- 147
Feindseligkeiten bten, wurde ein neuer Krieg Englands und Frankreichs nthig, um den Uebermuth und die Treulosigkeit des himmlischen Reichs der Mitte" noch schrfer zu zchtigen (1860). Die Verbndeten eroberten die Peiho-Forts und drangen bis Peking vor, wo die Franzosen den kaiserlichen Sommerpalast ausplnderten, und erzwangen einen Frieden, der das abgeschlossene Reich in den europischen Verkehr hineinzog. Japan hatte bereits 1854 seine Hfen den Eng-lndern und bald darauf auch anderen Nationen geffnet.
Auch in Amerika, Afrika und Australien nahm das bri-tische Colonialwesen einen gnstigen Fortgang. Unter-Canada, dessen Bevlkerung zum groen Theil franzsischen Stammes ist, drohte mit Losreiung, wurde aber durch die den Cana-diern verliehene Verfassung von 1840 zur Ruhe gebracht. Im Caplande erweiterte sich die britische Herrschaft immer mehr und evangelische Missionsstationen sorgten fr die Ver-breitung des Christenthums. In Neuholland, Vandiemens-land erfreuen sich die britischen Colonien einer raschen Ent-Wickelung, nur tritt die Entdeckung der reichen Goldschtze den Fortschritten hherer Bildung strend in den Weg.
Xiv.
Die Trkei. Sultan Mahmud n. und Mehe-med Ali, Viceknig von Aegypten. Rulands Panslavismus. Antagonismus zwischen Rußland und England.
Nach dem Frieden von Adrianopel (vgl. V.) hatte sich Sultan Mahmud Ii. die Aufgabe gestellt, das Heer nach europischer Weise zu organisiren und eine durchgreifendere Ordnung in allen Zweigen der Verwaltung einzufhren, in der Ueberzeugung, da ohne solche Reformen das trkische Reich seiner Auflsung unaufhaltsam entgegengehen msse. Zunchst galt es, die aufrhrerischen Albanesen und Bosnier, die ihm im Kriege gegen Rußland nur geringe Hlfe geleistet hatten, zu unterwerfen. Das gelang endlich seinem Gro-vezier Reschid Pascha, der eben so durch Schlauheit wie durch
10*
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Extrahierte Personennamen: Mahmud Ali Rulands_Panslavismus
Extrahierte Ortsnamen: Englands Frankreichs Peking Japan Amerika Afrika Australien Unter-Canada Caplande Christenthums Neuholland England
155
nach Kopfzahl, ja sogar fast gnzliche Steuerfreiheit der-sprach. Aber Niemand traute seinen Verheiungen. Sein Bruder, Herzog Wilhelm, der gleich nach dem Ausbruch der Unruhen von Berlin nach Braunschweig geeilt war, bernahm vorlufig die Regierung. Ein Versuch des flchtigen Fürsten, den verlorenen Thron wieder zu gewinnen, schlug gnzlich fehl (November 1830)*). Am 2. December 1830 erklrte die Bundesversammlung den Herzog Karl fr unfhig zur Re-gierung und bertrug dieselbe seinem Bruder Wilhelm, der unter Zustimmung smmtlicher Agnaten am 25. April 1831 die Herrschaft antrat. Eine neue freisinnige Verfassung ward ausgearbeitet und diese am 12. Dctober 1832 als Grundgesetz des Landes bekannt gemacht.
In Kurhessen, wo das Volk die Rckkehr seines alten Frstenstammes wie eine Befreiung von fremdem Joche begrt hatte, herrschte seit langer Zeit allgemeine Mistimmung. Kurfürst Wilbelm I., der so gerne alle Erinnerung an die franzsische Herrschaft ausgelscht htte, war 1821 gestorben. Das Volk hoffte von seinem Sohne und Nachfolger Wil-Helm Ii. durchgreifende Verbesserungen, aber seine Lage ward nur noch schlimmer. Wilhelm Ii. stand seinem Vater an Hang zur Willkr gleich, berbot ihn aber an Hrte und Mitrauen. Die Steuerlast steigerte sich, die ffentlichen Ein-nahmen wurden von ihm beliebig verwandt. Ohne alle Noth, einzig zu seinem Vergngen, hielt er eine strkere Kriegsmacht, als es sein Bundesverhltm verlangte; der polizeiliche Druck stieg aufs Hchste, und ein frmliches Sphersystem breitete sich der das ganze Land aus. Whrend seine Gemahlin, eine Schwester des Knigs Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen, von ihm gnzlich vernachlssigt wurde, lebte er ffentlich mit seiner zur Grfin von Reichenbach erhobenen Geliebten, die auf die Regierung einen verderblichen Einflu ausbte.
