151
hatte sich sehr getäuscht. Gustav Adolf trieb die kaiserlichen Heere vor
sich her und zog gegen Magdeburg, das von Tilly bedrängt war.
Allein seine Hilfe kam zu spät; die Stadt wurde erobert und durch eine
furchtbare Feuersbrunst fast vollständig zerstört. Über 20000 Menschen
fanden durch Feuer und Schwert ihren Tod. — Tilly konnte sich rühmen,
in 36 Schlachten gesiegt zu haben. Nun aber verließ ihn das Glück.
Zu Breitenfeld bei Leipzig wurde er 1631 von Gustav Adolf vollständig
geschlagen. Dieser verfolgte ihn bis zum Lech und erzwang sich den Über-
gang. Tilly wurde dabei durch eine Kanonenkugel schwer verwundet und
starb bald darauf. So fiel Bayern in die Hände des Siegers.
c. In dieser Not mußte sich der Kaiser, dessen eigene Länder
jetzt bedroht waren, wieder an Wallenstein wenden. Aber nur unter sehr
harten Bedingungen*) nahm der beleidigte, stolze Friedländer den Ober-
befehl wieder an. In kurzer Zeit hatte er abermals ein großes Heer beisammen.
Bei Lützen, unweit Leipzig, kam es 1632 zur Schlacht, in welcher die
Schweden zwar siegten, aber ihren König verloren. Wallenstein zog sich
Nach Böhmen zurück. Von nun an blieb ec ganz unthätig. Man be-
schuldigte ihn sogar, daß er heimlich mit dem Feinde unterhandle. Deshalb
wurde er des Hochverrats angeklagt, lgeächtet und von seinen eigenen
Offizieren 1634 zu Eg er ermordet.
168. Der westfälische Frieden. 1648.]
Ill,r™178.j
a. Nach dem Tode Gustav Adolfs wurde der Krieg ein allge-
meiner, weil nun auch die Franzosen thätigen Anteil daran nahmen.
Diesen war es darum zu thun, das zwiespältige Reich völlig zu ver-
derben und Stücke deutschen Bodens an sich zu reißen. Deutschland
hatte schrecklich zu leiden. Denn auch aus den schwedischen Truppen war
alle Zucht und Ordnung gewichen, seit Gustav Adolf tot war. Blutige
Schlachten wurden geliefert; aber keine Partei erlangte über die andere
die Oberhand. Als alle aufs tiefste erschöpft waren, kam endlich im
Jahre 1618 nach fünfjährigen Unterhandlungen der Friede zustande. Er
wurde in den westfälischen Städten Münster und Osnabrück ab-
geschlossen; daher heißt er der westfälische Frieden.
b. Durch diesen Friedensschluß verlor Deutschland zwei seiner schönsten
Provinzen. Frankreich erhielt den größten Teil vom Elsaß, mit Aus-
nahme von Straßburg und 10 andern Reichsstädten; Schweden bekam
Pommern mit der Insel Rügen. Die Schweiz und Holland,
welche bisher zum Rüche gehört hatten, wurden selbständige Staaten.
Außerdem mußten bedeutende Kriegskosten bezahlt werden. Zwischen
Katholiken und Protestanten sollte vollständige Rechtsgleichheit bestehen.
*) Wallenstein durfte alle seine Generäle und Offiziere selbst ernennen und
hatte das Recht, mit dem Feinde über den Frieden zu unterhandeln.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Breitenfeld Leipzig Leipzig Schweden Deutschland Deutschland Frankreich Holland
476
Grenzstreitigkeiten. Kaiser Wilhelm ließ diesen Bestrebungen seine
kraftvolle Unterstützung angedeihen. Aus seine Veranlassung kam
mit England ein Vergleich zustande, wodurch die beiderseitigen
Grenzen in Gstafrika festgesetzt wurden. Den Engländern wurde
ein Gebiet in Afrika überlassen, wofür sie die vor der Elbmündung
liegende Znsel bselgoland an Deutschland abtraten. Die feierliche
Übergabe erfolgte am 9. August s889. Am nächsten Tage traf
der Kaiser, von England kommend, aus Helgoland ein und wurde
dort von seinen neuen Unterthanen mit großem Jubel empfangen.
