohner. Bedeutende Sandsteinbrüche, Steinkohlenbergbau, Glas-
fabrikation, Nesselweberei, Dampfmahl- und Sägewerke, Eisenstein- und Bleigrube.
— Westlich davon das Eisenwerk Friedrich-Wilhelmshütte. — Mettingen,
Dorf mit Bad (Schwefelquelle) und Steinbrüchen am Jbbenbürener Steinkohlen-
gebirge. Sandsteinbrüche finden sich noch bei Lienen am Südfnße des Teutoburger-
Wäldes, bei Hörstel am Jbbenbürener Steinkohlengebirge und bei Riesenbeck. —
Der Flecken Westerkappeln, mit Schweinezucht; dabei die Slopsteine (Granitblöcke).
Südwestlich vom vorigen der Kreis Steinfurt; derselbe breitet sich von der
Ems westwärts über die Vechte hin aus und enthält ausgedehnte Heiden und Moore.
Von ihm eingeschlossen werden die Grafschaft Bentheim-Steinfurt (früher reichs-
unmittelbar), die Staudesherrschaft Salm-Horstmar und das Fürstentum Rheine-
Wolbeck; auf dem Lande herrscht erhebliche Leinwand- und Baumwollweberei; die
Bevölkerung ist weit überwiegend katholisch. Darin: Gurgsteinfurt, Kreisstadt und
Bahnkreuzungspunkt an der Aa, 4311 Einwohner «fast 2/3 evangelisch). Gymnasium mit
Realprogymnasium; Weberei, Färberei und Zeugdruckerei, Zigarrenmacherei. Schloß
des Fürsten zu Bentheim-Steinsurt (mit Park).— Horstmar, Stadt im Südwesten
von Burgsteinfurt, Bahnstation, 1009 Einwohner. Leinwand- und Seidenweberei;
Burgruine, Schloß des Fürsten von Salm-Horstmar. — Metelcn, Flecken und Bahn-
station an der Vechte, Seiden- und Leinwandfabrikation. — Langenhorst an der
Vechte, ehemaliges Stift, jetzt Schullehrerseminar und Taubstummenanstalt. — Neuen-
kirchen, Flecken zwischen Ems und Vechte; Leinwand- und Nesselweberei. -^Ems-
detten, Dorf in der Nähe der Ems; Spinnerei (Flachs, Hanf :e.) und Nesselweberei.
— Rheine, Stadt und Eisenbahnkreuzungspunkt an der Ems, 5652 Einwohner;
katholisches Gymnasium, Waisenhaus. Hauptsteueramt; Spinnerei und Weberei (Jute
und Baumwolle); Eisengießerei und Maschinenfabriken; Tabaksfabrik; Emsschiffahrt.
In der Nähe Schloß Bentlage (Residenz des Fürsteu von Rheine-Wolbeck) sowie
die Saline Gottesgabe. Spinnerei und Weberei finden noch statt in Borghorst,
Nordwalde ?e.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Ähaus; derselbe liegt an der Berkel und
Vechte, ist ziemlich unfruchtbar (47 Proz. Senneboden, d. h. schlechtes Weideland);
fast ganz katholisch; auf dem Lande starke Baumwollweberei. Darin: Ähaus, Kreis-
stadt und Bahnstation an der Aa, 2037 Einwohner; etwas Tabaksfabrikation; Schloß
des Fürsten von Salm-Salm (Grafschaft Ahaus-Bocholt). Beim Flecken Schöp-
pingen die gleichnamigen Berge. — Gronau in Westfalen, Stadt an der
Dinkel. Bahnstation, 1570 Einwohner. Schloß des Fürsten zu Beutheim-Tecklen-
burg-Rheda: Baumwollspinnerei und -Weberei; Seifenfabrikation. — Este, Flecken
an der Dinkel, mit Baumwollspinnerei. — Vreden, Stadt an der schiffbaren Berkel,
1875 Einwohner, Progymnasium, Hauptzollamt; Weberei (Plüsche und Nesselstoffe);
Zichorienfabrikation. — Stadtlohn, Stadt an der Berkel, 2187 Einwohner, be-
deutende Steingutfabrikation und Töpferei, Nesselweberei und Bleicherei; Christian
von Braunschweig von Tilly besiegt (1623).
Südöstlich "vom vorigen der Kreis Gorsfeld; enthält die Quellen der Vechte,
Dinkel und Berkel; im Osten Hügelland, im Westen Sennen, doch ist das Weide-
gebiet nicht so ausgedehnt, wie iin vorigen Kreise; die Bevölkerung ist fast ganz
katholisch. Darin: Goesfeld, Kreisstadt und Bahnstation an der Berkel, 4839 Ein-
wohner, katholisches Gymnasium, Waisenhaus; Gerberei, Leinwandweberei und Fär-
berei; zwei Schlösser (in einem derselben residierten die Bischöfe von Münster. In
der Nähe das Schloß Varlar (Residenz der Fürsten von Salm-Horstmar). —
Billerbeck, Stadt und Bahnstation an der Berkel, 1534 Einwohner; Wallfahrtsort;
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384 Erstes Kapitel,
Der Greis Minden breitet sich zu beiden Seiten „der Weser aus; in den Weser-
Niederungen fruchtbarer Alluvialboden, der aber der Überschwemmung ausgesetzt ist,
auf den Höhen aus Saud, Lehm und Kalk gemischtes, immer noch im ganzen er-
tragreiches Land; die Weiden von mäßigem Ilmfange (12 Proz.); Bevölkerung fast
ganz evangelisch. Darin: Barkhausen, Dorf iu der Nähe der Weser und der West-
fälischen Pforte; Eisenwerk („Porta"), Zementfabrikation, Steinkohlen- und Eisen-
erzgrnbe. Die „Westfälische Pforte" (Weserscharte) wird gebildet durch den Witte-
kindsb erg am linken (darauf Reste der Margaretenklus und ein 23 m hoher Aus-
sichtsturm) und deu Jakobs- oder Hausberg am rechten Weserufer. An dem
letzteren liegt Haus berge, Flecken an der Weser, 1370 Einwohner; Zigarrenfabri-
kation, große Sandsteinbrüche am Hausberge (beuutzt zum Bau der Weichselbrücke
bei Dirschau und der Befestigungen bei Wilhelmshaven); in der Nähe zwei Glashütten
und eiue Eiseuhütte. Nordwestlich vou Minden das große Bastaubruch (Torfmoor), —
Petershagen, Stadt an der Weser, 1781 Einwohner; ehemaliges Residenzschloß
der Bischöfe von Minden (jetzt evangelisches Schullehrerseminar und Taubstummen-
anstalt); Tabaks- und Zigarrenfabrikation. In der Nähe die Glasfabrik Gernheim
und das Dorf Totenhausen (Sieg Ferdinands v. Braünschweig über die Franzosen,
1759). — Wietersheim an der Weser, ehemals Ordenskomtnrei des Herrenmeister-
tums Sonnenburg (Mark). — Lerbeck, Dorf am rechten Weserufer, zwei Glas-
sabrikeu. — Oeynhausen, Stadt und Bahnstation im Süden von der Mündung
der Werre, 2460 Einwohner. Ziegeleien, Fabrikation von Thonwaren und Zigarren;
Eisenwerk („Weserhütte"), Saline („Neusalzwerk"); vielbesuchter Badeort (kohlensaure
Thermalsolquelleu). Dicht dabei das Dorf Rehme; Eisengießerei. — Dehme, Dorf
an der Weser, mit Steinkohlengrube.