Unter solchen Umstnden muten die von der Juli-revolution ausgehenden Funken einen empfnglichen Zndstoff
*) Er ging nach Paris und trieb sich dann wie ein fahrender Ritter umher. Nach Deutschland kam er nicht wieder. Er starb am 18. August 1873 zu Genf.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Karl Karl Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm August
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Kurhessen Reichenbach Paris Deutschland Genf
- 156 -
finden. Die ersten Unruhen entstanden in Kassel in Folge einer Brodtheuerung (6. Sept. 1830), nahmen aber bald einen politischen Charakter an. In Kassel bewaffnete sich die Brgerschaft, und die Aufregung theilte sich dem ganzen Lande mit. Auf das Militr konnte sich der Kurfürst nicht unbedingt verlassen. Am 15. September ward er zu dem Versprechen genthigt, die Landstnde einzuberufen, was er nie gethan hatte. Eine neue Verfassung, die einen bedeutenden Fortschritt bildete, ward entworfen, und am 5. Januar 1831 die Verfassungsurkunde vom Kurfrsten unterzeichnet. Dieser zufolge gab es seitdem eine Stndeversammlung, welcher Theil-nhme an der Gesetzgebung, der Steuerbewilligung und an der Verwaltung der Staatseinnahmen zugesichert ward. Die Presse war, mit einigen Beschrnkungen in der Ausbung, fr frei erkannt. Da der Kurfürst sich an die Schmlerung seiner Gewalt nicht gewhnen konnte, und ein Versuch, die Grfin Reichenbach nach Kassel kommen zu lassen, beinahe einen Ausstand hervorrief, so verlie er seine Residenz und ging nach Hanau und von da nach Frankfurt a. M., um mit der Reichen-bach ungestrt leben zu knnen. Seinen Sohn, den Kurprinzen Friedrich Wilhelm, ernannte er (Septbr. 1831) zum Mitregenten, da er nach der Verfassung sein Land von einem fremden Gebiete aus nicht regieren durfte, und dieser ber-nahm von jetzt an allein die Regierung.
Im Knigreich Sachsen war es nicht die Unzufriedenheit mit den Sitten und dem Wandel der regierenden Personen, was den Ausbruch von Unruhen hervorrief, sondern der Verfall der ffentlichen Zustnde. Das Gerichtsverfahren war schleppend und verworren. Die Städte standen unter sich selbst ergnzenden Magistraten, die nach oben hin eine sehr unvollstndige, nach unten hin gar keine Rechenschaft ablegten. Die meist adeligen Besitzer der Rittergter besaen Vorrechte, welche das Landvolk in tiefster Abhngigkeit von ihnen erhielten. Die Willkr der Polizei gegen die unteren Klassen war grenzenlos. Die Strenge der Censur beeintrch-tigte den Leipziger Buchhandel, eine der vornehmsten Erwerbs-quellen des Landes. Die Industrie war durch hohe Abgaben niedergehalten und die Steuern drckten durch ungleiche Verkeilung den durch den groen Krieg schon ohnedies her-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
103
franzsisches Heer unter Marschall Gerard einrckte und die Citadelle von Antwerpen belagerte (Nov. 1832). Nachdem sich der tapfere General Chasse der einen Monat lang verteidigt hatte, bergab er am 23. December die Citadelle. Chasse und seine Besatzung wurden als Kriegsgefangene nach Frankreick gefhrt, daselbst aber mit groer Auszeichnung be-handelt. ' Doch Wilhelms Hartnckigkeit war noch nicht ber-wunden; erst als eine franzsisch-englische Flotte die hollndischen Ksten blofirte, und in Folge des groen Schadens, den die Blokade dem hollndischen Handel zufgte, auch dte Generalstaaten in den König drangen, gab dieser endlich nach, nahm die 24 Artikel an (4. Mrz 1838) und bewilligte die freie Schifffahrt auf der Scheide. Bald darauf legte der greife König die Krone zu Gunsten des Prinzen von Dranien nieder (7. Dct. 1840), der nun als König Wilhelm Ii. den hollndischen Thron beftieg.*)
König Leopold I., ausgezeichnet durch alle Tugenden des Regenten und des Staatsmannes, hat unter den schwierigsten Zeiten die Unabhngigkeit Belgiens behauptet und die von ibm angenommene Verfassung mit gewissenhafter Treue be-obachtet. Durch Einsicht und Geschick wute er dem belgi-schen Handel und Kunftflei neue Quellen zu erffnen, so da sich das Land unter ihm in geistiger und materieller Hinsicht ungestrt entwickeln konnte. Obgleich Protestant, verstand er es doch, sich inmitten der heftigsten Kmpfe der Parteien
