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Neuere Geschichte, Zweite Periode.
unaufhaltsamer Verfall ein. Den letzten Glanz gehen im 17. Jahr-
hundert die ruhmvollen Kämpfe mit den Türken. Diese überfallen
Candía und erobern einen Theil der Insel (1645 —1647). Die
venetianische Flotte (unter Grimani und Riva) besiegt, zu wieder-
holten Malen die überlegene türkische. Glänzende Siege der Admirale
Mocenigo (1651) und Morosini (1655). Marcello vernichtet die
türkische Flotte vor den Dardanellen (1656), Mocenigo schlägt die
Türken bei Chios, wird aber in einem zweiten Seetreffen überwunden.
Neue Seesiege über die Türken 1661 und 1662. Die Venctianer er-
halten Unterstützung aus Deutschland und Frankreich, müssen aber
doch nach tapferen Kämpfen die Insel Candía der türkischen Ueber-
macht überlassen (1669). — Nach einem im Jahre 1684 zwischen der
Republik Venedig, dem Kaiser Leopold I. und Johann Sobiesk•
von Polen geschlossenen Bündnisse Erneuerung des Türkenkrieges.
Unter Morosini beginnen die Yenetianer, durch deutsche Mieths-
truppen verstärkt, 1685 die Eroberung des Peloponnes (Morca).
Graf Königsmark landet bei Patras (1687), schlägt die Türken und
vollendet die Unterwerfung der Halbinsel. Morosini nimmt Athen
ein (eine venetianische Bombe sprengt den Parthenon auf der Akro-
polis, s. S. 67). Morosini, zum Dogen erwählt, landet auf Negro-
ponte (Eubcea), Seuchen im Heere (Königsmark f) vereiteln das
Unternehmen. Im Frieden von Karlowitz (1699, s. S. 321) bleibt
Morca den Venetianern, welche die Halbinsel durch griechische Kolo-
nisten neu bevölkern, sich aber durch ihre tyrannische Verwaltung
bald verhasst machen, lin Jahre 1714 erobern die Türken Morea wieder.
Toscana seit dem 17. Jahrhundert in Verfall, bei stets steigen-
dem Einfluss der Geistlichkeit. Im Jahre 1737 erlischt das iriedi-
ceische Herrscherhaus, dessen letzte, in Ausschweifungen ver-
kommene Sprösslinge ihrer großen Ahnen wenig würdig sind. Seit
1737 sind die Lothringer Grofsherzöge von Toscana (s. S. 338);
Leopold Ii. übergibt bei seiner Thronbesteigung in Oesterreich Tos-
cana seinem zweiten Sohne Ferdinand Joseph. (Toscana ist eine
österreichische Secundogenilur von 1765—1859).
Parma, Piacenza und Guastalia von 1731—1735 und wieder seit
1748 spanisch-bourbonische Secundogenitur.
Modena seit 1597 unter einer unächten Linie des Hauses Este.
Im Kirchenstaate sind Wohlstand, Thätigkeit und geistiges Leben
in stetem Sinken. Seit dem 16. Jahrhundert auf dem päpstlichen
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Extrahierte Personennamen: Marcello Leopold_I. Leopold_I. Johann_Sobiesk•
von_Polen Johann Morosini Morosini Leopold_Ii Leopold Ferdinand_Joseph Ferdinand Guastalia_von_1731—1735
Extrahierte Ortsnamen: Chios Deutschland Frankreich Republik_Venedig Morca Patras Athen Eubcea Königsmark Karlowitz Oesterreich Piacenza Modena
208
das Endresultat der Ausschußberatungen in einem Hauptentschädigungsplaue, dessen Inhalt der deutsche Reichstag zu Regens bürg unter dem Namen „Neichsdepntations-Hanpt-schluß" am 25. Februar 1803 annahm.
Die wichtigsten Bestimmungen dieses Aktenstückes waren: Der Kurfürst Mar Iv von Pfalzbaiern erhält die Hochstifter Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht die Reichsstadt^, Fr ei sin g, einen Teil von Eichstädt und Passau, 13 Reichsabteien, 15 Reichsstädte, die Stadt Mühldorf am Inn und 2 Reichsdörfer; der Großherzog Ferdinand Ii von Toskana bekommt für sein Land (er hatte es 1799 an Frankreich abtreten müssen) das neugebildete Kurfürstentum Salzburg; der Kurerzkanzler von Mainz, Karl Theodor von Dalberg, bekommt die Reichsstadt und das Bistum Regensburg- welches zum Erzbistum erhoben wird; der Markgraf von Baden empfangt das pfälzische Land am rechten Rheinufer mit den Städten Heidelberg und Mannheim und dazu den Titel „Kurfürst". Den Titel „Kurfürst" bekommen außerdem noch der Herzog von Württemberg und der Landgraf von Hessen-Kassel,, so daß Deutschland fortan 12 Kurländer zählt. Die Mannesklöster stehen zur Verfügung der Landesfürsten, die Frauenklöster, welche Klausur haben, sollen im Einverständnisse mit dem Diöcesanbischofe säkularisiert werden. Der Deutsch-Orden und der Malteser-Orden sind von der Säkularisation ausgenommen.
