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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 57

1855 - Heidelberg : Winter
§. 62. Kampf der Plebejer mkt den Patriziern um Rechtsgleichheit. 57 Die eigentliche Seele des Staats aber war der Senat, welcher die Aufsicht über die Staatsgewalt und den Cultus, das Recht der Ge- setzvorschläge und die Entscheidung über Krieg und Frieden hatte. Tarquinius aber wollte die Wiedergewinnung seines Thrones nicht unversucht lassen; er wiegelte zuerst die Vejenter, dann den König Por- se n n a von Clnsiu m zum Krieg gegen Rom auf. Letzterer hatte die Stadt beinahe erobert, wenn nicht Horatius Cocles mit außerordentlicher Tapferkeit die Brücke über die Tiber vertheidigt hätte. Von dem schmerz- verachtenden Mnthe des Mucius Scävola erschreckt, zog er wieder ab. Nochmals versuchte es Tarquinius, mit Hilfe der Latiner Rom zu gewinnen. Sie wurden aber von dem Dictator Aulus Posthum ins am See Regillus (466 v. Ehr.) so aufs Haupt geschlagen, daß Tar- quinius nun alle Hoffnung aufgeben mußte, und die Latiner sich wieder mit Rom verbündeten. Die Last dieser langwierigen Kriege lag besonders schwer auf den Plebejern, welche während derselben tief in Schulden geriethen und nach abgewendeter Gefahr von den hartherzigen patrizischen Gläubigern durch Dienstbarkeit, Gefängniß und Schläge mißhandelt wurden. Als man die ihnen in der Noth versprochenen Erleichterungen nach errungenem Siege nicht gewähren wollte, veranstalteten sie im Jahr 404 den Auszug auf den heiligen Berg und verschanzten sich dort.v.chr Da waren die stolzen Patrizier zum Bitten und Unterhandeln genöthigt. Menenius Agrippa bewog sie zwar (durch seine Fabel von der Em- pörung der Glieder gegen den Magen) wieder in die Stadt zurück zu kehren, aber nur gegen Gewährung bedeutender Erleichterungen und ei- gener Vorsteher und Beschützer, die den Titel Djolkstribunen erhielten. Die Dolkstribunen (zehn an der Zahl) waren unverletzlich, wurden jedes Jahr vom Volke gewählt, konnten jeden Plebejer gegen Ungerechtigkeit schützen und jeden Vorschlag des Senats, der ihnen volksschädlich däuchte, durch ihren Einspruch (Veto!) zurückweisen. Diese Rechte suchte der Patrizier Marcus Coriolnnus den Ple- bejern während einer Hungersnoth wieder zu entreißen, indem er vor- schlng, ihnen nur um diesen Preis das vorhandene Getreide abzngeben. Als er deshalb auf den Tod angeklagt wurde, floh er zu den Vols- kern und führte sie gegen Rom. Auf die Bitten seiner Mutter und Gattin ließ er sich jedoch bewegen, wieder abzuziehen und starb in der Fremde. 2. Kampf der Plebejer mit den Patriziern um Rechtsgleichheit. 8> 62. Unter fortwährenden Kriegen mit den umliegenden Völkern dauerte

