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1. Deutsche Geschichte - S. 177

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
• /yy-F Friedrichs des Großen Regenienlätlgkeit. 177 zu steigern, berief er einige Jahre nach dem Hubertusburger Frieden französische Steuerbeamte und richtete mit ihrer Hilfe die „Regie" ein, d. h. eine Neuordnung der Zölle und Verbrauchs st euer n.1) Die Erhöhung der Abgaben, die Verwendung französischer Beamten erregte viel Mißfallen und Unmut; zugleich wuchs der Schmuggel, der in den Zeiten der Ein- und Ausfuhrverbote überhaupt sehr im Schwünge war. Große Verdienste hat Friedrich auch um die Ausbildung des Rechts- Rechtsweg, wesens. Eine seiner ersten Taten nach seiner Thronbesteigung war die Abschaffung der Folter. Nachher war er stetig darauf bedacht, die Rechtspflege zu bessern; er darf als der Schöpfer des preußischen Richterstandes bezeichnet werden. „Vor der.justiz sind alle Leute gleich", sagte er; „ein Justizkollegium, das Ungerechtigkeit ausübt, ist gefährlicher und schlimme. als eine Diebesbande." Die Abfassung des „allgemeinen Land-rechts" hat er von seinen ersten Regierungsjahren an betrieben; es wurde noch unter dem großen König vollendet, trat unter seinem Nachfolger in Wirksamkeit und ist erst 1900 durch das neue, allgemeindeutsche „bürgerliche Gesetzbuch" abgelöst worden. In religiöser Beziehung verttat er den Grundsatz der Duldung. „Die Religionen müssen alle Meilers werden", lerntet einer seiner Rand-bescheide aus seinem ersten Regierungsjahre; „hier muß ein jeder nach seiner Fatzon selig werden." Für die Pflege des geistigen Lebens blieben dem König, der den größeren Teil der Staatseinnahmen für die Landesverteidigung aufwenden mußte, nur geringe Mittel übrig. Doch hat er die Zahl der Volksschulen vermehrt und auch dem höheren Schulwesen seine Sorge zugewandt. Unter seinen Bauten ist außer dem Berliner Opernhause und Sanssouci vornehmlich das großartige Neue Palais bei Potsdam zu nennert, das er in den Jahren nach dem siebenjährigen Kriege aufführen lich. J Über die neueren Erzeugnisse der deutschen Literatur urteilte er bis zu seinem Ende Hort und absprechend. Und doch erblühte damals die dentsche Dichtkunst nach Jahrhunderte dauerndem Verfall zu neuem, herrlichem Leben. Zuerst war Klopstock aufgetreten, der Odendichter und Schöpfer des religiösen Epos „der Messias"; dann Lessing, der erste der großen deutschen Dramatiker und der erste große deutsche Prosaschriftsteller. Ihnen 1) Zölle und Verbrauchssteuern sind indirekte Steuern, Einkommensund Vermögenssteuern direkte Steuern. Bei direkten Steuern ist der Steuerzahler auch der Steuerträger. Bei indirekten Steuern ist der Steuerzahler nicht der Steuerträger, sondern er wälzt den Betrag der Steuern auf andere ab; so wälzt z. B. der Kaffeehändler den Betrag des Kaffeezolles, der Spiritus-fabrikant den Betrag der Spiritussteuer auf die Käufer ab. Neubauer, Geschichil. Lehrbuch ffir Mädchensch. Ii. 5. Aufl. 12 W H.

