Der Nhcin bei St. Goarshausen und Vurg Käß. Im tief eingeschnittenen Bette trägt der Rhein einen Schleppzug, der von dem Personen-
dampf« gerade gekreuzt und von dem nachfolgenden Schnelldampfer bald überholt werden wird, abwärts nach Coblenz zu. Leben und Bewegung herrscht auch auf
den Eisenbahnen beider Ufer, Leben und Fröhlichkeit in den Weinbergen an den sonnigen Hängen, wo jetzt die Trauben gepflückt werden, Leben auf den Äckern
der von herbstlicher Sonne vergoldeten Hochebene, deren Spätfrüchte eingeheimst werden, Leben und Frohsinn in den Wäldern, auf den Burgen und Ruinen,
wo des Wanderers lustiger Sang erklingt.
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- 86 —
machte er, wie es der Gebrauch der jungen Adeligen damals war, zu seiner weiteren Ausbildung Reisen durch Deutschland, Holland, Italien. In Padua verweilte er längere Zeit und beschäftigte sich eifrig mit der Sternkunde und Sterndeuterei;
Wallenstein.
denn in der damaligen Zeit herrschte auch bei den Gebildeten und Gelehrten der Aberglaube, man könne aus den Gestirnen die Zukunft und die Schicksale der Menschen vorhersagen. Nach seiner Heimkehr trat er ins kaiserliche Heer ein und machte einen Feldzug gegen die Türken mit. Hier zeichnete er sich so sehr aus, daß er, kaum dreiundzwanzig Jahre alt, zum Hauptmann befördert wurde. Durch eine bedeutende Erbschaft und durch die Heirat mit einer begüterten Witwe gelangte er zu großem Reichtum.
Wenn in jener Zeit ein Fürst Krieg führen wollte, mußte er sich seine Soldaten anwerben. Er beauftragte damit tüchtige Kriegsleute. Diese sandten Offiziere aus, die in Städten und Dörfern auf öffentlichen Plätzen die Fahne des Kriegsherrn uufpflanzten und durch Trommelfchlag bekannt machten, daß Leute angenommen würden, die Lust zum Kriegsdienste hätten. Die Angeworbenen erhielten ein stattliches Handgeld und leisteten
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland Italien Padua
46
11. Kloster Tegernsee.
Tegernsees Grundbesitz und Handel stellte im südlichen Bayern eine wirtschaftliche Großmacht dar. Wie eine agrarische Katastrophe mag es darum gewirkt haben, als der Bayernherzog Arnulf zu Beginn des 10. Jahrhunderts das tegernseeische Klostergut au sich zog, um mit demselben den kostspieligen Reiterdienst zu entschädigen, den seine Vasallen im Kriege gegen die Hunnen äu leisten hatten. Nur 114 Husen Landes waren den Mönchen verblieben. Alsbald zerfiel anch des Klosters innere Ordnung. In die von den Mönchen verlassenen Zellen drangen die herzoglichen Jäger ein; das Münster des heiligen Quirinus widerhallte vom Gebelle der Jagdhunde. Zuletzt zerstörte eine mächtige Feuersbrunst Kirche und Kloster. Adalberts und Otkars herrliche Stiftung lag in Trümmern. Ein Brennpunkt für die wirtschaftliche Kultur des südlichen Bayerlandes war erloschen, ein mächtiger wirtschaftlicher Organismus war zerstört, doch nicht für immer. Nach 70 Jahren gänzlicher Verödung sollte neues Leben aus den Ruinen sproßen und Tegernsee zu einer zweiten und um so höheren Blüte gelangen, je mehr sich jetzt das geistige Leben in den Vordergrund drängte.
