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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 5

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 5 — stellen. Die Haupt- und Residenzstadt wurde Kassel. Zu dem Königreiche wurden die von dem Kaiser unterworfenen Länder links von der Elbe gelegt. Von den jetzt zur Provinz Westfalen gehörigen Paderborn, Minden, Ravensberg, Corvey, Rietberg, wäh- rend andere aus dieser Provinz dem Großherzogtum Berg unter Murat zugeteilt wurden. Außerdem gehörten zu dem neuen König- reiche die Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Hildes- heim, Goslar, Quedlinburg, das Eichsfeld, Mülhausen, Nordhausen, Stolberg-Wernigerode, Göttingen, Grubenhagen mit dem andern Hohnstein und Elbingerode, Osnabrück, das sächsische Mansseld, Gommern, Querfurt, Treffurt, das brauufchweigisch-wolfenbüttelsche und die kurhessischen Länder, letztere mit Ausnahme von Hanau und Katzenelnbogen, zugeteilt. Die Herrlichkeit des neuen Reiches hörte aber zur Freude aller Vaterlandsfreunde bald auf, als der Jerome es nach der Niederlage der Franzosen am 16., 18. und 19. Oktober 1813 verließ und nimmer wiederkehrte. Den Namen westfälische Länder oder Provinzen führten ferner alle die Gebietsteile, die Preußen in der jetzigen großen Provinz Westfalen vor 1815 besaß und wiedergewonnen hatte. Seit dem Wiener Kongreß erhielten dann diese Gebiete mit den neuen andern, die hinzukamen, am 1. Oktober 1815 nicht mit Unrecht die Gesamtbezeichnung „Provinz Westfalen", weil sie zum größten Teile innerhalb der Grenzen des ältsächsischen Westfalen- landes lagen. 3. Ein vorläufiger Blick in die Provinz Westfalen. Unfre Heimatprovinz, so erzählt der Lehrer und spätere Buch- druckereibesitzer Engelbert Hegener zu Lippstadt, ist ein gar schönes, von Gott gesegnetes Land. Das haben Westfalens Kinder zu allen Zeiten tief gefühlt und durch treue Liebe und Anhänglichkeit bekundet. Nur wenige Gegenden unseres preußischen Vaterlandes dürften in der Beschaffenheit der Oberfläche eine größere Abwechselung und Mannigfaltigkeit darbieten. Um dir eine Vorstellung davon zu geben, will ich dich in Gedanken nach einem Punkte führen, von dem man den

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 31

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 31 — männlichen Linie ausgestorben waren. Daneben erkaufte Friedrich I. fünf Jahre später (1707) die Grafschaft Tecklenburg, um derer willen die Grafen von Bentheim und von Solms lange Zeit mit einander im Streite gelegen hatten. Als zu Anfang nnfers Jahr- Hunderts durch den Frieden zu Luneville (1801) alles Land auf der linken Rheinseite an Frankreich fiel, wurde auch der König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen für die erlittenen Verluste durch die Gebiete mancher geistlichen Fürsten entschädigt, deren weltliche Herrschaft gänzlich aufhören sollte. Damals (1803) kam von westfälischen Ländern das Bistum Paderborn als ein weltliches Fürstentum an Preußen, ebenso die östliche Hälfte des Bistums Münster mit der Hauptstadt und die Abteien Cappenberg und Herford. Die westliche Hälfte des Bistums (mit den Städten Bo- cholt, Ahaus, Koesfeld :c.) wurde unter verschiedene Fürsten ver- teilt, welche jenseit des Rheines ansässig gewesen waren, nämlich unter die Herzöge von Arenberg (die außerdem die ehemalige köl- nische Grafschaft Recklinghausen empfingen), Croy, Looz-Corswaren, die Wild- und Rheingrafen und die Fürsten von Salm. In dem unglücklichen Kriege von 1806 und 7, welcher durch den Frieden zu Tilsit beendet wurde, verlor der König alle seine Besitzungen in Westfalen, und Napoleon benutzte dieselben zur Bildung des Königreichs Westfalen und des Großherzogtnms Berg für seinen Bruder Hieronymus und seinen Schwager Joachim Mnrat, welch letzterer indessen schon bald daraus zum König von Neapel erhoben wurde. In dem Frieden zu Tilsit, den 9. Juli 1807, nach den blutigen Schlachten bei Preußisch-Eylau, den 8. Februar, und Friedland, den 14. Juni, mußte Friedrich Wilhelm Iii. die Hälfte seiner Länder an den siegreichen Kaiser der Franzosen, Napoleon, abtreten. Der König sah den Glanz seiner Krone erbleichen, aber der Glaube, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, gab ihm Mut und Zuversicht auf den höchsten Hort, der Trübsal sendet denen, die er lieb hat. Dieser Glaube bewährte an ihm seine Kraft. Er schied, wenn auch mit blutendem Herzen, wie ein Vater von seinen Kindern. Das Abschiedsschreiben, das er an die Bewohner