2. Deutsche Geschichte - S. 257

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der deutsch-französische Krieg 1870—1871. 257 der Waffenbrüderschaft, welche die deutschen Stämme im Felde betätigt hatten, die Herstellung der politischen Einheit folgen müsse. Aus Antrag der süddeutschen Staaten, unter denen Baden voranging, hatten schon seit dem September 1870 Verhandlungen über ihren Anschluß an den norddeutschen Bund stattgefunden und führten im November zum Abschluß von Verträgen. Bayern und Württemberg erhielten wesentliche Zugeständnisse; beide Staaten behielten die selbständige Verwaltung ihres Post- und Telegraphenwesens, Bayern außerdem für Friedenszeiten die militärische Selbständigkeit. Nunmehr forderte König Ludwig von Bayern durch ein Schreiben, das sein Oheim, Prinz Luitpold, in Versailles persönlich überreichte, den siegreichen König von Preußen auf, die deutsche Kaiferwürde zu übernehmen. Die übrigen deutschen Fürsten und freien Städte sprachen ihre Zustimmung aus; eine Abordnung des norddeutschen Reichstags, geführt von fernem Präsidenten, Simson, der auch im Jahre 1849 die Abordnung an Friedrich Wilhelm Iv. geführt hatte, bat den König um Annahme der Kaiserkrone, und am 18. Januar 1871 fand die Kais er-Proklamation statt. Der Schauplatz der Feier war der Spiegelsaal 18^7a1nuar des Schlosses zu Versailles, das einst Frankreichs mächtigster König in einer Zeit der tiefsten Ohnmacht und Zerrissenheit Deutschlands gebaut hatte. Ein Gottesdienst leitete sie ein. Dann richtete der König einige Worte an die Versammlung und forderte darauf den Bundeskanzler Graf Bismarck auf, die Proklamation zu verlesen. Darin versprach der neue Kaiser, „in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft feines Volkes, zu verteidigen"; er bat Gott, er möge ihm und seinen Nachfolgern verleihen, „allzeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Darauf brachte der Großherzog von Baden das erste Hoch auf den neuen deutschen Kaiser aus. Am 17. März zog Kaiser Wilhelm in seiner jubelnden Hauptstadt ein. Wenige Tage später eröffnete er den ersten deutschen Reichstag. Den Kronprinzen Albert von Sachsen ernannte er zum Generalfeldmarschall; den Grafen Bismarck erhob er in den Fürstenstand. Am 10.Mai wurde zu Frankfurt am Main von Bismarck und Jules Favre, dem Bevollmächtigten Frankreichs, der endgültige Friede abgeschlossen. Bis zur Bezahlung der Kriegskosten blieb ein Teil Frankreichs von deutschen Truppen besetzt; da diese von den Franzosen sehr beschleunigt wurde, konnten im Herbst 1873 die letzten deutschen Soldaten den französischen Boden verlassen. Neubauer, Geschichtl. Lehrb. für Mädchensch. ü. 6. Aufl. 17

