42 Moses, Nellgionälehrer und Gesetzgeber.
wollte, in ihren Städten, Dörfern und Hausern, gegen
Fremde, gegen ihr Gesinde, Vieh, in Absicht der Gesund,
heit, des Essens und Trinkens, bei Heirarhen, Erbschaften,
Begräbnissen u. dgl. zu verhalten hätten. — Da Moses
wahrnahm, daß die Israeliten eine unüberwindliche Nei,
gung zum Bilderdienst, besonder« zur Verehrung des
ägyptischen Apis, oder Kalbes angenommen hatten; so rich,
tete er gleichfalls einen künstlichen und ceremonienreichen
Jehovahdienst bei ihnen ein, um ihre Sinne zu be-
schäftigen. — Er bauete ein großes und kostbare« Zelt,
oder Hütte (Stiftshütte genannt) und lehrte, daß in
der verborgensten, oder in der allerhciligsten Abtheilung
desselben Iehovah selbst wohne, daselbst Befehle erlheile,
und Rede und Antwort gebe. *) — Der Dienst des Je, "
hovah sollte vornehmlich in mancherlei Opfern, Gelübden,
oder Angelobungen, Gebeten, Waschen und Reinigungen
und vielen andern Gebrauchen bestehen. Zu diesem Ende
waren in der Sliftehülte verschiedene Altäre errichtet und
andere Gcrachschakten vorhanden.
Von den zwölf Stämmen, woraus die israelitische
Nation bestand, **) bestimmte Moses den Stamm, oder die
*) Auch bei andern Völkern gab es Oertcr und Gebäude,
wo sich die Priester mit ihren Gottheiten unterredeten,
und in bedenklichen Fällen die Entscheidung ihres Got-
tes cinholten, wonach sich dann das Volk zu richten
pflegte. Man nannte sie Orakel-Unterredungen und
Aussprüche. — Jedoch ist die Stiftshütte der Ju-
den, als Orakelzelt von jenen zu unterscheiden. —
'*) Nach den Söhnen Jakobs und Josefs. Bei den Mor-
genländern oder Asiaten besteht jede Familie, wenn gleich
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Zustand des west-römischen Reichs. 2z?
len und mächtigen Feinden umgeben und den Angriffen der.
selben ausgesetzt.
V. Die Regierungsverfassung war monar-
chisch-despotisch. Allein die Einwohner der Stadt Rom,
bei denen noch ein Ueberbleibsel des alten Senats übrig
war, wollten auch noch immer Theil an der Herrschaft
nehmen und die Defehlshaber der Kriegsvölkcr nebst den
Statthaltern in den Provinzen befolgten die Befehle ihrer
Kaiser nur so weit, als es mit ihren persönlichen Vorthei-
len übereinstimmte, besonders maßten sich die Soldaten
ein entscheidendes Ucbergewicht an.
Vi. Da» Christenthum war herrschende Reli-
gion, aber e« war nicht mehr die Religion, welche Chri-
sius und die Apostel gelehrt halten, sondern größtentheil«
Ceremoniendicnst. Man hatte schon eine Menge jüdischer
und heidnischer Religionsgebräuche angenommen und solche
auch noch mit neu erfundenen vermehrt. Die christlichen Leh-
rer stellten jetzt die Beobachtung des äußerlichen Gotterdien-
sie«, als da» einzige Mittel zur Erlangung der Seeligkeit
vor und zwangen die Gläubigen mit Gewalt dazu. Man
ehrte nicht blos das Andenken an die sogenannten Heili-
gen, sondern stellte auch die Bildniffe derselben dem Volke
zur Anbetung auf. Die Anzahl derselben, der Reliquien,
erdichteter Wunderwerke und Wallfahrten wurde täglich
größer und die Meynung, daß man durch Gaben und
Opfer an Heilige, an Priester und Gotteshäuser, und durch
körperliche Büffungen von den Folgen lasterhafter Hand-
lungen befreiet werden und die Gnade Gottes verdienen
könne, wurde ein Lehrsatz des Glaubens. — Daneben
herrschten jetzt unter den Chrisirn, oder vielmehr unter den
Lehrern derselben, große Uneinigkeiten über Glaubensleh-
ren. Denn jemchr neue Glaubenssätze erdacht wurden und
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Zweiter Abschnitt.