Die Schweiz erhielt durch die Mediationsakte vom 10. Februar 1803 eine neue Einteilung in 19 Kantone; der Kanton Wallis wurde wegen der zur Verbindung Frankreichs mit Italien dienenden Simplonstrasse mit Frankreich vereinigt. Der Erbprinz Ludwig von Parma entsagte seinem Lande zu Gnnsteu Frankreichs und bekam dafür Toskana mit dem Titel eines Königs von Etrurien (nach Ludwigs Tod führte seine Witwe, die Infantin Marie Louise vou Spanien, als Vormünderin ihres Sohnes die Regierung, mußte sie aber 1807 uiederlegeu mtb Etrurien an Frankreich überlassen). Die cisalpinischerepnblik erhielt in Napoleon Bonaparte einen Präsidenten, zugleich aber die Benennung italienische Republik.
Die Stibrarifatioit, 1803.
Nachdem in Baiern schon im Jahre 1802 die M endi-kant en--(Bettel-)Klöster aufgehoben worden waren, schritten 1803 sämtüche deutsche Fürsten, welche durch den Frieden zu Luue-ville Verluste erlitten hatten, zur Säkularisation der in ihren Territorien noch bestehenden Stifter und Klöster. Die A^t und Weise, wie eiuzelue Kommissäre dabei verfuhren, verletzte vielfach sowol einzelne Personen als ganze Gemeinden. Unersetzliche Werke der Wissenschaft und Kunst und viele Denkmäler der Geschichte gingen bei dieser Gelegenheit zll Grunde. Die Mitglieder der aufgehobenen Klöster wurdeu teils pensioniert, teils für den Unterricht und Kirchendienst verwendet, teils in sogenannten Centralklöstern untergebracht. Für Baiern wurde die Säkularisation namentlich dadurch sehr nachteilig, daß die großen Besitzungen und Kapitalien,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii_von_Toskana Ferdinand Karl_Theodor_von_Dalberg Karl Ludwig_von_Parma Ludwig Ludwigs Marie_Louise Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Würzburg Bamberg Augsburg Mühldorf Frankreich Salzburg Mainz Heidelberg Mannheim Württemberg Hessen-Kassel Deutschland Frankreichs Italien Frankreich Frankreichs Etrurien Ludwigs Spanien Frankreich Napoleon_Bonaparte Baiern
— 261 —
ter hob er alle Klöster auf, deren Mönche ein bloß beschauliches Leben führten, und sämmtliche Nonnenklöster, die der Elisabe-therinnen und Ursnlinerinnen allein ausgenommen, weil jene mit der Pflege der Kranken, diese mit dem Unterrichte der weiblichen Jugend sich beschäftigten; denn in seinem Staate sollte Jeder thätig zum Wohle des Ganzen mitwirken. Alle ihre Besitzungen wurden sofort als Eigenthum des Staates eingezogen. Hierüber kam es zu bitteren Klagen und Beschwerden; und der damalige Papst Pius Vi., erschrocken über des Kaisers willkürliche Neuerungen, machte um Ostern 1782 selbst eine Reise nach Wien. Der Kaiser holte ihn mit aller ihm gebührenden Feierlichkeit ein, fuhr mit ihm in Einem Wagen durch die freudetrunkene Menge, die sich zu dem päpstlichen Segen drängte, und vermochte den heiligen Vater, einen ganzen Monat in den Mauern der beglückten Hauptstadt zu verweilen; nur in seinen einmal getroffenen Einrichtuugen brachte die Anwesenheit des Papstes keine Abänderung hervor. Seinen weitläufigen, an Sprache, Sitten und Einrichtungen verschiedenen Staaten suchte er die möglich größte Einheit zu geben und in Ungarn insbesondere die deutsche Sprache zur herrschenden zu machen. Auch hatte er seinen Lieblingsplan, welchen er schon im bayerischen Erbfolgekriege gern verwirklicht hätte, nämlich Bayern an Oesterreich zu bringe» und auf diese Weise die Grenzen seines Reiches von der Türkei bis an den Rhein auszudehnen, noch nicht aufgegeben. Jetzt wollte er es durch einen Austausch gegen die österreichischen Niederlande, die Karl Theodor mit dem Titel eines Königes von Burgund bekommen sollte, an sich bringen. Allein Friedrich der Große trat zum zweiten Male zu Gunsten des Herzoges von Zweibrücken dazwischen und vereitelte ihn. Er stiftete zur Aufrechthaltung der deutschen Neichsversassnng und zur Sicherung der Rechte Und des Läuderbesitzes der Reichs stuften im Jahre 1785 Mt den Kurfürsten von Hannover und Sachsen den deutschen Fürstenbund, dem später noch andere Reichstände beitraten.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Friedrich_der_Große Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Ungarn Oesterreich Rhein Burgund Hannover Sachsen
