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Serail erblickt man bunte Häusermassen,We den Wellenlinien der Hügel
folgen.^ Dort tritt eine Gruppe von Cypressen und andern Bäumen über
sie hinaus; hier unterbricht ein einsam stehendes, halbverfallenes Mauer-
werk die ffast nur durch ihre Färbung verschiedenen Dächer der Häuser-
reihen. — Was aber der Stadt einen so wunderbaren, ja feenartigen
Reiz verleiht und dem überraschten Beschauer den lauten Freuderuf ent-
lockt, sind die zierlichen Minarets und die Haufen glänzender Kuppeln
auf Moscheen und Grabmälern, ^ die allenthalben emporragen... Man
kann sie kaum zählen, und während das Auge gesättigt über der Mehr-
zahl derselben hinschweift, bleibt es bewundernd an einigen hangen,'-die
durch Größe und schöne Bauart hervorglänzen Mund deren Namen in
empfänglichen Herzen tausend Bilder und Gedanken wecken.
Wer denkt nicht beim Anblick jener prachtvollen Kirche, ^der Aja
Sophia, Die mit ihrer schönen Kuppel und den vier Minarets beinahe
im Mittelpunkte der Stadt liegt F an ihren Erbauer, den prunkliebenden
Zustimmn der in ihr ein Werk hinstellen wollte! welches den Glanz des
Salomonischen Tempels verdunkeln sollte!! Es' gelang ihm. --Doch als
der stolze Bau vollendet war und der Kaiser mit den'worten: „Salo-
mon, ich besiegte dich!" an den Altar eilte, ahnte er wohl nicht, daß
einst der Herrscher der Ungläubigen auf seinem Streitrosse in diese Hallen
ziehen, mit eigner Hand die heiligen Zeichen des christlichen Glaubens
zerschlagen und sprechen werde: „Es ist kein Gott als Allah, und Moha-
med ist sein Prophet!" — Das Kreuz verschwand von der Höhe der
Kuppel, und jetzt erhebt sich dort ein kolossaler ^fünfzig Ellen im Durch-
messer haltender Halbmond,Dder dem Wanderer schon von Weitem über
die Höhe entgegenglänzt, v '
Auf dein dritten der sieben Hügel liegt die Moschee des großen
Suleiman; neben ihr sieht man die Moschee Bajazet des Zweiten mit
zwei Thürmen; weiter rechts die von Mohamed dem Zweitenzauf dem
Platze, wo das christliche Byzanz^einen seiner schönsten Tempel, die Kirche
der heiligen Apostel, erbaut hattez Links von der Aja Sophia zeigt sich
die Moschee des Sultans Achmet; sie ist eines der prächtigsten Gebäude
Stambuls und hat sechs Minarets. Ueber sie alle hinaus ragt der
Thurm der Feuerwache, der Thurm des Seraskiers. Ihn vergleicht der
türkische Geschichtschreiber Isi mit einem in den Lüften schwebenden Neste
des Paradiesvogels.
So liegt Konstantinopel links vor uns, und seine Häuserreihen
steigen bis zu den Ufern des großen Hafens, des goldenen Horns,
hinab, das wir mit allen seinen Schönheiten gerade vor uns haben.
Man verfolgt seinen Lauf von der breiten Einmündung iu's Meer von
Marmora bis Ejub, wo es sich allmählich zwischen den Wiesen zu ver-
lieren scheint. Auf seinem Wasser von der schönsten grünen Farbe ruhen
die Schiffe aller Nationen neben einander. Das alte, sonderbar gebaute
Fahrzeug der syrischen Küstenfahrer, dessen hoher, spitzer Schnabel an die
Bauart der Schiffe im Alterthum erinnert, liegt mit seinem schmutzigen
Anstrich neben der zierlich ausgerüsteten Jacht des Briten. Da ankert
schwerfällig ein türkisches Kriegsschiff, ein zerschossener Invalide, neben
einer leichten, französischen Brigg, die auf und unter dem Verdeck blank
und sauber geputzt ist, mit den hohen Masten hin und her wiegt und
ungeduldig an den Ankerketten zu zerren scheint. Langsam bewegt sich
dort eines jener plump zusammengezimmerten Gerüste, die einem Flosse
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167
gleich auf schweren Balken ruhen und dazu dienen, den Hafen, beson-
ders die Landungsplätze für die kleineren Böte vom Schmutze zu reinigen.
