Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 5 —
stellen. Die Haupt- und Residenzstadt wurde Kassel. Zu dem
Königreiche wurden die von dem Kaiser unterworfenen Länder
links von der Elbe gelegt. Von den jetzt zur Provinz Westfalen
gehörigen Paderborn, Minden, Ravensberg, Corvey, Rietberg, wäh-
rend andere aus dieser Provinz dem Großherzogtum Berg unter
Murat zugeteilt wurden. Außerdem gehörten zu dem neuen König-
reiche die Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Hildes-
heim, Goslar, Quedlinburg, das Eichsfeld, Mülhausen, Nordhausen,
Stolberg-Wernigerode, Göttingen, Grubenhagen mit dem andern
Hohnstein und Elbingerode, Osnabrück, das sächsische Mansseld,
Gommern, Querfurt, Treffurt, das brauufchweigisch-wolfenbüttelsche
und die kurhessischen Länder, letztere mit Ausnahme von Hanau
und Katzenelnbogen, zugeteilt. Die Herrlichkeit des neuen Reiches
hörte aber zur Freude aller Vaterlandsfreunde bald auf, als der
Jerome es nach der Niederlage der Franzosen am 16., 18. und
19. Oktober 1813 verließ und nimmer wiederkehrte.
Den Namen westfälische Länder oder Provinzen führten ferner
alle die Gebietsteile, die Preußen in der jetzigen großen Provinz
Westfalen vor 1815 besaß und wiedergewonnen hatte.
Seit dem Wiener Kongreß erhielten dann diese Gebiete mit
den neuen andern, die hinzukamen, am 1. Oktober 1815 nicht mit
Unrecht die Gesamtbezeichnung „Provinz Westfalen", weil sie zum
größten Teile innerhalb der Grenzen des ältsächsischen Westfalen-
landes lagen.
3. Ein vorläufiger Blick in die Provinz Westfalen.
Unfre Heimatprovinz, so erzählt der Lehrer und spätere Buch-
druckereibesitzer Engelbert Hegener zu Lippstadt, ist ein gar
schönes, von Gott gesegnetes Land. Das haben Westfalens
Kinder zu allen Zeiten tief gefühlt und durch treue Liebe
und Anhänglichkeit bekundet. Nur wenige Gegenden unseres
preußischen Vaterlandes dürften in der Beschaffenheit der
Oberfläche eine größere Abwechselung und Mannigfaltigkeit
darbieten. Um dir eine Vorstellung davon zu geben, will ich
dich in Gedanken nach einem Punkte führen, von dem man den
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 31 —
männlichen Linie ausgestorben waren. Daneben erkaufte Friedrich I.
fünf Jahre später (1707) die Grafschaft Tecklenburg, um derer
willen die Grafen von Bentheim und von Solms lange Zeit mit
einander im Streite gelegen hatten. Als zu Anfang nnfers Jahr-
Hunderts durch den Frieden zu Luneville (1801) alles Land auf
der linken Rheinseite an Frankreich fiel, wurde auch der König
Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen für die erlittenen Verluste
durch die Gebiete mancher geistlichen Fürsten entschädigt, deren
weltliche Herrschaft gänzlich aufhören sollte. Damals (1803) kam
von westfälischen Ländern das Bistum Paderborn als ein weltliches
Fürstentum an Preußen, ebenso die östliche Hälfte des Bistums
Münster mit der Hauptstadt und die Abteien Cappenberg und
Herford. Die westliche Hälfte des Bistums (mit den Städten Bo-
cholt, Ahaus, Koesfeld :c.) wurde unter verschiedene Fürsten ver-
teilt, welche jenseit des Rheines ansässig gewesen waren, nämlich
unter die Herzöge von Arenberg (die außerdem die ehemalige köl-
nische Grafschaft Recklinghausen empfingen), Croy, Looz-Corswaren,
die Wild- und Rheingrafen und die Fürsten von Salm. In dem
unglücklichen Kriege von 1806 und 7, welcher durch den Frieden
zu Tilsit beendet wurde, verlor der König alle seine Besitzungen
in Westfalen, und Napoleon benutzte dieselben zur Bildung
des Königreichs Westfalen und des Großherzogtnms Berg
für seinen Bruder Hieronymus und seinen Schwager Joachim Mnrat,
welch letzterer indessen schon bald daraus zum König von Neapel
erhoben wurde.