3. Die Zeit der Umwälzungen - S. 33

1909 - Leipzig : Hirt
115. Wirtschaftliches Leben. 33 Hauptvertreter war Jakob Grimm, Professor in Gttingen. Er gab gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm die Kinder und Hausmrchen" und die Deutschen Sagen" heraus, schrieb dann seine Deutsche Gram-matik" und die Geschichte der deutschen Sprache" und arbeitete wieder zusammen mit seinem Bruder an dem Deutschen Wrterbuche". Zu den eifrigsten Frderern der Sprachvergleichung, einer ebenfalls neuen Wissenschaft, gehrte Wilhelm von Humboldt, der die Anregung zur Grndung der Berliner Universitt gegeben hatte. In der Geschichte wirkte der freiheitlich gesinnte Schlosser, Pro-fessor in Heidelberg, fruchtbar durch die Verbindung des Kulturlebens mit der politischen Geschichte. Kein anderes Geschichtswerk drang so ins Volk wie seine Weltgeschichte" und Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts". In den Naturwissenschaften und der Erdkunde ragte vor allen Alexander von Humboldt hervor. Nach wichtigen Forschungsreisen in Amerika lie er sich zunchst in Paris nieder und siedelte 1826, der Aufforderung des preuischen Knigs folgend, nach seiner Vaterstadt Berlin der. Die Frchte seiner Studien legte er in seinem Kosmos" nieder. 115. Wirtschaftliches Leben. 1. Wirtschaftliche Zustnde vor hundert Jahren. In keinem Zeit-rum hat das wirtschaftliche Leben in Deutschland so groe Vernderungen erfahren wie in den letzten hundert Jahren. Um 1800 hatte es noch einen fast mittelalterlichen Charakter. In Preußen lebten vier Fnftel der Bevlkerung von der Landwirtschaft. Nur wenige Städte zhlten mehr als 10000 Einwohner, und auch die Brger trieben zum Teil Ackerbau und Viehzucht. Auf dem Lande herrschte noch eine ausgedehnte Eigenproduktion, so da der Bauer mit Handwerkern und in Kauf-lden wenig zu tun hatte; der selbstgebaute und gesponnene Flachs (Bild 11) wurde im Hanse selbst gewebt und zu Kleidungsstcken ver-arbeitet. In den Stdten arbeiteten viele Handwerker weniger fr eigene Rechnung, als da sie in den Husern ihrer Kunden aus den ihnen gelieferten Stoffen Kleider, Schuhe, Sattelzeug und anderes anfertigten. Dabei war die Lebenshaltung des Bauernstandes und des stdtischen Mittelstandes nach unseren Begriffen sehr drftig. (der die Trachten vgl. Bild 1724.) Die Aufhebung der Erbnntertnigkeit und des Zunftzwanges gab die Mglichkeit eines freieren Warenumsatzes. Aber noch waren zwei schwere Hindernisse zu berwinden: die schlechte Beschaffenheit der Landstraen und das damalige Zollwesen. Nicht nur zwischen den einzelnen deutschen Staaten war der Warenverkehr durch Zlle Christensen, Lehrbuch. Iv. Neubtg. Z

4. Die Zeit der Umwälzungen - S. 2

1909 - Leipzig : Hirt
2. Plan von Leipzig im Jahre 1665. Mach einem Stich von I. Frenze!.) Klar veranschaulicht das Bild, wie die Städte in frherer Zeit durch Mauer, Wallgraben und Vorwerke eingeschnrt und so am Wachstum behindert waren. Als sie im 18. Jahrhundert fr die vermehrte Einwohnerzahl zu eng wurden, schleifte man in den meisten Stdten die alten Festungsmauern und Wlle, die keinen Zweck mehr hatten, warf die Grben zu und gewann dadurch Platz fr Promenaden und neue Straen. So begann in Leipzig die Niederlegung der Festungs-werke im Jahre 1784, und die Stadt dehnte sich zunchst in der Richtung der von ihr ausgehenden Handelswege aus. Jetzt sind in den meisten deutschen Grostdten, wie auch in Leipzig, drei Bestandteile zu unterscheiden: die alte, innere Stadt, die Vorstdte und die einverleibten Vororte. Wh-rend das Innere vielfach un-regelmig und altertmlich ist, hat fr die Anlage der neuen Stadtteile meist das Schach-brett als Muster gedient.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 75