114 Von dem Ende der Kreuzzüge bis zur Entd. Amerikas u. der Reformat.
Genua.
§ 38. Diese Stadt machte sich frühe unabhängig, entwickelte ihre
Kraft in dem Kampfe mit den Arabern, die sich auf Cor sie a und
Sardinien festgesetzt hatten, eroberte letztere Insel und behauptete sie
bis 1768. Auch die Genuesen zogen große Vorteile aus den Kreuz-
zügen, und wenn sie auch den Venetianern aus den syrischen und ägyp-
tischen Häfen weichen mußten, so vernichteten sie dagegen die Seemacht
der Pisaner und unterstützten den Michael Paläologus bei der Eroberung
Konstantinopels (S. 75), wofür er ihnen die Vorstadt Galata
und große Handelsvorteile einräumte. In der Krim erwarben sie
Kertsch, Eupatoria, Balaklawa und andere Plätze, an der asiatischen
Küste des Schwarzen Meeres Amastra (Amastris) und Samsnn (Amisus)
und zogen den Zweig des Handels an sich, der sich durch Karawanen
aus Indien und Persien an das Schwarze Meer bewegte. Alles dies
verloren sie durch den Sultan Mohammed Ii. Dennoch blieb Genua
eine reiche und prächtige Handelsstadt, die besonders große Geldgeschäfte
machte und 1407 in der St. Georgsbank die erste Depositen- und Zettel-
bank gründete. Die Kämpfe der Aristokraten und Demokraten erschütterten
die Republik unaufhörlich und führten die Einmischung fremder Herrscher
herbei, durch welche die Selbständigkeit der Republik mehr als einmal
in die größte Gefahr kam.
Herzogtum Mailand.
§ 39. Die zügellose Demokratie der Republik Mailand war
Ursache, daß sich edle Geschlechter der Herrschaft bemächtigten, zuerst die
Della Torre,, dann die Visconti, und bei dem Erlöschen dieses
Hauses warf sich Franz Sforza, ein glücklicher Söldneranführer
(Condottiero), zum Herzog auf (1450). Das Herzogtum Mailand
reichte von dem Oglio' bis an die Sesia und gehörte dem Namen
nach zum Deutscheu Reiche; denn Kaiser Wenzel hatte für 100 000
Goldgulden den Galeazzo Visconti 1395 zu einem Herzoge des Reichs
erhoben.
Herzogtum Savoyen.
§ 40. Das Haus Savoyen stammt von dem Grafen von Mau-
rienne, vergrößerte seinen Besitz durch Erbschaften und nannte sich
nach Susa in Piemont, seit 1111 nach Savoyen. Es erwarb den
größten Teil von Piemont und der welschen Schweiz, so daß ihm
der Herzogstitel, den es 1416 von Kaiser Sigismund erhielt, wohl
anstand.
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Extrahierte Personennamen: Michael_Paläologus Mohammed Franz_Sforza Franz Sigismund
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
62 Fünftes Kapitel.
bezirken Marienwerder, Bromberg, Danzig und Gumbinnen, Oppeln und Königsberg,
also in den östlichen Teilen, am wenigsten hingegen in den mittleren und west-
lichen Gebieten, besonders in der Provinz Sachsen, im Regierungsbezirk Wiesbaden,
in Schleswig-Holstein, den Regierungsbezirken Stralsund und Stade. Durchschnittlich
war bis in die letzte Zeit hinein im preußischen Staate die Zahl der Analphabeten
in katholischen Gegenden doppelt so groß als in evangelischen (dort etwa 13,2, hier
nur 6„ Prozent), auch überwog die Zahl derselben bei den weiblichen Personen
(männliche 7,18, weibliche 11,32 Prozent).