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 76

1855 - Heidelberg : Winter
•I Zweite Abtheilung. Geschichte -er Welt nach Christus. I. Die römische und christliche Welt in den ersten vier Jahrhunderten. I. Das römische Kaiserreich seit Auguftus bis Constantin. D t t t m a r's histor. Atlas. Tas. Vii. u. Vi. b 1. Das Christenthum und seine beginnende Verbreitung. §. 78. Machdem die Heiden sich aus ihren eigenen Wegen abgemüht hatten, das verlorne Heil zu finden, und das Sehnen nach Erlösung, wenn auch dunkel und unbewußt, immer stärker wurde; während die Juden unter dem schweren Joch des Gesetzes seufzten, das sie nicht erfüllen konnten, und nach dem verheißenen Messias, wenn auch zum größereu Theil mit sehr irdischeu Hoffnungen ausblickten: — da wurde unter der Regierung des Kaisers Augustus, zur Zeit des Königs Herodes, Jesus zu Bethlehem im jüdischen Lande aus deni im Laufe der Zeit herabge- kommenen königlichen Geschlechte David's geboren. Aus den Nachstellungen des Herodes errettet, wuchs er in der Stille auf bis zu seinem 30. Jahre, in welchem er nach überwundener Ver- suchung-sein Lehramt antrat, indem er zur Buße und zum Glauben an das Evangelium aufforderte. Von seinen zwölf Jüngern begleitet, zog er drei Jahre lang im jüdischen Lande umher, predigte Dom Reiche Gottes und beglaubigte sich durch Wunder und Zeichen als den Sohn des lebendigen Gottes. Aber die Seinen nahmen ihn nicht auf; Israel im Ganzen verwarf ihn und brachte ihn zum schmählichen Kreuzestod, den er als Priester und Opfer in Einer Person zur Versöhnung der Sünden der ganzen Welt erduldete. Nach drei Tagen jedoch erstand er wieder vom Tode, befahl seinen Jüngern das Evangelium allen Völkern zu ver-

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 78

1855 - Heidelberg : Winter
78 §. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustos. Leibeigenen hatten gar kein eigenes Recht. Bei vielen germanischen Stämmen fand stch ein Adel, aus welchem die Graven oder Gaurichter, die Herzoge oder Kriegsführer und die Oberpriester gewählt wurden. Jeder Germane baute sich seine Wohnung auf feinem Grundeigentum. Seine Beschäftigung war Viehzucht und Jagd, als Vorübung für den Krieg. Denn Krieger zu seyn und nicht auf dem Bette, sondern im Kampfe zu sterben, war der höchste Ruhm und Wunsch. Dazu wurden auch die Knaben von frühester Jugend an gewöhnt und erzogen. Hatte der Jüngling ein gewisses Alter erreicht, so wurde er für wehrhaft erklärt und empfieng in feierlicher Versammlung die Waffen, welche er nie mehr ablegte. Erst spät, selten vor dem 30. Jahre traten die alten Deutschen in die Ehe und erwiesen ihren Frauen eine Achtung, wie man sie bei keinem an- dern Volke traf, wogegen auch die Frauen ihren Männern mit unwan- delbarer Treue anhiengen. Ihre Nahrung war einfach und naturgemäß. Fleisch und Milch bil- deten die Hauptnahrung, Bier, aus Gerste und Hafer bereitet, ihr Lieb- lingsgetränk. Wenn Krieg oder Jagd zu Ende waren, so lagen sir auf ihrer Bärenhaut und verkürzten sich die Zeit mit Trinken und Spielen, den beiden Hauptuntugenden der alten Deutschen. Das Würfelspiel be- sonders trieben sie mit solcher Leidenschaft, daß mancher seine eigene Per- son und Freiheit auf den letzten Wurf setzte, und sich dann, wenn er ver- loren, freiwillig in die Knechtschaft ergab. „Das nennen sie Treue!" setzt der Römer Tacitus hinzu. In Beziehung auf Kleidung und Bewaffnung waren sie sehr- sorgfältig. Der Schmuck der Frauen war ihr langes Haar und ihr selbst- gewobenes Linnengewand mit dem Gürtel; der Mann trug Felle wilder Thiere oder künstliche Rüstungen aus Eisen und Stahl. Die Grundzüge ihrer Religion sind in der Edda, einer Sammlung altnordischer Sagen, enthalten. Ueber dem ganzen All steht der sich selbst gleiche Schöpfer, A llfa d ur, aus welchem ein Göttergeschlecht und die Welt hervorgieng. An der Spitze des erstern steht Odin (Wodan). Beide aber, die Götter und die Welt, sind nicht ewig, sondern werden einst von Allfadur zertrümmert, worauf er eine neue Welt schaffen wird, in welcher kein Uebel mehr ist. Gegen dieses ihnen so gefährliche Volk suchten die Römer mit aller Macht die Rheingrenze zu befestigen und legten daselbst viele Castelle an. August's edler Stiefsohn Drusas drang in den Jahren 12 — 9 v. Chr. viermal in das Innere Deutschlands ein, starb aber in Folge eines Sturzes mit den: Pferd auf dem Rückzuge von der Elbe. Sein finsterer Bruder Tiberius unterwarf mehr durch Arglist als Tapferkeit den Nordwesten Deutschlands voin Rhein bis zur unteren Elbe, und es schien, als wollten sich die Deutschen das römische Joch recht gerne gefallen lassen, das ihnen der Statthalter Saturninus durch freundliche Behandlung annehmlich zu machen suchte. Als aber sein Nachfolger Quinctilius V arus sie durch Ruthen und Beile zum