*) Unter Wilhelm Ii., dem es gelang, ein gutes Verhltni mit Belgien herzustellen, verbesserten sich die hollndischen Finanzen, und auch die Nersassuugskmpfe fhrten zum Ziele, indem am 3. Nov. 1848 die neue Verfassung vollendet ward. Aber erst unter der folgenden Regierung Wilhelms Iii., der 1849 den Thron bestieg, kam die libe-rale Richtung zum Siege, als Thorbecke, der bedeutendste der liberalen Staatsmnner, durch eine Reihe von organischen Gesetzen das Land in einen befriedigenden Zustand versetzte Die katholische Bewegung der letzten Jahre erstreckte sich auch auf Holland, aber der Posten fr eine Gesandtschaft beim Papste fiel weg. Im April 1872 ward der Gedchtnitag der Losreiung Hollands von Spanien, die Einnahme von Briel durch die Meergeusen am 1. April 1572, durch ein Nationalfest begangen. In demselben Jahre starb Thorbecke, der seit 1871 wieder am Ruder stand.
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Extrahierte Personennamen: Gerard Wilhelms_Hartnckigkeit Wilhelms Wilhelm Leopold_I. Leopold_I. Wilhelm Wilhelms Thorbecke
Extrahierte Ortsnamen: Antwerpen Belgiens Holland Hollands Spanien
153 -
Glaubenssachen entschieden. Nach dem Untergange des oft-rmischen Reiches ist Moskau der Mittelpunkt der griechischen Kirche, der Czar das Oberhaupt aller ihrer Bekenner gewor-den und sein Beruf, die durch Nationalitt und Religion der-wandten Slavenstmme zu einem Ganzen zu vereinigen. Solche Ideen, wenn auch zum grten Theile der Phantasie an-gehrig, muten doch bei der damaligen Weltlage beunruhigend wirken und Unsicherheit und Besorgni bei den Regierungen hervorrufen, die aus Furcht vor der Revolution der russischen Politik zugefhrt wurden. Rulands Uebergewicht auf dem Continente war entscheidend.
Auf ganz anderen Grundlagen beruhte Englands Gre. Durch seine geographische Lage, seinen Reichthum, seine See-macht, durch seine freie Verfassung, die in das Wesen der Bevlkerung bergegangen war, bildete es dem russischen Ab-solutismus gegenber einen natrlichen Gegensatz. England und Rußland muten einander nothwendig berall entgegen-treten. _ Im Kaukasus, in Canada und Afghanistan bekun-deten sich die Aeuerungen eines Antagonismus, der frher oder spter zu einem entscheidenden Zusammensto führen mute.
Xv.
Die revolutionren Bewegungen in Deutsch-land. bestreich und Preußen.
Die Julirevolution wurde auch fr Deutschland ein folgenschweres Ereigni. Ihre grte Bedeutung lag in-dessen darin, da sie auf den Umschwung der Ideen wirkte; tatschlich wurden nur einige deutsche Staaten zweiten und dritten Ranges davon berhrt.
Der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der am 16. Juni 1815 in der Schlacht von Quatre Bras fiel, hatte zwei minderjhrige Shne, Karl und Wilhelm, hinter-lassen, von denen der ltere ihm in der Regierung folgen sollte. Der damalige Prinz-Regent von England, nachmalige König Georg Iv., der zugleich König von Hannover war,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_von_Braunschweig Friedrich Wilhelm Karl Karl Wilhelm Georg_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Englands England Kaukasus Canada Afghanistan Deutsch-land Deutschland England Hannover
3
5) Phoci s, mit dem berühmten Orakel von Delphi,
den Städten Kr iss a und Elatea;
6) das östliche Lokris;
7) Böotien mit den berühmten Orten Theben,
Aulis, Platäa, Tanagra, Haliartus,
Chäronea, Koronea, Leuctra u. a.;
8) Attira mit der berühmten, durch bewundernswürdige
Kunstwerke geschmückten Hauptstadt Athen, die durch
die langen Mauern mit den Häfen Piräeus und Pha-
leron verbunden war; ein dritter Hafen Athens war
Munychia. Andere Städte waren Marathon und
Eleusis;
9) Megaris, auf der Landenge zwischen dem korinthischen
und saronischen Busen, mit der Hauptstadt Megara.
