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(auch Elfen *) genannt) sind der Inbegriff der Zierlichkeit und Schönheit; die schwarzen dagegen (auch Zwerge genannt) sind verkrüppelt und tragen graue schlechte Kleider. — Meist sind die Elben gutmütig und dem Menschen hilfreich (Heinzelmännchen**); doch sind sie auch leicht zu erzürnen; sie halten ihre Reigentänze auf mondhellen Wiesen und suchen Menschen zur Teilnahme zu verleiten. *) — Auch die Wassergeister (Nixen) sind von verführerischer Schönheit***) und stellen den Menschen mit lockendem Gesänge nach. — Dem Menschen noch näher stehen die Hausgeister (Kobolde), die meist von neckischer Natur sind. — Den Gegensatz zu diesen unter die menschliche Größe herabsinkenden götterähnlichen Wesen bilden die Riesen oder Hünen (Jötnnen oder Thursen). Jedoch mangelt es diesen bei ihrer ungeschlachten und ungezügelten Körperkraft an Einsicht und Verstand; aber sie sind gutmütig und dem Menschen nicht feindlich, f) Sie wohnen auf Felsen und Bergen und hängen ihrer ganzen Natur nach mit dem Steinreich zusammen. Sie haben die Hünengräber errichtet und vielen Felsen ihre Spuren eingedrückt (Roßtrappe ff).
4. Innere Zustände. — Geistige Bildung.
§. 35. Die Lebensweise der Germanen war ihrer Beschäftigung entsprechend einfach; in kunstlosen Blockhäusern lebten sie, dürftig bekleidet. Die Frauen webten linnene Gewänder und grobe Wollzeuge, meist nur für sich selbst, während die Männer Tierfälle um sich warfen. — Gab es keinen Krieg, so war die Jagd auf Bären, Wölfe, Eber, Auerochsen, Elentiere der Männer liebstes Geschäft; aber den größten Teil des Tages über ergaben sie sich dem Müßiggänge oder stöhnten ihrer Spielwut, der sie selbst ihr kostbarstes Gut, die Freiheit, zum Opfer brachten. Die Arbeit in Haus und Feld verrichteten die Frauen und Sklaven. — Mit dem 12. Jahre wurde der Sohn vom Vater in der Versammlung des Volkes durch Überreichung des Speers fff) mündig erklärt; dann begann erst die Waffenübung bei einem berühmten
*) Vgl. Göthe: Erlkönig.
**) Gedicht von Kopisch.
***) Göthe: der Fischer, f) Chamisso: Riesenspielzeug.
ff) Klopstocks Oden (Werke Iv. 221): Oben auf der Klippe ließ den Fußtritt das Riesenroß. ttt) Sohn, hier hast du meinen Speer u. s. w. (Stolberg.)
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der ausschließlich aus den Tapfersten ohne Rücksicht auf Stand oder Reichtum entnommen wurde. Jedoch seine Gewalt dauerte nur während des Krieges. — Sehr frühzeitig entstand aber bei einigen Stämmen (und später geschah dies bei allen) eine Gewalt für Krieg wie für Frieden: die Königswürde. Der König wurde wie der Herzog gewählt, und doch war die Würde in gewissem Sinne erblich. Denn nur aus einem Geschlechte, das durch Reichtum und Ruhm selbst noch über dem Adel stand, wurde er erkoren. Trotzdem der König oberster Priester, Feldherr und Richter (I. S. 73) war, stand die Volksversammlung doch noch über ihm. Erst allmählich, in den Zeiten der Eroberung römischen Gebietes und unter dem Einflüsse der römischen Kaisergewalt, gelang es hervorragenden Fürsten, ihre Macht zu mehren und zu stärken. Dazu trug eine eigentümliche Sitte der Germanen nicht wenig bei: das Gesolgs-wesen.*) Um einen berühmten oder durch Besitz hervorragenden Mann, vor allen um die Könige, sammelten sich freie Männer, die Blutbrüderschaft mit ihm schlossen. Sie gelobten sich gegenseitig Treue bis in den Tod. Der Gesolgsherr gab dem Gefolgsmanns Waffen, Unterhalt, Anteil an der Beute; er befahl ihm, aber nicht wie der Herr dem Knechte, sondern wie der Feldherr dem Krieger. Zusammen lebten und
kämpften sie; fiel der Führer, so suchten sie ihn zu rächen und mit ihm
zu sterben. Schimpflich wäre es gewesen, ohne ihn nach Hause zurückzukehren. Wurde er gefangen und konnten sie ihn nicht befreien, so gaben sie sich gleichfalls gefangen; wurde er von seinem Throne gestürzt oder aus dem Lande getrieben, so folgten sie ihm ins Elend. Auf ihnen beruhte hauptsächlich die Macht des Königs, dessen Hauptpflicht war, den Frieden zu schützen. Wer diesen störte, verletzte die Ehre des Königs und mußte ihm ein Strafgeld erlegen. So brachte das Königtum den ursprünglich auf Selbsthilfe gegründeten Staat aus den Zuständen fortwährender Fehden, der Blutrache, der Willkür des einzelnen zu höherer Entwicklung.
