Die deutschen Landschaften und Stämme. 43
Friesen, der unserer Kriegs- und Handelsflotte die trefflichsten Matrosen liefert,
der durch seine Deichbauten dem Meer den fruchtbaren Schwemmlandboden der
Marschen abgerungen, ihn mit Gehöften und Dörfern besiedelt hat und durch muster-
hafte Feldwirtschaft zu Wohlstand, ja Reichtum gelangt ist.
Das ganze Westelbische Gebiet erfüllen, abgesehen von den Inseln und Küsten-
strichen, die Niedersachsen, der größte und wichtigste Volksstamm des Tieflands.
Der vielfach von dürrer Geest oder ödem Moor gebildete Boden zwingt zu harter,
wenig lohnender Arbeit, verlangt große Wirtschaftsgebiete und begünstigt die Einzel-
siedlung. So manche Charaktereigenschaften des Niedersachsen erklären sich hieraus,
so namentlich sein gemessenes Wesen, seine Vorsicht, seine ernste, ruhige Gemütsart,
seine Einfachheit und Bestimmtheit auf der einen Seite, Selbstbewußtsein und hoher
praktischer Sinn, gepaart mit starker Freiheitsliebe, auf der andern Seite, Eigen-
schaften, die in der ruhmvollen Geschichte der Niedersachsen von Hermann dem Che-
ruskersürsten bis zu den Befreiungskriegen und namentlich in den berühmten Staats-
männern und Geschichtschreibern, die diesem Boden entsprossen sind (Stein, Har-
denberg, Bismarck; Möser, Schlosser, Niebuhr, Curtius), glänzend hervortreten.
Dagegen war der sächsische Boden für Entfaltung der Künste weniger günstig.
(Hebbel und Reuter.)
Ebenfalls zum großen Teil von Sachsen besiedelt jist -das Ost-
elbische Land; es war seit dem Ausgang der Völkerwanderung slavisch, ja selbst
über die Elbe hinaus in das Gebiet der Altmark und des Obermains waren Slaven
gedrungen und seßhaft geworden. Unter den großen Sachfenkaifern und später unter
den Hohenstaufen begann die Wiedergermanisierung des Ostens, das größte
nationale Werk des deutschen Volkes im Mittelalter, das indessen noch heute nicht
vollendet ist. Polen bevölkern noch großenteils Oberschlesien, Posen und West-
Preußen, Teile des frühern Königreichs Polen; gegen hunderttaufend Mafuren
sind in Ostpreußen seßhaft, ebenso die noch etwas zahlreichern Litauer. Diese
gehören dem Stamm der Letten an, der den Slaven verwandt ist. Die Kolo-
nisation des überwiegend deutschen Ostpreußen war das große Werk des Deutsch-
ritterordens.
Erwerbszweige. Im Ostdeutschen Tiefland (Ostelbien) überwiegt die
Land Wirtschaft. Roggen- und Kartoffelbau waltet in den n. Provinzen vor, ge-
mifchter Anbau in Schlesien, und zwar in beiden Gebieten vorherrschend in Form
des Großgrundbesitzes. In hoher Blüte stehen namentlich Branntweinbrennerei
und Pferdezucht. Doch entfaltet auch die Industrie mehrorts eine bedeutsame
Wirksamkeit. Abgesehn von den großen Werften an der Küste, blüht die Tuch-
industrie besonders in der Mark Brandenburg, so in Luckenwalde, Kottbus, Guben,
dann in Görlitz in Schlesien; Berlin selbst ist die größte Industriestadt des Reiches.
Staßsurt hat große Salzlager, die Provinz Posen Braunkohlenlager, die Samland-
küste liefert Bernstein, Rügen Kreide.
Im Westdeutschen Tiefland wird an der Kultivierung der Moore eifrig
gearbeitet. (S. I S. 56.) Mehrfach sind auch schon in öder Landschaft wohlhabende
Moorkolonien (Fehnkolonien) aufgeblüht. Das glänzendste Beispiel ist Papenburg
in Hannover. Auch die Heide weicht mehr und mehr der Kultur. Große Strecken
werden aufgeforstet oder berieselt und verbessert. Bei Lüneburg und Stade trifft
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Bismarck Niebuhr Curtius Hebbel Reuter Bernstein
120
C. Länderkunde.
die Schönheit der Ostküste? 5. Wie sind Nord- und Ostsee miteinander
verbunden? 6. Welche Städte liegen an der Ostsee, welche an der Nordsee?