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 340

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 340 — von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho- lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt. Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke, haben wir schon gehört. Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß- gewand. Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803. Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz- stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland), Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen- berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver- ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806 nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge- biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 332

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 332 — (auch von den Schweden, die zu Osnabrück unterhandelt hatten) am 24. Oktober 1648 unterzeichnet. Des Osnabrücker und des Mün- sterschen Abschlusses Urkunden wurden ans dem Bischofshofe von den kaiserlichen Gesandten unterschrieben, und gegen die Abendstunde jenes Tages donnerten dreifache Ladungen von den Basteien der Stadt das letzte Echo des schrecklichsten aller Kriege nach. Der bedeutendste, aber nicht der segensreichste Bischof war Christoph Bernhard von Galen, voll Krast und Geist, aber mehr Heerführer als Hirte seiner Heerde. Er, der Sohn des Erzmarschalls von Kurland und Semgallen Dietrichs von Galen, aber von mün- sterschem Adel, war früher Domküster gewesen. Am 17. Sep- tember 1651 wurde er im Dome zum Fürstbischöfe gesalbt und hat viel für die bessere Verwaltung und für Friedenswerke gethan in unermüdlichem redlichen Streben. Aber die Bürger seiner Haupt- stadt, die sich unabhängig machen wollten, erklärten doch nicht ganz mit Unrecht, sie wollten lieber des Türken, ja des Teufels, als ihres Bischofs Unterthanen sein. Drei Mal zog er gegen seine ei- gene Stadt zu Felde, bis er sie, wie er 1661 auf eine Denkmünze setzen ließ, „zum Gehorsam zurückbrachte" und in den zerschossenen Manern, unter Kugeln und Bomben, die den Boden bedeckten, ein großes Festbankett gab und bei jeder der vielen ausgebrachten Ge- sundheiten 80 Kartaunen lösen ließ. Von seinem Einzüge erzählt man Folgendes: Bernhard von Galen belagerte Münster und that den Bürgern manches Leid, so daß sie zuletzt deu Frieden nehmen und ihm die Stadt übergeben mußten. Da zog er mit großem Gesolge von Tom- Herrn, Rittern und Soldaten in die Stadt ein. Am Thore der Citadelle übergab ihm der Magistrat den Schlüssel und leistete einen neuen Huldigungseid. Dann zog der Bischof in vollem bischöflichen Ornate in das Liebfrauenthor ein, sein Generalvikar und Ossizial ihm zur Seite, und vor ihm die Schulkinder, Mönche, Vikarien, Domherren und Kanonici, alle mit Chorkappen bekleidet von der Farbe ihres Stiftes. Hinter ihm her zog der Adel, die Herren vom Gericht, die Hofleute, und zuletzt der Magistrat und die Bürger. Als sie in dieser Ordnung am alten münsterschen Rathause vorbei-