1906 - München : Oldenbourg
17. Der Bayernstamm im altdeutschen (Schrifttum. 75 Deutscher hat den tiefsten Gehalt des europäischen Rittertums künstlerisch verewigt." Aber auch Wolframs Zeitgenossen und die nach ihm Kommenden hatten eine Ahnung vou dieser Tiefe seines Wesens, so besonders sein Landsmann Wirnt von Gravenberg, wenn er vou dem „wisen man von Eschenbach“ sagt: „Sin herze ist ganzes sinnes dach: Leien munt nie baz gesprach.“ x) Kaun demnach der bayerische Stamm stolz darauf fein den tiefsinnigsten und größten jener Epiker sein eigen zu nennen, die sich bemühten die wirren Mären der Bretoueu zu sinnvollen Taten zu läutern und die nationalen Vorkämpfer der Kelten zu Spiegelbildern reinsten Rittertums umzuformen, so giug aus ihm auch die größte aller zeit- und fittenfchildernden Dichtungen unseres Mittelalters, der Meier Helmbrecht von Wern her dem Gartenäre, hervor, jenes vorzügliche Zeitgemälde, das uns die Übeltaten eines dem Raubwesen verfallenen Adels und die verderbliche Überhebung seiner bäuerlichen Spießgeselleu in Bildern von überzeugender Lebeustrene vor Augen stellt. Aber noch einen anderen Beweis seiner Begabung für kraftvolle Wirklich-keitsfchilderung hat der bayerische Stamm erbracht. Wir meinen die höfische Dorfpoefie, die wie mit dem Pinsel eines Niederländer Meisters die derben Sommer- und Wintervergnügungen eines kraftstrotzenden, selbstbewußten Bauerngeschlechtes uns vergegenwärtigt. Ein bayerischer Ritter, Neidhart von Reuen tat, war es, der diese neue Richtung aufbrachte, die einzige wirklich neue, die nach Walter vou der Vogelweide in der höstfchen Lyrik noch aufkam. Bringen wir außer dem bisher Betrachteten noch in Anschlag, daß das mehrmals erwähnte Kloster Tegernsee uns im Antichristspiel das großartigste Drama, das im Mittelalter aus deutschem Boden entstanden, aufbewahrt hat; berücksichtigen wir, daß die N i b e l n n g eit fage um 990 zu Paffau auf Geheiß des Bifchofs Piligrim zunächst in lateinischer Sprache aufgezeichnet wurde, um 1200 aber ebenso wie die Gudruusage im bayerisch-österreichischen Stammesgebiet ihre herrlichste Ausgestaltung in deutscher Sprache erfuhr; bedenken wir, daß Bayeru den gewaltigsten Prediger des ganzen deutschen Mittelalters, Bertold von Regensburg, hervorgebracht hat, dessen erschütternden Worten Tausende aus freiem Feld in Zerknirschung lauschten; zieheu wir in Rechnung, daß Bayeru aus der Höhe des Mittelalters den großen Geschichtschreiber Otto von Freising, zu Ende dieses Zeitraumes den trefflichen Aventin uns geschenkt Hat, so kann kein Zweifel über die Tatsache herrschen, daß der bayerisch-österreichische Volksstamm während des Mittelalters in der Pflege des heimischen Schrifttums hinter keinem deutschen Stamme zurückstand, ja, was Zeit und Wert der Leistuugeu anbelangt, vielen mit rühmlichem Beispiel voranschritt. Um so auffallender mnß die andere Tatfache des fast gänzlichen Ver- J) „Sem Inneres birgt lauterste Weisheit; Laienmuud hat nie besser gesprochen."