7. Wie Aufgabe 7 in § 180.
Zeichnung: Die Provinz Schleswig-Holstein. Zn berücksichtigen:
Der Kaifer-Wilhelm-Kaual, die Inseln Fehmarn und Alfen, die Buchten
der Ostküste nebst Städten, die Halligen, die Nordfriesischen Inseln.
§ 183. 5. Die Provinz Posen. Posen ist die ebenste aller preußischen
Provinzen mit zum Teil fruchtbarem Weizeuboden. Drei Viertel des Bodens
sind Ackerland, Wiese, Weide oder Garten, etwa ein Fünftel ist Wald.
Pferde- und Schafzucht blühen. Es ist halb so dicht bevölkert wie Schlesien,
reichlich 60 E. kommen auf 1 qkm. Im wenig fruchtbaren W wohueu
Deutsche, im 0 und 80 Poleu. Die größere Hälfte spricht das Polnische
und ist römisch-katholisch.
Aufgaben. 1. Bestimme die Grenzen der Provinz! 2. Welche alten Fluß-
lause liegen in Posen, und wie sind sie sür den Verkehr nutzbar gemacht?
3. Ordne die Städte nach den Regierungsbezirken Posen und Bromberg!
4. Wie Aufgabe 7 in § 180.
§ 184. 6. Die Provinz Schlesien. Schlesien hat eine zusammengesetzte
Bevölkerung. Von den reichlich 5 Mill. E. sind über 1 Mill. Polen
(Oberschlesien), 60000 Mähren, 25 000 Wenden (Lausitz), 15000 Tschechen.
Aufgaben. 1. Weise nach, daß die Provinz wie ein Keil in slawische
Gebiete eingeschoben ist! 2. Wie weisen Gebirge, Flüsse und Bodenverteilung
auf die Verbindung mit Preußen? 3. Welche natürlichen Bodenabschnitte
enthält die Provinz? 4. Welche Städte liegen an Flüssen, welche abseits
der Flüsse im Gebirge oder in der Ebene? 5. Ordne die vorgekommenen
Städte nach den drei Regierungsbezirken Oppeln, Breslau, Liegnitz!
6. Wie Aufgabe 7 in § 180.
§ 185. 7. Die Provinz Brandenburg. Größe 40000 qkm, reichlich
6 Mill. E., davon über 2 Mill. in Berlin. Durchschnittlich 103 auf 1 qkm..
Die Provinz umfaßt das Tieflaud zu beideu Seiten der Oder bis zur
unteren Havel und Elbe. Mit der fruchtbaren Ukermark reicht sie auf die
Mecklenburgische Seenplatte.
Der Boden ist zwar gut bewässert, aber meist sandig und teilweise
morastig. Sehr ausgedehnt sind die Kiefernwälder. Die Haupterwerbs-
quelle der Bewohner, die fast sämtlich der evangelischen Kirche angehören,
bildet die vornehmlich auf die Bedürfnisse Berlins eingerichtete Bewirt-
schaftnng des Bodens, ferner Schafzucht und die Verarbeitung der Wolle.
Weil in Brandenburg durch Wafferstraßen und Eisenbahnen Rohstoffe und
Kohlen leicht beschafft werden können, ist die Provinz eins unserer
größten Industriegebiete geworden, dessen Mittelpunkt Berlin ist.
Aufgaben. 1. Wo liegt der Boden am tiefsten? 2. Wo bilden Flüsse die
Grenze?" 3. Welche Städte liegen a) an der Oder und Warthe, b) an der
Spree und Havel, c) abseits von Flüssen? 4. Ordne die Städte nach den
Regierungsbezirken Potsdam und Frankfurt a. O.! (Berlin bildet einen
Verwaltungsbezirk für sich.) 5. Sprich im Zusammenhang über Berlin (Lage,
Geschichte, Bedeutung)! 6. Wie Aufgabe 7 in § 180.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Nordsee Posen Schlesien Posen Bromberg Oberschlesien Oppeln Breslau Liegnitz Berlin Berlins Brandenburg Berlin Potsdam Frankfurt Berlin Berlin