Neben ihm stellt so eben ein Dampfschiff feinen muntern Lauf ein, hißt
eine Flagge auf, und der Wasserdampf, der laut schreiend dem geöff-
neten Ventil entfährt, zieht die Aufmerksamkeit der Osmanlis auf sich. die
faul in ihren Kähnen liegend, dem Meerwunder zusehen. Zwischen diesen
größeren Fahrzeugen schießen die Kaiks pfeilgeschwind auf dem Wasser
des Hafens hm und her, ja sie wagen sich über den Bosporus nach
dem asiatischen Ufer. Diese Böte sind gewöhnlich achtzehn bis zwanzig
Fuß lang. aber kaum drei Fuß breit, und, da sie wie alle Seefahrzeuge
auf den Kiel gebaut sind, sehr zum Umschlagen geneigt, wozu die äußerst
dünnen Wände das Ihrige beitragen. Diese, kaum einen Zoll dick.
bestehen wie das ganze Boot aus hartem Holz und sind gewöhnlich zier-
lich geschnitzt. Durch ihre Leichtigkeit und den langen, spitzen Schnabel,
in welchen der Kaik ausläuft, wird dessen ungemeine Schnelligkeit bedingt,
aber auch, besonders für den Europäer, das Einsteigen erschwert; denn
man muß bei diesem Manöver gleich vom Landungsplätze aus die Mitte
des Bootes gewinnen und sich ruhig niedersetzen, um das Gleichgewicht
zu erhalten und nicht umzuschlagen,' was dennoch sehr häufig vorkommt.
Das reizende Bild des Hafens, der sich zwischen Konstantinopel
und den auf dem andern Ufer liegenden Vorstädten wie ein klarer Strom
hinzieht, wird durch die Menge dieser kleinen Fahrzeuge sehr belebt.
Einen äußerst komischen Anblick gewährt ein solcher Kaik mit einer Men-
schenladung, von der man nur die Köpfe über den Bord emporragen
sieht. Hin und wieder arbeitet sich auch die Schaluppe eines Kriegs-
schiffes unbehülflicher zwischen den Kaiks hindurch, doch nicht minder
anziehend. Diese Fahrzeuge ffnd von dunkler Farbe wie die Schiffe,
mit einem einzigen blauen, rothen oder weißen Streifen um den Rand.
Auf den Bänken sitzen die Matrosen, bei den größeren in zweifacher
bei den kleineren nur in einfacher Reihe, in ihren Jacken von dunkler
Leinwand, worüber sie einen saubern, breiten Hemdkragen herauslegen,
der meist von blauer Farbe ist. Er rahmt in Verbindung mit dem
schwarzen, betheerten, keck aufgestutzten Hute die frischen, runden Köpfe
der Matrosen recht freundlich ein. Am Hintertheil der Schaluppe steckt
die Flagge, und unter derselben sitzt auf einem mit der Landesfarbe
eingefaßten, blauen Tuch der Offizier, der sie befehligt, in seinen Hän-
den rwei Schnüre, mit denen er das Steuerruder leitet. Ergötzlich ist
das An- und Abfahren dieser Kriegsschaluppen. Die Matrosen sitzen auf
ihren Bänken, die Ruderstange gerade in die Höhe gestreckt, den Augen-
blick erwartend, wo der Offizier einsteigt. Dann pfeift der Bootsmann,
die Matrosen stoßen vom Schiffe ab, und in einem Augenblick schlagen
lautschallend alle Ruder zugleich in's Wasser.
Der prächtige Hafen ist ungefähr in der Mitte seiner Länge durch
die neue. schöne Brücke gesperrt, welche Achmet im Jahre 1835 bauen
ließ. Sie ist sechshundert sieben und dreißig Schritte lang und fünf
und zwanzig breit. Sie wird durch einen Wald der schönsten und läng-
sten Mastbäume getragen, die aufrecht stehend eingesenkt sind. und führt
von Konstantinopel nach dem andern Ufer des Häsens, wo sich die Vor-
städte Pera, Galata und Top-Chana erheben. — Ganz zur Rechten ist
das Bild begrenzt von der alten Veste Rumili Hissiari, deren Wälle und
Thürme keck am Gestade des Bosporus hinaufklettern und mit ihrem
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Extrahierte Personennamen: Rumili_Hissiari
Extrahierte Ortsnamen: Kiel Konstantinopel Konstantinopel Galata
331
stieg, unter den Franzosen aber die Rede, Manfred sei todt, sich schnell
verbreitete und bis zuin Könige drang. Biele eilten mit dem Picarden
zur Stelle, wo jener gefallen war: man fand den nackten Leichnam und
neben ihm den edlen Theobald.
