Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 38

1911 - Erfurt : Keyser
— 38 - Zur andern; auf dem braunen Grunde wuchs wenig anderes als Wolfsmilch, Heidekraut und dunkle Waldbeeren. Dann senkte er sich in ein stilles Waldtal, sührte durch sumpsigeu Grund und das Bett eines Baches und stieg auf der andern Seite wieder in den Wald. Einigemal kamen die Reisenden auch über altes Ackerland; noch waren die Beetfurchen sichtbar, aber Schlehdorn und stachliger Ginster standen dicht wie eine Hecke daraus, und die Pserde halten Mühe durchzudringen. Zuletzt erklommen die Rosse der Reisenden mühsam die Höhe des Jdisberges, auf dessen Mitte sich eine Hobe Esche aus dem niedrigen Kraut erhob. Hier verbrachten sie die Nacht, um sich beim ersten Morgengrauen wieder zum Aufbruch zu rüsten; denn es war noch eine weite Tagsahrt bis in den Bergwald der Tbüringe (Jdisberg = Veste Coburg). Unter Franken und Wenden: Heute ritt der Führer noch schneller als am letzten Tage; aber sein scharser Blick prüfte wieder jeden Busch und Stein. So oft sie aus dem Wald in ein Wiesen-tal kamen, gab er seinen Begleitern ein Zeichen zurückzubleiben und winkte nach einer Weile mit gehobener Hand ihm zu folgen. — In der Landschaft lagen in den Tälern oder aus halber Höhe der Berge, wo ein kräftiger Quell aus dem Boden rann, hie und da Dörfer und einzelne Höfe fränkischer Ansiedler, die meisten Höfe klein, die Häuser zerfallen, notdürftig gestickt, daneben oft leere Brandstätten. Jedes Dorf und jeder Hof waren umwallt, aber auch Wall und Graben waren verfallen und zerrissen. Nur wenig Leute sahen sie auf dem Felde, in den Dörfern rannten die Kinder und Frauen an den Hoszaurt und starrten den Reisenden nach. Zuweilen war am Hausgiebel über dem Zeichen des Besitzers ein Kreuz gemalt, dann segnete der Reisende die Bewohner mit dem Christengruß. — Wieder kamen sie an ein Dorf, ohne Zaun standen die hohen Strohdächer, welche fast bis zum Boden reichten. Nackte Kinder, bräunlich und mit Schmutz bedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln aus der Dungstätte. Kleiner waren die Leute, rundlich und Platt die Gesichter und statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei, Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen. „Sind die Fremdlinge häufig auf eurem Grunde?" fragte der Fremde. „Es sind Wenden von ostwärts, in mehreren Dörfern hausen sie hier und in Thüringen, sie zahlen Zins dem Grafen des Frankenherrn, aber übelgesinnt bleiben sie und widerbellig." So ging es eine Stunde vorwärts durch Buschholz und über Wiesengrund, endlich sahen sie in der Entfernung seitwärts vom Wege einen großen Hof unter Lindenbäumen. Da sie aber herankamen, fanden sie das Dach zerrissen, die Tür eingeschlagen, die Kohlen eines Feuers vor dem Hause und im Grase einen toten Mann, das Haupt durch einen Kolbenschlag gebrochen.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 109

