9. Die Befreiungskriege.
41
der Neujahrsnacht 1814 seine Truppen bei Kaub, Koblenz und Mannheim über den Rhein; Schwarzenberg drang durch die Schweiz und der englische Feldherr Wellington aus Spanien über die Pyrenäen in Frankreich ein. Von den Gefechten, die zwischen Napoleon und den Truppen der Verbündeten geliefert wurden, ist das bei Bar-sur-Aube deshalb besonderer Erwähnung wert, weil der sechzehnjährige Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I., sich die erste Kriegsauszeichnung, das Eiserne Kreuz, durch einen kühnen Ordonnanzritt verdiente. Am 31. März zogen Kaiser Alexander von Rußland und König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen mit ihren Heeren in Paris ein. Das österreichische Heer führte Schwarzenberg in die französische Hauptstadt. Kaiser Franz wollte an dem Triumphzuge nicht teilnehmen aus Rücksicht auf seine Tochter Maria Luise, die seit 1810 die Gemahlin des Besiegten war. Napoleon wurde abgesetzt, die Insel Elba, zwischen Italien und Korsika, ihm als selbständiges Fürstentum überwiesen; er behielt den Kaisertitel und eine Leibwache von 800 Mann; Frankreich mußte auf alle nach 1792 eroberten Länder verzichten; diese wurden den ehemaligen Fürsten zurückgegeben^
^Der Wiener Kongreß. Ludwig Xviii., der Bruder Ludwigs Xvi.,1) wurde vom französischen Senat als König nach Frankreich zurückgerufen. Mit ihm wurde der erste Pariser Friede geschlossen, der Frankreich auf sein Gebiet von 1792 beschränkte. Nun traten die Gesandten der Fürsten in Wien zu einem Kongreß zusammen, um die Angelegenheiten Europas neu zu ordnen. Das war nicht leicht, und bald wäre es unter ihnen zu ernsten Streitigkeiten gekommen, besonders weil der Vertreter Frankreichs, Fürst Talleyrand, sehr geschickt die Eifersucht der einzelnen Mächte wachzurufen und im Interesse Frankreichs zu verwerten wußte. Er erklärte, daß Napoleon, nicht Frankreich, die Kriege gegen die europäischen Mächte geführt hätte; daher dürfe nicht Frankreich, sondern nur Napoleon bestraft werden. Da England und Rußland ihm hierin beipflichteten, konnten Preußen und Österreich die Herausgabe von Elsaß-Lothringen nicht durchsetzen. Als Napoleon von der Uneinigkeit seiner Gegner hörte, verließ er die Insel Elba, um von neuem sein Waffenglück zu versuchen. Nun einigten sich die Mächte. Preußen erhielt den Rest von Schwedisch-Pommern, so daß es nunmehr die ganze Provinz Pommern besaß, die Insel Rügen, ferner Jülich und Berg, die Kurfürstentümer Cöln und Trier sowie andre herrenlos gewordene Gebiete im Westen; aus all diesen Erwerbungen im Westen wurden die Provinzen Rheinland und Westfalen gebildet, ferner die heutige Provinz Posen und der nördliche Teil der Lausitz. Diese wurde dem Königreich Sachsen genommen, weil
*) Ludwig Xvil, Sohn Ludwigs Xvi., starb, wie Seite 15 erwähnt, in seinem elften Lebensjahre.
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214
Dar Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung de» neuen Netchs.
Bar-sur-Aube den Feind zum Rückzug gezwungen; damals erhielt Prinz Wilhelm von Preußen an der Seite eines russischen Regiments die «r^s-sur. Feuertaufe. Bedeutsamer war der Sieg Schwarzenbergs bei A r c i s - s u r -A u b e. Da schlug Napoleon unerwarteterweise den Weg nach Osten ein, in der Hoffnung, der Feind werde ihm folgen und die Richtung auf Paris aufgeben. Aber durch einen aufgefangenen Brief Napoleons über seilte Absichten unterrichtet, setzten die Verbündeten den Marsch fort, schlugen die Truppen, welche die französische Hauptstadt deckten, und am 31. März zogen 3i. M-irz. Alexander und Friedrich Wilhelm unter dem Jubel der Bevölkerung in Paris ein. Ihnen folgte darauf Kaiser Franz. Der französische Senat, sonst so gehorsam gegen Napoleons Befehle, sprach seine Absetzung aus. Auf dem Schloß zu Fontainebleau unterzeichnete Napoleon seine Abdankung. „Der Mensch ist am Boden", schrieb Stein.