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 416

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 416 — und Ausdehnung des uralten Bauwerkes. Nur das Ein- gangsthor im Norden ist noch unversehrt erhalten. Der Bogen desselben trägt die Wappenschilder der mit dem gräflich Tecklen- burger Dynastenhause verwandten Geschlechter: Sachsen, Hessen, Brandenburg, Schwerin, Barby, Anhalt, Psalz-Bayern, Bentheim, Neuenahr. Besteigen wir nunmehr den 810 Fuß hoch gelegenen Aussichtsturm, der auf den alten Trümmern inmitten des inneren Platzes sich erhebt. Eine Tafel oberhalb der Eingangsthür belehrt uns, daß derselbe dem Andenken des unerschrockenen Streiters wider die Hexenverbrennungen, Dr. Johann Wier, geb. 1516 zu Grave in Nordbrabant, gewidmet ist. Er war es, der in seiner berühmten Schrift: „Über die Spuren der bösen Geister," gegen die grau- samen, auf dem Boden der Unwissenheit und des finsteren Aberglaubens hervorgesprossenen Hexenprozesse zu Felde zog. Aber sein mahnendes Wort fand keinen freudigen Wieder- hall in den Herzen des wahnbefangenen deutschen Volkes. Schou winkte ihm der Scheiterhaufen, der dem Fluge seines Geistes durch schnelle Umwandlung seines Körpers in Staub und Asche ein Ziel setzen sollte, da fand er eben zur rechten Zeit noch Unter- schlupf und Sicherheit hinter den befestigten Mauern des Schlosses zu Tecklenburg. Hier starb er, verkannt und nur von wenigen, die ihn kannten, geachtet, im Jahre 1588. Seine Gebeine fanden eine Ruhestatt in der Hauptkirche des Städtchens; sein Werk aber lebt fort und weckte in späteren Tagen die Geister zum siegreichen Kampfe gegen den entsetzlichen Aberglauben. Von der Plattform des 42 Fuß hohen Turmes breitet sich ein großes Stück der sagenumwobenen roten Erde vor unseren Blicken aus. Nach Süden gewendet überschauen wir das flache Münsterland mit seinen sorgsam gepflegten Ackerfeldern und Wiesen- fluren, seinen regsamen Städten und Dörfern und stillen, ein- tönigen Heideflächen. In vornehmer, majestätischer Ruhe liegt das Land, einem bunt gemusterten Teppich gleich, vor uns, und diese Eigenschaft scheint es auch auf die Bewohner übertragen zu haben, oder wenn wir eine umgekehrte Deutung wollen: die Bewohner haben sich in ihrem Charakter der Eigen-

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 184

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 184 — mit seinem Sohne Bernhard, der seit einigen Jahren Dompropst zu Paderborn und gerade bei seinem Vater zum Besuche war, in den Hintergrund des großen Rittersaales. Mächtige Rüden fletschten zu seinen Füßen die grimmigen Zähne. Die Osnabrücker Ab- gesandten traten ein, vermeldeten einen freundlichen Gruß von dem Bischöfe und ersuchten in dessen Namen, der Graf möge auf- hören, das Bistum mit Raubzügen, Plünderungen und Mord- brennereien zu quälen. — „Sagt eurem Herrn," antwortete Si- mon, „daß ich ein freier Mann und Herr meines Willens bin, und was ihr feisten Priester von euren Unterthanen erpreßt, kann nir- gend eine bessere Statt finden, als in meinem Gewahrsam. So mir das Leben bleibt, Hab' ich euch für nächstens einen schmackhaften Besuch zugedacht." Da trat der Domherr Arthur von Ast vor und sprach: „So läßt euch durch mich der Bischof sagen: „Wenn du, raubsüchtiger Graf, vor weltlicher Züchtigung dich sicher hältst, so bedenke, daß es in meiner Macht steht, dich und die deinen mit geistlicher Strafe zu belegen." Grimmig faltete sich des Grafen Gesicht, doch ehe er zur Rede kam, stand Bernhard auf und bat: „Wenn es mir vergönnt wäre, mein Vater, in dieser Sache ein Wort zu wagen, so möchte ich bei Euch eine Fürbitte für das Bistum einlegen und Euch ersuchen, das erschöpfte Ländchen zur Ruhe kommen zu lassen." Diese sanften Worte stillten den Zorn des Vaters. „Es mag darum sein," sprach er, „eure Bitte sei gewährt." Dann drehte er den Gesandten den Rücken und ging in ein Seitengemach, wohin seine Rüden ihm folgten. Die Abgeordneten verkündeten in Osnabrück froh die erhaltene Antwort, aber die Freude währte nicht lange. Nun wohnte zu iener Zeit in Osnabrück ein Schlächtermeister, Konrad Hildebrand seines Namens, ein starker, mastiger Mann, der frisch beim Bier- krug, aber auch der tapferste im Kampf und Handgemenge war. Eines Morgens trat er in die Bierhalle, als eben ein Trupp bischöflicher Söldner vorbeizog. „Wozu das Volk?" rief Hilde- brand. „Uns schützen? Ja wohl! Vor einigen Wochen hat mir der Lippische Graf dicht vor der Stadt weg 35 Ochsen geholt und ist richtig damit nach Enger entkommen. Jetzt soll er wieder im Anzüge sein, und der Bischof sitzt . . . .", weiter kam er nicht.