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 159

1855 - Heidelberg : Winter
159 §. 146. Schweden, Polen und Rußland. schloßen daher allein mit Ludwig den Frieden von Utrecht, 1713 nach welchem Philipp V. als König von Spanien und Indien anerkannt wurde, jedoch mit der Bedingung, daß Frankreich und Spanien ewig getrennt bleiben sollten. - Karl Vi. führte den Krieg fort, verlor aber Landau und schloß nun 1714 den Frieden von Rastadt, worin er die spanischen und einen Theil der französischen Niederlande, ferner Neapel, Mailand, Mantua und Sardinien erhielt, die Kurfürsten von. Bayern und Köln aber wieder in ihre Länder und Würden eingesetzt wurden. Diesep Friede wurde zu Baden im Aargau auch auf das deutsche Reich ausgedehnt, das Landau an Frankreich abtreten mußte, aber von ihm Freiburg, Alt- breisach und Kehl zurückerhielt. Ein Jahr darnach (1715) starb Ludwig Xiv., nachdem er alle seine rechtmäßigen männlichen Nachkommen, mit Ausnahme seines 5jährigen Urenkels, des nachmaligen Ludwigs Xv., hatte vor sich ins Grab sinken sehen. 11. Schwedens Steigen und Sinken; Polens Verfall und Rußlands Erhebung. 146. Während dieser Kriege im Westen lag auch Schweden mit Dänemark, Rußland und Polen im Kampfe. Schweden war durch den westphälischen Frieden die erste nordische Macht geworden, hatte aber theils von dem begehrlichen Adel, theils von der Will- kühr und Verschwendung der Königin Christine, der geistvollen, aber un- weiblichen Tochter Gustav Adolf's, viel zu leiden. Diese hatte 1644 die Re- gierung übernommen, gab sich aber lieber wissenschaftlichen Beschäftigungen hin und vernachlässigte die Regierungsgeschäfte. Sie verkaufte in ihrem Hang zur Verschwendung viele Krongüter und neigte sich zur katholischen Religion, so daß ein allgemeines Murren entstand. Da entsagte sie 1654 der Regie- rung und übergab dieselbe ihrein Vetter Karl X. Gustav von Pfalz- Zweibrücken, trat dann zu Innsbruck öffentlich zum Katholizismus über und lebte noch lange in Rom im Umgang mit Männern der Wissenschaft. Karl X. machte sich durch einen Krieg mit dem Polenkönig Johann Casimir Schweden gefürchtet, und gewann von Dänemark mehrere In- seln und einen Theil von Norwegen. Sein Nachfolger Karl Xi. erhielt Schweden in gleichem Umfang, demüthigte den anmaßenden Adel, hob Handel und Gewerbe und brachte sein Land zu größer Blüthe. Sein Sohn Karl Xii. war bei des Vaters Tod noch minderjährig, und so schien sich seinen Feinden eine Gelegenheit zu bieten, Schwedens Macht wieder zu brechen. Dies versuchte zuerst Rußland. Nußland war vom Jahr 1598 an, wo der Mannsstamm Ru- ricks erlosch, durch Thronstreitigkeiten in große Verwirrung gestürzt worden, bis mit der Erwählung Michaels Iii.