Nach Alexanders Vorschlag wurde dem gestürzten Herrscher die Insel Elba mit dem Recht der Souveränität angewiesen. Auf den Thron von Frankreich kehrten die Bourbonen zurück. Der Bruder des Hingerichteten Lud- Ludwig Xvi. wurde als König anerkannt; er nannte sichludwig Xviii., x\ m. da ker unglückliche Dauphin als Ludwig Xvii. mitgezählt wurde. Mit Säi?Hin schlossen die Mächte den ersten Pariser Frieden, in welchem das besiegte Frankreich, dank der Großntut des Kaisers Alexander, sehr vorteilhafte Bedingungen erhielt. Es behielt den Umfang, den es vor den Koalitionskriegen gehabt hatte; es zahlte keine Kriegsentschädigung, und selbst die allerorten geraubten Kunstschätze wurden nicht zurückgegeben, mit Ausnahme der Viktoria, die nach Berlin zurückkehrte.
§ 221. Derwitner Kongreß. 1814—1815. Noch aber waren zahlreiche Fragen zu entscheiden. Polen mußte zum vierten Male geteilt, Preußen entschädigt, Österreich wiederhergestellt werden; über Norwegen, die Niederlande, Italien mußten Bestimmungen getroffen werden; dazu kam die Frage, wie die deutschen Staaten zu einer Einheit zusammengefaßt werden könnten. Um diese Aufgaben zu lösen, trat zu $Biut einkongreß zusammen, auf dem die Monarchen von Österreich, Preußen und Rußland, dazu eine große Anzahl anderer Fürsten und die diplomatischen Vertreter der meisten europäischen Staaten anwesend waren. Es war eine glänzende Versammlung. Ihre Beratungen wurden vielfach durh^Ränke und Umtriebe gehemmt. Doch blieb der Friede erhalten, und man gelangte zu einem Einverständnis. Aus den Beschlüssen des Kongresses ging eine Neu, ordmmg des europäischen Staatensystems hervor.
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Extrahierte Ortsnamen: Schwarzenbergs Paris Napoleons Paris Napoleons Fontainebleau Elba Frankreich Frankreich Viktoria Berlin Norwegen Niederlande Italien
— 222 —
Kaiser vergeblich. Er zog mit ihm, kämpfte tapfer in den Schlachten bei Smolensk und an der Moskwa und erfror auf dem Rückzüge Gesicht und Hände. Dann wurde er von Napoleon nach Danzig geschickt, und hier verteidigte er die Festung ein ganzes Jahr hindurch anss glänzendste. Als alle Hilfsmittel erschöpft waren, übergab er die Stadt 1814. Als Kriegsgefangener wanderte er nach Kiew in Rußland.
Nach der Verbannung Napoleons auf die Insel Elba trat er in die Dienste Ludwigs Xviii. Als Napoleon aber in Frankreich wieder landete, ging er sosort zu ihm über. Doch erhielt er zu wenig Truppen und konnte deshalb nicht mit Erfolg den Verbündeten entgegentreten. Er zog sich nach Straßburg zurück und erhielt nach der Schlacht bei Waterloo von dem französischen Könige den Befehl, fein Heer zu entlassen. Rapp gehorchte dem Befehle und trat wieder in die Dienste Ludwigs Xviii. Dies erließ ihm feine Ämter und Würden und ernannte ihn zum königlichen Kammerherrn. Großmütig verzieh ihm eines Tages der König die Tränen, die er in seiner Gegenwart bei der Nachricht von Napoleons Tode vergoß. Er starb wenige Monate nach Napoleon aus seinem Landgute Rheinweiler in Baden unweit Basel. In seiner Vaterstadt Colmar liegt er begraben, wo ihm auch ein Standbild ans dem Rapp-Platze errichtet wurde.
Außer der Tapferkeit wird an General Rapp besonders feine Milde gerühmt. Oftmals suchte er die strengen Befehle feines Herrn zu lindern oder führte dessen allzu harte Bestimmungen gar nicht ans. Durch rechtschaffenes, menschenfreundliches Benehmen glaubte er sich noch größeren Ruhm erwerben zu können, als durch siegreiche Schlachten.