Westlich vom vorigen der Kreis Wibbecke, gleichfalls zu dem ehemaligen Bis-
tum Minden gehörig, ist reich an Brüchen (mit Wiesen) und Weiden; mehrere Stein-
kohlengruben (Wälderformation), Leinwandweberei; Bevölkerung fast ganz evangelisch.
Darin: Lübbecke, Kreisstadt in der Nähe des Wiehengebirges, 2871 Einwohner.
Gerberei, Fabrikation von Zigarren, Strohpapier, Stärke, Seilerei'/ bedeutender
Leinwandhandel. — Nettelstädt, Dorf mit Eisenhütte und Zigarrenfabrikation, —
Preußisch-Oldeudorf, Flecken am Wiehengebirge; Schweinezucht, Leinwand-
Weberei; Rettungsanstalt: Steinkohlengrube. — Bei dem Dorfe Alswede, an der
Großen Aue, das Bad Fiestel (eisenhaltige Schwefelquelle). — Rahden, Flecken;
Viehzucht (Schweine) und Viehhandel; Wollspinnerei und Zigarrenfabrikation, —
Levern, Flecken; Schweinezucht, Leinwandweberei, Steinkohlengrube (Wälderforma-
tiou, wenig abbaufähig); Bad (Schwefelquellen).
Südwestlich von Minden der Kreis Herford, eine meist recht fruchtbare Hügel-
landschast an der Werre, Aa und Else; mit fast ganz evangelischer Bevölkerung.
Darin: Herford, Kreisstadt und Eisenbahnkreuzungspunkt an der Mündung der Aa
in den Weserfluß Werra, 15902 Einwohner, Unter den fünf evangelischen Kirchen
das Münster, die St. Marien- und St. Johanniskirche; Gymnasium, Landwirt-
schastsschnle; Theater, Zuchthaus; Leinwandweberei, Fabrikation von fertiger Wäsche
(Konfektionen), Konditorwaren (Schokolade), Maschinen, Teppichen, Leder, Maschinenöl,
Möbeln, Zigarren, Dünger; bedeutender Leinwandhandel. Ehemalige Reichsabtei
(von Wittekind 789 gestiftet und 1803 mit dem Unterstifte „Berg" eingezogen);
davon getrennt die Stadt (längere Zeit Reichstadt und zur Hausa gehörig), —
Enger, alter Flecken, nordwestlich von Herford, 1957 Einwohner; einst Residenz
Wittekinds; Fabrikation von Wurstwareu, Schinken und Zigarren, Leinwand-
Weberei; Flachsbau, — Bünde, Stadt und Bahnstation an der Else, 2960 Ein-
wohner, Fabrikation von Zigarren und Zigarrenkisten, Eisengießerei: Flachsbau,
Leinwandweberei. Im Norden des Dorfes Rödinghausen der Nonnenstein
(Wiehengebirge). Bei der großen Gemeinde Gohfeld an der Werre Sieg des Erb-
Prinzen von Weimar über die Franzosen (1759). Bei dem Dorfe Obernbeck das
Schloß Beck (Stammsitz der Herzöge von Holstein-Beck). — Löhne, Bahnkreuzungs-
punkt an der Vereinigung von Else und Werre; Flachs- und Hanfbau. Stift
Quernheim im Nordosten von Bünde, jetzt Fräuleinstift, — Vlotho, Stadt in
anmutiger Gegend am linken Ufer der Weser (Weserwinkel), 3300 Einwohner; be-
deutende Zigarren- und Tabaksfabrikation, Fabrikation von Zigarrenkisten, Papier,
Zuckerrassiuerie, Bierbrauerei; Steinbrüche; Schiffahrt, Ruine der Vlothoburg.
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Das Königreich Preußen. 349
Bedeutende Industrie (Fabrikation von Zigarren, Glas, Maschinen, Seife, Tapeten,
Strohhüten, Schokolade, Zuckerwaren, Likören, Kaffeesurrogaten, musikalischen und
physikalischen Instrumenten zc.). Kreditverein; Grab Klopstocks (gest. 1803).
Nordöstlich von Hamburg liegt der Kreis Ztormarn, an Alster, Bille und
Trave. Der Boden ist vielfach sandig und moorig, doch findet sich auch fruchtbares
Land. Darin: Wandsbeck, Kreisstadt und Bahnstation, 17 760 Einwohner. Haupt-
zollamt; Gymnasium mit Realgymnasium; Schloß; Industrie (Fabrikation von
Tabak, Zigarren und Zigarrenkisten, Nähmaschinen und Kinderwagen, Dampfsäge-
werk und Furnierschneiderei; Branntweinbrennerei); Handelsgärtnerei; Vorschuß-
verein. („Wandsbecker Bote" von Matthias Claudius, 1,771 — 75). Nördlich von
Hamburg, in der Nähe der Alster, große Moore. — Ostlich von Hamburg, in
schöner Lage, das Dorf Reinbeck, mit Schloß (ehemaliges Cistereienferkloster).
Gleichfalls in der Nähe das Dorf Trittau, ehemals Campes Erziehungsanstalt
(Robinson). — Jersbeck, nordnordöstlich von Hamburg, mit altem Schloß, großem
Park und Gewächshäusern. — An der oberen Trave Oldesloe, Stadt und Bahn-
station, 4334 Einwohner. Realprogymnasium; Eisengießerei, Papierfabrikation;
Badeort (Sol- und Schwefelbäder); Pferdemärkte. — Links von der Trave, in lieb-
licher Gegend, der Flecken Reinfeld, ehemals reiches Cistereienferkloster (bis 1582);
Geburtsort von M. Claudius.