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 176

1855 - Heidelberg : Winter
176 §- 156. Napoleons Herrschaft. larid ein, nahm ein österreichisches Heer unter Mack bei Ulm gefangen, besetzte Wien und nöthigte durch feinen Sieg bei Austerlitz Oe- sterreich zum Frieden von Preß bürg und zzrr Abtretung von Venedig und Tyrol. Darauf machte Napoleon seinen Bruder Joseph zum König von Neapel, und seinen Bruder Ludwig zum König von Holland, stiftete 1806den Rheinbund, um Deutschland zu unterjochen, und führte dadurch die Auflösung des fast 1060jährigen römisch-deutschen Reichs herbei. Da erklärte ihm Preußen den Krieg, wurde aber durch die unglück- liche Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt (14. Okt. 1806), durch die Besetzung Berlins, und die Schlacht bei Friedland (9. Juli 1807) zum Frieden von Tilsit gezwungen, in welchem Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen sein halbes Land verlor, das größ- tentheils Napoleons Bruder Hieronymus (Jerome) als Königreich West- phalen erhielt. (Während dieses Kriegs ordnete Napoleon auch die Kon- tinentalsperre an, durch welche Englands Handel ganz vom Festland abgeschlossen werden sollte.) Die Engländer aber beschoßen Kopenhagen und nahmen die dänische Flotte weg, wogegen Napoleon dem mit ihm verbündeten Schweden Pommern nahm und mit Karl Xiii. Frieden schloß. Darnach wurde auch das Haus Braganza in Portugal gestürzt, die Bourbonen in Spanien zur Entsagung gezwungen, und Napoleons Bruder Joseph als König in Spanien eingesetzt, während Napoleon seinem Schwager Mürat den Thron von Neapel verlieh. Dagegen entbrannte ans der pyrenäischen Halbinsel ein allgemeiner Aufstand, welchen die Engländer mit einem Heer unter Melles ley (dem nach- maligen Herzog von Wellington) unterstützten. Napoleon mußte den Kampf in Spanien seinem Bruder überlassen, um gegen Oesterreich 1809 zu ziehen, das chm den Krieg erklärte. Er siegte mit den Rheinbundstruppen über die Oesterreicher bei Regens- burg, Landshut und Eckmühl, nahm Wien ein und beendigte, trotz sei- nes Verlustes bei Asperu, deu österreichischen Krieg durch den Sieg bei Wagram und den Frieden von Wien. Oesterreich verlor Salzburg und Berchtesgaden, den größten Theil sei- ner polnischen, und alle italienischen und dalmatischen Besitzungen. Die Tyroler erhielten für ihren Aufstand gegen Bayern Verzeihung, ihr Anfüh- rer Hofer aber wurde 1810 auf Befehl Napoleons erschossen. Ilm nun seiner Dynastie vor der Welt den Schein der Legitimität zu geben, vermählte sich Napoleon mit Marie Louise, der Tochter des Kaisers von Oesterreich (1810), ernannte 1811 seinen aus dieser Ehe geboruen Sohn zum König von Rom, vereinigte Etrurien, Hol-