Die deutschen Erwerbungen in Afrika sind ungefähr viermal
so groß als ganz Deutschland.
% Aus dem Gebiet des innern Etaatslebens ist das Etreben
unsers Kaisers daraus gerichtet, in dem schroffen Gegensatz der
politischen Parteien ausgleichend und versöhnend zu wirken. Er
hat ausdrücklich erklärt, daß jeder ihm von Kerzen willkommen fei,
der ihm Helsen wolle, sein Volk glücklich zu machen. Ganz
besondre Fürsorge widmet er den Arbeitern und den Notleidenden.
Er bezeichnet es als seine vornehmste Ausgabe, sich eingehend um
das Wohl der untern Klaffen seiner Unterthanen zu bekümmern.
2. Eine riesige Thätigkeit ist es, die Kaiser Wilhelm auf allen
Gebieten entfaltet. Bei seiner streng geregelten Lebensweise, in der
für die Arbeit der größte, für Vergnügen nur ein sehr geringer
Teil der Zeit bestimmt ist, hat er Zeit und Kraft zu allem. 5eine
schönste und liebste Erholung findet er in seiner Familie, bei seiner
edlen Gemahlin und seinen blühenden Kindern. Das Familien-
leben des Kaiserpaares ist musterhaft. Als kurz vor Weihnachten
f890 unserm Kaiserhause der sechste Kohn geschenkt wurde, gab
Kaiser Wilhelm auf den Glückwunsch eines fremden Gesandten die
denkwürdige Antwort: „Unser Kohenzollernhaus muß der deutschen
Nation ein Beispiel in allen Tugenden geben, vor allem muß es
ihm den geheiligten Tharakter des Familienlebens sichtbar vor Augen
stellen. Für die Nation wie für mich liegt in der Hochhaltung der
Familie eine ungemeine Etärke."
A. Ernst.*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm August Wilhelm Wilhelm Ernst
Extrahierte Ortsnamen: England Gstafrika Afrika Deutschland England Helgoland Afrika Deutschland
69
lange Jahre durchzogen schwedische und französische Heere ganz
Deutschland und machten große Gebiete zur menschenleeren Wüste.
Die Schweden hatten wieder Vorteile über den Kaiser erlangt und
bedrohten Wien. Schon hatten sie Prag eingeschlossen und über-
schütteten die Stadt mit glühenden Kugeln. Da erscholl von Münster
und Osnabrück her das beglückende Wort: Friede!
Der Westfälische Friede 1648. Der Friede war endlich nach
fünfjährigen Verhandlungen zustande gekommen. Deutschland erlitt
unersetzliche Verluste.
Die Schweden erhielten Vorpommern, die Insel Rügen und 15 Millionen Mark
Kriegsentschädigung. Frankreich bekam den größten Teil des schönen Elsaß. Der
einzige Gewinn für Deutschland war der Friede zwischen Katholiken und Prote-
stanten. Beide erhielten die gleichen Rechte. Der Besitz der Kirchengüter wurde
nach dem Stande des Jahres 1624 (Normaljahr) geregelt.
3. Zustand Deutschlands während und nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Geendigt war „der lange, verderbliche Streit"; aber seine Spuren
blieben in Deutschland auf Jahrzehnte hinaus unvertilgbar.
Kriegsgreuel. Während des Krieges hatten die rohen Söldner-
scharen in grausamster Weise gehaust. Bei der langen Dauer des
Krieges war es den Führern oft nicht möglich, die Truppen regel-
mäßig zu besolden. Diese entschädigten sich dafür durch Raub und
Plünderung. Freund und Feind verfuhren mit gleicher Schonungs-
losigkeit. Alles wurde geraubt, was irgendwie wertvoll erschien.