1911 - Erfurt : Keyser
— 109 — peitschen u. bergt, fanben ihre Erlebigung am Henkerhaus auf dem Markt vor den Graben. Nach Beenbignng der Bestrafung würden die Verurteilten für immer aus der Stadt verwiesen. Zuchthäuser kannte das Mittelalter nicht. Die der menschlichen Gesellschaft gefährlichen Mitglieber beseitigte man durch den Tod; solche Leute zu bessern, baran buchte niemanb. — Mit der eigentlichen Rechtsprechung hatte der Rat nichts zu schaffen. Das Gericht, das Urteilsprechen, die Strafvollstreckung und die Stellung des Henkers waren des Erzbischofs Sache. Nur die Verhaftung war allmählich an den Rat übergegangen, das Einsperren in die Tem-nitz und das peinliche Fragen. Zuletzt aber zeigte sich das mainzische Gericht so unselbstänbig, daß es des Rates Urteil ohne nähere Untersuchung bestätigte. Außerhalb des Hauses: Abenbs gingen die Bürger in die Kneipen ober Tabernen. Das waren cntweber Wirtshäuser, wo auch Frembe wohnten, ober die Gaststuben der Biereigen, bic nicht nur das Recht des Bierbrcmens, fonbcrn auch des Bierausschankes hatten. Die Unterhaltung würde sehr laut geführt, utrxb cs kam babei leicht zu heftigen Zusammenstößen. Drum hatte der Rat das Mitbringen von Waffen verboten, das sonst das Recht der Bürger und ritterlichen Frembcn war. Auch das Spiel gestattete der Rat nicht, weil cs bic Ursache zu Raufereien und tätlichen Angriffen war. Um 9 Uhr forberte der Wirt die Gäste zum Nachhaufegehen auf und zog den Strohwisch ober Kranz, (noch an manchem Biereigenhaufe sichtbar) das Zeichen der Schankgerechtigkeit, ein, das er durch Die Luke neben der Haustür herausgesteckt hatte. Spätere Gäste nahm die Nachtwache fest. — Nach 9 Uhr im Winter und im Sommer nach 10 bürste sich niemanb mehr ohne Licht ober Laterne auf der Straße blicken lassen. Die Nacht war verrufen und ein Nachtlnanbler verbächtig. Er mußte im Parabiese (Gefängnis), wohin er von der Nachtwache gebracht würde, am andern Tage ein langes Verhör vor feiner Entlassung aushalten. Nur Aerzte, ober wer sich ausweisen konnte, bürste ruhig seines Weges ziehen. Kleidermode: Besonbers ergötzlich schilbert Stolle bic der- schwenberischen Kleibennobcn der bantaligen Zeit. Im Jahre 1410 trugen die Männer noch vorn zugeknöpfte Röcke mit gestickten Aer-meln. Einige trugen auch Barchentjoppen, niemanb aber lange Hofen, sonbern jeberrnann halblange, die am Knie zugebunben waren, und barüber einen Mantel ohne Schnürwerk. Die Frauen trugen Röcke mit Kragen, die bis zum Halse hinaufreichten, und Schuhe ohne Schäfte. Die Mäbchen trugen das Haar züchtig in Zöpfen, mit wenig Bänbern burchflochten. Auch trug man in jenen Zeiten noch die schon im 14. Jahrhundert üblichen Schnabelschuhe, die aber im 15. Jahrhundert spitz und säst ellenlang waren. — Plötzlich, zwischen 1480 und 1490, gab man sie auf, ging aber ins Gegenteil über, nämlich zu breiten, fast entenschnabelförmigen,

3. Für Präparandenanstalten - S. 264

1912 - Breslau : Hirt
264 C. Länderkunde. 2. Im Dämaralande wohnen viehzüchtende Bäntnneger, der früher zahlreiche Stamm der Hererö und die von ihnen unterjochten Berg- dämara. 3. Im Mv wohnen die Ackerbau treibenden Owämbo, der mächtigste Stamm. 4. Zahlreich sind die Bastarde, Mischlinge von Weißen und Hotten- totten, mit kapholländischer Sprache. 5. Die Weißen bestehen aus Deutscheu und aus Buren, von denen manche holländische Ortsnamen herrühren, und anderen Europäern. 135. Windhuk (1600 m) in Deutsch-Südwestafrika. Von der Dornbuschsteppe gleitet der Blick über die Herde, die Akazien und die Werften der Herero zu dem freundlichen Städtchen am Gebirgsrand, das in wasserreicher, grüner Landschaft zwischen weiten, wohl- bebauten Fluren liegt. Die Straßen von Windhuk sind gut gepflegt und beleuchtet. Siedlungen. Lüderitzbucht ist der beste Hafen des 8. Die Kreuzung der natürlichen Straßen, darum geographischer und wirtschaftlicher Mittel- punkt der Kolonie und Sitz der Regierung und der Schutztruppe, ist das 1600 m hoch gelegene Windhuk. Zahlreiche kalte und heiße Quellen haben hier eine dichtere Besiedlung und guten Bodeuaubau herbeigeführt. Im S ist Keetmanshoop der wichtigste Ort. Die britische Walfischbai verödet, da sich nahe im N durch deu Bau einer langen Hafenmole eine einigermaßen brauchbare Laudungsstelle in Swakopmund herstellen ließ. Dieses ist zurzeit das bequemste Eingangs- tor und daher der Ausgangspunkt zweier Bahnen. In den kleinen Ort- schasten im Berglande bestehen mehrere Missionsstationen.