Südgriechenland oder der Peloponnes (Morea) umfaßte
folgende neun Landschaften:
1) Korinth mit der gleichnamigen Stadt an der Land-
enge, dem Isthmus;
2) Sicyon;
3) Phlius;
4) A ch a j a;
6) Elis, mit dem berühmten Haine von Olympia am
Alpheus, wo ein Tempel des Zeus stand mit der von
Phidias aus Gold und Elfenbein gefertigten Bildsäule
des Gottes, und wo die berühmten olympischen Spiele
gefeiert wurden:
6) Messenien, mit dem Hafen Pylos und den Berg-
festen Ira und Jthome;
7) Laconien, mit der Hauptstadt Sparta am Flusse
Eurotas;
8) Argolis, mit den Städten Argos, Mycenä,
Tr ö zen;
9) Arcadien, mit den Städten Mantinea, Orchome-
nos, u. a.
Im Nordwesten Griechenlands, im jonischen Meere, liegen
die jonischen Inseln, von denen Jthaka als Heimath des
Odysseus, in späterer Zeit Korcyra, berühmt waren. Im
Osten der Halbinsel liegt das ägäische Meer, (Archipelagus
1 *
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233
das Persische Reich, doch war die Ausführung dieses Plans
seinem größeren Sohne Vorbehalten. Als er zu Aegä in
Macedonien die Hochzeit seiner Tochter feierte, ward er von
einem Befehlshaber, Pausanias, der sich vom König beleidigt
glaubte, aus Rache ermordet (336). Der Mörder ward er-
griffen und getödtet.
Philipp hatte vor seinem Tode das Orakel in Delphi
über seinen Zug gegen die Perser befragt und die Antwort
erhalten:
„Siehe der Stier ist bekränzt, sein Ende da, nahe der Opfrer."
Diesen Spruch bezog er auf die Perser; nun aber war er es
selbst, der im 46sten Jahre seines Lebens durch Meuchelmord
gefallen war.
Xxxii.
Alexander der Grope.
(336 bis 323 v. Chr.)
Alexander, Philipp's Sohn, wurde 356 vor Chr. in
derselben Nacht geboren, in welcher der berühmte Dianen-
tempel zu Ephesos, eines der Wunderwerke der alten Bau-
kunst, von Herostratos, der sich durch diese Schandthat bei
der Nachwelt bekannt machen wollte, in Brand gesteckt wurde.
Die Ephesischen Priester hielten den Brand dieses Tempels
für das Vorzeichen eines großen Unheils, welches Asien heim-
suchen werde, verhüllten ihr Haupt und trauerten. Die
Geburt Alexanders war für Philipp mit noch zwei glücklichen
Ereignifsen verbunden: fern Feldherr Parmenio erfocht einen
Sieg und sein Viergespann trug zu Olympia den Preis
davon. Im Gefühl des Uebermaßes seines Glückes rief er
aus: ,,Götter, sendet mir auch ein Unglück, denn zu viel des
Glückes habt ihr mir verliehen!" Dem Alexander gab er
den Aristoteles zum Lehrer, welcher die herrlichen Anlagen
des Knaben entwickelte und ihn in allen Gegenständen Grie-
chischer Bildung unterrichtete; vor Allem ffößte er ihm Liebe
zu den Werken der Griechischen Dichter ein, und der Jüng-
ling gewann die Gesänge des Homeros so lieb, daß er sie
fast auswendig wußte und stets eine Abschrift derselben unter
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Alexander_der_Grope Alexander Alexander Alexander Herostratos Alexanders Philipp Philipp Parmenio Alexander
185
wurde. Da in der Staatsverwaltung (Simon sein Gegner
war, so ruhte er nicht eher, bis dieser durch den Ostraeismus
verbannt wurde: er war aber auch der erste, der, als nach
der Schlacht bei Tanagra das Volk die Rückkehr Cimons
wünschte, den Antrag aus dessen Zurückberufung stellte. So
wußte er sich den Launen und Wünschen des Volkes zu fügen
und dessen Gunst zu bewahren, so lange ihm im Staate noch
Gegner, wie Cimon, und nach dessen Tode Thucydides, im
Wege standen. Stets suchte er dem Volke etwas zu bieten,
indem er bald Festversammlungen, bald öffentliche Speisungen,
bald feierliche Umzüge durch die Stadt veranstaltete. Er
führte für die Bürger in der Volksversamnllung und für die
Richter einen Sold ein, der anfangs täglich einen, später drei
Obolen (2 Gr. 10 Pf.) betrug, während früher die Bürger ' S
jene Leistungen umsonst übernehmen mußten. Den Armen
gab er an den großen Festen, wo in Athen Schauspiele auf-
geführt wurden, aus dem öffentlichen Schatze Theatergeld.