Um Geständnisse über verborgene Gelder oder Kostbarkeiten zu
erpressen, wurden die entsetzlichsten Martern angewandt. Die fort-
gesetzten Plünderungen, die Verwüstungen der Felder und Zer-
störungen der Weinberge führten eine schreckliche Hungersnot
herbei. Dem Hunger folgte die P e st, der Unzählige zum Opfer
fielen. Pest, Hunger und Krieg rafften mehr als die Hälfte der
Einwohner Deutschlands dahin. Tausende von Städten, Dörfern
und Flecken wurden ein Raub der Flammen. Landwirtschaft, Ge-
werbe, Handel lagen danieder. Roheit und Sittenlosigkeit nahmen
überhand.
Nach dem Kriege fehlte es den Landleuten an Saatkorn, Zug-
vieh und Arbeitskräften, den Gewerbetreibenden an Absatz für ihre
Waren. Viele der entlassenen Söldner scharten sich zu Räuberbanden
zusammen, die besonders in waldigen Gegenden ihr gefährliches
Unwesen trieben. Das stolze Selbstbewußtsein und die Selbst-
achtung des deutschen Volkes war gebrochen. Französische Sitte,
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Deutschland Frankreich Elsaß Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschlands
166
Alsbald begannen die Engländer in den neuentdeckten Ländern Kolonien
zu gründen. Besonders geschah dies, während die übrigen Völker Europas
untereinander blutige Kriege führten, wie zur Zeit Napoleons I. Da
entrissen sie den Franzosen, Spaniern und Niederländern einen Teil ihrer
auswärtigen Besitzungen und schufen sich ein Kolonialreich, das sie in dem
vergangenen Jahrhundert bis in das neue hinein noch beständig erweitert
haben. Die britische Welt umfaßt jetzt über 28 Mill. qkm, das sind 2/g
der gesamten Erdoberfläche, und 400 Mill. Menschen, das ist mehr als lu
aller Menschen auf der Erde. Der Hauptbesitz ist Indien mit seinen
200 Mill. Menschen und seinem Reichtum an Erzeugnissen aller Art. Die
Zugänge zum Indischen Ozean sind durch verschiedene feste Punkte ge-
sichert, so besonders der Weg durch das Mittelmeer durch Gibraltar, Malta
Cypern, Ägypten und Aden. Die übrigen Hauptkolonien, Australien, Kap-
land und Kanada, stehen mit dem Mutterlande nur in loser Verbindung.
Mit dem englischen Kaufmann und Soldaten ist auch die englische Sprache
über die ganze Erde verbreitet; sie ist zur Weltsprache geworden.
7. Bewohner. Daß die Engländer das erste Industrie- und Handels-
volk, die erste Kolonial- und Weltmacht geworden sind, hat seinen Grund
nicht bloß in den: Reichtum und in der günstigen Lage ihres Landes, sondern
auch in ihrem Charakter. Sie sind ein arbeitsames, tatkräftiges Volk
mit großem Unternehmungsgeist und Wagemut. In ihrem Wesen stehen
sie den Deutschen vielfach nahe, besonders in ihrem Familiensinn und ihrer
Heimatliebe. Diese Wesensvermandtschaft hat ihre besondere Ursache. Im
5. Jahrhundert zogen Scharen von germanischen Angeln und Sachsen
von Holstein aus über die Nordsee nach Britannien, das infolgedessen den
Namen Angelland erhielt, woraus später England entstand. Daher ist
auch die englische Sprache der deutschen ähnlich. — Die Mehrzahl der
Engländer ist evangelisch und bekennt sich zur englischen Staatskirche,
deren Haupt der König ist. Daneben gibt es aber zahlreiche andere Be-
kenntnisse und Sekten. — Im bürgerlichen und staatlichen Leben liebt
der Engländer sehr die Freiheit. England hat als erstes Land Europas
eine Verfassung erhalten. Die gesetzgebende Gewalt teilt die Krone mit
dem Parlament, welches aus dem Oberhause und dem Unterhause besteht.
Die Volksbildung steht in England nicht aus so hoher Stufe wie bei
uns. Neben großem Reichtum findet sich in den Städten viel bittere
Armut. Für seine Ernährung ist England wie kein anderes Land auf
das Ausland angewiesen.