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 1

1902 - Karlsruhe : Lang
Aus der deutschen Geschichte. I. Von den alten Deutschen. Schon vor zweitausend Jahren erstreckten sich die Wohnsitze unseres Volkes von dem Rhein bis zur Weichsel und den Karpathen und von den Alpen bis zur Ostsee und Nordsee. Das deutsche Land war aber damals nicht so schön und fruchtbar wie heutzutage. Es war vielmehr zum größten Teil mit dichten Wäldern bedeckt, in denen wilde Tiere, wie der Wolf, der Bär, der Luchs, der Auerochs, der Wisent und das Elentier hausten. Ta die alten Deutschen die breiten und wasserreichen Flüsse noch nicht einzudämmen verstanden, traten letztere häufig aus ihren Usern und verwandelten weite Strecken Landes in unzugängliche Sümpfe. Nur ein geringer Teil des Landes war angebaut; allein die Fruchtbarkeit war nicht groß, weil die Lust meist nebelig war und der Winter mehr als die Hälste des Jahres dauerte. Die alten Deutschen waren in viele Stämme geteilt; daß sie aber nur eiu einziges Volk ausmachten, zeigten ihre Sitten und Einrichtungen, sowie ihre Körpergestalt. Sie hatten einen hohen Wuchs, schlanke und kräftige Glieder, weiße Haut, rötlich-blondes Haar und blaue Augen. Ihre Kleidung war einfach; sie bestand aus einem Mantel vou Wolle oder Pelzwerk, der durch eine Spange von Metall, bei den ärmeren durch einen Baumdorn festgehalten wurde. Nur die reichsten Leute trugen leinene Kleider: die Frauen lange und weite Gewänder ohne Ärmel, mit einem Purpurstreis geziert, die Männer eng anliegende Wämser und Beinkleider. Städte und Dörser gab es in Deutschland nicht. Die Gehöfte wurden in der Mitte der Grundstücke, so weit als möglich von den Nachbarn entfernt, angelegt. Die Häuser waren aus rohen Baumstämmen aufgebaut, mit Lehm beworfen und mit Stroh gedeckt, ihre Giebel mit bunten Farben angestrichen. Auch kellerartige Räume wurden angelegt zur Aufbewahrung von Vorräten, als Schutz gegen die Winterkälte und als Versteck bei Feindesnot. Die Hausgeräte waren ärmlich: irdenes und hölzernes Geschirr, statt der Betten Mooslager mit Tierfellen bedeckt. Berger-Stehle, Erzählungen aus der Welrgei'chichle. \