Der Bundesschatz war 'Don, der Insel Delos nach Athen/,« '/^.
verlegt: dieses Geld - war ursprünglich dazu bestimmt, die
Kosten für die Perserkriege zu bestreiten und die Bundesge-
noffen zu schützen. Da von den Persern keine Gefahr mehr ", Uj,
7, drohte, glaubte Perikles den Bundesgenossen über die
weitere Verwendung des Geldes keine Rechenschaft schuldig
^ zu sein, und führte -mit diesen Hülfsquellen jene herrlichen
Kunstwerke auf, an denen jfich die berühmtesten Künstler
:> Athens, vor allen der unsterbliche Phidias, Perikles
Freund, der das Ganze leitete, verewigt haben, und deren Auf-
- bau Wohlstand und Reichthum auf alle Klassen des Athenischen
Y Volkes verbreitete. Baumeister, Bildner, Erzarbeiter, Stein-
^ schneider, Färber, Goldarbeiter, Maler, Sticker, kurz jede
Kunst, jedes Gewerbe fand durch jene Bauten, Bildsäulen
u. s. w. hinreichende Thätigkeit. Durch solche Werke erhob
Perikles den Kunstsinn der schon von Natur reichbegabten
Athener, so daß Athen die blühendste Stadt und die Athener
- das gebildetste Volk der alten Welt wurden. Zu den Haupt-
werken des Perikles gehören die Propyläen, der Parthe-
non und das Ode um.
Die Propyläen oder Vorhallen gehörten zu der Burg
(Akropolis) von Athen und waren ein Werk des Atheners -
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186
Mnesikles. Sie bestanden in einem fünffachen Marmorthor,
das zu beiden Seiten große Flügelgeblude hatte. Zu diesem
Thor führte eine prächtige Treppe von vielen Stufen, welche
die Breite des ganzen Thores einnahmen, und ebenso, wie das
Thor, aus Marmor aufgeführt waren. Durch diese Propyläen
kam man in die eigentliche Burg, in der sich der große Athe-
nentempel, Parthenon genannt, in der Form eines länglichen
Vierecks erhob. Rings um alle vier Seiten lief eine Halle,
die auf schönen Marmorsäulen ruhte. Hier stand die 36 Fuß
hohe, von Phidias aus Elfenbein und mit einem Gewände
von purem Golde bekleidete Bildsäule der Göttin Athene.
Anfangs rieth Phidias dem Volke, sie aus Marmor zu ver-
fertigen, weil es wohlfeiler fei, aber das Volk erklärte sich
laut dagegen und rief: „Nein, aus Gold und Elfenbein!"
Auf der höchsten Svitze der Burg stand eine andere Bildsäule
derselben Göttin in Erz, von Phidias aus der Marathonischen
Beute gegossen, von so ungeheurer Größe, daß man Lanze
und Helmbusch der Göttin schon vom Vorgebirge Sunion aus
in einer Entfernung von fünf Meilen sehen konnte. — Das
Odeum war ein rundes, zu musikalischen und poetischen Vor-
trägen bestimmtes und mit Säulen und Gemälden verziertes
Gebäude. Es war nach dem Muster des Zeltes des Terxes
erbaut und mit marmornen Sitzreihen versehen: das spitzige
Dach wurde von Persischen Schiffsmasten getragen.
