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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 192

1911 - Erfurt : Keyser
— 192 — 67. Proklamation1) des Königs Friedrich Wilhelm Iii. an die Bewohner Erfurts nach dem Frieden von Ciliif. „An die Bewohner der Provinzen und Gebiete: Altmark. . Erfurt usw. Ihr kennt, liebe Bewohner treuer Provinzen, Gebiete und Städte, meine Gesinnungen und die Begebenheiten des letzten Jahres. Meine Waffen erlagen dem Unglück, die Anstrengungen des letzten Restes meiner Armee waren vergeblich. Zurückgedrängt an die äußerste Grenze des Reiches, und nachdem mein mächtiger Bundesgenosse selbst zu Waffenstillstand und Frieden sich genötigt fühlt, blieb mir nichts übrig, als dem Lande Ruhe nach der Not des Kriegs zu wünschen. Der Friede mußte, so wie ihn die Umstände vorschrieben, abgeschlossen werden; er legt mir und meinem Hause, er legt dem Lande selbst die schmerzlichsten Opfer aus. Was Jahrhunderte und biedre Vorfahren, was Verträge, was Liebe und Vertrauen verbunden halten, mußte getrennt werden. Meine und der Meinigen Bemühungen waren vergeblich, fruchtlos! Das Schicksal gebietet. Der Vater scheidet von den Kindern! Ich entlasse Euch aller Untertanenpflichten gegen mich und mein Haus. Unsere heißesten Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Eurem neuen Landesherrn! Seid ihm, was ihr mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus meinem und der Meinigen Herzen vertilgen. Memel, den 24sten Jul. 1807. Friedrich Wilhelm." 68. Der Erfurter Ffirffenkongrefj. a) Ankunft der Kaiser zur Fürltenverfammlung in Erfurt. Vorbereitungen zum Empfang Napoleons: Napoleon hatte Erfurt zu dem Orte erwählt, an dem er sich mit den Mächtigsten der Erde zu einer Besprechung vereinigen wollte. Darum trafen schon einige Wochen vor ibm seine Beauftragten in der Stadt ein, um alles für seinen Empfang und den seiner erlauch teu Gäste vorzubereiten. Marschall Ondinot, der als Gouverneur nach Erfurt gekommen war, ließ die ansehnlichsten Häuser der Stadt in Beschlag nehmen und an den Türen mit „Maison del’empereur“ bezeichnen. Auch die Bürger selbst trafen verfchiedentliche Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers. So wurden drei Ehrenpforten an der Grenze des Erfurter Gebietes, bei Gamstädt, vor dem Brühlertor und auf dem Anger, errichtet, und eben sollte an sie die letzte Hand gelegt werden, als der kaiserliche Befehl kam, alle kostspieligen Veranstaltungen bei seinem Einzug zu unterlassen. Nun blieb den Bürgern nichts anderes übrig, als sie wieder l) Wurde am 30. September 1807 bekannt gemacht.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 81

