159
Schiffahrt ist der Rhone-Rhein-Kanal, der sich bei Straßburg mit der
Jll verbindet.
Lothringen, nordwestlich vom Elsaß bis in das Mofelgebiet
sich erstreckend, ist ein von tiefen Thälern durchschnittenes, fruchtbares
Berg- und Hügelland. Es liefert reichlich Getreide, Hanf und Flachs,
Wein, Gemüse und Obst, Steinkohlen und Eisen und besitzt ausge-
zeichnete Salz- und Mineralquellen. Die Mosel und die Saar sind
die Hauptwasserstraßen Lothringens.
Die Hauptstadt von Elsaß ist Straßburg, eine starke Festung
und bedeutende Handelsstadt. Sie ist der Sitz des kaiserlichen Statt-
halters von Elsaß-Lothringen, eines katholischen Bischofs und einer
Hochschule. Straßburg liegt am Jll, etwa eine halbe Stunde vom
Rheine, mit welchem es durch einen schiffbaren Kanal verbunden ist.
Die größte Merkwürdigkeit Straßburgs ist das weltberühmte Münster,
nächst dem Dome zu Köln das herrlichste Denkmal deutscher Bau-
kunst. mit einem 153 m hohen Turme. — Die bedeutendste Fabrik-
stadt im Elsaß ist Mühlhausen an der Jll. Es liefert Seiden-,
Baumwollen- und Wollenzeuge und besitzt großartige Zeugdruckereien,
Färbereien und Bleichen. — Fast in der Mitte zwischen Straßburg
und Mühlhausen liegt in einer sehr schönen Gegend Colmar, die
Hauptstadt des Bezirks Ober-Elsaß. — Die Hauptstadt von Lothringen,
Sitz eines katholischen Bischofs, ist die altertümliche Stadt und starke
Festung Metz, an der Mosel, über welche hier 14 Brücken führen.
Unter den Kirchen der Stadt zeichnet sich der großartige Dom aus.
Metz besitzt bedeutende gewerbliche Anstalten: zahlreiche Gerbereien,
Glasmalereien, Waffen-, Leinwand-, Flanell-, Hut- und Blumen-
sabriken. Von den Bewohnern des Reichslandes bekennen sich etwa
3/5 zur katholischen, % zur evangelischen und etwa V6 zur jüdischen
Religion. Nach Hästers u. a.
236. Deutschland über alles.
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält;
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt, —
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
deutscher Wein und deutscher Sang
sollen in der Welt behalten
ihren alten schönen Klang,
uns zu edler That begeistern
unser ganzes Leben lang!
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Hästers
Extrahierte Ortsnamen: Rhone-Rhein-Kanal Lothringen Lothringens Elsaß-Lothringen Rheine Straßburgs Elsaß Straßburg Mühlhausen Colmar Lothringen Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
158
Hamburg, aus dem rechlen Elbufer gelegen, ist eine der groß-
artigsten Städte in Deutschland überhaupt und zugleich die reichste
Handelsstadt. Ihre 265,000 Einwohner leben fast alle von dem
Handel und der Schiffahrt, und die ganze Stadt ist für solche Zwecke
eingerichtet. Deshalb ist sie großenteils von Kanälen durchschnitten,
woraus man die Waren in die Magazine und herausschafft. Der
Verkehr Hamburgs ist größer als der ganzer Königreiche. In seinen
großen Hasen kommen mit der Flut und gehen mit der Ebbe die
größten Schiffe aller Völker. Das bunteste Leben drängt sich in Stadt
und Hafen. — Außer der Stadt selbst gehören zu dem Hamburger
Staate noch einige Gebiete, von denen das Amt Ritzebüttel, mit
dem Hafen Cup Hasen, am Ausflüsse der Elbe liegt.
Ähnlich, aber minder groß ist Bremen an der Weser. ‘ Für
den Verkehr mit Amerika ist dasselbe noch bedeutender als Hamburg.
Zahllose Auswanderer aus Deutschland nehmen dorthin ihren Weg,
um ihr Vaterland zu verlassen und in einem fremden Lande ihr Glück
zu versuchen. Neben der Beförderung von Auswanderern machen die
Bremer Kaufleute auch in Zucker, besonders aber in Tabak und dessen
Bearbeitung, gute Geschäfte. Als Merkwürdigkeit in Bremen gilt das
Rathaus mit seinem Weinkeller. Der Hasen für Bremen ist das
Städtchen Bremer Hafen, mit sehr lebhaftem Verkehr.
20. Das Reichsland Elsaß-Lothringen liegt im Südwesten
von Deutschland, östlich durch den Rhein von Baden geschieden, süd-
lich von der Schweiz, westlich von Frankreich und nördlich von Luxem-
burg, der Rheinprovinz und Rheinbaiern begrenzt. Es wird eingeteilt
in drei Bezirke: Unter-Elsaß, Ober-Elsaß und Lothringen.