§. 38. Die geistige Bildung der Germanen beschränkte sich
in dieser Zeit auf Religion und Poesie. Die letztere, die mehr auf den
Inhalt als auf die Form achtete, bediente sich des Stabreimes:**) der Vers-zerfiel in zwei Teile, und in beiden begann ein für den Gedenken wichtiges und durch Betonung hervorgehobenes Wort mit dem
*) Vgl. Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit I. S. 83.
**) Erneuert ist der Stabreim von W. Jordan in den Nibelungen, z. B. (aus dem Klagegesange Namrns um ihren Gatten Baldur):
O Balder, mein Buhle,
Dich deckt nun das Dunkel;
So nimm denn auch Nanna Hinab in die Nacht.
Auch Simrock in seiner Übersetzung der Edda u. s. w., Richard Wagner im Ring des Nibelungen, Felix Dahn in Odhins Trost haben ihn wieder zu beleben versucht. Siehe auch oben S. 3. 4. 5. 11.
Wagner, Hilfsbuch. Ii. 2
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Extrahierte Personennamen: W._Jordan Balder Nanna_Hinab Richard_Wagner Felix_Dahn Felix
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Heimat zu. Wie Griechenland die Ilias und Odyssee hervorgebracht hat, so besitzt das deutsche Volk das Nibelungenlied und die s.hbclungen=
Gudru n. Beide gehen in ihren Grundgedanken auf die nordisch- licd. germanische Mythologie zurück. — Sigfrid ist Sigurd (Baldur), Brunhilde eine Walküre; der Nibelungenschatz das von den Göttern mit einem Fluche belegte Gold der Zwerge. Zu diesem mythischen Elemente sind aber int Lause der Zeit mehrere geschichtliche hinzugekommen: die Bur-gunden sind von den Hunnen unter Etzel bekämpft und säst vernichtet worden; die Ostgoten haben (allerdings vor den Zeiten Dietrichs von Bern oder Theodorichs des Großen) den Hunnen gedient. Diese Bestandteile wurden Jahrhunderte lang von fahrenden Sängern aneinandergereiht, umgebildet, landschaftlich gefärbt; besonders in Bayern und Österreich (freilich auch m eigentümlicher Weise in Norddeutschland, ja in Dänemark und auf den Faröerinseln) waren die so entstandenen Dichtungen beliebt.