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 76

1906 - München : Oldenbourg
76 18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. stummens eines so reich begabten Volksschlages in der Folgezeit, insbesondere in der zweiten Blütezeit der deutschen Dichtung, genannt werden. Die Ursache dieser betrübenden Erscheinung ist in der gewaltsamen Absperrung des Bayern-stammes vom Geistesleben der deutschen Nation zu erkennen, einer Maßregel, die keine andere Folge haben konnte als geistige Unfruchtbarkeit. Erst das freisinnige Walten des letzten Sprossen aus Kaiser Ludwigs Stamm, Max Iii. Josephs, hat die Eisdecke des langen Winters gebrochen und die einsichtige Fürsorge des Hauses Zweibrücken hat dem lang erstarrten Boden wieder Blüten und Früchte entlockt, durch die Bayern wieder geworden, was es einstens war: eine Heimstatt der Kunst, eine Pflegestütte der Wissenschaft. 18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. a) Andreas von Regensburg?) Von Herczog Stephan Ingelstat. Herczog Stephan von Bayren Jngelstat, herczog Ludweigs und sraweu Elyzabeth, küuigin zu Fraukchreich, Vater, ist gewesen klayner und durchgeadelter Person. Er ist geiu mäniklich ein freymilder Herr gewesen. Darumb het in auch mäniklich lyeb. Er was eines tags zu Mayland bei seinem swecher2), Herren Galiacz, und da sy nach fürsteulicher gwonhait heten ir chürczweil von irem tuen und vermügen mit Worten gegen einander und sy auch also prüften dy groß huet3), Aus „Andreas von Regensburg, samtl. Werke", herausgegeben von Georg Leidinger, S. 653. München, M. Rieger, 1903. — Andreas, Chorherr im Augustinerstift zu St. Mang in Stadtamhof 1400 bis etwa 1440, von den Regensburger Bürgern der bayerische Livius genannt, auch von Aventin hochgeschätzt und als Hauptquelle benutzt, schrieb Werke, die nicht nur für die Geschichte Bayerns sondern auch für die deutsche Reichsgeschichte von unvergänglichem Werte sind. In erster Beziehung sind zu nennen zwei Chroniken über die bayerischen Fürsten (eine lateinische und eine deutsche); zu diesem ersten bayerischen Geschichtswerk war die Anregung von einem Wittelsbacher Fürsten (Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt) ausgegangen und der fürstliche Auftraggeber hatte den rechten Mann gefunden. In zweiter Hinsicht sind erwähnenswert seine allgemeine Chronik, seine Chronik des Konstanzer Konzils, sein Tagebuch und seine Hnssitenchronik. 2) swecher — Schwiegervater, sagt Andreas irrtümlich; Herzog Galeazzo Viskonti von Mailand war der Schwager des Bayernherzogs, denn Thaddäa Viskonti, die Tochter des Herzogs Barnabas Viskonti und seit 1364 die Gemahlin des Jngolstädters, war die Schwester Galeazzos. Aber trotz dieses Irrtums verdient die Tatsache, daß ungefähr ein Jahrhundert, bevor der württembergifche Herzog Eberhard im Barte auf jenem Reichstag 1495 „einst zu Worms im Kaisersaal" sich als „reichster Fürst" pries, ein Wittelsbacher Fürst (etwa 1390) jenes stolze Wort von der Liebe und Anhänglichkeit seines Volkes gesprochen hat, besondere Beachtung. 3) Leibwache.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 40

1906 - München : Oldenbourg
40 10. Kolonisierende und germanisierende Tätigkeit des bayerischen Stammes. Karls Regierung ist reich an Gewalttaten. Wie sehr man seinen schöpferischen Geist, seine Willenskraft, seinen Unternehmungssinn bewundern mag, in einzelnen seiner politischen Ämßregeln verrät er noch die Spuren altgermanischer Barbarei. „Verschwunden hinter der Klostermauer" kehrt fast wie ein regelmäßiger Refrain in der Geschichte Karls des Großen wieber. 10. Kolonisierende und germanisierende Tätigkeit des bayerischen Stammes, insbesondere auf dem Nordgau. Von M. Doeberl. Wie das Leben des einzelnen erst dann einen höheren Wert erlangt, wenn er heraustritt aus dem engen und beengenben Kreise jener Tätigkeit^ die lebiglich seiner Selbsterhaltung gewidmet ist, und sich in den Dienst einer größeren Gemeinschaft, in den Dienst einer höheren sittlichen Ansgabe stellt, so ist es auch mit dem Leben eines Volkes. Eine höhere Mission erfüllt ein Volk, wenn es entweder produktiv weiterarbeitet an der kulturellen Entwicklung der Menschheit, ober wenn es seine Nationalität und die überkommene Gesittung schützt gegen den Ansturm barbarischer Völker, noch mehr, wenn es ihm gelingt biefe Kultur und btese Nationalität hinauszutragen in barbarische ober halbbarbarische Nachbarlänber und zugleich Raum zu gewinnen für nachkommenbe Generationen. Eine Kulturaufgabe nach beiben letztgenannten Richtungen hin ist vornehmlich zwei deutschen Stämmen zugefallen, die an der Ostmark des Reiches saßen nnb so manche Charaktereigenschaft miteinanber teilten, dem sächsischen nnb dem bayerischen, jenem im Nordosten, biesem im Sübosten. Man hat mit Recht biefe Kolonisation des Ostens die größte Tat des beut sehen Volkes genannt; mehr als die Hälfte des heute von Deutschen bewohnten Gebietes ist so gewonnen worben, die Wiege unserer beiben bentschen Großmächte stanb nicht innerhalb der alten Gebiete des Reiches, sonbern auf einem Felbe, das erst bayerische und sächsische Kulturarbeit erschlossen. Der Sieg des Deutschtums auf dem ungeheuren Gebiete von der Elbe bis zum Peipussee in Rußlanb, auf der noch heute sogenannten „wenbijchen Ebene", ist das Werk der nordöstlichen Kolonisation. Aber biefe Ausbreitung des Deutschtums erfolgte erst im 12. und 13. Jahrhundert. Damals, als im Nordosten der deutsche Ritter und der deutsche Bauer, wie der deutsche Mönch über die Elbe drangen, klangen bereits vom bayerischen Kolonisationsgebiete, vom Hose der Babenberger Markgrafen, in die deutschen Lande herüber die Lieder und Weifen eines Ritters von Kürenberg, eines Reinmar des Alten, eines Walter von der Vogelweide. Der bayerische Stamm ist eben am frühesten *) Vgl. Beilage der Allgem. Zeitung, München 1904, Nr. 141 und 142, und M. Doeberl „Entwicklungsgeschichte Bayerns" I. S. 1*23, 132 ff.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 41