In dem Frieden zu Tilsit, den 9. Juli 1807, nach den blutigen
Schlachten bei Preußisch-Eylau, den 8. Februar, und Friedland,
den 14. Juni, mußte Friedrich Wilhelm Iii. die Hälfte seiner
Länder an den siegreichen Kaiser der Franzosen, Napoleon, abtreten.
Der König sah den Glanz seiner Krone erbleichen, aber der Glaube,
daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, gab
ihm Mut und Zuversicht auf den höchsten Hort, der Trübsal sendet
denen, die er lieb hat. Dieser Glaube bewährte an ihm seine Kraft.
Er schied, wenn auch mit blutendem Herzen, wie ein Vater von
seinen Kindern. Das Abschiedsschreiben, das er an die Bewohner
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Cappenberg Arenberg Croy Napoleon Joachim_Mnrat Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 340 —
von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho-
lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der
Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis
Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im
Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim
und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt.
Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke,
haben wir schon gehört.
Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von
Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr
bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß-
gewand.
Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens
durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803.
Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz-
stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland),
Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen
am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden
letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit
den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen-
berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit
Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese
wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem
Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die
westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen
Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches
am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen
zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver-
ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806
nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land
in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge-
biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim
von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände
des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg
und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Overberg Maximilian_Franz_von
Österreich Maximilian Franz Marie_Antoinette Stromberg August Napoleon_I. Louis_Bonaparte Joachim
von_Berg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 332 —
(auch von den Schweden, die zu Osnabrück unterhandelt hatten) am
24. Oktober 1648 unterzeichnet. Des Osnabrücker und des Mün-
sterschen Abschlusses Urkunden wurden ans dem Bischofshofe von
den kaiserlichen Gesandten unterschrieben, und gegen die Abendstunde
jenes Tages donnerten dreifache Ladungen von den Basteien der
Stadt das letzte Echo des schrecklichsten aller Kriege nach.
Der bedeutendste, aber nicht der segensreichste Bischof war
Christoph Bernhard von Galen, voll Krast und Geist, aber mehr
Heerführer als Hirte seiner Heerde. Er, der Sohn des Erzmarschalls
von Kurland und Semgallen Dietrichs von Galen, aber von mün-
sterschem Adel, war früher Domküster gewesen. Am 17. Sep-
tember 1651 wurde er im Dome zum Fürstbischöfe gesalbt und hat
viel für die bessere Verwaltung und für Friedenswerke gethan in
unermüdlichem redlichen Streben. Aber die Bürger seiner Haupt-
stadt, die sich unabhängig machen wollten, erklärten doch nicht
ganz mit Unrecht, sie wollten lieber des Türken, ja des Teufels,
als ihres Bischofs Unterthanen sein. Drei Mal zog er gegen seine ei-
gene Stadt zu Felde, bis er sie, wie er 1661 auf eine Denkmünze
setzen ließ, „zum Gehorsam zurückbrachte" und in den zerschossenen
Manern, unter Kugeln und Bomben, die den Boden bedeckten, ein
großes Festbankett gab und bei jeder der vielen ausgebrachten Ge-
sundheiten 80 Kartaunen lösen ließ. Von seinem Einzüge erzählt
man Folgendes:
Bernhard von Galen belagerte Münster und that den Bürgern
manches Leid, so daß sie zuletzt deu Frieden nehmen und ihm die
Stadt übergeben mußten. Da zog er mit großem Gesolge von Tom-
Herrn, Rittern und Soldaten in die Stadt ein. Am Thore der
Citadelle übergab ihm der Magistrat den Schlüssel und leistete einen
neuen Huldigungseid. Dann zog der Bischof in vollem bischöflichen
Ornate in das Liebfrauenthor ein, sein Generalvikar und Ossizial
ihm zur Seite, und vor ihm die Schulkinder, Mönche, Vikarien,
Domherren und Kanonici, alle mit Chorkappen bekleidet von der
Farbe ihres Stiftes. Hinter ihm her zog der Adel, die Herren vom
Gericht, die Hofleute, und zuletzt der Magistrat und die Bürger.