8. Städte. Die Hauptstadt von England ist London. Es liegt
an der Themse an der Stelle, bis zu welcher die Flut noch gelangt.
London hat fast 5 Mill. E. und ist die größte Stadt der Erde. Das
verdankt es seiner Lage, durch welche es „ebenso zum Hauptsitz des Handels
wie zum Königssitz geschaffen" ist. Aus allen Erdteilen kommen hier die
Erzeugnisse zusammen, in den großen Docks werden die Schiffe ausgeladen,
in großen Speichern die Waren aufgestapelt und auf Bahnen und Schiffer!
weiter befördert. Nahe bei London liegt Greenwich (grinnitsch) mit
seiner Sternwarte, über welche wir den Nullmeridian gezogen denken.
An der Themse auswärts liegt das königliche Schloß Windsor. An der
Südküste finden wir die beiden Kriegshäsen Portsmouth (portsmös) und
Plymouth (plimös) und den Handelshafen Southampton (ßaushämpten).
Dover ist wichtig als Überfahrtsort nach Frankreich und Belgien. — Im
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons_I.
Extrahierte Ortsnamen: Europas Indien Indischen_Ozean Malta
Cypern Australien Kanada Sachsen Holstein Britannien England England Europas England England England London London London Portsmouth Plymouth Southampton Dover Frankreich Belgien
417
Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten wurden
durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt und nur zu deutlich
sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege
uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekom-
men, wo alle Täuschung über unsern Zustand schwindet. Bran-
denburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Littauer! Ihr wißt,
was ihr seit sieben Jahren erduldet habt; ihr wißt, was euer
trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehren-
voll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den großen Kur-
fürsten, an den großen Friedrich! Bleibet eingedenk der Güter,
die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissens-
freiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissen-
schaft! Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbün-
deten; gedenkt der Spanier und Portugiesen; selbst kleine Völker
sind für gleiche Güter gegen mächtige Feinde in den Kampf ge-
zogen und haben den Sieg errungen; erinnert euch an die helden-
mütigen Schweizer und Niederländer! Große Opfer werden von
allen Ständen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß
und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr
werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euern ange-
bornen König als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele
Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken
widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott,
Ausdauer, Mut und der mächtigste Beistand unserer Bundes-
genossen werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn
gewähren. Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden
mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie
hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht
aufhören wollen Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der
letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz,
unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen anderen Aus-
weg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen
Untergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegengehen, weil
ehrlos der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen
mit Zuversicht vertrauen. Gott und unser fester Wille werden
unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren,
glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.
Breslau den 17. März 1813.
Friedrich Wilhelm.
Lesebuch für Mittel- und Oberklaffen.
91
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
57
Polen, von einem slavischen Volksstamme bewohnt, seil 900 ein
eigenes Reich und seit 1572 völliges Wahlreich, war im Innern schwach,
weil gesetzliche Ordnung fehlte und der Edelmann sich für den alleinigen
Staatsbürger hielt, hatte in unglücklichen Kriegen gegen Schweden und die
Türkei große Provinzen verloren. Dem edlen Johann Sobieski folgte
der Kurfürst von Sachsen als August Ii. (der Starke), 1697—1733, der
zum Katholicismus übertrat und sich vergeblich bemühte, die königliche Ge-
walt, dem Adel gegenüber, zu vergrößern. Ueppigkeit und Sittenverderbniß
nahmen sichtbar zu.