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100000 Mann, in eiliger Flucht dem Rheine zu. Bei Hanau stellte sich ihm ein bayrisches Heer unter General Wrede entgegen. Der König von Bayern war nämlich schon vor der Leipziger Schlacht zu den Verbündeten übergegangen. Mit einem Verlust von 20000 Mann. schlug sich Napoleon durch (30., 31. Oktober).
4. Das Jahr 1814.
Die Heere der Verbündeten rückten langsam — denn sie bedurften der Ruhe und Erholung — an den Rhein. Ter Rheinbund war ausgelöst, und die einzelnen Staaten desselben traten dem Bunde gegen Napoleon bei. Die Verbündeten boten dem französischen Kaiser Frieden an unter der Bedingung, daß künftighin der Rhein, das Meer, die Pyrenäen und die Alpen Frankreichs Grenzen sein sollten. Das Anerbieten wurde zurückgewiesen. Nun drangen die preußischen Generale, vor allen Blücher, der Marschall „Vorwärts" zubenannt, im großen Kriegsrate zu Frauksurt daraus, daß man über den Rhein gehe und in Paris den Frieden vorschreibe, durch den der Rhein Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze werden müsse. Obgleich dagegen, besonders von den Russen, allerlei Schwierigkeiten erhoben wurden, behielt Blücher recht und überschritt in der Neujahrsnacht von 1813 ans 1814 den Rhein bei Kaub, 'schon, vorher war Schwarzenberg mit 220 000 Mann Österreichern und Russen bei Basel über den Strom gegangen. In den ersten Wochen des Januar waren die Verbündeten 400 000 Mann stark aus französischem Boden und richteten ihren Marsch in drei großen Heersäulen gegen die französische Hauptstadt. Napoleon zeigte in dieser Zeit noch einmal seine ganze Feldherrngröße und machte seinen Feinden das Vorrücken schwer genug. Mehr als einmal stockte der Vormarsch, und die verbündeten Monarchen dachten an Unterhandlungen; aber vorwärts! nach Paris! war das Losungswort Blüchers und seiner tapsern^prenßischen Wehr-männer. Und sie kamen nach Paris, trotz Feind und Winterstürmen, sreilich nach vielen heißen Gefechten, in denen immer die Preußen das Beste taten. Am 31. März 1814 zogen Kaiser Alexander und König Friedrich Wilhelm Iii. an der Spitze ihrer Garden in die feindliche Hauptstadt ein. Napoleon, von seinen Marschällen und Staatsmännern verlassen und verraten, mußte dem französischen Throne entsagen und wurde aus die Insel Elba verbannt. Die alte französische Königsfamilie kehrte zurück, und Ludwig Xviii., der Bruder des Hingerichteten Königs, bestieg den französischen Königsthron. Am 30. Mai wurde der erste Pariser Friede geschlossen, in dem Frankreich seine seit 1792 gemachten Eroberungen wieder herausgeben mußte.
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Extrahierte Ortsnamen: Rheine Hanau Rhein Rhein Frankreichs Rhein Paris Rhein_Deutschlands Deutschlands Rhein Kaub Basel Paris Paris Elba Frankreich
28 I. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I. 113.
der Rckzug der Franzosen artete zur Flucht aus. Viele ertranken in der ange-schwollenen Elster, deren Brcke von den Franzosen zu frh gesprengt worden war.
Den Rckzug der den Rhein erkmpfte Napoleon bei Hanau gegen die Bayern, die schon vor der Schlacht bei Leipzig von ihm abgefallen waren.
Deutschland war frei. Die Rheinbundfrsten traten auf die Seite der Verbndeten; das Knigreich Westfalen lste sich auf, und die ver-triebenen norddeutschen Fürsten kehrten zurck.
