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1. Die Landschaften Europas - S. 421

1900 - Trier : Lintz
Geistesleben, Bildungswesen und Religion. 421 Auf vielen Gebieten des Geisteslebens haben die Italiener grosse Leistungen zu verzeichnen. Nicola Pisano schuf die Plastik der Vorrenaissance, während Donatello der eigentliche Begründer der Kunstblüte wurde, die wir als Renaissance, als Wiedergeburt der alten Kunst, schätzen. Giotto (spr. schotto), der Vater der florentinischen Malerei, Leonardo da Vinci (spr. vintschi), der das berühmte Abendmahlsbild malte, Michel Angelo, sowie Raffael, der grösste Maler aller Zeiten, von dem auch das in Dresden befindliche Bild der Sixtinischen Madonna stammt, und Tizian waren die Hauptförderer der Malerei, und einige von diesen, wie Leonardo da Vinci, Michel Angelo und Raffael zusammen mit Brunellesco und Bramante zu- gleich hervorragende Baukünstler. Den italienischen Meistern verdanken wir den Palaststil, der sich über die ganze Erde verbreitet hat. Sie schufen ferner herrliche Vorbilder der kirchlichen Baukunst, als den herrlichsten Bau die P e t e r ski r c h e in Rom, den Bramante begann, Raffael und andere fortsetzten und Michel Angelo mit einer Kuppel schmückte, wie sie grossartiger und schöner auf Erden nicht vorhanden ist. Auf dem Gebiete der Dicht- kunst verdient, von den römischen Dichtern abgesehen, Dante genannt zu werden, der der italienischen Sprache Form und festen Rahmen gegeben hat. Er gehört zu den am tiefsten denkenden Dichtern, die es auf Erden gegeben hat. Italien ist ferner das Heimatland der neuzeitlichen Musik und des Kunst- gesanges. Endlich haben die Italiener sich grosse Verdienste um die Förde- rung der Naturwissenschaften, der Völkerkunde und des Seewesens erworben. Auf dem letztgenannten Gebiete wurden sie die Lehrmeister der Spanier, Portugiesen, Holländer und Engländer. Wie in der Vergangenheit Kunst und Wissenschaft mehr in Mittel- und Norditalien als in Süditalien blühten, so ist dort, be- sonders in Norditalien, auch die allgemeine Volksbildung stets eine grössere als im übrigen Lande gewesen. 1871 betrug die Zahl der Analphabeten in Norditalien etwa 50, in Süd- italien aber 80—90 % der Bevölkerung. Die Einführung des Schulzwanges hat nur eine geringe Besserung gebracht, da 2/3 der schulpflichtigen Kinder den Unterricht nicht besuchen. Es bestehen 17 königliche und 4 freie Universitaten. Beinahe die ganze Bevölkerung bekennt sich zur römisch- katholischen Kirche, deren Oberhaupt, der Papst, im Vatikan zu Rom seinen Sitz hat. Derselbe wird von dem Kollegium der Kardinäle aus deren Mitte auf Lebenszeit gewählt. 12. Rückblick auf frühere Kulturzeiten. In der Zeit, wo im Altertum das Dämmerlicht der römischen Geschichte auftaucht, bewohnten den Boden Italiens vielerlei Völkerschaften. Den Norden hatten gallische Stämme und die Etrusker inne, im S hatten sich überall an der Küste grie- chische Kolonisten festgesetzt, und in der Mitte sassen die lateinischen Völker. Der im Gebiete der letztern entstandene römische Staat erweiterte sich allmählich nicht bloss bis zu den natürlichen Grenzen der Halbinsel, sondern schuf über diese hinaus ein Weltreich, das alle Mittelmeerländer und das west- liche Europa umfasste. In alle Länder ihres Machtkreises trugen die Römer, nachdem sie selbst die Segnungen des griechischen Kultur- lebens empfangen hatten, eine hohe geistige und materielle