5. Geschichte des Altertums - S. 7

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Griechenland. 7 läler hinziehen und hier und da kleine Ebenen sich ausbreiten. Daher war der Verkehr von einer Landschaft zur anderen oft erschwert, und vielfach führten nur Saumpfade über die Gebirgsrücken hinüber; die Folge davon ist gewesen, daß im Altertum Griechenland immer in viele kleine Staaten zerfallen ist und es keinen einheitlichen Staat dort gegeben hat. Andrerseits ist der Boden in vielen Teilen des Landes so felsig und unfruchtbar, daß man dort keinen Ackerbau, sondern nur Viehzucht treiben kann; in den Ebenen allein ist der Anbau des Bodens möglich. So ist es gekommen, daß Griechenland die wachsende Bevölkerung nicht zu ernähren vermochte und immer neue Scharen wanderlustiger Hellenen jenseit des Meeres eine neue Heimat suchten. In diesem Lande ist der Winter regenreich und mild, der Sommer da- ®Q8 gegen heiß und regenarm, so daß die Quellen und Bäche oft versiegen und große Trockenheit herrscht. Es gedeihen der Weinstock, der Ölbaum, die Feige, ferner der Lorbeer, die Myrte und andere immergrüne Gewächse. Die Landschaft Griechenlands ist von unvergleichlicher Schönheit. Weithin reicht in der klaren Luft der Blick; hier schaut man hochragende, schöngeformte Berge, oft mit schneebedecktem Gipfel, dort das tiefblaue, an der steilen Küste brandende Meer. Und in diesem schönen Lande wohnte ein Volk von einem Schönheitssinn, wie ihn kein anderes Volk der Weltgeschichte besessen hat. § 9. Die Landschaften des Festlandes. Man teilt das griechische Festland in drei Teile, Nordgriechenland, Mittelgriechenland und den Peloponnes, eine Halbinsel, die ihren Namen von dem Heros Pelops trägt. Nordgriechenland umfaßt die beiden Landschaften T h e s s a - Nordg^chen. l i en und E pi ru s , welche durch Gebirge voneinander geschieden werden. An der Nordostecke Thessaliens erhebt sich der schneebedeckte, 3000 m hohe Olymp, der höchste Berg Griechenlands, auf dem man sich die Wohnungen der Götter dachte. Mit Mittelgriechenland wird Thessalien nur durch einen schmalen Paß verbunden, der zwischen Berg und Meer hinführt und von den warmen Quellen, die dort emporsprudelten, den Namen Thermopylen hatte. Den größten Teil Thessaliens nimmt eine getreidereiche Ebene ein. Epirus dagegen ist ein armes, wenig fruchtbares Gebirgsland; dort lag die alte Orakelstätte D o d o n a , wo man aus dem Rauschen heiliger Eichen den Willen des Zeus zu erforschen suchte. Der westliche Teil Mittelgriechenlands war wie Epirus zum größeren Teil ein rauhes Gebirgsland, wo viel Viehzucht getrieben wurde, * * an wenig Städte sich vorfanden und die Bevölkerung roh von Sitten war. Der höchste Berg Mittelgriechenlands ist der Parnaß; hier lag in einem Hoch-

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 11

1906 - München : Oldenbourg
3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. 11 Unzweifelhaft ist in unserem Lande von der jüngeren Steinzeit ein ununterbrochener Fortschritt der Entwicklung bis auf die Höhe der Bronzezeit zu erkennen. Wenn man die Überreste dieser beiden Perioden aufmerksam verfolgt, gewinnt man den Eindruck, daß hier ein und derselbe Volksstamm sich zu einer ihm erreichbaren Kulturhöhe entwickelt hat. Auch die wenigen bisher gefundenen Wohnstätten mit ihrem Inventar deuten darauf hin, daß die Leute der jüngeren Stein- und der Bronzezeit in ununterbrochener Geschlechterreihe aufeinanderfolgten, daß kein Bevölkerungswechsel während dieser Perioden eintrat. Wie sich in den steinzeitlichen Niederlassungen auf dem Auhögl und auf der Insel im Würmsee die ersten Spuren der Metallverwendung zeigen, so treten in der bisher einzigen im südlichen Bayern gefundenen bronzezeitlichen Niederlassung unter der Burgruine in Karlstein bei Reichenhall die letzten Spuren der Verwendung von Steinmaterial neben der schon herrschenden Bronze zutage. Diese kleine, in entlegener Gebirgsgegend befindliche Ansiedlung gibt in ihren Resten nur das Bild von ärmlichen Behausungen, nicht von der Höhe der bronzezeitlichen Kultur. Immerhin aber gewährt sie einen Einblick in das Leben und Treiben ihrer Bewohner. Ant Fuße des steilen Bergkegels und terrassenförmig am Berghang übereinander lagen die Hütten, die am Berg in der Weise in den Hang eingeschnitten waren, daß der natürliche Felsen die Rückwand bildete und der Aushub nach vorn abgelagert wurde um Raum zu gewinnen. Der ebene Boden war festgestampft und Spuren von Pfostenlöchern lassen annehmen, daß Vorder- und Seitenwände aus Holzstämmen zusammengefügt waren. Das Dach ruhte schräg auf dem Felsen der Rückwand und den Stämmen der Vorderwand. Eine oder auch zwei Feuerstellen waren im Hüttenraum aus großen Steinen halbkreisförmig angebracht. Das Hausinventar bestand ans großen Tonkusen für Wasservvrrat, ans Mahlsteinen und Reibern von Granit, mit denen von den Weibern das Getreide gemahlen wurde; viele Nähnadeln von Bronze, Spinnwirtel und Webstuhlgewichte von Ton deuten daraus hin, daß hier von ihnen gesponnen, gewoben und die Kleidung bereitet sowie Netze gestrickt wurden. Denn die Männer oblagen dem Fischfang (Funde von Angeln aus Bronze, vieler Netzsenker) und der Jagd (Pfeilspitzen von Feuerstein und Bronze); sie beschäftigten sich mit Bronzegießen (Gußklumpen, Gußsorm, Schmelztiegelreste, neue Stücke mit Gußnaht). Viele vorkommende kleine Bronzepunzen oder Stichel (wie sie auch in den Schweizer Pfahlbauten zahlreich auftreten) dienten zu irgend einem hier betriebenen Handwerk. Am natürlichen Felsboden der Hütten und ihrer Umgebung fanden sich abgesprungene Schneiden von Bronzebeilen, ein Beweis, daß die Männer hier den Felsboden zur Herstellung der Hütten und das Holz der Stämme bearbeitet hatten. Außerordentlich häufig waren die Scherben der Töpfe, die ebenfalls hier von den Weibern hergestellt wurden. Selbst ganz kleine Geschirrchen, offenbar Kiuderspielzeug, fanden sich vor. Zerbrochene oder verlorene Schmucksachen von Bronze ließen