Von der
Sündfluth bis zur Stiftung des jüdischen Staats,
oder:
von Noah bis Moses.
Vom Jahre 1617 bis um das Jahr 2450.
§. 1.
(Nachrichten zur Geschichte der Menschen nach der Sündfluth.)
9 lach der Ueberschwcmmung der Sündfluth wurde Noah
gleichsam der zweite Vater des Menschengeschlechts. —
Man hall ihn auch für den Erfinder des Weinbaues.
Er soll zuerst Weinstöcke gepflanzt und den Saft aus den
Trauben zubereilet haben. Er hatte drei Söhne, Sem,
Ham und Iaphel, welche sein Geschlecht fortpflanzten,
und von denen noch jetzt viele Völkerschaften ihre Abkunft
herleiten zu können vorgeben. — Gewiß ist, daß die
übnagebliebenen Menschen die Beschädigungen und die
Lebensart ihrer Vorfahren fortsetztsn. -Vorzüglich beschaff
ligten sie sich mir der Viehzucht, welche ihnen zugleich
Nahrung und Bekleidung gewahrte. Sie zogen mit ihren
Heerden in den Ebenen Asiens herum, schlugen ihre
Zelte auf, wo sie einen guten Weideplatz fanden und such-
ten einen andern, wenn hier die Fütterung aufgezehrt war.
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Fünfter Abschnitt,
Geschichte der Juden
seit der
Babylonischen Gefangenschaft,
bis r « r
Vertreibung der Juden aus Palästina durch
die Römer.
Dom 2- d. W. 3350 bis 4019, oder bis auf das Jahr 70
nach Christi Geburt.
§. I.
(Die Juden in Babylon.)
^ie aus ihrem Vaterlande durch Kriegsgewalt nach As-
syrien und Babylon versetzten Juden, konnten in diesen
neuen Wohnsitzen gleichfalls nicht ruhig und zufrieden
seyn. Sie hatten ihre Jrrthümer und Vorurtheile, ihren
Religionsstolz, Scktengeist und Partheisucht dahin mitge,
nommen und fuhren daher fort, sich hier, wie in Palästina,
untereinander selbst zu verfolgen. Noch weniger konnten
sie sich mit den fremden Nationen, deren Sklaven sie seyn
sollten, vereinigen. Sie waren nun einmal eine, durch
Religion und Sitten von allen übrigen Völkern geschiedene
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Extrahierte Ortsnamen: Palästina Christi Palästina
Babylonische Gefangenschaft.
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Völkerschaft. Sie sahen flch immer, als Lieblinge Gottes
an, der sie erretten und beglücken muffe. So wie sie aus
diesem Grunde alle andre Menschen gering schätzten; so
wurden sie auch wieder, wegen ihrer Sonderbarkeit verp-
achtet. — Eigentlich hatten sie auch im Ganzen wederlusi
noch Geschicklichkeit zum Ackerbau und andern Arbeiten, weil
sie wähnten, daß sie in Kanaan wohnen und mrr Ueberfluß
gesegnet, ohne große Anstrengung, gemächlich leben müß-
ten.— Sie sahen also ihre neuen Wohnsitze nur für Ge-
fängnisse und ihren Aufenthalt im babylonischen Lande
für eine Verbannung an, und weinten, klagten und ba
len unaufhörlich um Rückkehr in ihr geliebtes Kanaan.
§. 2.
(Die Juden kehren aus Babylon nach Kanaan zurück.)
Es gingen indeffen in Assyrien und Babylon Verän-
derungen vor, die den Juden günstig waren. Beide Rei-
che wurden um diese Zeit von dem Könige Cyrus von
Persien eingenommen, der daraus die große persische
Monarchie errichtete. — Cyrus hatte andre Absichten
und eine andre Denkungsart, als Salmanaffar und Ne-
bukadnezar. Er wollte in seinem neuen Reiche ruhige und
zufriedene Unterthanen haben. — Er ließ daher die Ju-
den, (I. d. W. 3419) nachdem sie etwa seit siebenzig Jah-
ren aus Palästina entfernt gewesen waren, unter gewissen Be-«
dingungen, wieder dahin zurückkehren und verstaltete ihnen,
Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen. Sie hat-
ten auch gern ihr Königrhum hergestellt; allein Cyrue
verwilligte ihnen nur Statthalter, welche er aus ihrer
Nation ernannte. Sie blieben also Unterthanen der Per-
ser und zinsbar. Uebrigens durften sie nach ihrer Reli-
gion und nach den mosaischen Gesetzen leben.