2. Die Landschaften Europas - S. 425

1900 - Trier : Lintz
Kultureigentümlichkeiten und Volksleben. 425 mitgebracht haben. Zur Vollendung des Gesamtbildes der Osteria muss man sich noch die Spinngewebe in den Ecken, den Fliegenschmutz auf den Lampen und allerlei Abfälle auf dem Boden hinzudenken. Aber der Wein mundet, und drum sind wir schon zufrieden. Nun noch als drittes Bild ein Volksfest in Rom, die Feier der Johannisnacht1) vom 23. bis 24. Juni. Auf dem grossen freien Platz vor der Laterankirche und in den angren- zenden Strassen findet alljährlich das herkömmliche festliche Treiben statt, zu dem sich fast 50000 Menschen zusammenfinden. Schon mit Einbruch der Dunkelheit strömt die Menschenmenge zusammen. Die Via Merulana ist bald von lustigen Menschen überfüllt. Sie bildet an diesem Abende eine glänzende Feststrasse. Sie ist von zehnarmigen Lampen beleuchtet. Dazu gesellt sich das Licht von Hunderten von Lämpchen und bunten Papierlaternen vor den Häusern, wo es etwas zu essen oder trinken oder von kleinen Festgeschenken zu kaufen giebt. Der Handel mit kleinen Festgeschenken ist nämlich ein wesent- licher Teil des Treibens. Man beschenkt damit die, welche am folgenden Tage Namensfest feiern, oder auch sonst sich gegenseitig. Der Platz vor der Lateran- kirche bietet einen überraschend prächtigen Anblick dar. Ein Lichtmeer von Kerzen, Fackeln und bunten Lampen strahlt uns entgegen. In Hunderten von Zelten werden Festgeschenke verkauft, Speise und Trank dargeboten, wird ge- sungen und musiciert. Auf dem daneben liegenden Grasplatze leuchten einzelne Lichter auf. Um jedes lagert eine Gruppe von Menschen, die sich an den mit- geschleppten Vorräten, an gebratenem Huhn, Eiern, Salat, Brot, Käse und an einem Fässchen Wein gütlich thun. Sie sind die eigentlichen Bewahrer der römischen Überlieferung, dass der Tau der Johannisnacht den Körper vor Krank- heiten bewahre, und schmausend liegen sie bis zum Morgen im Grase. Doch nun zurück in das fröhliche Treiben der durcheinander flutenden Menge, die mit allerlei Instrumenten, mit Glocken aus gebranntem Thon, mit Trompeten und Pfeifen einen Höllenlärm macht. Dazwischen ertönt Gesang, begleitet von den Klängen der Mandoline. Bis zum Morgen dauert das fröhliche Treiben, tür den Fremden ein Stück heiterer Volkspoesie. Wenn irgendwo, so kann man hier erkennen, dass das Volk der heitern Freude bedarf, um an andern Tagen die harte Lebenssorge tragen zu können. *) Ebenfalls frei bearbeitet nach einem Aufsatze in der Kölnischen Zeitung aus d. J. 1897.

3. Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien - S. 215

1904 - Trier : Lintz
Asien als Ganzes. — Kultureigentümlichkeiten und Volksleben. 215 und mit allerhand leckeren Gerichten versehen ist; auf grell ge- malten Bildern ist der Gott des Glückes oder des_ langen Lebens oder des Reichtums dargestellt; die beiden Gottheiten fliegen ein- mal im Jahre zum Himmel empor und berichten dort über die be- treffenden Familien. Die endlosen Reihen der Geschäfte längs der Straßenseiten werden von Garküchen, Restaurants, Barbierstuben, Auktionslokalen, Schlächterbuden unterbrochen; überall haben sich aber auch noch fliegende Händler auf der Straße selbst mit Gemüse, Früchten, Fischen, Zuckerrohr, Süßigkeiten, Breunholz, Spielsachen, Büchern, Bildern der Gottheiten u. s. w. niedergelassen, am zahlreichsten jedoch die Spielpächter, Dutzende oft in einer Gasse, auf kleinen Tischen die Bank haltend, und stets haben sie ein wett- und spiel- lustiges Publikum um sich versammelt. Welch' ein Getriebe nun auf diesen engen, halbdunkeln Straßen! Ameisenartig wimmeln die Leute durcheinander, schreiend kommen Kulis mit schweren Lasten au den langen Bambusstäben einhergekeucht, fortwährend lassen die Sänftenträger ihre Warnungsrufe erschallen, blinde Bettler flehen um Mitleid, Schweine von Riesenformen treiben quiekend ihr Wesen mit den Kindern um die Wette, dort wird laut gehandelt und gefeilscht, da kracht ein Feuerwerk los, nun laute Musik von Becken- und Tantamschlägern, hinter den Musikanten mehrere Soldaten in abgerissenen Uniformen, ein Mandarin naht in seiner ge- schlossenen Sänfte, und hinter derselben wiederum Musikanten und Soldaten, und einige Minuten später von neuem Musik, dies- mal mehr Pfeifen- und Zimbal-Klang, ein Leichenzug ist's, der rohgezimmerte hölzerne Sarg wird von Kulis an Rambusstaugen getragen, in weißen und aschgrauen Gewändern folgen die Leid- tragenden raschen Schritts, zwei Frauen, deren „Lilienfüße" ihnen jede schnelle Bewegung versagen, werden in blauen Sänften hinter- her getragen." Nicht weniger reich an malerischen Bildern, ist, wie Linden- berg in seinen Reiseberichten aus Canton schreibt, das chinesische Flußleben, da in größern Städten, die an einem größern Flusse liegen, oft ein bedeutender Teil der Bevölkerung ganz auf diesem lebt. Es ist ein völlig verwirrendes Getriebe, und trotz der be- trächtlichen Breite des Flusses hat man alle Augenblicke Zusammen- stöße mit anderen Booten, und die unsern Sampang in Bewegung setzenden beiden Ruderknechte müssen häufig ihre Arbeit unter- brechen und mit Stangen, mit Händen und Füßen unser Boot von Nachbarkähnen abstoßen. Wohnen doch über 100000 Menschen hier auf dem Wasser, der Mehrzahl nach in den sog. Hausbooten, von denen ganze Flottillen am Ufer liegen. Zahlreich sind ferner die Tretboote vorhanden, andere größere Schiffe werden vom Vorderteil aus von zehn bis zwölf stämmigen Bootsleuten gerudert, Dschunken kommen einhergesegelt, Fischer werfen ihre Netze aus, dort ziehen kleine Gemüse- und Obstkähne dahin und nun kreuzt

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 89

1877 - Oldenburg : Stalling
89 denn einst unterzeichnete: Louis Philippe Egalite, durch Ge-burt franzsischer Prinz zu seinem Unglck, aber Jacobiner bis zu den Fuzehen." Er hatte bedeutenden Antheil an den Schlachten der Republik bei Valmy und bei Jemappes, ward aber beim Beginn der Schreckensherrschaft in Dumouriez's Schicksal verwickelt, und floh auf streichisches Gebiet. Sodann begab er sich in die Schweiz, wo er als Lehrer der Mathe-matik an einem Privatinstitute zu Reichenau angestellt ward. Als die Strme der Revolution auch dieses Land erreichten, hielt er sich hier nicht mehr fr sicher, gab seine Stelle auf und bereiste Dnemark, Schweden und Norwegen. Im Jahre 1796 schiffte er sich nach Nordamerika ein, dessen Institutionen er kennen lernte, und lebte seit 1800 in England, das ihm 2000 Pfund Jahrgelder bewilligte. Nach dem Tode seiner jngeren Brder ging er nach Sicilien, vermhlte sich 1809 zu Palermo mit Maria Amalia, Tochter Ferdinands von Sicilien, und schwur Treue dem legitimen Souvern und Ha dem revolutionren Wahnsinn." Nach der Restauration kehrte er nach Frankreich zurck, wo er als kniglicher Prinz den Rang eines Generals erhielt und wieder in den Besitz seiner vterlichen Gter kam. Da er sich vom Gelsten nach der Krone fern zu halten wute, fand er bei Hofe Aufnahme, ohne da ihm der König, der ihm sogar den Titel knigliche Hoheit" verweigerte, oder die Herzogin von Angouleme volles Vertrauen schenkten. *) Louis Philipp sah irrt Palais Royal die vornehmsten Knstler, Dichter und Industriellen von Paris bei sich, wute seinem Leben einen gewissen brgerlichen An-strich zu geben und lie seine Shne in den ffentlichen Schu-len erziehen. Whrend er auf seinem Landgute Neuilly nur den wirtschaftlichen Sorgen fr seine Gter zu leben schien, unterhielt er im Geheimen Verbindungen mit der liberalen Partei und lie seinen Namen zum Hoffnungsanker der Un-zufriedenen werden. Bei der Krnung Karls X. rief er mit *) Als einst die Herzogin von Berry den König bat, ihr ein Ka-briolet zu geben, wie es der Herzog von Orleans habe, widerrieth ihr der König ein so gefhrliches Fahrzeug, und auf die Entgegnung der Berry, da es auch fr den Herzog gefhrlich fei, sagte er, ob dieser den Hals breche, sei ihm ziemlich gleichgltig.

