Deutschland im dreizehnten Jahrhundert.
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hier werden von den mächtigen, reichgegliederten Pfeilern Spitzbogen getragen. Die Gewölbe werden allmählich immer künstlicher gebildet. Die hochragenden Fenster sind mit bunten Malereien geschmückt; über dem Hauptportal findet sich gern ein großes Radfenster, die Rose genannt. Ein außerordentlicher Reichtum der Dekoration zeichnet diese Bauten aus: mit zahllosen Säulchen, Statuen, Strebepfeilern und Strebebögen sind sie geschmückt. Zu den großartigsten Denkmälern des gotischen Stils zählen der Dom zu Köln, das Straßburger Münster, der Freiburger und der Ulmer Dom.
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Vorzeit und Mittelalter.
I. Deutsche Geschichte
bis zur Gründung des nationalen Staats 919.
1. Die germanische Vorzeit.
Die Urzeit.
§ 1. Von den ältesten Bewohnern des deutschen Landes berichtet uns keine schriftliche Überlieferung; wir wissen von ihnen nur durch die Reste ihrer Kultur, die sie uns in ihren Gräbern oder an ihren einstigen Wohnstätten hinterlassen haben. Unter den Wohnstätten sind die Pfahlbauten, deren Überbleibsel man vornehmlich in Alpenseen gefunden hat, besonders merkwürdig. Die Gräber sind, je nachdem die Leiche bestattet oder verbrannt wurde, entweder von einem Rasenhügel überwölbte Steinkammern, die sogenannten Hünengräber, oder es sind Urnengräber. Den Toten pflegte man Waffen, Werkzeuge, Schmucksachen, irdene Töpfe mitzugeben. Die Waffen und Werkzeuge wurden in der ältesten Zeit aus Stein, später aus Bronze, d. h. einer Mischung von Kupfer und Zinn, angefertigt; erst in den letzten Jahrhunderten v. Chr. wird das Eisen häufiger. Wir unterscheiden demnach eine Steinzeit, die wir in eine ältere und eine jüngere Steinzeit zerlegen, eine Bronzezeit und eine Eisenzeit.
Welchen Stammes die ältesten Bewohner des mittleren Europas waren, und wann die Germanen, unsere Vorfahren, eingewandert sind, ist uns nicht bekannt. Die vergleichende Sprachwissenschaft hat uns aber darüber belehrt, daß sie einst einem Urvolk angehörten, das vielleicht im mittleren Rußland wohnte und vorzugsweise Viehzucht trieb; aus diesem Urvolk, das wir als die Jndogermanen zu bezeichnen pflegen, sind nicht nur die wichtigsten Volksstämme Europas, die Slaven, Germanen, Kelten, Griechen und Italiker, sondern auch die Inder und Perser her-
Neubauer, Beschicht!. Lehrbuch. B. Iii. 6. Aufl. 1
Vorge-
schichtliche
Reste.
Die Jndogermanen.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Griechenlands Hamburg Bremen Basel Nürnberg Erfurt Niederdeutschlands
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Wr wenig Geld und viele gute Worte hatten wir uns in den letzten Tagen Blumen zu Kränzen und Sträußen besorgt, der Steiger aber hatte uns unentgeltlich das Eichenlaub dazu liefern müssen. In derselben Stunde, in welcher zur Ausschmückung der Stadt die letzte Girlande angeschlagen wurde, legten auch wir die letzte Hand an unsere Spende für die heimkehrenden Sieger.
Da der Einzug erst am Nachmittag stattfand, ging es kurz,
vor Mittag uoch einmal im Sturmschritt durch die Hauptstraßen,
um zu sehen, ob auch alles in Ordnung sei. Die Ehrenpforte auf dem Anger war wieder aufs herrlichste geschmückt. Der mächtige
Bau zeigte unten in der Mitte ein großes Tor und je ein kleine^
res zu beiden Seiten. Oben darauf stand die hohe Gestalt der Siegesgöttin, den Heimkehrenden den Ruhmeskranz darreichend. L>ie war umgeben von Waffen und Siegeszeichen aller Art und umweht von Fahnen und Wimpeln in allen deutschen Landesfarben. Die Außenwände des Siegesbogens waren nach beiden Hauptseiten mit dem Wappen der Stadt Erfurt, dem Zeichen des Eisernen Kreuzes, mit Kränzen und Girlanden, mit Namensschildern der hervorragendsten Schlachten und Belagerungen, sowie mit Inschriften und Denksprüchen in sinniger Weise verziert. Außer dieser großen Ehrenpforte waren noch an verschiedenen anderen Stellen geschmückte Bogen in leichterem Stile errichtet worden, so am oberen Teile des Angers in der Gegend der Weilergasse, am Eingang der Langen Brücke, in der Neuen Straße, Marktstraße usw. An vielen Häusern waren bezügliche Inschriften angebracht. Außerdem war wohl kaum ein einziges Haus in den größeren Straßen, das nicht in mehr oder weniger reicher Weise mit Fahnen, Girlanden und Kränzen geschmückt war. Auch die Büsten des Kaisers, des Kronprinzen, des Prinzen Friedrich Karl, des Fürsten Bismarck und des Grafen von Moltke waren auf Fußgestellen oder in Fensternischen angebracht. Befriedigt kehrten wir von unserer Umschau heim. Die Stadt konnte sich sehen lassen.