Bei der Rekruteneinstellung im Deutschen Reiche waren ohne Schulbildung
1875/76 von 139855 — 3311 oder 2,37 Proz. (abgesehen von 6368, die nur in einer
fremden Sprache unterrichtet waren); seitdem ist die Zahl der Analphabeten stetig
herabgegangen und hat 1880/81 von 151180 — 2406 oder 1,59 Proz,; 1886/87 auf
169240 Rekruten sogar nur 1215 oder 0,72 Proz., abgesehen von 4822 Mannschaf-
ten, die in einer fremden Sprache Schulbildung genossen haben, betragen. Von den
Analphabeten des Jahres 1886/87 kamen auf die Provinz Posen von 7986 Ein-
gestellten 307 oder 3,84 Proz. (neben 2303 mit polnischer Schulbildung); auf West-
preußeu 244 von 5536 oder 4,^, Proz, (daneben 341 mit polnischer Schulbildung);
auf Ostpreußen 349 von 8471 Rekruten oder 4m2 Proz. (daneben 253 mit polnischer
Schulbildung); auf Schlesien (besonders den Regierungsbezirk Oppeln) 130 von
16457 Rekruten oder 0,79 Proz. (daneben 1360 mit polnischer Schulbildung); auf
Westfalen 14 von 7196 oder 0„g Proz.; auf Pommern 24 von 6198 oder 0,3g Proz.
(daneben 9 mit polnischer Schulbildung); auf Hannover 15 von 7654 oder 0,2«
Proz.; auf Brandenburg und Berlin 42 von 10727 oder 0,3g Proz.; auf Schleswig-
Holstein 2 von 4029 oder 0,„z Proz. (neben 50 mit dänischer Schulbildung); auf
Sachsen 5 von 9139 oder 0,05 Proz ; auf Rheinland 19 von 14529 oder 0,^ Proz.;
auf Hessen-Nassau 12 von 5658 oder 0,2t Proz.; auf Hohenzollern keinen unter 295.
— Im ganzen preußischen Staate kamen aus 103875 Rekruten 4348 mit Schulbildung
in einer nichtdeutschen Sprache und 1163 mit gar keiner Schulbildung (1,12 Proz.).
Das ganze Königreich Bayern halte 1886/87 auf 20518 Rekruten nur 5 Analpha-
beten (0,o2 Proz.), das Königreich Sachsen auf 10066 Rekruten 1 mit nichtdeutscher
Schulbildung und 2 Analphabeten (0,^2 Proz.), das Königreich Württemberg auf
7208 Rekruten 2 mit nichtdeutscher und keinen ohne Schulbildung, Baden auf 6226
Rekruten 1 mit nichtdeutscher und 1 ohne Schulbildung (0,„2 Proz.), Hessen auf
3559 Rekruten 2 ohne Schulbildung (0,„g Proz.), Mecklenburg-Schwerin auf 2305
Rekruten 18 ohne Schulbildung (0,7g Proz.), Elsaß-Lothringen auf 5614 Rekruten
464 mit französischer und 14 oder 0,2^ Proz. ohne Schulbildung. In den übrigen
deutschen Staaten kamen zu gleicher Zeit Analphabeten entweder gar nicht oder
nur ganz vereinzelt vor.
Daß in Deutschland das Verhältnis ein nicht ungünstiges ist, ergibt sich auch
aus folgender Vergleichung: 1865 konnten in England bei den Marinesoldaten
23 Proz. gar nicht lesen, 27 Proz. gar nicht schreiben, außerdem 32,5 Proz. nur
ungenügend; 1868 waren in Österreich nur 28„ Proz. der Rekruten des Schreibens
fähig; in Rußland bildeten die mit Elementarbildung versehenen gleichzeitig etwa
nur 9 Proz.; 1872/73 gab es in Frankreich bei der Armee 23 Proz., bei der
Marine 14 Proz. Analphabeten.
An diesem Orte wollen wir auch der Fürsorge gedenken, welche in deut-
schen Landen darauf verwendet wird, den Nichtvollsinnigen und Unglücklichen
geistige Pflege zu gewähren. Dieselbe wendet sich den Taubstummen,
Blinden, Idioten und Epileptischen zu.
Deutschland hat jetzt 95 Anstalten für Taubstumme, 31 für Blinde, 39 für
Idioten und 11 für Epileptische.
Ausgebildetere Volksschulen bestehen in den Städten als Bürger-
schulen, gehobene Volksschulen und Mittelschulen; den letzteren
hat für Preußen ein Ministerialerlaß von 1872 eine bestimmte Gestalt zu
geben versucht.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Marienwerder Bromberg Danzig Oppeln Königsberg Provinz_Sachsen Schleswig-Holstein Stralsund Stade Westfalen Pommern Hannover Brandenburg Berlin Schleswig-
Holstein Sachsen Rheinland Hessen-Nassau Sachsen Königreich_Württemberg Baden Hessen Mecklenburg-Schwerin Elsaß-Lothringen Deutschland England Frankreich Deutschland
Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Lampsacus — Lanuvium.