Als sie in dieser Ordnung am alten münsterschen Rathause vorbei-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 416 —
und Ausdehnung des uralten Bauwerkes. Nur das Ein-
gangsthor im Norden ist noch unversehrt erhalten. Der Bogen
desselben trägt die Wappenschilder der mit dem gräflich Tecklen-
burger Dynastenhause verwandten Geschlechter: Sachsen, Hessen,
Brandenburg, Schwerin, Barby, Anhalt, Psalz-Bayern, Bentheim,
Neuenahr. Besteigen wir nunmehr den 810 Fuß hoch gelegenen
Aussichtsturm, der auf den alten Trümmern inmitten des inneren
Platzes sich erhebt. Eine Tafel oberhalb der Eingangsthür belehrt
uns, daß derselbe dem Andenken des unerschrockenen Streiters wider
die Hexenverbrennungen, Dr. Johann Wier, geb. 1516 zu Grave
in Nordbrabant, gewidmet ist. Er war es, der in seiner berühmten
Schrift: „Über die Spuren der bösen Geister," gegen die grau-
samen, auf dem Boden der Unwissenheit und des finsteren
Aberglaubens hervorgesprossenen Hexenprozesse zu Felde zog.
Aber sein mahnendes Wort fand keinen freudigen Wieder-
hall in den Herzen des wahnbefangenen deutschen Volkes.
Schou winkte ihm der Scheiterhaufen, der dem Fluge seines Geistes
durch schnelle Umwandlung seines Körpers in Staub und Asche ein
Ziel setzen sollte, da fand er eben zur rechten Zeit noch Unter-
schlupf und Sicherheit hinter den befestigten Mauern des Schlosses
zu Tecklenburg. Hier starb er, verkannt und nur von wenigen, die
ihn kannten, geachtet, im Jahre 1588. Seine Gebeine fanden eine
Ruhestatt in der Hauptkirche des Städtchens; sein Werk aber lebt
fort und weckte in späteren Tagen die Geister zum siegreichen
Kampfe gegen den entsetzlichen Aberglauben.
Von der Plattform des 42 Fuß hohen Turmes breitet sich
ein großes Stück der sagenumwobenen roten Erde vor unseren
Blicken aus. Nach Süden gewendet überschauen wir das flache
Münsterland mit seinen sorgsam gepflegten Ackerfeldern und Wiesen-
fluren, seinen regsamen Städten und Dörfern und stillen, ein-
tönigen Heideflächen. In vornehmer, majestätischer Ruhe liegt das
Land, einem bunt gemusterten Teppich gleich, vor uns,
und diese Eigenschaft scheint es auch auf die Bewohner
übertragen zu haben, oder wenn wir eine umgekehrte Deutung
wollen: die Bewohner haben sich in ihrem Charakter der Eigen-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 184 —
mit seinem Sohne Bernhard, der seit einigen Jahren Dompropst
zu Paderborn und gerade bei seinem Vater zum Besuche war, in
den Hintergrund des großen Rittersaales. Mächtige Rüden fletschten
zu seinen Füßen die grimmigen Zähne. Die Osnabrücker Ab-
gesandten traten ein, vermeldeten einen freundlichen Gruß von
dem Bischöfe und ersuchten in dessen Namen, der Graf möge auf-
hören, das Bistum mit Raubzügen, Plünderungen und Mord-
brennereien zu quälen. — „Sagt eurem Herrn," antwortete Si-
mon, „daß ich ein freier Mann und Herr meines Willens bin, und
was ihr feisten Priester von euren Unterthanen erpreßt, kann nir-
gend eine bessere Statt finden, als in meinem Gewahrsam. So
mir das Leben bleibt, Hab' ich euch für nächstens einen schmackhaften
Besuch zugedacht." Da trat der Domherr Arthur von Ast vor
und sprach: „So läßt euch durch mich der Bischof sagen: „Wenn
du, raubsüchtiger Graf, vor weltlicher Züchtigung dich sicher hältst,
so bedenke, daß es in meiner Macht steht, dich und die deinen mit
geistlicher Strafe zu belegen." Grimmig faltete sich des Grafen
Gesicht, doch ehe er zur Rede kam, stand Bernhard auf und bat:
„Wenn es mir vergönnt wäre, mein Vater, in dieser Sache ein
Wort zu wagen, so möchte ich bei Euch eine Fürbitte für das
Bistum einlegen und Euch ersuchen, das erschöpfte Ländchen zur
Ruhe kommen zu lassen." Diese sanften Worte stillten den Zorn
des Vaters. „Es mag darum sein," sprach er, „eure Bitte sei
gewährt." Dann drehte er den Gesandten den Rücken und ging
in ein Seitengemach, wohin seine Rüden ihm folgten.