1911 - Erfurt : Keyser
— 81 — brücke, die jetzt wieder hergestellt ist. Im Innern des Burghofs erhob sich der runde Bergsrit, das wichtigste Gebäude der Burg zur Zeit einer Belagerung. Von ihm konnte der Wächter weithin die Gegend übersehen und die Annäherung stärkerer Heer-hanfen schnell durch Hornruf verkünden. Da aber die Burg auch der ritterlichen Familie, der Dienerschaft und der Besatzung Wohnung bieten mußte, so waren auf dem Burghof noch andere Gebäude vorhanden. Ein Bild von der Mühlburg aus dem Jahre 1528 zeigt uns den Burghof eingeengt von vielen Häusern aus Fachwerk und Stein, darunter Pferdeställe, Schüttböden, Kammern für Harnische, für das Gesinde, die Knechte und die Reisigen, die alle in der großen Eßlaube gespeist wurden. In einer Küche hantierten die Mägde, und in den großen Kellern lag ein reicher Vorrat an Bier und Wein. Auch eine Kapelle, deren Reste heute noch zu erkennen sind, war vorhanden, damit das Seelenheil der Bewohner nicht leide. Ein uralter, tiefer Brunnen, Meinhardsbrunnen genannt, lieferte hinreichend Wasser für die Menschen und das zahlreiche Vieh; denn außer vielen Pferden waren auch Hunde, Schweine und andere Haustiere in größerer Zahl vorhanden. Aus ihm das Wasser heraufzuwinden, war ein beschwerliches Stück Arbeit und geschah sicher mit einem Tretrad, wie ein solches noch tagtäglich von dem Kastellan der nahen Wachsenburg zu dem gleichen Zwecke in Bewegung gesetzt werden muß. — Wenn nun manche Gebäude, die das alte Bild zeigt, auch erst unter der Erfurter Herrschaft entstanden, mindestens aber erst in dieser Zeit ausgebaut worden sind, so hat die Mühlburg doch schon früher alle die für eine Burg notwendigen Gebäulichkeiten gehabt; hierzu zählen der Palas, die Kemenate, das Rüst- und Schnitzhaus und das Wohnhaus für das Gesinde. Der Palas oder das Herrenhaus der Mühlburg lag unmittelbar neben dem Bergfrit aus seiner Ostseite und war mit ihm durch einen Gang, der in der Zeit der Gesahr leicht zerstört werden konnte, verbunden. In der höchsten Not war dann der Bergfrit, der überhaupt nur kriegerischen Zwecken diente, die letzte Rettung für die Bewohner der Bnrg. Dem Palas gegenüber, nahe der Westmaner, lag die Kemenate oder das Franenhans mit den Wobn- und Scklas-ränmen für die Familie des Ritters. Gewöhnlich enthielt das Frauenhaus nur drei durch Kamine heizbare Gemächer (daher auch der Name Kemenate = mit Kamin versehenes Gemach): das Zimmer der Burgfrau, das Mägdezimmer und das Zimmer, in dem unter Aufsicht der Herrin die Mägde Flachs und Wolle spannen und webten und die Gewänder fertigen mußten. Dieser Raum hieß auch Psieselgadeu, d. i. Arbeitsraum der Frauen und Mägde. Im Palas, dem Versammlungsort der Männer, dagegen spielte sich das sonstige gesellige Leben auf der Burg ab. In feinem Saal, der an die Halle des thüringischen Edelhoses erinnerte und oft der einzige Raum des Herrenhauses war, wurde das Mittags- 6

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 174

1911 - Erfurt : Keyser
— 174 — straße 62). Die übrigen Truppen schlugen auf dem Johannesplatze ein Lager auf. Ter König in Dittelstedt: Am folgenden Tage verlegte der König sein Hauptquartier nach Dittelstedt, einem der 5 Mainzer Küchendörfer. Dies geschah Wohl nicht ohne Grund; denn in Dittelstedt mußte Mainz für die Hofhaltung sorgen. Der König wählte das einfache Heim des Lehrers Mathly zur Wohnung. Hier empfing er auch den Besuch des Freiherrn von Warsberg, des Mainzer Statthalters. Der König weilte gerade im Gespräch mit dem Lehrer auf dem Kirchhof und saß aus der Mauer, als der Freiherr erschien. Sofort eilte Mathly ins Haus, um für den Statthalter, der doch sein Herr war, einen Stuhl herbeizuholen. Er lud dann den Freiherrn eifrig zum Sitzen ein, ohne an die Pflicht, die er dem König schuldete, zu denken. Dem alten, ehrlichen Manne war die Sitte der großen Welt unbekannt. Vom 17. bis zum 28. September wohnte der König im Psarrhause zu Kerspleben. Die Königliche Garde hatte ihr Lager vor dem Schmidtstedter-tore aufgefchlagen, um in der Nähe des Hauptquartiers zu fein. (Nach (Sonst. Beyer.) 60. Die Franzosen vor und nach der Schlacht bei Roßbach. 1757. Vor der Schlacht: Ende August hielten die Franzosen ihren Einzug in Erfurt. Die französischen Heerführer waren redlich bemüht, gute Manneszucht zu halten. So ordneten sie für sämtliche Biereigen und handeltreibenden Bürger bei Geld- und Leibesstrafe an, keinem Soldaten etwas zu borgen. Bei jedem Einkauf sollten sie sich das Geld im voraus bezahlen lassen. Von ihren Quartiergebern dursten die Soldaten nichts anderes als Holz, Stroh, Licht, Salz, Pfeffer oder Ingwer verlangen. Stellten sie eine Mehrforderung, so konnten sich die Wirte beschweren. Wie uns aber die Zeitberichte melden, scheinen die Anordnungen wenig Beachtung gesunden zu haben. Das Betragen der Soldaten wird durchweg als gemein und flegelhaft geschildert. Während des Gottesdienstes brüllten sie zu den Türen der evangelischen Kirchen herein. Die Regler Mädchenschule (heute Zentralhotel) verwandelten sie in eine Brotniederlage. Auch die Kauf-mannsfchule (Johannesstraße 7) sollte in ein Lagerhaus umgewandelt werden. Sie wurde darum während der Schulstunden immer fest verschlossen gehalten. Der Kreuzgang der Barfüßerkirche wurde eingeschlagen und Heu und Stroh darin aufgespeichert. Auch die Predigerkirche und die dazu gehörige Schule sollten in Vorratshäuser umgewandelt werden, und es kostete große Mühe,