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 153

1906 - München : Oldenbourg
31. Nürnberg und seine Kunst. 153 der edelsten, reichsten, weil auf einheitlicher Bahn durchgeführten Vollendung gefunden. Wie auf den Fingerzeig einer gütigen Gottheit gelangten hochbegnadete Meister in dem Augenblick zur Entfaltung ihres segensreichen Wirkens, als ihre Vaterstadt gerade ihrer Vermittlung bedurfte. Durch ihre sich ergänzende Tätigkeit erhob sie sich auf eine ungewöhnliche Höhe künstlerischen und wissenschaftlichen Gestaltungsvermögens. Als dieser Augenblick eintrat — um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert — begann zugleich jene Palas. Sinwellturm. Kaiserstallung. Luginsland. ■ itf’ü Nürnberg mit der Burg, Südansicht vom Turm der Lorenzerkirche aus. (Nach Steinhausen. Kulturgeschichte. Bibl. Institut, Leipzig.) auf die vorbildlichen Arbeiten der Nürnberger Künstler fast allein begründete Epoche der deutschen Kunstentwicklung, welche wir „deutsche Renaissance" zu nennen uns gewöhnt haben. Aber kaum länger als ein Menschenalter erhielt sich Nürnberg in seiner führenden Stellung. Mit dem Aufsteigen einer neuen Zeit ging sein Niedergang Hand in Hand. Wie ganz Deutschland brach es unter dem Dreißigjährigen Krieg zusammen um sich nicht mehr zu erholen. Der Nachwelt bleibt neben den herrlichen Zeugnissen einstmaligen Ruhmes die Freude au den Bauwerken der Stadt, welche den Forderungen der Gegenwart zum Trotz ihren mittelalterlichen Charakter so treu wie möglich zu wahren bestrebt ist. Weit hinaus in die fränkischen Lande leuchtet das helle Rot der Ziegel, die Nürnbergs Bnrg decken. Dem breiten Gebäude stehen in künstlerischer Unregelmäßigkeit schlanke Wachttürme zur Seite. Nordwärts zeugt der Graben von der vormaligen Notwendigkeit ernster Verteidigung, südlich umschließt als

