36 Emzelgebietc.
Bedeutung der Ostsee in der Geschichte der deutschen Seeschiff-
sahrt. Die schwache Flut der Ostsee, die zahlreichen, den Verkehr erleichternden
Gestadeinseln und Halbinseln, die vielen Buchten, Förden und Haffe, die eimnün-
denden schiffbaren Flüsse und ganz besonders die Nähe der Gegengestade boten
die günstigsten Bedingungen für die Anfänge der deutschen Seeschiffahrt. An der
buchtenreichen wendischen Küste im W. der Ostsee mit den Städten Lübeck,
Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald war der Hauptsitz der Hansa, und von
hier aus trugen die Hanseaten den Ruf deutscher Kraft und Macht weithin über die
Gestadeländer der Ost- und Nordsee. Die Ostsee, ein Binnenmeer, wurde dank
ihrer eigenartigen Natur die Wiege der deutschen Seeschiffahrt und des deutschen
Zeehaudels.
Seit der Wiederaufrichtung des deutschen Kaisertums gewann das Deutsche
Reich mit erstaunlicher Raschheit wieder Seegeltung, und auch die Bedeutung
der Ostsee hat sich infolgedessen wieder wesentlich gehoben, zumal nun auch der
Nordostseekanal das ganze Ostseegebiet dem Weltverkehr näher gerückt und die In-
dustrie in der Mark und in Schlesien sich wesentlich gehoben hat.
Heute ist Stettin (235000 6.) hauptsächlich infolge des Aufschwungs der
Reichshauptstadt die erste preußische Seehandelsstadt an der Ostsee. Nach der Bollen-
dung des Großschiffahrtswegs nach Berlin wird es noch an Bedeutung gewinnen.
Lübeck, Stralsund und Warnemünde vermitteln den Verkehr nach N., Tanzig
und Königsberg hauptsächlich den nach dem Russischen Reiche, Kiel mit dem
deutschen Reichskriegshafen endlich schirmt den friedlichen Wettbewerb des dent-
fchen Kaufmanns in der Ostsee und zugleich die deutsche Wasserstraße nach der
Nordsee.
Tie größere Entfernung der Ostsee vom Weltmeer, ihre langanhaltende Ver-
eisung, endlich die Tatfache, daß ihre Uferstaaten vorwiegend Äckerbau treiben,
schränken ihre Bedeutung für den Verkehr naturgemäß eiu.
Die Grundlagen der deutschen Seemacht.
Tie Bedingungen für die Entwicklung Deutschlands zu einer Seemacht scheinen
nicht sonderlich günstig zu sein. Es fehlt dem Deutschen Reich vor allem die unmittel-
bare Berührung mit dem Ozean, und seine Küsten sind, wie die holländische, vorwie-
gend slach und durch ausgedehnte Sandbänke und Untiefen gefährlich („Nordsee—
Mordsee"). Dazu haben sie auch eine wesentlich geringere Ausdehnung als die der
europäischen Westmächte. Gleichwohl sprechen zahlreiche Gründe für unser Recht
auf das Meer.
1. Geographische Gründe. Das Deutsche Reich hat Anteil an der Nord-
und Ostsee, und durch diese wird es mit ihren Gestadeländern und den überseeischen
Gebieten verknüpft.
Tie Länge der deutschen Küste macht immerhin ein Viertel der gesamten
Landesgrenze aus. _ ^
Tie Hauptabdachung des Landes geht nach dem Ozean; alle deutschen Ströme
— die Donau ausgenommen — streben nach der Nord- und Ostsee hin und setzen
dadurch das Meer mit einem weitausgedehnten und sehr produktiven Hinterland
in Verbindung.
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40
Einzelgebiete.
Photographic von Univ.-Pros. I>r. (£. (Hciitih, üiostock Z
Endmoräne bei (8 r a m b e <f , Mecklenburg.
Das alte Schollenland ist im Bereich des Norddeutschen Flachlandes untergesunken, und nur einzelne Turchragungen
verraten das untergegangene Gebirge. Eine bis 100 m mächtige Ablagerung eiszeitlicher Schotter verhüllt es an den
übrigen Stellen. Das Norddeutsche Flachland zeigt daher große Ähnlichkeit mit dem südbanerischen Moränengebiete:
zahlreiche Seen, Moränen und Findlinge, Trockentäler, große Moore und Heiden. In einer Mächtigkeit von 1000 111
überzog das nordische Inlandeis, von Skandinavien ausgehend, das Norddeutsche Tiefland bis zum Fuß der Mittel-
deutschen Geknrgsschwelle. Sein Rückzug erfolgte mit Unterbrechungen, und an den Stellen, wo die Eismassen längere
Zeit verweilten, warfen sie Moränenhügel auf mit Blockwerk von schwedischem Granit, Porphyr und Kalkstein.