Im Siegesübermuthe hingen Einige den erschlagenen König über
einen Esel, und Einer von ihnen rief laut: „Wer kauft Manfred?" —
aber ein französischer Baron züchtigte ihn, in richtigem Gefühle, hart
wegen dieser Frechheit. Als der Leichnam, welcher zwei tödtliche Wun-
den am Haupte und in der Brust zeigte, vor den König Karl gebracht
war, ließ er alle gefangenen Barone herbeirufen und fragte jeden ein-
zeln, ob dies Manfred sei. Sie antworteten furchtsam: „Ja." Nur
Graf Iordanus rief, als er ihn erblickte, in ungemessenem Schmerze:
„O mein Herr, o mein König!" und bedeckte laut weinend sein Gesicht
mit den Händen. Die Franzosen ehrten Iordanus für solche Treue;
Graf Richard von Caserta hingegen, der Verräther, welcher auch herbei
gerufen ward, um über seinen getödteten Schwager ein trockenes Ja
äuszusprechen, fand für so beschämende, vernichtende Stellung darin wohl
keinen hinreichenden Ersatz, daß ihn der König Karl seinen Getreuen
nannte.
Die französischen Großen baten jetzt, daß für Manfred ein ehren-
volles Begräbniß bewilligt werde; Karl'aber schlug es streng ab: denn
ein Gebannter, ein Ketzer dürfe nicht in geweihter Erde liegen. Daher
vergrub man ihn in aller Stille nahe bei der Brücke von Benevent.
Allein nicht bloß das Volk, sondern auch die Franzosen häuften ihm
theilnehmend dadurch ein Ehrendenkmal, daß jeder einen Stein zu seinem
Grabe trug, und der Ort selbst hatte oder erhielt den bedeutenden Namen:
Fels der Oiofen! Nachmals fand jedoch der Cardinalgesandte, Erzbischof
von Corenza, diese Stelle sei zu gut, der Boden kirchliches Eigenthum,
und Manfred verdiene überhaupt keine Ruhestätte in seinem ehemaligen
Reiche. Darum ließ er ihn wieder ausgraben und nach der Grenze von
Abruzzo und Picenum bringen. Hier, in einem abgelegenen, von düstern
Felsen eingeschlossenen Thale, welches der Fluß Verde kurz vor seiner
Vereinigung mit denr Teronto bildet, wurde Manfred, ohne daß ein
Priester die Leiche geleitet, ohne Weihspruch und Glockengeläut zum zwei-
ten Male begraben. In der Nähe steht eine einsame Mühle; unter den
benachbarten Leuten lebt bis auf den heutigen Tag die Sage von dem
schönen, geistreichen, unglücklichen Könige Manfred'! F. v. Raumer.
114. Die Schlacht an der March.
Am Freitag, Rudolfs liebstem Schlachttage, den 26. August 1278
früh vor sechs Uhr zog das vereinigte Heer über die Hügel und erblickte
den Feind jenseits des Weidenbachs auf der Ebene. Ottokar hatte
zuletzt sein Lager daselbst genommen, bis dicht an den Fluß, von wel-
chem es umströmt ward; wahrscheinlich floß damals die March um die
ungerragische Aue, wo jetzt das alte Bett ist. Zwischen den Heeren
war das Land theilweise mit Rohr bewachsen und hatte den Anschein
eines Sumpfes, wahrscheinlich der jetzige sogenannte Speibersee.
König Ottokar hatte sein Heer in sechs Haufen und eine Nachhut
getheilt. Der erste bestand aus dem größten Theil der Böhmen; die
Mähren und die Böhmen von Pilsen bildeten den zweiten, Meißner und
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Extrahierte Personennamen: Manfred Theobald Karl Karl Manfred Iordanus Graf_Richard_von_Caserta Karl Karl Manfred Corenza Manfred Manfred Rudolfs August Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar
369
Am 19. Juli 1588 erschien die unüberwindliche Armada inr Canal,
das Werk fünfjähriger Rüstung, wider Willen so verspätet. Denn schon
im Mai hatte der Herzog von Medina Sidonia die Anker gelichtet, war
vom Tajo ausgelaufen, aber Stürme ergriffen die Flotte, zwangen sie
in Corunna eine Zuflucht zu suchen. So verrannen zwei für Englands
Rettung wichtige Monate, die aber auch verderblich hätten werden kön-
nen, weil Elisabeth auf das Gerücht, für dieses Jahr sei von der Armada
nichts mehr zu befürchten, haushälterisch den Befehl gab, vier der größ-
ten Schiffe sogleich abzutakeln. Howard aber wagte es, nicht zu gehor-
chen, und der Erfolg gab ihm Recht. Denn der früher so zögernde Phi-
lipp wollte jetzt von keinem Aufschub mehr wissen und ließ jel'bst Parmas
Rath, daß man doch auf mögliche Unglücksfälle Bedacht nehmen und
sich zu dem Ende einen geräumigen und festen Hafen, am besten Vlies-
singen, erobern möge, unbeachtet. Medina Sidonia hatte den Befehl,