Immer mehr schwand unter dem Einfluß des Christentums der mythische Charakter; ritterliche Anschauungen machten sich geltend; die Treue des Lehensmannes gegen den Lehensherrn (Hagen, Rüdiger) wurde verherrlicht; aber auch eine sittliche Vertiefung der Beweggründe trat ein, bis im Anfang des 13. Jahrhunderts das Ganze eine letzte Umarbeitung *) Aufzeichnung erfuhr und schriftlich ausgezeichnet wurde. Trotzdem ist es möglich ge- des Nibelun-worden (K. Lachmann), die ursprüngliche Gestalt des Gedichts, das aus genliedcs 20 Liedern entstanden ist, mit einiger Sicherheit zu erkennen. Diese 1190—1210. Lieder sind von ungleichem Werte. Am erschütterndsten ist die Tragik des 20. Liedes: **) „der Nibelungen Not", das mit dem Grundgedanken des Ganzen ausklingt: als ie diu liebe leide ze aller jungiste glt (wie immer die Liebe Leid zuletzt bringt).***)
An das Nibelungenlied schließen sich noch an: die Klage, die er- Klage, zählt, wie die gefallenen Helden von den Frauen in der Heimat betrauert werden und wie Dietrich von Etzel Abschied nimmt, um in sein Land zurückzukehren ; die zahlreichen Bearbeitungen der Dietrichsage (Schlacht vor Raben, Ecken Ausfahrt u. a.) und der damit verbundenen lombardischen Sagen (König Rother; Hug- und Wolfdietrich), die vielfach von den Kreuzzügen beeinflußt sind. — In ein ganz anderes Gebiet führt uns die „Nebensonne der Nibelungen", Gudrun, in die nordischen, Gudrun.
am Meere gelegenen Gebiete, die ehedem die Vikingerfahrten der Nor-
mannen gesehen hatten. Die Entstehungsweise ist ähnlich zu denken.
Ein mythischer Bestandteil (Hilde ist eine Walküre, Gudrun — die Kampfraunende kommt in altnordischen Liedern vor; der weissagende Vogel deutet auf eine Meerfrau, vergleichbar den Wasserfrauen der Donau im Nibelungenliede) ist mit einem geschichtlichen (Raubzüge der Normannen aus den Norbseelänbern nach der Rheinmünbung f) verschmolzen worden
*) Von dem österreichischen Dichter Kürenberger? „Wir müssen das freiwillige Dunkel achten, in welches jene Poeten sich hüllen" (W. Scherer).
**) Dieses scheint schon um 1140 gedichtet zu sein.
***) Nachdichtungen von Jordan, Richard Wagner u. a.
f) Vgl. §. 88. Schlacht an der Dyle.
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§• 150. Das Bürgertum. — Durch Heinrichs I. Burgenbau Bürgerstand. war noch ein weiterer Antrieb zur Entwicklung eines neuen Standes gegeben worden. *) Zwar fanden sich noch aus der Römer Zeiten her im südlichen und westlichen Deutschland Gemeinwesen, die aus den Standlagern römischer Legionen entstanden waren; aber int mittleren und nördlichen Deutschland erblühte städtisches Leben erst seit den sächsischen und fränkischen Kaisern. Nicht bloß die Burgen Heinrichs I. erweiterten sich M Städten, sondern auch um die Sitze der Bischöfe, um reiche Klöster, Entstehung um die kaiserlichen Pfalzen bildeten sich allmählich ummauerte Ortschaften,
der Städte. Die ursprüngliche Bevölkerung bestand teils aus den Burgmannen,