Die Abgeordneten verkündeten in Osnabrück froh die erhaltene
Antwort, aber die Freude währte nicht lange. Nun wohnte zu
iener Zeit in Osnabrück ein Schlächtermeister, Konrad Hildebrand
seines Namens, ein starker, mastiger Mann, der frisch beim Bier-
krug, aber auch der tapferste im Kampf und Handgemenge war.
Eines Morgens trat er in die Bierhalle, als eben ein Trupp
bischöflicher Söldner vorbeizog. „Wozu das Volk?" rief Hilde-
brand. „Uns schützen? Ja wohl! Vor einigen Wochen hat mir
der Lippische Graf dicht vor der Stadt weg 35 Ochsen geholt und
ist richtig damit nach Enger entkommen. Jetzt soll er wieder im
Anzüge sein, und der Bischof sitzt . . . .", weiter kam er nicht.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard Arthur Bernhard Konrad_Hildebrand Konrad
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 325 —
letzten Jahren seines Lebens oft auf ein schmerzhaftes Lager. Doch
nichts konnte ihn von der Erfüllung seiner Pflichten abhalten. Im
Frühling des Jahres 809 nahm er den Wanderstab wieder in
die Hand, obgleich er der Ruhe so dringend bedurft hätte. Am
Morgen des Passionssonntages hatte er trotz Krankheit und Schmerzen
noch in Koesfeld das heilige Meßopfer dargebracht und gepredigt
und aui Nachmittag in Billerbeck eine zweite Predigt gehalten.
Da brach die schwache Hülle unter der Arbeitslast zusammen. Ter
Herr rief den treuen Arbeiter in der folgenden Nacht in seinem
65. Lebensjahre aus der unruhvollen Arbeit ab und führte ihn ein
zur ewigen Ruhe. Seine sterbliche Hülle wurde in dem von ihm
erbauten Gotteshause zu Werden bestattet. Die katholische Kirche
verehrt ihn als Heiligen, und dem Bistum Münster, dem er
in seinem irdischen Leben alle Kräfte bis zum letzten Atemzuge
gewidmet hat, gilt er als Schutzheiliger.
Unter dem Schutze des Bischofsstabes wuchs allmählich Münster
von kleinem Umfange zur großen Stadt heran. Durch Bischof
Burchard (1097—1118) erhielt sie hohe Mauern, befestigte Thore
und einen 32 Fuß breiten Graben. Das Bistum stand anfänglich
unter der Erbfchirmgerechtigkeit der mächtigen Grafen von Tecklen-
bürg, wurde aber im 12. Jahrhundert zu einem Reichsfürstentum
erhoben. Die Stadt trat in der Mitte des 13. Jahrhunderts dem
Hansabunde bei, strebte nun danach, möglichst unabhängig vom Bi-
schofe zu werden, und erlangte das Besatzungsrecht. Zn Gilden
und Bruderschaften vereinigt, trotzten die Kaufleute und Hand-
werker den erbgefeffenen Patriziern, die bis 1457 alle Stellen allein
besetzten, und auch den mißliebigen Bischöfen. 1447 wurde um
die Stadt ein zweiter Wall und Graben gelegt, damit der Bischof
Heinrich von Mörs und feine Verbündeten ausgeschlossen würden.
Unter der Gewaltherrschaft Johanns von Hoya (1450—1459), der
sich in die Schmiedegilde aufnehmen und sich dann zum Rats-
Herrn wählen ließ, wurde die neue Befestigung noch durch Palli-
faden und Sturmpfähle verstärkt und dann durch die Wiedertäufer
fo vervollkommt, daß die Stadt dem belagernden Bischöfe 16 Mo-
nate widerstehen und nur durch Verrat und nächtlichen Ueberfall
am Johannistage 1535 genommen werden konnte.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Burchard Heinrich_von_Mörs Heinrich Johanns_von_Hoya Johanns
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 329 —
Herz ihrem elenden Leben ein Ende machte. Ihre Leichname ver-
moderten in eisernen Käfigen, die am Lambertustnrme aufgehängt
wurden. Der Bischof nahm die Stadt wieder in Besitz, aber der
evangelische Gottesdienst wurde nicht wieder hergestellt.