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 97

1877 - Oldenburg : Stalling
- 97 aus wurde er der Regierung erst recht gefhrlich. Dieser ein-flureiche Mann wurde bei seinem nationalen Streben vom Klerus untersttzt und gab deshalb seinen Kampf gegen die katholische Kirche auf. So lag denn reicher Brennstoff aufgehuft, als die Julirevolution den zndenden Funken hineinschleuderte. Whrend der König verblendet blieb, las man mit Anspielung auf die Vorbereitungen zu dessen Geburtsfeste am Morgen des 22. Augustes zu Brssel folgendes Programm: Montag den 23. Feuerwerk, Dienstag den 24. Illumination, Mittwoch den 25. Revolution." Auffallender Weise lie ein Hofbeamter am Abende des 25. August 1830 im kniglichen Theater zu Brssel die Oper: Die Stumme von Portici" geben, in welcher die Erhebung der Neapolitaner gegen die spanische Herrschaft unter Leitung des Fischers Masaniello gefeiert wird. Die Stellen, welche den Ha gegen Unterdrckung und den Kampf fr die Freiheit preisen, wurden von dem Publicum mit strmt-schem Beifall aufgenommen. Aber vor dem Theater hatten sich groe Haufen niederen Volkes versammelt, die nach be-endigter Vorstellung in den Ruf ausbrachen: Es lebe de Potter? Nieder mit van Maanert!" Vom Theater aus strzte die Menge nach den Husern des Ministers van Maanen, des Polizeidirectors und eines ministeriellen Journalisten, plnderten sie aus, steckte sie in Brand und wrde ihre Wuth auch an den Personen ausgelassen haben, wenn sich diese nicht zeitig gerettet htten. Nachts wurden alle Waffenlden erbrochen, und das Zerstrungswerk am folgenden Tage wie-herholt. Statt der kniglichen Wappen wurden die Farben des alten Herzogthums Brabant aufgesteckt. Um der Zerstrungswuth des Pbels zu steuern, trat die Brsseler Brgerschaft zu einer Nationalgarde zusammen, und ein Brgerausschu bernahm bei der Ohnmacht der Behrden die ffentliche Gewalt. Man sandte am 29. August eine Deputation an den König nach dem Haag, um von ihm Aenderung des bisherigen Regierungssystems, Entlassung der miliebigen Minister und schleunige Berufung der General-staaten zu verlangen. Inzwischen hatte sich mit Ausnahme Antwerpens, Mastrichts, wo starke Besatzungen lagen, die revolutionre Bewegung der ganz Belgien verbreitet, und von Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 7