^or am 10. Juli 979, als Kaiser Otto Ii. aus Bitten des Bayernherzogs Otto die Wiederherstellung des Klosters und die Rückgabe der meisten früheren Klostergüter anordnete. Auch Ottos unmittelbare Nachfolger wendeten dem Kloster Tegernsee ihre königliche Gunst zu. Besonders gut bedachte es Kaiser Heinrich Ii., indem er dem heiligen Quirinus unter anderm im Handelszeichen Regensburg eine Hofstatt und in der Ostmark kostbare Weinberge überließ. Heinrichs Gemahlin aber, die Kaiserin Kunigunde, spendete dem Quirinusmünster ihr Brautkleid. Das daraus gefertigte Meßgewand pflegte man alljährlich am Kuuiguudeutag (3. März) beim feierlichen Gottesdienste zu gebrauchen. Die Kaiser Friedrich I. und Heinrich Vi. hinwiedernm statteten das Kloster mit umfassenden Vorrechten aus, während ihm Papst Urban Iii. (1185—1187) den Besitz mehrerer Gotteshäuser bestätigte.
e>o ward der feste, materielle Boden gewonnen, auf dem Wissenschaften und Künste gedeihen konnten.
^eu Reigeu jener Äbte, die sich um Förderung des geistigen Lebens im neu erstandenen Kloster am angelegentlichsten bemühten, eröffnet Abt Gozbert (982 1001). Er war von St. Emmeram in Regensburg nach Tegernsee berufen
worden um hier das Studium der klassischen Literatur wieder in Schwung zu bringen. Mit Vorliebe lasen damals die Tegernseer Klosterschüler Horatins, Persins, Cicero, Boethius und Priscianns. Unter Gozberts Nachfolger, dein Abt Geringer (1004—1012), wirkte an der Klofterfchule als Lehrer der klassischen Literatur der Dichter Froumuud, dem einige auch die Dichtung „Ruodlieb" zuschreiben. Mit Fronmnnd blühte in Tegernsee Hrotroh, der Philosoph. Voll innigen Dankes spricht um das Jahr 1067 der berühmte Mönch und Mystiker Otloh über Tegernsee als den Ort, wo er sich die ersten Kenntnisse der Klassiker erworben habe. Zehn Lehrer wirkten zu Otlohs
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Arnulf Otto Otto Ottos Heinrich_Ii Heinrich Heinrichs Heinrichs Kunigunde Friedrich_I. Friedrich_I. Heinrich_Vi Heinrich Urban Gozbert Emmeram Klosterschüler_Horatins Cicero Boethius Gozberts Otloh
170
33. Der Trifels.
Wir haben jetzt den Kegel, ans welchem die H aupt bürg, der eigentliche Trifels, thront, erreicht; eine Talschlucht trennt ihn von den beiden andern Bergspitzen und alle drei ruhen auf der gewaltigen Masse des Sonnenberges oder des Haags, wie der dreifältige Berg auch genannt wird. Ein freier, geebneter Rasenplatz breitet sich hier in beschränkter Runde aus, der Ta uz platz. Über ihm steigt ein ungeheurer, überhängender Felsen empor, der sich düster über den Buchenwald neigt und uns jetzt die ganze Burg mit ihren Türmen oerdeckt. Schon dieser Anblick macht einen gewaltigen Eindruck und wir staunen über die große Vergangenheit, welche auf diesen Fels hinauf ihre Paläste gebaut.
Der Weg säugt au zu steigen und windet sich rund um deu Berg durch den tiessteu Schatten des Buchenwaldes. Endlich stehen wir oor Quader-maueru, zur Rechten ein hoher, massiver Brunnenturm, oon dem ein sühn gesprengter Bogen sich zu gegenüberstehenden Mauern wölbt. Unter diesem Bogen hindurch gelangen wir zur Burgtreppe, die uns zum Hauptturm und auf den Burghof führt, der die ganze obere Fläche des mächtig sich senkenden Felsens einnimmt. Dieser freie Platz scheint wie eine Scheibe in der Luft zu schweben, und wenn wir an den Rand hintreten, erfaßt uns Schänder und Schwindel. Wir blicken über die Felfenplatte hinunter, tief uuteu rauscht und flüstert es in den Wipfeln der hohen Bnchen und dort am südöstlichen Rande gegen die beiden Nebenbnrgen hin klafft ein fürchterlicher Riß.