Das Land, vor 200 Jahren dem deutschen Reiche geraubt, ist 1870
zurückerobert und bildet nun ein für sich bestehendes deutsches Reichs-
land, das unter der Regierung des Kaisers und unter dem Schutze
des ganzen deutschen Reiches steht. Die oberste Leitung der Regie-
rungsgeschäfle führt im Austrage des Kaisers ein Statthalter. — Ein
von Süden nach Norden gestrecktes Gebirge, die Vogesen, auch der
Wasgau genannt, trennt Elsaß von Frankreich, verzweigt und ver-
flacht sich im Norden und bildet hier die Grenze zwischen Elsaß und
Lothringen. Der höchste Punkt in diesem Gebirgszuge, der Belchen
im Ober-Elsaß, erhebt sich über 1250 m und gewährt eine herrliche
Aussicht. — Elsaß ist ein gesegnetes Land, ebenso fruchtbar am
Rheine, als schön und blühend nach den Vogesen hin. Acker-, Wiesen-,
Gemüse-, Wein-, Obst-, Hopfen-, Hans-, Tabaksbau und Viehzucht
gedeihen hier vortrefflich. Eine bedeutende Fläche nimmt aber der
Wald ein, der fast den dritten Teil des Landes bedeckt. — Der
Hauptfluß des Elsaß ist der Rhein, über welchen bei Kehl eine pracht-
volle Eisenbahnbrücke nach Baden führt. Die bedeutendsten Neben-
flüsse des Rheines sind die Jll und die Lauter, von welchen letztere
die Grenze zwischen Elsaß und Rheinbaiern bildet. Wichtig für die
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Deutschland Hamburgs Amerika Hamburg Deutschland Bremen Bremen Elsaß-Lothringen Deutschland Rhein Baden Schweiz Frankreich Rheinbaiern Ober-Elsaß Lothringen Frankreich Elsaß Lothringen Ober-Elsaß Rheine Elsaß Rhein Kehl Baden Elsaß Rheinbaiern
208
wurde. Man nennt daher dieses wichtige Ereignis eine Staats-
umwälzung oder Revolution. Dabei kam es zu gräßlichen
Aufständen, ^ bei denen das entartete Volk gegen seinen König
(Ludwig Xvi.), der doch ein rechtschaffener Mann war, die Waffen
ergriff, ihn ins Gefängnis setzte und endlich wie einen Verbrecher
enthaupten ließ. Frankreich wurde dann in eine Republik ver-
wandelt. In dem neuen sogenannten Freistaate übten eine Zeit
lang blutgierige Verbrecher eine grauenvolle Schreckensherr-
schaft. Da wurden in Paris Tag für Tag unschuldige Menschen
auf das Blutgerüst geschleppt und viele hochverdiente Männer
schmählich hingeschlachtet. Wilder Aufruhr, blutiger Bürgerkrieg
durchtobte das ganze Land. Schon drohte das gewaltige Revo-
lutionsfeuer auch die Nachbarländer in Brand zu stecken. Das
erregte überall Besorgnis, und das schreckliche Schicksal, welches
über den König von Frankreich ergangen war, schien namentlich
den deutschen Kaiser und den König von Preußen aufzufordern,
die Königsfeinde und Königsmörder zu züchtigen. So kam es
zum Kriege.
Die Franzosen stürzten sich mit Ungestüm in den Kampf:
das ganze Volk eilte zu den Waffen. Ruhmvoller war es, auf
dem Schlachtfelde zu sterben, als auf dem Blutgerüste. Und wer
sich im Felde auszeichnete, der konnte rasch zu den höchsten stellen
emporsteigen. Da wurde der Ehrgeiz mächtig angeregt und aus
den Kriegslagern, nicht selten aus den untersten Volksklassen,
ging eine Reihe junger Generale hervor, die bald durch glänzende
Waffenthaten sich auszeichneten. Der berühmteste dieser Kriegs-
helden war der General Napoleon Bonaparte, eines Advo-
katen Sohn aus Ajaecio auf der Insel Korsika. Erst 26 Jahre
alt, stand er als Oberfeldherr an der Spitze eines Heeres und
gewann Sieg auf Sieg. Dann machte er sich zum Oberhaupte
der französischen Republik und stellte in dem zerrütteten Staate
mit fester Hand die innere Ruhe her. Neue Liege folgten, bis
endlich die gedemütigten Feinde die Waffen niederlegten. Deutsch-
land mußte in dem Frieden zu Lüueville das ganze linke
Rheinufer an Frankreich abtreten. Das war ein sehr schwerer
Verlust: fast vier Millionen Deutsche wurden dadurch franzö-
sische Unterthanen. Andrä.
261. Friedrich Wilhelm Iii. (1797-1840) und Luise.
Nach dem Tode seines Vaters, Friedrich Wilhelm Ii., im
Jahre 1797, wurde Friedrich Wilhelm Iii. König von Preußen.
Er war ein gütiger, friedliebender, einfacher und gerechter Regent.