Östlich vom vorigen der Kreis (Herzogtum) Lauenburg, an der Elbe, Delvenan
und Steckenitz; mit recht fruchtbarem Boden, großen Waldungen und Seen. Darin:
Natzeburg, Kreisstadt auf einer Insel im Ratzeburger See, 4281 Einwohner. Gym-
nasium, Schullehrerseminar. (Der Stadtteil Domhof gehört zu Mecklenburg-
Strelitz.) — Mölln i. Lanenb., Stadt am gleichnamigen See und Steckenitzkanal,
4302 Einwohner. Eisengießerei; angebliches Grab Till Eulenspiegels. — Lauen-
burg, Stadt und Bahnstation an der Mündung der Delvenau in die Elbe, 4867
Einwohner. Hauptsteueramt, Realprogymnasium; Fabrikation von Zigarren, Dampf-
sägewerk; Ziegeleien, Kalkbrennereien; Schiffbau; altes Schloß, Elbbrücke. Im Nord-
osten des Kreises der große Schaalsee. An der Berlin-Hamburger Bahn (westlich
von Büchen) der herrliche Sachsenwald, von der Aue in lieblichem Thale durch-
strömt, westlich bis zur Bille reichend, mit prächtigem Laubholzbestande; 1871 von
Kaiser Wilhelm dem Reichskanzler Fürsten Bismarck geschenkt (8000 ha groß). Starker
Besuch der Hamburger. Dabei Friedrichsruh, Bahnhof und Schloß des Fürsten
Bismarck, Herzogs von Lauenburg.
Insel Helgoland, 55 ha groß, mit 2001 Einwohnern. Ein aus bröckeligem
Felsen bestehendes Eiland vor der Elbmündung; durch diese seine Lage wichtig.
Die Insel wurde am 9. August 1890 von Großbritannien an Deutschland über-
geben und neuerdings dem Kreise Süderdithmarschen angeschlossen. Die friesische
Bevölkerung verteilt sich auf das tiefgelegene „Unterland" und das auf der Höhe
gelegene „Oberland." Fischerei, Schifferei; besuchtes Seebad (auf der östlich ge-
legenen Düne).
§ 10. Die Provinz Hannover.
Die Provinz Hannover bildet den nordwestlichen Teil des Königreichs
Preußen und besteht 1) aus einem großen Ostlande, zwischen der unteren
Elbe und oberen Hunte, 2) aus einem kleineren Westlande, von der oberen
Hunte in nordwestlicher Richtung bis zum Dollart reichend, 3) aus dem durch
braunschweigisches Gebiet von dem Ostlande abgetrennten Gebiete zu beiden
Seiten der oberen Leine, sowie aus mehreren kleineren Stückeu.
Das Ostland bildet ein in sich abgeschlossenes Gebiet, das besonders an der
Weser und deren Nebenflüssen liegt und aus dem Herzogtum Bremen, dem Fürsten-
tum Verden, dem Lande Hadeln, den Fürstentümern Lüneburg, Kalenberg und
Hildesheim, sowie den Grafschaften Hoya und Diepholz besteht. Durch einen nur
6 km breiten Landstrich hängt mit dem erwähnten das westliche Gebiet zusammen,
das im übrigen durch oldenburgisches und bremisches Land abgesondert wird und
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Das Fürstentum Waldeck. 527
darauf hierher verlegt. 1568 evangelisch, 1803 säkularisiert; im 10. Jahrhundert die
gelehrte Äbtissin Hroswitha); Schloß, bedeutende Leinen- und Damastweberei. Zucker-
und Zigarrenfabrikation. Die umliegenden Höhen sind mit Buchenwäldern bedeckt. In
der Nähe die ehemaligen Benediktinerklöster Brunshausen und Klus. — Kreiensen.
Dorf und wichtiger Eisenbalmkreuzungspnnkt an der Mündung der Gande in die
Leine. — Bodenburg. Flecken in einer Exklave; Burg. — Seesen, Stadt und
Bahnkreuzungspunkt an der Schildan (zwischen dem Harze und dem Heberberge).
4145 Einwohner. Jakobsonschule (jüdische Realschule mit Erziehungsanstalt). Waisen-
haus. Schloß. Bad (Schwefelquelle); Znckerfabrikation. (Schon 794 Stadt.) — Dorf
Bornum am Harz, an der Nette, mit Eisenhütte (Wilhelmshütte). — Gittelde,
Flecken am West'fuße des Harzes, Bahnstation; Mündung des Ernst August-Stollens
(zur Entwässerung der Bergwerke des Oberharzes), Handel mit Waldsamen; in der
Nähe die Ruine Staufenburg. — Lutter am Barenberge, Flecken und Bahn-
station am Nordfuße des Harzes; Sandsteinbrüche, Schlacht (Tilly siegt über
Christian Iv. von Dänemark, 1626). — Langelsheim, Flecken und Bahnkreu-
zungspunkt am Harz und an der Innerste. — Das Dorf Astseld mit der Herzog-
Juliushütte (Silber, im „Kommunionharz"). — Delligsen, Flecken an der Wispe;
Fabrikation von Holzwaren (Schuhleisten 2c.); Eisenwerk Karlshütte.
Der Kreis Holzminden; derselbe erstreckt sich vom Hils bis zur Weser, schließt
einen Teil des Sollingwaldes ein und hat mäßiges Acker- und Gartenland, dagegen
verhältnismäßig guten Wald (43.5. bez. 40 Proz.). Darin: Holzminden, schön ge-
legene Kreisstadt und Bahnkreuzungspunkt an der Weser. 8898 Einwohner (1890).
Land- und Schwurgericht; Gymnasium, besuchte Baugewerkschule, Obersorstei. Glas-
sabrikation, Schiffbau, Schwerspatmühlen, bedeutende Sandsteinbrüche (am Solling).
Weserschiffahrt. Seit 1245 Stadt, seit 1410 braunschweigisch. — Bevern, Flecken
an der Bever; ehemalige Residenz des Herzogs Ferdinand Albrecht des Wunderlichen
(des Stammvaters der zuletzt ausgestorbenen Herzogslinie). — Fürstenberg. Dorf
an der Weser; Porzellanfabrikation (im ehemaligen Schlosse). — Derenthal, Dorf
im Solling; Sandsteinbrüche. — Stadtoldendorf, Stadt und Bahnstation, 2571
Einwohner. Steinbrüche (Gips und Sandstein); in der Nähe das ehemalige Cister-
eienserkloster Amelungsborn, sowie die Ruine Homburg. — Dorf Deensen an der
Wispe; bedeutende Steinbrüche; Geburtsort des Pädagogen Campe (1746). — Beim
Dorfe Golmbach die Ruine Everstein. — Eschershausen, Stadt an der Lenne,
1443 Einwohner; Sandsteinbrüche. — Dorf Grünen plan mit Glashütte (Spiegel).
— Dorf Bisperode am Ith; Schloß. — Ottenstein, Flecken; Schloß. — Hohlen,
Dorf an der Weser; Schloß des Grafen v. d. Schulenburg.