50. Sächsische Kulturebene zwischen Halle a. S. und Kothen mit dem Petersberg.
Eine der reichsten Gegenden unseres Vaterlandes liegt zwischen Halle a. S. und Kothen. Der waldlose und baumarme Boden zwischen der Saale und Mulde ist äußerst
fruchtbar und besonders ergibig an Zuckerrüben, die links auf dem Bilde ausgehoben, abgeschnitten und in Ochsenwagen abgefahren'werden zu der Zuckerfabrik, deren
beide Schlote links vor der Windmühle sich emporrecken. Die Schollen der Äcker, deren Ernte vor der Dieme rechts gedroschen wird, werden von den vier Scharen des
Dampfpfluges tief umgebrochen, ufii bald neue Saaten aufzunehmen. Links an der Bahn fördert eins der zahlreichen Bergwerke, auf die der 250 m hohe Petersberg
herabschaut, Braunkohlen zutage.
o
Ö
c
W
s
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Thüringen (der Thüringer Wald).
70
l Photogr. R. Krause, Bad Kösen.
Abb. 5, § 49. Im Thüringerlande: Rudelsburg und Saaleck.
Wir schauen nach Südwesten, das Saaletal aufwärts. Links auf steiler, Heller Felswand die
Rudelsburg, rechts Saaleck. Im Hintergrunde der Thüringer Wald. 2 Stunden hinter uns
befindet sich die Unstrutmünduug bei Naumburg.
3. Flüsse. Die «aale (von welchem Gebirge?) fließt in einem der schönsten
Täler Deutschlands. (Frischgrüne Wiesenebene von 3—4 km Breite, parkartig
durchsetzt mit Baumgruppen, beiderseits eingefaßt von helleuchtenden Felswänden
(Muschelkalk!), über denen hie und da Burgen thronen: „An der Saale hellem
Strande stehen Burgen stolz und kühn" I s. Text u. Bild 5, $ 49], Von den
Saalestädten liegen besonders schön das kleine Rudolstadt (am Knie) und die
Universitätsstadt Jena □, in einem Kessel, den nackte (Muschelkalk-)Felswände
umstehen; hier wie im ganzen Tale etwas Weinbaus. 14. Okt. 1806! Von
Naumburg an (A, Uustrutmündung gegenüber) treten die Bergränder mehr
und mehr zurück. Merseburg Q und Halle gehören bereits der Ebene an.
Zwischen ihnen mündet die Weiße Elster.
Die Unstrnt fließt in der Mitte der Thüringer Mulde. Nenne nach Skizze 2,
§ 49 ihre Nebenflüsse! — Städte an den Flüssen siehe § 52s und d.
d) Die Randgebirge Thüringens.
§ 50 l. Ter Thüringer Wald» das lieblichste Gebirge, der „Gebirgspark"
Teutschlands, ist ein langgestrecktes Kettengebirge, das durch schöne Quertäler reich
i) Auch sonst an den Thüringer Bergen Weinbau; aber wie singt Matthias Claudius?
„Thüringens Berge zum Exempel usw." Und von Jena heißt es in einem Spottvers: „In Jena
preßt man Trauben aus und denkt, es werde Wein daraus."
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
§74 Das Ostdeutsche Tiefland. 110
Da in den versumpften Tälern durch die häufigen Überschwemmungen viel-
fach ein fetter Schlamm abgelagert wurde, so haben sie meist einen fruchtbaren
Boden. Er kommt oder kam nur deshalb nicht zur Ausnutzung, weil er eben
versumpft ist. Diese Sumpf- und Bruchlandschaften durch Entwässerung in frucht-
bare Acker und Wiesen umzuwandeln, war das lebhafte Bestreben Friedrichs des
Großen. Sein Vater Friedrich Wilhelm I. hatte schon 1718—1725 das Havel-
ländische Luch kolonisiert. Friedrichs größtes Kolonisierungswerk war die
Urbarmachung des Oderbruchs (1746—1753). In 43 Dörfern wurden hier
1200 Familien angesiedelt. „Hier habe ich mitten im Frieden eine Provinz er-
obert." Völlig beendet wurden die Arbeiten erst 1866. Heute ist das Oderbruch
die Kornkammer der Mark. Nach dem Siebenjährigen Kriege wurden in Posen
das Netzebruch, in Brandenburg das Warthebruch kolonisiert.