Photographic von Univ.-Prof. I>r. <£. Geiniß, Rostock
Moränensee bei Feldberg (Mecklenburg).
Zwischen den eiszeitlichen Moränen staute sich das Wasser vielfach zu Seen an, sog. Moränenseen, teils sammelte
es sich in den Rinnsalen der Flüsse (Flußseen), teils in ausgekolkten Trichtern (sog. Sollen).
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Die deutschen Landschaften und Stämme. 41
im Herzen Deutschlands Leipzig (600 000 @.), im O. Breslau (510 000 E.). Die
gleiche günstige Randlage besitzen die Städte Aachen (155000 E.), Düssel-
dorf (360000 (5.), Münster, Osnabrück, Minden, Hannover (300 000 E.),
Braunschweig (145000 E.), Magdeburg (280 000 E.), Halle (180 000 E.),
Dresden (über y2 Mill. E.) und Görlitz; der Produktenaustausch zwischen
Gebirgsland und Ebene begünstigte hier die Bildung großer Gemeinwesen.
b) Die mittlere Zone der Sandlandschaften, Seen und Moore. Nordwärts
der Lößzone nehmen ausgedehnte Sandflächen, die den Schmelzwassern der Glet-
scher entstammen, weite Strecken ein; sie sind entweder Heiden (z. B. die Tuchler
Heide an der Brahe in Westpreußen und die Gegend um Lüneburg) mit vorwalten-
der Schafzucht oder erbringen nur mäßige Ernten an Kartoffeln, an Roggen,
Gerste oder Hafer. Ausgedehnte Reviere sind mit Kiefernwaldungen bedeckt.
Stellenweise wechselt in diesem Teil der Niederung mit dem dürren Sand
tonreicher Boden. In solchen Gebieten wird dann auch die Arbeit des Land-
manns besser gelohnt. Vorpommern und Mecklenburg sind wohlhabende Ackerbau-
gebiete.
Im nw. Teil der Mittelzone wird der Abfluß des Wassers auf den Sandflächen
vielfach gehemmt; daher finden sich hier häufig Moore, deren hauptsächlichsten
Produkte Tors, Buchweizen und spärliches Getreide sind.
Im ganzen ist die Mittelzone der Nordgermanischen Niederung wenig ertrags-
sähig. Dagegen eignet ihr eine Verkehrslage von höchster Wichtigkeit; ist
sie doch das Bindeglied zwischen den Staaten Ost- und Westeuropas.
Demzufolge entstand hier, und zwar hauptsächlich in der großen Tiefland-
mulde, die einst das gemeinsame Bett der norddeutschen Ströme als Sammelbecken
der Gletscherwässer am Rand der Vereisung gewesen (s. S. 42), namentlich an jenen
Stellen, wo sich mit der westöstlichen Hauptverkehrslinie die Bahnen des nordsüdlichen
Verkehrs schneiden, die zweite Reihe wichtiger Siedlungen des Germanischen
Tieslands: die Städte Brandenburg, Potsdam, Berlin, Frankfurt a. O.,
Küstrin, Posen (155 000 E.), Bromberg, Thorn. Im Herzen der Niederung
erwuchs naturgemäß die Hauptstadt des größten Staates und späterhin des Deutschen
Reichs, Berlin (2 Mill. E. Groß-Berlin fast 4 Mill. E.). Insbesondere mit der
Ausdehnung des Verkehrs kamen auch die Vorzüge der geographischen Lage Berlins
immer mehr zur Geltung. Heute ist es nicht nur der politische Vorort des Deutschen
Reichs und die drittgrößte Stadt der Welt, sondern auch ein Brennpunkt wirt-
schaftlicher und geistiger Kultur, die größte Industriestadt Deutschlands und eine
der großen welthistorischen Metropolen, in denen die Völkergeschicke entschieden
werden.
c) Die Küstenzone. Art der Küste, wo Schlamm und Schlick des Meers sich
mit den jüngsten Ablagerungen der Flüsse vereinigen, bildete sich der schwere Mar-
schenboden, der sich wie ein Saum um das belgische, holländische und deutsche
Binnenland legt und fette Wiesen und goldne Weizenfelder trägt. Hier an den Ge-
staden des Meers, wo der Welthandel seine Stapelplätze hat, liegt die dritte Städte-
folge der Niederung: Emden, Bremen, Hamburg, Kiel (210000 E.), Lübeck
Stettin (235 000 E.), Danzig (170 000 E.) und Königsberg (250 000 E.).