4. Der Feldzug von 1814. Drei Heere marschierten gen Westen, Schwarzenberg im Sden, Blcher an den Mittelrhein, Blow nach den Niederlanden. Nach vergeblichen Friedensverhandlungen, die von sterreich angeknpft wurden, aber an Napoleons Verblendung scheiterten (er war mit der Rheingrenze nicht zufrieden), berschritten die Verbndeten den Rhein (Blcher in der Neujahrsnacht bei Kaub). Unter
1814. vielfachen Kmpfen mit wechselndem Erfolge rckten sie der Hauptstadt nher und hielten nach einem schwer errungenen Siege vor Paris ihren Einzug in die Stadt. Der Senat sprach Napoleons Absetzung aus und wies ihm die Insel Elba als Frstentum an. Ein Bruder Ludwigs Xvi. wurde als Ludwig Xviii. vom Senat auf den Thron berufen. Mit ihm schloffen die Verbndeten den Ersten Pariser Frieden, der fr Frankreich uerst gnstig aussiel, weil Alexander und Metternich, die es nicht sehr schwchen wollten, gromtig genug waren, den neuen König nicht fr die Snden der Republik und des Kaiserreichs den zu lassen". Frankreich erhielt im ganzen die Grenzen, die es vor den Revolntionskriegen gehabt hatte; keinerlei Leistungen wurden ihm auferlegt.
Nach Abschlu des Friedens machten die Monarchen einen Besuch in London, dessen Bewohner den alten Marschall Vorwrts mit ihren Liebkosungen fast erdrckten.
113. Das Ende der Napoleonischen Zeit.
1814 1. Der Wiener Kongre, 18141815. Um die Staaten Europas zu bis ordnen, tagte seit dem Herbste in Wien eine Versammlung von Fürsten
1815. unj) Staatsmnnern. Eine ununterbrochene Reihe glnzender Festlich-fetten sorgte fr die Erholung der vornehmen Gste.
a) Rußland behielt Finnland und bekam den grten Teil des Herzogtums Warschau als Knigreich Polen". Mit Schweden wurde Norwegen durch Personalunion vereinigt*), Dnemark erhielt dafr Lauenburg. Holland und Belgien wurden zu einem Knigreich der Niederlande vereinigt unter Wilhelm I., dem frheren Statthalter von Holland. England behielt Malta und Helgoland und erhielt Hannover zurck. In Italien wurden grtenteils die von Napoleon
*) Seit 1905 hat Norwegen seinen eigenen König.
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20
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Wirtschaft trotz des ausgedehnten Schmuggels, der sich entwickelte, viel
Da^s Rnke- Im Jahre 1808 lie sich Napoleon von seiner ins Ungeheure wachsen-Bayonne. foen Herrschgier verleiten, an dem spanischen Knigsgeschlecht, das sich seit dem Baseler Frieden ganz an Frankreich angeschlossen hatte, eine Handlung grter Treulosigkeit zu begehen. Als nmlich zwischen dem schwachen König und seinem Sohne, dem Kronprinzen, Streitigkeiten aus-brachen, berief er beide, als wolle er vermitteln, nach der Stadt Bayonne am Adour, bewog sie, ihren Rechten auf die spanische Krone zu entsagen, und bertrug diese seinem ltesten Bruder Joseph, den er vor zwei Jahren zum König von Neapel gemacht hatte; die Krone von Neapel erhielt M u r a t, der bisherige Groherzog von Berg. Da ergriff das spanische ^rnt^er Ssolf, der die Beschimpfung entrstet, die Waffen. Zwar fhrte Napo-1808. leon, nachdem er auf dem prunkvollen, von vielen Rheinbundfrsten be-suchten Kongre zu Erfurt das Bndnis mit Alexander von Ru-land erneuert hatte, selbst seine Heere der die Pyrenen und zog mit Joseph in Madrid ein. Aber es gelang nicht den spanischen Volkskrieg niederzuschlagen, zumal die Englnder ein Heer unter Wellington nach der Halbinsel sandten. Unter wechselvollen Kmpfen drang dieser langsam vor; als zu Beginn des Jahres 1814 die Heere der Verbndeten der den Rhein nach Frankreich hereinbrachen, berschritt Wellington die Pyrenen.
1809. 21. Der sterreichische Krieg. 1809. Die heldenmtige Erhebung des spanischen Volkes machte berall in Europa den tiefsten Eindruck; in Deutschland besonders weckte sie die Hoffnung, durch eine Volkserhebung das Joch des Weltherrschers abschtteln zu knnen. Da war es Ost er-reich, das an Frankreich den Krieg erklrte und das Zeichen zu einer nationalen Erhebung gab. An die Spitze des Heeres trat Erzherzog K ar l; ein Zug strmischer Begeisterung ging durch das sterreichische Volk. Tiroler Ein Aufstand der Tiroler gegen die bayrische Herrschaft leitete "' den Krieg ein. Unter Andreas Hofer, Speckbacher und anderen khnen und begeisterten Fhrern erhoben sie sich und eroberten mit Hilfe einer fter-reichifchen Heeresabteilung Innsbruck. Ein Einfall dagegen, den Erz-herzog Karl in Bayern machte, milang. Siegreich zog Napoleon die Donau abwrts und besetzte, ohne Widerstand zu finden, Wien. Zum zweiten Male hatte er Kaiser Franz aus seiner Hauptstadt vertrieben.
