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leugnen, daß die westgrönländischen Mädchen am Weihnachtsabend oft so
bezaubernd aussehen, daß ein Vergleich für die Schönheiten jenseits des
Meeres trotz ihres europäischen Pompes nicht immer vorteilhaft aus-
fallen würde.
Aber nicht allein mit dem Anznge macht man sich vor dein Fest zu
schaffen. Um gehörig in körperlichen Genüssen schwelgen zu können, spart
man wochenlang Geld zusammen, soweit ein Grönländer überhaupt imstande
ist zu spareu, und wenn man nichts hat, so verschafft man sich etwas, in-
dem man die notwendigsten Gerätschaften an den Kaufmann verkauft. So
z. B. ist es nichts Ungewöhnliches, daß der Grönländer die Federn aus
seinen Betten verkauft, um dafür einige Leckereien zu erstehen, und dann den
Rest des Wiuters in aller Kälte, nur mit einem baumwollenen Bezug bedeckt,
daliegt. Vor allen Dingen gilt es, sich Überfluß au Kaffee zu schaffen.
D. Afrika.
I. Marokko.
(„Das heutige Marokko." Von Eugen Aubin. Einzige autorisierte Über-
setzung von Dr. Th. Müller-Fürer. Hüpeden & Merzyn Verlag, Berlin und Leipzig
ljetzt Lesterheld & Co., Berlin), 1905. 444 Seiten, drosch. 6 Mark, geb. 8 Mark. S. 1—4,
30—31, 35—36, 76—77, 121-122, 236-237, 270.)
(1. Mogador.) Unter den acht marokkanischen Küstenplätzen, die dem
europäischen Handel geöffnet sind, ist Mogador der einzige, der ungefähr
einem Hafen gleich sieht. Auf einer Landznnge gebaut, die eine Lagnne
fast vollständig vom Festlande abschneidet, setzt sich die Stadt anf einem
Klippenstreifen fort, den eine enge und wenig tiefe Durchfahrt vou einer
steileu Insel trennt. Mogador ist neuen Ursprungs, und die Umstände,
die seine Grüuduug veranlaßt haben, bestimmen auch seine Existenzbedingungen
und seiue Eutwicklung. Es entstand 1760 auf scherifischeu^) Befehl über deu
Ruiueu einer kleinen portugiesischen Niederlassung. Der Sultan Sidi
Mohammed beu Abdallah hatte mit den Leuten vom Sus abzurechnen und
beschloß sie zu unterwerfen, indem er sie ruinierte. Er sperrte also den
Hasen von Agadir und ließ zum Ersatz die Stadt Mogador erbauen.
Seitdem ist Agadir meist dem europäischen Handel unzugänglich gewesen,
und das gegenwärtige Gedeihen von Mogador ist begründet auf dem Un-
glück der Susis . . .
Tatsächlich macht der Haudel mit dem Sus, dem Wadi Nun, dem
Draa — ja in der letzten Zeit sogar mit den Oasen der Sahara und selbst
dem Sudan — das Gedeihen Mogadors aus. Als Markt der hügeligen,
wenig Ackerbau treibenden Provinzen Schiadma und Haha, und da es von
dem Verkehre Marrakeschs nur weuig au sich zieht, ist Mogador auf den
Handel mit dem Süden angewiesen; aber dieser Handel ist noch bedeutend
geuug, um der Stadt einen hohen Rang unter den marokkanischen Häfen
zu sichern. Unglücklicherweise hat Mogador, seit wir ') den Sudan besetzt
haben, seine Beziehungen mit Timbuktu eingebüßt, von wo jährlich Kam-
1) Scherif Titel der Nachkommen Mohammeds.
2) Ter Verfasser ist Franzose.
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Extrahierte Personennamen: Eugen_Aubin Eugen Mohammed Abdallah Mohammeds
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Marokko Marokko Berlin Leipzig Berlin Agadir Agadir Timbuktu Mohammeds
Das Chinesische Reich.
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Fleiß angebaut. Goldlager. Das Klima bietet starke Gegensätze dar,
größtentheils kalt, die Getreideernte findet oft unter Schneegestöber statt.