89
Sperchlus, heute Zituni (spr. sitüni). — 323/2 v. Chr. lami-scher Krieg der Griechen gegen Antipater, benannt von der Belagerung des letztem in Lamia durch Leo-sthenes.
Lampsacus (L.) (ij Adfiipaxog), Stadt in Troas, am Hellespont, Kolonie von Phocaea.
Laildail, Festung in der bairischen Rheinpfalz, südwestlich von Speier.
Lande shut, Stadt in Schlesien, südlich von Liegnitz, in der Nähe der böhmischen Grenze. — 1760, 23. Yi. der preufsische General Fouque von den Österreichern unter Laudon geschlagen und gefangen genommen.
Landfriedenskreise, die, des deutschen Reiches von 1512:
1) der österreichische, umfafste die österreichischen Lande aufser Böhmen, Mähren und Schlesien;
2) der bairische (Baiern und Salzburg); 3) der schwäbische (Württemberg, Baden und Reichsstädte); 4) der fränkische (Würzburg, Ansbach und Baireuth; 5) der kur-rheinische (Pfalz, Mainz, Trier, Köln); 6) der oberrheinische (El-safs, Lothringen, Hessen); 7) der ni e der rheinisch - westfälische (Jülich-Kleve, Münster); 8) der niedersächsische (Braunschweig-Lüneburg und Braunschweig - Wolfenbüttel, Lauenburg, Holstein, Mecklenburg, Magdeburg, Bremen, Hansastädte); 9) der obersächsische (Sachsen, Thüringen, Brandenburg, Pommern); 10) der burgundische (Niederlande und Franchecomte).
Landstuhl, Burg des Franz von Sickingen, in der bairischen Rheinpfalz, bei dem gleich-
namigen Städtchen, westsüdwestlich von Kaiserslautern. — 1523, 7. Y. fiel hier Franz von Sickingen.
Langensalza, Stadt in der Provinz Sachsen, südöstlich von Mühlhausen. — 1866, 27. Vi. Sieg der Hannoveraner über die Preußen und am 29. Yi. Kapitulation der ersteren.
Langland, dänische Insel südöstlich von Fünen.
Langobarden, die, ein germanischer Yölkerstamm (Sue-ven), safsen in ältester Zeit zwischen der untern Elbe und der Aller, rückten seit dem 4. Jahrhundert allmählich südostwärts gegen die Donau und bemächtigten sich im 6. Jahrhundert Pannoniens. Von hier zogen sie 568 nach Italien und eroberten dasselbe im Kampf gegen die Oströmer mit Ausnahme Liguriens, des Exar-chats und der Pentapolis, des römischen Dukats, des Gebiets von Neapel und der beiden südlichen Halbinseln. 774 wurde das Reich von Karl d. Gr. erobert, der sich den Titel eines Königs der Langobarden beilegte. Auch die späteren deutschen Könige und Kaiser führten als Herren von Italien den Titel eines Königs der Langobarden.
Langres (F.), Festung in Frankreich, am Nordwestabhang des Plateaus von Langres, nordnordöstlich von Dijon.
Langside (spr. längseid), Dorf südwestlich von Glasgow. — 1568, 13. Y. Sieg der Schotten unter Murray über die Truppen der Maria Stuart.
Lanuyium (L.), Stadt in Latium, an der appischen Strafse,
I südöstlich von Rom.
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Extrahierte Personennamen: Phocaea Speier Franz_von_Sickingen Franz Franz_von_Sickingen Franz Karl_d Karl Langres Murray Maria_Stuart Maria
— 103 —
Freudenthränen. Nachdem der Kaiser auch seinen Bruder Karl und andere Verwandte umarmt hatte, huldigte ihm die ganze übrige Versammlung. Während der ganzen Feier aber donnerten die Kanonen gegen Paris.
Goldene Hochzeit. Regierungs-Jubiläum. Am 11. Juni 1879 feierte Kaiser Wilhelm mit seiner Gemahlin Angusta die goldene Hochzeit, und zum Andenken an diese Feier sind von patriotisch gesinnten Männern und Frauen viele milde Stiftungen ins Leben gerufen, durch welche das Elend von Notleidenden und Unglücklichen verschiedener Art gemildert werden soll. —- Am 2. Januar 1886 war Kaiser Wilhelm 25 Jahre König von Preußen, und am Tage darauf fand im ganzen Lande eine Jubelfeier statt, an welcher jung und alt den herzlichsten Anteil nahm.