Nach August Iii., 1733—1763, welcher seinen Günstling, Graf
Brühl, für sich regieren ließ, und unter dem die Unordnung, namentlich
auf den Reichstagen, immer größer wurde, nöthigte Katharina Ii. die
Polen, Stanislaus Poniatvwski zumkönige zu wählen, und benutzte,
in Verbindung mit Preußen und Oesterreich, die inneren Zerwürfnisse zur
Theilung Polens. Bei der ersten Theilung 1772 erhielt Preußen das
jetzige Westpreußen und Nordposen, Oesterreich (Maria Theresia widersetzte
sich der Theilung lange, Minister Kaunitz) Ostgalizien und Lodomerien,
Rußland Ostpolen, und die Polen wurden gezwungen, die Theilung und
den aufgezwungenen König anzuerkennen und chre elende Verfassung beizu-
behalten. Als sie sich dem Einflüsse Rußlands widersetzten, mit Preußen
ein Bündniß schloffen und 1791 eine neue Verfassung schufen, drangen 1791
die Russen ein, Preußen wurde wortbrüchig und Polen erlitt 1793 eine
zweite Theilung. Rußland erhielt 4500 Q.-Meilen und 3 Mill. Ein.,
Preußen 1000 Q.-Meileu mit 1,200,000 Einwohnern. 1794 empörten
sich die Polen wiederum, Kosciusko wurde von Suwarow geschlagen und
gefangen, Warschau siel und 20,000 Polen verloren ihr Leben. Stanislaus
dankte 1795 ab, und Rußland, Oesterreich und Preußen theilten den Rest
des unglücklichen Reiches (dritte Theilung). Im Ganzen erhielt Ruß-
land 9000, Oesterreich 2200 und Preußen 2700 Q.-Meilen.
England und der nordamerikanische Befreiungskrieg.
England hatte seit Cromwell (Protektor), 1649—58, durch die
Schifffahrtsakte das Uebergewicht zur See erhalten. — Unter Karl Ii.,
1660—85, wurden die Rechte der Unterthanen gegen jede Willkür des
Königs gesichert — Jakob Ii. 1685—88, katholisch, wurde entthront.—
Wilhelm Iii. von Oranien, 1688—1702, erhob England zur ersten
Macht Europa's. Preßfreiheit. Nationalbank. Ostindische Compagnie. —
Anna, 1702—14, letzte Königin aus dem Hause Stuart, vereinigte Eng-
land mit Schottland unter dem Namen Großbritannien. Whigs und
Torhs (Volks- und Königspartei). — Georg L, seit 1701 Kurfürst von
Hannover und 1714 auch König von Großbritannien und Irland, 's 1727.
Georg Ii, 1727—60, gründete die Universität Göttingen, nahm am
österreichischen Erbfolgekriege Theil und schloß mit Friedrich Ii. ein Bünd-
niß. — Georg Iii., 1760 — 1820, nahm am siebenjährige Kriege Theil.
Die britische Seemacht erlangte den höchsten Ruhm.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Sobieski Johann August August Katharina_Ii Stanislaus_Poniatvwski Maria_Theresia Maria Theresia Kaunitz Suwarow Stanislaus Cromwell Karl_Ii Karl Jakob_Ii Wilhelm Anna Georg_L Georg_Ii Friedrich_Ii Friedrich Georg_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Sachsen Polen Oesterreich Polens Oesterreich Ostgalizien Rußland_Ostpolen Polen Warschau Oesterreich Oesterreich England England England Schottland Hannover Irland
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
346
158. Festlandssperre.
jetzt nur eine kümmerliche Küstenschiffahrt von der einst so stolzen
Handelsflotte Frankreichs übrig. Auch Spanien und Holland büßten
jetzt ihre überseeischen Länder ein; Dänemark wurde plötzlich über-
fallen, Kopenhagen während dreier Tage beschossen, bis die Dänen
ihre gesamte Flotte anslieferten. Während der Zeit der Kontinental-
sperre hatte England nicht weniger als 1110 Kriegsschiffe zerstört
und mehr als 4 000 Kauffahrteischiffe als gute Prise seiner Handels-
flotte einverleibt.
So fiel der ganze ungeheure Kolonialhandel den seebeherr-
schenden Briten zu. Als nach dem unglücklichen russischen Feldzug
der Kontinent das Joch Napoleons abwarf, da war die erste Fessel,
welche jedes Land sprengte, die Festlandssperre.