Die große Kulturarbeit, die die Brandenburger sowohl an ihren Sand- als an ihren Sumpf-
flächen geleistet haben, macht den Spott über des „Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse"
völlig hinfällig. Dazu kommt, daß die Mark mit ihreu vielen Seen und Wäldern manche land-
schaftliche Perlen aufweist und auch der mineralischen Schätze nicht ganz bar ist. Hin und
wieder finden sich Braunkohlen (z. B. bei Spremberg in der Niederlausitz und südl. von Ebers-
walde in den Raueuer Bergen); bei Sperenberg nördl. vom Fläming befinden sich Gips-
brüche, und hier wurde 1867 in 90 m Tiefe auch ein Steinsalzlager erbohrt, dessen untere
Grenze man mit 1273 m noch nicht erreicht hatte. Abgebaut wird es zurzeit noch nicht. Ferner
sind zu nennen die Kalksteinbrüche bei Rüdersdorf (nördl. von der Spree) und die zahl-
reichen Tonlager, die namentlich in der Umgegend von Berlin großartige Ziegeleien haben
erstehen lassen. Endlich ist Brandenburg ein wichtiges Industriegebiet; der ganze S.-O.
(Niederlausitz, § 57 a und der Rand des Fläming) ist eines der wichtigsten Gebiete deutscher Tuch-
weberei. Dazu kommt die mannigfaltige Industrie Berlins, der ersten Industriestadt des Deut-
scheu Reiches.
Flüsse und Kanäle Brandenburgs.
Brandenburg ist außerordentlich reich bewässert. Das erklärt sich durch den
gewiß seltenen Umstand, daß von drei Richtungen her Flüsse in dieses Gebiet
eintreten. Vom Süden, also von dem Gebirge her, kommen Oder, Bober,
Görlitzer Neiße und Spree; von Osten, von der Polnischen Platte her, Warthe
und Netze (Obra), und von Norden die Abflüsse des nördl. Höhenrückens, darunter
die Havel mit ihren nördl. Nebenflüssen. Zu den natürlichen Wasserstraßen
treten eine Reihe künstlicher. (Nach der Karte nennen!) Die vielen Talungen
forderten geradezu zur Herstellung von Kanälen auf. Infolgedessen ist Branden-
bürg von allen deutschen Landesteilen mit dem dichtesten Wasserstraßen-
netz versehen worden.
Die Städte Brandenburgs.
Siehe § 89. Die dort nach den Regierungsbezirken geordneten Städte sind
hier nach Flüssen zu ordnen.
Berlin und Umgebung.
Berlin an?; zur Zeit des Großen Kurfürsten 20 000, jetzt über 2 Mill. Einw. Ursachen des
Anwachsens: a) Genau in der Mitte des Norddeutschen Tieflandes gelegen; b) Residenzstadt
zuerst Brandenburgs, dann Preußens, dann Deutschlands. — Berlin ist die erste Stadt Deutsch-
lauds für Wissenschaft (besuchteste Universität), Kunst, Industrie und Binnenhandel. Viele Bahnen
und Wasserstraßen, in deren Mitte Berlin sitzt, „wie die Spinne im Mittelpunkte ihres Netzes".
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Posen Brandenburg Spremberg Niederlausitz Sperenberg Berlin Brandenburg Niederlausitz Berlins Brandenburgs Brandenburg Brandenburgs Berlin Berlin Brandenburgs Deutschlands Berlin Berlin
174 Das Deutsche Reich.
Großartige Bauwerke sind die Stadtbahn, die elekrrifche Hochbahn,
die Siegessäule, das Königliche Schloß, das Zeughaus, das
Kaiser Wilh elm-D enkm al. das Reichtagsgebäude. ' Die schönste
Straße ist die „Unter den Linden". Ein Spaziergang durch den schönen,
schattigen Tiergarten und durch die Siegesallee mit den Denkmälern
samtlicher märkischer und preußischer Herrscher führt uns nach Charlotten-
bürg, reich an Villen und Gartenanlagen.*) — Spandau, Festung an der
Spreemündung, wichtiger Waffenplatz der Mark, berühmt durch seine Gewehr
sabriken und Geschützgießereien und die Militärschießschule. Im Juliusturin
liegt der Reichskriegsschatz, 120 Mill. Ml in Gold. — Potsdam, R.-B.-H.,
zweite Residenz der preuß. Könige, an der seenartig erweiterten Havel in
schöner Umgebung gelegen. Schlösser Sanssouci, Babelsberg, Neues
Palais u. a. — Brandenburg a. d. Havel, älteste Stadt der Mark^
Fahrradwerke. — Eberswalde, am Finow-Kanal, Forstakademie. —
Frankfurt a. £>., R.-B.-H., an der großen wö. Verkehrslinie. — Küftrin,
starke Festung an der Warthemündung. — Guben, gewerbreiche Stadt an
der Lausitzer Neiße. — Kottbus, Eisenbahnknoten.