welche die Besatzung ausmachten, teils aus Handelsleuten, welche ihr Waarenlager dort sicher wußten, teils aus Bauern, deren Äcker rings herum lagen, teils aus Handwerkern, die zuerst unfreie Leute waren. Anfänglich übten der Bischof oder der Burggraf, der an des Kaisers Statt richtete, oder der Vogt, den der Burgherr einsetzte, die Gerichtsbarkeit und Hoheitsrechte aus, selbst über die freien Männer, die sonst nur Reichsstädte, von ihresgleichen Recht nahmen. Bald aber strebten die Städte nach
Selbstverwaltung im Innern und Unabhängigkeit nach Außen; als reichsunmittelbar wollten sie nur den Kaiser als Herrn über sich anerkennen. In beiden Beziehungen erreichten sie ihr Ziel. Durch Handel und Gewerbfleiß mehrte sich ihr Reichtum und bald wurden sie als Bundesgenossen wertvoll. Seit Heinrich Iv. standen sie den Kaisern
meist in ihren Kämpfen gegen die Großen des Reiches treu zur Seite und erlangten dadurch bedeutende Rechte. Zuerst erblühten die süddeutschen (Nürnberg, Ulm, Augsburg) und rheinischen (Mainz, Worms, Köln) Städte; erst später die nordischen (Bremen, Hamburg, Lübeck, Braunschweig, Magdeburg u. a.). Durch die Kreuzzüge wurde ihr Wohlstand gehoben und durch den sich steigernden Handel sowie durch die
Geldverlegenheiten der Kaiser ihre Macht vergrößert. Die Reichsstädte gewannen die eigene Gerichtsbarkeit, das Recht, Münzen zu schlagen, Zölle zu erheben, und die freie Wahl ihrer Beamten (Bürgermeister, Rats-Geschlechter^ Herren.**) Diese wurden ausschließlich aus den Geschlechtern, dem
(Patrizier). Stadtadel, der sich aus den Burgmannen und den reichen Kaufleuten Zünfte. gebildet hatte, entnommen. Damit waren aber die Zünfte, zu denen
die Handwerker zusammengetreten waren, nicht zufrieden, so entwickelte sich ein Gegensatz und aus diesem ein Kampf, der mit Hartnäckigkeit geführt wurde und sehr verschiedenen Ausgang hatte. (In Augsburg errangen sich die Zünfte Zutritt zu dem Rate, während in Nürnberg den Geschlechtern der Sieg verblieb.)
Handel. §. 151. Je wichtiger der Handel für die Städte war, desto eifriger
*) Seitdem im 9. Jahrhundert die Normannen von der See, die Ungarn im Süden räuberisch das offene Land durchzogen, vergaßen die Deutschen in der Not der Stunde überall die alte Abneigung gegen ummauerte Wohnsitze. (Freytag: Bilder I. S. 421.)
**) Göthe: Wahrheit und Dichtung.
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs_I. Heinrichs_I. Heinrich Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Nürnberg Ulm Augsburg Mainz Worms Bremen Hamburg Braunschweig Magdeburg Nürnberg Ungarn
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benden Bevölkerung als Leibeigene in immer drückendere Abhängigkeit herabgesunken. Für die Befreiung vom Kriegsdienste hatten die Bauern die Knechtschaft eingetauscht; wehr- und rechtlos standen sie den Rittern gegenüber; niemand nahm sie in Schutz; höchstens die Kirche, wenn sie sich unter deren Obhut stellten. — Die Möglichkeit, die Freiheit zurückzuerlangen, bot sich dem Leibeigenen nur dann, wenn er das Kreuz nahm oder als Pfahlbürger in die Stadt zog. Viele entgingen ihrem harten Lose auch durch Auswanderung in neubesiedelte, meist den Slaven abgewonnene Länder (Brandenburg, Pommern, Schlesien, Preußen). Schließlich wurde der Druck auf die „armen Leute" so hart, daß sie sich zu Geheimbünden vereinigten und blutige Aufstände erregten.
b. Litteratur.