Iii. Das Fürstentum Waldeck.
Das Fürstentum Waldeck besteht aus den beiden Fürstentümern Waldeck
(im eigentlichen Sinne) und Pyrmont. Ersteres liegt zwischen 51° 2' bis 51°
32' nördl. Breite und 8° 35' bis 9° 25' östl. Länge v. Gr., letzteres zwischen
51° 55' bis 52» 1' nördl. Breite und 9° 10' bis 9° 22' östl. Länge v. Gr.
Das Fürstentum Waldeck wird von den preußischen Provinzen Westfalen und
Hessen-Nassau, das Fürstentum Pyrmont von den Provinzen Westfalen und Hannover,
dem Herzogtum Braunschweig und dem Fürstentum Lippe begrenzt. Beide Fürsten-
tümer liegen 48 km von einander entfernt.
Das Fürstenhaus führt seinen Ursprung auf einen Grafen Hermann von
Hwetigau (zu Anfang des 11. Jahrhunderts) zurück; ein Nachkomme desselben,
Wittekind, nahm den Namen Graf von Waldeck an (1180). Später trat
Teilung des Besitzes ein und das Land kam in Lehnsverhältnis zu Hessen.
Der Reichs-Feldmarschall, Graf Georg Friedrich (1664 — 1692) erwarb die
Fürstenwürde und brachte das Erstgeburtsrecht zur Geltung. Fürst Christian
Ludwig (gest. 1706) vereinigte wieder die getrennten Landesteile. Das Lehns-
Verhältnis zu Hessen wurde 1847 als endgültig beseitigt anerkannt. 1852
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550 Zweites Kapitel.
Das Staatsgebiet gehört dem norddeutschen Tieflande an und ist auf dem
rechten Weserufer von einer Hügelkette (Dünen) in der Richtung von Südost
nach Nordwest durchzogen. Der Weserstrom durchströmt ei in derselben Richtung;
von den Nebenflüssen kommen rechts Wümme und Geeste, rechts Ochtum in
Betracht. Das Klima Bremens ist im ganzen gemäßigt.
Der Boden besteht durchweg aus Diluvial-und Alluvialbildungen; festes Gestein
findet sich nirgends. Am linken User ist wirkliches Flachland; die Dünen auf dem
rechten Ufer bestehen aus kleinkörnigem Sande. Das sogenannte Hollerland auf
dem rechten Ufer (51,5g qkm) hat überhaupt Sandboden mit Einlagerungen von
Raseneisenstein; im Blocklande (29,qkm) und Werderlande (48,,^ qkm) auf derselben
Seite liegt der Sand erst unter einer Schicht von Klei- und Moorboden; vereinzelt
findet sich auch zäher, unfruchtbarer Thon („Dwaa"), auch ist ein Moor vorhanden
(in der Feldmark von Borgfeld). Auf dem linken Ufer findet sich teils Lehm- teils
Kleiboden. — Die Weser macht viele Krümmungen und ist oberhalb Bremens ]48,
in der Stadt bis zu 226 m breit; ihr Lauf im Staatsgebiet hat eine Länge von
24,g km; ihre Tiefe beträgt oberhalb etwa 1,3 m und unterhalb 2—2,„ m. Ihre
Bedeutung für die Schiffahrt ist natürlich sehr groß. Der Weserfluß Wümme hat
im Staatsgebiete einen 28 km langen schiffbaren Lauf und ist mit der Weser durch
zwei kleine Kanäle verbunden. Die bei Bremerhaven mündende Geeste ist gleich-
falls schiffbar; die Ochtum berührt das Gebiet mit 5 km. Zum Schutze dieser
-Gewässer sind Deiche in der Gesamtlänge von 96,2 km nötig geworden. Das Klima
Bremens ist verhältnismäßig mild und beträgt im Jahresdurchschnitt zwischen 8—9° C.
Die meisten Niederschläge sinden im Sommer demnächst im Herbst und Winter und
die wenigsten im Frühlinge statt, sie betragen im Jahresdurchschnitt 7—800 mm.
Der Witterungswechsel ist plötzlich; nach heißen Tagen sind kühle Abende und dichte
Nebel sehr häufig. Die Winde haben meist die Richtungen von Süd bis Nordwest.
Die Bevölkerung ist niederdeutschen Stammes, weit überwiegend evange-
lisch und hauptsächlich mit Handel, demnächst auch mit Industrie, weniger mit
Ackerbau und Viehzucht beschäftigt.
Auf 255,ß qkm lebten nach der Zählung 1885 165628 Einwohner, welche (bis
auf 6196 Katholiken und 840 Juden) fast sämtlich evangelisch waren. Sehr ver-
breitet ist die plattdeutsche Sprache, in den gebildeten Kreisen herrscht jedoch die
hochdeutsche. In Bremen selbst und in Bremerhaven leben auch sehr viele Ausländer,
besonders Amerikaner, Engländer und Holländer, dieserhalb, sowie wegen des be-
deutenden Seeverkehrs wird häufig die englische Sprache gebraucht. — Am 5. Juni
1882 wurden gezählt in Land- und Forstwirtschaft, Tierzucht und Fischerei 12084 Zu-
gehörige, davon 5187 Erwerbsthätige, in der Industrie einschließlich Bergbau und Bau-
Wesen 75 935 Zugehörige, darunter 29 297 Erwerbsthätige, in Handel, Verkehr, Gast-
Wirtschaft :e. 47114 Zugehörige, darunter 16 829 Erwerbsthätige. Bremen nimmt
unter den deutschen Sechandelsplätzen eine der ersten Stellen ein, und zwar ist
der Handel weit weniger Speditions- und Kommissions- als Eigenhandel und beruht
vorzugsweise auf Warenumsatz, während das reine Papier- und Geldgeschäft sehr
zurücktritt. Es sind über l000 Großhandlungen vorhanden, unter denen sich etwa
50 Reeder befinden. Neben dem Handel treten zunächst alle diejenigen Geschäfts-
zweige bedeutsam hervor, welche mit dem Handel zusammenhängen, Schiffahrt,
Schiffbau k. Haupthaudelsartikel.sind: Petroleum, Reis, Tabak, Baumwolle, Kaffee,
Zucker, Thee, Gewürze, Getreide, Öl, französische Weine:c. Unter diesen Gegenständen
stehen obenan: Petroleum (jährliche Einfuhr für 30—40, Ausfuhr für 40—50 Mill.
Mark), Baumwolle (jährliche Einfuhr für etwa 50—60, Ausfuhr für etwa 53 Mill.