1906 - München : Oldenbourg
10. Kolonisierende und germanisierende Tätigkeit des bayerischen Stammes. 41 vor die Lösung seiner Kulturarbeit gestellt worden, schon im 8. Jahrhundert, als die Sachsen ihre heidnischen Götter noch gegen fränkisches Christentum verteidigten. Diese Kulturarbeit des bayerischen Stammes erstreckte sich über ein weites, wechselreiches Gebiet: im Norden bis zu den dnnkelbewaldeten Granitmassen des Fichtelgebirges, im Osten zu den weichen Wassern des Plattensees, im Süden, vorbei an hochragenden Firnen und tiefgründigen Schluchten, einerseits zu den Steinwüsten des Karst, anderseits zu den Pforten des Landes, „wo die Zitrone blüht und das blaue Gewässer dämmert unter der Sonne Homers". Das Arbeitsfeld liegt vornehmlich in den heutigen dentsch-öster-reichischen Ostalpenländern tzder Inn erösterreich, in den Landen an der mittleren Donau oder Niederösterreich, in den Landen nördlich der oberen Donau entlang dem Böhmerwalde, ans dem sogenannten Nordgau. Das Ergebnis dieser mehrhnndertjährigeu Tätigkeit war die vorherrschende Geltung des Deutschtums in Steiermark, Kärnten und Kram, die ausschließliche Herrschaft des Deutschtums in Niederösterreich, in der heutigen Oberpfalz, in Teilen von Mittel- und Oberfranken und im Egerlande. Die bayerische Kolonisation griff aber auch über die politischen Grenzen deutscher Herrschaft hinaus und gewann ausgedehnte Gebiete im nordöstlichen Italien, im westlichen Ungarn, im südlichen Mähren, im südlichen und westlichen Böhmen. * * * Die zukunftsreichsten Markenländer, Niederösterreich und Jnnerösterreich, sind dem bayerischen Staate verloren gegangen. Der Nordgau ist zum größeren Teile bei Bayern verblieben. Hier, auf dem Nordgau, begann die Kolonisation schon in der Zeit der letzten Agilolfinger: in der Gegend von Cham hatten die Mönche von St. Emmeram schon im 8. Jahrhundert großen Besitz, schon damals erstand hier die „cellaapud Chambe“ (Chammünster). Indes systematisch wurde die Kolonisation erst betrieben seit der markgräflichen Organisierung des Landes durch Karl den Großen. Bei ihrer Einwanderung hatten die Bayern von dem nördlich der Donau gelegenen Lande nur ein südwestliches Stück in Besitz genommen. Noch bedeckte weitaus den größeren Teil des späteren Nordgaus Urwald, vom Bayerischen Wald im Südosten bis zur Pegnitz im Nordwesten, vom Fichtelgebirge im Norden bis tief herab ins Nabtal. Es genügt hinzuweisen aus die zahlreichen späteren Ortsnamen auf reut, fchwaud, brand, Han, gesell, loh, Wald, sowie auf die Ausdehnung, welche die Urkunden dem Nordwald geben, und auf die örtliche Lage einzelner Rodklöster. Innerhalb dieses Waldlandes saßen zerstreut Slaven, sowohl Sorbenwenden, die von Norden und Westen her vordrangen, als ernch Tschechen, die Don Osten her einwanderten, ganz besonders in den Flußtälern der Eger, Wondreb und Nab.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 424