Der Fernblick ist schön und weit. Die starre, abenteuerliche Felsenwelt der Pfälzischen Schweiz, dazwischen die Dörfer des Gossersweiler Tales, das Annweiler Tal, das sich vor unserem Ange ins Innere des alten Vogesns zieht, tief unten das Städtchen selbst, der Blick in die tiefe Waldespracht der inneren Haardt, ans welcher die grauen Mauern oon Ramberg, Scharfeneck und Meisterseele schauen, und dann über Anebos und Scharsenberg hinaus durch die Schluchten des Hohenbergs und Rotenbergs und die Öffnung des Queichtales einige herrliche Perspektiven auf die Ebeue — dies Rnndgemälde hat so wechselnde und mannigfaltige Reize, daß schon ihretwegen der Trifels sich den sehenswertesten Burgen anreiht.
Jedoch nun oolleuds die Treppe hinauf nach dem schönen Hauptturm, der heute noch eine Höhe von 50 Fuß erreicht und zum Schutze vor zerstörendem Wetter wieder überdacht ist. Die Festigkeit des Turmes, seine schönen Formen im romanischen Stil, die Durchführung der Altaufeuster und Pforten, des Sockels und der Gesimse, sowie die Gewölbe im Innern selber gebeu dem Turme Interesse für den Kunstfreund. Aus dem unteren Saale führen zwei verschiedene Treppen in die Burgkapelle hinauf, deren Kreuzgewölbe und Nischen zu den schönsten Überresten der romanischen Bankunst gehören. Hier wurden die Jusiguien des Reiches verwahrt, deren Besitz das Anrecht des ersten Thrones der Christenheit gewährte: Krone, Szepter, Reichsapfel, Mantel, Gürtel, golduer Rock, das dalmatische Kleid Karls des Großen, die mit Edelsteinen geschmückten
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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174 Das Deutsche Reich.
Großartige Bauwerke sind die Stadtbahn, die elekrrifche Hochbahn,
die Siegessäule, das Königliche Schloß, das Zeughaus, das
Kaiser Wilh elm-D enkm al. das Reichtagsgebäude. ' Die schönste
Straße ist die „Unter den Linden". Ein Spaziergang durch den schönen,
schattigen Tiergarten und durch die Siegesallee mit den Denkmälern
samtlicher märkischer und preußischer Herrscher führt uns nach Charlotten-
bürg, reich an Villen und Gartenanlagen.*) — Spandau, Festung an der
Spreemündung, wichtiger Waffenplatz der Mark, berühmt durch seine Gewehr
sabriken und Geschützgießereien und die Militärschießschule. Im Juliusturin
liegt der Reichskriegsschatz, 120 Mill. Ml in Gold. — Potsdam, R.-B.-H.,
zweite Residenz der preuß. Könige, an der seenartig erweiterten Havel in
schöner Umgebung gelegen. Schlösser Sanssouci, Babelsberg, Neues
Palais u. a. — Brandenburg a. d. Havel, älteste Stadt der Mark^
Fahrradwerke. — Eberswalde, am Finow-Kanal, Forstakademie. —
Frankfurt a. £>., R.-B.-H., an der großen wö. Verkehrslinie. — Küftrin,
starke Festung an der Warthemündung. — Guben, gewerbreiche Stadt an
der Lausitzer Neiße. — Kottbus, Eisenbahnknoten.
; c) In der Provinz Sachsen: Stendal, alte Hst. der Altmark.
4. Der südliche Landrücken besteht aus einzelnen, lose aneinander
gereihten Erhebungen, die sich von 80. nach Sw. erstrecken und in dieser
Richtung an Höhe abnehmen. Er zeigt sandigen, wenig fruchtbaren Boden.
Ihm fehlen die Seen. Vorwiegend trifft man magere Ackerfelder und Kiefern-
wälder an.
In Oberschlesien bildet der Landrücken auf der rechten Oderseite die
Tarnowitzer Höhe, die fehr reich an Zink, Steinkohlen und Eisen ist.
Die Eisenschätze haben hier den dichtbevölkerten oberschlesischen
Jndustriebezirk hervorgerufen mit zahlreichen, schnell gewachsenen Städten.
N. von Kosel erreicht der Landrücken seine höchste Erhebung, 400 in. Auf
der Feldmark Paruschowitz befindet sich das tiefste Bohrloch der Erde, 2002 in.
tief. S. S. 15.