Seine Gemahlin war Luise, eine Prinzessin von Mecklenburg-
Strelitz. Als er noch Kronprinz war, hatte er sie in der Stadt
Frankfurt am Main gesehen und sie sogleich in seinem Herzen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich Korsika Frankreich Frankfurt_am_Main
206
selb von Wörth (6. August 1870). Bei Weißcnburg, wo der Kronprinz von
Preußen den ersten Sieg erfocht, ist die Nordgrenze des reichen Elsaß.
Auf der ganzen Strecke sieht man die hohe Kette der Vogesen, von
welchen viele Ruinen mittelalterlicher Ritterburgen Herabschauen. In der
Nähe ziehen sich fruchtbare und wohlgepflegte Weinstöcke hin. Kastanien
und Nußbäume breiten an Straßen und Häusern ihre Äste aus. Auch
Hopfengärten finden sich hier und da.
Die Franzosen hatten wegen des Elsaß und Lothringen kein gutes
Gewissen. Damit die Deutschen sie ihnen nicht wieder nehmen sollten,
hatten sie eine große Anzahl Festungen in den geraubten Ländern angelegt.
So zieht sich durch Elsaß von Norden nach Süden hin ein starker Gürtel
von befestigten Plätzen. An der Nordgrenze sollten Bitsch, Lützelstein und
Pfalzburg gegen eindringende Feinde schützen. Am Rhein aufwärts, aber von
diesem etwas entsend, liegen Straßburg, Schlettstadt und Breisach. Nun
werden diese festen Städte uns gute Dienste gegen den Franzmann thun.
Nur die südlichste Festung, Belfort, gehört nicht mehr zum Elsaß, sondern
ist Frankreich verblieben.
Das Land ist höchst ergiebig an Getreide und Gemüse, an Wein und
Obst. Auch werden dort Tabak, Mohn, Hans, Raps und Krapp gebaut.
Letzteres ist ein Färbekraut, welches das Rot zu den Hosen der französischen
Soldaten liefert. In den Vogesen wird viel Bau- und Brennholz ge-
schlagen, auch Eisen und andere Metalle werden dort gewonnen.
Von dem nördlichen Theile der Vogesen nach der Mosel hin liegt
Deutsch-Lothringen. Buchen-, Tannen- und Eichenwälder breiten sich
über die gebirgigen Gegenden aus, und die steilen Felsen und Burgruinen,
welche auf den Anhöhen liegen, geben der Gegend ein schönes Ansehen.
In diesem Theile Lothringens befinden sich auch Burgfesteu, wie Pfalz-
burg und Lützelstein. Die größte und angesehenste Stadt in Lothringen
ist Metz. Dasselbe hat gegen 50000 Einwohner. Es liegt an der Mosel,
von der es durchflossen wird. An den Ufern derselben und auf den an-
grenzenden Hügeln hat es eine anmutige Lage. Im Mittelalter war Metz
eine mächtige und blühende freie Stadt des deutschen Reiches. Es gehörten
mehr als 200 Ortschaften zu ihrem Gebiete. Als es französisch wurde,
nahm der Wohlstand und die Bevölkerung immer mehr ab. Jetzt treibt
es bedeutenden Handel, der meistentheils bisher nach Deutschland ging
und nun noch mehr gehen wird. Die Franzosen haben die Stadt stark
befestigt; sie ist eine der stärksten Festungen der Welt; denn sie hat nicht
bloß einen Gürtel von Erdwällen, Mauern und Gräben um sich, sondern
ist auch in weitem Umkreise mit einer Kette von einzelnen kleinen Festungen
oder Forts umgeben. Daher, hat sie bisher als unbesiegbar gegolten, und
noch kein Feind hat sie zur Übergabe gebracht. Es ist dieser Ruhm den
deutschen Heeren vorbehalten geblieben.
Lesebuch von Bock.
25. vor Binger Mäusethurm.
Hatto, Abt zu Fulda und später Erzbischof von Mainz, lebte im
zehnten Jahrhundert und war ein harter, geiziger Mann, der lieber
die Hand ausstreckte zum Nehmen als zum Geben. Da geschah es,
dass eine grosse Hungersnot am Rheinstrom ausbrach und viele Men-
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Extrahierte Personennamen: August Hans Krapp Metz Hatto
Extrahierte Ortsnamen: Weißcnburg Lothringen Lützelstein Rhein Breisach Belfort Frankreich Lothringens Lothringen Deutschland Fulda Mainz Rheinstrom
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
166
eingeführt. Der Kurfürst sorgte dafür, daß die Jugend zur Schule angehalten
wurde, und beförderte Kunst und Wissenschaft. Unter andern stiftete er die
Universität Duisburg. Er sorgte dafür, daß die Kirchen, welche zum großen
Theil in Trümmern lagen, wieder aufgebaut wurden, und seine Hofprediger
mußten im Lande umherreisen, um den traurigen Zustand der Gemeinden zu
untersuchen und Vorschläge zu machen, wie zu bessern wäre. Es konnte nicht
fehlen, daß die Unterthanen noch viele schwere Lasten tragen mußten^ und die
Steuern drückten hart; aber man hörte kein Murren, denn jeder war überzeugt,
daß der Kurfürst alles für das Wohl des Landes verwendete.