Nachdem in aller Eile das Mittagsmahl eingenommen war, ging's mit den Kränzen und Sträußen zum Krämpsertor. Wir batten die niedrige Mauer auf der rechten Seite des Brückenkopfes zum Ausguck gewählt; für diesen Zweck ein prächtiger Platz, zu dem wir von der Stadtseite aus leicht durch Ueberklettern des Walles gelangen konnten. Leider ging es dort etwas eng zu; denn auch andere waren bei ibrer Wahl auf diesen günstigen Ort verfallen. Doch die Kränze im Arm und die Sträuße in der Hand wurde wacker im Gedränge ausgehalten.
Die Truppen kamen vom Güterbahnhof her, woselbst sie ausgeladen wurden. Eifrig wurde das Pfeifen der Lokomotiven erlauscht, ob ihm nicht ein Begrüßungsmarsch folge. Endlich, es war kurz nach 4 (Uhr, ertönte rauschende Militärmusik vom Schmidt-stedtertor her, und bald kam das Hurrarufen immer näher. Aus der Stadt aber ertönte das Geläut aller Glocken, und vom Pe-
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Extrahierte Personennamen: Steiger Friedrich_Karl Friedrich Karl Moltke
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Darum mußte etwas geschehen, die landgräfliche Macht zu brechen, o an einen Zug gegen Gotha und den Grimmenstein (heute Schloß Friedenstein), die den stärksten Rückhalt der landgräflichen Macht bildeten, nicht zu denken war, so beschloß man, das Schloß Andisleben, einen anderen Stützpunkt, anzugreifen.
Beschreibung der Burg: Die Burgen jener Zeit waren
entweder Berg- oder Wasserburgen. Andisleben war eine Wasserburg. er Landgras wohnte oft dort, und sie entsprach darum
den besonderen Anforderungen, die man an eine gut eingerichtete,
geräumige Hofburg zu jener Zeit stellte. Kam man aus dem Dorfe und schritt über den Ringelgraben, der damals wasserreicher war als heute, dann stand man bald vor einer hölzernen Brücke, die über einen Teil des breiten Burggrabens hinweg nach dem Torturm führte. Etwa fünf Meter vor dem Tore war die Brücke zu Ende, und den Rest füllte die Zugbrücke aus. Die äußere Mauer war stark, mit Türmen bewehrt und mit Wehrgängen versehen. Hatte man die Zugbrücke hinter sich, so kam man in einen
Hofraum und den Zwinger; hier war mancherlei Gerät eingelagert und hier waren auch die Viehställe, von denen man für den äußern Hof den Namen Viehhos ableitete. Zwischen dieser äußeren Mauer und dem starken Mauerwerk der eigentlichen Burg, die hoch und massig aufstieg und mit dem ragenden Bergsrit weit ins Land hinaussah, befand sich abermals ein tiefer Graben, der durch vergitterte Wafserpsorten aus dem Zufluß des äußeren Grabens gespeist wurde. Ueber diesen inneren Graben hinweg führte even-falls eine Zugbrücke nach dem inneren Tor. Die innere Mauer war mit Zinnen versehen, hinter denen sich wiederum ein Wehr-gang an der Mauer entlang zog. Hatte man die zweite Zugbrücke überschritten, so kam man in eine Torhalle, die nicht nur durch ein starkes Fallgatter, sondern auch durch sogenannte Pechnasen bewehrt war — Oeffnuugen, durch die aus den oberen Räumen Pech, siedendes Oel und was eben sonst zur Hand war, auf die durch das Fallgatter aufgehaltenen Feinde gegossen werden konnte. Von hier kam man endlich in den inneren Burghof, der von dem stattlichen Palas — dem Herrenbau —, dem frei an der Mauer stehenden Bergsrit, der Kapelle, der Rüstkammer und anderen Nebengebäuden umgeben war.