Recht fruchtbar ist die zwischen Höhenzug und Sudeten gelegene, von
der Oder und ihren Nebenflüssen bewässerte schlesische Ebene. Aus ihr
erhebt sich zwischen Eulengebirge und Oder der Zobten. Etwa von der
Katzbachmündung ab beginnt das Oderdurchbruchstal. Zu den Hügelketten
dieses Gebietes gehören die weinreichen Grünberger Berge. In der Nw.=
Richtung des Landrückens folgen jetzt die niederschlesischen Heide-
gebiete und der Niederlausitzer Grenzwall, worauf der Landrücken
in den wasserarmen, kahlen Höhen des Flämings hervortritt. Jenseits der
Elbfurche und der fruchtbaren aus Löß bestehenden waldlosen Magdeburger
Börde zeigen sich, noch im Gebiete des ostdeutschen Tieflandes, die letzten
Ausläufer des südlichen Landrückens in den wellenförmigen Sandrücken der
Lüneburger Heide. Den südlichen Landrücken begleitet eine Reihe zu-
sammenhängender Niederungen, die noch jetzt durch Malapane, Oder (bis-
unterhalb Breslau), Schwarze Elster, Elbe (— Magdeburg), Aller, Uuter-
weser kenntlich sind. Man nennt sie das Breslau—bremer Haupttal.
Die Liineburger Heide ist eine starkgewellte, sandige diluviale Fläche.
Auf weiten Strecken herrscht eine traurige Öde, „in der sich Wachholder, Heide
und Besenpfriem Gesellschaft leisten." ' Hin und wieder tritt Kiefernwald,
Ackerfeld oder Hochmoor auf; an einzelnen Stellen triffst du ein Hünengrabs
mit mächtigen Steinblöcken umstellt. Die Bewohner ernähren sich von der
*) Bedeutendste Vororte: Neu-Weißensee, Wilmersdorf, Pankow, # Rix-
dorf, 5 Schöneberg, Steglitz, Groß-Lichterfelde.
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340
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
3. Der Süden. In Andalusien erinnert Cord ob a (65) durch seine herrliche
Kathedrale, einst Moschee, an die maurische Glanzzeit. Durch die Nähe von Kohlen-
und Eisenlagern gewinnt die wichtige Brückenstadt wieder neue Bedeutung. Im Zeit-
alter der Entdeckungen war Sevilla lßewiljaj (160) der Ausgangspunkt des Verkehrs
mit Amerika, später, seit der Vergrößerung der Seeschiffe, wurde es als Seehandels-
platz von Cadiz überflügelt, doch sind zurzeit Arbeiten im Gange (Vertiefung des
untern Guadalquivir), um die Stadt wieder für große Seeschiffe zugänglich zu
machen. Sevilla gilt infolge seiner Lage in einer reichen Landschaft, seines Reichtums
an herrlichen Bauwerken (Dom) und Kuustschätzeu als eiue der schönsten spanischen
Städte; es ragt auch gewerbtätig, besonders durch Zigarrenfabriken, hervor. Die
Stadt Cadiz [fdbi^] (70), eine alte phönizische Siedlung auf vorspringender Land-
zuuge, bildet als Haupthafen Spaniens an der atlantischen Küste einen der ersten
Handelsplätze des Reiches. Sie wurde zur Seefestung ausgebaut. Jerez chereß
194. Granada mit der Alhambra.
Über die freundlichen, im Erün der Bäume teilweise versteckten Häuser der Stadt, die das letzte Bollwerk
der Mauren in Europa war, fällt der Blick auf das märchenhafte, maurische Fiirstenschloß und darüber hin-
aus auf die schneeige, kalte Kette der Sierra Nevada.