1906 - München : Oldenbourg
424 81. Die Walhalla. wurden, die den Ruhmestempel Napoleons im Strahlenglanz erscheinen ließen, in jenen Tagen der tiefsten Erniedrigung Deutschlands hatte der bayerische Prinz den Entschluß gefaßt dem deutschen Genius dieseu Ehrentempel, seine Walhalla, zubauen. „Es macht den Eindruck," sagt Döllinger, „wie wenn ehedem römische Senatoren dem von der Niederlage bei Kaunä heimkehrenden Konsnl Varro entgegengingen und ihm dankten, daß er doch am Vaterland nicht verzweifelt habe." Schon bei einem früheren Besuch in Berlin (Neujahr 1807) lenkte er seine ersten Schritte zu Schadow um für seine Walhalla eiue Büste Friedrichs des Großen in Auftrag zu geben. Außer bei Schadow bestellte Ludwig dann noch bei Rauch, Tieck und Wichmann Büsten deutscher Geistesheroen. Während selbst die edelsten Patrioten trübe resignierten, hatte Kronprinz Ludwig niemals das Vertrauen verloren ans die geistige Kraft des Volkes, die früher oder später das Vaterland wieder aufrichten, das Gefühl der Zusammengehörigkeit wecken müsse. Damals, als der Prinz täglich gezwungen war mit Berthier, Net) und anderen französischen Marschällen in Berührung zu kommen, war das Gedicht entstanden: „Auf, ihr Teutschen, sprengt die Ketten, Die ein Korse euch hat angelegt; (Eure Freiheit könnet ihr noch retten, Teutsche Kraft, sie ruhet unbewegt . . . Auch auf den Wunsch des Prinzen war Joh. Müller eingegangen, „alle diese Männer, nicht gelehrt, ohne alles Zitat, aber mit lebendiger Vorstellung dessen, was jeder war und was zu sein er uns lehrt, aufzuzeichnen". Doch starb Müller, bevor er den Plan ausgeführt hatte, und Ludwig übernahm nun selbst die Abfassung kurzer biographischer Skizzen über die „Walhalla-genossen". Man mag den Stil barock nennen und den einen und anderen Verstoß gegen die Geschichte tadeln, aber man muß der Objektivität des Verfassers Gerechtigkeit widerfahren lassen. Zwölf Jahre nach der Grundsteinlegung, wieder am Jahrestag des Leipziger Befreiungskampfes, öffneten sich die ehernen Tore des deutschen Ehrentempels. Unter den Klängen des von Stunz komponierten Walhallaliedes schritt der König mit großem Gefolge die majestätische Marmortreppe hinan. Das Gelübde, das er vor 35 Jahren nach der Schlacht bei Jena den zürnenden Walküren geleistet, war gelöst. Auch bei dieser Feier gab er dem Wunsche Ausdruck, Walhalla solle vor allem zur Erstarkung deutschen Sinnes beitragen. Im Jahre 1830 war auch für ein einiges Deutschland kaum mehr als der Grundstein gelegt. Im Laufe der folgenden zwölf Jahre war an dem Bau nicht lässig fortgearbeitet worden, obwohl ein ausschweifender Partikularismus in gleicher Weise wie das Streben nach unbedingter Einheit, das sich zu anarchischer Tendenz verirrte, die Entwickelung der Einheitsidee schädigte. Aber es waren doch wenigstens die Glieder des deutschen Volkes nicht mehr durch Zollschranken zerrissen und die deutsche Bewegung im Jahre 1840 hatte gezeigt, daß die