Die Burg war also an sich schon sehr stark, und eine kluge Ausnutzung der Wasserläufe sorgte noch für vermehrten Schutz. Ueberdies konnte durch Stauwerke das ganze, von den Gräben umspannte Gebiet unter Wasser gesetzt werden, wodurch dann die Burg für die Hilfsmittel der damaligen Zeit einfach uneinnehmbar wurde.
Auszug der Erfurter: Gegen diese Feste zogen die Erfur-
ter und waren gutes Muts und voll Hoffnung, daß sie damit fertig werden und der Waid im Frühjahr auf den Trümmern blühen würde.
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brücke, die jetzt wieder hergestellt ist. Im Innern des Burghofs erhob sich der runde Bergsrit, das wichtigste Gebäude der Burg zur Zeit einer Belagerung. Von ihm konnte der Wächter weithin die Gegend übersehen und die Annäherung stärkerer Heer-hanfen schnell durch Hornruf verkünden. Da aber die Burg auch der ritterlichen Familie, der Dienerschaft und der Besatzung Wohnung bieten mußte, so waren auf dem Burghof noch andere Gebäude vorhanden. Ein Bild von der Mühlburg aus dem Jahre 1528 zeigt uns den Burghof eingeengt von vielen Häusern aus Fachwerk und Stein, darunter Pferdeställe, Schüttböden, Kammern für Harnische, für das Gesinde, die Knechte und die Reisigen, die alle in der großen Eßlaube gespeist wurden. In einer Küche hantierten die Mägde, und in den großen Kellern lag ein reicher Vorrat an Bier und Wein. Auch eine Kapelle, deren Reste heute noch zu erkennen sind, war vorhanden, damit das Seelenheil der Bewohner nicht leide. Ein uralter, tiefer Brunnen, Meinhardsbrunnen genannt, lieferte hinreichend Wasser für die Menschen und das zahlreiche Vieh; denn außer vielen Pferden waren auch Hunde, Schweine und andere Haustiere in größerer Zahl vorhanden. Aus ihm das Wasser heraufzuwinden, war ein beschwerliches Stück Arbeit und geschah sicher mit einem Tretrad, wie ein solches noch tagtäglich von dem Kastellan der nahen Wachsenburg zu dem gleichen Zwecke in Bewegung gesetzt werden muß. — Wenn nun manche Gebäude, die das alte Bild zeigt, auch erst unter der Erfurter Herrschaft entstanden, mindestens aber erst in dieser Zeit ausgebaut worden sind, so hat die Mühlburg doch schon früher alle die für eine Burg notwendigen Gebäulichkeiten gehabt; hierzu zählen der Palas, die Kemenate, das Rüst- und Schnitzhaus und das Wohnhaus für das Gesinde. Der Palas oder das Herrenhaus der Mühlburg lag unmittelbar neben dem Bergfrit aus seiner Ostseite und war mit ihm durch einen Gang, der in der Zeit der Gesahr leicht zerstört werden konnte, verbunden. In der höchsten Not war dann der Bergfrit, der überhaupt nur kriegerischen Zwecken diente, die letzte Rettung für die Bewohner der Bnrg. Dem Palas gegenüber, nahe der Westmaner, lag die Kemenate oder das Franenhans mit den Wobn- und Scklas-ränmen für die Familie des Ritters. Gewöhnlich enthielt das Frauenhaus nur drei durch Kamine heizbare Gemächer (daher auch der Name Kemenate = mit Kamin versehenes Gemach): das Zimmer der Burgfrau, das Mägdezimmer und das Zimmer, in dem unter Aufsicht der Herrin die Mägde Flachs und Wolle spannen und webten und die Gewänder fertigen mußten. Dieser Raum hieß auch Psieselgadeu, d. i. Arbeitsraum der Frauen und Mägde. Im Palas, dem Versammlungsort der Männer, dagegen spielte sich das sonstige gesellige Leben auf der Burg ab. In feinem Saal, der an die Halle des thüringischen Edelhoses erinnerte und oft der einzige Raum des Herrenhauses war, wurde das Mittags-
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einen Gang, d. H. wohl dnrch einen Wall mit Graben, verbunden. Der erste dieser Schutztürme, das Pförtchen, steht noch in der Erinnerung vieler Erfurter, der andere aber ist auch ihnen