die feindliche Flotte nicht früher anzugreifen, als bis der Herzog von
Parma gelandet wäre. So unansehnlich die englischen Schiffe sich gegen
die spanischen ausnahmen, welche letztem doch selber jetzt nur für Linien-
schiffe vierten Ranges gelten würden, so viel machte ihre Thätigkeit in
Angriffen auf einzelne Schiffe dein Spanier zu schaffen, welchem auch
inanches Fahrzeug an den Klippen des unbekannten Fahrwassers zu
Grunde ging, l Es dauerte fast eine Woche, bevor die Armada aus die
Höhe von Calais gelangte, um hier des Herzogs von Parma zu war-
ten, welcher inzwischen seine Macht in den beiden flandrischen Hafen-
plätzen Nieuenport und Dünkirchen zusammengezogen hatte. Am nächsten
Tage sollte die Vereinigung stattfinden, als plötzlich in der Nacht vorher
acht englische Brander durch das tiefe Dunkel wie leuchtende Kometen
flogen und solch einen jähen Schrecken unter den Spaniern hervorbrach-
ten, daß diese die Ankertaue kappten und nach allen Seiten aus einan-
der flogen. Der Anschlag ging von Francis Drake aus. Zwar kamen
die Spanier insofern mit dem Schrecken davon, als die Brander ohne
zu zünden mitten hindurch aus den Strand liefen, allein der Schade war
unsäglich, welchen die großen, schwerfälligen Schiffe in der Verwirrung
litten, und kaum hatte man sich einigermaßen aus der Bestürzung erholt,
als ein Sturm von Südwesten ein schweres Gewitter herbeiführte. Da
lief eines der größten Schiffe bei Calais auf den Strand und lvard
genommen, die meisten Schiffe der Armada aber trieben nach Greve-
lingen, wo sie Drake einholte, welchem bald Howard die Hauptmacht
nachführte. Und hier erhuben nun die Engländer einen gewaltigen See-
kampf, der vom Morgen des 30. Julius 4 Uhr bis Abends 6 Uhr
dauerte. Die Armada verlor dreizehn oder vierzehn ihrer schönsten Schiffe,
und die sinkende Sonne sah die Niederlage der Spanier entschieden. Da
ward es Nacht in Medina Sidonias Seele. Er war an die Spitze die-
ses gewaltigen Unternehmens, welches die Herrschaft Roms über die
Welt wiederherstellen sollte, durch kein anderes Verdienst gekommen, als
daß er Grande von Spanien und ein gewandter Höfling war. Einem
Krieger vom alten Schlage, auf der See ergraut, dem Admiral Santa
Cruz, war anfänglich die Sache übergeben, der starb, als Alles fertig
war in königlicher Ungnade. Medina Sidonia hatte zu ernten gehofft,
wo Andre säeten, aber wie ganz anders stand es nun! Alexander Far-
nese konnte nicht helfen und hätte es kaum gewollt. Er schlug es rein
ab, mit seinen Transportschiffen sich in den Canal zu wagen, so lange
Masms Leseb. Ii. 4. Stuft. 24
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Extrahierte Personennamen: Howard Parmas
Rath Francis_Drake Julius Alexander_Far- Alexander Masms_Leseb
370
die Engländer das Gewässer beherrschten, erinnerte an den weisen Rath,
den er gegeben, und den man verachtet. So stark Medina Sidonia noch
immer war, er gab jetzt den Angriff auf, dachte nur, wie er nach Spa-
nien zurückgelange. Aber die Rückfahrt verboten ihm beides: der Wind
aus Süden und die sein wartende siegreiche Flotte. Mithin beschloß er
Schottland zu umfahren, dann über Irland den Rückweg zu suchen.
Aber Howard eilte ihm nach , um eine zweite Schlacht zu liefern, und
man will wissen, daß Medina Sidonia in dieser Bedrängniß an Erge-
bung dachte.^ Wie dem nun sei, die englische Flotte drohte bloß, machte
keinen Angriff. Für eine Schlacht reichte die Ammunition nicht mehr aus,
bei deren Anschaffung die Königin nach ihrer Weise gekargt hatte. Wie
es nun stand, kam ungeachtet aller Seeverluste, die noch folgten, unge-
fähr die Hälfte der Armada nach Hause. Da war nun im Palaste nicht
die erlittene Einbuße und Schmack) die Hauptsache, sondern die Schwie-
rigkeit, dem Könige eine solche Nachricht beizubringen. Schwer, daß
sich endlich ein Höfling dazu überwand. Dieser findet Philipp am Schreib-
tische: er legte die Feder nieder, vernimmt was geschehen, dankt Gott,
daß es nichts Schlimmeres sei, und fährt zu schreiben fort. Die Köni-
gin von England aber ward mit Jubel von ihrem Heere empfangen,
als sie auf weißem Zelter, den Marschallftab in der Hand, sich zeigte.
