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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 12

1901 - Glogau : Flemming
— 12 — man hat den kolossalen Palast, nachdem er seiner ursprünglichen Be- stimmung gedient hatte, in weit vergrößertem Maßstabe wieder in Sydenham aufgebaut, um die Kühnheit des imposanten Baues zu ver- ewigen. Dort bleibt er nun dem staunenden Blick der Bewunderer- modernster Architektur erhalten und ausbewahrt. Die hohen Türme der Notredamekirche in Paris könnten sich recht gut unter dem Mittel- teil des Palastes bergen, und als das Handeltest in London gefeiert wurde, haben in dem Gebäude 30000 Zuhörer Platz gesunden. England hat in dem eben abgelaufenen Biktorianischen Zeitalter des 19. Jahrhunderts den Höhepunkt seiner glänzenden Entwickelung gehabt, und es ist eingetroffen, was Thomson in der ersten Hülste des 18. Jahrhunderts in dem Liede sang, das seitdem das berühmte englische Nationallied Rule Britannia geworden ist: thy cities shall with commerce shine All thine shall be the subject inain And eyery shore it circles, thine.1 Das Charakteristische ist, daß die Engländer zum größten Teil ein städtisches Leben sichren. Großbritannien, das eine kolossale Volksdichte besitzt, hat von seinen ca. 40 Millionen Einwohnern ein Drittel in den 24 Großstädten wohnen, und ebenfalls nur ein Drittel in den Landorten. Jeder siebente Engländer endlich ist Londoner, und damit kommen wir auf dieses Unikum im Weltenrund zu sprechen, von dem der Franzose sehr richtig gesagt hat: Londres n'est plus une yille, c'est une province couverte de maisons. lind diese ganz singuläre Bedeutung verdankt London seiner einzigartigen Lage; es ist die ,,Schifssstadt" (von dem eeltischen lhong Schiff), und schon Tacitus muß es nennen eopia ns^otiatoi-uni et comineatiium celebre, berühmt durch die Menge der Kausleute und den Handelsverkehr. Die ganze Fläche der Stadt umsaßt über 5 ^M., also etwa so viel wie das ganze Fürstentum Reuß ä. L., und daraus stehen die Häuser — so viel wie in der ganzen Lombardei —, von der mansion des Adligen bis zur cottage des Arbeiters. So ist es in Wahrheit das caput et compendium totius regni, wie es die alten Geographen nannten, und zwar spiegelt es in seinen einzelnen Stadtteilen die Zustände und Lebensäußerungen des gesamten Königreichs wieder. In Westminster und Westend ist es der Sitz des Hoses und des Parlaments, in der City vereinigt es den Großhandel, in South- wark ist es Fabrikstadt und in Eastend der erste Seehasen des Landes, der mehr Kaussahrteischisfe besitzt als ganz Frankreich. Natürlich sehten auch nicht die Schattenseiten einer so riesigen Menschen- * „Der Städte Pracht vor Handel glänzt, Ja dir nur lauscht das Meer — dir nur, Und jeder Strand, der es umkränzt!" in der Nagelschen Ubersetzung.

2. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 19

1901 - Glogau : Flemming
— 19 — bare Erzählung vom Robinson, und es folgten jene Romane teils sentimentalen, teils humoristisch-satirischen Charakters, die allerwärts bewundert und nachgeahmt wurden. Um die Mitte des 18. Jahr- Hunderts begann auch die deutsche Muse sich zu regen; stolz auf die kühne, stolzer auf sich, beinaß die hohe Britin — dich Tuiskone singt Klopstock in den „beiden Musen". Also wohlgemerkt, .unsere deutschen Schriftsteller fühlten ihre Abhängigkeit von den englischen Vorbildern, und Lessing warf zuerst den Feuergedanken in die Seelen des jungen litterärischen Deutschlands, daß Shakespeare unser drama- tisches Muster sein müsse und nicht die angebeteten Franzosen. — Auch im neunzehnten Jahrhundert haben zwei englische Schriftsteller den Löwenanteil davongetragen in der Befriedigung des Lesedurstes und gespannten Interesses für ein größeres Publikum, nämlich Walther Scott und Dickens (Voz). Die historischen Romane des schottischen Dichters von Abbotsford erregten namentlich in Deutsch- land großes Aufsehen und riefen eine ganze Schule deutscher Dichter ins Leben, wie man denn z. B. von einem brandenburgischen Walther Scott spricht (Willibald Alexis) ^ und „viele Stoffe der Romane zu bekannten Operntexten verwertet hat. Ähnlich hat Dickens mit seinen Erzählungen den größten Beisall gefunden, und die komischen Figuren der Pikwickier sind in beiden Hemisphären der Welt viel belacht worden. Aber dennoch hat im 19. Jahrhundert das Interesse für die schöngeistige Litteratur Englands deutlich abzuebben begonnen, und es ist so, als ob diese Minderung der Teilnahme zeitlich ziem- lich zusammenträfe mit dem Besuche, den der begeisterte englische Dichter Thackeray bei unserem Dichterfürsten Goethe machte. Die deutsche Litteratur hatte jetzt volles Genüge an ihrer klassischen Periode, und auch die Epigonen ließen sich im Geschmacke des größeren Publi- kums nicht mehr verdrängen. Gleichermaßen zählt England in den Wissenschaften und den technischen Ersindungeu die erleuchtetsten Geister. Eine besondere Pflege fand das Gebiet der Geschichte. Gibbon, Groote, Carlyle schufen viel bewunderte Werke, und namentlich die archäologische Forschung verdankte dem Reichtum und Ansehen des Weltreiches eine ungeahnte Förderung, wie das die Ausgrabungen in Niniveh und die ägyptologischen Studien ergaben. Desgleichen wurde die Volkswirtschaft neu angebaut; ich nenne nur Malthus. Ebenso haben die exakten Wissenschaften in ihren verschiedensten Abstufungen in den Engländern ganz ausgezeichnete Vertreter gefunden. Die Erdkunde ist durch die mit beispiellosem Mute unternommenen Forscherreisen zu 1 Ernst Wichert wird von Gottschall „der Walther Scott Ostpreußens" genannt.

3. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 38

1901 - Glogau : Flemming
— 38 — veranschlagen sind wie Festungen, so hat sich bei dem Kriege von 1870 diese Thatsache für den Aufmarsch der französischen Truppen an der Landesgrenze als ein entschiedenes Behinderungsmittel heraus- gestellt. Die deutschen Truppen konnten in dem maschenartigen Netz Deutschlands rasch befördert werden; bei den Franzosen gab es immer den Umweg über die Hauptstadt, und die parallelen Ausstrahlungen nach der Grenze hin fehlten. ,Jm Bewußtsein des französischen Volkes hat sich erst allmählich die Uberzeugung Bahn gebrochen, daß Paris Herz und Mittelpunkt des Landes sei. Beranger in seinen chansons bringt nur seine glühende Vaterlandsliebe zum Ausdruck; Frankreich ist für ihn France adoree, douce contree, ober er nennt es reine du monde, o France, o nia patrie. U«d in seiner schönen nostalgie, wo die Freunde ihn in Paris die ländliche Heimat vergessen machen wollen, ruft er zum Schlüsse aus: adieu Paris, doux et brillant rivage, oü l'etranger reste comme encliaine! Ah je revois, je revois mon village, Et la montagne, oü je suis ne. Erst seit Viktor Hugo hat die wahnsinnige Vergötterung dieser einen „capitata dn monde civilise" begonnen, und einen Vorschmack von der dithyrambischen Begeisterung, mit der die neue Lehre verkündet wird, mögen die verstiegenen Phrasen des Dichters geben, worin er Paris „den Mittelpunkt" nennt, „in dem sich das Nervenleben der Welt kon- zentriert; wenn es schaudert, schaudern wir alle— und die pracht- volle Feuersbrunst des Fortschritts wird von ihm angefacht!" Was den Charakter der heutigen Franzosen betrifft, so hat man manche Züge, die von den alten Galliern berichtet werden, an den Enkeln und Abkömmlingen wiedererkennen wollen. Man hat das Urteil über die Celtenschlachten prima proelia plus quam virorum postrema minus quam feminarum esse zum Teil auch aus heutige Eindrücke übertragen, da in dem oft erwähnten elan das Stürmische des ersten Angriffs noch innner zum Ausdruck kommt. Mit voller Be- rechtigung hat man sodann das in der antiken Zeit beobachtete argute loqui der Gallier auch deu heutigen Franzosen als unverbrüchliches Erbstück zuerkannt. Die bonmots und geistvollen Antithesen sind ein unleugbarer Schmuck der französischen Sprachweise und ihrer klassi- schen Dramen. Endlich hat man daraus hingewiesen, daß im Gegen- satz zu dem rastlos rührigen Engländer der Franzose Freund einer behaglicheren Lebensweise ist und sehr charakteristisch den einen Wunsch an sich spüren läßt, als Rentier leben und sein Leben beschließen zu können. Damit hängt wohl auch die auffallende Langsamkeit in der Volksvermehrung zusammen, so daß Frankreich, das doch säst den- selben Flächenraum besitzt wie das Deutsche Reich, nur etwa vier

4. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 42

1901 - Glogau : Flemming
— 42 — Ferner ist zu beachten, daß der Boden dort mit Stauden und Zwiebel- gewachsen bedeckt ist, daß aber bei dem Mangel an sommerlichem Regen ganz die rasenbildenden Gräser fehlen. Statt des Rindviehes und der Pferde erscheinen als Haustiere Büffel und Maultiere. Die Butter entbehrt man ganz und ersetzt sie durch Ol. — Was sonst die Vegetationsformen betrifft, so sind ja vom Altertum her bekannt die Pinie, der Lorbeer und die Cypresse. Letztere in ihrer bleistift- ähnlichen Form hat den Orientalen als Vorbild für ihre Obelisken und Minarets gedient. Es hat doch aber in diesen Gebieten künstliche Einführung und Übertragung fremdartiger Gewächse sehr umgestaltend auf das Pflanzenkleid eingewirkt. Wir können uns Süditalien und Sicilien heute gar nicht ohne die stachligen Agaven denken, und doch sind sie erst seit Entdeckung der neuen Welt dorthin übergesiedelt. Alan muß es daher als einen Anachronismus bezeichnen, wenn Preller seine Odysseelandschaften überall mit diesen Agaven schmückt. Zum heutigen Landschaftsbilde gehören ferner die Agrumen und Gold- orangen, von den Magnolien mit ihren Tulpenblüten ganz zu ge- schweigen. Die Citrgsarten sind aber aus Indien über Persien ein- geführt, und der Name Apfelsine deutet schon ohne weiteres in seinem Namen: chinesischer Apfel auf die fremdländische Herkunft. Peschel sagt mit Recht, daß die Flora des europäischen Südens, namentlich Italiens, mit der Zeit völlig umgewandelt ist und als Kunstprodukt alter Kulturvölker bezeichnet werden muß. Er fügt dann aber weiter hinzu, daß die Pflanzengebilde Südeuropas ästhetisch unendlich höher stehen, und daß man sast betroffen ist, wenn man nach Norden zurück- kehrt, über „die Ordinärheit der Pflanzenwelt, deren Laub- und Nadelholzmassen schier ungeschlacht und grob erscheinen. Darum" — und dies ist sein geistvoller Schluß — „ist der Kunstsinn hier im Süden so früh geweckt worden. Das Akanthusblatt wurde zum Vorbilde der Arabesken an der korinthischen Säule, das Laub des Lorbeers schmückte die Stirn des Siegers, und der Zapfen der Pinie krönte den Thyrsusstab." Wenn wir die südeuropäischen Halbinseln betrachten, so gebührt der mittelsten der Vorzug, den unverfälschtesten Ausdruck dieses be- sonderen europäischen Ländertypus in sich darzustellen, also Italien. Das alpine Hochgebirge schützt die Halbinsel gegen alle klimatische Rauhigkeit des Nordens; nur ab und zu spürt man den Wind, die tramontana, und namentlich im Süden entwickelt das Land allen Reiz einer ganz eigenartigen Flora und einer weichen, gleichmäßigen Himmelsluft. Das sind die Eindrücke, die Platen die Verse eingaben: Zeit nur und Jugend verlor ich in Deutschland, Lebenserquickung Reichte zu spät Welschland meinem ermüdeten Geist!

5. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 45

1901 - Glogau : Flemming
— 45 — Die Alpenstraßen führen auf diesen Vereinigungspunkt zusammen, und so ist in der Stadt das Element der Fremden bedeutsam ver- treten-, will man doch auch in Mailand einen weniger italienischen als internationalen Stadttypus erkennen. Mit seinen 400000 Ein- wohnern ist es das Handelscentrum für die überaus fruchtbare Lom- bardei; und namentlich spielt die Seiden-Jndustrie und -Ausfuhr in ihr eine große Rolle. Daneben hat Mailand eine interessante Geschichte; im Mittelalter trotzte es den deutschen Kaisern, und man rechnet nach, daß es 48 mal belagert und 23 mal erstürmt worden ist. Ganz im Westen der Poebene liegt Turin, die Hauptstadt jenes kernigen Volksstammes, der Piemontesen, dem die Einigung Italiens ge- lingen sollte. Um das untere Pogebiet und südwärts vom Flusse in der so- genannten Emilia liegt eine Menge bedeutender kleiner Städte, und der ganze Landstrich ähnelt recht in seiner charakteristischen Zusammen- setzung und früheren Geschichte den centraldeutschen Gebietsteilen, z. B. Thüringen. Hier gediehen die kleinen Fürstentümer mit ihrer intensiven Pflege der Kunst, und die Namen der Dynaftieen sind unsterblich geworden. In Mantua, in dessen Nähe Vergil geboren ist, der sich so schmerzlich nach der schilfbekränzten Flut des Mincio sehnte, regierten die Gonzagas, und der Maler Giulio Romano war der Liebling des Hofes. Eine kleine Abzweigung des Fürstentumes war Guastalla, das durch Lessings Emilia Galotti bekanntlich ver- ewigt ist. In Ferrara blühten die Estes, und Tasso weilte in dieser kleinen Residenzstadt. Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht, noch nach Jahrhunderten klingt sein Wort und seine That dein Enkel wieder. An der großen Bahn, die sich weiterhin zu der bekannten Rücken- eisenbahn entwickelt und sich bis nach Brindisi hinzieht, liegen Parma und Modena, die lange Zeit in der neueren Geschichte als Residenzen bekannt waren. Dann erscheint südwärts Canossa, unglückselig be- rühmt durch die Demütigung des deutschen Kaisertums im Jahre 1077, und endlich Bologna, von den Italienern 1a grassa — die reiche — genannt. Bologna ist seit dem frühen Mittelalter berühmt als die Stadt der Rechtsgelehrten, und auch im Kaufmann von Venedig muß Portia als Rechtsgelehrter aus Bologna auftreten und den bösen Handel mit Shylock entscheiden. Die Bahn läuft in süd- westlicher Richtung bis Ancona, der alten „Ellenbogenstadt", wo der Apennin seinen Knick macht und wo der Dom in herrlicher Lage hinausschaut auf das Adriameer. Von Bologna aus zweigt sich die mittelitalische Eisenbahn ab, die uns an die Gestade des tyrrhenischen Meeres bringen soll. Die

6. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 123

1901 - Glogau : Flemming
— 123 — Ausdruck bringen, und so entsteht der farbige Ausputz der Häuser und vor allem die historische — Blumenliebhaberei. Die Haarlemer Tulpenzucht, die fast wahnsinnigen Preise, die sür eine neue Spiel- art der Tulpenzwiebel gezahlt wurden, sind Wohl allen bekannt. Aber diese Farbenfreude hatte noch eine andere Folge, sie ließ die Malerei entstehen und machte die Niederländer zu berühmten Künstlern. Die Malerei ist die eigentlich moderne und nordische Kunst. Der Süden hat in dem herrlichen, sonnigen Klima die Gabe sür die Plastik von der Natur empfangen, der Norden in seiner nebligen Luft bevorzugt die Malerei, die seinem Können und Empfinden näher steht. Schon in früher Zeit war bei den Niederländern die besondere Lust an der Malerei erwacht, und Danzig hegt als seinen höchsten künstlerischen Schatz das jüngste Gericht in der Marienkirche, gemalt von dem Niederländer Hans Mümling (f 1495). Zur bewunderten Blüte entfaltete sich aber die niederländische Malerei zur Zeit des Dreißig- jährigen Krieges, und zwar in der Vrabanter Schule, die in den katholisch gebliebenen spanischen Niederlanden gedieh, und in der Holländer Malerei, die noch bis in das 18. Jahrhundert hinein Meisterwerke erzeugte. Das Haupt der Brabanter Schule ist Peter- Paul Rubens in Antwerpen, und gleichermaßen bekannt ist sein Schüler, der weichere van Dyck, ausgezeichnet als Bildnismaler.1 Rubens, „der Fürst unter den Malern", lebte unter den glücklichsten äußeren Verhältnissen und schus Wohl 1000 Gemälde. Er ist der Meister der dramatischen Lebendigkeit und einer überaus wahren und tiefen Empfindung. Allmählich sagte sich Holland auch in malerisch- technischer Beziehung von den südlichen Provinzen los, und so ent- stand die Holländische Malerei, eine durch und durch nationale, bürger- liche und realistische Kunst. Porträtmalerei und Genre sind die Haupt- gattungen dieser Malerei, und vielfach zeigt sich die Realistik in einer derben Wiedergabe der Natur und des Volkslebens. Der bestimmende Meister dieser Malerschule ist Rembrandt, unübertroffen in der Be- Handlung des Helldunkels. Die realistische Virtuosität der lebens- wahren Wiedergabe der einzelnen Persönlichkeiten ließ in dieser Zeit die großen Gruppenbilder entstehen, wie die Schutters-maaltijd des van der Helst und die Nachtwache Rembrandts, in der er seine besondere- Begabung für seltsame Beleuchtung glänzend zeigen konnte. Die Entwicklung der holländischen Genremalerei in späterer Zeit wollen wir doch wenigstens durch Nennung der berühmten Maler andeuten, es sind Ostade, Temers, Dou, Metsu, Mieris, Netscher u. a. Holland hat nicht die Industrie wie Belgien, aber es ist trotz- dem ein reiches Land zu nennen; denn es versügt über einen an- sehnlichen Kolonialbesitz, 2 Millionen □ km mit 33 Millionen Ein- 1 Schon im 16. Jahrhundert hat Antwerpen 350 Maler gehabt.

7. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 49

1901 - Glogau : Flemming
— 49 — Rom, der eigentlichen Stätte seiner künstlerischen Wirksamkeit, förmlich schwelgen in den Eindrücken, die seine zahlreichen Meisterwerke auf uns ausüben; da finden wir die Grablegung, die Disputa, die Fresken der Farnesina, die Verklärung Christi1 :c. Und die gewaltige Peters- kirche ist nicht eine Versinnbildlichung des demütigen und selbstlosen Christentums, sondern der Ausdruck des Hochsahrenden stolzen Papst- ^ tums, das den Anspruch macht, daß alle Welt ihm zu Füßen liegen soll. < Etwa in der Breite des Gran Sasso d'jtalia scheiden sich Norb r und Süd in Italien, es beginnt das echte Reich der mediterranen Flora, und gleichzeitig sichren jetzt die Pfade vom Lande der Kunst nach der Natur Paradies. Hier, in der richtigen Heimat der marsischen Samniter, soll sich das Großartigste von Italiens Schönheit darbieten. Die Hochebene des Sees von Celano ist die Vergakropole von Italien; es sind die Abruzzen „die schottischen Hochlande von Neapel". Auch hier klettern Schafe und Ziegen auf den Abhängen herum, der Bergbewohner hängt an seinem Vaterlande gleich dem Bergschotten und ist in gleicher Weise aufs eifrigste ^ der Musik zugethan; zudem hat die Zampogna die unverkennbarste Ähnlichkeit mit dem schottischen Dudelsack. Eine Wanderung westwärts führt uns in die Sabiner Berge, nach Tivoli und in das Albaner Gebirge, und wir befinden uns mitten in dem „Malerparadies". Der Blick von den Bergen bis zum lateinischen Meer enthüllt uns überwältigende landschaftliche Schönheiten. Zur Rechten ragt der Monte Sorakte oder Monte Oreste in die Lüfte; es ist der alte Sorakte, den schon Horaz besingt vides ut alta stet nive candidnm Soracte .... Geradeaus schaut man auf die Siebenhügelstadt und über sie hinaus auf die römische Campagna mit ihrem braunvioletten Farbenton und den Bogen ihrer Aquädukte. Der Teverone oder Anio bildet bei Tivoli seine berühmten Wasserfälle, und „der donnernde Strom singt dir sein Kirchenlied". Endlich liegen zur Linken die Albaner Berge. Hier war Ciceros Tuskulum, hier sehen wir jetzt das Kastell Gandolso, das Schloß und die Sommerfrische des Papstes. Kurzum von diesen Fernsichten sagt Gregorovius begeistert: Der Blick ist so schön, daß er auch denjenigen hinreißt, der ganz Italien von den Alpen bis an das afrikanische und ionische Meer gesehen hat! Und gerade diese landschaftlichen Motive haben Claude Lorrain und Poussin, sie, die „Propheten italienischer Landschaften", in ihren Bildern verewigt. — 1 Sein letztes Werk. Es wurde nicht ganz vollendet und wurde bei dem Leichenbegängnis seiner Bahre vorangetragen. Hanilcke, Erdkundl. Aufsätze. Ii. 4

8. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 59

1901 - Glogau : Flemming
— 59 — von bedenklichen Unruhen erfüllt. Aber geblieben ist dem echten Spanier, d. h. dem, der sich rühmen kann, keinen unreinen Tropsen Bluts in seinen Adern zu haben, also nicht abzustammen von Mauren, Juden oder Zigeunern — der Ttolz. Spanien ist nach seiner Mei- nung das erste Land der Erde, und ein übereifriger Mönch konnte in seiner Predigt über die Versuchungsgeschichte ausrufen: Hätten aus dem hohen Berge, wohin Satan den Herrn führte, die Pyrenäen Spanien nicht verdeckt, — wer weiß, was geschehen wäre! Die spanische Sprache hat wie das ganze Land und seine Leute etwas Erhabenes, Majestätisches. Bekanntlich wollte ja Kaiser Karl V. unter fünf Sprachen, die er kannte, der spanischen die Ausgabe zu- erteilen, in ihr zu beten und mit Gott zu reden. Aus dem Blüte- Zeitalter des Volkes hat auch die Litteratur reiche Anregung erfahren. Bis auf den heutigen Tag genießen Weltruf die Dramen eines Cal- deron und Lope und der berühmte satirische Roman des Cervantes, Don Qnichote de la Mancha. Die Malerei hat in Murillo ihren klassischen Vertreter. * Damals, als Spanien tonangebend war, um 1600 herum, hat spanisches Wesen überallhin Verbreitung und Nach- ahmung gefunden. Man versteht auch jetzt die scherzhaste Wendung: mit echt spanischer Grandezza, und so verdankt namentlich das Etikette- Wesen der spanischen Sitte seine vielgestaltige Ausbildung. Wenn wir in diesen Tagen das Mittelmeer „die lateinische See" haben nennen hören, so muß auch die vierte romanische Nation hier gleich besprochen werden, nämlich die portugiesische, obschon Portugal mit dem Mittelmeer eigentlich nichts zu thun hat. Das Königreich Portugal macht mindestens ebenso wie Spanien den Eindruck einer verblaßten oder gefallenen Größe. Wo sind die Zeiten hin, als por- tugiesische Seefahrer das Musterbild kühnen Wagemutes und erfolg- reicher Entdeckerfahrten in sich darstellten! Von Kolonieen hat Por- tugal heute noch einen etwas größeren Besitz wie Spanien, nament- lich an der Ost- und Westküste Afrikas und in der westafrikanischen Inselwelt. Die Einnahmen aus den afrikanischen Besitzungen sollen sich in erfreulicher Weise heben; aber dessenungeachtet ist der portu- giesische Staat tief verschuldet und besindet sich in demütigendster finanzieller Abhängigkeit von England, so daß die Spanier verächt- lich von „den Sklaven der Engländer" reden. Die Sprache zeichnet sich durch ihre vielen Nasallaute aus, und während der echte Spa- nier wesentlich Vinnenbewohner ist, so daß hablar de la mar, vom Meere reden, bei ihm soviel bedeutet, als von Dingen sprechen, die man nicht recht kennt, ist der Portugiese als Küstenbewohner beweg- licher, redseliger, und Fischfang und Seesahrt spielen eine große Rolle. 1 Der Maler der Empfängnis der Maria. Er soll 25mal diesen Stoff be- handelt haben. Das berühmteste Bild ist in Paris.

9. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 73

1901 - Glogau : Flemming
— 73 — spricht, und von diesem inneren Kerne aus wachsen strahlenförmig die Vorstädte (faubourgs) ins Land hinaus. Der größte Schmuck der Stadt ist der Ring mit seinen heutigen Palästen. Es ist dies der eingeebnete alte Mauergürtel mit dem Glacis, und der Name der schönsten und lebhaftesten Straße in Wien, der Graben, erinnert noch an die frühere Bestimmung. Hier auf dem Ringe reiht sich nun Prachtgebäude an Prachtgebäude; das Parlamentshaus, das Hofburgtheater, das Opernhaus und berühmte Kirchen legen Zeugnis ab von dem technischen Geschick und dem künstlerisch veredelten Ge- schmack der Wiener Architekten. Berlin hat ja Wien an Einwohner- zahl überflügelt; aber es ist doch ein ganz neuer Eindruck, ein Ein- blick in das Weltgetriebe, wenn man das Wiener Straßenleben be- obachtet. Berlin hat vorwiegend norddeutsches Gepräge, in Wien treten uns alle die orientalischen Kostüme entgegen, und wir merken, daß wir hier an der Grenzscheide stehen, wo Occident und Orient sich berühren. Wenn Schiller von der Donaustadt dichtete: mich umwohnt mit glänzendem Aug' das Volk der Phäaken, immer ist's Sonntag, es dreht immer am Herd sich der Spieß — so hat er wirklich den leichtlebigen Sinn des Wiener Bölkchens auss trefflichste gezeichnet. Als auf dem Wiener Kongresse nach den Frei- heitskriegen die ernsten Arbeiten der Neuordnung der Welt über- wuchert zu werden schienen von endlosen Festen, Redouten und Schmausereien, sprach man von „einem Capua der Geister", und diese einlullende, vergnügungssüchtige Atmosphäre hat Wien bis auf den heutigen Tag bewahrt. Zwischen der Stadt und der Donau liegt der berühmte Prater, ein Luftwald, ähnlich dem Berliner Tier- garten. Hier beobachte man das Völkchen, entweder am Praterfest des 1. Mai oder auf den Abgrenzungen des „Wurstelpraters"; man wird erstaunen über die ungenierte Lebenslust, das frohbewegte Treiben und die schallende Fröhlichkeit. Mitten in der Stadt liegt der Stephans- dom mit seinem berühmten Turme, der lange Zeit als höchstes Vau- werk der Welt galt. Man hat gespottet, daß das Äußere doch etwas plump erscheint und daß man wohl durch übereinander getürmte Steine das Martyrium des Heiligen habe andeuten wollen; Ste- phanus wurde nämlich gesteinigt. Aber es ist doch ein Gotteshaus von imposantester Wirkung und mit der Geschichte der Stadt und des Staates auss innigste verslochten. Hier stand Rüdiger von Stahremberg, um die Zeltlager der Türken zu durchmustern, hier wurde gegen die Türken der Kreuzzug gepredigt, und welche Wirkung volkstümliche Predigt haben konnte, sehen wir an dem Wirken des Abraham a Santa Clara, der den Wienern vom Höchsten bis zum Geringsten mächtig das Gewissen rührte. — Wien ist eine wichtige Station der Dampfer, die jetzt nach den Sprengungen im Eisernen

10. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 74

1901 - Glogau : Flemming
— 74 — Thor den ganzen Donaufluß befahren, und man kann sich denken, wie Handel und Perkehr sich an dieser wichtigen Erdstelle konzentriert. Die Industrie ist darum in der Stadt auch großartig entwickelt, und z. B. die Wiener Shawls haben seit alter Zeit ihren Weltruf be- hauptet. Weltruf haben ferner die kostbaren Sammlungen Wiens und die medizinischen Kollegien und Anstalten der uralten berühmten Universität; kurzum man fühlt es dem Österreicher nach, wenn er voll Stolz singt und dichtet: es giebt nur a Kaiserstadt, es giebt nur a Wien! Und nun erst die Umgebungen der Stadt! Bis mitten in die Stadt sollen der Sage nach die Ausläuser der Alpen hineingereicht haben, und da steht als Merkpsahl „der Stock im Eisen", das Wahr- zeichen der Handwerksgesellen. An die Vorhöhen der Alpen hinan ziehen sich Villen, Lustorte, Schlösser und Klöster. Schönbrunn, Laxenburg und Hietzing sind bekannte Namen, und in diesen para- diesischen Stätten haben mit Vorliebe die depossedierten Fürsten ihre Wohnsitze genommen, sowohl die italienischen, wie die Bourbons und Estes, als auch die deutschen, wie die Familie des früheren Königs von Hannover. Die Wiener unternehmen in Extrazügen oft eintägige Ausflüge nach Mürzzuschlag; wir wollen sie begleiten. Zunächst durchfährt der Zug das schöne und reiche Österreich und kommt dann nach Steiermark. Hier lernen wir den Anziehungspunkt der ganzen Reise kennen, nämlich den Semmeringpaß. Der Semmering ist nicht hoch (980 111), und in jenen älteren Tagen begnügte man sich damit, diese Berghindernisse in endlosen Serpentinen zu ersteigen, während man heute den Tunnelbau vorgezogen hat. Am Fuße des Berges sieht man den höchsten Punkt bei Gloggnitz eigentlich ganz nahe und deutlich vor sich liegen; es dauert aber noch zwei Stunden, ehe man über Viadukten und in stetiger bedeutender Steigung den Gipfel des Berges erklommen hat. Aus den Stationen werden Sträuße von Edelweiß seilgeboten, und man empsängt in ihnen den ersten Alpen- grüß. In Mürzzuschlag kann man recht das muntere Treiben der Steiermärker beobachten; die überschäumende Lebenslust tobt sich in Jodlern, Gesängen und lebhasten Tänzen aus, und der Norddeutsche wird dessen inne, daß hier doch ein anderer Menschenschlag wohnt wie zu Hause unter dem bleiernen Himmel und bei der kümmerlicheren Vegetation. Grün ist die Steiermark durch ihre Wiesen, grün der Anzug des Steirers, grün und freudig seine Lebensführung. Die Hauptstadt des Landes ist Graz an der Mur. Der Franzose macht hier ein witziges Wortspiel und spricht von der ville des graces sur la riviere de Tamour. Die Stadt mit ihrer Universität ist eine wackere Vertreterin des Deutschtums. Bald hinter Graz beginnt dann
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