Als nun aber Napoleon den Versuch machte, die Donau zu berschreiten und die auf dem nrdlichen Ufer stehenden Truppen des Erzherzogs Karl
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52
Das Zettalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Erschtterungen zu verhindern; einen solchen Mann glaubte man gefunden zu haben in dem Prinzen Louis Napoleon, welcher der Sohn Lud-wigs, des einstmaligen Knigs von Holland, also ein Neffe Napoleons I. war. Der Prinz hatte unter Louis Philipps Regierung zweimal, in Straburg und in Boulogne, einen Erhebungsversuch gemacht; beide Male aber war der Versuch miglckt, und er hatte mehrere Jahre in Festungs-Haft zubringen mssen. Jetzt wurde er zunchst in mehreren Wahlkreisen zum Abgeordneten fr die Nationalversammlung, dann von der groen Mehrheit des Volkes zum Prsidenten der Republik gewhlt. Drei Jahre spter, am 2. Dezember 1851, dem Erinnerungstage an die Krnung Napoleons I. und an die Schlacht bei Austerlitz, unternahm er einen Staatsstreich, lie die bedeutendsten seiner Gegner verhaften und nderte die Verfassung in dem Sinne, da seine Machtbefugnisse wesentlich verstrkt wurden. Nachdem er sodann der die Frage, ob das Kaisertum wiederhergestellt werden sollte, eine allgemeine Volksabstimmung veran-staltet und diese 7 800 000 bejahende gegen 250 000 verneinende Stimmen Napoleon iii. ergeben hatte, machte er sich am 2. Dezember 1852 zum Kaiser der I8526er Franzosen. Er nannte sich als solcher Napoleon Iii.; dabei rechnete er den Sohn des ersten Napoleon, den einstigen König von Rom, der nach dem Sturze seines Vaters bei Kaiser Franz, seinem Grovater, in Wien erzogen und als Herzog von Reichstadt frhzeitig gestorben war, unter den Beherrschern Frankreichs mit. Der neue Kaiser vermhlte sich bald darauf mit der spanischen Grfin Eug eni e von Mo ntijo.
V 44. Die deutsche Miirzrevolution. Die Nachricht von dem Sturze, Louis Philipps machte in Deutschland allenthalben den strksten Eindruck und rief eine strmische Erregung hervor. Uberall wurden Volksversamm-lungen abgehalten, Volksauflufe fanden statt, den Regierungen wurden Petitionen berreicht, und nirgend fhlten sich diese stark genug, um der Bewegung Widerstand zu leisten. In den meisten Mittel- und Kleinstaaten wurden die bisherigen Ministerien gestrzt, und neue, liberale Regierungen, die sogenannten M r z m i n i st e r i e n ", traten an ihre Stelle. In Mnchen fhrte die Bewegung sogar dazu, da König Ludwig I. die Regierung niederlegte; ihm folgte Maximilian Ii.
Von der grten Bedeutung aber war es, da auch in Wien und Berlin Aufstnde ausbrachen. In O st e r r e i ch war im Jahre 1835 auf Kaiser Franz I. sein schwacher Sohn Ferdinand I. gefolgt; auch unter ihm war Fürst Metternich der leitende Staatsmann sterreichs ge-Sturz blieben. Da entstand in Wien ein Aufruhr, durch den Metternich gestrzt
Metternichs. 1
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Tas Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Franzsische Noch der ein Jahr lang blieb die franzsische Armee in Pressungen Preußen; in jenen zwei Jahren ist in dem unglcklichen Lande mehr als eine Milliarde Franks von den Feinden erpret worden. Als die Armee endlich 1808 abzog, da sie in Spanien ntig wurde, mute Friedrich sich verpflichten, sein Heer nicht der die Zahl von 42 000 Mann hinaus zu verstrken, und in die wichtigsten Oderfestungen franzsische Besatzungen aufnehmen, v
Napoleon im Kampfe mit (htglmtb, Spanien und sterreich.