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 178

1855 - Heidelberg : Winter
178 §. 158. Europäische Ereignisse von 1815 bis 1830. Elba verwiesen, der Bourbon Ludwig Xviii. eingesetzt und Frankreich ans seine Grenzen von 1792 zurückgeführt. Während aber der Wiener Cvngreft die Verhältnisse Europa's ordnen wollte, landete Napoleon wieder in Frankreich (den 1. März 1815), wurde mit Begeisterung von: Heer empfangen und stellte das Kai- serthum wieder her. Aber schon nach 100 Tagen wurde seine Herrschaft durch die Schlacht bei Waterloo (oder Belle Alliance) am 18. Juni 1813 zertrümmert, er selbst als Gefangener Europa's nach der Insel Helena geführt, wo er am 5. Mai 1821 starb. Frankreich wurde durch den zweiten Pariser Frieden (1815) aus die Grenzen von 1790 beschränkt, mußte 700 Millionen Franken Kriegsent- schädigung zahlen und 5 Jahre lang in 17 Grenzfestungen ein Bundesheer aufnehmen. Ludwig Xviii. wurde wieder eingesetzt, die Familie Bonaparte bei Todesstrafe aus Frankreich verbannt. Die Wiener Congreßacte aber ordnete die europäischen Staaten- vcrhältnisse wieder, jedoch in Beziehung aus Deutschland nickt auf eine solche Weise, welche dem Vaterlandsfreunde genügen konnte, indem z. B. der Antrag Preußens, Lothringen und das Elsaß sammt Straßburg wie- der mit Deutschland zu vereinigen, an dem Widerstande Englands und Rußlands scheiterte. Sämmtliche (38) Staaten Deutschlands wurden zu dem deutschen Bund vereinigt, welcher durch den Bundestag zu Frankfurt repräsentirt wird. 6. Die europäischen Ereignisse von 1815 bis 1830. §. 158. Die Gerichte Gottes, welche über Europa hingegangen waren, bewogen die Monarchen von Oesterreich, Preußen und Rußland zur Stiftung des heiligen Bundes, in welchem sie sich verpstichteten, ihre Völker dem Evangelium gemäß zu regieren und sich gegenseitigen Bei- stand zu leisten. Allgemein wirkten die bittern Erfahrungen ein Sehnen nach Umkehr zu dem im Christenthume liegenden Heil; und während das Papstthum durch Wiederherstellung des Jesuitenordens und anderer religiösen Institute seinen früheren Einstnß zu gewinnen suchte, fieng die protestantische Kirche an, wieder durch schriftgemäßere Verkündigung der evangelischen Lehre, durch Bibelverbreitung, M i ssion s th ä ti gkeit und Errichtung von An- stalten christlicher Liebe das neucrwachtc Glaubcnsleben zu fördern. In Be- ziehung aus das politische Leben suchte man das Heil in der Veränderung der Staatsverfassungssorm, besonders in der c o n st i t uti o n ellen Monar- chie, und so traten in verschiedenen Ländern neue Constitutionen ins Leben. Während aber auf der einen Seite Rückgriffe zu unumschränkter Herrschaft versucht wurden, brach das verborgene Feuer der Revolution in Spanien und Portugal, Neapel und Piemont von Neuem 1820—1821 aus, wurde aber durch österreichische und französische Heere wieder gedämpft.