Noch ein Mann stand dem Perikles im Staate entgegen,
Thucydides. Dieser klagte ihn einst an, daß er die Bei-
träge der Bundesgenossen verschwende; doch Perikles ging
siegreich aus dieser Anklage hervor, zmd endlich gelang es
ihm beim Volke, die Verbannung seines Gegners zu be-
wirken. Seit dieser Zeit war sein Verhalten gegen das Volk
nicht mehr dasselbe: er war nicht mehr nachgiebig und lenk-
sam, sondern leitete nun das Volk durch die Kraft seiner
Rede und Belehrung nach seinem Willen, und noch fünfzehn
Jahre nach der Vertreibung des Thucydides regierte er den
Staat so, daß es nur dem Namen nach eine Volksherrschaft
war, in der That aber von einem Einzigen, von dem ersten
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Ortsnamen: Göttin_Athene Burg Marathonischen Thucydides
36
auf der linken Seite des Tigris Ninive erbaut haben. Diese Hauptstadt bildete ein Viereck im Umfange von 12 deutschen Meilen. Die Mauer ringsum hatte 32 Meter Hhe und eine Breite, da darauf drei Wagen neben einander fahren konnten, und mar mit 1500 Trmen befestigt. Acker- und Gartentand innerhalb der Stadt schtzte während einer Belage-rung vor Hungersnot. Seine Gemahlin Semiramis soll die Tochter einer Gttin (Derketo) gewesen sein. Als Kind ausgesetzt und von Tauben ernhrt, nachher von Hirten auferzogen, wuchs sie zu einer Jungfrau von glnzender Schnheit heran und wurde die Gemahlin eines kniglichen Beamten, dem sie in den Krieg folgte. Durch ihre Klugheit half sie dem Ninus die Stadt B a k t r a erobern, indem sie einen von den Belagerten fr uneinnehmbar gehaltenen Felsen erstieg. Sie ward daraus des Ninus Gemahlin und Nachfolgerin. Ihr werden Erobcrungszgc gegen Afrika und gegen Indien zugeschrieben; im letzteren erlitt sie jedoch eine Niederlage. Endlich entschwand sie in der Gestalt einer Taube. Unter ihren Nachfolgern zerstrte Salmanaffar (722 v. Chr.) das Reich Israel, Snherib machte Juda zinspflichtig, ward aber von den gyptern ge-schlagen. Das Reich erlag dem gemeinsamen Angriff des Kyxares, des Knigs von Medien und Rabopolaffars, des Statthalters von Babylonicn. Der letzte König, der weibische Sardanapl, wurde in seiner Hauptstadt eingeschlossen. Der stark angeschwollene Tigris ri einst die Mauern von Ninive ein: da verlor der König alle Hoffnung und ver-brannte sich aus einem Scheiterhaufen mit seinen Weibern und Schtzen (606 v. Chr.).
Z>as neuabytonifchc Weich. Unter Rabopolaffars Sohn, Ncbu-kadnez ar (605561 v. Chr.) geno das Reich eine kurze Blte. Er schlug den gyptischen König Necho (bei Cireesi um am Euphrat, 605), unterwarf Syrien und Palstina, zerstrte Jerusalem, dessen Tempel er verbrannte, und belagerte spter 13 Jahre lang die Jnselstadt Tyrus. Darauf baute er groe Kanle, verschnerte Babylon durch prchtige Palste und legte die (flschlich der Semiramis zugeschriebenen) hngenden Grten" an.
Z>ie Stadt Izabykon, an beiden Seiten des Euphrat, hatte eine Mauer, auf der 16 Reiter neben einander herreiten konnten. Auf der Mauer erhoben sich 250 feste Trme, durch dieselben fhrten 100 eherne Thore. Das berhmteste Bauwerk war der Tempel des Gottes Bal (der babylonische Turm). Acht viereckige Trme, der folgende immer kleiner als der vorhergehend, erhoben sich der einanber bis zu einer Hhe von ungefhr 190 Metern.
Als Kyros mit seinem Heere vor der Stadt lag, vertraute diese auf ihre Mauern, aber Kyros lie den Euphrat in einen
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TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule]]
Extrahierte Personennamen: Necho
Extrahierte Ortsnamen: Ninive Afrika Indien Israel Juda Ninive Syrien Palstina Jerusalem Tyrus Gottes