45. Der dänische Krieg. 1864.
Ursache des Krieges. Die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein standen seit langer Zeit unter der Regierung des Königs von Dänemark. Freilich gehörte nur Holstein zum deutscheu Bunde; aber nach dem alten Rechte der Herzogtümer sollten beide auf immer ungeteilt bleiben und nach eigenen Landesgefetzen regiert werden. Seit einiger Zeit indes versuchten die dänischen Könige, die Herzogtümer und insbesondere Schleswig als dänisches Eigentum zu behandeln und den deutschen Bewohnern derselben dänische Art und Sprache auszudringen. Ja, im Jahre 1863 hob der König von Dänemark die Verbindung der Herzogtümer mit einander auf und verleibte^ Schleswig der dänischen Monarchie ein. Da nahmen sich Preußen und Österreich der Herzogtümer an. Mitten im Winter 1864 besetzten sie Holstein, trieben dann bald die Dänen aus Schleswig hinaus und eroberten die Düppeler Schauzen.
Schlacht bei Düppel. Prinz Friedrich Karl hatte die Aufgabe übernommen, die Schanzen zu erobern. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, gab der Prinz den Befehl, am 18. April morgens den Sturm auf die Schanzen auszuführen. Die preußischen Krieger hatten bereits in der Nacht die ihnen angewiesenen Stellungen eingenommen, sich auf dem Boden niedergestreckt und erwarteten das Zeichen zum Angriff. Als nun ein schmetterndes Hornsignal ertönte, brachen mit lautem Hurra und unter den kriegerischen Klängen der Musik die Sturmkolonnen im Laufschritt aus. In wenigen Minuten waren sie an den Schanzen, und bald waren dieselben erobert. Als der Kampf vorüber war, wurden die verwundeten Kameraden sowie auch die auf dem Schlachtfelde liegeudeu Feiude aufgesucht und aufgehoben. Das Gewehr vertrat die Tragbahre. Die Verwundeten brachte man ins Lazarett, wo Brüder des Rauhen Hauses, Diakonissen und Johanniterritter das Werk des barmherigen Samariters au ihnen übten.
Alsen Einige Monate später wurde auch die Jusel Alseu von den Preußen erobert. Unterdes waren auch die Österreicher siegreich gewesen, und bald war selbst Jütland samt den friesischen Inseln in den Händen der Verbündeten. Dänemark mußte die Herzogtümer abtreten. Schleswig kam darauf vorläufig unter preußische, Holstein unter österreichische Verwaltung. Das Mitbesitzrecht auf Lauenburg überließ Österreich dem König Wilhelm gegen eine Eutschädiguug vou 5 Ätillionen Sjfctxf. Teilweise nach Flügge.
46. Der deutsche Krieg von 1866.
Ursache des Krieges. Bald nach dem dänischen Kriege entstanden um die Verwaltung der Provinzen Schleswig-Holstein zwischen Preußen und
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Wilhelm Wilhelm Dänemark Friedrich_Karl Friedrich Karl Johanniterritter Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Holstein Holstein Holstein Schleswig Holstein Lauenburg Schleswig-Holstein
— 271 —
Krieger untergebracht waren, sah man die Frauen in opferwilliger Thätigkeit. " Unermüdlich suchten sie das Elend der Leidenden zu lindern. Daher sprach auch einer der Verwundeten mit Recht: Dreierlei Engel in Menschengestalt giebt es, die dem Kranken und Verzweifelnden ihre Schmerzenszeit erleichtern, das sind: „Die Ärzte, die Geistlichen und die Krankenpflegerinnen." — Auch Kaiser Wilhelm sagte: „Durch Frauenhilfe sind dem Vaterlande Tausende von tapfern Kriegern gerettet worden." Für Frauen und Jungfrauen aber, die sich um das Vaterland verdient gemacht haben, stiftete er ein Verdienst kreuz.
215. Die Einigung Italiens.
Anstrebung der Einigung. Lange Zeit war Italien in eine Anzahl kleiner Staaten zerspalten. Die Lombardei und Venedig aber standen unter österreichischer Herrschast, die den Italienern verhaßt war. Immer mehr wuchs das Bestreben in dem ganzen Lande, einen einheitlichen Staat zu bilden. Da das Volk seine Blicke auf den König Viktor Ema-nnel von Sardinien richtete und von ihm Rettung und Einigung erwartete, so versuchte dieser Herrscher, die auf ihn gesetzten Hoffnungen zu erfüllen. Durch die Gewandtheit seines klugen Ministers Cavonr gewann er die Unterstützung Napoleons Iii., und mit dem Beistand der Franzosen zog er (1859) gegen die Österreicher die ihm endlich beim Friedensschlüsse die Lombardei abtraten. Nachdem auch die Staaten Mittelitaliens ihre Herrscher vertrieben hatten, riefen sie den König von Sardinien als ihren Landesherrn aus. Nur der Kirchenstaat blieb unter der Herrschaft des Papstes.