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 509

1906 - München : Oldenbourg
105. König Maximilian Ii. von Bayern und die Wissenschaft. 509 großer und kostspieliger, dem geschichtlichen Gebiete ungehöriger Werke möglich. Diese Bibliotheken sind aber verschwunden und überhaupt werden große Privatbibliotheken, die als Fideikommisse jahrhundertelang bei der Familie blieben, heutzutage nicht leicht mehr gebildet oder auch nur fortgesetzt. Jedermann bedient sich jetzt der öffentlichen Bibliotheken; die Gelehrten sind eben nicht zugleich die Reichen und die Reichen sind nur sehr selten die Gelehrten. Dank der königlichen Aufträge und Mittel sind eine Reihe der bedeutendsten Werke, Denkmäler deutscher Forschung und Gelehrsamkeit, ins Leben gerufen worden: es entstand die Sammlung der deutschgeschriebenen Chroniken der deutschen Städte (im 15. und 16. Jahrhundert); die deutschen Reichstagsakten seit dem Erscheinen der goldenen Bulle, eine großartige Publikation, versprechen Helles Licht nicht nur auf die deutsche sondern auch aus die europäische Geschichte zu werfen; die Jahrbücher der deutschen Geschichte, die For- schungen zur deutschen Geschichte, die Sammlung mittelalterlicher Formel- und Prozeßbücher, die Geschichte der deutschen Wissenschaft (ans 23 Einzelwerken bestehend, für die allein der König die Summe vou 50000 Gulden aus seiner Privatkasse bewilligte) werden Fundamentalwerke wissenschaftlicher Forschung werden; durch Preisausschreibungen für Biographien berühmter Deutscher und verdienter Bayern sind bereits tüchtige Werke erzielt und viele andere bedeutungsvolle Bereicherungen unserer historischen Literatur (z. B. die historischen Lieder der Deutschen vom 15. bis 17. Jahrhundert, die Korrespondenz der Fürsten des Wittelsbachischen Hauses von 1550—1650) sind durch die Muni-fizenz des Königs ermöglicht worden; der König war es auch, der zuerst den Gedanken eines Werkes wie die Bavaria faßte und nicht bloß den Plan im allgemeinen sondern auch im Detail entwarf, und der jetzt schon sehr günstige Erfolg des nur erst zur Hälfte Vollendeten Werkes beweist, welch treffendes Urteil, welch richtigen Blick er in Dingen des eigenen Landes befaß. Wenn der Verdienste Maximilians Ii. um die Wissenschaft gedacht wird, darf Über das bayerische Nationalmuseum nicht geschwiegen werden. Denn der Gewinn ans dieser einzigen Sammlung kommt doch auch der Ge- schichte zugute, und wer immer Bayerns, ja Deutschlands frühere Sitte, Kultur und Kunsttätigkeit in dem Jahrtausend von der Karolingischen bis zur Napoleonischen Zeit gründlich, das heißt, anschaulich kennen und studieren will, der muß fortan nach München zu diesem Museum wandern und an dieser überraschenden Fülle künstlerischer Erzeugnisse Geist und Herz erfrischen. Wie Vieles und Kostbares ist hier vom sicheren Untergange gerettet, wie Vieles, das in seiner Verborgenheit bisher unbeachtet, in seiner Vereinzelung tot und bedeutungslos geblieben, hat hier erst durch seine Einfügung in ein großes symmetrisches Gauzes, durch seine örtliche Verbindung mit Verwandtem Leben und Gedankengehalt empfangen! Wir dürfen Paris um sein Hotel de Cluny nicht mehr beneiden, denn unser Museum ist jetzt schon gehaltvoller und groß-
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