unbekannt. Er war ein besonders starkes und eigenartiges Gebäude. Drei Stockwerke hoch und mit 3 m starken Mauern trug er an den Ecken je einen Erker für 6 bis 8 Schützen, welche von hier oben aus den Eyriaksberg übersehen und beschießen konnten. — Nach Beseitigung der Hussiteugesahr wurden die Gräben vom Andreastor aus bis zu den Kartäusern vertieft, die Wälle erhöht und nach der Grabenfeite zu aufgemauert. Außerdem wurde ein neuer Wall und Graben bis zur Kartäusermühle, wo er auf die alte Gangverbindung zwischen den beiden Schutztürmen stieß, angelegt, weil die Geistlichkeit stark zu der neuen Umwallung beigesteuert hatte. Nach und nach entstanden aus dem Wall zwischen Moritztor und Kartäuferkloster 14 drei Stockwerke hohe und mit spitzen Dächern versehene Türme, die nach der Stadtseite offen waren und einer größeren Zahl Verteidiger genügend Raum boten. Einer der Türme war rund und hieß der „känlichte", später der „Krätzturm". Er stand an dem Stege links vom Moritztor
(heute Schlüterstraße) und diente seit dem 17. Jahrhundert mit dem Nachbarturm als Zuchthaus. Die Front von der Kartause bis zum Brühlertor blieb ohne Türme, da hier das Wasser zur Verteidigung herangezogen werden konnte. Durch Stauvorrichtun gen verschiedener Art ließen sich Hirschbrühl und Brühl und das vor ihnen liegende Gelände in einen See verwandeln, wodurch eine Annäherung von dieser Seite unmöglich wurde. Ebenso konnte der Wallgraben bis ans Moritztor bewässert werden. Hinter dem Petersberg beschränkte man sich daraus, den Graben zu vertiefen und den Wall an der Außenseite auszumauern. Auch wurde die alte Stadtmauer vom Neuwerkskloster nach dem Mainzer Hof tn guten Zustand versetzt und der Zwinger samt dem Graben davor ans allen Seiten der Innenstadt verbreitert (später Wilde Gera,
jetzt Ringstraße genannt). Durch den späteren Bau der Eyriaks-
burg (1480—1536) und der Zitadelle Petersberg (begonnen am 1. Juni 1665) erhielt die erweiterte Befestigung ihren Abschluß. Sie blieb in ihrem Grundriß bis zur Entfestigung Erfurts (1874) bestehen, nur daß — je nach dem Stand der Belagerungskunst — an den Werken gebaut und gebessert wurde.
Waffen für Angriff und Verteidigung: Um diese Zeit
(Mitte des 14. Jahrhdts.) kamen die Feuerwaffen in Gebrauch. Bis dahin hatte man sich großer und kleiner Armbrüste und besonderer Steinschleudermaschinen, sogenannter Blyden, bedient. Sie wurden in einer Werkstatt gefertigt, die in der Blydengasse, der heutigen Glockengasse, stand. Eine jener großen Armbrüste ist noch im Altertumsmuseum zu sehen. Die erste große Büchse soll schon 1362 in Erfurt in Tätigkeit getreten fein; zwei weitere wurden 1377 gegossen, und feit 1394, seit den Händeln mit dem Mark-
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Geldnot befand, die Mühlburg, auf der nun weit über 200 Jahre Erfurter Amtleute saßen und mit einer Anzahl Reisigen für die Sicherheit der Straßen sorgten. Da sich Erzbischof Gerlach aber das Aviederkaufsrecht vorbehalten hatte, forderte 1592 einer seiner Nachfolger, Erzbischof Wolfgang, die Burg zurück und überließ sie dem Herzog Wilhelm von Sachsen, der sie ohne weiteres den Erfurtern abnahm.
Lage und Einrichtung: Tie Mühlburg ist eine der ältesten Burgen Thüringens. Sie wird urkundlich schon im Jahre 704, als dem Bischof Willibrord von Utrecht gehörig, erwähnt. Dieser hatte sie mit anderen Orten von einem Thüringer Herzog Heden geschenkt erhalten. Heute ist sie nur noch ein Trümmerhaufen, aus dem der etwa 25 Meter hohe Bergfrit als der letzte Zeuge einstiger Pracht hervorragt. Gegen Ende des Mittelalters war sie, wie aus alten Beschreibungen hervorgeht, von bedeutendem Umfange und sehr stark befestigt.