§• 153. Zeit der Ottonen. — Wie die Verbindung der deutschen Krone mit dem römischen Kaisertum in staatlichen Beziehungen einen tiefgreifenden Einfluß ausgeübt hatte, so gab sie auch dem geistigen Leben des Volkes eine neue Richtung. Die Muster des Altertums forderten gebieterisch zur Nachahmung auf. Da nun in dieser Zeit die Bildung ausschließlich in den Klöstern vertreten war, so fand eine Mischung deutsch-römischen und weltlich-mönchischen Wesens statt. — Ekkehard von Der Mönch Ekkehard in St. Gallen behandelte in lateinischen Versen St. Gallen, einen echt deutschen Stoff:*) die Flucht Walthers von Aquitanien, der als Geisel am Hofe Etzels zu einem stattlichen Helden erwachsen ist, mit der ihm früh verlobten Hildegunde. Glücklich gelangt er mit der Braut bis zu den Vogesen. Da greifen ihn 12 Burgunderkrieger unter ihrem König Günther an, um ihm seine Schätze zu rauben. Einen Streiter nach dem andern erlegt Walther; nur Günther und fein Dienstmann Hagen, früher der Waffenbruder Walthers, bleiben schwer verwundet übrig. Da schließen die drei Helden endlich Frieden. — Rosvitha. Die sächsische Nonne R o s v i t h a **) im Kloster Gandersheim erzählte nicht nur in lateinischen Versen Heiligenlegenden (Theophilus, der Faust des Mittelalters), sondern auch die Thaten Ottos des Großen; ja, sie I■ wagte es zum ersten Male nach Untergang der römischen Welt, Dramen
zu dichten. Ihr Vorbild ist der römische Dichter Terenz, aber ihr Ideal ist ein christlich-klösterliches. Im „Gallikanus", z. B. stellt sie Konstantin den Großen als christlichen Fürsten neben den Heiden Julianus den Abtrünnigen und feiert somit den Sieg des Christentums. In anderen Stücken läßt sie die himmlische Liebe über die irdische siegen. —
Die Thaten der ersten sächsischen Fürsten regten auch die Geschichtschreibung an; ein späterer Ekkehard (Iv.) beschrieb die Schicksale St. Gallens; in den meisten Klöstern entstanden Chroniken und Annalen;
Widukind von Widukind von Corvei (Kloster in Westfalen) schildert in dem Eortiet. Werke ,,Thaten der Sachsen" die Geschicke Heinrichs 1. und Ottos
*) Scheffel giebt in feinem „Ekkehard" eine Übersetzung.
**) Freytag: Bilder I. S. 372.
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mals schon zwei Mundarten auf, die eine Teilung des Volkes befürchten ließen; im Süden entwickelte sich die hochdeutsche, im Norden die niederdeutsche (plattdeutsche). — Nur wenige Überreste haben sich aus dieser Zeit gerettet. Das kostbarste Bruchstück verloren gegangener Heldengedichte ist das Hildebrandslied. Der alte Hildebrand ist mit Theodorich ins Exil zu den Hunnen gezogen. Nach Jahren kehrt er an der Spitze eines hunnischen Heeres nach Italien zurück. Da tritt ihm sein Sohn Hadubrand als Feind entgegen. „Ich habe gehört, daß sich Hildebrand und Hadubrand zum Kampfe herausforderten," so einfach beginnt der Dichter, weil es wohl ein bekannter Stoff war. Hildebrand erfährt durch Fragen, daß er seinem Sohne gegenüberstehe; er will nun den Kampf vermeiden; aber Hadubrand versagt ihm Glauben und zwingt ihn zum Kampfe. Sie zerhauen ihre Schilde mit den Schwertern ... bet bricht das Gedicht ab. Vermutlich siegte Hildebrand und stand dann klagend an der Leiche des Sohnes. — Glücklicher als die Deutschen besitzen die Angelsachsen in dem Heldengedicht „Beowulf" ein schönes und wohlerhaltenes Probestück dessen, was germanische Dichtkunst damals vermochte. *) — An den Anfang der Edda gemahnt das „Wesiobrunner
Christian poblo et nostro commun salvament, dist di in christliche Volk und unser gemeinsames Heil von diesem Tage an avant, in quant deus savir et podir me dunat, si salvarai
fernerhin so weit Gott Wissen und Können mir giebt, so will schützen
eo eist meon fradre Karlo et in adiudha et in
ich diesen meinen Bruder Karl sowohl zur Hilfe als auch in
codhuna cosa si cum om per dreit son fradra salvar dist, jedweder Sache sowie ein Mann mit Recht seinen Bruder schützen soll In o quid il mi altresi fazet et ab Ludher nul plaid nunquam in allem was er mir ebenso thun; und mit Lothar keinen Vertrag niemals prindrai, qui meon vol eist meon fradre Karle in
machen werde der meines Willens diesem meinem Bruder Karl zum
damno sit.