Der erlittene Verlust war unbedeutend, und unbegrenzt die Glorie. Um
dieselbe Zeit, als die Trümmer der Armada kümmerlich in Spanien an-
langten, hielt Elisabeth ihren feierlichen Triumpheinzug in die Hauptjtadt
nach der St. Paulskirche. Ein Strom von vaterländischer Begeisterung
ging durch England. Auf seinen Wellen wiegte sich ein junger William,
der Eroberer im Reiche der Dichtrunst, der damals vier und zwanzigjäh-
rige, noch rühmlose William Shakespeare. Bacon von Verulam, dieses
Licht der Wissenschaft, war nur drei Jahre älter, und sein Geist strahlte
bereits so wunderbar durch die Welt, daß er des alten Burleigh Eifer-
sucht erregte. Die Zukunft Englands in jeder Art von Macht und Größe
erschloß sich in diesen Tagen der Erhebung. Der Protestantismus und
die Seemacht hatten ihre Probe zu gleicher Zeit bestanden. Mit beiden
durfte es nun nicht wieder rückwärts gehen. Wie schnell erstand jetzt
eine Kriegsflotte von zwei und vierzig Schiffen (die größten schon von
vierzig Kanonen) vor den Augen der wachsamen Königin! Wie glücklich
vollbrachte ihr kühner Sir Walter Raleigh jetzt jenseits des Oceans die
Gründung einer britischen Colonialmacht durch' Niederlassungen in Nord-
amerika! 'Die Landschaft inußte vor allen Dingen den Namen Virginien
tragen, in honorem Elisabethae virginis. F. C. Dahlmann,
123. Die Christenbotcn ans Grönland.
I.
Hans Egede.
Vor neunhundert Jahren wurde von der Insel Island ein unru-
higer Mann verbannt, Erich der Rothe. Er fuhr dem Sonnenunter-
gange zu weit ins Meer hinaus und kanr an ein bis dahin ganz unbe-
kanntes Land; das gefiel seinen Augen wohl: von seinen schönen, grünen
Waldungen und Wiesen nannte er es Grönland, d. i. grünes Land; und
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Extrahierte Personennamen: Howard Philipp Philipp Gott Elisabeth William_Shakespeare Walter_Raleigh F._C._Dahlmann Hans_Egede Erich_der_Rothe
Extrahierte Ortsnamen: Schottland Irland England Spanien England Englands Island
330
und Waffen?" Es sind, antwortete man ihm, die Guelfen aus Tos-
cana. Da rief er laut: „Welch löbliche Treue für ihre Partei! Wo
leisten mir die Ghibellinen solche Hülfe, die ich unterstützte mit aller An-
strengung, mit Gut und Blut!" — „Auch Ghibellinen," fuhren Jene
fort, „sehen wir im feindlichen Heere;" und der König erwiderte: „Die
treulos Undankbaren! sie denken sich zu sichern, möge ich siegen oder Karl
von Anjou."
Manfreds rascher und thätiger Angriff ermuthigte indeß die noch
immer heldenmüthig widerstehenden Deutschen, und er erwartete, daß
sich, seiner verständigen Anordnung zufolge, auch die übrigen Abtheilun-
gen schnell hierher wenden und durch vereinten Andrang auf den wich-
tigsten Punkt obsiegen würden. In diesem entscheidenden Augenblicke
rief ihm ein Krieger zu: „O Herr, seht, welch eine große Schaar Eures
Volks zu den Feinden übergeht, seht, wie so Viele dort verrätherisch
fliehen!" Als Manfred erschreckt sich umsah, stürzte ihm sein mit silber-
nem Adler geschmückter Helm vom Haupte auf den Sattel nieder, und
er sprach: „Das ist ein Zeichen Gottes: denn ich hatte den Helm mit
meinen Händen so befestigt, daß er niemals von selbst herabfallen
konnte!" Dann, den hochbejahrten Accursius anredend, fuhr er fort:
„Gedenke, daß du des Kaisers, meines Vaters, Mundschenk wärest, daß
er mich dir vor Allen einpfahl; rathe mir getreulich!"— „Das ist wohl
zu spät!" antwortete dieser in wehmüthigem Zorne. „Wo sind nun Eure
Geiger und Dichter, die ihr mehr als Ritter "und Knechte liebtet, daß sie
versuchen könnten, ob Karl auch nach ihrem süßen Getöne tanzen möchte?