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 63

1911 - Erfurt : Keyser
— 63 — Glaube jedem Manne gestattet, so viele Frauen zu nehmen, als er ernähren kann. Und die Liebe der Jungfrau und die Hoffnung auf Befreiung bezwangen den Grafen. Er gab endlich der Sultanstochter das Versprechen, sich mit ihr ehelich zu verbinden, wenn sie ihm die Freiheit verschossen und ihm folgen wolle. Die Liebe der Jungfrau wußte alle Schwierigkeiten, die sich dem Fluchtplane entgegenstellten, zu überwinden. Flucht und Heimkehr: Mit Schätzen reich versehen, ent- flohen beide ans einem Schisse und kamen nach sechswöchentlicher Fahrt zu Venedig an. Hier fand der Graf seinen liebsten und vertrautesten Diener, der ihn überall gesucht hatte. Er erfuhr vou ihm, daß daheim noch alles gut stehe. Ans diese Nachricht reiste Graf Ludwig ohne Verzug nach Rom und teilte dem Papste ©re gor Ix., den man den Großen nannte, sein Schicksal mit. Der Papst begnadigte den Grafen mit stattlichen Gaben, heiligte die Jungfrau durch das Sakrament der Taufe und gab dem Grafen Empfehlungsbriefe an den Kaiser mit. Gras Ludwig kehrte nun sofort über die Alpen durch Bayern und Franken nach Thüringen zurück. Als er noch zwei Tagereisen vom Schloß Gleichen entfernt war, reiste er der Sarazenin voraus. Er kam zu Weib und Kindern und wurde aufs freudigste von feiner Gemahlin wieder erkannt und willkommen geheißen. Der Graf teilte feiner Hausfrau alles mit und bewog sein Weib zu Dank und Liebe gegen die Fremde, durch die er die Seinen und sein Land wiedergesehen hatte. Wie sie sich nun der Burg näherte, zog ihr der ©ras mit seiner Gemahlin und seinen zahlreichen Freunden, die von allen Seiten zur Begrüßung herbeigeströmt waren, mit großem Festgepränge entgegen, holte sie feierlich ein und führte sie wie im Triumphe in die Burg. Die Stätte der ersten Begegnung am Bergesfuße, an welcher beide Frauen einander schwesterlich umarmten und küßten, wurde alsbald „Freudenthal" genannt, und der längst verwahrloste, jetzt schnell hergestellte Weg zur Burg hinan hieß fortan „der Türkenweg" (Bilder im Rathaus). Inniges Familienleben: Jederzeit hat die Gräfin von Gleichen die Sarazenin als ihres geliebten Herrn Erretterin geehrt und geliebt, und letztere hat diese Liebe durch Demut und Freundlichkeit vergolten. Niemals ist gehört worden, daß irgend ein Mißverständnis oder eine Klage zwischen den beiden Gemahlinnen des Grafen entstanden, sondern jede hat ihren Herrn in Einigkeit und Freundlichkeit allezeit lieb und wert gehabt. Die Sarazenin war mit hoher Schönheit geschmückt, aber es blieben ihr Kinder versagt, umsomehr liebte sie die Kinder der deutschen Gräfin und trug für deren Wohlergehen die fleißigste Sorge. Sie war ein Muster aller Frömmigkeit, aller Würde, aller Demut, aller Holdseligkeit und Freundlichkeit. Gemeinsames Grab: In ziemlich hohen Jahren starb sie und wurde im Skt. Petri-Stist zu Erfurt feierlich beigesetzt. Zwei

