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1. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 224

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
224 31. Theoderich der Große als Friedensfürst. Verwaltung. Kassiodor hat auch eine Geschichte der Goten geschrieben, von der uns leider nur ein dürftiger Auszug, das kleine Werk des Jordanes, erhalten ist. Rührend zeigte sich der hohe Sinn des germanischen Königs besonders darin, daß er sich mit Begeisterung der Erhaltung und Wiederherstellung der Werke antiker Kunst widmete. Gar viele dieser herrlichen Denkmäler verdanken dem großen Theoderich ihre Errettung. Dankbar priesen ihn seine Zeitgenossen als „den Freund der Bauten und Wiederhersteller der Städte". In edlem Eiser rief er aus: „Das Altertum lebe unter unserm Zepter wieder auf! Die Wunderwerke der Alten sollen durch uns der Zer- störung entrissen werden. Das sei unser Ruhm!" Raub und Zerstörung von Kunstwerken wurden mit schweren Strafen bedroht. Hobe Summen seines Privatschatzes verwendete er für Wiederherstellung zerfallender Gebäude und für Errichtung neuer großartiger Bauten. Der Senat errichtete ihm in Rom zum Tank für seine Verdienste um Roms Bauten eine ver- goldete Bildsäule. Aber auch in Ravenna, Pavia, Verona und andern Städten schuf der König Paläste, Kirchen, Wasser- leitungen und andre nützliche und schöne Bauwerke. Eines der merkwürdigsten ist das noch bei Lebzeiten des Königs von ihm bei Ravenna errichtete gewaltige Grabmal, in dem er beigesetzt sein wollte; ein majestätischer Rundbau mit flacher Kuppel, die aus einem einzigen riesigen Felsblock gearbeitet ist. Auch in seiner Stellung zu andern Mächten erschien Theoderich als Hort des Friedens, selbst wenn er zum Schwerte greifen mußte. Mit Konstantinopel unterhielt er ein gutes Einvernehmen und behandelte die oströmischen Kaiser mit großer Höflichkeit, aber auch mit Entschiedenheit, wenn sie sich Ungerechtigkeiten oder Übergriffe erlaubten. Am schwierigsten war seine Stellung zu dem ländergierigen, listigen Frankenkönig Klodwig, von dem unsre nächsten Kapitel er- zählen sollen. Als dieser die Alemannen am linken Rheinuser geschlagen hatte, und auch die rechts vom Rhein wohnenden angriff, riefen die Bedrängten des Ostgotenkönigs mächtigen Schutz an, und Theoderich streckte schirmend seine Vaterhände über sie aus, so daß Klodwig sie nicht zu behelligen wagte.

2. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 58

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
58 Kaisers Gericht zu halten. Die Nachkommen jenes Grafen behielten das Burggrafenamt bis auf Friedrich Vi. Friedrich als Markgraf. Der Burggraf Friedrich Vi. war ein tapferer Ritter; dazu besaß er eine in damaliger Zeit seltene Gelehrsamkeit. Auf den Reichstagen sprach er mit gleicher Geläufigkeit in deutscher, lateinischer, französischer und italienischer Sprache zu den versammelten Fürsten, je nachdem die Umstände es nötig machten, und sein kluger Rat wurde gern gehört. Er hatte Sigismund viele Dienste geleistet und namentlich dessen Wahl zum deutschen Kaiser veranlaßt. Zum Danke dafür, und um den Brandenburgern in ihrer Not wirksame Hülfe zu teil werden zu lassen, ernannte Kaiser Sigismund ihn im Jahre 1411 zum Äatthalter von Brandenburg. Als Friedrich im folgenden Jahre in der Mark ankam, wurde er von den bedrängten Bürgern und Bauern mit Freuden begrüßt. Die Raubritter aber verweigerten ihm den Gehorsam, sie nannten ihn spottend „Nürnberger Tand" und riefen drohend aus, wenn es auch das ganze Jahr Burggrafen vom Himmel regne, so sollten sie doch nicht in der Mark aufkommen. Friedrich begann, die Burgen der Widerspenstigen zu belagern und mit Kanonen zu beschießen. Mit Schrecken sahen die Raubritter, daß die dicken Mauern wankten und niederstürzten; die Scharen Friedrichs drangen siegreich ein und zwangen die Besiegten, sich zu ergeben. Auf diese Weise brach Friedrich eine Raubburg nach der andern, und den Raubrittern blieb nichts anders übrig, als Friedrich Gehorsam zu schwören oder aus dem Lande zu fliehen. In kurzer Zeit war die Ruhe und Sicherheit in Brandenburg wieder hergestellt. Im Jahre 1415 übergab der Kaiser Sigismund die Mark Brandenburg dem Burggrafen Friedrich Vi. erb- und eigentümlich und ernannte ihn zum Kurfürsten. Friedrich hieß von da ab Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg. Mit ihm beginnt die Reihe der Fürsten aus dem Haufe der Hohenzollern. Friedrich I. als Kurfürst. 1415—1440. Friedrich bemühte sich ernstlich, den Wohlstand seines Landes wieder zu heben. Denjenigen Leuten, welche durch Raub und Plünderung besonders gelitten hatten, erließ er eine Zeitlang die Steuern, auch unterstützte er solche, die gänzlich verarmt waren. Die Raubritter wagten nicht mehr, dem Kaufmann aufzulauern, wenn er mit seinen Waren über Land zog, denn sie fürchteten Friedrichs Strenge. Daher wurden die Gewerbe und der Handel wieder eifrig betrieben, und der Landmann begann, seinen Acker von neuem zu bebauen. — Leider mußte Friedrich längere Zeit abwesend sein, da er als Reichsfeldherr das kaiserliche Heer zum Kampfe gegen die Hussiten anzuführen hatte. ( S. 40.) Er wurde von den

3. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 73

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
veranstaltete er gewöhnlich ein Konzert. — Der König trug stets die blaue Uniform, einen dreieckigen Hut mit weißer Feder und in der Hand einen Krückstock. Wenn er auf seinem Schimmel durch die Straßen Berlins ritt, so traten die Leute an die Thüren und grüßten ihn ehrerbietig; die Mütter hoben ihre Kinder empor, um ihnen den geliebten Landesvater zu zeigen. Oft umringte ein Schwarm Schulbuben den König, sie wischten ihm den Staub von den Stiefeln und warfen jubelnd ihre Mützen in die Höhe. (Der alte Fritz und die Schulbuben.) Das ganze preußische Volk blickte mit Liebe und Dankbarkeit auf seinen König; sein Bildnis hing in Hütten und Palästen Friedrich der Große. Das thatenreiche Leben des Königs endete im Jahre 1786. Seine Heldenthaten in einem Kampfe gegen fast ganz Europa hatten selbst seine Feinde zur Bewunderung hingerissen; er hatte Preußen durch die Erwerbung zweier wertvoller Provinzen vergrößert; durch seine Fürsorge war der Wohlstand des Volkes ausgeblüht. So war Preußen durch Friedrich Ii. zu einer europäischen Großmacht erhoben worden. Sein dankbares Volk ehrte ihn darum mit Recht durch den Beinamen „der Große." Wie sorgte Friedrich für Den Wohlstand seines Volkes? Vergleiche damit die Fürsorge des großen Kurfürsten und Albrechts des Bären! Nenne Friedrichs Verdienste für die Rechtspflege und das Schulwesen! Um welche Provinzen hat Friedrich den preußischen Staat vergrößert? Nenne die Erwerbungen seiner Vorgänger! Friedrich Wilhelm Ii., 1786—1797, regierte nur 11 Jahre. Er erwarb bei der zweiten und dritten Teilung Polens die Provinz Posen. 36. Deutschland vor 100 Jahren. Deutschlands Zersplitterung. Seit dem dreißigjährigen Kriege war Deutschlands Macht und Ansehen immer mehr gesunken. Die deutschen Kaiser waren fast nur auf Vergrößerung ihrer Hausmacht bedacht und kümmerten sich wenig um das übrige Reich. Deutschland war infolge der Ausartung des Lehnswesens in viele größere und kleinere Staaten zersplittert, deren Fürsten wenig für das Wohl des Volkes thaten und nach dem Beispiel der französischen Könige ein verschwenderisches, genußsüchtiges Leben führten. (Welche Fürsten machten hierin eine rühmliche Ausnahme?)

4. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 77

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
77 den preußischen Königsthron. Er sowohl wie seine Gemahlin behielten ihre Sparsamkeit und einfache Lebensweise bei und gaben dadurch dem preußischen Volke ein gutes Beispiel. Welche Tugenden schmückten das königliche Paar? Welche Mahnungen erhielt Friedrich Wilhelm von seinem Großoheim? 39. Preutzens Niederlage (1806—1807). * Veranlassung zum Kriege. Napoleon hatte in seinem Ehrgeize fast alle europäischen Staaten mit Krieg überzogen und sie gezwungen, ihm einen großen Teil ihrer Länder abzutreten. Die deutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden, Hessen und einige andere kleinere Länder stellten sich freiwillig unter Napoleons Schutz; Napoleon vereinigte sie zu dem sogenannten Rheinbünde, an dessen Spitze er selbst die Herrschaft in diesen Ländern ausübte. Infolge dessen legte Kaiser Franz ü. im Jahre 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich fortan Kaiser von Östreich. Napoleon hatte mehrfach versucht, mit Preußen ein Bündnis zu schließen, aber der friedliebende König Friedrich Wilhelm Hi. wollte seinem Volke den Frieden erhalten und wies alle seine Anerbietungen ab. Das erweckte den Zorn des ehrgeizigen Mannes, und er suchte jetzt Preußen auf alle Weise zum Kriege zu reizen. So ließ er seine Soldaten mitten im Frieden durch preußische Länder mar- schieren, ohne um Erlaubnis zu fragen; Hannover, welches durch Tausch in preußische» Besitz übergegangen war, versprach Napoleon den Engländern, als er mit ihnen Frieden schließen wollte. Da erklärte Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1806 Napoleon den Krieg, nachdem er mit Rußland ein Bündnis geschlossen hatte. * Jena und Auerstädt. 1806. Die preußischen Offiziere sahen mit Verachtung auf das französische Heer herab; die Ruhmesthaten Fried- richs des Großen erfüllten sie mit Siegesgewißheit, und sie meinten, die Schuster und Schneider, die durch die französische Revolution erst Generale geworden seien, thäten am besten, nur gleich davonzulaufen. Aber in dem preußischen Heere lebte nicht mehr die frühere Begeisterung und Vaterlandsliebe ; die meisten Soldaten waren verheiratete Männer aus den untersten Ständen, die nebenbei ein Handwerk betrieben und durch den Krieg ihre Einnahme verloren. Die preußischen Generale waren meist alte Leute über 70 Jahre. Dazu fehlte es an dem nötigen Gelde zur Kriegführung. — Das

5. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 88

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
88 1806 das Unglück über Preußen hereinbrach und die Königin Luise mit ihren Kindern nach Memel fliehen mußte; als Jüngling stand er mit seinen Geschwistern weinend am Grabe seiner unvergeßlichen Mutter. Beim Beginn der Freiheitskriege folgte er seinem Vater in den Kampf und zeichnete sich auf dem Schlachtfelde durch seine Unerschrockenheit aus. Bei seinem Regierungsantritte im Jahre 1840 sprach er die schönen Worte: „Ich gelobe vor Gottes Angesichte, daß ich ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christlicher König sein will!" Slaatsverfassung. Der König Friedrich Wilhelm Iii. hatte den Städten und Provinzen Anteil an der Verwaltung ihrer Angelegenheiten eingeräumt. (Inwiefern?) Es regte sich damals aber in Preußen, wie bei allen Völkern Europas, das Verlangen, auch bei der Gesetzgebung des Landes mitzuwirken. In Berlin und mehreren anderen Städten kam es darüber im Jahre 1848 zur Empörung, die aber mit Waffengewalt unterdrückt wurde. Dennoch gab König Friedrich Wilhelm dem Verlangen des Volkes nach und erließ im Jahre 1850 die preußische Staatsverfassung, das ist eine Urkunde, in welcher die Rechte des Königs und des Volkes festgesetzt sind. Hiernach wählt das Volk alle fünf Jahre seine Vertreter für das Abgeordnetenhaus, welches das Recht der Steuerbewilligung und Anteil an der Gesetzgebung hat. (Erklärung!) Die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses bedürfen der Zustimmung des Herrenhauses, dessen Mitglieder aus königlichem Vertrauen ernannt werden, und schließlich der Bestätigung des Königs. Verkehrswesen. Erfindungen. Durch die Erfindung der Dampfmaschine und des Telegraphen ist in den letzten 50 Jahren eine großartige Veränderung erfolgt. Der König Friedrich Wilhelm Iv. erkannte die große Bedeutung jener Erfindungen für Handel und Verkehr und beförderte die Anlegung weiter Eisenbahnstrecken und Telegraphenlinien. Die Anwendung der Dampfkraft bewirkte ferner eine Vermehrung der Fabriken; auch der Bergbau nahm einen ungeheuren Aufschwung; da die Kohlenförderung sich in wenigen Jahren verdreifachte, wurde der Gebrauch von Holz und Torf als Brennstoff seltener. (Warum ist die Einschränkung des Holzverbrauchs wünschenswert?) Mit dem Bekanntwerden des Petroleums verschwanden Öllampe und Kerze als Hauptbeleuchtungsmittel, auch führte man nach und nach in größeren und kleineren Städten eine Straßenbeleuchtung ein, besonders seit der Erfindung des Gas- und des elektrischen Lichtes. Durch alle diese Erfindungen waren zahlreiche neue Erwerbsquellen geschaffen, und es bildete sich neben den bisherigen Ständen der sogenannte Arbeiterstand. Der König legte am Jahdebusen einen Kriegshafen an, der später den Namen Wilhelmshaven erhielt, und gründete eine Kriegsflotte.

6. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 94

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
94 Stelle den Verlauf der Schlacht bei Königgrätz dar! Womit hatte Friedrich Wilhelm Iii. einen Anfang zur Einigung Deutschlands gemacht? Wie weit war das Einigungswerk jetzt fortgeschritten? Wiederhole die bisherigen Erwerbungen! *49, Der franmsche Krieg (1870^71). Veranlassung. Die alten Erbfeinde der Deutschen, die Franzosen, hatten von der Zeit des 30jährigen Krieges an aus der Zersplitterung und Schwäche Deutschlands Vorteil gezogen; sie strebten darnach, das erste und ruhmreichste Volk der Welt zu werden und waren daher neidisch auf das Emporstreben Preußens und die wachsende Macht der verbündeten deutschen Staaten. Um die Einigung Deutschlands zu hintertreiben, suchte man nach einem Grunde zum Kriege mit Preußen, und Napoleon Iii. hoffte, die süddeutschen Staaten würden sich, wie zu den Zeiten des Rheinbundes, auf Frankreichs Seite stellen. — Im Jahre 1870 trugen die Spanier dem Prinzen Leopold von Hohenzollern die Königskrone an. Die Franzosen erklärten sich dadurch in ihrem eigenen Lande bedroht (inwiefern?) und forderten, daß König Wilhelm seinem Verwandten die Annahme der Krone verbiete. König Wilhelm mußte dies Ansinnen selbstverständlich ablehnen, aber der Prinz von Hohenzollern verzichtete nun aus freien Stücken auf die spanische Königskrone, um Preußen nicht in einen Krieg zu verwickeln. Hiermit nicht zufrieden, forderte Napoleon vom König Wilhelm eine schriftliche Entschuldigung und die Versicherung, daß er einem Verwandten niemals die Thronbesteigung in Spanien gestatten werde. Als König Wilhelm diese freche Zumutung zurückwies, glaubte Napoleon darin einen berechtigten Grund zum Kriege zu erblicken. Am 19. Juli, dem Todestage feiner unvergeßlichen Mutter, erhielt König Wilhelm die Kriegserklärung. (Hefekiel: Der 19. Juli 1870.) Die Hoffnung Napoleons, daß Süddeutschland sich ihm anschließen werde, erfüllte sich nicht, alle deutschen Fürsten erklärten sich einmütig für Preußen und stellten ihre Truppen in Gemäßheit des Schutz- und Trutzbündnisses (S. 93.) unter den Befehl des Königs Wilhelm. Durch ganz Deutschland ging ein Sturm der Begeisterung, die in den Klängen der „Wacht am Rhein" zum Ausdruck kam. Weitzcnburg und Wörth. Binnen wenigen Tagen stand über eine halbe Million deutscher Krieger an der Grenze, die sich nach und nach durch Hinzuziehung der Ersatztruppen auf das Doppelte vergrößerte.

7. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 29

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
29 Friedrichs Kreuzzug und Tod. Nachdem das heilige Land ungefähr neunzig Jahre im Besitze der Christen gewesen war, wurde es von dem türkischen Sultan wieder erobert. Von neuem rüstete sich die Christenheit zu einem Kreuzzuge (dem dritten), und in kurzer Zeit war ein großes Heer beisammen, an dessen Spitze sich der greise Kaiser Barbarossa stellte. Auf dem Wege durch Kleinasien hatten die Christen mehrere Kämpfe mit den Türken zu bestehen (Uhland: Schwäbische Kunde). An der Grenze von Syrien kamen sie an den Saleph. Es sollte eine Brücke zum Übergange des Heeres über den Fluß geschlagen werden. Der Kaiser, ungeduldig über die lange Verzögerung, sprengte mit seinem Rosse in die Flut, um das jenseitige Ufer zu gewinnen. Aber der reißende Strom erfaßte ihn, und als Leiche wurde er an das Ufer gebracht. Die Sage vom Kysshäuser. Tiefer Schmerz erfüllte das Herz eines jeden Deutschen, der von dem Tode des geliebten Kaisers hörte. Man konnte sich nicht in den Gedanken finden, der Kaiser sei tot, und es bildete sich im Volke die Sage, er sei in den Schoß des Kyffhänser (im jetzigen Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt) verzaubert. Von dort werde er einst wiederkommen, um sein Reich in alter Macht und Herrlichkeit aufzurichten. (Geibel: Friedrich Rotbart.) Welchen Zweck hatte Barbarossas erste Romfahrt? Welchen Zweck hatten die andern Züge it.'.ch Italien? Inwiefern wirkten diese Züge nachteilig auf die Einigkeit des deutschen Reiches? Was gab die Veranlassung zur Kyffhäusersage? Wie und wann ist der Traum von der einstigen Herrlihkeit Deutschlands in Erfüllung gegangen? 14. Faustrechk. Femgericht. Hansa. * Die kaiserlose Zeit. Nach dem Aussterben der Hohenstaufen war Deutschland fast zwanzig Jahre ohne Kaiser. Man nennt diese Zeit deshalb die kaiserlose Zeit oder Zwischenreich (Interregnum). Es galt weder Gesetz noch Recht, welches den Schwachen und Unschuldigen schützte, den Schuldigen und Verbrecher strafte. Das größte Recht hatte derjenige, welcher die stärkste Faust hatte. Es war die Zeit des Faustrechts, eine der traurigsten, die jemals über unser Vaterland hereingebrochen sind. Leider waren es grade die Ritter, welche das Faustrecht in der schimpflichsten Weise ausübten. Diese Raubritter lauerten in

8. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 61

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
61 *80. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst (1640—1688). „Gott meine Stärke." Jugendjahre. Friedrich Wilhelm wurde im Jahre 1620 zu Berlin geboren. Während seiner Jugendzeit hatte Brandenburg von den Unruhen des dreißigjährigen Krieges viel zu leiden, denn sein Vater, Georg Wilhelm war ein schwacher und unthätiger Fürst, der sich um die Not seines Volkes nicht kümmerte. (Wie verhielt er sich gegen Gustav Adolf?) Der junge Kurprinz war sehr fleißig, um sich die Kenntnisse anzueignen, die er später als Fürst nötig hatte; seinen kräftigen Körper stählte er durch ritterliche Übungen. Als vierzehnjähriger Jüngling wurde er nach Holland geschickt, um die Kriegskunst und fremde Sprachen zu erlernen. Hier sah er, wie ein Volk durch Fleiß und Ausdauer zu großem Wohlstand gelangt war. — In Haag machte der Prinz die Bekanntschaft junger Leute; als diese ihn aber zu lasterhaften Ausschweifungen verführen wollten, rief er aus: „Ich bin es meinen Ellern, meiner Ehre und meinem Vaterlande schuldig, daß ich Haag sofort verlasse." Er begab sich in das Kriegslager des Prinzen von Dramen. Dieser sprach zu ihm: „Vetter, eure Flucht beweist mehr Heldenmut, als wenn ich eine Festung erobert hätte. Wer sich schon so früh selbst überwinden kann, dem wird das Große stets gelingen." Regierungsantritt. Schon im Alter von 20 Jahren mußte Friedrich Wilhelm die Regierung antreten. Das brandenburgische Land war durch die Plünderungen der Schweden sowohl als auch der kaiserlichen Soldaten in unbeschreiblicher Weise verwüstet. Durch das Schwert der Feinde und durch die Pest waren viele Gegenden ganz entvölkert; selbst die Stadt Berlin zählte nur noch 300 Bürger, die fast ganz verarmt waren. Zahllose Dörfer waren niedergebrannt, die Äcker lagen unbebaut da; viele Leute fingen an zu rauben und zu stehlen, anstatt fleißig zu arbeiten, Zuchtlosigkeit und Unordnung nahmen überhand. Aber mit unerschütterlichem Mut und festem Gottvertrauen ging der junge Fürst an die schwere Aufgabe, die Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen hatte. Zunächst suchte er seine Unterthanen vor weiteren Plünderungen zu schützen, indem er mit den Schweden einen Waffenstillstand schloß. Um die Grenzen seines Landes gegen feindliche Einfälle verteidigen zu können, schuf er als der erste unter den deutschen Fürsten ein stehendes Heer, das anfangs nur aus 3000 Mann bestand. Sorge für das Wohl des Volkes. Friedrich Wilhelm war vor allem darauf bedacht, die Not des Volkes zu lindern. Die verarmten Bauern unterstützte er durch Geld, Bauholz, Saatkorn und Vieh; in die entvölkerten Gegenden rief er Ansiedler aus Holland und L

9. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 62

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
62 der Schweiz. So regten sich bald wieder übernt fleißige Hände, die den Acker bebauten. Der Kurfürst bestimmte, daß jeber Landmanu einen Garten anlegen sollte, und daß niemand heiraten durfte, der nicht wenigstens sechs Obstbäume und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. Zur Belebung des Hanbels legte er den nach ihm benannten Friebrich-Wilhelms-Kanal an, der die Ober mit der Spree verbindet; die Wege wurden verbessert, und der Verkehr durch Einrichtung einer Reitpost erleichtert. Fabriken würden gegründet, in benen seine Tuche, Seibenstoffe und Tapeten verfertigt würden. Damit die Fabriken ihre Waren auch nach dem Auslanbe verkaufen konnten, suchte Friedrich Wilhelm einen Seehandel von Brandenburg aus ins Leben zu rufen. Darum gründete er eine Kriegsflotte und kaufte an der Küste von Guinea in Westafrika von einem Negerhäuptling eine Strecke Landes, auf der die Festung Groß-Friedrichsburg zum Schutze des Handels errichtet würde. (Die Nachfolger des großen Kurfürsten gaben bieg Werk wieber aus; aber in unserer Zeit ist man bestrebt, durch Erwerbung auslänbischer Besitzungen — Kolonien — neue Absatzgebiete für den Handel zu gewinnen.) Länderzuwachs. Durch Erbschaft war dem Vater Friedrich Wilhelms das Herzogtum Pommern zugefallen; die Schweden hatten das Land jeboch besetzt. Als nun im Jahre 1648 der westfälische Frtebe geschlossen würde, serberte Frtebrtch Wilhelm sein Eigentum. Er erhielt Hinterpommern und als Entschäbigimg für Vorpommern, welches die Schweden behielten, das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Halberstabt und Minden. Krieg gegen Frankreich und Schweden. In Frankreich herrschte der ländergierige König Ludwig Xiv. Dieser trachtete banach, alle Länber links vom Rhein an sich zu reißen. Seine Raubscharen verwüsteten die Pfalz und das Elsaß; viele Städte tourbett angezünbet und bte Einwohner vertrieben. Mitten im Frieden ließ er die schöne Stadt Straßburg wegnehmen. — Als Ludwig Xiv. darauf auch Hollanb angriff, zog Friedrich Wilhelm gegen die Franzosen an den Rhein, weil er mit Holland ein Bündnis geschlossen hatte. Die Franzosen erkannten balb, daß Frtebrtch Wilhelm ihr gefährlichster Gegner fei. Um sich seiner zu entlebigen,. reizte der französische König die Schweden zum Einfalle in das schutzlose Branbenburg. Die brandenburgischen Bauern suchten sich zu wehren; sie bewaffneten sich mit Sensen, Heugabeln und Dreschflegeln und schrieben aus ihre Fahne: „Wir sinb Bauern von geringem Gut und bienen unserm Kurfürsten mit Leib uitb Blut." Als Friedrich Wilhelm die Nachricht von dem Einfalle der Schweden erhielt, zog er mit seinem Heere in Eilmärschen zurück nach Branbenburg. Ant 18. Juni 1675 traf der Kurfürst mit seiner Reiterei bei Fehrbellin das Hauptheer der Schweden. Obgleich das-

10. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 63

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
63 selbe doppelt so stark war, befahl Friedrich Wilhelm den Angriff, und nach hartem Kampfe wurden die Schweden in die Flucht gejagt. Nach diesem glänzenden Siege eroberte der Kurfürst ganz Vorpommern. Als er aber mit den Schweden Frieden schloß, mußte er es auf Anstiften des deutschen Kaisers wieder herausgeben. Ein gleiches Unrecht widerfuhr dem Kurfürsten, als im Jahre 1675 die Herzöge von Schlesien ausstarben. Obgleich Schlesien nach dem Vertrage Joachims Ii. (S. 60) an Brandenburg fallen mußte, riß es der deutsche Kaiser an sich. Voll Zorn über diese Ungerechtigkeit rief Friedrich Wilhelm aus: „Möchte doch einst aus meiner Asche ein Rächer erstehen!" Friedrich Wilhelms Gemahlin hieß Luise Henriette. Sie war eine fromme Frau, die den Beruf einer Fürstin darin sah, den Armen und Verlassenen zu helfen. Sie gründete das Waisenhaus zu Oranienburg, in welches sogleich zwölf Knaben und zwölf Mädchen aufgenommen wurden. Häufig besuchte die Kurfürstin auch das Krankenhaus zu Berlin, und man sah sie oft an Sterbebetten stehen und selbst geringen Leuten in ihren letzten Stunden Trost zusprechen. Ihrem Gemahl war sie in zärtlicher Liebe zugethan. Ein Geschichtsschreiber sagt von ihr: „Sie war des Kurfürsten bester Arzt und Rat, ja sein bester Koch und Kammerdiener." Friedrich Wilhelm horte gern ihren klugen Rat in wichtigen Regierungsangelegenheiten. Jeden Morgen hielt sie mit ihren Kindern und ihrer Dienerschaft eine Hausandacht ab. Ihr Lieblingslied war: „Jesus, meine Zuversicht." Tod. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst starb im Jahre 1688. Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." — Er hat Brandenburg fast um die Hälfte vergrößert, ein neues siegreiches Heer geschaffen und durch seine Thaten im Kriege und im Frieden das Kurfürstentum zu einem der mächtigsten und angesehnsten Staaten Europas erhoben. Mit Recht nennt man ihn daher den Begründer der Macht und Größe des preußischen Staates. Vergleiche die Zustände Brandenburgs zur Zeit des Regierungsantrittes des großen Kurfürsten mit der kaiserlosen Zeit! Wie sorgte der große Kurfürst für das Wohl des Bürger- und des Bauernstandes ? Wie unterstützte ihn seine Gemahlin in seinen Bestrebungen? Weshalb schuf er das erste stehende Heer? Welche Länder erwarb er? Welche Länder wurden ihm unrechtmäßig vorenthalten? Wiederhole alle bisherigen Erwerbungen!
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