Schaden sei.
Karl schwur in deutscher Sprache:
In godes jminna ind in thes christianes solches ind unser bedhero
In Gottes Liebe und in des christlichen Volkes und unser beider gealtnissi, fon thesemo dage fram mordes, so fram so mir got gewisci Erhaltung, von diesem Tage fortan, so weit als mir Gott Wissen iflde madh furgibit, so haldih testan minan bruodher, soso man mit
und Macht giebt, so halte ich diesen meinen Bruder, sowie man mit
rehtu sin an bruodher scal, in thiu thaz er mig sosoma duo; indi mit
Recht seinen Bruder soll, in dem daß er mir ebenso thue; und mit
Ludheren in nohheinin thing ne geganga, the minan willon imo ce
Lothar in kein Ding nicht gehe ich, das meinen Willens ihm zu
scadhen werhen.
Schaden wäre.
*) Freytag: Bilder I. S. 125.
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schwimmen zwei Schwäne, die Boten der Nornen an die Äsen. Eine Brücke (Bis — röst = bebende Rast) führt von Asgard zur Schicksalshalle (d. i. der Regenbogen).
§ 13. In Jötunheim sprudelte auch ein Brunnen, aus dem man unverfälschte Kenntnis der frühesten Vergangenheit trinken konnte. Doch hütete ihn der greise Mimir (Gedächtnis), wie überhaupt die Riesen gerade Kunde von der ältesten Zeit besitzen. Da Odin nun die Zukunft nicht klar erkennen konnte, ohne Einsicht in diese graue Vorzeit, so fuhr er einst heimlich zu Mimir und begehrte einen Trunk zu thun aus dessen Trinkhorn. Der Jötune verlangte dafür das eine Auge Odins und versprach ferner dafür ungehinderten Zutritt zum Brunnen. Odin entschloß sich, das linke hinzugeben und stillte dann seinen Durst nach Erkenntnis. Odins Auge wurde Mimirs neues Trinkhorn. Den Äsen aber verbarg Odin, wo er sein Auge verloren hatte; er wies auf die eine Sonne, das Auge des Himmels, hin.
§• 14. Da befahl der Weltherrscher den Schwarzalsen eine neue Wohnung unter Swartalfaheim zu bauen: Helheim oder Niflhel (Nebelhölle): der Weg führte dahin durch Niflheim und nun gab es neun Welten: Asgard, Midgard, Niflheim, Jötunheim, Swartalfaheim, Ljosalfaheim, Wanenheim, Musplheim, Helheim. Noch war der Tod nicht in der Welt. Ihm sollte Niflhel dereinst als Wohnsitz angewiesen werden.
§• 15. Während die Alfen an ihrem Werke arbeiteten, war Odin verschwunden. Da entstand plötzlich ein wunderbarer Baum, der von Midgard durch Ljosalfaheim nach Asgard emporwuchs, während er seine Wurzeln nach Midgard, Niflheim und Jötunheim sendete. Es war die Weltesche I)gg-Drasil (Baum des Schreckens), die den Menschen unsichtbar ist, deren Dasein sie nur ahnen. Ihr Leben und damit die Weltordnung bedroht der Lindwurm Nidhögg (Neiddrache) in Niflheim, die Ziege Heidrun (die Aethergenährte) in Asqard, deren Milch den Göttern als Nahrung bient, und die deshalb nicht getötet werden darf, und ein Hirsch, dessen Leben dadurch auch unentbehrlich ist, daß er das Wasser, den Ur)toss aller Dinge, durch sein träufelndes Geweih vermehrt. Der gefährlichste Feind ist Nidhögg: ihn beobachtet der' in Yggdräsils Krone hortende Adler Odins, zwischen dessen Augen ein Falke sitzt, und den ein Eichhörnchen ermuntert. Was er nicht erschaut, berichten dem Himmelskönige seine beiden Raben Hugin (Gedanke) und Munin (Erinnerung), die täglich die Welt umkreisen. — Mit der Gefahr, die dem Lebensbaume drohte, hörte das goldene Zeitalter der Liebe auf, und es begann die Welt Verderbnis.