Sie erhebt sich auf dem westlichen Ende der Schloßleite, eines langen, licht bewaldeten Höhenzuges, der von der Wachsenburg herüberführt. Am Fuße des hier ziemlich steilen Bergzuges liegt der Marktflecken Mühlberg, der vor Jahrhunderten selbst mit einer Ringmauer und einem Graben befestigt war, wie vorhandene Reste beweisen. Einige altertümliche Gebäude, teils vom ehemaligen Mainzer Hofgut, teils von kleineren Lehengüter herstammend, zeugen ebenfalls noch von der Stärke und Bedeutung des Ortes in früherer Zeit. Am Fuße des Burgberges steht auch noch eine Linde, umgeben von einer Steinbank. Hier hielten in früheren Zeiten der Erfurter und dann der Mainzer Vogt Gericht über geringe und schwere Vergehen, wobei die bäuerlichen Schöffen das Urteil fanden. Hier läßt auch Gustav Freytag in feinem Nest der Zaunkönige" das Gericht des Königs Heinrich tagen.
„Dort wurde innerhalb gezimmerter Schranken dem König der Richterstuhl erhöht und Sitze für die Großen des Reiches, welche in feinem Gefolge ritten. Die Diener breiteten Teppiche und Polster auf das Holzwerk, das Banner des Königs ward aufgestellt, der Rufer trat an den Eingang des Geheges und die Leibwächter schritten mit ihren Spießen in die Runde, das versammelte Volk abzuwehren. Nachdem dann der Ruser Stille geboten und des Königs Gericht nach den vier Winden ausgerufen hatte, setzte sich der König auf den Richterstuhl und ergriff den weißen Stab, an welchem das goldene Königszeichen einer Lilie ähnlich glänzte."
Die Burg selbst war von einer doppelten Ringmauer mit Zwinger umgeben, wodurch ein Eindringen von den steilen Abhängen des Burgberges her unmöglich gemacht wurde. Gegen einen Angriff von der Schloßleite schützte der tiefe Graben und die Torbefestigung, ein starker, viereckiger Turm, von dem keine Reste mehr vorhanden find. Ueber den Graben führte eine Bogen-
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Extrahierte Personennamen: Gerlach Wolfgang Wilhelm Willibrord Willibrord Gustav_Freytag Gustav Heinrich
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weil man zu diesem Zeitpunkt das Ende der Steinzeit ansetzt. (Nach Dr. K. Th. Zingeler u. Dr. Zschiesche.)
2. 3n der Bronzezeit.
Die neuen Bewohner: Mehr als sechshundert Jahre sind
verflossen seit der Zeit, wo jene von uns besuchte Familie der Steinzeit am hohen Flußufer der Gera ihr einfaches, aber wohl glückliches Dasein sührte. Noch ist unsere Gegend bewohnt, wie wir durch Funde beweisen können; aber die Bevölkerung hat an Zahl eingebüßt.
Die Lebensweise der neuen Bewohner ist keine wesentlich andere als die der Steinzeitmenschen; nur in einer Hinsicht sind sie gegen die früheren im Vorteil. Die Metallzeit ist angebrochen. Die Bronze, ein Gemisch von Kupser und Zinn, hat den Stein verdrängt, und an die Stelle der früheren steinernen Waffen und Gerate find schön geformte Schwerter, Dolche, Lanzen, Armringe. Gewandnadeln (Fibeln) und sonstiger Schmuck aus Bronze getreten.
Lage ihrer Wohnstätten: Die genaue Lage der Wohnstätten jener alten Ansiedler vermögen wir für unsere Gegend nicht
sicher anzugeben. Vermutlich aber haben sie ebenso wie die stein-
zeitlichen unweit des Wassers gelegen. Dort hat man die Grabstätten aus der Bronzezeit gefunden, und wo die Menschen damals ihre Toten verbrannten oder begruben, da haben sie sicher auch ihre Wohnungen gehabt.
Eine Hauptfundstelle ist das Gräberfeld am „toten Mann" bei Waltersleben. Einige Gräber sind auch dicht bei Erfurt am Wege nach Bindersleben bei der Abzweigung von der verlängerten Heinrichstraße, in den Kiesgruben des Johannesseldes, in der Nähe des Bahnhofes von Ilversgehofen und an einigen anderen Stellen in Erfurts Umgebung aufgedeckt worden. Auf dem zuerst genannten Friedhofe (Nekropole) aus der Bronzezeit wurden mit
nur einer Ausnahme Skelette gefunden, während die Graburnen auf den übrigen Fundstätten mit Leichenbrand gefüllt waren.