34. Friede und neuer Kriegslärm.
Fürsten und Völker waren des vielen Blutvergiessens müde. Endlich
kam 1648 zu Münster und Osnabrück der westfälische Friede zu
Stande, der dem 30jährigen Kriege ein Ende machte. Der Kurfürst
aber erhielt im Frieden Halberstadt, Minden, Magdeburg, Hin-
terpommern und Cammin. Eigentlich hätte er ganz Pommern haben
müssen, da aber die Schweden Vorpommern verlangten, so gab er aus
Liebe zum Frieden nach. Dafür hatte er aber die Freude, dass den
Evangelischen gleiche Rechte mit den Katholiken zuge-
sichert wurden.
Doch bald entbrannte ein Krieg zwischen Schweden und Polen.
Der Kurfürst verband sich mit den Schweden, und das vereinigte schwe-
dische und brandenburgische Heer besiegte 1657 bei Warschau in
einer dreitägigen mörderischen Schlacht das weit stärkere Polenheer.
In dem bald darauf folgenden Frieden entsagte Polen der Oberherrschaft
über das Herzogthum Preussen, und der Kurfürst war nun unabhängi-
ger Herzog von Preussen.
35. Der große Kurfürst bei Fehrbellin. (1675.)
Der gefährlichste Feind Deutschlands zur Zeit des großen Kur-
fürsten war der eroberungssüchtige König von Frankreich, Lud-
wig Xiv. Zu verschiedenen Malen fiel er in die deutschen Länder
am Rheine ein, und seine Schaaren hausten furchtbar, wohin sie
kamen. Den Elsaß nahm er weg, das Triersche und Kölnische
wurden barbarisch verwüstet. Da gab der deutsche Kaiser den Reichs-
fürsten Befehl, mit ihren Heeren an den Rhein zu ziehen. Friedrich
Wilhelm erschien mit 20,000 Brandenburgern, die den Franzosen viel
zu schaffen machten.
Ludwig Xiv. trat mit den Schweden in ein Bündniß und bewog
sie, über die Grenze zu setzen und dem Kurfürsten in's Land zu fallen.
Im Dezember 1674, während dieser mit seinem Heere in Franken lag,
rückten die Schweden unter dem Feldmarschall Wrangel in Pommern
ein und in die Mark Brandenburg und erpreßten die größten Kriegs-
steuern in beiden Provinzen. Ludwig triumphirte; er glaubte nun
das herrlichste Mittel gefunden zu haben, das Reichsheer zu trennen.
Allein er irrte sich. Friedrich Wichelm schrieb seinem Statthalter in
der Mark, die Schweden würden ihn durch ihren Einbruch nicht zur
Untreue gegen seine Bundesgenossen reizen; er bedaure das Schicksal
seiner Unterthanen, indessen möchten sie geduldig ausharren, bis er
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Friedrich_Wichelm Friedrich
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
185
Paris, um hier mit den Aufrührern gemeinschaftlich zu plündern und zu morden.
Verhaßte Männer wurden auf öffentlicher Straße niedergemacht. „An die
Laterne!" war das gewöhnliche Mordgeschrei, unter welchem die unglücklichen
Schlachtopfer fortgeschleppt und an Laternenpfählen aufgehängt wurden. Und
was die Hauptstadt that, ahmten die Provinzen nach. „Freiheit und Gleichheit!"
war die allgemeine Losung. Bewaffnete Banden zogen durch das Land, und
mit dem Trmmphgeheul: „Krieg den Palästen, Friede den Hütten!" plünderten
sie die Schlösser der Edelleute und die Häuser der Geistlichen. Die Prinzen des
königlichen Hauses, viele Edelleute und Geistliche wanderten aus, um Leben und
Eigenthum zu retten. Der unglückliche König blieb rath- und schutzlos in dem
brausenden Sturme zurück, preisgegeben der Wuth des empörten Volkes. Furcht-
bar war seine Lage, denn auch sein Heer war nicht mehr zuverlässig. Da ver-
suchte er, sich und seine Familie durch die Flucht zu retten. Beinahe hatte er
schon die Grenze erreicht, als er erkannt und nach Paris zurückgebracht wurde.
Jetzt wurde er auf's strengste bewacht, ja sogar 1792 von der National - Ver-
sammlung abgesetzt und mit seiner Familie in's Gefängniß geworfen. Frank-
reich wurde nun für eine Republik erklärt.
3. Preußens und Oestreichs Krieg gegen Frankreich. Solche
Gräuel empörten alle übrigen Fürsten, und Preußen und Oestreich verbanden
sich, um die Ruhe in Frankreich wieder herzustellen. Wirklich drang 1792 ein
preußisches Heer, 50,000 Mann stark, durch die Niederlande tief in Frankreich
ein, welches aber durch Mangel an Lebensmitteln, durch Seuchen und üble
Witterung zu einem unglücklichen Rückzüge gezwungen wurde. Den Oestreichern
war es nicht besser ergangen. (Nro. 121.)