Nun war Frankreich im zwanzigjährigen Riesenkampfe unter-
legen und England, dessen Industrie verdrängt, dessen Handel aus-
gerottet, dessen politische Macht durch jene Gewaltmaßregel unter-
graben werden sollte, triumphierte. So hat dieses System, an
welchem ihr Urheber mit ganz wunderbarer Hartnäckigkeit festhielt,
der britischen Handelsmacht nicht geschadet, sondern vielmehr Frank-
reich und namentlich den übrigen beteiligten Staaten schwere Opfer
auferlegt. Gerade nach dem Sturze des Kaisers zeigte es sich deutlich,
daß England nicht nur die Vorteile der See sich errungen sondern
auch jede ernsthafte Konkurrenz im industriellen und kommerziellen
Wirtschaftsleben der Völker niedergeworfen hatte. Alle Speicher
und Magazine, welche als Depots für den Schmuggelhandel gedient
hatten und die in Unmassen aufgestapelten Waren bargen, entleerten
sich jetzt schnell. Urplötzlich sah sich der Kontinent von einer unend-
lichenmengebritischer Kolonial-und Jndnstrieprodnkte überschwemmt,
welche der englische Händler um jeden Preis absetzen wollte. Die Folge
davon war ein allgemeines Sinken der Preise, was wiederum ver-
hängnisvolle Krisen im Geschüftsleben nach sich zog. Auch die fran-
zösische Industrie, welche zunächst durch den Ausschluß der englischen
Konkurrenz manche Vorteile davongetragen hatte, vermochte jetzt
der Sturmflut nicht standzuhalten, welche nach dem Niederreißen
des schützenden Walles über sie hereinbrach. Die Engländer dagegen
konnten in den folgenden Jahrzehnten im allgemeinen unter gün-
stigeren Verhältnissen und deshalb auch wohlfeiler fabrizieren. Denn
England war als einziger Staat Europas von den mehr als zwanzig-
jährigen Kriegsstürmen unberührt geblieben und während nun der
ganze Kontinent nach den schweren Erschütterungen der napoleoni-
schen Zeit zunächst ermattet die Arme sinken ließ, gewann England
durch rasche Ausbildung der Dampftechnik einen riesigen industriellen
Vorsprung und entwickelte sich so zur ersten Handelsmacht des neun-
zehnten Jahrhunderts. Dr. Max Georg Schmidt.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Max_Georg_Schmidt Max
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Spanien Holland Kopenhagen England Napoleons Frankreich England England England Europas England
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
158. Festlands^perre.
345
4. Jeder Engländer, welcher sich in den Ländern des Kaisers
oder seiner Verbündeten aufhält, wird in ^^§9^1196^
schaft abgeführt.
Napoleon stand damals auf dem Gipfel seiner Macht, halb Europa
mußte sich der Anordnung des Herrschers fügen. Freilich geschah
das nur höchst widerwillig, denn man erkannte sehr wohl, daß die
Einbuße, welche dem englischen Handel zugedacht war, umgekehrt
wiederum der Industrie und dem Warenverkehr Frankreichs zugute
kommen sollte.
Immerhin war es ein fürchterlicher Schlag, zu welchem der
Kaiser ausholte um den verhaßten Feind zu zerschmettern, und das
Jnselreich geriet zweifellos in die größte Gefahr. Es war England
zwar gelungen sich politisch vom Kontinent loszulösen, aber wirt-
schaftlich war ihm dieser doch unentbehrlich, weil er sein wichtigster
Absatzmarkt war. Gelang es dem Kaiser in der Tat den übrigen
Festlandsstaaten seinen Willen aufzuzwingen, so mußte England
unterliegen ohne mit Waffengewalt besiegt zu sein.
Unter diesen Umstünden vermochte sich England nur zu halten,
wenn es in der gleichen rücksichtslosen Weise seine Seeherrschaft
ausbeutete, wie Napoleon das Festland tyrannisierte.
Zunächst entwickelten die britischen Schiffe einen ungeheuren
und planmäßig betriebenen Schmuggelhandel. Von Gibraltar
und Malta aus wurde ein blühender Schleichhandel mit der Pyre-
nüenhalbinsel betrieben, selbst zu jener Zeit, als diese größtenteils
von französischen Truppen besetzt war. Auch Helgoland, Sardinien
und Jersey lieferten sichere Stapelplätze als Ausgangspunkte für
den verbotenen Handelsverkehr. Von dem Umfang des Schmuggels
in jenen Tagen kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man
bedenkt, daß allein aus dem Hafen von Dünkirchen in den Monaten
Juli bis Oktober 125 Schmugglerschiffe der französischen Polizei
als ausgelaufen gemeldet wurden, deren Ladung einen Wert von
über 1 300 000 Frs. befaß.