§• 16. Einst verklagten 3 neidische Alfenmädchen den habsüchtigen Zwerg Andwari bei Odin. weil er sich in vielerlei Gestalten verwandeln könne und einen Ring geschmiedet habe, der ihm die verborgensten Goldadern anzeige. So hatte die Goldgier die Herzen der Schwarzalsen vergiftet, und sie mußten bestraft werden. Andwari wurde in einen Hecht verwandelt, der beständig den Glanz feines Goldes durch
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die Felsritzen schimmern sah, ohne es erreichen zu können. Denn ein Wasserfall schleudert ihn immer wieder zurück. — Um seinen Schatz zu besichtigen, wanderten Odin, Hönir und Loki in Menschengestalt zu dem Wasserfalle. Mit einem Mistelzweige tötete Loki eine Fischotter, die aber der verwandelte Sohn Otter des Bauern Hreidmar, eines Freundes Andwaris, war. Als Sühne*) verlangte Hreidmar mit seinen beiden überlebenden Söhnen Fasnir und Regin, da sie bisher vergeblich
nach den Schätzen Andwaris getrachtet hatten, so viel Gold, daß die Haut Otters damit gefüllt und überdeckt werden könnte. Die Äsen fingen nun mit einer Zauberangel den Hecht Andwari und zwangen ihn zur Auslieferung seines Schatzes. Nur den Zauberring wollte der Habsüchtige zurückbehalten. Als Loki ihm auch diesen abnötigte, belegte er ihn mit dem Fluche, daß der jedesmalige Besitzer gewaltsamen Todes sterben sollte. Odin gedachte den Ring unschädlich zu machen. Aber die Goldgier Hreidmars war nicht eher zu befriedigen, als bis er auch dies letzte Kleinod Andwaris erhalten hatte. Sofort ging der Fluch in Erfüllung. Die Söhne erschlugen den Vater. Dann bemächtigte sich Fasnir des Schatzes und hütete den in der Erde geborgenen in der Gestalt eines
Lindwurmes. Da erzog Regin den starken Sigurd**) sich als Rächer. Wirklich kam Fasnir, dann aber auch der verräterische Regin durch Sigurd um. Aber auch diesen tötete Gunnar, und ihn erschlug Atli. Dann wurde das Gold in die Fluten des Rheinstromes versenkt; aber niemand hat Kunde davon, wo es liegt. *+s>) —
§. 17. Bald brachten Odins Raben Botschaft nach Gladsheim von der Habsucht, welche auch die Menschen nach dem Beispiel Hreidmars und seiner Söhne ergriffen hatte. So war mit dem unbesonnenen Mistel--wurse Lokis das schlimmste Laster in die Welt gekommen und damit die Lebensdauer der Menschen eingeschränkt: die guten sollten in Asgard, die bösen in Helheim weiter leben. Damit den Bewohnern Asgards aber das Alter nicht nahe, mußten sie sich durch die Früchte Yggdrasils
beständig verjüngen. Diese Kraft, ewige Jugend zu gewähren, hatte die
Jwidie Iduna, die Tochter Jwaldis, denselben verliehen; zur Belohnung dafür wurde sie durch Bragi aus Swartalfaheim nach Asgard erhoben mnd glich fortan der Frigg an Lieblichkeit.
§. 18. Nach ihren Früchten trachteten aber auch die Jötunen, welche wie die Menschen durch die Zwerge zur Goldgier geführt und infolge dessen von den Äsen ebenfalls dem Gesetze des Alterns und Sterbens unterworfen worden waren. Da sich nun die Urasen von Loki wieder einmal zu einer Wanderung durch Jötunheim in Riesengestalt hatten überreden lassen, geriet Loki durch Unbesonnenheit in die Gewalt eines Jötunen T h i a s s i (der Brausende), der sich in einen Adler ver-
*) Vgl. die Einrichtung des Wergeldes weiter unten.