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 91

1911 - Erfurt : Keyser
— 91 — Wolf oder ein anderes Gelier, wie es von den Bürgern in den schlecht verwahrten Häusern gehalten werden durfte, zu wehren hatte. Der Reiter war nicht viel besser daran. Er hatte zwar den Schmutz nicht zu fürchten, obschon der auch reichlich zu ihm hinausspritzte, wohl aber mußte er seinen Kops in Acht nehmen. Weit in die Gasse hinein baumelten vor jedem der Häuser und Häuschen Schilder und Handwerkszeichen, und wer nicht in ruhigem Schritt reiten wollte, dem konnte es geschehen, daß ihm der Hut oder die Eisenhaube, dem ritterlichen Mann aber das seder-gefchmückte Bassinet vom Kopse gerissen wurde, oder daß er die Eile gar mit einem blutigen Kopfe bezahlen mußte. Nur in der „Straße", auf dem Kornmarkt und in einigen Gassen konnte ein toller Ritt gewagt werden, ohne daß der Reiter sürchten mußte, im eigentlichen Sinne des Wortes kopflos anzukommen. Im Inneren des Hauses: Die Häuser, in denen unsere Vorfahren wohnten, waren aus Fachwerk und Lehmgeflecht, oft aus noch schlechterem Material gebaut. Erlaubte es aber der Reichtum des Besitzers, so wurde das Balkenwerk verziert und mit roter Farbe bestrichen, die Lehmflächen dagegen mit weißem Kalk überkleidet. Auch die Haustür wurde mit Schnitzwerk und eisernem Zierat geschmückt und in einer Nische ein Bild Christi, des Schmerzensmannes, ausgestellt, über welchem an einem kunstvoll geschmiedeten Traggitter die ewige Lampe hing. Wenn ein Nachbar zum Fenster hinaussah, leuchtete das Ehristusbild freundlich zu ihm herüber, und er konnte vor dem Bilde beten wie in der Kirche. Drinnen im Hanfe war es den Verhältnissen entsprechend wohnlich, obwohl die Räume meist niedrig und eng waren. Im Winter blieb das Familienleben vorzugsweise auf den Herdraum zu ebener Erde, auf die „Eren", beschränkt. An ihrer Rückseite lag der breite Herd mit dem großen Kamin und den Hängeeisen für Kessel und Bratspieße. Die Wände waren sauber getüncht und mit allerlei Hausrat, mitunter auch mit Waffen geziert. Erlaubte es der Reichtum des Besitzers, so zierte die Wand eine Tresur, auf der des Hauses Silbergerät aufgebaut war. Die aufgestellten Tische und Stühle spreizten die Beine weit von sich und stemmten sich fest gegen den gestampften Boden, der oft mit Fellen warm und behaglich belegt war. In diesem Raum wurden die Mahlzeiten eingenommen. Auch diente er als Werkstätte und Empfangsraum der Gäste. Selbst der vornehme Gesrnnde begnügte sich mit ihm und hielt hier seine Rast nach des Tages Last und Mühen. Außer der „Eren" besaßen manche der alten Gebäude noch mehrere Sommerstuben und eine Laube. Doch gab es genug Häuser, die nur den Herdraum und eine Schlafkammer enthielten, und mancher tüchtige und in der Zunft hochgeachtete Hand- werker bat steh’s sein Lebenlang in solcher Enge wohl sein lassen. Leiden und Freuden der Bürger: Die schlimmste Zeit für die Stadtleute des Mittelalters war der Winter. In den