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 170

1906 - München : Oldenbourg
170 33. Der Trifels. Wir haben jetzt den Kegel, ans welchem die H aupt bürg, der eigentliche Trifels, thront, erreicht; eine Talschlucht trennt ihn von den beiden andern Bergspitzen und alle drei ruhen auf der gewaltigen Masse des Sonnenberges oder des Haags, wie der dreifältige Berg auch genannt wird. Ein freier, geebneter Rasenplatz breitet sich hier in beschränkter Runde aus, der Ta uz platz. Über ihm steigt ein ungeheurer, überhängender Felsen empor, der sich düster über den Buchenwald neigt und uns jetzt die ganze Burg mit ihren Türmen oerdeckt. Schon dieser Anblick macht einen gewaltigen Eindruck und wir staunen über die große Vergangenheit, welche auf diesen Fels hinauf ihre Paläste gebaut. Der Weg säugt au zu steigen und windet sich rund um deu Berg durch den tiessteu Schatten des Buchenwaldes. Endlich stehen wir oor Quader-maueru, zur Rechten ein hoher, massiver Brunnenturm, oon dem ein sühn gesprengter Bogen sich zu gegenüberstehenden Mauern wölbt. Unter diesem Bogen hindurch gelangen wir zur Burgtreppe, die uns zum Hauptturm und auf den Burghof führt, der die ganze obere Fläche des mächtig sich senkenden Felsens einnimmt. Dieser freie Platz scheint wie eine Scheibe in der Luft zu schweben, und wenn wir an den Rand hintreten, erfaßt uns Schänder und Schwindel. Wir blicken über die Felfenplatte hinunter, tief uuteu rauscht und flüstert es in den Wipfeln der hohen Bnchen und dort am südöstlichen Rande gegen die beiden Nebenbnrgen hin klafft ein fürchterlicher Riß. Der Fernblick ist schön und weit. Die starre, abenteuerliche Felsenwelt der Pfälzischen Schweiz, dazwischen die Dörfer des Gossersweiler Tales, das Annweiler Tal, das sich vor unserem Ange ins Innere des alten Vogesns zieht, tief unten das Städtchen selbst, der Blick in die tiefe Waldespracht der inneren Haardt, ans welcher die grauen Mauern oon Ramberg, Scharfeneck und Meisterseele schauen, und dann über Anebos und Scharsenberg hinaus durch die Schluchten des Hohenbergs und Rotenbergs und die Öffnung des Queichtales einige herrliche Perspektiven auf die Ebeue — dies Rnndgemälde hat so wechselnde und mannigfaltige Reize, daß schon ihretwegen der Trifels sich den sehenswertesten Burgen anreiht. Jedoch nun oolleuds die Treppe hinauf nach dem schönen Hauptturm, der heute noch eine Höhe von 50 Fuß erreicht und zum Schutze vor zerstörendem Wetter wieder überdacht ist. Die Festigkeit des Turmes, seine schönen Formen im romanischen Stil, die Durchführung der Altaufeuster und Pforten, des Sockels und der Gesimse, sowie die Gewölbe im Innern selber gebeu dem Turme Interesse für den Kunstfreund. Aus dem unteren Saale führen zwei verschiedene Treppen in die Burgkapelle hinauf, deren Kreuzgewölbe und Nischen zu den schönsten Überresten der romanischen Bankunst gehören. Hier wurden die Jusiguien des Reiches verwahrt, deren Besitz das Anrecht des ersten Thrones der Christenheit gewährte: Krone, Szepter, Reichsapfel, Mantel, Gürtel, golduer Rock, das dalmatische Kleid Karls des Großen, die mit Edelsteinen geschmückten

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 287

1906 - München : Oldenbourg
55. Eine L>zene aus der Sendlinger Bauernschlacht. 287 Nun galt's nicht Kampf mehr um Sieg und Freiheit, jetzt ging es ums arme Leben. Der Rücken war noch frei bis zur nahen Dorfumfassuug; dort in Zäunen und Heckeu gab es noch Hindernisse für die Verfolger, in Häusern, Scheunen, Ställen noch Deckung gegen das mörderische Blei, auf Straße und Feldweg vielleicht noch ein Entkommen. Was noch stand, wirbelte in Haufen die Hänge und die hohle Straße am Kirchhof hinauf. Hier hetzt der kaiserliche Geueral Kriechbaum selbst sein Fußvolk den Fliehenden auf den Nacken. In dichten Massen schieben sich die Kolonnen den Berg heran, inmitten der Kommandant des Entsatzkorps mit seinem Gefolge, Grenadiere voraus, die den vom freien Feld sich Zurückziehenden auf dem Fuße folgen. Schonungslos wird hier das Dolchbajonett gebraucht, die neue Waffe de's Fußvolks, welche, mit dem Holzheft in die Mündung gepflanzt, die Muskete zum wuchtigen Spieß machte. Was nützt dagegen die dünne Seuseuklinge, was Gabel, Sichel und Knüppel! Nur der wuchtige Morgenstern, von nervigem Arm geschwungen, die schneidende Axt und die altertümliche Hellebarde mag dagegen bestehen. „Zum Freithof" brüllt da oben der Sensenmann an der Mauer und durch die enge Psorte schiebt sich das hastige Getümmel um Schutz bei Altar und geweihtem Boden zu finden. ofamm&ier schütze. Das Spundbajonett im Lauf der Infanterie-muskete hindert den Schuß, aber oben von der Mauer blitzt es, pafft und knallt es wie beim Scheibenschießen. Hier halten noch Jsarwinkler im grünen Rock mit dem kurzen gezogenen Radschloßstutzen stand gegen den geschlossenen Ansturm des kaiserlichen Fußvolkes. Wohl werden auch hier schon die Grabhügel zum harten, kalten Sterbebett derer, die aus dem Gemetzel im Wiesengrund hierher sich noch schleppend verbluteten, und die alte Kirche aus ferner, eisenharter Zeit sah nie noch solch Getümmel um ihre altersgrauen Mauern, wo das Blut der Gemordeten, das über die Altarstufen rieselte und an die falten Wände spritzend verrauchte, dem Ort des Friedens und ewiger Ruhe selbst die Weihe nahm. der kurfürstlichen Prinzen zu hindern und, einmal im Besitz der Hauptstadt, von hier aus der österreichischen Herrschaft ein Ende zu machen. Hauptsächlich waren es wehrhafte Männer vom Oberlauf der Isar und dem Land zwischen Loisach und Mangfall — Jsarwinkler — die selbstbewußt, trotzend auf eigene Kraft, den blutigen Strauß wagten.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 169