Bevölkerung. Die deutschen Küsteninseln der Nordsee und die Marschen-
küste vom Dollart bis zur dänischen Grenze bewohnt der kerndeutsche Stamm der
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands_Leipzig Breslau Minden Hannover Braunschweig Magdeburg Dresden Westpreußen Lüneburg Westeuropas Potsdam Berlin Frankfurt Posen Bromberg Thorn Berlin Groß-Berlin Berlins Deutschlands Emden Bremen Hamburg Kiel Stettin Danzig Königsberg
Die deutschen Landschaften und Stämme. 47
und die Wartburg besuchen oder an den Naturreizen des Thüringer Waldes sich
ergötzen wollen.
Anders hat sich das wirtschaftliche Leben im Harz entwickelt, dessen Aufbau,
Naturschönheit, Sagenreichtum und Geschichte so viel Verwandtes mit dem Thü-
ringer Wald hat. Der Harzer hat sich dem Bergbau zugewendet und ist in diesem
Gewerbe der Lehrer der Alten und Neuen Welt geworden. (Nenne die wichtigsten
Harzstädte!)
Die Industriegebiete in Sachsen, in den Sudeten und in Oberschlesien. Uber
die Senke des gewerbereichen Vogtlands, in der die große Heer- und Handels-
straße von S. nach N. zieht (Hos, Plauen, Reichenbach), wird das ausgedehnte
Gebiet der sächsischen Großindustrie mit seiner überaus dichten Bevölkerungs-
anhäusung erreicht. Die Grundlagen des Gewerbelebens bilden die Steinkohlen-
lager um Zwickau, in deren Umgebung mit wunderbarer Raschheit aus bedeutuugs-
Die sächsischen Steinkohlenlager bei Zwickau und Dresden-Plauen.
losen Landstädtchen wichtige und volkreiche Plätze der Woll- und Baumwollindustrie
. emporgewachsen sind, so Glauchau, Meeraue, Krimmitzschau, Plauen
(120 000 E.), Reichenbach, während Chemnitz (290000 E.) außerdem noch große
! Maschinenwerkstätten besitzt. Im Erzgebirge ist nach Erschöpfung der Metallager
i der einst blühende Bergbau zurückgegangen. Jetzt hat sich dort bei der Unergiebig-
t keit des Bodens und der Rauheit des Klimas die Hausindustrie: Weberei, Spitzen-
t klöppelet und Feinstickerei, seßhast gemacht.
Ähnliche Verhältnisse wiederholen sich in den Sudeten, wo namentlich in
l Hirschberg, Landeshut und Waldenburg die Leinenindustrie blüht. Große
l Bedeutung in der Kriegsgeschichte und für den Verkehr von Böhmen nach Schlesien
I haben die Sudetenpässe, vor allem die Lausitzer und Waldenburger Senke zu beiden
) Seiten des Riesengebirgs (höchster Gipfel?) und die Pässe des Glatzer Berglands.
? Die großen Steinkohlenlager und Erzhütten Oberschlesiens endlich haben auch
i hier eine Reihe vielfach überwiegend von Polen bewohnter Fabrikstädte ins Leben
z gerufen: Königshütte, Beutheu, Kattowitz, Gleiwitz.
Thüringer, Sachsen und Schlesier. Thüringer, Sachsen und Schlesier sind
e Norddeutsche, aber sie sind andern Schlags als die Niedersachsen. Ihre Gesellig-
k keit, Lebhaftigkeit und Redseligkeit, ihr gemütvolles Wesen, ihre Liebe zu „Blumen
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Die Eisenbahnen. 79
Auch in China hat das Dampfroß seinen Einzug gehalten. Heute
läuft in Nordchina eine Eisenbahnlinie von Peking über Tientsin nach
Mukden zur transsibirischen Bahn, so daß nunmehr Europa und China, diese
beiden größten Menschenanhäufungen der Erde, in direkte Eisenbahnverbindung
gesetzt sind. Auch im deutschen Pachtgebiet Kiautschou dringt schon ein Schienen-
sträng bis Tsinanfu landeinwärts: die sog. Schantung-Eisenbahn. Im Betrieb
sind ferner die Linien Peking—hankau und Peking—pukou (Nanking gegen-
über). Die Mnnanbahn stellt die Verbindung des südwestlichen China mit den
indochinesischen Besitzungen der Franzosen her. Jedenfalls wird die Ausbreitung
des Eisenbahnwesens in China große Wirkungen haben, und zwar sowohl mit
Rücksicht auf Produktion, Handelspolitik und Güteraustausch als auch hinsichtlich
der Auswanderungs- und Arbeiterfrage.