Dazu suchten die Engländer neue Verkehrswege auf. Sie bahnten
rege Handelsbeziehungen mit den spanischen Ländern in Süd-
amerika an und auch die erzwungene Übersiedelung des portugisischen
Hofes nach Brasilien kam dem englischen Handel zugute. Vor allem
richteten sie die furchtbare Waffe ihrer Flotte gegen alle Staaten,
welche sich freiwillig oder gezwungen dem napoleonischen System
angeschlossen hatten. Die Beutezüge der englischen Korsaren ver-
nichteten den französischen Seehandel, in dem sie die feindlichen
Schiffe kaperten und die Kolonien der Franzosen in Besitz nahmen.
Wenn der französische Seehandel vor der Revolution an 50 000 See-
leute beschäftigt und reichlichen Gewinn abgeworfen hatte, io blieb
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Jeder_Engländer Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs England England England Malta Helgoland Sardinien Süd-
amerika Brasilien
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
158. Festlandssperre.
345
4. Jeder Engländer, welcher sich in den Ländern des Kaisers
oder seiner Verbündeten aufhält, wird in Kriegsgefangen-
schaft abgeführt.
Napoleon stand damals auf dem Gipfel seiner Macht, halb Europa
mußte sich der Anordnung des Herrschers fügen. Freilich geschah
das nur höchst widerwillig, denn man erkannte sehr wohl, daß die
Einbuße, welche dem englischen Handel zugedacht war, umgekehrt
wiederum der Industrie und dem Warenverkehr Frankreichs zugute
kommen sollte.
Immerhin war es ein fürchterlicher Schlag, zu welchem der
Kaiser ausholte um den verhaßten Feind zu zerschmettern, und das
Jnselreich geriet zweifellos in die größte Gefahr. Es lvar England
zwar gelungen sich politisch vom Kontinent loszulösen, aber wirt-
schaftlich war ihm dieser doch unentbehrlich, weil er sein wichtigster
Absatzmarkt war. Gelang es dem Kaiser in der Tat den übrigen
Festlandsstaaten seinen Willen aufzuzwingen, so mußte England
unterliegen ohne mit Waffengewalt besiegt zu sein.
Unter diesen Umständen vermochte sich England nur zu halten,
wenn es in der gleichen rücksichtslosen Weise seine Seeherrschaft
ausbeutete, wie Napoleon das Festland tyrannisierte.
Zunächst entwickelten die britischen Schiffe einen ungeheuren
und planmäßig betriebenen Schmuggelhandel. Von Gibraltar
und Malta aus wurde ein blühender Schleichhandel mit der Pyre-
näenhalbinsel betrieben, selbst zu jener Zeit, als diese größtenteils
von französischen Truppen besetzt war. Auch Helgoland, Sardinien
und Jersey lieferten sichere Stapelplätze als Ausgangspunkte für
den verbotenen Handelsverkehr. Von dem Umfang des Schmuggels
in jenen Tagen kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man
bedenkt, daß allein aus dem Hafen von Dünkirchen in den Monaten
Juli bis Oktober 125 Schmugglerschiffe der französischen Polizei
als ausgelaufen gemeldet wurden, deren Ladung einen Wert von
über 1 300 000 Frs. besaß.
Dazu suchten die Engländer neue Verkehrswege auf. Sie bahnten
rege Handelsbeziehungen mit den spanischen Ländern in Süd-
amerika an und auch die erzwungene Übersiedelung des portugisischen
Hofes nach Brasilien kam den: englischen Handel zugute. Vor allem
richteten sie die furchtbare Waffe ihrer Flotte gegen alle Staaten,
welche sich freiwillig oder gezwungen dem napoleonischen System
angeschlossen hatten. Die Beutezüge der englischen Korsaren ver-
nichteten den französischer: Seehandel, in dem sie die feindlichen
Schiffe kaperte:: und die Kolonien der Franzosen in Besitz nahmen.