Euer Leben aber will ich Euch erhalten mit meinem Tode!" — Er nahm
den Helm und des Königs Abzeichen und stürzte sich in die Schlacht;
der getreue Knecht ward erschlagen, sein Herr aber nicht gerettet. Denn
als dieser rings um sich nur Flucht und Verrath sah, fühlte er, esz'ei
die Stunde gekommen, welche nie zu überleben er längst beschloßen
hatte. Auch er drang hinein in das wildeste Getümmel und ward nie
wieder gesehen.
Getödtet wurden: 3000 Reiter, Fußgänger und Söldner; gefangen
wurden: die Grafen Iordanus und Bartholomäus Lancia und viele
andere Edle. Der Sieg schien vollkoinmen; als aber Karls Barone ihm
dazu Glück wünschten, zeigte er fast keine Freude, sondern sagte: „Dem
Tapfern genügt kaum die^Welt; was ist es weiter einen Mann zu besie-
gen!" — Daran lag ihm aber doch viel, zu wissen, wo dieser eine
Mann sei, ob er lebe oder ob er umgekommen.
Nach zweien Tagen hatte man von Manfred noch keine Spur;
endlich sahen die gefangenen Grafen Iordanus und Bartholomäus Lancia,
daß ein Picarde dessen Pferd ritt, und fragten ihn erschreckt,^ woher er
das Pferd habe, uird was er von dessen früherem Besitzer wisse. Jener
sagte hierauf aus: „ Während der Schlacht stürzte ein Ritter mit einem
Begleiter (es war der edle Römer Theobald von Annibalis gewesen) unter
unsere Schaar, laut die Seinen zum Kampfe anfeuernd. Wären jene
treu und tapfer, wie er, gefolgt, wahrlich sie hätten gesiegt; so aber traf
nieine Lanze den Kopf seines Pferdes, es bäumte sich und stürzte mit
dem Reiter zu Boden. Diesen ergriffen Knechte aus unserem Heere und
erschlugen ihn, plündernd, mit vielen Streichen. Mir wurde dies Pferd
und dieser Gürtel zu Theil." — Die Beschreibung des Getödteteu stimmte
ebenfalls dergestalt, daß die Sorge der Theilnehmenden immer höher
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karl
von_Anjou Karl Manfreds Manfred Geiger Karl Karl Karls Manfred Bartholomäus_Lancia Theobald_von_Annibalis
432
Sie halten dort oben den einsamen Reih'n,
Da stellt sich kein Zeuge, kein irdischer, ein.
6. Es sitzt die Königin hoch und klar
Auf unvergänglichem Throne,
Die Stirn umkränzt sie sich wunderbar
Mit diamantener Krone;
Drauf schießt die Sonne die Pfeile von Licht,
Sie vergolden sie nur und erwärmen sie nicht.
F. v. Schiller. 1804.
32. Löwenritt.
1. Wüstenkönig ist der Löwe; will er sein Gebiet durchfliegen,
Wandelt er nach der Lagune, in dem hohen Schilf zu liegen.
Wo Gazellen und Giraffen trinken, kauert er im Rohre;
Zitternd über dem Gewalt'gen rauscht das Laub der Sykomore.
2. Abends, wenn die Hellen Feuer glühn im Hottentottenkrale,
Wenn des jähen Tafelberges bunte, wechselnde Signale
Nicht mehr glänzen, wenn der Kaffer einsam schweift durch die Karoo,
Wenn im Busch die Antilope schlummert, und am Strom das Gnu:
3. Sieh, dann schreitet majestätisch durch die Wüste die Giraffe,
Daß mit der Lagune trüben Fluthen sie die heiße, schlaffe
Zunge kühle; lechzend eilt sie durch der Wüste uackte Strecken,
Knieend schlürft sie langen Halses aus dem schlammgefüllten Becken.
4. Plötzlich regt es sich im Rohre; mit Gebrüll auf ihren Nacken
Springt der Löwe. Welch ein Reitpferd! sah man reichere Schabracken
In den Marstallkammern einer königlichen Hofburg liegen,
Als das bunte Fell des Renners, den der Thiere Fürst bestiegen?
5. In die Muskeln des Genickes schlägt er gierig seine Zähne;
Um den Bug des Riesenpserdes weht des Reiters gelbe Mähne.
Mit dem dumpfen Schrei des Schmerzes springt es auf und fliegt gepeinigt;
Sieh, wie Schnelle des Kameeles es mit Pardelhaut vereinigt!