In einer vor kurzem noch ungeahnten Weise wird der Bahnbau neuestens
auch in der Asiatischen Türkei betrieben, und zwar hauptsächlich durch deutschen
Unternehmungsgeist. Schon jetzt führt hier eine Linie von Haidar Pascha, s. von
Skutari, nach Angora und eine andere, noch wichtigere, über Konia nach Bul-
gurlu; sie soll im Interesse eines raschen Verkehrs mit Indien über Mosul und Bag-
dad nach dem Hafen Koweit am Persischen Meerbusen fortgeführt werden (Bag-
dad- oder Euphratbahn). Koweit wäre dann von London aus in 5, Bombay
in 9 Tagen (statt in 15) zu erreichen. Vollendet ist bereits die Linie Damaskus
—Mekka, die sog. Hedschasbahn, 1800 km.
Von sonstigen Bahnprojekten verdient noch Erwähnung die Fortführung der
Transkaspischen Bahn durch Zentralasien nach dem Tal des Jang-tse-kiang; sie
wird indes wohl erst in ferner Zukunft erfolgen.
Wichtigere asiatische Eisenbahnlinien.
Kleinasien und Syrien. Russisch-Jndien.
km Std km Std.
Krasnowodsk—andischan. . 1791 74
Haidar Pascha—bulgurlu . . 947 — Orenburg—taschkent . . . 1736 —
Beirut—damaskus.....147 11 Moskau—wladiwostok . . 6713 —
Jafa-Jerusalem..... 87 3 7, China
Damaskus-Mekka..... 1800 - Peking-Hankau . . . ' . 1209 36
Britisch-Jndien. Tsinanfu . . . 412 14
Berlm—pekmg..... — 14 Taae
Bombay—kalkutta..... 2250 60 Berlin-Tsingtau .... —17—22
4. Afrika.
Afrika ist lange am meisten zurückgeblieben. Verursacht wurde diese Erschei-
nung vor allem durch die Ungunst der physischen Verhältnisse. Ausgedehnte Gebiete
des Innern sind unwegsam, und außerdem steht einer nachhaltigen Ansiedlung
fremder Kulturvölker vielfach das ungesunde Klima entgegen; nimmt man noch
dazu den lange bestehenden Mangel an Lockmitteln des Verkehrs und die geringe
Rassenbegabung der Neger, so sind das Gründe genug wie für die niedrige
Kulturstufe des Erdteils überhaupt so auch für den bis in die jüngste Zeit so tiefen
Stand seines Eisenbahnwesens insbesondere.
6*
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Extrahierte Personennamen: Haidar_Pascha
Extrahierte Ortsnamen: China Nordchina Peking Europa China Nanking China China Asiatischen_Türkei Angora Indien Mosul Persischen_Meerbusen London Bombay Damaskus Zentralasien Kleinasien Syrien Russisch-Jndien China
Damaskus-Mekka Afrika Afrika
80 Die Verkehrswege der Gegenwart.
Größere Eisenbahnlinien weisen vorerst nur das französische Nordasrikn
(Tunis—alschier—oran), Ägypten (Alexandria—assnan, Wadi Halsa—
Ehartum^) und das britische Südafrika auf (Kapstadt—kimberley-—Bula-
wayo — Viktoria-Fälle—brokenhill—kongostaatgrenze). Bulawayo ist
über Salisbury auch mit der portugiesischen Hafenstadt Beira verbunden. Britisch-
Südafrika dankt fein Schienennetz vor allem der Auffindung der großen Gold- und
Diamantfelder. Bon sonstigen größeren Linien sind noch zu erwähnen die Uganda-
bahn (Mombas—viktoriasee), die Umgehungsbahnen längs des Kongo (Matadi—
Leopoldville, Stanleyville—ponthierville und Kindu—buli), die Sene-
gal—nigerbahn der Franzosen und der Schienenstrang zwischen Berber-Suakin
(genauer Ed-Damer—port Sudan); er stellt die Verbindung vom Nil zum Roten
Meer her.
Die deutschen Kolonien besitzen vorerst an Eisenbahnen folgende Linien: in
Deutfch-Südwestafrika: Swakopmund—windhuk (380 km = Berlin—breslau),
Swakopmnnd—tfumeb (Qtawibahn mit Abzweigung nach Grootfontein 663 km),
Lüderitzbucht—keetmanshoop, Keetmanshoop—windhuk (Nord-Südbahn)
und Seeheim bei Keetmanshoop—kalkfontein; in Togo: Lome—atiecho (45 km),
Lome—palime (123 km) und Lome—atakpame (180 km); in Dentfch-Ost-
asrika: Tanga—mombo—moschi—arnscha (Usambarabahn) und Daressalam—
Morogoro—tabora, 850 km (Zentralbahn); in Kamerun: Duala—manen-
gubaberge, 160 km, und Duala—ed ea—widimenge (am Njong), 360 km,
(letztere noch im Bau befindlich).