; c) In der Provinz Sachsen: Stendal, alte Hst. der Altmark.
4. Der südliche Landrücken besteht aus einzelnen, lose aneinander
gereihten Erhebungen, die sich von 80. nach Sw. erstrecken und in dieser
Richtung an Höhe abnehmen. Er zeigt sandigen, wenig fruchtbaren Boden.
Ihm fehlen die Seen. Vorwiegend trifft man magere Ackerfelder und Kiefern-
wälder an.
In Oberschlesien bildet der Landrücken auf der rechten Oderseite die
Tarnowitzer Höhe, die fehr reich an Zink, Steinkohlen und Eisen ist.
Die Eisenschätze haben hier den dichtbevölkerten oberschlesischen
Jndustriebezirk hervorgerufen mit zahlreichen, schnell gewachsenen Städten.
N. von Kosel erreicht der Landrücken seine höchste Erhebung, 400 in. Auf
der Feldmark Paruschowitz befindet sich das tiefste Bohrloch der Erde, 2002 in.
tief. S. S. 15.
Recht fruchtbar ist die zwischen Höhenzug und Sudeten gelegene, von
der Oder und ihren Nebenflüssen bewässerte schlesische Ebene. Aus ihr
erhebt sich zwischen Eulengebirge und Oder der Zobten. Etwa von der
Katzbachmündung ab beginnt das Oderdurchbruchstal. Zu den Hügelketten
dieses Gebietes gehören die weinreichen Grünberger Berge. In der Nw.=
Richtung des Landrückens folgen jetzt die niederschlesischen Heide-
gebiete und der Niederlausitzer Grenzwall, worauf der Landrücken
in den wasserarmen, kahlen Höhen des Flämings hervortritt. Jenseits der
Elbfurche und der fruchtbaren aus Löß bestehenden waldlosen Magdeburger
Börde zeigen sich, noch im Gebiete des ostdeutschen Tieflandes, die letzten
Ausläufer des südlichen Landrückens in den wellenförmigen Sandrücken der
Lüneburger Heide. Den südlichen Landrücken begleitet eine Reihe zu-
sammenhängender Niederungen, die noch jetzt durch Malapane, Oder (bis-
unterhalb Breslau), Schwarze Elster, Elbe (— Magdeburg), Aller, Uuter-
weser kenntlich sind. Man nennt sie das Breslau—bremer Haupttal.
Die Liineburger Heide ist eine starkgewellte, sandige diluviale Fläche.
Auf weiten Strecken herrscht eine traurige Öde, „in der sich Wachholder, Heide
und Besenpfriem Gesellschaft leisten." ' Hin und wieder tritt Kiefernwald,
Ackerfeld oder Hochmoor auf; an einzelnen Stellen triffst du ein Hünengrabs
mit mächtigen Steinblöcken umstellt. Die Bewohner ernähren sich von der
*) Bedeutendste Vororte: Neu-Weißensee, Wilmersdorf, Pankow, # Rix-
dorf, 5 Schöneberg, Steglitz, Groß-Lichterfelde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
176 Das Deutsche Reich,
bei hohem Luftdruck entwickelt sich das Landklima: Heiteres Wetter, Hitze im
Sommer, Kälte im Winter,
3. Die Bewohner.
a) Abstammung. Das ostdeutsche Tiefland war ehedem von
s l a v i s ch e n Völkern bewohnt, ist aber jetzt mit Ausnahme einzelner Striche
völlig verdeutscht. Die deutschen Stämme des Ostens sind (bis auf die
Schlesier und eiueu kleinen Teil Oberdeutscher im w. Ostpreußen) Nieder-
deutsche. Als deutsche Grenzstämme im rauhen Osten gegenüber dem
andringenden Slaventum zeichneten sie sich von jeher durch markiges, arbeit-
sames vaterlandsliebendes Wesen aus. Es sind in dieser Hinsicht besonders
zu nennen die kernigen, gefinnungstrenen Ostpreußen, die derben, aber biedern
Pommern, die gemütsreichen, treuherzigen Schlesier, die tatkräftigen, kriegs-
tüchtigen Märker und endlich die redegewandten, witzigen, praktischen Berlin er.