Vollendung der Einigung. Daraus zog Garibaldi mit 1000 Freiwilligen nach der Insel Sicilien und wurde daselbst von dem begeisterten Volke mit dem Rufe aufgenommen: „Italien und Viktor Ema-mtel!" Als nun bald darauf die ganze Insel in seiner Gewalt war, setzte er von hier nach dem Festlande über und zog endlich in Neapel ein. Nachdem nun alle diese eroberten Länder Viktor Emauuel als ihren Herrscher ausgerufen hatten, nahm dieser (1861) den Titel „König von Italien" an, und mit Ausnahme von Rom und Venedig bildete Italien nun einen einheitlichen Staat. — Im Jahre 1866 schloß Viktor Ema-nnel mit Preußen einen Bund gegen die Österreicher, und trotzdem die Italiener geschlagen wurden, mußte ihnen Österreich dennoch Venetien abtreten. Zur Zeit des deutsch-srauzösischeu Krieges (1870) besetzte Viktor Emanuel mit einem Heere auch den Kirchenstaat und vereinigte ihn mit dem Königreich Italien. Fortan wurde Rom die Residenz des Königs, und die apennimsche Halbinsel bildet seitdem ein einheitliches Reich.
Das neue deutsche Reich und seine Zeit.
216. Die Wiederherstellung des deutschen Kaiserreiches.
Wilhelm I. wird Kaiser. Nachdem König Wilhelm über die Franzosen viele Siege erfochten hatte, erging an ihn von den deutscheu Fürsten und freien Städten während der Belagerung von Paris der einmütige Ruf, er möge die deutsche Kaiserwürde erneuern und übernehmen. So wurde der König denn am 18. Jauuar 1871 in dem Schlosse zu Versailles in Frankreich während des Krieges Kaiser des deutschen Reiches. In dem großen Festsaale war ein Altar errichtet, welcher mit rotem
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Viktor_Ema-nnel Viktor Napoleons Garibaldi Viktor_Ema-mtel Viktor Viktor_Emauuel Viktor Viktor_Ema-nnel Viktor Viktor_Emanuel Viktor Wilhelm_I. Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Italien Sardinien Napoleons Sardinien Sicilien Neapel Italien Rom Venedig Italien Italien Paris Versailles Frankreich
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groß, mit 900,000 @., besteht aus Livadien, Morea und
den griechischen Inseln, ist gebirgig und wasserreich, hat
ein sehr angenehmes Klima und Produkte wie die Türkei.
Die Hauptstadt Griechenlands ist Athen mit 26,000 E.
65. Italien
erstreckt sich in südöstlicher Richtung ins adriatische und
mittelländische Meer, stößt an Frankreich, Schweiz, Tyrol
und Illyrien, hat mit den Inseln 58oo [] M. und 23 Mil-
lionen E. Die Alpenketten und Apenninen durchziehen
der Länge nach das Land; der Hauptflnß ist der Po,
außerdem gibt es noch viele Küstenflüsse. Südfrüchte
wachsen fast überall wild; Baumöl, Wein, Zucker, Seide,
Marmor, Schwefel, schönes Vieh bringt das Land reich-
lich. . Italien zerfällt in viele kleine Staaten. In Ober-
italien ist:
a. das lombardisch-venetia nische Königreich,
der beste Theil von Italien, 826 □ M. und gegen 5
Millionen E., gehört dem Kaiser von Oestreich. Die
Hauptstadt Mailand hat 180,600 E.— Venedig auf 60
Inseln in der sumpfigen Meeresgegend hat 100,000 E.;
außerdem gibt es noch viele wichtige Handels- und Fa-
brikstädte.
b. Das Herzogthum Modena mit Massa und Car-
rara im Süden ves Po, an den Apenninen, 98 [] M.
und 500,000 E. Modena, 30,000 E, Haupt- und Re-
sidenzstadt.
e. Herzogthum Parma mit Piacenza und Guastalla
am nördlichen Abhange der Apenninen, hat 107 [] M.
und 500,000 E. Parma, 40,000 E., Haupt- und Resi-
denzstadt.
d. Das Königreich Sardinien, der nordwestliche
Theil von Italien mit dem Montblanc, dem höchsten Berge
Europas, und die Insel Sardinien im mittelländischen
Meere, enthält 1373 li M. und beinahe 5 Millionen E.—
Turin mit 170,000 E. ist die Haupt- und Residenzstadt.
In Mittelitalien liegt:
a. der Kirchenstaat, 814 li M. mit 3 Millionen E.