4. Schicksal der französischen Königssamilie. Unterdessen war
die Wuth der Parteien in Frankreich und der Haß gegen den König noch ge-
stiegen. Die wilden Jakobiner setzten es endlich sogar durch, daß der König
zum Tode verurtheilt wurde. Gleich einem gemeinen Verbrecher wurde er am
21. Januar 1793 mit dem Fallbeil (Guillotine) öffentlich enthauptet. Einer
der Henkersknechte hob das gefallene Haupt triumphirend empor und zeigte es
dem Volke, während von allen Seiten das Gebrüll: „Es lebe die Nation! Es
lebe die Freiheit!" ertönte. Hüte und Mützen flogen in die Höhe, und singend
tanzte der Pöbel um das Blutgerüst. Der bessergesinnte Franzose aber verbarg
aus Angst vor jener Rotte seinen Schmerz in stiller Brust. Dasselbe Schicksal
hatte auch die Königin und Ludwigs tugendhafte Schwester, die Prinzessin
Elisabeth. Das traurigste Loos aber traf den kleinen Kronprinzen. Das
unschuldige Kind war schon früh den Armen seiner Eltern entriflen und dem
verworfensten Bösewichte übergeben worden, den die Gemeinde von Paris unter
der Rotte der Jakobiner finden konnte. Simon hieß dieser Elende, ein Schuster,
der, als man ihm das Kind übergab, mit grinsender Miene fragte: „Was be-
schließt ihr über den jungen Wolf? Er wurde zum Hochmuthe erzogen; ich aber
werde ihn schon mürbe machen!" Mit Prügeln, Hunger und Frost wurde der
arme Knabe so lange gemartert, bis er 1795, erst 8 Jahre alt, seinen Geist
aufgab*).
5. Fortsetzung der Revolutionskriege. Die Nachricht von der
Hinrichtung des unschuldigen Königs und seiner Familie erfüllte ganz Europa
mit Abscheu und Entsetzen. Auch England, Holland und Spanien er-
hoben sich jetzt gegen Frankreich. Die Preußen und Oestreicher drangen noch
einmal vor und siegten in mehreren Schlachten, aber die andern Verbündeten
wurden geschlagen. Da schloß Preußen 1795 zu Basel Frieden mit der fran-
zösischen Republik, mußte in demselben aber seine Besitzungen am linken Rhein-
ufer abtreten. (Nro. 157.)
6. Theilung Polens. Im Osten des Reiches bekam dagegen Preußen
einen bedeutenden Länderzuwachs. Schon zu Friedrichs des Großen Zeiten
waren nämlich in dem ohnmächtigen Polenreiche Unruhen ausgcbrochen, und
*) Nach andern Mittheilungen soll der Kronprinz aus dem Hause Simons heimlich gerettet
worden und erst im hohen Alter gestorben sein.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Elisabeth Simon Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Frankreich Frankreich Niederlande Frankreich Frankreich Paris Europa England Holland Spanien Frankreich Basel Rhein- Polens
200
Mittag gingen die Preußen vor; die Brücke von Sadowa ward genommen.
Da wurden sie mit einem ungeheuren Hagel von Granaten überschüttet; es war
unmöglich, weiter vorzudringen, und rückwärts wollten sie nicht. Todesmutig
hielten sie auf ihrem Ehrenposten aus. Die Division Fransecki hatte stunden-
lang das mörderische Feuer ausgehalten; vor der dreifachen Übermacht mußten sie
zuletzt etwas zurückweichen; dann sprach Fransecki: „Nicht weiter zurück, hier sterben
wir!" Der König selbst setzte sich der größten Gefahr aus; Graf Bismarck
bat ihn, sich zu schonen. Lächelnd erwiderte der König: „Wohin soll ich denn
reiten, wenn meine Truppen im Feuer stehen?"
Um zwölf Uhr stand die Schlacht. Vorwärts konnten die Preußen nicht,
zurück wollten sie nicht. Da traf um zwei Uhr der Kronprinz ein und trieb den
Feind von den wohlverschanzten Höhen. Damit war die Schlacht entschieden.
2. Der Widerstand Östreichs war gebrochen. Im Frieden zu Prag schied
es aus dem deutschen Bunde, trat Schleswig-Holstein an Preußen ab und bezahlte
die Kriegskosten.
Seine Bundesgenossen, die süddeutschen Fürsten, waren auch in vielen Ge-
fechten besiegt worden und erhielten einen billigen Frieden. Sie schlossen mit
Preußen ein Bündnis zu Schutz und Trutz. Hannover, Kurhessen, Nassau
und die freie Stadt Frankfurt a. M. wurden Preußen einverleibt, den entthronten
Fürsten aber viele Millionen Entschädigung bewilligt. Alle deutschen Staaten nörd-
lich vom Main vereinigte Preußen zum „norddeutschen Bunde".
Nach Polack, Hoffmeyer u. Hering,
e. Der deutsch-französische Krieg.