— Über die slavischen und lettischen Volksüberreste vergl. S. 137.
d) Die Bev ölkeruugsdichtigkeit ist wegen geringerer Fruchtbar-
keit des Bodens gering. Nach der Übersichtstafel S. 139 bleiben alle Ge-
biete des Ostens außer Schlesien ziemlich bedeutend hinter der mittleren Be-
Völkerungsdichte des Reichs zurück. Schlesien übertrifft sie. — Einzelne
Striche leiden zudem unter Auswanderung, so Posen, Brandenburg und
Westpreußen.
c) Religion. Die herrschende Kirche ist die evangelische.
Katholisch sind die Bewohner in Oberschlesien, im ostpreußischen Ermlande,
sowie zur Hälfte in Westprenßen und überwiegend in Posen. Juden sind
zahlreich im Polnischen anzutreffen.
ä) Nahrungsquellen. Der hauptsächlichste Erwerbszweig ist die
Landwirtschaft. Etwa J/5 des Bodens ist mit Wald bedeckt. Jnbezug
auf Viehzucht ist besonders die Pferdezucht in Ostpreußen (Trakehnen), Holstein
und Mecklenburg und die Schafzucht in Pommern hervorzuheben. Wie ein
Garten erscheint das nördliche und östliche Vorland des Harzes. Hier die
fruchtbaren Lößgebiete mit dem Zuckerrübenbau; die Hälfte aller
deutschen Zuckerfabriken findet sich auf dem Streifen Saale—
Halberstadt—leine.
Als Wohnhaus der bäuerlichen Bevölkerung kommt vorzugsweise die
sränkischehofanlage(S. 149), daneben anch das sächsische Bauern-
haus und endlich in Ostpreußen und den Weichselgegenden das nordische
Haus vor. Es ist, wie das fränkische, von den Wirtschaftsgebäuden ge-
sondert, hat an der Giebel- oder auch an der Frontseite eine Vorhalle,
„Vorlaube", die ganz oder halb offen und der Haupteingang des Hauses ist,
und wird im Innern von beiden Seiten durch Fenster erhellt. Hinter dem
Hause sind Gartenanlagen. Aus den Wirtschaftshof gelangt man durch das
„Hoftor".
Eine eigenartige Erscheinung im wirtschaftlichen Leben der Landbevöl-
kerung des Ostens, namentlich in Posen und Westpreußen, ist die sogen.
„Sachsengängerei". Tausende von Landarbeitern ziehen im Frühjahr nach
den „Rübenländern" und Industriegebieten des Westens, aber nur Hunderte
kehren zu Beginn des Winters mit ihrem ersparten Verdienst wieder heim. In
und um Berlin, im Havellande, in der Gegend von Magdeburg, Halberstadt
und andern Gebieten der Provinz Sachsen, ferner um Leipzig und in den
rheinwestfälischen Industriegebieten gibt es viele Polenkolonien (zusammen
1/5 Mill. Köpfe).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Posen Brandenburg Oberschlesien Westprenßen Posen Ostpreußen Holstein Pommern Ostpreußen Posen Berlin Magdeburg Halberstadt Leipzig
488
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
empfangen noch jetzt ihre wichtigsten Nebenflüsse von rechts ans den Urstrom-
talern: Bug mit Narew, Warthe mit Netze, Havel mit Spree. Die
vom Wasser verlassenen Urstromtäler zeichnen in ihren tiefen, sandigen oder
mit Erlenbrüchen erfüllten Furchen bequeme Wege für Querkanäle vor.