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 54

1877 - Oldenburg : Stalling
54 trie auf sich. Frauen und Jungfrauen zogen in den Kampf, und das Beispiel der heldenmthigen Bobolina von der Insel Spezzia, die, nachdem sie ihren Gatten und zwei Shne im heiligen Kriege verloren, ein Schiff ausrstete und, eine zweite Artemisia, es selbst befehligte, steht nicht vereinzelt da. Allenthalben wurden die Trken in den festen Pltzen ein-geschlossen. Die Gruelthaten der Osmanen hatten auch die Wuth der Griechen angefacht, die, wo sie siegreich auftraten, Männer, Weiber und Kinder der Trken ohne Erbarmen niedermetzelten. So sollen, als Tripolizza, die Hauptstadt Morea's, in ihre Hnde fiel, 8000 Trken ermordet worden sein. Ueberhaupt trug der Krieg auf beiden Seiten einen barbarischen Charakter. Der eben so tapfere als listige Odysseus, der erst spter sein Vaterland verrieth, bernahm den Oberbefehl in Thessalien, Fürst Maurokordatos in Al-banien. Im mittleren und nrdlichen Griechenland war das Glck entschieden auf trkischer Seite, da es dem Chur-schid Pascha gelang, den Pascha von Janina zur Uebergabe zu zwingen, worauf derselbe sofort enthauptet ward (Januar 1822); aber ein Versuch Churschid's, mit bedeutenden Streit-krften durch die Thermopylen zu dringen, scheiterte an der Tapferkeit des Odysseus, der, ein zweiter Leonidas, den ber-legenen Angriff mit einer Handvoll Leute zurckschlug. Die christlichen Mchte lieen den bedrngten Griechen keine Untersttzung zukommen. Unter Metternichs unseligem Einflsse sahen sie in dem griechischen Aufstande nur eine strfliche Revolution gegen den rechtmigen Herrn, wie sie in Spanien und Italien damals auftauchte und niedergedrckt wurde. Um so hher stieg die Begeisterung fr die Unglck-lichen Hellenen und ihre heldenmtige Erhebung bei denvlkern; in vielen Staaten bildeten sich Hellenenvereine, um mit Geld, Waffen und Bedrfnissen aller Art die Griechen zu unter-sttzen. Die Begeisterung ward getragen durch die aus den Werken der alten Hellenen geschpfte Bildung: im Hinblick auf die erhabenen Gestalten eines Sokrates und Plato, eines Miltiades, Aristides und Themistokles widmete der geniale englische Dichter Lord Byron der griechischen Freiheit seine schwungvollen Lieder, sein Geld und seine Tapferkeit, der Genfer Eynard seine Geldsummen: der deutsche Dichter Wil-

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 162

1877 - Oldenburg : Stalling
- 162 König Wilhelm Iv. von England, zugleich König von Hannover, war am 20. Juni 1837 gestorben. Da in den Stammlanden des welfischen Hauses das salische Gesetz galt, so ward Hannover von Grobritannien, wo jetzt Victoria den Thron bestieg, getrennt, und Ernst August, Herzog von ,Cum-berland, Sohn Georgs Iii. und Oheim der Knigin Vlctona, wurde König von Hannover. Unvolksthmlich und verhat, schien er, obwohl in England geboren und nicht einmal des Deutschen vollkommen mchtig, in seinem ganzen Wesen den Briten an die absolutistischen Hfe des Continents zu ermnern. Whrend er sich in England an die Partei anschlo, welche die freien Grundstze der Verfassung bekmpfte, so waren dock auck die Tories dem Herzoge nie hold gewesen, indem sie in ihm mehr einen Absolutsten als Aristokraten erkannten. Er hatte an der Spitze der Oranienmnner gestanden, und die von der ihm feindlichen Presse verbreiteten nachtheiligen Gerchte der sein Privatleben fanden im Publikum Glauben. Am 28. Juni 1837 hielt der neue König seinen Einzug in seine Residenz Hannover, und am 3. Juli erklrte er, da er die Verfassung von 1833 nicht anerkenne, da sie ohne seine, des damaligen Thronerben, Zustimmung zu Stande gekommen, und er dieselbe fr das Wohl seiner Unterthanen nicht fr zutrglich halte. Und doch war die Verfassung ein zwischen Krone und Stnde vereinbartes Staatsgrundgesetz, das von Niemanden einseitig aufgehoben werden konnte. Die wahre Ursache dieses Gewaltstreiches war aber die Bestimmung der Verfassung von 1833, welche die Domnen fr Staatsgut erklrt und dafr eine Civilliste eingefhrt hatte. Der König hatte sich in England eine solche Schuldenlast zugezogen, da er die reichen Einknfte dieser Domnen, die er sogleich an sich zog, zur Befriedigung seiner englischen Glubiger brauchte. Da dies in der Stndeversammlung schwerlich durchzusetzen war, so mute die Verfassung von 1833 aufgehoben werden. Als der König den Huldigungseid verlangte, verweigerten . ihn manche Beamte, andere leisteten ihn nur mit ausdrcklicher Hinweisung auf das Grundgesetz, oder reichten freiwillig ihre Entlassung ein. Sieben ausgezeichnete Professoren der Got-tinger Universitt: Jacob und Wilhelm Grimm, Dahlmann, Gervinus, Ewald, Albrecht und Weber, verweigerten die