6. Sieh, die mondbestrahlte Fläche schlägt es mit den leichten Füßen!
Starr aus ihrer Höhlung treten seine Augen; rieselnd fließen
An dem braungefleckten Halse nieder schwarzen Blutes Tropfen,
Und das Herz des slücht'gen Thieres hört die stille Wüste klopfen.
7. Gleich der Wolke, deren Leuchten Israel im Lande Peinen
Führte, wie ein Geist der Wüste, wie ein fahler, luftger Schemen,
Eine sandgeformte Trombe in der Wüste sand'gem Meer,
Wirbelt eine gelbe Säule Sandes hinter ihnen her.
8. Ihrem Zuge folgt der Geier; krächzend schwirrt er durch die Lüste;
Ihrer Spur folgt die Hyäne, die Entweiherin der Grüfte;
Folgt der Panther, der des Caplauds Hürden räuberisch verheerte;
Blut und Schweiß bezeichnen ihres Königs grauenvolle Fährte!
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
433
9. Zagend auf lebendigem Throne sehn sie den Gebieter sitzen,
Und mit scharfer Klaue seines Sitzes bunte Polster ritzen.
Rastlos, bis die Kraft ihr schwindet, muß ihn die Giraffe tragen;
Gegen einen solchen Reiter hilft kein Bäumen und kein Schlagen.
10. Taumelnd an der Wüste Saume stürzt sie hin und röchelt leise.
Todt, bedeckt mit Staub und Schaume, wird das Roß des Reiters Speise.
Ueber Madagaskar, fern im Osten, sieht man Frühlicht glänzen; ■—
So durchsprengt der Thiere König nächtlich seines Reiches Grenzen.
F. Freiligrath.
33. Gesicht des Reisenden.
1. Mitten in der Wüste war es, wo wir Nachts am Boden ruhten;
Meine Beduinen schliefen bei den abgezäumten Stuten.
In der Ferne lag das Mondlicht auf der Nilgebirge Jochen;
Rings im Flugsand umgekommner Dromedare weiße Knochen.
2. Schlaflos lag ich; statt des Pfühles diente mir mein leichter Sattel,
Dem ich unterschob den Beutel mit der dürren Frucht der Dattel.
Meinen Kaftan ausgebreitet hatt' ich über Brust und Füße;
Neben mir mein bloßer Säbel, mein Gewehr und meine Spieße.
3. Tiefe Stille; nur zuweilen knistert das gesunkne Feuer;
Nur zuweilen kreischt verspätet ein vom Horst verirrter Geier;
Nur zuweilen stampft im Schlafe eins der angebundnen Rosse;
Nur zuweilen fährt ein Reiter träumend nach dem Wurfgeschosse.
4. Da auf einmal bebt die Erde; auf den Mondschein folgen trüber
Dämm'rung Schatten; Wüstenthiere jagen aufgeschreckt vorüber.
Schnaubend bäumen sich die Pferde; unser Führer greift zur Fahne;
Sie entsinkt ihm, und er murmelt: Herr, die Geisterkaravane! —
5. Ja, sie kommt! vor den Kameelen schweben die gespenst'schen Treiber;
Ueppig in den hohen Sätteln lehnen schleierlose Weiber;
Neben ihnen wandeln Mädchen, Krüge tragend, wie Rebekka
Einst am Brunnen; Reiter folgen — sausend sprengen sie nach Mekka.
6. Mehr noch! — nimmt der Zug kein Ende? — immer mehr! wer
kann sie zählen?
Weh, auch die zerstreuten Knochen werden wieder zu Kameelen,
Und der braune Sand, der wirbelnd sich erhebt in dunklen Massen,
Wandelt sich zu braunen Männern, die der Thiere Zügel fassen!
7. Denn dies ist die Nacht, wo Alle, die das Sandmeer schon ver-
schlungen,
Deren sturmverwehte Asche heut' vielleicht an unsern Zungen
Klebte, deren mürbe Schädel unsrer Rosse Huf zertreten,
Sich erheben und sich schaaren, in der heil'gen Stadt zu beten.
8. Immer mehr! — noch sind die Letzten nicht an uns vorbeigezogen,
Und schon kommen dort die Ersten schlaffen Zaums zurückgeflogen.
Masius Leseb. Ii. 4. Aufl. 28
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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9. Du öffnest mir das Grab, und führst auf's Neu'
Zu Menschen mich, sie an mein Herz zu drücken,
Zu leben und zu lieben warm und treu."
10. Und oben, von der Klippe höchstem Rücken
Betrachtend scharf das Fahrzeug, ward ich bleich:
Noch mußte mir bemerkt zu werden glücken.