Die Hauptstadt Rom an der Tiber, 180,000 E., ist die
Residenz des Papstes, die Hauptstadt der ganzen Christen-
heit, und eine der merkwürdigsten Städte der Erde. Sie
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Guastalla
Extrahierte Ortsnamen: Morea Griechenlands Athen Italien Frankreich Schweiz Tyrol Illyrien Italien Italien □_M. Mailand Venedig Modena Modena Piacenza Sardinien Italien Europas Sardinien Mittelitalien Rom
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Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein.
1227. 22. Juli. Sieg Adolfs Iv. im Bunde mit norddeutschen Fürsten über
Waldemar Ii. von Dänemark bei Bornhöved.
1326. Die Waldemarische Konstitution. Waldemar Iii. tritt das Herzog-
tum Schleswig an Gerhard den Großen ab, Schleswig soll nie wieder mit Däne-
mark zu einem Staate vereinigt werden.
Nach dem Tode des letzten Schauenburgers, Adolfs Viii., wurde sein Neffe,
der dünische König Christian I. aus dem Hause Oldenburg, 1460 von den Ständen
zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holstein gewählt und somit
die Lande durch Personal-Union mit Dänemark verbunden. Beide Länder sollten
„bliveu ewich tosamende, ungedelt". Holstein gehörte nach wie vor zu Deutsch-
land und wurde 1474 zu einem Herzogtum erhoben.
Dithmarschen blieb noch 100 Jahre ein Freistaat, bis 1559.
Frühzeitig sand die Reformation Eingang. Um ihre Einführung haben
sich verdient gemacht: Hermann Taft aus Husum, Nikolaus Boje in Meldorf,
Heinrich von Zütphen (Heinrich Möller aus Zütpheu) und Bugenhagen, von
dem 1542 eine schleswig-holsteinische Kirchenordnuug verfaßt wurde. Bei der
Säkularisation der Kirchengüter siel der größte Teil an die Landesherren, der Adel
erhielt die Klöster zu Preetz, Itzehoe, Üterseu und Schleswig.
Die Verbindung der Herzogtümer mit Dänemark hatte zur Folge, daß
sie in die Kriege Dänemarks verwickelt wurden. So führte die Beteiligung
Christians Iv. an dem Dreißigjährigen Kriege kaiserliche und ligistische Truppen:
unter Wallenstein und Tilly und später Schweden unter Torstenson ins Land.
Die vielfachen Teilungen unter die einzelnen Linien des Hauses Oldenburg,
wobei niemals die Eider, die Grenze zwischen Schleswig und Holstein, die Grenze
der Landesteile bildete, und die Einheit dadurch gewahrt blieb, daß mancherlei
einer gemeinsamen Regieruug vorbehalten wurde, hatten viele Streitigkeiten
zwischen den regierenden Fürsten, besonders zwischen dem König und den Gottorser
Herzögen zur Folge und führten wiederholt die Herzöge auf die Seite der Feinde
Dänemarks, der Schweden. 1713 Zerstörung Altonas durch deu schwedischen General
Steenbock. 1721 wurde der Gottorser (herzogliche) Anteil an Schleswig, 1773 der
an Holstein (Hauptstadt Kiel) mit dem königlichen Anteil vereinigt. Seitdem
hatte das Land wieder einen Landesherrn. (S. die Stammtafel auf S. 34.)
Die napoleonische Zeit sah Dänemark und somit die Herzogtümer aus [eitert des
französischen Kaisers. Holsteinische Truppen halfen 1809 Schill in Stralsund be-
siegen. So hatten die Schleswig-Holsteiner keinen Anteil an den ruhmreichen
Befreiungskriegen. 1815 wurde Holstein in den Deutschen Bund aufgenommen,
Helgoland kam an England.
Am 1. Januar 1895 erfolgte die Aufhebung der Leibeigenschaft.
Das im 19. Jahrhundert immer mehr hervortretende Bestreben der dänischen
Regierung, die Herzogtümer Schleswig und Holstein enger mit dem Hauptlande
zu verknüpfen, zerstörte allmählich das sonst gute Verhältnis, in dem die Schleswig-
Holsteiner zu ihrem Landesherrn gestanden hatten, und erweckte das Nationalgesühl.
Diese Stimmung fand einen entsprechenden Ausdruck in dem von dem Schles-
wiger Advokaten Chemnitz gedichteten, von dem Organisten Bellmann komponierten
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Extrahierte Personennamen: Adolfs Adolfs Waldemar_Ii Waldemar_Iii Adolfs Adolfs Hermann_Taft Nikolaus Heinrich_von_Zütphen Heinrich Heinrich_Möller Heinrich Christians Tilly Bellmann