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 325

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 325 — letzten Jahren seines Lebens oft auf ein schmerzhaftes Lager. Doch nichts konnte ihn von der Erfüllung seiner Pflichten abhalten. Im Frühling des Jahres 809 nahm er den Wanderstab wieder in die Hand, obgleich er der Ruhe so dringend bedurft hätte. Am Morgen des Passionssonntages hatte er trotz Krankheit und Schmerzen noch in Koesfeld das heilige Meßopfer dargebracht und gepredigt und aui Nachmittag in Billerbeck eine zweite Predigt gehalten. Da brach die schwache Hülle unter der Arbeitslast zusammen. Ter Herr rief den treuen Arbeiter in der folgenden Nacht in seinem 65. Lebensjahre aus der unruhvollen Arbeit ab und führte ihn ein zur ewigen Ruhe. Seine sterbliche Hülle wurde in dem von ihm erbauten Gotteshause zu Werden bestattet. Die katholische Kirche verehrt ihn als Heiligen, und dem Bistum Münster, dem er in seinem irdischen Leben alle Kräfte bis zum letzten Atemzuge gewidmet hat, gilt er als Schutzheiliger. Unter dem Schutze des Bischofsstabes wuchs allmählich Münster von kleinem Umfange zur großen Stadt heran. Durch Bischof Burchard (1097—1118) erhielt sie hohe Mauern, befestigte Thore und einen 32 Fuß breiten Graben. Das Bistum stand anfänglich unter der Erbfchirmgerechtigkeit der mächtigen Grafen von Tecklen- bürg, wurde aber im 12. Jahrhundert zu einem Reichsfürstentum erhoben. Die Stadt trat in der Mitte des 13. Jahrhunderts dem Hansabunde bei, strebte nun danach, möglichst unabhängig vom Bi- schofe zu werden, und erlangte das Besatzungsrecht. Zn Gilden und Bruderschaften vereinigt, trotzten die Kaufleute und Hand- werker den erbgefeffenen Patriziern, die bis 1457 alle Stellen allein besetzten, und auch den mißliebigen Bischöfen. 1447 wurde um die Stadt ein zweiter Wall und Graben gelegt, damit der Bischof Heinrich von Mörs und feine Verbündeten ausgeschlossen würden. Unter der Gewaltherrschaft Johanns von Hoya (1450—1459), der sich in die Schmiedegilde aufnehmen und sich dann zum Rats- Herrn wählen ließ, wurde die neue Befestigung noch durch Palli- faden und Sturmpfähle verstärkt und dann durch die Wiedertäufer fo vervollkommt, daß die Stadt dem belagernden Bischöfe 16 Mo- nate widerstehen und nur durch Verrat und nächtlichen Ueberfall am Johannistage 1535 genommen werden konnte.