**) Diesen nordischen Sigurd hat die deutsche Heldensage in den Sigfrid des Nibelungenliedes umgebildet.
***) Richard Wagner: Ring des Nibelungen 1. Rheingold, 2. Walküre, 3. Siegfried, 4. Götterdämmerung.
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wandelt hatte. Um sich daraus zu lösen, versprach er ihm heimlich den Besitz Idunas und wußte durch List diese auch auf eine Waldwiese in Jötunheim zu locken, wo Thiassi sie raubte und nach seinem Schlosie Thrymheim (Sturmheimat) entführte. Sogleich zeigten sich in Asgard die Folgen dieses Raubes: die Götter alterten. Da zwangen sie Loki die Göttin zurückzuholen. Mit Hilfe des Falkenhemdes der Frigg gelang es ihm unter großer Gefahr, und Thiassi verlor dabei das Leben. _____________
§. 19. Die Sönnen, erbittert darüber, daß die Seelen guter Menschen in Asgard ausgenommen und ewiger Jugend teilhastig wurden, empörten sich gegen ihre Erzeuger; aber Odin zerschmetterte ihren Anführer, demütigte sie, nahm sie dann aber wieder zu Gnaden auf und gegattete ihnen Zutritt zu den Äsen. Der vornehmste Wane Njörd (der Verknüpfende) wurde sogar an Hönirs Stelle, der von Odin als Herrscher nach Wanenheim gesendet wurde, Beherrschet des Wassers. Er wurde mit Thiassis Tochter Sk ad hi (der Schade), die nach Asgard gekommen war, um Buße für den Tod ihres Vaters zu heischen vermählt und erhielt einen Palast Noatun (Schiffsstätte) am Strande des Meeres. Seine Kinder waren Freya (die freie Herrin) und Freyr*) (der Freie und Frohe). Freya übertraf an Schönheit selbst Frigg; sie war eben die Göttin der Schönheit. Vermählt halte sie sich mit dem Wanen Odhr (der Dichter), der durch Bragis Lehren und seine eigene Begeisterung der Schöpfer der Dichtkunst wurde. Ihm wurde auf Urdhs Rat von Odin befohlen, die Welt zu durchwandern und mit der beseligenden Poesie bekannt zu machen. Unglücklich über die Trennung von dem Gatten weinten Freya und Odhr in stiller Nacht heiße Thränen; diese wurden von guten Alfen zu Perlen und Gold verwandelt und endlich zu einem kostbaren Geschmeide Brisingamen (Feuerschmuck) verarbeitet, welches Freya zum Andenken an ihren Gemahl trug. _______________
§• 20. Freya vermittelte die Vermählung Idunas mit dem liebsten Freunde ihres abwesenden Gemahls, Bragi. Auf der Hochzeit entspann sich ein Streit zwischen Sif und Loki, der zur Folge hatte, daß Loki Asgard verließ- seine Gemahlin Sigyn**) folgte ihm mit ihren Söhnen in unwandelbarer Treue. An ihre Stelle traten in Asgard Uller, Thors Stiefsohn, ***) und F o rszt i (der Vorsitzende — Richter-Forseiilgnd = Helgoland). —
§- 21. Da die Riesen selbst bei dem Gesänge Odhrs verstockt blieben, sollte Freya ihren Sinn beugen; sie verweilte unter ihnen in einer Burg, doch geschützt gegen Zudringliche durch ein himmelhohes undurchdringliches Eisengitter, eine Flammenmauer (Waberlohe), einen riesigen Hund. Nur einer vermochte diese Schrecknisse zu überwinden:
) Er besaß den Eber Gullinbursti, bessert Goldborsten die Nacht taghell erleuchteten, und der mit großer Schnelligkeit den Wagen des Gottes zog.
**) Felix Dahn: Sigyn, eine Sage von der Treue.
***) Vgl. Klopstocks Oden (Werke Iv. 168) Braga: Und den schönen Sohn Siphias (= Siss Sohn ist Uller) lehrt' ich es.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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