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 180

1855 - Heidelberg : Winter
180 §. 160. Ein Blick auf die nächste Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft. mengetrctene Nationalgarde, — einem Kampfe, der Karl X. seine Krone kostete. — Er und seine Familie wurden aus Frankreich verbannt, und der Sohn des 1793 guiüotinirten Herzogs von Orleans (Egalité), Ludwig Philipp, wurde zum erblichen König der Franzosen erklärt, und beschwor am 7. August die neue Charte. . Noch int August desselben Jahrs erhoben sich die belgischen (katho- lischen) Provinzen des Königreichs der Niederlande gegen das Haus Oranien, woraus sie von Holland getrennt, und als neutrales Kö- nigreich anerkannt wurden, dessen Krone der Prinz Leopold von S a ch s e n - K o b u r g erhielt (1831). Im Nov. 1830 brach der Aufstand in Polen aus, das sich von Rußland lossagte. Der polnische Commaànt Scrzynecky siegte wohl anfangs, unterlag aber nachher bei Ostrolenka; Paskewitsch erstürmte Warschau und Polen wurde Rußland einverleibt (1832). Auch in Parma, Modena und dem Kirchenstaate erfolgten 1830 Aufstände, wurden aber bald unterdrückt. In Deutschland, wo verschiedene Staaten sich Constitutionen gege- den hatten, entstanden zur Förderung der Nolksfreiheiten geheime Vereine, welche aus Veranlassung der Ermordung Kotzebne's (1819) entdeckt und mit Strenge unterdrückt wurden. Der Einfluß der fran- zösischen Julirevolution führte auch in Deutschland zu Unruhen, und zwar in Braunschweig, Sachsen, Hessen-Cassel und Hannover, und diese hatten die Einführung von Constitutionen zur Folge, woraus auch Preußen eine Provinzial-Ständeverfassung gab und Oesterreich 1832 seine alten Landstände erneuerte. 8. Ein Blick aus die nächste Vergangenheit, aus die Gegenwart und auf die Zukunft. §. 160. Aoch aber glomm das Feuer unter der Asche fort, und weder die verschiedenen Besprechungen, noch die Wiener Conferen- zen konnten das rechte Mittel zur völligen Unterdrückung desselben finden, wenn auch Metternichs Geist, welcher die Glieder des deutschen Bundes leitete, und Ludwig Philipps Politik, der seinen „Bürgerthron" mit Gewandtheit festzustellen wußte, den Ausbruch desselben noch ver- hinderten und eine 30jährige Friedensperiode herbeiführten. Nur einmal drohte der Bruch derselben, als das Ministerium Thiers in Frankreich 1810 das alte Gelüsten der Franzosen nach der Rheingrenze anregte. Aber in jenen Tagen sah dann auch Deutschland, seine Fürsten und Volker einiger, als je, in dem festen Willen, dem Gelüsten des westlichen Nachbars mit allem Ernst entgegentreten, so daß in Vielen wieder die Hoff- nung auf die Wiederherstellung der ehemaligen Größe Deutschlands neu auflebte.

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 182

1855 - Heidelberg : Winter
182 §. 160. Ein Blick auf die nächste Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft. Erhebung von Schleswig-Holstein, der Aufstand in Ungarn, der Wiener Barrikadenkampf, und die Erstürmung der Hauptstadt, worauf Kaiser Ferdinand die Regierung an seinen Neffen Franz Joseph abtrat, der eine centralisirende Verfassung gab. In Frankfurt wurden die Grundrechte und die Reichsver- fassung festgestellt und König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen zum Erbkaiser gewählt, der aber die Würde ablehnte. Darauf erhoben sich demokratische Aufstände in Sachsen, Rheinpreußen, der Pfalz und Baden, wurden aber durch preußische Heere gedämpft, während der letzte Rest (die Linke) der Frankfurter Nationalversammlung, die sich als Rumpfparlament nach Stuttgart übergesiedelt hatte, zur Auflösung ge- zwungen wurde. Auch der ungarische Aufstand wurde durch österreichische und russische Heere besiegt. In Frankreich führte der Staatsstreich vom 2. Dec. 1851 zur Wiederaufrichtnng des b o n a p a r t i st i s ch e n K a i s e r t h u m s, das sich besonders durch engen Anschluß an England zu erhalten suchte, so daß die Verbindung dieser beiden Mächte dem europäischen Westen das Uebergewicht zu geben str-ebt. Zuvor aber waren in Deutschland von Preußen durch Stiftung der Union und durch den Erfurter Reichs- tag Versuche zur Gründung eines Bund es staats gemacht worden. Ein Gegenbündniß von Bayern, Oesterreich, Sachsen, Hannover und Württemberg aber führte, nachdem die Heere der beiden Großmächte schon schlagfertig einander gegenüberstanden, zu den Olmützer Puncta- tionen und zur Rückkehr zum Bundestag. Ob das, was seitdem zum Ausbau der innern Ordnung der euro- päischen Staatenwelt angestrebt ward, Bestand haben wird, hängt allein davon ab, ob Fürsten und Völker in aufrichtiger Buße zu der verlas- senen Heilsquelle, aus welcher einzig und allein auch alle wahre Frei- heit stießt, umkehren, und wieder Dem die volle Ehre geben, dem sie ein von falscher Freiheit bethörtes empörerisches Geschlecht zu nehmen versucht hat. Was die in den mittleren Staaten Europas noch bestehende äußere Ruhe in sich birgt, — ob nicht der um die orientalische Frage schon so heftig entbrannte Kampf zwischen dein Osten und Westen in einen gewaltigen, alles erschütternden W e l t k a m p f übergehen wird: das muß die nächste Zukunft enthüllen, bei deren düsterem, Unheil und schwere Gewitter verkündendem Dunkel uns nur der Ausblick auf das Reich Dessen zu trösten vermag, der „allen Gebundenen eine Erledigung, allen Gefangenen eine Oeffnung" bringt, der da herrschet mitten unter seinen Feinden, und dem die Heiden zum Erbe, und der Welt Enden zum Eigenthum gegeben find. ---------------------