Mark), Tabak (jährliche Einfuhr für 50-60, Ausfuhr für 60-65 Mill. Mark),
wozu noch Tabaksstengel und Zigarren treten. Die Reederei bestand am I.januar
1889 aus 341 Schiffen zu 325594 Tonnen, darunter 118 Dampfer mit 124256 Tonnen
Gehalt. Außerdem steheu noch etwa 260 oldenburgische und preußische Schiffe im
Dienste des preußischen Handels. Das größte Transportgeschäft betreibt die Aktien-
Gesellschaft des Norddeutschen Lloyds, die regelmäßige Dampfschiffverbindungen mit
England und Amerika unterhält und neuerdings auch für die vom Reiche geschaffenen
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530 Zweites Kapitel.
für sich einen Kreis; gerichtlich gehört Waldeck zu dem Landgerichte in Kassel,
Pyrmont zu dem in Hannover.
Der Kreis der Twiste. — Darin: Arolsen, Hauptstadt an der Aar, 2442
Einwohner. Sitz der Landesbehörden; Kreisamt, Forstinspektion; Schloß des Fürsten.
Geburtsort des Bildhauers Rauch (1777) und des Malers Wilh. v. Kaulbach (1805).
— Wetterburg, Dorf an der Twiste; Schloß und Maschinenfabrikation. — Landau,
Städtchen an der Watter, 887 Einwohner; Schloß. — Rhoden, Stadt, 1447 Ein-
wohner; Schloß. In der Nähe der „Nhodener Wald" und Eisenwerke. — Wrexen,
Dorf an der Diemel; Fabrikation von Strohpapier und Sandsteinbrüche.
Der Kreis des Visenberges. — Darin: Gorbach, Stadt an der Itter, 2539
Einwohner. Gymnasium; iu der Nähe der Eisenberg mit Burgruine; Kreditverein.
— Adorf, Dorf an der Aar; Bergbau (Eisenerz). — Sachsenberg, Städtchen,
814 Einwohner.
Der Kreis der Cder. — Darin: Meder-Wildungen, Stadt und Bahnstation
an der Wilde, 2500 Einwohner. Forftinspektion, Waisenhaus; besuchtes Bad (Eisen-
säuerliug der Georg-Viktorquelle, alkalisch-muriatischer Säuerling der Helenenquelle).
— Gegenüber liegt die Stadt Alt-Wildungen mit Burg Friedrichsstein.— Berg-
heim, Dorf an der Eder; Schloß. — Watdeck, Stadt auf einem Berge; Schloß.
Der Kreis Pyrmont, getrennt vom Hauptlande, zwischen lippeschem, Hanno-
verschem, braunschweigischem und westfälischem Gebiete. Darin: Pyrmont, schön ge-
legene Stadt und Bahnstation an der Emmer, 1450 Einwohner Fabrikation von
Maschinen und Zigarren; besuchtes Bad mit reizenden Anlagen (Stahl-, erdige Eisen-
und Kochsalzquellen). In der Nähe schöne Waldungen und die Dunsthöhle. Schloß;
Kreditverein. Auf dem schön bewaldeten Pyrmonter Berge die Burgruine Schellen-
berg und die Hermannsburg, außerdem mehrere Erdfälle.
Iii. Äie Fürstentümer Lippe und Schaumliurg-Lippe.
Das Fürstentum Schaumburg-Lippe liegt von 52° 10' bis 52° 30' nördl.
Breite und von 9° bis 9° 25' östl. Länge v. Gr. und wird von den Pro-
vinzen Westfalen, Hannover und Hessen-Nassau begrenzt. Das Fürstentum
Lippe (Detmold) erstreckt sich von 51° 50' bis 52° 14' nördl. Breite und
8° 37' bis 9° 20' östl. Länge v. Gr.; es besteht aus einem größeren, abge-
rundeten Gebiete, das von den Provinzen Westfalen, Hannover und Hessen-
Nassau (Grafschaft Schaumburg) sowie dem Fürstentum Pyrmont begrenzt
wird, und den drei in preußischem Gebiete gelegenen Exklaven Kappel, Lippe-
rode und Grevenhagen.
Die Lippeschen Lande gehörten zu Anfang unsrer Zeitrechnung mit zu dem
Gebiete der Cherusker. In ihnen spielten sich die Kämpfe Hermanns mit den
Römern und teilweise auch Karls des Großen mit den Sachsen ab. Der Ahn-
Herr der beiden Fürstenhäuser war der Edelherr Bernhard zur Lippe, welcher
von Kaiser Lothar mit der Grafschaft Haholt (seitdem Lippe) belehnt wurde
(1130). Unter seinen Nachfolgern wurde das Land erweitert. Beim Tode
Simons Vi. wurde das Land in drei Linien geteilt, von denen noch jetzt die
regierenden Linien Schaumburg-Lippe und Lippe (außerdem aber auch die beiden
Nebenlinien ohne Hoheitsrechte, Lippe-Biesterfeld und Lippe-Weißenfeld) be-
stehen. Der Graf von Lippe wurde 1720 Reichsfürst. Schaumburg-Lippe
besteht größtenteils aus ehemaligen Gebieten der Grafschaft Schaumburg.
Bernhard Ii. erweiterte das Lippesche Gebiet über den Teutoburger Wald
hinaus und gründete Lippstadt und Lemgo. Bernhard Viii. trat 1536 zum
Protestantismus, Simou Vi. (1563 — 1613) zur reformierten Kirche über. Von
seinen drei Söhnen gründete Simon Vii. die Linie Lippe, Otto die Linie Brake
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- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Fürstentümer Lippe und Schaumburg-Lippe. 533
1836, bez. 3. Juni 1876). In ersterem Staate sind die drei Ämter Bücke-
bürg-Arensburg. Stadthagen und Hagenburg und ein Konsistorinm für evan-
gelische Kirchensachen vorhanden, in letzterem 7 städtische und 13 ländliche Ver-
waltuugsbehörden (Ämter) und ein Konsistorium für die lutherischen und resor-
mierten Kirchenangelegenheiten; in militärischer Hinsicht gehören beide Ländchen
zu dem Bezirke des Vii. Armeekorps (Generalkommando in Münster i. W.).
Das Fürstentum Kippe.
Detmold, Hauptstadt und Bahnstation an der Werre, 8913 Einwohner. Sitz
der Landesregierung, Land- und Schwurgericht; Gymnasium mit Realprogymnasium,
Schullehrerseminar und Taubstummenanstalt; Strafanstalt, fürstliches Schloß. Freund-
liche Stadt mit anmutiger Umgebung; Garten- und Ackerbau auf fruchtbarem Boden,
Die aus Sand- und Kalkstein bestehenden Berge der Umgegend tragen schönen Wald.