Von den Wiedertäufern wird noch folgende Sage erzählt:
Als sie einen König über das neue Jerusalem erwählt hatten, der
von Davids Thron aus die Welt regieren sollte, und dieser zwölf
Herzöge nach den zwölf Stämmen der Kinder Israel ernannte,
fand sich auch bald eine Judith, welche die Stadt Bethulien, d. i.
Münster, von dem sie belagernden assyrischen .Hauptmanne Holo-
fernes, d. i. von dem Fürstbischof Franz von Waldeck, zu befreien
versprach. Es war ein schönes, niederländisches Weib, welches die
gefährliche Rolle übernahm und, gleich ihrem Vorbilde, mit einer
köstlichen Haube auf ihren Haarflechten und schönen Gewändern
angethan und mit Perlen und Geschmeide geschmückt, unter den Se-
genswünschen der Ältesten die Stadt verließ und sich ins feindliche
Lager begab. Ihr Vorsatz war, gleich der Judith, zu dem Fürsten
zu kommen, unter dem Vorwande, ihm die Heimlichkeiten der Be-
lagerten zu offenbaren und Mittel und Wege anzugeben, wie er
sich leicht und ohne große Verluste in den Besitz der Stadt setzen
könne. Zugleich führte sie ein feines leinenes Hemde, welches mit
Goldfäden reich durchwirkt war, bei sich, um es dem Bischöfe
als Geschenk anzubieten. An der Innenseite des Kragens hatte
sie ein tötliches Gift verborgen, welches den Bischof, wenn er,
wie sie hoffte, das Hemd tragen sollte, unfehlbar verderben würde.
Aber dieser böse Anschlag wurde durch die Vorsicht der Wächter,
die alles, was von Münster kam, mit argwöhnischen Augen an-
sahen, vereitelt. Anstatt das Weib zum Bischof, wie es gehofft
hatte, zu führen, brachten sie es gefänglich nach Bevergern, wo
es anfangs leugnete, dann aber peinlich befragt, zum Geständnis
gebracht wurde. Nachdem der Bifchof das Todesurteil bestätigt
hatte, wurde sie bald darauf auf dem Galgenberge enthauptet, zum
warnenden Beispiel allen denjenigen, die ähnliches planen sollten.
So fand diese kleine Posse, wie bald darauf die größte des
sechzehnten Jahrhunderts, das neue Jerusalem, ein Ende mit
Schrecken.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Davids Davids Judith Franz_von_Waldeck Franz Judith
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 444 —
und weil darin noch etzliche Schweine und Kühe übrig, raubten sie
selbige hinweg, durchsuchten über zwanzig Mal die Keller, die
Stadt stand ganz wüst, ward von allen Seiten her durchgraben."
Hunderte von sauerländischen Dörfern sind in jener Zeit einge-
gangen; ja die Verwüstung soll so allgemein gewesen sein, daß
die längst verschwundenen Gäste der uralten Wildnisse der Berge,
die Wölfe, sich in Rudeln wieder einstellten und in Wolfskaulen
(Wolfskuhlen), deren Spuren man jetzt noch antrifft, abgefangen
werden mußten. Auf die Schrecknisse folgt eine wenigstens äußerlich
glanzvolle Zeit unter den Kurfürsten Maximilian, Joseph Klemens
und Klemens August, die beide Stadt und Schloß Arnsberg
zur Residenz ausbauten. Aber schon ein Jahr nach des
letzten Tode im siebenjährigen Kriege, während dessen Drangsale
man im Herzogtums den Vers in der Litanei: „Von Pest, Hunger
und Krieg erlöse uns, o Herr", immer dreimal gesungen haben
soll, besetzten die Franzosen das Schloß unter Muret mit einer
kleinen Schar von 200 Mann, wurden vom Erbprinzen von Braun-
schweig, Ferdinand, mit großer Übermacht belagert, wehrten sich
aber heldenmütig, bis sie aus dem verbrannten Schlosse freien Ab-
zug erhielten. Die Trümmer sind zum Bau der Regierung und
von Wohnhäusern verwandt.