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 10

1855 - Heidelberg : Winter
10 §. 5. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegcrstaaten. So führten feste Wohnplätze die Sorge für angemessene Kleidung in den verschiedenen Jahreszeiten und für schützendes Obdach herbei. Es mußten Flüsse gedämmt, Kanäle zur Bewässerung gegraben, Wälder ausgerottet, Sümpfe trocken gelegt werden. Auch führte die Beschäftigung mit dem Landbau nothwendig zur Beobachtung der Gestirne. Hauptsächlich aber traten bei festen Ansiedelungen die verschiedenen Stände mehr und mehr auseinander, und auch die vorher genügende Sitte des Familienlebens reichte zur Lenkung so zusammengesetzter Ver- bindungen nicht mehr hin. Es entstanden Gesetze, welche inan unter den Schutz der Religion stellte und sie dadurch heiligte. So trat der Priesterstand, als der Wächter der Gesetze und Bewahrer göttlicher Dinge in die erste Reihe und es bildete sich ganz natürlich die theokratische oder hierarchische Staatsform. Je «lehr aber das Volk und mit ihm auch die Priester selbst die tiefere Bedeutung ihres Gottesdienstes verloren, desto mehr suchten letztere die bürgerlichen und religiösen Kenntnisse als Geheimlehre zu bewahren, in ihrem Stand zu vererben und sich mit den andern unvermischt zu er- halten. So entstand die Priesterkaste. Zu gleicher Zeit fchloßen sich aber auch die übrigen Stände mehr und mehr gegen einander ab, und gaben so Veranlassung zur Entstehung der übrigen Kasten, von welchen gewöhnlich die Kri e g e r kast e als die zweite, die L a nd b a u er als die dritte, die Gewerbetreibenden als die vierte, und — wo sie vorhanden war — die Hirten als die letzte erscheinen. Da nun die Theilung der Arbeit unter mehreren Kasten damals der Vervollkommnung der verschiedenen Bernfsarten förderlich scheinen mochte und jedenfalls die Fortpflanzung erlangter Einsicht und Geschicklichkeit von Geschlecht auf Geschlecht sicherte, suchten die Priester die verschiedenen Kasten durch strenge Gesetze völlig zu trennen, so daß jede Vermischung als Versündigung erschien, und den Verlust der Kaste nach sich zog. Solche Staaten, in welchen diese Kasteneinrichtung bestand, nennt man Priesterstaaten, die zu den ältesten gehören, und sich bei demzend- volk, den Indern, Alt-Aegyptern und Aethio pen fanden. Manchmal aber kam es vor, daß die Priester mit der einheimischen oder eingedrnngenen Kriegerkaste die Herrschaft theilen mußten, und so p r i e st er- lich e K r i e g e r st a a t e n entstanden, wie bei den spätern A e g y p t e r n, Chaldäern, Alt-Assy r ern, Alt-M ed ern und Persern. Im Ganzen beruhte aber die Einrichtung aller dieser Staaten des Al- terthumö auf dem Stern dienst; ihre staatliche Gliederung sollte ein Abbild der himmlischen Ordnung seyn, in welcher die Gestirne sich be- wegen. Aber auch das konnte sie nicht bewahren vor dem Versinken in eine blos mechanische Ordnung, welche alles freie Leben unterdrückte, was dann wieder die Folge hatte, daß da und dort kräftige Männer aus der