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 339

1877 - Oldenburg : Stalling
339 Erleichterung im Postverkehr, durch Handels- und Schifffahrts-Vertrge, durch Erweiterung des deutschen Zollvereins. Oest-reich wnschte, um Preußen entgegenzuarbeiten und seinen eigenen Einflu auf Deutschland zu erweitern, die Aufnahme in den Zollverein; Preußen indessen, von den sddeutschen Regierungen angefeindet, aber von den Gewerbtreibenden untersttzt, wute es siegreich durchzusetzen, da sich Oestreich mit dem Abschlu eines Handelsvertrags begngen mute (19. Februar 1853). Da sich im dnischen Kriege die Notwendigkeit einer Flotte dringend herausgestellt hatte, so war die Grndung einer preuischen Kriegsflotte eine beson-dere Frsorge des Knigs. Sie hob sich in rascher Entwicke-lung noch besonders durch Erwerbung des Gebiets am Jade-busen an der Nordsee, wo ein Kriegshafen angelegt ward (1853). Die warme Theilnahme und reiche Pflege, deren sich Kunst und Wissenschaft erfreuten, bildeten eine glnzende Lichtseite in der Regierung Friedrich Wilhelms. Berlin und Dsseldorf wurden die Sitze berhmter Malerschulen. Unter den Werken der Kunst, die er ins Leben rief, verdient das Denkmal Friedrichs des Groen besondere Erwhnung namentlich war sein Kunstsinn auf Erhaltung und Wieder-Herstellung historischer Denkmler gerichtet, wovon die alte preuische Herrenburg zu Marienburg und der Klner Dom rhmliche Zeugnisse ablegen. Auch die Wissenschaft war in Preußen wrdig vertreten. Hier lehrten die Gebrder Jacob und Wilhelm Grimm, Bopp, Pott, als die Begrnder der vergleichenden Sprachforschung; Bckh, Lobeck, Welcker, Ritschl als Vertreter der classischen Philologie; Lachmann als Kritiker auf dem Gebiete der classischen und altdeutschen Philologie: Lepsius, der Aeghptologe; Karl Ritter, der Vater der ver-gleichenden Erdbeschreibung; als ebenbrtige Genossen Ranke's und Raumer's die Historiker Dropsen, Mommsen, Giesebrecht, Duncker, Dahlmann, Leo; vor Allen glnzt der Name Alex-anders von Humboldt, des Nestors der Naturwissenschaften (t 6. Mai 1859 zu Berlin). Der groe Widerspruch, der seit 1848 zwischen den Zeitereignissen und den Grundstzen des Knigs eingetreten war, hatte dessen Heiterkeit und Frohsinn geschwcht. Im October 22*

9. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 32

1873 - Oldenburg : Stalling
32 und allen Gestirnen ab: ferner zwei blühende Städte, die eine voll von Hochzeitsfesten und Gelagen, mit Volksver- sammlungen, Markt, hadernden Bürgern, Herolden und Obrig- keiten: die andere von zwei Heeren zugleich belagert; in den Mauern Weiber, unmündige Kinder, wankende Greise; die Männer der Stadt vor dieser draußen in einem Hinterhalt gelagert und den Hirten in die Heerden fallend. Auf einer andern Seite Schlachtgetümmel, Verwundete, Kampf um Leichname und Rüstungen. Weiter schuf er ein lockeres Brach- feld, mit Bauern und Ochsen am Pflug: ein wallendes Aehrenfeld voll Schnitter, seitwärts unter einer Eiche die Mahlzeit bereit; weiter einen Rebengarten voll schwarzer, schwellender Trauben, an Phählen von lauterem Silber, ringsum einen Graben von blauem Stahl und ein Gehänge von Zinn; eine einzige Furche führte durch den Weingarten, und eben war Lese: Jünglinge jauchzten, und rosige Jung- frauen trugen die süße Frucht in schönen Körben davon; mitten in der Schaar ging ein Leierknabe, den aüdere um- tanzten. Weiter schuf er eine Rinderheerde aus Gold und Zinn, längst einem wallenden Fluß, mit vier goldenen Hirten und neun Hunden; vorn in die Heerde waren zwei Löwen gefallen, und hatten einen Farren gefaßt, die Hirten hetzten ihre Hunde, die bellend auf Sprungweite vor den Löwen standen Wiederum schuf er eine unmuthige Thaltrift von silbernen Schafen durchschwärmt: mit Hirtengehägen, Hütten und Ställen: endlich einen Neigen von blühenden Jünglingen und Jungfrauen in glänzenden Gewänden, jede Tänzerin schmückte ein Kranz, die Tänzer hatten goldene Dolche an silbernen Riemen hangen; zwei Gaukler drehten sich im Kreise zur Harfe eines Sängers; Zuschauergedränge umgab den Reigen. Um den äußersten Rand des Schildes schlang sich der Strom des Oceans wie eine Schlange. Als Hephästos den Schild vollendet hatte, schmiedete er noch einen Harnisch, dann einen Helm und zuletzt die Bein- schienen, und alle diese Geschenke brachte die Göttin ihrem noch immer klagenden Sohne. In der Volksversammlung versöhnte sich Achilles mit Agamemnon, und nun zog das Heer in die Schlacht, an der nicht nur Menschen, sondern diesmal die Götter des Olymps

10. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 225

1916 - Trier : Lintz
225 2. Willst du nach den Früchten greifen, Eilig nimm dein Teil davon! Diese fangen an zu reifen, Und die andern keimen schon. Gleich mit jedem Regengüsse Ändert sich dein holdes Tal, Ach, und in demselben Flusse Schwimmst du nicht zum zweiten Mal. 3. Du nun selbst! Was felsenfeste Sich vor dir hervorgetan, Mauern siehst du, siehst Paläste Stets mit andern Augen an. Weggeschwunden ist die Lippe, Die im Kusse sonst genas, Jener Fuß, der an der Klippe Sich mit Gemsenfreche maß. 4. Jene Hand, die gern und milde Sich bewegte wohlzutun, Das gegliederte Gebilde, Alles ist ein andres nun. Und was sich an jener Stelle Nun mit deinem Namen nennt, Kam herbei wie eine Welle, Und so eilt's zum Element. 5. Laß den Anfang mit dem Ende Sich in eins zusammenziehn, Schneller als die Gegenstände Selber dich vorüberfliehn! Danke, daß die Gunst der Musen Unvergängliches verheißt, Den Gehalt in deinem Busen Und die Form in deinem Geist. 56. Schäfers Klagelied. 1. Da droben auf jenem Berge, Da steh' ich tausendmal, An meinem Stabe gebogen, Und schaue hinab in das Tal. 2. Dann folg' ich der weidenden Herde, Mein Hündchen bewahret mir sie; Ich bin herunter gekommen Und weiß doch selber nicht wie. 3. Da stehet von schönen Blumen Die ganze Wiese so voll; Ich breche sie, ohne zu wissen, Wem ich sie geben soll. (1801.) I, S. 85. 4. Und Regen, Sturm und Gewitter Verpass' ich unter dem Baum. Die Türe dort bleibet verschlossen; Doch alles ist leider ein Traum. 5. Es stehet ein Regenbogen Wohl über jenem Haus! Sie aber ist weggezogen, Und weit-in das Land hinaus; 6. Hinaus in das Land und weiter, Vielleicht gar über die See. Vorüber, ihr Schafe, vorüber! Dem Schäfer ist gar so weh. 57 57. Epilog zu Schillers Glocke. (1805.)!) Xvi, S. 165. „Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute!" 1. Und so geschah's! Dem friedenreichen Klange Bewegte sich das Land, und segenbar Ein frisches Glück erschien; im Hochgesange Begrüßten wir das junge Fürstenpaar; Im Vollgewühl, in lebensregem Drange Vermischte sich die tät'ge Völkerschar, Und festlich ward an die geschmückten Stufen „Die Huldigung der Künste" vorgerufen2). ’) 1815 erweitert um Strophe 6, 12 und 13. — 2) Schillers Festspiel „Die Huldigung der Künste", gedichtet zum Empfang des Erbprinzen Karl Friedrich und seiner Gemahlin Maria Paulowua, gelangte am 12. Nov. 1804 in Weimar zur Aufführung. Buschmann, Leseb. f. d. ob. Kl. Ii. 10. Aust.
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