Das Gräberfeld am „toten Mann": Suchen wir nun einmal die Nekropole am „toten Mann" aus und wohnen im Geiste der Beisetzung eines angesehenen Mannes jener Zeit bei.
Das Gräberfeld liegt da, wo der von Egstedt kommende Miesenbach dicht hinter Waltersleben die nach Möbisburg führende Straße begleitet. Damals zog sich wobl das Wallersleber Holz bis zum Wasser herab, während auf der Südseite offenes Feld weithin sich ausbreitete. Hier lagen vielleicht die Gehöfte der Bewohner jener Gegend, und es ist nicht unmöglich, daß der Edelhof des Mannes, an dessen Beisetzung wir jetzt teilnehmen wollen, auf dem heute noch „Burgfeld" genannten Ackerplan, wenig westlich von Rockhausen, stand.
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Extrahierte Ortsnamen: Gera Erfurt Johannesseldes Erfurts Möbisburg
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heit, ebenso wie jener plötzliche Eifer der Knaben, die Heimat in Scharen zu verlassen und das heilige Kreuz aus des Türken Hand zu reißen und wie die Geißelfahrten. L. Bechstein.
21. Erfurts Beseitigungen und Verteidigungsmittel.
Der Mauerschutz der Stadt: Durch Heinrich I. war Er-
furt eine Burg geworden, und die damals angelegten Befestigungswerke haben die Stadt mehr als 200 Jahre geschützt. 1162 erweiterte Erzbischof Konrad die Mauern und rückte sie bis an die Ufer der Wilden Gera vor. Doch kaum aufgeführt, wurden sie 1165 bei der Vollstreckung der Reichsacht durch den Landgrafen Ludwig den Eisernen zerstört, aber schon 1168 durch Erzbischof Konrad erneuert. Sie haben dann, mehrmals verstärkt, bis ins 15. Jahrhundert allen Angriffen der Feinde getrotzt.
Die Befestigung bestand aus einer doppelten Mauer, welche einen gegen 30 Meter breiten Zwinger einschloß. Auf der inneren Mauer waren 50 Türme angebracht, deren hohe Pyramidendächer mit den zahlreichen Türmen der Kirchen und Klöster der Stadt den Beinamen die „turmreiche", Turrita, einbrachten. Die Doppelmauer lief der Wilden Gera (jetzt Ringstraße) entlang vom Roßwehr (Wilhelmsbrücke) bis zum Kronenburgwehr (nördlich v. Venedig), der Verbindungsstelle der Gera mit dem Breitstrom, und von da um den nördlichen und westlichen Abhang des Petersberges und am Mainzer Hos vorüber zum Roßwehr zurück. Hinter der inneren Mauer war auf der Stadtseite eine Straße. Das Brühl, ein mainzisches Dorf, und die übrigen Vorstädte waren nicht mit in die Befestigung eingeschlossen, deren letzte Reste die heute noch vorhandenen Friedhöse (früher Zwinger) find. Damals führten vier steinerne Brücken über die Wilde Gera: die Brücken am inneren Johannes-, Krämpfer-, August- (Kreuzung Bahnhofstraße it. Ring) und Löbertor, sowie die halbsteinerne Gerinnigs-brücke am Nenwerkschen oder Wassertor (Kaiserplatz nahe Hopsengasse).
Abermals 200 Jahre später (1375) erkannte man bei der Belagerung der Stadt durch die Landgrafen und Kaiser Karl Iv. (s. Aus der Geschichte der Stadt usw., Nr. Ii) die Mängel der alten Befestigungen, die darin bestanden, daß die Vorstädte des Schutzes entbehrten. Der Rat ließ darum den Bau der äußeren Stadttore beginnen und sie durch einen vorgelegten Graben mit niedrigem Wall verbinden. Die neue Mauer reichte vom äußeren Andreastor bis ans Wassertor beim Neuen Werk, hier wie dort sich an die alten Befestigungen anschließend. Um aber das wieder ohne Umwallung gebliebene Brühl und Hirschbrühl (östlich vom Brühl) zu schützen, wurden in der Gegend der heutigen Psörtchen-brücke und da, wo jetzt die Gothaer Straße den Bergstrom überschreitet, Schutztürme errichtet. Sie wurden später (1394) durch
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Extrahierte Personennamen: L. Bechstein Heinrich_I. Konrad Konrad Ludwig Ludwig Konrad Konrad Karl_Iv Karl