208. Die Festlandsperre. Der spanische Krieg. Als Napoleon nach dem Siege von Jena in Berlin weilte, hatte er eine Verordnung erlassen, die darauf berechnet war, dem englischen Handel und der englischen Industrie den grten Schaden zuzusgen. Jeder Handelsverkehrmiteng-land wurde verboten; alle englischen Schiffe und Waren sollten mit Beschlag belegt, jeder Englnder verhaftet werden. Diese Verordnung galt fr Frankreich und fr alle von ihm abhngigen Lnder; auch Rußland schlo sich diesem Handelskriege gegen England an. In der Tat erlitt, während die franzsische Industrie emporblhte, die englische Volkswirtschaft trotz des ausgedehnten Schmuggels, der sich entwickelte, viel Schaden.
Im Jahre 1808 lie sich Napoleon von seiner ins Ungeheure wachsenden Bayonne. Herrschgier verleiten, an dem spanischen K n i g s g esch l e cht, das sich seit dem Baseler Frieden ganz an Frankreich angeschlossen hatte, eine Handlung grter Treulosigkeit zu begehen. Als nmlich zwischen dem schwachen König und seinem Sohne, dem Kronprinzen, Streitigkeiten aus-brachen, berief er beide, als wolle er vermitteln, nach der Stadt Bayonne am Adour, bewog sie, ihren Rechten auf die spanische Krone zu entsagen, und bertrug diese seinem ltesten Bruder Joseph, den er vor zwei Jahren zum König von Neapel gemacht hatte; die Krone von Neapel erhielt M u r a t, der bisherige Groherzog von Berg. Da ergriff das spanische Volk, der -Epanischerdie Beschimpfung entrstet, die Waffen. Zwar fhrte Napoleon, nachdem 1808. er auf dem prunkvollen, von vielen Rheinbundfrsten besuchten Kongre zu Erfurt das Bndnis mit Alexander von Rußland erneuert hatte, selbst seine Heere der die Pyrenen und zog mit Joseph in Madrid ein. Aber es gelang nicht den spanischen Volkskrieg niederzuschlagen, zumal die Englnder ein Heer unter Wellington nach der Halbinsel sandten. Unter wechselvollen Kmpfen drang dieser langsam vor; als zu Beginn des Jahres 1814 die Heere der Verbndeten der den Rhein nach Frankreich hereinbrachen, berschritt Wellington die Pyrenen.
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Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Bar-sur-Aube den Feind zum Rckzug gezwungen; damals erhielt Prinz Wilhelm von Preußen an der Seite eines russischen Regiments die Arcis-^sur- Feuertaufe. Bedeutsamer war der Sieg Schwarzenbergs bei A r c i s - s u r -A u b e. Da schlug Napoleon unerwarteterweise den Weg nach Osten ein, in der Hoffnung, der Feind werde ihm folgen und die Richtung auf Paris aufgeben. Aber durch einen aufgefangenen Brief Napoleons der seine Absichten unterrichtet, setzten die Verbndeten den^Marsch fort, schlugen die Einnahme Truppen, welche die franzsische Hauptstadt deckten, und am 31. Mrz zogen 3t. Mrz. Alexander und Friedrich Wilhelm unter dem Jubel der Bevlkerung in Paris ein. Ihnen folgte darauf Kaiser Franz. Der franzsische Senat, sonst so gehorsam gegen Napoleons Befehle, sprach seine Absetzung aus. Auf dem Schlo zu Fontainebleau unterzeichnete Napoleon seine Ab-dankung. Der Mensch ist am Boden", schrieb Stein.
Nach Alexanders Vorschlag wurde dem gestrzten Herrscher die Insel Elba mit dem Recht der Souvernitt angewiesen. Auf den Thron von Frankreich kehrten die Bourbonen zurck. Der Bruder des hingerichteten Lud- Ludwig Xvi. wurde als König anerkannt; er nannte sich L n d w i g Xviii.,
luts ' da der unglckliche Dauphin als Ludwig Xvii. mitgezhlt wurde. Mit $krl4rihm schlssen die Mchte den ersten Pariser Frieden, in welchem das besiegte Frankreich, dank der Gromut des Kaisers Alexander, sehr vorteilhafte Bedingungen erhielt. Es behielt den Umfang, den es vor den Koalitionskriegen gehabt hatte; es zahlte keine Kriegsentschdigung, und L selbst die allerorten geraubten Kunstschtze wurden nicht zurckgegeben, mit Ausnahme der Viktoria, die nach Berlin zurckkehrte.