1906 - München : Oldenbourg
33. Der Trifels. 169 mehrmals aus der Ferne gesehen, ist doch der Eindruck seiner großartigen Erscheinung au dieser Stelle ein überwältigender, welcher von den historischen Erinnerungen, die sich an die alte Kaiserburg knüpfen, nur noch geheiligt und gehoben wird. Hochberühmt war er von alters her und schon Rudolf von Ems, ein Zeitgenosse der letzten hohenstaufischen Kaiser, singt iu seiner Weltchronik: „Och sollt ir vil wol wissen baz, Da zwischent Strasburg, als ich las, Uft Spire lit brilic berc, Als uns seit der warheit roerc; Davon er brioels ist genant, In allen lanben wol behartt." Der Trifels ist die Perle in der Krone von all den Burgen des Mittelalters, welche Deutschlands und Europas Berge krönen. Die Wartburg nicht ausgenommen hat kein anderes Bergschloß diese große Geschichte; es ist ja die Geschichte des Deutschen Reiches selber, der untergegangenen Größe und Macht unseres Volkes, das wenig mehr von seiner einstigen Herrlichkeit hat wie der Trifels, der in Trümmern liegt. Doch es sind gewaltige Trümmer und Ehrfurcht erweckend noch in ihrem Fall und aus dem Schutt erhebt sich die Poesie und der Geist der alten Zeit und wir lullen uns ein in die Träume von der großen Vergangenheit und von der schönen Zukunft, die kommen wird, wenn der alte Barbarossa im unterirdischen Gewölbe der Bnrg erwacht ans seinem langen Zauberschlaf. Dann wird sein Volk wieder einig und stark werden vor den Völkern der Erde und das Reich wird mächtig sein wie damals, da der Kaiser hier auf seiner Lieblingsburg wohnte und Europa sich vor ihm beugte. Aber wann wird das sein? Wann kommt die rechte Stunde des Erwachens? Lage, Geschichte und Sage vereinigen sich um für den Trisels das Interesse zu erregen, das er vor allen anderen Burgen der Pfalz für sich in Anspruch nimmt. Kühn streben diese Bergkegel aus dem Tale der Queich empor, der schönste Buchenwald umfaßt ihre Hänge und die Spitzen krönen die gewaltigen Türme und festen Mauern auf noch gewaltigeren Felsenlagern. Die uns znnächstliegende der drei Burgen heißt im Volksmuude „die Münz'", in den Chroniken jedoch Scharfenberg. Ein schöner Waldweg führt an dem Abhange des Berges, von welchem der hohe Turm der „Münze" finster herunterblickt, und weiter au dem zweiten Burgberg hin, der die noch mehr zerfallene Mittelburg Anebos trügt; ihre Trümmer bieten noch mehr ein Bild des Zerfalles und wilder Verwüstung. Nur hohe Felsengrate ragen aus dem Walde über den wilden Bergrücken; die Spuren einer Ringmauer sowie die in einen breiten Felsspalt eingehauene Treppe, welche in ein tiefes Gewölbe führte, lohnen nicht der Mühe des Ersteigens.
   bis 10 von 3125 weiter»  »»
3125 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 3125 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 50
1 20
2 19
3 232
4 155
5 324
6 147
7 1117
8 94
9 259
10 232
11 158
12 6
13 72
14 54
15 68
16 112
17 178
18 256
19 110
20 7
21 40
22 397
23 33
24 216
25 8
26 24
27 14
28 61
29 73
30 118
31 17
32 24
33 32
34 23
35 5
36 360
37 467
38 1399
39 41
40 121
41 103
42 16
43 42
44 143
45 434
46 36
47 13
48 121
49 420