Geburtsort Ferd. Freiligraths. In der Nähe das Schloß Friedrichsthal; Schlacht
783 (Karl der Große und die Sachsen); die Grotenburg mit dem Hermannsdenkmal.
— Lopshorn, Dorf, mit fürstlichem Jagdschlösse und Gestüt (Sennepferde). —
Horn in Lippe, Stadt am Teutoburger Walde, 1812 Einwohner. In der Nähe
die Extersteine luralte christliche Skulpturen und Grottenheiligtümer) mit Anlagen.
— Meinberg, Dorf in der Nähe der Werrequelle; Badeort (erdig salinische Schwefel-
quelle). Im Gebiete der Senne finden sich ausgedehnte Weiden für die Pferdezucht.
— Stiftkappel, Dorf am Haustenbache; adliges Fräuteinstist. — Lage in Lippe,
Stadt und Bahnstation an der Werre, 3722 Einwohner. Viele Ziegelarbeiter, die
im Sommer im Auslande arbeiten. — In der.nähe des Dorfes Augustdorf in
der Senne liegt die Dörenschlucht. — Örlinghausen, großes Dorf im Teuto-
burger Walde; Fabrikation von Leinwand und Wäsche; auf dem Tönsberge die alte
„Hünenkirche". — Salzuflen, Stadt und Bahnstation an der Mündung der Salza
in die Werre, 3922 Einwohner. Saline mit Solbad; Reisstärkefabrikation. —
Lemgo, Stadt an der Bega, 6456 Einwohner. Hauptsteueramt, Gymnasium, Waisen-
haus, bemerkenswertes Rathaus; zwei fürstliche Höfe, Fräuleinstift. Fabrikation von
Leinwand, Wollenstossen, Meerschaumpfeifen und Zigarren; Dampfsägewerk, Seiden-
zwirnerei; besuchte Pferdemärkte. — Brake, Flecken; Schloß und Irrenanstalt. —
Harenholz, Flecken in der Nähe der Weser; Schloß. — Alverdissen, Flecken an
der Exter, Schloß; in der Nähe auch die alte Burg Sternberg. — Blomberg,
Stadt an der Distel, 2628 Einwohner, Wollenweberei, Schuhmacherei. — Schieder,
Dorf und Bahnstation; Schloß mit Park. — Beim Dorfe Belle der Arminiusberg
mit Burgruine. — Schwalenberg, Flecken, mit Burg.
Das Fürstentum Schaumburg-Cippe.
Lückeburg, Hauptstadt und Bahnstation an der Aa und am Fuße des Harrel,
52ü7 Einwohner. Sitz der Landesregierung, Land- und Schwurgericht, Gymnasium,
Schullehrerseminar, Residenzschloß mit Park; Niedersächsische Bank, zwei Dampfmahl-
werke. — Eilsen, Dorf an der Aue; Badeort (Schwefelquellen); in der Nähe das
schloß Arensburg im Wesergebirge. — Stadthagen, Stadt und Bahnstation, 4394
Einwohner. Schloß und Dampfsägewerk. In den nahen Bückebergen Sandsteinbrüche
und Steinkohlengruben, Die letzteren finden sich auch bei den Dörfern Vehlen,
Sülbeck und Südhorsten. — Der Flecken Hagenburg in der Nähe des Stein-
huder Meeres mit Schloß. — Beim Flecken Steinhude im „Steinhuder Meer" die
fleinc Festung Wilhelmstein (1765 vom Grafen Wilhelm angelegt; Scharnhorsts
militärische Erziehung).
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562 Zweites Kapitel.
sich Ofen- und Maschinenfabrikation (in Eutin), Spinnerei und Weberei (in Ahrens-
böck), Zementfabrikation (in Gremsmühlen) ze.; im Birkenfeldschen ist bereits seit dem
16. Jahrhundert infolge von Achatfunden in den Mandelsteinbildungen der birken-
feldschen Berge die Steinschleiferei zur Entwickelung gekommen (Oberstem-Idar).
Neuerdings werden Karneole, Bergkristalle, Topase, Amethyste und Jaspis Vorzugs-
weise aus Brasilien, Malachit aus Australien und vom Kap der guten Hoffnung,
Jaspis außerdem aus Böhmen in größeren Mengen bezogen, um geschliffen oder
geschnitten, bez. in Gold, Tombak k. gefaßt zu werden. Außerdem sind im Birken-
feldschen Lohgerbern, Bierbrauerei, Holzwareu- und Holzessigfabrikation vorhanden.
— Der Handel befaßt sich besonders mit dem Vertrieb landwirtschaftlicher Produkte
(von Getreide, Pferden, Rindvieh k., vgl. oben); von Jndustrieerzeuguissen gehen
nur wenige Artikel (Maschinenteile, Strümpfe. Korke, Jutestoffe, und namentlich die
geschliffenen und geschnittenen Steine von Oberstein-Idar im Birkenfeldschen) ins
Ausland. Die Fischerei ist im Herzogtum Oldenburg und im Fürstentum Lübeck
ziemlich rege. Die anmutige Gegend des letzteren zieht im Sommer zahlreiche Fremde
an; hier wie an der Nordseeküste des Herzogtums finden sich mehrere kleine See-
bäder (Haffkrug, Scharbeutz, Niendorf, Dangast).
Für Verkehrswege ist im allgemeinen gut gesorgt; im eigentlichen Herzog-
tum Oldenburg namentlich auch für gute Wasserstraßen. Alle drei Gebiete
sind von wichtigen Eisenbahnlinien durchzogen; auch sind in erforderlichem
Umfange Kunststraßen vorhanden; das Post- und Telegraphenwesen steht unter
der sorgsamen Leitung des Reiches.
Die Weser ist für größere Seeschiffe aufwärts bis Brake, für kleinere bis Elsfleth,
für Flußschiffe auf der ganzen Strecke, die das Land berührt, fahrbar. Die wich-
tigeren Hafenplätze werden durch Dampfer mit Bremen, Vegesack, Bremerhaven und
Geestemünde verbunden. Die Huute ist für kleinere Schiffe bis Oldenburg benutzbar
und von hier führt der bereits erwähnte Hunte-Emskanal weiter zur Ems. Die
kleinen Küstenplätze an der Jade haben für kleinere Schiffe hinreichendes Fahrwasser.