Der letzte Kurfürst, der zugleich Herzog, Maximilian Franz,
Erzherzog von Osterreich, ein volkstümlicher und staatskluger Re-
gent, starb am 26. Juli 1801. Die Landstände wählten zu Arns-
berg am 7. Oktober in Anton Viktor von Osterreich noch einen
Nachfolger; aber dieser kam nicht mehr zur Regierung, da durch
den Luneviller Frieden 1801 das Erzstist Köln als weltliche Macht
aufgelöst und das Herzogtum dem Landgrafen von Heffen-Darmstadt
zugesprochen wurde. Der griff sofort zu und obwohl der abschließende
Reichsdeputationshauptschluß erst am 25. Februar 1803 erfolgte,
wurde fchon am 6. Oktober 1802 das Ländchen auf ewige Zeiten
von Ludwig X. in Besitz genommen. Die alte, landständische Ver-
sassung wurde beseitigt, die fremden, vielfach protestantischen Be-
amten, die noch dazu „hochdeutsch" waren, mißfielen dem Volke
sehr, ebenso der neueingesührte Militärdienst, dem sich viele ent-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Joseph_Klemens Klemens_August August Ferdinand Ferdinand Maximilian_Franz Maximilian Franz Anton_Viktor_von_Osterreich Viktor Ludwig_X Ludwig
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 29 —
Paderborn war früher die Hauptstadt des Bistums
Paderborn, des ältesten in Westfalen, das die jetzigen
Kreise Paderborn, Büren, Warburg und den Südwesten von
Höxter umfaßte. Es verdankt seine^Gründuug dem Kaiser Karl
den Großen, der hier zweimal (777 und 799) einen Reichstag
abhielt. Er teilte das Land der Sachsen in Missionsbezirke ein;
die Gegend von Paderborn stellte er unter die Obhut des Bischofs
von Würzburg. Dann wurde dieser Bezirk in ein selbständiges
Bistum verwandelt.
Gar oft lagen die Bürger der Stadt mit ihren Bischöfen in Streit;
auch zur Zeit der Reformation kam es zu harten Kämpfen. Während
des Dreißigjährigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu
leiden. Der kaiserliche General von Götze ließ die Stadt sogar mit
glühenden Kugeln beschießen. Bald hatten sie die Protestanten, bald die
Kaiserlichen in Besitz. Gleich zu Anfang nahm sie der Herzog Christian
von Braunschweig ein. Als er in den Dom kam und dort die silbernen
Bildsäule der Apostel sah, sprach er: „Was macht ihr hier, da doch ge-
schrieben steht: Gehet hin in alle Welti Wart', ich will euch hinaus-
schicken!" Er ließ Taler daraus prägen, und so wanderten sie hinaus
in alle Welt.
Im Jahre 1803 kam das Bistum Paderborn als weltliches
Land an Preußen. Doch blieb die Stadt der Sitz eines Bischofs.
Nordwestlich von Paderborn finden wir an der Mündung
der Alme den Ort Neuhans. Er war oft die Residenz der
Bischöfe von Paderborn, die hier ein großes Schloß hatten, das
jetzt als Kaserne benutzt wird. Es sind darin drei Eskadrons
des 8. Hnsaren-Regiments einquartiert. In der Nähe von
Neuhaus ist in der Senne ein großer Truppen- Ü b u n g s -
platz eingerichtet. Namentlich während der Sommermonate
werden hier zahlreiche Truppen in Baracken untergebracht imb
in großen Abteilungen exerziert. Von dein Sporkhofe,
nicht weit von dein Städtchen Delbrück am Hausteubache,
stammt der General Spork, ein berühmter Heerführer
im Dreißigjährigen Kriege auf Seiten des Kaisers.
Als achtzehnjähriger Jüngling vertauschte er den Hirtenberuf mit
dem des Soldaten und stieg während des Krieges von Stufe zu Stufe
bis zum General empor. Als er später einmal ein Heer gegen die
Ungarn führte, sprang er vor der Schlacht aus dem Sattel, entblößte
sein Haupt, kniete nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dorr
oben, willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht Helsen,
so hilf nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit
ihnen fertig werden I" Nach drei Stunden war ein glänzender Sieg
errungen. Znm Dank erhob ihn der Kaiser in den Grafenstand und
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Christian
von_Braunschweig Apostel Spork