Von größeren Eisenbahnbauten sind in Afrika noch in Aussicht genommen
die Vollendung der Transkontinentalbahn Kapstadt—kairo, 7000 bis
8000 km, die Fortsetzung der Kongo-Eisenbahn und der deutsch-ostasrikanischen
Zentralbahn bis an den Tanganjika und die Durchquerung der Sahara in nord-
südlicher Richtung.
Wichtigere afrikanische Eisenbahnlinien.
km Std. I<m Std.
Alschier-Constantine..... 464 30 Kapstadt —Viktoriafälle — Brokenhill 8243 —
Kairo-Assuan....... 900 21 Wadi Halfa-Chartum.....917 30
Beira — Salisbury — Bulawayo — Mombas — Viktoriasee..... 936 46
Kongostaatgrenze.....— — Kayes—kulikoro...... 560 —
Lorenco Marquez—pretoria . . — — Matadi—brazzaville.....38* —
Kapstadt— Johannesburg.... 1620 50
5. Australien.
Verhältnismäßig rasche Fortschritte machte der Bahnbau in Australien, ob-
wohl dieser Erdteil mit Afrika fast die gleiche Ungunst geographischer Verhältnisse
teilt. Die Engländer haben sich der Sache äußerst wirksam angenommen, da es
nur auf diese Weise möglich war, die Erzeugnisse des Binnenlands, insbesondere
seinen großen Metall- und Wollreichtum, rasch und billig zur Küste und damit in
den Welthandel zu bringen. Die wichtigste der Linien ist Adelaide—melbourne—
l) Zwischen Assuan und Wadi Halfa verkehrt das Dampfschiff in etwa 40 Stunden.
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Wasserwege. 83
Ihre Dampfer, zumeist von Liverpool und Southampton auslaufend, befahren
die ganze West- und Ostküste bis nach Kapstadt.
Aber auch der Anteil der Deutschen an der afrikanischen Schiffahrt hat sich
bedeutend gehoben. Die Woermannlinie und die Hamburg-Amerika-Linie
unterhalten Verbindungen von Hamburg nach Kamerun und Deutsch-Südwest-
afrika, und die deutsche Ostafrikalinie stellt nicht nur die Verbindung zwischen
Hamburg und Deutsch-Ostafrika her, sie umfährt auch im Wechsel von Ost und
West ganz Afrika.
Nach den Häfen des Kongo (Boma, Matadi) laufen von Antwerpen aus
belgische und von Lissabon nach Mossamedes und Mozambique portugiesische
Dampfer. Den Verkehr zwischen Europa und Nordafrika Mschier, Tunis) besorgen
zumeist die Franzosen und Italiener. Ägypten wird von sämtlichen euro-
fchen Linien berührt, die durch den Suezkanal gehen.
Von Europa nach Amerika.
Dichtgedrängt ziehen die Dampserlinien von den Seehandelsplätzen des w.
und nw. Europa nach Amerika. Die meisten laufen nach den Volk- und Produkten-
reichen Vereinigten Staaten; das nordatlantische Becken ist der Verkehrs-
reichste aller Meeresräume; umfaßt doch die nordatlantische Route
für sich allein über die Hälfte des Verkehrs sämtlicher Weltrouten.
Zwischen dem britischen Kanal und den Häfen von New York, Boston und Balti-
more sind stets an 300 Schiffe unterwegs. Aber auch mit Mittel- und Südamerika
unterhält Europa sehr lebhaften Verkehr.
An dieser transatlantischen Schiffahrtsbewegung sind alle Nationen West-
europas beteiligt sowie Italien und Österreich-Ungarn; weitaus an erster Stelle
stehen aber die Engländer und die Deutschen.
Die wichtigsten der europäischen Häfen, von denen die Schiffahrtslinien
ihren Ausgang nehmen, sind: Liverpool, Southampton, Dover, Hamburg, Bremer*
Häven, Rotterdam, Antwerpen, Havre, Marseille und Genua.
Von amerikanischen Hafenplätzen, nach welchen die Dampferlinien ge-
richtet sind, verdienen vor allem Erwähnung: in Britisch-Nordamerika Quebec
und Halifax; in der Union: Boston, New York, Baltimore und New Orleans;
in Westindien: Habana und St. Thomas; in Mexiko: Veracruz; in Südamerika:
Colon, La Guayra, Pernambuco, Rio de Janeiro, Buenos Aires, Valparaiso
und Callao.