Gute Ostseehäfen sind im Fürstentum Lübeck nicht vorhanden; das Gebiet von Birken-
seld entbehrt der Wasserstraßen, da die Nahe dort nicht schiffbar ist. Die Kunst-
straßen des eigentlichen Herzogtums umfassen etwa 900 km, wovon etwa 700
staatlich, die übrigen Gemeindeanlagen sind; im Lübeckschen sind über 70, im Birken-
feldschen über 80 km Kunststraßen vorhanden. Die wichtigsten Eisenbahnen sind im
Hauptgebiete: Bremen-Oldenbnrg-Leer, Oldenburg-Wilhelmshaven, Sande-Jever-
Norden, Hude-Nordeuham, Oldenbnrg-Vechta, Oldenburg-Quakenbrück-Osnabrück
und Quakenbrück-Rheine. Im Fürstentum Lübeck sind die Eisenbahnen Lübeck-
Eutin, Entin-Oldenburg und Eutin-Plön-Kiel zu erwähnen; das Birkenfeldfche wird
von der Rhein-Nahebahn durchzogen. Die Gesamtlänge der Eisenbahnen betrug
1888/89 399 km, wovon 359 km unter Staatsverwaltung standen. Im Haupt-
gebiete stand bis 1868 die Post- und Telegraphenverwaltung unter dem großherzog-
lichen Staatsministerium, im Lübeckschen wurde dieselbe bis 1864 von Dänemark,
im Birkenfeldschen schon von 1836 an von Preußen verwaltet; gegenwärtig besteht
in Oldenburg eine Oberpostdirektion; das Lübeckfche Gebiet ist der Oberpostdirektion
in Hamburg, das Birkenfeldfche Gebiet derjenigen in Trier unterstellt.
Die Verfassung des Landes ist konstitutionell-monarchisch (Staatsgrund-
gesetz vom 22. Nov. 1852). An der Spitze der Regierung steht ein Staats-
Ministerium, das drei Departements hat: 1) großherzogliches Haus, Inneres
und Auswärtiges, 2) Justiz, Kirchen und Schulen und Militärangelegenheiten,
3) Finanzen. Der Landtag besteht aus 34 Mitgliedern, die aus indirekten
Wahlen hervorgehen; daneben bestehen für die Fürstentümer Lübeck und Birken-
seld noch Provinzialräte. Unter dem Staatsministerium stehen: die Polizei-,
die Bau-, die Eisenbahn-, die Forst- und die Zolldirektion, das evangelische
und das katholische Oberschulkollegium, der evangelische Oberkirchenrat und die
Kommission zur Wahrung der staatlichen Rechte hinsichtlich der katholischen
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Bremen. 549
Stadt an der Ostsee, 1689 Einwohner, auf vorzugsweise sandigem Boden; in der
Nähe auch fruchtbarer Lehmboden. Bedeutender Fischfang (Dorsche und Heringe);
Borhafen Lübecks; lebhafte Schiffahrt. Seebad. — Schlutup, Dorf am rechten
Ufer der Trave. Starker Fischfang (Sprotten, Heringe, Dorsche, Butte, Aale).
d) Bremen.
Der Freistaat Bremen liegt in drei Gebietsteilen an der unteren Weser
zwischen 53° 1' bis 53° 10' nördl. Br. und 8° 33' bis 8« 56' östl. L. v. Gr.
Ter Hauptteil, welcher die Stadt Bremen trägt, wird von hannoverschem und
oldenburgischem Gebiete umgeben; 18 1cm weiter abwärts liegt auf dem rechten
Weserufer das Gebiet der Stadt Vegesack, von hannoverschem Gebiete umgeben,
und 73 km unterhalb Bremen, gleichfalls von hannoverschem Gebiete um-
schlössen, das Gebiet der Stadt Bremerhaven.
Schon 788 gründete Karl der Große in Bremen ein Bistum, das 849
Erzbistum ward (d. h. Angar) und unter Adalbert (1043—72) die Kirchen-
hoheit über Nordeuropa besaß. Seine Freiheiten erhielt Bremen im 12. und
13. Jahrhundert und trat 1276 der Hansa bei. Von der Mitte des 14. Jahr-
Hunderts an wurden benachbarte Gebiete erworben, wiewohl gerade damals
heftige Partei- und Verfassungskämpfe stattfanden. Nachdem sich die Stadt
früh der Reformation angeschlossen und trotzdem von Kaiser Karl V. große
Begünstigungen erfahren hatte, widerstand sie 1547 im Schmalkaldischen Kriege
zweimal kaiserlichen Heeren und überwand ziemlich glücklich den Dreißigjährigen
Krieg. Im Westfälischen Frieden als freie Reichsstadt anerkannt, hatte sie mit
Schweden, das in den Besitz des ehemaligen Erzbistums Bremen gelangt war,
mancherlei Streitigkeiten, war 1806—1811 souveräner Staat, 1811 —13 in
das französische Kaiserreich einverleibt und wurde dann Mitglied des Deutschen
Bundes. In der folgenden Zeit begann eine großartige Entwicklung des
Handels und damit des ganzen Staatswesens. Bei der Neugestaltung unsers
Vaterlandes stand Bremen mit Begeisterung auf der Seite Preußens.
Schon ehe Bremen sich besonderer Freiheiten erfreute, zeigten seine Bürger
bemerkenswerten Unternehmungsgeist; so gründeten sie die Stadt Riga (1158) und
beteiligten sich auch in hervorragender Weise am dritten Kreuzzuge. Den ersten Freiheits-
brief stellte Kaiser Friedrich I. (1186) aus, Seitdem nahmen die Bürger ihre An-
gelegenheiten mehr und mehr in die eigne Hand und schlössen Bündnisse mit andern
Städten und Handelsverträge mit den nordischen Reichen. Seit 1350 erwarb die
Stadt allmählich das Land zwischen Wümme und Weser, Langwedel und Wildes-
hausen, Stotel, Thedinghausen, Teile der Grafschaft Delmenhorst und die Herr-
schaft Bederkesa, ferner Stadt und Amt Blumenthal 2c., Gebiete, die später zeitweise
wieder verloren gingen. Diese Zeit bildet auch eine Blütezeit des Bremer Handels;
damals aber gerade lagen sich die Zünfte und Geschlechter in den Haaren (die letzteren
siegten), auch mußten mit den Grafen von Oldenburg und Hoya, sowie mit den
seeräuberischen Friesen heftige Kämpfe geführt werden. Karl V. erteilte (1541)
Bremen große Vorrechte in der Rechtspflege, Schiffahrt auf der Weser und das
Münzrecht, anch^bestätigte er den erworbenen Besitzstand; im Dreißigjährigen Kriege
mußte aber die Stadt sich einen lästigen Zoll bei Elsfleth gefallen lassen. Im Streite
mit Schweden mußten an das Herzogtum Bremen wiederholt Gebiete abgetreten
werden; erst 1741 endeten die Mißhelligkeiten (zweiter Stadischer Vergleich). Nach
den Befreiungskriegen werde endlich der Elsflether Zoll beseitigt (1820), dann aus
ehemals hannoverschem Gebiete die Hafenstadt Bremerhaven (1827) gegründet, welche
von außerordentlicher Wichtigkeit wurde. Nachdem 1848 die aristokratische Verfassung
vorübergehend durch eine stark demokratische beseitigt worden war, trat am 21. Februar
1854 die jetzige Verfassung in Kraft.