6. Für Präparandenanstalten - S. 209

1912 - Breslau : Hirt
11. Die außereuropäischen Erdteile. — 1. Amerika. 209 \. Die Bergländer. § 323. a) Das Hochland von Guayana. Es ist allseitig von Ebenen begrenzt und größer als Skandinavien. Seine steilwandigen Tafelberge sind den Sandsteinbildungen der Sächsischen Schweiz vergleichbar. Der höchste steht an der Grenze von Brasilien, Venezuela und Britisch-Gnayana. Die Indianer nennen ihn „die ewig fruchtbare Mutter der Ströme", weil drei Flüsse feiner Höhe entspringen. (S. den Atlas!) b) Das Bergland von Brasilien ist durch Verwitterung stark abge- tragen. Deshalb erscheinen die Bergformen abgerundet, in der Mitte finden sich Hochebenen (Tafelländer). Fast überall herrscht tropisches Klima, doch nicht mit der Glut des niedrigeren Amazonenstromgebiets. Im außer- tropischen 3 Brasiliens haben sich zahlreiche Europäer, uicht zum wenigsten auch Deutsche, niedergelassen (Blumenau, San Leopoldo u. a.). Die Küsten- strecken und die Gebirge erhalten durch den Meereswind viel Niederschlag; die inneren Hochflächen sind regenarme Grasländer und entbehren des Waldes. 2. Die Tiefebenen. § 324. Die Tiefebene des Orinoko. Der Orinoko umzieht in weitem Bogen das Hochland von Guayana. An feinem linken Ufer er- streckt sich das Tiefland bis an die Kordilleren und fast bis an den Äquator. Hier liegen die Llänos. Dies sind tiefgelegene Landschaften, entstanden durch die Schwemmstoffe, die durch die Flüsse aus dem Gebirge mitgeführt werden. Sie haben in diefem Boden tiefe Furchen gezogen oder ein welliges Hügelland ausgewaschen, in dem wieder völlig ebene Flächen stehen geblieben sind. Zur Regenzeit wird das Land ein üppiges Grasmeer. In der Trockenzeit steht die Sonne auch bei ihrem Tiefstande noch etwa so hoch wie in Norddeutschland im Hochsommer. Die dann eintretende Dürre läßt das Gras verdorren, der Boden klafft auf, und die Flüffe trocknen zum Teil aus. § 325. Die Ebene des Amazonenstromes bildet das größte Tiefland der Erde, dreizehnmal fo groß wie das Deutsche Reich. Es ist eine flache Mulde, deren tiefste Stelle die Rinne des Amazonenstromes bildet. Die Flut dringt 1000 km flußaufwärts, das Süßwasser des Flusses liegt an der Mündung auf eine Strecke von 150 km über dem schweren Seewasser. Die Mündung ist 300 km breit und fast 200 m tief, die Länge des Flusses beträgt über 5000 km. 'Die fahrbare Strecke, die fchon am Fuße der Kordilleren in 180 m Höhe beginnt, hat eine Länge von 3000 km in der Luftlinie. Der Amazonenstrom besitzt gegen 20 Nebenflüsse von der Größe des Rheins. Mit dem Orinoko steht er durch den Rio Negro und den Casiquiare [faptare] Mußgabelung!) in fahrbarer Verbindung. Die Flüsse haben dazu beigetragen, daß sich ein weites Schwemmland bildete, auf dem das größte und üppigste Urwaldgebiet entstand. (Vgl. Bnntbildh gering, Erdkunde für Präparandenanstalten, ]a

