Iv. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes.
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318. Kaiser Isriedrich der Wolbart in Kagenau.
Wenn Kaiser Friedrich ausruhen wollte von der Last der Geschäfte
und von den Mühsalen der Kriege, so hielt er sich nirgends lieber auf
als im Elsaß. Die elsässischen Städte und Klöster, die Kirchen und Wohl-
tätigkeits-Anstalten haben seine kaiserliche Huld und Gnade hundert- und
tausendfältig erfahren. Darum standen auch die Elsässer, Adelige und
Bürger, Bischof und Geistlichkeit, mit unerschütterlicher Treue und Liebe
zu ihrem Kaiser.
Am meisten hatte ihm die Stadt Hagenau zu verdanken. Sein
Vater hatte auf einer Insel in der Moder sich ein Schloß gebaut und
es gerne bewohnt, weil der nahe Forst ihm willkommene Gelegenheit
zu edlem Weidwerk bot. Friedrich der Rotbart erbaute sich ebenda ein
würdiges Kaiserschloß. Die vier Ecken der Ringmauer waren mit statt-
lichen Türmen versehen. In der Mitte stand ein starker, hoher Turm,
der drei Kapellen enthielt, immer eine höher als die andere, alle
geschmückt mit prächtigem Marmor. Auf dem Dache thronte der kaiser-
liche Reichsadler von Kupfer und vergoldet. In der höchsten Kapelle
wurden die kaiserlichen Reichskleinodien aufbewahrt: das Kaiserschwert,
der Reichsapfel und der Krönnngsornat nebst verschiedenen kostbaren
Heiligtümern.
Hagenau selbst war damals ein offener Ort; der Kaiser erhob ihn
zur kaiserlichen Stadt und ließ feste Mauern darum aufführen. Ein
kaiserlicher Schultheiß mit zwölf Schöffen führte die Stadtregierung und
hielt im Namen des Kaisers das Landgericht.
Alsdann gab der Kaiser den Bürgern von Hagenau ein Stadtrecht
mit vielen Vorrechten und Freiheiten. So besonders, daß jeder Bürger
von Hagenau durch das ganze, weite Deutsche Reich überall frei sein
sollte von Zöllen und Abgaben; ferner, daß jeder, der den Hagenauer
Jahrmarkt besuchte, im besonderen Schutze kaiserlicher Majestät stehen
sollte mit allem seinem Gut, und wer ihn verletzte, sollte bestraft werden
wie um Majestätsverbrechen. Dem hat es Hagenau verdankt, daß es
nächst Straßburg die bedeutendste Stadt im Elsaß war, so lange es zum
Deutschen Reich gehörte.
„Aus dem Elsaß."
1. Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Im unterirdschen Schlöffe
Hält er verzaubert sich.
319. Barbarossa.
2. Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Hagenauer Barbarossa Barbarossa Friederich Barbarossa Barbarossa
Vi. Bilder aus der Geschichte.
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kühnsten Untersuchungen wurde die Kammer von Breisach bestimmt, aus-
zusprechen, daß die sämtlichen im Elsaß angesessenen Reichsunmittelbaren,
Fürsten, Ämter, Stände, Ritterschaft als Vasallen des Königs zu erklären
seien, so daß allmählich 600 Städte, Flecken, Dörfer, Burgen, Mühlen
u. s. w. mit Frankreich verbunden wurden. Mit am härtesten wilrde der
Erzbischof von Trier getroffen. Ludwig nahm drei Ortschaften an der
Maas in Anspruch, weil König Pipin, der sie dem Stift geschenkt hatte,
sich dabei königliche Macht und Schutz darüber vorbehalten habe! Ober-
stem, das dem Erzbistum seit fünf Jahrhunderten angehörte, wurde jetzt
von französischen Truppen besetzt, ebenso Homburg und Bitsch. — Ein
Schauspiel ohne gleichen! Und das deutsche Kaisertum konnte nur macht-
los zusehen, wie mitten im Frieden Deutschlands Grenzen auf das scham-
loseste beraubt wurden. Und während die zahlreichen Reichsglieder in der
trostlosen Versammlung des Reichstags von Regensburg ihre Klagen
vorbrachten, legte der Feind bereits Hand an das edelste Reichskleinod,
an Straßburg.
Am 9. August 1680 fällte die Breisacher Neunionskammer den
Ausspruch, daß die Vogteien von Wasselnheim, Barr und Jllkirch zur
Krone Frankreich gehörten, und daß der derzeitige Besitzer — die Stadt
Straßburg — als Lehnstrüger dem Könige den Huldignngseid zu leisten
hätte. Das war der Knopf, an welchen Frankreich den straßburgischcn
Rock anzunähen entschlossen war. Die von Frankreich gestellte Forderung
wagte der Rat der Stadt nicht zu beantworten, aber man wünschte
auch keinen Streit mit Frankreich herbeizuführen. Obwohl die Zusammen-
ziehung französischer Truppen im Elsaß doch nur gegen die Freiheit der
Stadt gerichtet sein konnte, ließ sich der Rat dennoch, um nur jeden
Anstoß aus dem Wege zu räumen, von der französischen Staatskunst
nach und nach völlig entwaffnen. Er stellte auf Frankreichs Vorstellungen
die Arbeiten zum Wiederaufbau der Rheinschanzen ein, er ließ sich vom
französischen Minister das Recht auf den Besitz von 4000 kaiserlichen
und Schweizer Soldaten absprechen und entließ seine einzigen, schlag-
fertigen Truppen. Die Bürgerschaft redete daher von Bestechung der
Ratsherrn; doch steht fest, daß die Stadtbehörde nie um bestimmten
Lohn zur Herbeiführung der französischen Herrschaft gewirkt hat. Der
Rat tat nur in steigender Angst alles, um den Zusammenstoß zu ver-
meiden, und schien keine Ahnung davon zu haben, daß er den Überfall
auf diese Weise herbeizog.
Endlich faßte der französische König den Entschluß, die schon seit
Monaten schwebende Straßburger Frage in einer raschen und militä-
rischen Weise zu Ende zu bringen. General Montclar erhielt Befehl,
gegen Straßbnrg zu marschieren. In der Nacht vom 27. auf den
28. September 1681 besetzte Oberst Asfeld, den Montclar vorausschickte,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Bitsch August
Extrahierte Ortsnamen: Breisach Frankreich Homburg Deutschlands Regensburg Straßburg Wasselnheim Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich Frankreichs Rheinschanzen