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 329

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 329 — Herz ihrem elenden Leben ein Ende machte. Ihre Leichname ver- moderten in eisernen Käfigen, die am Lambertustnrme aufgehängt wurden. Der Bischof nahm die Stadt wieder in Besitz, aber der evangelische Gottesdienst wurde nicht wieder hergestellt. Von den Wiedertäufern wird noch folgende Sage erzählt: Als sie einen König über das neue Jerusalem erwählt hatten, der von Davids Thron aus die Welt regieren sollte, und dieser zwölf Herzöge nach den zwölf Stämmen der Kinder Israel ernannte, fand sich auch bald eine Judith, welche die Stadt Bethulien, d. i. Münster, von dem sie belagernden assyrischen .Hauptmanne Holo- fernes, d. i. von dem Fürstbischof Franz von Waldeck, zu befreien versprach. Es war ein schönes, niederländisches Weib, welches die gefährliche Rolle übernahm und, gleich ihrem Vorbilde, mit einer köstlichen Haube auf ihren Haarflechten und schönen Gewändern angethan und mit Perlen und Geschmeide geschmückt, unter den Se- genswünschen der Ältesten die Stadt verließ und sich ins feindliche Lager begab. Ihr Vorsatz war, gleich der Judith, zu dem Fürsten zu kommen, unter dem Vorwande, ihm die Heimlichkeiten der Be- lagerten zu offenbaren und Mittel und Wege anzugeben, wie er sich leicht und ohne große Verluste in den Besitz der Stadt setzen könne. Zugleich führte sie ein feines leinenes Hemde, welches mit Goldfäden reich durchwirkt war, bei sich, um es dem Bischöfe als Geschenk anzubieten. An der Innenseite des Kragens hatte sie ein tötliches Gift verborgen, welches den Bischof, wenn er, wie sie hoffte, das Hemd tragen sollte, unfehlbar verderben würde. Aber dieser böse Anschlag wurde durch die Vorsicht der Wächter, die alles, was von Münster kam, mit argwöhnischen Augen an- sahen, vereitelt. Anstatt das Weib zum Bischof, wie es gehofft hatte, zu führen, brachten sie es gefänglich nach Bevergern, wo es anfangs leugnete, dann aber peinlich befragt, zum Geständnis gebracht wurde. Nachdem der Bifchof das Todesurteil bestätigt hatte, wurde sie bald darauf auf dem Galgenberge enthauptet, zum warnenden Beispiel allen denjenigen, die ähnliches planen sollten. So fand diese kleine Posse, wie bald darauf die größte des sechzehnten Jahrhunderts, das neue Jerusalem, ein Ende mit Schrecken.

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 444

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 444 — und weil darin noch etzliche Schweine und Kühe übrig, raubten sie selbige hinweg, durchsuchten über zwanzig Mal die Keller, die Stadt stand ganz wüst, ward von allen Seiten her durchgraben." Hunderte von sauerländischen Dörfern sind in jener Zeit einge- gangen; ja die Verwüstung soll so allgemein gewesen sein, daß die längst verschwundenen Gäste der uralten Wildnisse der Berge, die Wölfe, sich in Rudeln wieder einstellten und in Wolfskaulen (Wolfskuhlen), deren Spuren man jetzt noch antrifft, abgefangen werden mußten. Auf die Schrecknisse folgt eine wenigstens äußerlich glanzvolle Zeit unter den Kurfürsten Maximilian, Joseph Klemens und Klemens August, die beide Stadt und Schloß Arnsberg zur Residenz ausbauten. Aber schon ein Jahr nach des letzten Tode im siebenjährigen Kriege, während dessen Drangsale man im Herzogtums den Vers in der Litanei: „Von Pest, Hunger und Krieg erlöse uns, o Herr", immer dreimal gesungen haben soll, besetzten die Franzosen das Schloß unter Muret mit einer kleinen Schar von 200 Mann, wurden vom Erbprinzen von Braun- schweig, Ferdinand, mit großer Übermacht belagert, wehrten sich aber heldenmütig, bis sie aus dem verbrannten Schlosse freien Ab- zug erhielten. Die Trümmer sind zum Bau der Regierung und von Wohnhäusern verwandt. Der letzte Kurfürst, der zugleich Herzog, Maximilian Franz, Erzherzog von Osterreich, ein volkstümlicher und staatskluger Re- gent, starb am 26. Juli 1801. Die Landstände wählten zu Arns- berg am 7. Oktober in Anton Viktor von Osterreich noch einen Nachfolger; aber dieser kam nicht mehr zur Regierung, da durch den Luneviller Frieden 1801 das Erzstist Köln als weltliche Macht aufgelöst und das Herzogtum dem Landgrafen von Heffen-Darmstadt zugesprochen wurde. Der griff sofort zu und obwohl der abschließende Reichsdeputationshauptschluß erst am 25. Februar 1803 erfolgte, wurde fchon am 6. Oktober 1802 das Ländchen auf ewige Zeiten von Ludwig X. in Besitz genommen. Die alte, landständische Ver- sassung wurde beseitigt, die fremden, vielfach protestantischen Be- amten, die noch dazu „hochdeutsch" waren, mißfielen dem Volke sehr, ebenso der neueingesührte Militärdienst, dem sich viele ent-

10. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 29

1906 - Minden i.W. : Volkening
— 29 — Paderborn war früher die Hauptstadt des Bistums Paderborn, des ältesten in Westfalen, das die jetzigen Kreise Paderborn, Büren, Warburg und den Südwesten von Höxter umfaßte. Es verdankt seine^Gründuug dem Kaiser Karl den Großen, der hier zweimal (777 und 799) einen Reichstag abhielt. Er teilte das Land der Sachsen in Missionsbezirke ein; die Gegend von Paderborn stellte er unter die Obhut des Bischofs von Würzburg. Dann wurde dieser Bezirk in ein selbständiges Bistum verwandelt. Gar oft lagen die Bürger der Stadt mit ihren Bischöfen in Streit; auch zur Zeit der Reformation kam es zu harten Kämpfen. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu leiden. Der kaiserliche General von Götze ließ die Stadt sogar mit glühenden Kugeln beschießen. Bald hatten sie die Protestanten, bald die Kaiserlichen in Besitz. Gleich zu Anfang nahm sie der Herzog Christian von Braunschweig ein. Als er in den Dom kam und dort die silbernen Bildsäule der Apostel sah, sprach er: „Was macht ihr hier, da doch ge- schrieben steht: Gehet hin in alle Welti Wart', ich will euch hinaus- schicken!" Er ließ Taler daraus prägen, und so wanderten sie hinaus in alle Welt. Im Jahre 1803 kam das Bistum Paderborn als weltliches Land an Preußen. Doch blieb die Stadt der Sitz eines Bischofs. Nordwestlich von Paderborn finden wir an der Mündung der Alme den Ort Neuhans. Er war oft die Residenz der Bischöfe von Paderborn, die hier ein großes Schloß hatten, das jetzt als Kaserne benutzt wird. Es sind darin drei Eskadrons des 8. Hnsaren-Regiments einquartiert. In der Nähe von Neuhaus ist in der Senne ein großer Truppen- Ü b u n g s - platz eingerichtet. Namentlich während der Sommermonate werden hier zahlreiche Truppen in Baracken untergebracht imb in großen Abteilungen exerziert. Von dein Sporkhofe, nicht weit von dein Städtchen Delbrück am Hausteubache, stammt der General Spork, ein berühmter Heerführer im Dreißigjährigen Kriege auf Seiten des Kaisers. Als achtzehnjähriger Jüngling vertauschte er den Hirtenberuf mit dem des Soldaten und stieg während des Krieges von Stufe zu Stufe bis zum General empor. Als er später einmal ein Heer gegen die Ungarn führte, sprang er vor der Schlacht aus dem Sattel, entblößte sein Haupt, kniete nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dorr oben, willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht Helsen, so hilf nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit ihnen fertig werden I" Nach drei Stunden war ein glänzender Sieg errungen. Znm Dank erhob ihn der Kaiser in den Grafenstand und
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