7. Für Präparandenanstalten - S. 210

1912 - Breslau : Hirt
210 ('. Länderkunde. Infolge ihrer reichen Niederschläge gehören diese Ebenen zu den regen- reichsten Teilen der Erde; auch in der Trockenzeit ist infolge der reichlichen Überschwemmung genügend Grundwasser vorhanden. Vorherrschend ist die Palme, die in Huuderten von Arten vorkommt; zahllos sind die Schling- und Schmarotzerpflanzen. Viele Bäume gleichen einem „in die Luft gehobeneu Garten". Hier ist die Heimat der Ananas, der Vanille, des Kakaobaumes, hier ist das wichtigste Gebiet der Erde für den so wertvollen Kautschuk. Auch das Tierleben ist aufs reichste entwickelt! zahlreiche Affen beleben den Urwald, 113 u. 114. Auf den trockenen Llanos im n. ö. Venezuela bedingt die lange Trockenzeit einen kurzen, harten Gras wuchs, dessen Eintönigkeit nur durch graue, kandelaberähnliche Kakteen belebt wird. Ein üppiges Erasmeer bedeckt die feuchten Llanos im Sw Venezuelas bis nach Kolumbien hinein. Mauritia-Palmen um säumen die Flächen, auf denen das Grundwasser zutage tritt, und Galeriewälder begleiten die Flüsse. dazu die prächtigsten Vögel, unter ihnen die Kolibris. Besonders färben- prächtig ist die Welt der Insekten, der Käfer und Schmetterlinge. In den Flüssen finden sich Reptilien aller Art; an Fischen hat der Amazonenstrom 2000 Arten! Aufgaben. 1. Wie wird der Kautschuk verwertet? 2. Wo sind in Deutsch- land große Kautschukwerke? § 326. Die Ebene des Rio de la Plata. Die südliche große Ebene bildet die Steppengebiete des Rio de la Pläta (Silberfluß). Der La Pläta setzt sich aus den Strömen der brasilischen Bergländer und der Kordilleren zusammen und greift ohne merkliche Wasserscheide in das Stromgebiet des Amazonas hinein. Der X ist durch tropischen Regen ein

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 243

1902 - Karlsruhe : Lang
— 243 — Normannen in Unteritalien, verlor aber eine Schlacht, wurde gefangen genommen und nach Benevent gebracht. Leo Ix. benutzte den Tag zu Andachtsübungen und Besuchen bei Armen und Kranken. In der Nacht, wenn alles schlief, ging er oft in den bunflen Gängen und Gemächern der Burg umher. In Begleitung eines Dieners, der eine Fackel trug, kam er einst in einen Saal, worin er einen Aussätzigen aus einem Lager liegen sah. Der Körper des Armen war nackt und bloß, seine letzte Stunbe schien zu nahen. Ohne an die Gefahr der Ansteckung zu benken, warf er seinen Mantel über ihn und trug ihn in sein eigenes Bett. Dann ging er in die Kapelle, um für ihn zu beten. Nach der Anbacht suchte er den Kranken wieber auf. Wie groß war aber fein Erstaunen, als er das Lager leer sanb und der Aussätzige auch in der ganzen Burg nicht zu sehen war! Da erkannte Papst Leo, daß er den Heiland selbst gepflegt habe. Boll innigen Dankes wars er sich aus die Kniee und bankte für die reiche ©nabe. Aber er wußte auch, was er zu tun hatte: er bereitete sich aus seinen Tab vor, der nicht mehr lange auf sich warten ließ. Im Jahre 1054 starb er. 4. Das Elsaß unter den Hohenstaufen. Als wahre Wohltäter des Laubes erscheinen die Hoheit-stausen, die das Elsaß als Herzöge von Schwaben vom Jahre 1079 bis zum Tode Konrabins im Jahre 1268 regierten. Friedrich von Büren hatte auf einem Berge der rauhen Alb, dem Hohenstaufen, eine Burg erbaut, und bavon nannte sich fortan das ganze Geschlecht. Der erste Herzog von Schwaben und Elsaß ist Friedrich I. Die Mutter bieses Herzogs, die Stammutter der Hohenstaufen, Hilbegarb mit Namen, stiftete die St. Fideskirche in Schlettstabt. Sie sollte nach dem Muster der heiligen Grabeskirche in Jerusalem gebaut werben. Der Nachfolger Friebrichs I., Friedrich der Einäugige, baute zahlreiche Burgen, so daß man sprichwörtlich sagte: „Herzog Friedrich schleppt immer eine Burg am Schweife feines Pferbes mit." Ihm verbaust auch Hagenau feine Entstehung. Ein ritterlicher Herr, so erzählt die Sage, zog einst in den heiligen Forst, um zu jagen. Da sanb er tief im Walb versteckt eine Insel ober Au,*) die von der Mober umflossen und mit bichtem Gestrüpp bewachsen war. Hier aus biefe Au, mitten in den Hag (die Hecken) baute der Herzog Friedrich — er war der ritterliche Herr — ein Jagbfchloß. ©ein Sohn und Nachfolger, Kaiser Barbarossa, schuf es zu einem stolzen und festen Palast um. Es war ein gewaltiger Bau, von vier Ecktürmen wohl beschützt; in der Mitte ragte ein fünfter -txixm in die Höhe, auf dem das Reichsbanner wehte. In diesem *) Vergl. die Inseln im Bodensee: Mainau, Reichenau. 16*