1. Napoleon Iii., Kaiser der Franzosen, war gewohnt, sich als Herrn von Europa
anzusehen. Mit Neid blickte er auf die Vergrößerung Preußens. Die Franzosen
hatten im östreichischen Kriege gar nicht mitgekämpft; aber trotzdem schrieen sie:
„Rache für Sadowa!" Sie verlangten alles Land westlich vom Rhein. Aber
König Wilhelm sagte: „Kein Fuß breit deutscher Erde wird abgetreten." Da saut
es zum Kriege. Die nächste Veranlassung dazu war folgende: Die Spanier hatten
ihre Königin Jsabella vertrieben und wählten den Prinzen Leopold von Hohen-
zollcrn zu ihrem Könige. Einen Prinzen von Hohenzollern wollten aber die
Franzosen auf dem spanischen Throne nicht haben. Daher sandte Napoleon seinen
Gesandten Benedetti zum Könige Wilhelm. Dieser hielt sich gerade im Bade Ems
auf, um seine Gesundheit zu kräftigen. Benedetti verlangte, König Wilhelm möge
dem Prinzen Leopold verbieten, die spanische Krone anzunehmen. Der König ant-
wortete: „Ich habe dem Prinzen Leopold nicht befohlen, die spanische Krone an-
zunehmen; ich kann ihm daher auch nicht befehlen, sie abzuweisen." Da erklärte
der Prinz, er wolle nicht König von Spanien werden; denn er fürchtete einen
Krieg zwischen Frankreich und Preußen. Es half nichts; zum ztveitenmal kam
Benedetti zum Könige Wilhelm und verlangte von ihm, er solle schriftlich ver-
sprechen, daß er einem Prinzen von Hohenzollern niemals erlauben werde, die
spanische Krone anzunehmen. Benedetti redete dabei den König noch dazu unschick-
licherweise ans der Brnnnenpromenade an. Der König lehnte sein Ansinnen ab.
Als dann Benedetti nachmittags den König nochmals sprechen wollte, ließ ihm
dieser durch einen Adjutanten sagen, er habe ihm weiter nichts mehr mitzuteilen.
Zwei Tage später war die Kriegserklärung der Franzosen in Berlin.
2. Der König verließ sofort Ems und begab sich nach Berlin, wo er mit
Jubel begrüßt wurde. Noch in der Nacht erteilte er den Befehl zur Mobilmachung
der ganzen Armee. In wenigen Tagen stand sie gerüstet da, und mit dem Ge-
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Extrahierte Personennamen: Fransecki Fransecki Hoffmeyer Napoleon König_Wilhelm Wilhelm Jsabella Leopold_von_Hohen- Leopold Napoleon Benedetti Wilhelm Benedetti Wilhelm Leopold Leopold Leopold Leopold Benedetti Wilhelm Benedetti Benedetti
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Hannover Kurhessen Nassau Frankfurt Main Europa Rhein Spanien Frankreich Berlin Berlin
Friedrich Wilhelm Ii.
41
König 46 Jahre sein Land väterlich und weise regiert hatte, starb er am 17. August
1786. Die Nachwelt hat ihm den wohlverdienten Beinamen „der Große" gegeben.
Es folgte sein Neffe
§17. Friedrich Wilhelmii., von 1786—97. „Meinwille ist rein." a.sorge
für das Land. Vorzüglich viel that er durch Anlegung neuer Schulen für die Bildung
des Volkes. Zur Belebung des Handels wurden hier und da Kanäle gegraben. Er
führte viele Bauten aus, so das prächtige Brandenburger Thor in Berlin. Die
Festungen wurden stärker gemacht. Auch
führte er ein neues Gesetzbuch, das preu-
ßische Landrecht, ein. d. Kriege. Zu-
nächst nahm er teil an dem Kriege gegen
die französische Republik. Frank-
reich war durch seine Könige Lud-
wig Xiv. und Xv. in große Schulden
geraten, und das Land sollte hohe Ab-
gaben zur Tilgung derselben zahlen.
Geistlichkeit und Adel weigerten sich
dessen und wollten die ganze Last wieder
dem armen Volke aufbürden. Darüber
entstanden in Frankreich große Unruhen.
Die wütenden Jakobiner, deren Lo-
sungsworte: Freiheit, Gleichheit, Brü-
derlichkeit! waren, führten bald eine
völlige Auflösung der Gesetze herbei.
Selbst das Christentum und die christliche Zeitrechnung wurden abgeschafft. Ihren
König Ludwig Xvi. setzten sie ab und enthaupteten ihn 1793 nebst seiner Ge-
mahlin durch das Fallbeil. Unter dem schrecklichen Robespierre begann jetzt die
Schreckensherrschaft in Frankreich. Da verbanden sich mehrere andere euro-
päische Fürsten mit Friedr. Wilh., um in dem Lande die Ordnuug wieder herzustellen.
Mehrmals wurden die Franzosen von den Preußen bei Kaiserslautern geschlagen.
Als aber dadurch die Ruhe in Frankreich doch nicht hergestellt wurde, schloß der König
1795 zu Basel mit Frankreich Frieden. Nachdem Robespierre gestürzt war, kam
eine mildere Regierung (Direktoren) an die Spitze, und es kehrte allmählich wieder
Ruhe in das Land zurück. — In der zweiten (1793) und dritten (1794 und 95)
Teilung Polens erhielt Preußen Danzig, Thorn und andere polnische Gebiete unter
dem Namen Süd- und Neuostpreußen. — Der König starb den 16. November
1797, und sein Sohn Friedrich Wilhelm Iii. wurde sein Nachfolger.