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 101

1855 - Heidelberg : Winter
101 K. 102. Die Kreuzzüge. lichen Mühseligkeiten und Entbehrungen Jerusalem, eroberten es i.j.1099 nach 39tägiger Belagerung mit Sturm, und gründeten das König- reich Jerusalem, dessen erster König Gottfried von Bouillon unter dem Titel, „Beschützer des heil. Grabes" wurde. Nach einen, glänzen- den Sieg bei Askalon über den Vezier des ägyptischen Chalifen starb Gottftied i. I. 1100, und erhielt seinen jüngsten Bruder Balduin 1. zum Nachfolger. Zum Schutze des auf schwachen Füßen stehenden Reiches, dem die Fürstenthümer Edessa, Antiochia und Tripolis untergeben waren, kamen von Zeit zu Zeit -neue Zuzüge vom Abendlande; auch bildeten sich zu diesem Zweck nacheinander drei Ritterorden: der Johanniter- orden, der Tempelherrnorden und der deutsche Orden, von welchen der-erste in der Folge der. reichste und mächtigste wurde. Der Verlust des Fürstenthums- Edessa an den muhammedanischen Statthalter Zen k,i von Aleppo führte den zw e iten K re nz zu g herbei,! 147 welcher von Ludwig Vii. von Frankreich und Kaiser Konrad Iii. un- ternommen wurde, aber vorzüglich wegen der Treulosigkeit der palästi- nischen Christen erfolglos blieb. Ueberhanpt hemmte die Uneinigkeit derselben und die Eifersucht der Fürsten, so wie der Ritterorden unter- einander jede gemeinsame Unternehmung. Dagegen bekamen die Mu- hammedaner an dem durch Tapferkeit, Tugend und Bildung ausgezeich- _ neten Sultan Sa lad in von Aegypten einen starken Halt. Es gelang ihm, die Christen bei Liberias, zu besiegen und ihnen Jerusalem zu entreißen, wo er der 88jährigen Herrschaft des Kreuzes ein Ende machte (1187). Der Schrecken über Jerusalems Fall trieb die abendländischen Fürsten 1189 zum dritten Keuzzug, den Kaiser Friedrich Barbarossa, König Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England unternahmen. Aber der Kaiser fand schon in Cilieien im Flusse Seleph seinen Tod; die beiden Könige entzweiten sich nach der Eroberung von Accon, so daß Philipp nach Frankreich zurückkehrte; ebenso verließ der von Richard schwor beleidigte Leopold von Oester- reich mit den Deutschen das heilige Land. Richard erlangte zwar in einem Vertrag mit Saladin den Küstenstrich von Joppe bis Accon und die heiligen Orte mit Ausnahme Jerusalems, gerieth aber auf dem Rück- weg ins Abendland in die Gefangenschaft Leopolds, der ihn an den Kaiser Heinrich Vi. auslieferte, aus dessen Hand ihn nur ein ungeheures Lösegeld befreite. ' Nach mehrern verunglückten Zwischenunternehmungen kam unter dem Papst Innocenz Iii. der vierte Kreuzzug zu Stande, 1204 ans welchem die Unternehmer unter der Führung Balduin's von
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