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Das Großherzogtum Oldenburg. 561
und mehr ha kommen nur vereinzelt vor (nur 3, 4 Proz.). Im Jahre 1883 nahmen
ein: das Acker- und Gartenland 181623, die Wiesen 75311, die Weiden, Hutungen,
Öd- und Unland 295886, die Forsten und Holzungen 58901, die Haus- und Hof-
räume, Wege, Gewässer ?c. 30308 ha. Hiernach sind von verhältnismäßig sehr großem
Umfange die Weiden ?e., d. h, das geringwertige Land (46,, Proz. gegen nur
9,4 Proz. im Reichsdurchschnitt), die übrigen Bodenkategorien dagegen bleiben sämtlich
hinter dem Reichsdurchschnitt zurück, zum Teil recht erheblich (Ackerland ?e., 23,3 gegen
48„, Forsten ac., 9,2 gegen 25,7 Proz. im Reichsdurchfchnitt'!. Im Jahre 1888 be-
trugen die Ernteflächen für Roggen 62566, für Weizen 5499, für Spelz 6, für Gerste
9676, für Kartoffeln 14390, für Hafer 34922 und für Wiesenheu 74809 ha. Die
Ernteergebnisse waren 60282, bez. 7065,7, 14775, 102335, 44323 und 155029
Tonnen. — Die Forsten teilen sich in 21054 ha Krön- und Staats-, in 6507 ha
Gemeinde-, 588 ha Stistungs-, 1700 ha Genossen- und 29052 ha Privatforsten. Im
Herzogtum Oldenburg ist etwa die Hälfte der Forsten Laub- (Eichen-) Wald; auf
den Hcideflächeu der südlichen Hälfte des Gebietes werden besonders Nadelhölzer
gezogen. Im Fürstentum Lübeck finden sich vorzugsweise Buchenwälder in größeren
Beständen; dieselben sind ausschließlich Staatseigentum. Das Fürstentum Birken-
seld besitzt in wertvollen Beständen hauptsächlich nur Buchen- und Eichenwald. —
Insgesamt sind 59,5 Proz. Laub- und 40,5 Proz. Nadelholz vorhanden; auf Bucheu
kommen 19,2 und auf Kiefern 35,. Proz. — Auf der Geest wird neben Ackerbau
(Roggen, Hafer, Buchweizen und Kartoffeln) auch Schweine- und Schafzucht (Heid-
schnucken), in den Marschgegenden außer dem Anbau von Gerste, Hafer, Raps :e.,
namentlich Weidewirtschaft mit bedeutender Rinder- und Pferdezucht betrieben. Die
oldenburgischen Pferde haben einen starken Bau und sind als Wagenpferde im
übrigen Deutschland sowie in Österreich, Belgien und Frankreich geschätzt. Die
Landesregierung fördert emsig die Pferde- und Rinderzucht; bei der letzteren zielt
man besonders auf Fettvieh ab, das uach England ausgeführt wird, doch züchtet mau
auch Milchvieh, welches nach Sachsen und Schlesien Absatz findet. Für Gemüse,
Butter, Käse, Eier :e. bilden die Seestädte (Bremen, Bremerhaven, Geestemünde und
Wilhelmshaven) bequeme Absatzstellen. Im ganzen wird in dem Staatsgebiete nur
beim Rinderbestande der Reichsdurchschnitt übertroffen (mit 32,g Proz. gegen 29,2).
Am 10. Januar 1883 waren vorhanden: 35977 Pferde, 2n147 Rinder, 160937
Schafe, 95294 Schweine und 27407 Ziegen. — In den Moorgegenden bildet die
Torfgewinnung einen Haupterwerbszweig der Bevölkerung, zumal im Herzogtum
Torf als Hauptbrennmaterial (teilweise selbst den Eisenbahnlokomotiven) dient. —
Die Reederei ist ziemlich entwickelt und knüpft sich an die Orte Elsfleth, Brake und
Barßel; es sind die Seeschiffe jedoch meist nur klein, die Zahl der Dampfer noch
sehr gering. Die Zahl der Seeschiffe betrug 1889 287 Schiffe mit 79 836 Tonnen
Gehalt und 2033 Mann Besatzung, darunter 12 Dampfschiffe mit 5663 Tonnen
Gehalt und 156 Mann Besatzung; außerdem sind Küsten- und Flußschiffe in ziem^
licher Zahl vorhanden. In Brake gingen 1888 mit Ladung ein 307 Schiffe mit
86348 Tonnen, außerdem in Ballast 35 mit 6421 Tonnen, es gingen 181 beladene
Schiffe mit 41414 Tonnen und 106 in Ballast mit 37040 Tonnen Gehalt. In dem
gleichfalls oldenburgischen Hasen Nordenham wurde im selben Jahre die Ankunft
von 61 beladenen Schiffen mit 45 925 Tonnen und 16 in Ballast mit 393 Tonnen,
ferner der Ausgang von 96 beladenen Schiffen von 8299 Tonnen und 31 in Ballast
mit 26932 Tonnen festgestellt. Der überseeische Verkehr geht besonders nach Schweden-
Norwegen, den deutschen Ostseeplätzen, Rußland, England und Nordamerika. Der
Schiffbau wird auf etlva 30 Werften betrieben und stellt jährlich 40—50 größere
Schiffe her. Die sonstige Industrie des Herzogtums erstreckt sich auf Ziegelei (Bau-
steine, Klinkersteine für den Straßenbau und Drainröhren), Eisenindustrie (Eisen- und
Stahlwerk in Augustfehn, Eisengießereien in Oldenburg und Varel), Strumpfwirkerei
(im südlichen Teile), Korkschneiderei (in Delmenhorst und Umgegend) Leinwand-
und Baumwollenspinnerei und -Weberei (in Oldenburg, Varel und Dinklage, sowie
anderwärts als Hausindustrie), Jutespiunerei und -Weberei (in Delmenhorst), Tabaks-
und Zigarrenfabrikation (in Delmenhorst und Lohne), Tauwerk- und Segelmacherei
(in den Weserorten), Weißgerberei (in Wildeshausen und Kloppenburg); hierzu
treten Bierbrauereien und Branntweinbrennereien. — Im Fürstentum Lübeck ist die
Industrie hauptsächlich nur bemüht, die lokalen Bedürfnisse zu befriedigen. Es finden
Das Deutsche Reich. qß