(de la Froutera, 65), im Hügellande nordöstlich von Cadiz, wurde durch seinen Wein
(„Sherry") berühmt. Vor der Sierra Nevada liegt in der wohlbewässerten, größten
Bega Andalusiens Granäda (d. i. Granatapfel, 80), überragt von der zerfallenen
manrifchen Königsburg Alhambra (Bild 194). Malaga (d. i. Fischsalzerei, 140)
an der jähen, stürmischen Südküste, bekannt durch seinen Feuerwein, ist der bedeutendste
Weiuansfnhrhafen Spaniens. In den künstlich bewässerten Fruchthainen der Ost-
küste, die jährlich drei bis vier Ernten und dazu Rohseide liesern, haben sich Murcia
mürßia (125) und Cartagena kartachena (d. i. Neukarthago, 100), der Aus-
fuhrhafeu für Espartogras, aber auch als Kriegshafen wichtig, zu den bedeutendsten
Siedlungen entwickelt. Durch den Besitz der Felsenfestung Gibraltar (30) be-
herrschen die Engländer den Eingang zum Mittelmeer und den Weg nach Indien.
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Extrahierte Personennamen: Andalusiens_Granäda
Extrahierte Ortsnamen: Europa Andalusien Sevilla Amerika Cadiz Sevilla Cadiz Spaniens Jerez Granada Europa Nevada Froutera Cadiz Malaga Spaniens Murcia Cartagena Indien
Englische Parklandschaft am Malm, östlich von Plhmonth, im Frühling.
Zusammenhängende Waldungen sind in England fast geschwunden, die Wiese herrscht im Landschaftsbilde vor. Sie wird unterbrochen durch alte, stattliche Bäume,
die einzelnstehend mächtig ihre Zweige ausrecken oder in Gruppen und Reihen vereint sind. Anmutige Dörfer und altertümliche, efeuumsponnene Schlösser grüßen
überall freundlich hervor. Zahlreich sind auf den Flüssen Hausboote, in denen Familien ihren Sommeraufenthalt nehmen, mit Vorliebe da, wo die Jugend den
Wettkampf der Ruder übt.
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unterbrochen. Es sind die hohen Eichen, die die Bauernhöfe umgeben.
Ganz im Westen und Südwesten begrenzen dunkle Wälder unfern Blick.
Wir kommen auf den Pavenstädter Weg und verfolgen ihn. Einige kleine
Häuser stehen anfangs an den Seiten; dann haben wir wieder links und
rechts das freie Feld. Da kommen wir an die andre Pavenstädter Schule.
Vor dem Schulhaus ist ein schöner Blumengarten, an der Westseite der
Spielplatz der Schüler, Tannen begrenzen ihn nach der Straße zu. Von
hier schauen wir rückwärts. Da liegt im Osten Gütersloh mit seinen
Türmen, Schornsteinen und Häusern lang hingestreckt am Gesichtskreise.
Je weiter wir wandern, desto näher kommen wir den Wäldern.
Bald treten sie nah an den Weg heran. Es sind Kiefernwälder. Der
Boden ist hier manchmal hügelig. An den Wegen finden wir auch einige
Laubbäume an den Gräben. Wir kommen an mehreren großen Bauern-
höfeu vorbei. Alle sind von Eichenkämpen umgeben. Hier und
da erblicken wir Ziehbrunnen. In der Nähe des Bauernhauses
liegen mehrere kleinere Häuser. In ihnen wohnen die Kötter
oder Heuerlinge. Diese Häuser nennt man Kotten. Der Kötter wohnt
bei dem Bauern zur Miete. Er Hilst dem Bauern bei der Ernte, und der
Bauer pflügt dem Kötter, wenn er es nicht selbst kann, das Land um.
Zur Linken haben wir jetzt den Kiefernwald. Der Boden ist dicht
mit Nadeln bedeckt. An einigen Stellen erblicken wir den gelben Sand.
Heidekraut und Beerensträucher stehen auf den freien Stellen. Nach
Norden hin erstreckt sich ein weites Feld. Der Wald ist hier ausgerodet
und in fruchtbares Kornland verwandelt. Bor uns liegt der Meierhof,
der der ganzen Gegend den Namen gegeben hat, es ist der Hos des Meiers
Pavenstädt. Bei ihm ändert sich das Bild. Nach Süden, Westen und Norden
breiten sich weite, saftige Wiesen aus, von klaren Bächen durchzogen. Wir
erreichen zuerst die Dalle. Sie ist breiter und wasserreicher als in Güters-
Abb. 25. Ein Ziehbrunnen.