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1781
1 3084
2 2836
3 6363
4 5895
5 1588
6 1226
7 1489
8 1580
9 6585
10 1841
11 1896
12 958
13 2322
14 2626
15 1401
16 4813
17 11956
18 1771
19 1533
20 1593
21 3125
22 1913
23 7105
24 582
25 3651
26 1986
27 729
28 2358
29 705
30 678
31 791
32 570
33 1995
34 1821
35 1392
36 1373
37 2296
38 1073
39 1359
40 1680
41 4267
42 1408
43 15135
44 686
45 5044
46 949
47 2171
48 1608
49 2027
50 1814
51 639
52 2565
53 1478
54 5365
55 1073
56 1197
57 1627
58 967
59 1883
60 1374
61 2505
62 1199
63 986
64 1700
65 4719
66 1934
67 4853
68 3169
69 2268
70 4013
71 4112
72 2879
73 2379
74 2353
75 1823
76 15128
77 5697
78 3979
79 1350
80 1340
81 499
82 2435
83 2307
84 897
85 799
86 1405
87 1993
88 536
89 2369
90 617
91 3648
92 19247
93 653
94 3551
95 8446
96 2198
97 5270
98 8577
99 593

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1439
1 376
2 1418
3 445
4 72
5 96
6 14595
7 55
8 50
9 190
10 210
11 527
12 2925
13 5113
14 2088
15 65
16 81
17 367
18 136
19 193
20 543
21 145
22 56
23 158
24 10229
25 2594
26 118
27 297
28 3532
29 302
30 97
31 367
32 8544
33 1303
34 7535
35 89
36 894
37 78
38 444
39 246
40 81
41 221
42 2650
43 1309
44 96
45 547
46 840
47 1415
48 368
49 84
50 1806
51 6104
52 541
53 309
54 190
55 75
56 448
57 77
58 85
59 2852
60 51
61 107
62 87
63 47
64 108
65 212
66 264
67 35
68 335
69 25
70 415
71 173
72 214
73 69
74 131
75 842
76 1024
77 177
78 655
79 39
80 77
81 11924
82 255
83 9559
84 1777
85 138
86 978
87 1327
88 113
89 6552
90 2171
91 253
92 214
93 100
94 557
95 5776
96 582
97 147
98 83
99 62
100 1687
101 969
102 2243
103 137
104 2222
105 130
106 169
107 1225
108 171
109 2178
110 2754
111 504
112 534
113 927
114 1292
115 310
116 458
117 190
118 42
119 4117
120 456
121 2168
122 233
123 1094
124 2803
125 3268
126 307
127 1280
128 141
129 1167
130 438
131 7489
132 79
133 4591
134 1298
135 454
136 1824
137 1279
138 378
139 1161
140 672
141 80
142 1784
143 1450
144 52
145 167
146 231
147 57
148 58
149 496
150 28
151 104
152 3476
153 709
154 222
155 414
156 493
157 91
158 50
159 1198
160 1606
161 41
162 54
163 46
164 781
165 117
166 480
167 288
168 736
169 167
170 63
171 150
172 125
173 696
174 87
175 7859
176 134
177 916
178 1129
179 925
180 1210
181 147
182 707
183 2498
184 1384
185 1312
186 383
187 294
188 1425
189 385
190 153
191 62
192 301
193 3615
194 82
195 3684
196 1158
197 262
198 122
199 182