§ 18. Friedrich Wilhelm Iii., von 1797—1840. „Meine Zeit in Unruhe,
meine Hoffnung in Gott." — Friedrich Wilhelm Iii. war unter der Aufsicht Fried-
rich d. Gr. erzogen worden. Schon früh zeigte er gute Anlagen und einen festen
Willen. Deshalb hatte ihn der große König besonders lieb und sagte einst von ihm:
„Der wird sich Schlesien nicht wieder nehmen lassen!" Als Kronprinz vermählte er
sich mit der Prinzessin Louise von Mecklenburg-Strelitz, die noch jetzt als Preußens
Schutzgeist hoch geehrt wird. Als Friedrich Wilhelm die Regierung antrat, drohte
dem Vaterlande von Frankreich aus Unheil. — a. Deutschland in seiner Ohnmacht.
Napoleon Bonaparte war der Sohn eines Advokaten auf der Insel Korsika.
Er trat früh in das französische Heer ein. Hier zeichnete er sich so aus, daß er es bald
bis zum General brachte. Nach mehreren siegreichen Kriegszügen erhoben ihn die
Franzosen 1804 zu ihrem Kaiser. Nun suchte er Frankreichs Grenzen zu erweitern
und die benachbarten Völker mit List oder Gewalt zu unterjochen. Da verbanden sich
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TM Hauptwörter (200): [T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August Friedrich_Wilhelmii Friedrich Ludwig_Xvi Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Louise_von_Mecklenburg-Strelitz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon_Bonaparte Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin französische_Republik Frankreich Frankreich Kaiserslautern Frankreich Basel Frankreich Danzig Thorn Frankreich Deutschland Korsika Frankreichs
365
340.
Mit tiefbewegtem Herzen konnte der siegreiche Herrscher endlich
am 2. März seiner Gemahlin, der Kaiserin-Königin Augusta, melden,
daß die vorläufigen Friedensbedingungen von ihm unter-
zeichnet worden seien. Mit Freuden vernahm das deutsche Volk aus
dem Munde seines Kaisers, daß alle Bemühungen des französischen
Unterhändlers Thiers (spr. Tiähr), die Abtretung der ehemals
deutschen Gebiete zu verhindern, vergeblich gewesen. Frankreich hatte
sich dazu verstehen müssen, das Elsaß mit Straßburg, jedoch mit
Ausnahme von Belfort, sodann Deutsch-Lothringen nebst Metz
in den Händen des Siegers zu lassen. Außerdem wurde ihm die
Zahlung von 5 Milliarden Franken oder 1300 Mill. preußischen
Thalern auferlegt; bis zur völligen Abtragung dieser ungeheuren
Summe aber sollten auch noch andere, rechts von der Seine ge-
legene Gebietsteile von den deutschen Truppen besetzt bleiben.
Die Friedensglocken läuteten in Stadt und Land; unbeschreib-
licher Jubel ertönte durch alle Gauen, als einzelne Abteilungen der
Landwehr in ihre Heimat wiederkehrten, als dann auch der ruhm-
gekrönte Kaiser am 17. März die Siegesheimfahrt hielt. Der Ab-
schluß des endgültigen Friedens wurde durch einen furchtbaren
Aufstand in dem unglücklichen Paris verzögert, in welchem der Pöbel
die entsetzlichsten Greuelthaten verübte. Erst am 10. Mai konnte
derselbe in Frankfurt a. M. unterzeichnet werden. Die Grenz-
linie zwischen dem wiedergewonnenen, zum Reichslande bestimmten
Elsaß-Lothringen und den französisch gebliebenen Gebieten wurde
dabei genauer festgesetzt.
Am 16. Juni zog der Kaiser an der Spitze seiner Getreuen
und großer Heeresabteilungen im Triumphe in die herrlich geschmückte
Hauptstadt Berlin ein. Thränen entquollen dem Auge des Helden-
greises, als er das eherne Standbild seines in Gott ruhenden
Vaters erblickte, das während dieser Feier enthüllt wurde, und dabei
seiner Jugend gedachte. Sie mahnten lauter als alle Worte zu dem
Bekenntnis: Gott allein die Ehre! Alles Volk aber stimmte ein
und jauchzte: Dem Kaiser Heil! Glück zu dem Könige! Es sang:
1. Kett dir im Kiegerkranz, Kerrscher des Vaterlands, Keil,
Kaiser, dir! Kühl' in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz,
Lieöling des Volks zu sein; Keil, Kaiser, dir!
2. Keilige Klamme, glüh', glüh' und verlösche nie fürs Vater-
land! Wir alte stehen dann mutig für einen Wann, kämpfen
und öluten gern für Thron und Weich.