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TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Cyrus_von
Persien Cyrus Cyrus
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Vorgeschichte
Meile, etwa 9 qkm, in Anspruch. Nun zog aber nicht jede Familie auf eigene Faust mit ihrem Vieh umher, sondern vereint mit den vom gleichen Ahnherrn abstammenden; mein weidete in Geschlechtern und Stämmen. Ein Stamm von 10 000 Seelen aber konnte ohne ein Gebiet von 200 bis 300 Geviertmeilen nicht bestehen. Daher hatte jeder Nomadenstamm seine fest begrenzten Weidegründe. Jedes Gebiet bildete den rechtsverjährten Besitz eines Stammes, innerhalb dessen gewisse Gruppen von Familien unter einem der Familienhäupter bestimmte Xeile innehatten und deren einzelne Strecken in fester, alterprobter, der Jahreszeit angepaßter Ordnung mit ihrem Vieh durchzogen. Die Grenzen dieser Weidegebiete waren zwar nur dem völlig kundigen Auge erkennbar, aber jedem Nachbar bekannt und deutlich, und er wußte, daß ein unbefugtes Übertreten mit der ganzen Strenge des Kriegsrechtes bedroht war.
Zur Bekleidung wurden die Judogermanen frühzeitig durch die rauhe Natur des plötzlich mit Schneestürmen hereinbrechenden Winters genötigt. Es dienten dazu die Pelze der Herden- und Jagdtiere, durch Dornen oder spitze Knochen zusammengehalten, und auch schon Wollstoffe. Die Frauen spannen und flochten, fertigten Wildfchnr und woben rohe Gespinste oder stampften ausgerupfte Wolle der Schafe zu filzigem Loden. Auch die Ansänge der Töpferei waren bekannt, und es fehlte nicht an buntem Schmuck für Arm und Ohr. Das kunstreichste Geschäft der Männer aber war der Bau der Wagen, roher Fahrzeuge, bei denen sich das speichenlose Rad mitsamt der Achse drehte.
2. Auswanderung aus der Urheimat. Wie sollten sich aber die Nomaden ernähren, wenn sich ein Stamm infolge günstiger äußerer Verhältnisse verdoppelte oder verdreifachte? Da man nur vom Vieh lebte, so konnte der Zuwachs an Menschen nur durch Vermehrung der Herde erhalten werden. Und Vermehrung der Herden war nicht möglich ohne Vergrößerung der Weidegebiete. Eine Erinnerung an solche Zeit bewahrt die Bibel 1. Mos. 13, 6—11 in der Erzählung von Abraham und Lot: „Und das Land vermochte es nicht zu ertragen, daß sie beide beieinander wohnten. Und war immer Zank zwischen den Hirten über Abrahams Vieh und zwischen den Hirten über Lots Vieh. So wohnten auch zu der Zeit die Kanauiter und Pheresiter im Lande. Ta sprach Abraham zu Lot: Lieber, laß nicht Zank sein zwischen mir und dir, zwischen deinen und meinen Hirten; denn wir sind Gebrüder. Stehet dir nicht alles Land offen? Lieber, scheide dich von mir. . . Und Lot erwählte sich die ganze Gegend am Jordan und zog gegen Morgen." So trennte sich ein jüngerer Stamm vom älteren. Doch nicht immer ging es so friedlich zu. Die Nachbarstämme kämpften miteinander um die Weidegebiete, und gar oft verließ der von der Übermacht bedrängte Stamm seinen Sitz und überließ ihn dem mächtigeren Nachbar. War doch das Scheiden nicht so
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Extrahierte Personennamen: Abraham Abrahams Abraham