Wenn der französische Seehandel vor der Revolution an 50 000 See-
leute beschäftigt und reichlichen Geivinn abgeworfen hatte, so blieb
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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amerika Brasilien
Warnung vor Kleinem. — Wert der Zeit und der Pünktlichkeit.
437
202. Warnung vor Kleinem.
vor kleinen Dingen nimm dich in acht!
Groß Ungemach haben sie schon gebracht.
Ein Fehlerchen trägt man mit Geduld;
ein Tälerchen macht noch keine Schuld.
Lin Gläschen noch ist ja nie zu viel,
und ein Spielchen ist noch kein Spiel.
Lin Späßchen, das nimmt noch keiner krumm,
und ein Uäuschchen bringt noch nicht um.
Und eh' du dich noch versiehst des Falls,
fällst über ein Steinchen und brichst den hals. ^ Trojan.
*203. Wert der Zeit und der Pünktlichkeit.
\. „Zeit ist Geld!" Dieses bekannte Sprichwort hat in dem gewerb-
tätigen England seinen Ursprung. Besonders Geschäftsleute pflegen es
häufig im Munde zu führen; aber es hat für jedermann eine große Be-
deutung. In vielen Fällen ist indessen die Zeit weit mehr wert als Geld.
Zeit ist Bildung! Mer täglich nur eine Viertelstunde darauf verwendet,
seine Bildung zu vervollständigen, der wird schon am Ende eines Jahres
Erfolg verspüren. Aber wie mancher verbringt Tag für Tag eine ganze
Stunde mit Nichtstun oder nutzlosen Beschäftigungen! Zeit ist Muße!
Wer seine Zeit wirtschaftlich auszunutzen versteht, der wird seine Arbeit
schnell oder wenigstens ohne aufregende Eile zu Ende bringen; er wird selten
oder nie in die Lage kommen, daß er „vor Arbeit nicht weiß, wo ihm der
Kopf steht", oder „daß er nicht weiß, wo er anfangen soll". N)er seine
Zeit und seine Arbeit nicht richtig einzuteilen weiß, der befindet sich in be-
ständiger hast und Verwirrung und gerät in Schwierigkeiten aller Art.
Darum kann man endlich sagen: „Zeit ist Erfolg!" Der berühmte eng-
lische Admiral Nelson*) sagte einmal: „Ich verdanke alle meine Erfolge
dem Amstande, daß ich imnrer eine Viertelstunde vor der festgesetzten Zeit
bereit war."
Es gibt Leute, die den Wert des Geldes erst schätzen, wenn sie damit
zu Ende sind, und viele machen es ebenso mit der Zeit. Man läßt die
Stunden unbenutzt vorüberfliegen, und erst wenn das Leben rasch zu schwinden
beginnt, gedenkt man der Pflicht, sie weiser zu benutzen. Aber Lässigkeit
und Müßiggang können schon zur festen Gewohnheit geworden sein, und
man ist außerstande, die Bande zu zerbrechen, mit denen man sich gefesselt
hat. verlorener Wohlstand kann durch Fleiß, verlorene Gesundheit durch
Mäßigkeit und Arznei, Mangel an Kenntnissen durch Studium, aber ver-
lorene Zeit kann durch nichts ersetzt werden; sie ist für immer verloren.
2. Eine richtige Würdigung der Zeit führt auch zur Pünktlichkeit,
welche, wie einmal Ludwig Xiv., König von Frankreich, sagte, die „Höf-
lichkeit der Könige" ist. Sie ist aber auch die Pflicht eines jeden Ehren-
mannes und vor allem des Geschäftsmannes. Durch nichts wird das ver-
trauen in einen Geschäftsmann rascher erweckt als durch die Ausübung
*) 1758—1801, vernichtete 1798 die französische Flotte bei Abukir, 1801 die französische
und spanische Flotte beim Kap Trafalgar und verlor bei diesem Seesieg das Leben.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]