Über die Südsee.
Die wenigsten Dampferkurse entfallen zurzeit noch auf den Stillen Ozean.
Nach Ausführung des Panamakanals wird sich indes ihre Zahl bedeutend mehren.
Die Hauptlinien (englisch-canadische und amerikanische) sind folgende:
Zwischen Nordamerika und Ostasien: Vancouver—yokohama und San
Francisco—yokohama.
^ _ Zwischen Nordamerika und Australien: Vancouver—sydney über die
Fidschi-Jnseln und San Francisco—sydney über die Samoa-Jnseln.
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Extrahierte Personennamen: Matadi Thomas
Extrahierte Ortsnamen: Liverpool Southampton Kapstadt Hamburg Kamerun Hamburg Deutsch-Ostafrika Ost Afrika (Boma Antwerpen Lissabon Mossamedes Mozambique Europa Nordafrika_Mschier Tunis Europa Amerika Europa Amerika Boston Europa Italien Southampton Dover Hamburg Rotterdam Antwerpen Marseille Genua Britisch-Nordamerika_Quebec Halifax Boston Baltimore Westindien Mexiko Veracruz Südamerika La_Guayra Pernambuco Buenos_Aires Valparaiso Stillen_Ozean Nordamerika Ostasien Nordamerika Australien
86 Die Verkehrswege der Gegenwart.
War die ungeheure Wasserfläche des Meers einst gefürchtet und gemieden, so
ist sie heute ein Straßennetz ohnegleichen geworden. Gegenwärtig (1911) zählt'die
Welthandelsflotte rund 35000 Schiffe, darunter fast 26000 Dampfer mit über
28 Mill. Reg.-T. netto und einer Beförderungsfähigkeit vou mehr als 73 Mill.
Reg.-T.
5. Die überseeische Segelschiffahrt. Die moderne transozeanische Segel-
schiffahrt kämpft trotz aller Bemühungen, Fortschritte zu machen, einen harten
Kampf um die Existenz. Sie eignet sich nur für Massengüter, die durch eine
lange Seefahrt nicht leiden. Gegenwärtig sind die meisten Segelschiffahrten nach der
Nordküste Chiles, den sog. Salpeterhäfen, und nach Hinterindien, den sog.
Reishäfen, gerichtet. Die Kenntnis der Meeres- und Windströmungen erweist
sich dem Segler besonders notwendig. Mit Hilfe der Segelanweisungen bleiben
die Segelschiffe nur wenig hinter den Lastdampfern zurück.
6. Die bedeutendsten Seehäfen.^) Unter ihnen steht an erster Stelle London.
Ihm folgen von europäischen Häfen Hamburg, Liverpool, Antwerpen und
Rotterdam. Von den sonstigen nordwesteuropäischen Häfen nehmen noch
eine hervorragende Stellung ein: Cardiff, Bremen, Havre und Amsterdam.
Hieraus ergibt sich, daß London nicht mehr Alleinherrscherin im Weltverkehr ist.
Hamburg und Antwerpen sind bereits ebenbürtige Rivalen geworden, aber
auch die andern Großhäfen Nordwesteuropas haben den Kampf um ihre Selbständig-
keit erfolgreich geführt. Der größte Mittelmeerhafen ist Marseille. Bon außer-
europäischen Häfen nehmen den ersten Platz ein: New Aork und Hongkong.
Ii. Seekanäle.
Die Anlage künstlicher Wasserstraßen, welche die Durchfahrt großer Fahr-
zeuge gestatten, datiert aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der erste
große Schiffahrtskanal war der Kanal von Suez, dessen Eröffnung im Jahre
1869 von epochemachender Bedeutung für die Seeschiffahrt und den Welthandel
wurde; verkürzt er doch die Dampfschiffahrt von Europa nach Ostasien und Australien
gegenüber der Fahrt um das Kap der Guten Hoffnung um viele Tage (von Genua
nach Kalkutta z. B. um 39 Tage).
Die Zahl der ihn passierenden Schiffe ist von 486 im Jahre 1870 auf 4969 im Jahre
1911 gestiegen, die Zahl der Nettotonnen in den gleichen Jahren von 300000 bis aus 18,3 Mill.
Weitaus die Mehrzahl der Schiffe, die durch den Kanal gehen, sind englische (1910: 2778).