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 80

1906 - München : Oldenbourg
80 18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. den ackerpau und das viech ban auf die krieg, benen es nit vast nachläuft: pleibt gern bahaim, raist nit vast auß in frembbe lanb; trinkt ser, hat vil kinber; ist etwas unfreuntlicher und ainmüetiger2) als die nit vil auß kommen, gern anhaims eralten2), wenig Hantierung treiben, srembe lenber und gegent haimsuechen; achten, nit der kausmannschast, kumen auch die kaufleut nit vast zu inen. Und im ganzen Baierlanb sein breierlat ftänb, die ba zu eren und Verwaltung lant und leut gebraucht werben. Der getnain man, so auf dem gä3) und lanb sitzt, gibt sich auf den ackerpau und das viech, ligt bem-felbigen allain ob, bars sich nichts ongefchaft der obrifait und ersten, wirb auch in kamen rat genomen ober lanbfchaft ervobert; boch ist er funft frei, mag auch frei lebig aigen guet haben, bient seinem Herren, der funst kain gewalt über in Hat, jerliche gülb4) zins und scharwerk tuet simst was er will, sitzt tag und nacht bei dem wein, schreit singt tanzt kart fpilt; mag wer6) tragen, schweinsspieß und lange meffer. Große und überflüssige Hochzeit, totenmal und kirchtag haben ist erlich7) und unsträflich, raicht fainem zu nachtail, fumpt fainem zu übel. In nibern Baiern, so sich des rechtpuechs nit braucht, sitzen sie auch an der lanbfchrannen8) und müeffen urtail fchepfen, auch über das pluet richten. Die von den stauben fein prelaten, abl, purger. Prelaten haben große mechttge reiche gotsheuser, sotten tag und nacht zu bestirnter zeit des gotsbienst mitsambt iren geistlichen brüebern außwarten, got und feine heiligen loben, bansen und für die fürsten (so solche clöfter, pfrüenb und stiften geftift haben) pitten. Man will sprechen, sie fein reicher und vennügen mer ban die andern zwen stenb, man gibt in mer gelts und guets ban den andern zwaien stenben mitsambt den fürsten und helts für mechtiger. Der abl wont auf dem lanb außerhalb der stet, vertreibt fein zeit mit hetzen paißen9) jagen; reiten nit zu Hof ban wer bienst und solb hat Die bürg er regieren ir stet und märst felbs, fein hanbwerchsleut Wirt paurn, etlich framer fragner ober fürfeufl10), die armen tagwerfer und taglöner. Ganz wenig haben ain ausfoimnen von iren gülden und zinsen und jerlichem einkommen ober aufheben und werben „die von dem gefchlecht" genant. Es fein auch wenig kaufleut, die großen hanbl füeren. Die fürsten haben vollen gewalt von allen andern bingen, so lanb und leut antrift, zu hanbeln, und alle treffenlich fachen werben bergseichen zu Hof vor den fürften außgericht, es fei ban fach11), bas man stiegen12) müeß ober fteuer und bergleichen anlegen sol ober zwitracht und uneinigfeit zwischen den Herrn erwachsen und erstanben ist. Wo bergleichen groß seltsam ungewönlich 1) eigensinniger. — 2) daheim altern. — 3) Gau. — 4) Entgelt. — 5) Fronarbeit. — 6) Wehr. — 7) ansehnlich. — 8) Landgericht. — 9) baizen. — 10) Fürkäusler = Kleinkrämer. — n) es sei denn der Fall. — 12) Krieg führen.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 540