. „ b- Sei, Kaiser Wilhelm, hier lange des Volkes Zier, der Wensch-
heit Stolz! Kühp in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz,
Lieölrng des Volks zu sein; Keil, Kaiser, dir!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: März Thiers Keilige Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Belfort Paris Frankfurt_a._M. Berlin
383
Ems zu, von der jetzt freilich nur noch der obere Teil mit der Stadt Jbben-
bliren mit zur Provinz Westfalen gehört. Im Jahre 1707 hatte derselbe
König Friedrich I. Gelegenheit, die neben Lingen liegende Grafschaft Tecklen-
burg zu erkaufen, um derer willen zwei gräfliche Häuser in Streit geraten
waren. Dem einen dieser Häuser wurde sie zugesprochen; aber es trat gegen
eine Geldsumme seine Rechte an Preußen ab.
Fast ein ganzes Jahrhundert dauerte es, bis diesen Besitzungen in West-
falen neue hinzugefügt werden konnten. Nach andern Seiten hin hatte sich
der preußische Staat'schon bedeutend vergrößert; Friedrich der Große hatte im
siebenjährigen Kriege Schlesien erobert; aber in Westfalen hatte sich nichts
geändert. Da wurde im Jahre 1801 bestimmt, daß das ganze linke Rhein-
user an Frankreich fallen solle, wo Napoleon die Regierung an sich gebracht
hatte. Die Fürsten, die ihre Länder eingebüßt hatten, sollten ans der rechten
Seite des Rheines entschädigt werden, und zwar sollten die geistlichen Herren,
die Erzbischöfe und Bischöfe, ihre Macht verlieren und ihre Gebiete an die
weltlichen Fürsten abtteten. Weil nun auch der König von Preußen mehrere
Stücke Landes auf der linken Rheinseite verloren hatte, so erhielt er gleichfalls
Entschädigungen. Es wurde ihm damals das Bistum Paderborn, die
östliche Hälfte des Bistums Münster und noch mehreres andere zugesprochen.
4. Alle diese Länder gingen zwar wenige Jahre darauf (1806) nach der
Unglücksschlacht bei Jena und Auerstädt verloren, und Napoleon teilte sie den
neuen Staaten zu, die er gestiftet hatte, dem Königreich Westfalen und
dem Großherzogtum Berg. Über das erstere setzte er seinen Bruder
Hieronymus; das letztere verlieh er zu Anfang seinem Schwager Mürat, der
nachmals König von Neapel wurde. Aber die neuen Fürsten konnten sich die
Liebe ihrer Unterthanen nicht erringen, die mit Schmerz und Trauer an ihren
rechten Herrn, an ihren unglücklichen König Friedrich Wilhelm Iii. dachten.
Da kam endlich im Jahre 1813 die Zeit der Befreiung. Nach der Schlacht
bei Leipzig wurde der König von Westfalen aus seiner Hauptstadt Kassel ver-
jagt, und auch in unsern Gegenden schlossen sich die wehrhaften Männer den
tapfern Streitern für Freiheit und Vaterland an. Sie zogen mit über den
Rhein, in Frankreich hinein, bis nach Paris. Da wurde alles wieder anders.
Die Länder, welche vor dem Unglücksjahre 1806 zu Preußen gehört hatten,
kehrten auch wieder unter die preußische Herrschaft zurück, und noch viele neue
Gebiete wurden dem Könige zugeteilt. So hat denn damals, im Jahre 1815,
auch unsere Provinz Westfalen die Gestalt und Ausdehnung bekommen, die sie
noch jetzt besitzt. Mit der Grafschaft Mark wurden das ehemals kölnische
Herzogtum Westfalen, das Fürstentum Siegen, das Gebiet der frühern
freien Reichsstadt Dortmund, die Grafschaft Limburg und die Grafschaft
Wittgenstein verbunden und so der Regierungsbezirk Arnsberg ge-
bildet; der östlichen Hälfte von Münster wurde nun auch die westliche
Hälfte dieses Bistums nebst den Grafschaften Steinfnrt und Reckling-
hausen beigefügt, wodurch der Regierungsbezirk Münster entstanden
ist. Nm der nördliche Streifen des frühern Bistums Münster, der sich an
der Ems hinzog, ist damals nicht in preußischen Besitz gekommen, sondern an
Hannover und Oldenburg. Der Regierungsbezirk Minden wurde ge-
bildet, indem mit den alten Landen auch noch die an der Weser gelegene Abtei
Corvey und der aus drei kleinen Gebietsteilen bestehende, zwischen Paderborn
und Ravensberg gelegene Kreis Wiedenbrück vereinigt wurden. In mehreren
von den genannten Gebieten regierten noch Fürsten, die einst unmittelbar unter
Kaiser und Reich gestanden hatten; jetzt, da es keinen deutschen Kaiser mehr
gab, mußten sie sich es gefallen lassen, unter die Oberhoheit des Königs von
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_der_Große Friedrich Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Frankreich Rheines Jena Westfalen Großherzogtum_Berg Neapel Leipzig Westfalen Kassel Rhein Frankreich Paris Hannover Oldenburg Corvey Paderborn Ravensberg