2. Die Tibetaner bilden den Uebergaug von der kaukasischen zur
mongolischen Race. Sie bekennen sich zum Buddhismus, der hier L a m a i s -
mus genannt wird (vergl. §. 58, 5, Anmerk.). Der Oberpriester, der
Dalai-Lama, regiert das Land (den asiatischen Kirchenstaat), steht
aber unter dem Kaiser von China. Außer dem Dalai-Lama gibt es noch
den Bogdo-Lama (s. oben). Ersterer wird wie ein Gott (der Buddha
oder Fo) verehrt. Ganz Tibet ist das Heiligthum des Lamaismus.
Die Beschäftigungen des Volkes sind Landbau, Viehzucht, Webereien
und Waffenverfertigung.
3. Tibet wird eingetheilt in Groß-Tibet, Klein-Tibet und
B u t a n.
Lbassa, 80,000 Einw., Hauptstadt, hat 11,700' Meereshöhe, ist
Sitz des Dalai-Lama, mit einem berühmten Tempel, zwei bohen Schulen,
lebhaftem Handel. Lhassa ist ein zweites Rom für Mittelasien. Im
Sommer wohnt der Dalai-Lama in Botala bei Lhaffa auf einem Berge
in einem prächtigen Klosterpalast. Das Kloster ist vier Stockwerke hoch,
hat 10,000 Zimmer und ein vergoldetes Dach. Ladakh, Hauptstadt
von Klein-Tibet, nördlich am Himalaya, mit vielen Tempeln und Klöstern.
Handel mit Kaschmirshawls. Tassisudon, Hauptstadt von Butan, süd-
lich am Himalaya, mit Klöstern und Tempeln.
Die Erforschung des innern Tibet.
In den Jahren 1865 und 1866 unternahmen zwei indische Panditen
(d. h. Schriftgelehrte, wissenschaftlich gebildete Männer) eine Entdeckungsreise
nach Tibet.
Die Reisenden überschritten die Pässe des Himalaya. Sie erfuhren, daß
auf der ganzen Strecke von Lhassa bis Rudok eine ganze Reihenfolge von
Goldfeldern vorhanden ist, der Route entlang, welche dicht an der nördlichen
Wasserscheide des Brahmaputra hinläuft, wahrscheinlich in der Bodendepression
nördlich von derselben. Diese Goldfelder sind nicht ohne erheblichen Einfluß
für die gesellschaftliche und politische Zukunft dieser Gegend, sondern auch auf
die Gegenden weiter nach Westen hin.
Wie sieht es nun aus auf diesen tibetanischen Goldfeldern?
Die Ebene ist weit und breit mit Zelten bedeckt, und es herrscht ein lustiges
Leben dort auf einer Höhe von 16,330' über dem Meere. Die Goldgräber
und ihre Frauen sangen munter bei der Arbeit trotz des scharfen, kalten Windes.
Im Winter trägt jedermann Pelzkleider, und das Zelt bildet ein Dach über
der Erdhöhle, in welcher jede einzelne Familie lebt und wo sie sich gegen
Kälte und Sturm schützt. Die Leute arbeiten am liebsten während der Winter-
zeit, weil der gefrorene Erdboden nicht nachstürzt. In den mehr als 600
Zelten, welche gesehen wurden, wird weder Kohle noch Holz gebrannt, denn
diese fehlen; man muß sich mit getrocknetem Dünger behelfen, der überhaupt
in Centralasien und in der Mongolei eine so große Wichtigkeit hat und ge-
radezu unentbehrlich ist. Das Wasser ist sehr brakig und kann nur genossen
werden, nachdem man es hat gefrieren lassen und dann das Eis schmelzen
läßt. Alle Tibetaner schlafen in der Weise, daß sie die Knie bis ans Gesicht
Traut, Lehrb. d. Erdkunde. 6
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TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Lbassa Lhassa
Extrahierte Ortsnamen: Goldlager China Tibet Groß-Tibet Klein-Tibet Dalai-Lama Botala Lhaffa Ladakh Tibet Tibet Lhassa Rudok Goldfeldern Centralasien Mongolei