221. Der Wiener Kongre. 18141815. Noch aber waren zahlreiche Fragen zu entscheiden. Polen mute zum vierten Male geteilt, Preußen entschdigt. Osterreich wiederhergestellt werden; der Norwegen, die Niederlande, Italien muten Bestimmungen getroffen werden; dazu kam die Frage, wie die deutschen Staaten zu einer Einheit zusammengefat werden knnten. Um diese Aufgaben zu lsen, trat zu Wien ein Kongre zusammen, auf dem die Monarchen von Osterreich, Preußen und Rußland, dazu eine groe Anzahl anderer Fürsten und die diplomatischen Vertreter der meisten europischen Staaten anwesend waren. Es war eine glnzende Versammlung. Ihre Beratungen wurden vielfach durch Rnke und Um-triebe gehemmt. Doch blieb der Friede erhalten, und man gelangte zu einem Einverstndnis. Aus den Beschlssen des Kongresses ging eine Neu# ordnung des europischen Staatensystems hervor.
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Extrahierte Ortsnamen: Schwarzenbergs Paris Paris Napoleons Elba Frankreich Frankreich Viktoria Berlin Osterreich Norwegen Niederlande Italien Wien Osterreich
die in Belgien standen, jedes etwa 100 000 Mann stark. Ihnen zog Napoleon mit 128 000 Mann entgegen. Durch die Schlacht bei Ligny, 16. Juni, ntigte er Blcher zum Rckzge; an demselben Tage wurde Ney bei Qua-trebras,woder Herzog Wilhelm von Brauns chweig fiel, von Wellington auf-gehalten. Am 18.Juni wurde dann die entscheidende Schlacht bei Waterloo oder Belle Alliance geschlagen. Napoleon griff hier mit bermacht Welling-tons Heer an; dieses hielt aber gegen die Feinde hartnckig stand, bis am , Abend Blcher erschien und den Sieg entschied. Die Verbndeten zogen zumv zweitenmal in Paris ein; Napoleon entsagte der Krone zu Gunsten seines Sohnes" und begab sich zu Rochefort in den Schutz der Englnder. Er wurde aber als Gefangener nach der Insel St. Helena gebracht. Dort lebte er, umgeben von einigen Getreuen, noch fnf Jahre. Er starb (am 5. Mai) 1821.
2. Der zweite Pariser Friede 1815. Ludwig Xvm. nahm den franzsis chen Thron wieder ein. Derzweitepariserfriedebes chrnkte Frankreich auf den Umfang von 1790; es trat Saarbrcken und Saarlouis an Preußen, Landau an Bayern ab und gab die in seinen Eroberungskriegen geraubten Kunstschtze an ihre frheren Besitzer zurck. In Paris schlssen auf Kaiser Alexanders Veranlassung die Herrscher Rulands, sterreichs und Preuens denheiligenbund, worin sie gelobten, nach Befehl der heiligen Schrift wie Vter ihre Völker zu regieren, untereinander Frieden zu halten und als Brder einander Hilfe und Beistand zu leisten. Die meisten brigen Fürsten traten in den folgenden Jahren der heiligen Allianz bei. \
Ii. Die neueste Zeit, 18151888.
Die Zeiten der heiligen Mtam; Friedrich Wilhelms Iii. fernere
Regierung.
1. Der Deutsche Bund. Der 1815 gegrndete Deutsch e Bund vereinigte die fr selbstndig erklrten Einzelstaaten zu einem Staaten-bunde, dessen gemeinsame Angelegenheiten am Bundestage zu Frank-furt a. M. verhandelt wurden. In mehreren deutschen Staaten (Sachsen-Weimar, Bayern, Baden, Wrttemberg, Hessen-Darmstadt) wurden land-stndischeverfafsungen eingefhrt. Aber die beiden deutschen Gromchte, sowohl sterreich als Preußen > waren damals allen freiheitlichen Bestrebungen abgeneigt und suchten solche auch im brigen Deutschland niederzuhalten (die Karlsbader Beschlsse 1819). So kam zu der Spaltung Deutschlands noch die Unterdrckung. Die Eintracht zwischen Regierung und Volk war getrbt; Mitrauen und Verstimmung ergriffen die Herzen und verbreiteten sich weiter und weiter.
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