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
— 40 —
gegen Regenschauer und gewähren im Frühling mit ihrem frischen Grün
einen prachtvollen Anblick.
Nun gelangen wir an die alte Mühle. Sie liegt unter mächtigen
Bäumen am Bache. Es ist ein hübsches Bild. Schon viele Jahre hat
man in ihr Mehl gemahlen. An dem dicken Stamm der Linde liegen
einige große Mühlsteine. Der Müller erlaubt uns, znzuseheu, wie aus deu
Roggenkörnern feines weißes Mehl gewonnen wird. Feiner weißer Staub
fliegt uns aus Hut und Anzug. Blieben wir noch länger in der Mühle,
dann würden wir bald so weiß aussehen wie des Müllers Kittel. Ein Bach
treibt die Mühle. Er heißt Dallebach oder Dalle. Dal ist gleich Tal, also
heißt Dalle der zu Tal fließende Bach. Eine hölzerne Brücke führt über
den Bach nach dem Hose des Meiers zu Gütersloh. Die Dalle fließt hier-
von Osten nach Westen. Von der Brücke aus werfen wir Holzstückchen und
Blätter in das Wasser, verfolgen ihren Weg und stellen so die Richtung
des Wassers fest. Die Länge der Brücke wird geschätzt, sie wird abgeschritten
und gemessen. Farbe und Klarheit des Wassers wird bestimmt. Das
Wasser fließt in dem Bachbett. An jeder Seite ist ein Ufer. Das linke und
rechte Ufer erkennen wir, wenn wir auf der Brücke nach der Mühle schaueu,
d. h. dahin sehen, wohin das Wasser fließt. Dann haben wir zur Rechten
das rechte und zur Linken das linke Ufer. Wir folgen dem Laufe des
Baches. Er fließt nach Westen, weil es da tiefer ist. Auf dem Grunde des
Baches erblicken wir Sand und kleine Kieselsteine. Im Wasser schwimmen
kleine Fische, und an den Uferrändern sitzen Krebse in den Löchern zwischen
dem Weidengeflecht. Auf dem Bache schwimmen Enten. Am Einfluß des
Eselsbaches in die Dalle haben wir eine Mündung. Hier tut der Esels-
bach gleichsam seinen Mund auf und speit sein Wasser in die Dalle.
Wollen wir sehen, woher die Dalke kommt, dann müssen wir immer an
ihr hinaufgehen nach den Bergen zu. Da kommt sie aus der Erde. Das
ist die Quelle der Dalke. Die ganze Strecke von ihrer Quelle bis zu ihrer
Mündung ist ihr Lauf. Die Dalke treibt viele Mühlen, die Meiermühle
haben wir eben gesehen. Andre werden wir noch später kennen lernen.
Hinter der Mühle ist eine Badeanstalt und dahinter die Schwemme. Da
baden die Pferde. An der Dalke stehen viele Laubbäume, hier siud es
Buchen und Erlen. In dem Dreieck zwischen der Dalke und dem Esels-
bach stehen mächtige Bucheu und Eichen. Unter ihrem schattigen Dach
wurde den ganzen Sommer Gottesdienst gefeiert, weil die Anferftehungs-
kirche ausgemalt wurde.
Wir überschreiten die Steinbrücke des Eselsbaches und schauen am
Eselsbach hinauf. Drei Reihen prächtiger Eichen und Buchen bilden hier
eine"schattige Allee in der Richtung nach Osten. Geradeaus führt der Weg
unter hohen Eichenalleen zur Rechten und Linken^weiter. «Schöne Villen
liegen' hier überall in großen Blumen- und Obstgärten. Der Lärm und
das Geräusch der Geschäftsstraßen dringt nicht bis hierhin; muntere Vögel
singen in den Zweigen, und die schattige Kühle, das frische Grün, die
Pracht der Blumen und der Bach mit seinen Entenscharen locken täglich
viele Spaziergänger unter „Meyers Bäume". Dies ist das Villenviertel
der Stadt Gütersloh. Wir folgen dem Lauf des Eselsbaches. Zur Rechten
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Westen Dalke Esels- Eselsbach
— 41 —
erblicken wir einige Felder, dann nimmt uns wieder der Laubwald in
seinen Schatten auf. Seine Bäume sind kleiner als am Bacheshang, und
auch Nadelbäume tauchen auf. Schou öffnet sich der Wald wieder; durch
die Lichtung blicken wir auf eine kleine Wiese. Frohe Kinderstimmen
erschallen, und aus den Bäumen lugt ein Haus hervor. Der Bockskrug
ist's mit seinem laubenreichen Garten. Täglich kehrt mancher Gast zu
kurzer Rast hier ein. Sonntags ergießt sich ein Strom von Spazier-
gängern hierhin. Da können die Leute kaum Platz finden.