11. Es wuchs das hergetrag'ne Schiff, zugleich
Die Angst in meinem Busen namenlos;
Es galt des Fernrohrs möglichen Bereich.
12. Nicht Rauch! nicht Flaggentuch! so bar und bloß,
Die Arme nur vermögend auszubreiten!
Du kennst, barmherz'ger Gott, du fühlst mein Loos!
13. Und ruhig sah ich her das Fahrzeug gleiten
Mit windgeschwellten Segeln auf den Wogen,
Und schwinden zwischen ihm und mir die Weiten.
14. Und jetzt! — es hat mein Ohr mich nicht betrogen,
Des Meisters Pfeife war's, vom Wind getragen,
Die wohl ich gier'gen Durstes eingesogen.
15. Wie wirst du erst, den seit so langen Tagen
Entbehrt ich habe, wonnereicher Laut
Der Menschenred', an's alte Herz mir schlagen! —
16. Sie haben mich, die Klippe doch erschaut?
Sie rücken an die Segel, im Begriff
Den Lauf zu ändern. — Gott, dem ich vertraut!
17. Nach Süden----------? Wohl! sie müssen ja das Riff
Umfahren, fern sich halten von der Brandung.
O gleite sicher, hoffnungschweres Schiff! —
18. Jetzt wär' es an der Zeit! O meine Ahndung!
Blickt her! blickt her! legt bei! setzt aus das Boot!
Dort unter'm Winde, dort versucht die Landung! —
19. Und ruhig vorwärts strebend ward das Boot
Nicht ausgesetzt, nicht ließ es ab zu gleiten,
Es wußt' gefühllos nichts von meiner Noth.
20. Und ruhig sah ich hin das Fahrzeug gleiten,
Mit windgeschwellten Segeln auf den Wogen,
Und wachsen zwischen ihm und mir die Weiten.
21. Und als es meinem Blicke sich entzogen,
Der's noch im leeren Blau vergebens sucht,
Und ich verhöhnt mich wußte und belogen:
22. Da hab' ich meinem Gott und mir geflucht,
Und, an den Felsen meine Stirne schlagend,
Gewüthet sinnverwirret und verrucht.
33 *
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5. Und wirst's- vollführen, eh' sich niederneiget
Die Sonn', und eh' die Nacht von Osten kehrt,
Ob auch das Schiffsvolk dumpfen Brütens schweiget,
Und widerwillig deine Worte hört.
O würd' vom Himmel dir ein Zeichen doch! —
Ein frischer Fahrwind! — Wohl! dein Herz schwillt hoch.
Du wirst's vollführen, eh' der Tag sich neiget,
Ja heute noch.
6. Sieh da! horch auf! Was flattert dort am Maste?
Läßt auf die Segelstange nieder sich? —
Halt aus, o Herz, im Jubel, der dich faßte;
Du hast's vollbracht; nicht brich, o Herz, nicht brich!
Wie lieblich tönt's herab zu dir, wie klar!
Und wird nun, was der Geist dir zeigte, wahr?
Es ist kein Traum, es flattert dort am Maste
Ein Vögelpaar.
7. Was führt euch her, ihr süßen, süßen Sänger?
Ihr singt so hell von der Gezweige Grün.
O fliegt nicht fort, o singt, o singt noch länger,
Ihr singt vom Strand, wo frische Blumen blüh'n.
Ihr Boten nahen Lands, ein dürstend Ohr,
Ein männlich Herz, sie lauschen euch empor.
Laßt strömen euren Sang, ihr süßen Sänger,
Aus euch hervor.
8. Seit aus der Arche Noah's flog die Taube
Und wiederkehrend einen Oelzweig trug,
Hat so bewegt niemals ein hoher Glaube,
So froh begrüßet eines Vogels Flug.
Nah muß das Land sein, tönt der Vögel Sang.
Nie sah hinaus nach euch ein Aug' so bang,
Seit aus der Arche Noah's flog die Taube.
Die Fahrt war lang.
9. Flieg' hin, o Schiff, du mußt das Land erreichen!
Noch heute grüßt ein Feuer dich vom Strand!
O Vögelpaar, du bist ein sichres Zeichen,
Und morgen ruht der Fuß auf festem Land!
So wie die Flügel lüftet sich der Schwan,
So schwillt das Segel, fliegt auf seiner Bahn
Das Schiff. Flieg' hin, du mußt das Land erreichen!
Wohlan! Wohlan!
Staufer.
91. Die Auswanderer.
(Sommer 1832.)
1. Ich kann den Blick nicht von euch > Wie reicht ihr mit gefchäft'gen Hän
wenden; den
Ich muß euch anfchau'n immerdar; ! Dem Schiffer eure Habe dar!
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