1906 - München : Oldenbourg
540 112. Prinz Karl von Bayern. leicht nicht einmal darum, aber dennoch bin ich es seinen Kindern schuldig mein Wort zu halten." Es sind dies kleine alltägliche Züge, allein sie sind vielleicht bezeichnender für seine Denkart als seitenlange Reflexionen; sie zeigen uns am klarsten jene Rechtlichkeit und jenes menschenfreundliche Wohlwollen, das Prinz Karl selbst dann noch festhielt, als er sich längst von den Menschen zurückgezogen. Diejenigen aber, denen es vergönnt war ihm näher zu treten, wurden Zeugen einer Liebenswürdigkeit, die etwas Herzgewinnendes hatte: niemals vergaß er der Dienste, die man ihm, wenn auch pflichtgemäß, erwiesen; niemals war seine Sympathie, wenn man sie je erworben, dem Wechsel der Stimmungen oder der Jahre preisgegeben. Auch hierin, auf dem Gebiete des edelsten Empsindens, war er konservativ, Pietät war ihm ein Lebensnerv; er übte das alte Ritterwort „Treue um Treue bietend." Es liegt nahe, daß ein Fürst, der seine persönlichen Beziehungen mit diesem Vollgefühle erhöhter Pflichten mißt, auch im Bereiche materieller Verbindlichkeiten die volle Hand betätigt; Freigebigkeit ist ja untrennbar von wahrer Vornehmheit. In dieser Hinsicht aber war Prinz Karl beinahe einzig, seine Generosität war ohne Grenzen und sein Wohltun ist zum Segen für Tausende geworden. Einfach und bedürfnislos für sich selbst, machte er sofort den höchsten Anspruch, sobald es galt zu repräsentieren; die Fülle und Pracht, die sich bei solchen Gelegenheiten entfaltete, war er seinen Gästen und seiner eigenen Stellung schuldig. Sie schien ihm nicht minder eine Pflicht als feine Mildtätigkeit gegen die Armen. Was er diesen geleistet hat, beziffert sich aus Millionen (und Millionen betragen die Summen, die noch nach seinem Tode diesem edlen Zwecke dienen), in allen Nöten war Prinz Karl die erste und letzte Hilfe. Freilich konnte es dabei nicht fehlen, daß auch so mancher Mißbrauch mitunterlief; es gab wohl Leute, die sich nicht scheuten ein Reitpferd für ihren Sohn und einen Logenplatz für ihre Tochter zu erbitten (wie er es selbst versicherte), doch er war großmütig genug nie seine Hand dem wirklichen Bedürfnis zu entziehen, weil manch erheucheltes Bedürfnis seine Hilfe in Anspruch nahm. Auch im Gebrauche seiner Güter galt ihm die Norm »noblesse oblige« und man fühlte wohl den Gegensatz, in dem dieser historische Reichtum zum modernen Reichsein stand. Alles, was ihn umgab, feilt Hofhält, feine Dienerschaft, der ganze äußere Apparat seines Lebens war nach diesem Stile bemessen; es hätte wohl der zehnte Teil für sein eigenes Bedürfnis genügt, aber fein Grundsatz war: Ich brauche die Leute freilich nicht, allein sie brauchen mich. So blieb das Bewußtsein fürstlicher Pflicht und Würde gleichsam der Brennpunkt seines ganzen Wesens, in dem sich all feine Neigungen, all feine Vorzüge und kleinen Schwächen konzentrierten; denn welcher Sterbliche ist
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