Wir gehen weiter und kommen in den Stadtwsld. Allmählich»
ändert sich das ganze Landschaftsvito. Zur Remen gewahren wir Sand-
löcher und Kiefern. Birken begleiteten uns schon länger. Jetzt waten wir im
Sande. Die Laubbäume sind verschwunden. An ihre Stelle ist die Kiefer
getreten. Unter den dichtstehenden Stämmen liegt eine dicke Schicht ab-
gefallener Nadeln. Wir treten aus dem Holz, und zur Linken schweift unser
Auge über einige Hügel und flache grüne Mulden. Es sind die Park-
anlagen der Stadt Gütersloh. Aus dem Rasen erheben sich gruppenweise
Sträucher und Bäume. Den Boden bedeckt bodenständiges Kraut und
Beerengesträuch. Wir finden Glockenheide und Heidekraut, Wollgras,
Ginster und Preitzelbeeren, Nach Osten hin erstreckt sich lang und schmal
der Wald. Viele Spazierwege führen durch den ganzen Park und Wald.
Überall laden bequeme Bänke zum Ruhen ein. Mitten im Walde findet
sich ein großer, freier Kinderspielplatz. Die gewaltige Schaukel in der
Mitte ist stets besetzt, und im Sandhaufen spielen die Kleinen und Kleinsten
und backen Kuchen und Törtchen.
Am Waldessaum zieht sich eine lange Wiese dahin. Es ist die Eis-
wiese. Im Sommer gibt's da nicht viel zu holen. Saures Gras wächst
auf der Wiese. Kühe und Pferde fressen es nicht. Lange Wochen im
Herbst und Frühling steht sie unter Wasser, und auch im Sommer schwankt
der Boden einem unter den Füßen. Er ist sumpfig. Aber im Winter ist
es ganz anders. Hat es gefroren, so eilt jung und alt hinaus, um sich auf
der großen, spiegelglatten Fläche zu vergnügen. Hei, das ist eine Lust!
Wenn's wieder Winter ist, gehen wir alle hin.
Aus dem Rückweg führt uns der Weg durch die lauge Birkenallee.
Hell leuchten die weißen Stämme im Sonnenschein. Auf der Weide
grasen Kühe und auf Meier Avenstroths Hofe bellt der große Kettenhund.
Wir schreiten am Luftbad vorüber und kommen auf dem vorigen Wege
noch einmal am Meierhofe vorbei. Bei der Mühle halten wir uns links..
Wir überschreiten die Neuenkirchener Straße, die nach dem Dorfe Neuen-
kirchen führt, und steigen allmählich zum Bahndamm empor. Weit können
wir die Schienenstränge verfolgen. In der Ferne fcheint aus beiden
Schienen nur eine geworden zu sein. Es sind aber doch zwei. Das Auge
täuscht sich nur. Zwischen Gärten hindurch gelangen wir auf die Kirch-
straße. Sie führt nach dem Bahnhof und nach der alten Kirche. Hier
liegt das Gesellschaftshaus „Eintracht" und etwas weiter ein Haus, das
wie eine Kirche aussieht; es fehlt nur der Turm. Es ist der Konfirmanden-
saal. Die Kirchstraße ist eine stille, vornehme Straße mit vielen schiefer-
bekleideten Häusern mit weißen Fensterrahmen und grünen Fensterläden.
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