Doch ist der deutsche Schiffahrtsverkehr der Zahl der Schiffe und in noch höherem Grad
dem Tonnengehalt nach in steter Zunahme begriffen (1910: 635). Die Maße des nur für
Dampfer zu benutzenden Kanals find folgende: Länge 150 km, Breite au der Oberfläche
126 m, Tiefe 9y2 m. Die Fahrt durch den Kanal währt an 20 Stunden. Die Kanalgebühr
beträgt für die Registertonne 7,75 Frcs. (für ein Schiff mit 6000 Registertonnen somit
46500 Frcs.) und für die erwachsene Person 10 Frcs. Das Unternehmen erwies sich
geschäftlich als ein äußerst glückliches. Die alljährlich bezahlte Dividende beträgt seit langem
um 20%.
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal verbindet die Nord- und Ostsee2).
x) S. auch die graphische Darstellung S. 29.
2) S. auch S. 33.
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Extrahierte Ortsnamen: Chiles Hinterindien London Hamburg Liverpool Antwerpen Rotterdam Cardiff Bremen Amsterdam London Hamburg Antwerpen Nordwesteuropas Marseille Hongkong Suez Europa Ostasien Genua Kalkutta
Telegraphie. 87
Länge rund 100 km (98,65), Tiefe 11 m, Breite an der Oberfläche 70 m. Zahl der
Schiffe, die den Kanal im Jahre 1911 passierten, 52817, deren Tonnengehalt fast 8% Mill.
Er kürzt die Fahrt zwischen den Häsen der Nord- und Ostsee um mehr als 700 km.
Der Kanal von Korinth verbindet den Meerbusen von Korinth mit dem
von Ägina; er hat eine Länge von 6,5 km und eine Tiefe von 8 in.
Einen großen Umschwung des Weltverkehrs, und zwar hauptsächlich zum
Vorteil der Union, wird der mittelamerikanische Kanal nach sich ziehen, der
nunmehr von den Vereinigten Staaten von Amerika über die Landenge von
Panama (79 km) ausgeführt wird.
Iii. Vinnenschiffahrt.
Die natürlichen Wasserstraßen des Festlands sind die Flüsse und Seen.
Zur Ausbildung kann die Binnenschiffahrt natürlich nur im Flachland gelangen,
wo das Gefälle der Flüsse gering ist. Hauptgebiete mit vorherrschendem Wasser-
verkehr sind folgende vier: das Amazonasbecken, das Kongogebiet oberhalb
der Hauptfälle, das nördliche Amerika und die südliche Hälfte Chinas.
In allen höher kultivierten Ländern hat der Bau von Eisenbahnen den Wasser-
verkehr in den Hintergrund gedrängt. Neuestens aber nötigt das Anschwellen des
Massenverkehrs in den Industriezentren, den die Eisenbahnen kaum mehr zu be-
wältigen vermögen, sowie die Rücksicht auf die Verbillignng der Frachten, den
Wasserstraßen erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Diese gesteigerte Fürsorge
für die Hebung der Binnenschiffahrt kommt einesteils zum Ausdruck in der Regu-
lierung von Flußläufen, andernteils in dem Bau von Binnenkanälen.
In Europa waren seit alten Zeiten die Holländer Meister des Wasserbaus.
Die Länge ihrer Kanäle ist ungefähr so groß als die der Eisenbahnen. Reich an
Kanälen ist ferner Rußland, Norddeutschland und Frankreich. In all diesen
Gebieten setzt die Natur keine oder doch nur geringe Hindernisse entgegen. Auch
Osterreich ist um die Erweiterung seines Kanalnetzes bemüht. (Nenne die wich-
tigsten Binnenkanäle. S. auch das Kärtchen S. 25.)
In Anßer-Enropa ist besonders China (Kaiserkanal) und Nordamerika im
Besitz großer Binnenkanäle. In letzterem verknüpfen Kanäle die Eanadifchen Seen
unter Benutzung von Flußläufen mit dem Mississippi-System und dem Atlantischen
Ozean. Zu den bedeutendsten zählen der Eriekanal, der von Busfalo am Eriesee
zum Hudson führt, also den Verkehr des Binnenlands mit New Nork besorgt, und
der Sault St. Marie-Kanal zwischen dem Oberen und dem Huron-See.
Einzelne Handelsplätze des Binnenlands, so Manchester und Amsterdam,
sind durch tiefe Seeschiffahrtskanäle mit dem Meer verbunden. Auch Berlin soll
durch den neuen Kanal für Seeschiffe erreichbar werden.
Der größte Binnenhafen der Welt ist Duisburg.
C. Telegraphie.
Geschichte. Durch die Göttinger Professoren Gauß und Weber 1833 erfunden,
zählt der Telegraph heute zu den wichtigsten unserer Verkehrsmittel. Anfänglich bildeten
freilich die hohen Gebühren, welche für die Beförderung von Depeschen festgesetzt waren,
für die allgemeine Verwertung des Telegraphen ein starkes Hindernis. Ganz besonders
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Extrahierte Personennamen: Ägina Busfalo C.
Extrahierte Ortsnamen: Oberfläche Korinth Korinth Amerika Panama Amerika Chinas Europa Norddeutschland Frankreich Osterreich Anßer-Enropa China Nordamerika Atlantischen
Ozean Eriesee Huron-See Amsterdam Berlin Duisburg
Der Verkehr der Neuzeit. 71
5. die Straße des Norddeutschen Tieflands (von Holland über
Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Magdeburg, Berlin und Frank-
surt a. d. Oder nach Polen).
Ter Wegebau war in Europa mit der Auflösung des Römerreichs alsbald
versallen, so daß es um den Zustand der Straßen vielfach recht traurig bestellt war.
Klagen über die Mangelhaftigkeit der Wege, die großen Handelsstraßen nicht aus-
geschlossen, kehren daher in allen Berichten des Mittelalters neben solchen über die
allgemeine Unsicherheit und die vielen hohen Zölle immer wieder. Daher konnte der
Landverkehr keinen allzu großen Umfang erlangen.
Der Verkehr der Neuzeit.
Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts erfolgte in den eben geschilderten Ver-
kehrsbeziehungen ein gewaltiger Umschwung. Die Ursache war die Eroberung Kon-
stantinopels durch die Türken, durch welche die alten Handelsbeziehungen zum Orient
unterbrochen wurden und die beiden wichtigsten bisherigen Handelswege — die
Donaustraße und die über Venedig und Genua nach Süddeutschland — verödeten.
Um eine neue Verbindung mit Indien zu erlangen, wurden Entdeckungsfahrten
unternommen, die durch die Erfindung des Kompasses im 14. Jahrhundert erst
ermöglicht worden waren. Auch die Fortschritte der Mathematik und Astronomie
sowie des Kartenwesens hatten die Vorbedingungen für die Erfolge der Ent-
deckerfahrten geliefert; diese, vor allem die Entdeckung Amerikas und die Auffin-
dung des Seewegs nach Indien, wiesen dem Verkehr ganz neue Bahnen.
Bis zum Beginn der Neuzeit war das Mittelmeer die Hauptstätte des
Seeverkehrs gewesen. Jetzt verschob sich sein Schauplatz auf das offene Weltmeer.
Es beginnt die ozeanische Periode; die Welthandelswege find jetzt rein ozeanisch.
Zunächst erscheinen die dem Ozean und den neu entdeckten Gebieten am nächsten
gelegenen Länder Portugal und Spanien als die führenden Seemächte. Die
spanischen Silberflotten kreuzen den Atlantischen Ozean, und die Portugiesen holen
auf langer, gefahrvoller Seereise um das Kap die ersehnten Schätze Indiens: Ge-
würze, Perlen und Edelsteine. Bald aber treten mit den genannten Ländern Frank-
reich, die von Spanien abgefallenen Niederlande und England in erfolgreichen
Wettbewerb, während die süddeutschen und italienischen Städte ins Hintertreffen
geraten und ihre ganze frühere Bedeutung verlieren. Schließlich werden auch Frank-
reich und die Niederlande von England überflügelt, fo daß dieses zu Beginn des
19. Jahrhunderts sich die Herrscherstellung zur See errungen hat.
In der ozeanischen Periode erfolgt auch die erste Erdumsegelung durch Ma-
gellans (1519—1522) und die Entschleierung der Südsee durch James Cook (1768
bis 1780); die europäische Schiffahrt umspannt demnach von 1500—1800 allmählich
den ganzen Erdball; gleichwohl bleibt der Hauptschauplatz des Seeverkehrs
der Atlantische und der Indische Ozean.
Auch im Land ver kehr ergaben sich in dieser Periode bedeutende Änderungen.
Infolge der Auffindung der neuen Seewege verödeten allmählich die Straßen,
auf denen der früher so lebhafte Verkehr zwischen Italien und Deutschland sich be-
wegte, wie auch die Pfade, welche der Handel der Hanse einschlug. — Der Zustand
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Extrahierte Personennamen: Cook
Extrahierte Ortsnamen: Holland Hannover Braunschweig Magdeburg Berlin Frank- Polen Europa Genua Indien Amerikas Indien Portugal Spanien Indiens Spanien England England Atlantische Indische_Ozean Italien Deutschland