(23gl. § 310, Iii.) Für Berlin ist es von Bedeutung, daß die im 0 ziemlich
weit voneinander entfernt liegenden Urstromtäler in der Mark eng zusammen-
lausen, sich schließlich in dem Havel—elbe-Tal vereinigen und so die Haupt-
stadt des Reiches zum Zielpunkt künstlicher Wasserstraßen bestimmen: des
Oder — Spree-Kanals, des Bromberger und des Fiuow-Kanals, des
Havelländischen Hauptkanals, des Planeschen Kanals u.a. (Fig.248).
Der jüngste und leistungsfähigste Kanal ist der Teltow-Kanal südlich von
Berlin. (Großschiffahrtsweg Berlin—stettin s. bei Stettin § 317, 3.) Da
auch die Eisenbahnen in den Urstromtälern bequeme Wege finden, so wurden
die alten Wasserläufe neu belebt durch den „Strom" des Verkehrs.
Ii. Wirtschaftsleben. Die östliche Tieflandsmulde, im wesentlichen
das Gebiet der Provinz Posen mit den Flüssen Warthe, Netze und Bartsch, hat
ein ausgesprochen kontinentales Klima. Drei Viertel des Landes, ein
größerer Prozentsatz als in irgendeiner anderen Provinz oder in einem anderen
Bundesstaate, bilden Acker-, Wiesen-, Gartenland und Weiden. Nur ein Fünftel
ist mit Wald (Kiefernwälder) bedeckt. Die Landwirtschaft mit ausgedehntem
Zuckerrüben-, bedeutendem Weizen- und ansehnlichem Hopfenbau beschäs-
tigt fast zwei Drittel der Bewohner. Die Posener Ebene zwischen dem nörd-
lichen und Mittlern Talzuge ist eius der ersten Getreideländer Preußens.
Die westliche Tieflandsmulde, das Gebiet der Mittlern Oder, der
Havel und Spree, also in der Hauptsache die Provinz Brandenburg, besitzt
zwar reichlich befeuchteten, aber zu 40 "/<> saudigen, flachen und teilweise
morastigen Boden. Die sandigen Striche sind meist mit Kiefernwäldern1
bestanden. Die Haupterwerbsquelle der Provinzbewohner ist der vornehmlich
ans die Versorgung Berlins gerichtete Pflanzenbau, der auf den Geschiebe-
lehmslnren (Uckermark) reichliche Ernten von Roggen, Hafer und Zucker-
rüben liefert, während in sandigem Boden namentlich Kartoffeln und
Gemüse gebaut werden. Die ehemaligen Sumpfböden des Warthe-, Oder-
und Netzebruches sind seit den Tagen Friedrichs des Großen entwässert und
gehören heute zu den wertvollsten Anbaugebieten der Mark; aber auch große
Teile des sandigen Märkischen Flachlandes wurden durch den Fleiß und
die Ausdauer der Bewohner sowie durch die Fürsorge der Hohenzollernfürften
in Gemüse-, Obst- und Blumengärten verwandelt. Abwärts von Kottbns
durchfließt die Spree in vielen Armen den Spreewald, eine heute großen-
teils entwässerte Wald-, Wiesen- und Ackerlandschaft, die beträchtliche Mengen
von Gemüse (Gurken, Meerrettiche, Zwiebeln) der Reichshauptstadt zuführt.
Mit Bodenschätzen ist das Märkische Tiefland nur gering ausgestattet.
Braunkohlen finden sich in der Nähe von Frankfurt a. O., bei Spremberg
1 Die Kiefer hat mit der Ausbreitung des Preußischen Staates einen Siegeszug durch
Norddeutschland gehalten und ist heute der am meisten verbreitete Waldbaum Deutschlands.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Bartsch Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Europa Berlin Berlin Großschiffahrtsweg Stettin Berlins Oder- Spreewald Frankfurt_a._O. Spremberg Norddeutschland Deutschlands
514
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Obstbau treibt man überall im Reiche, vorzugsweise aber in Süd- und Mittel-
deutschend. Vortreffliche Obstländer sind wegen ihres milden Klimas die Gegenden
am Neckar, am Rhein und am Main. Auch Thüringen, die Elbmarschen, die Pro-
vinzen Schlesien und Brandenburg senden gute Obstsorten aus die deutschen Märkte.
Der einheimische Obstbau deckt aber nicht den Bedarf; deshalb muß viel auslän-
disches Obst saus Böhmen, Tirol, Frankreich, Oberitalien, aus der Union und
Australien) nach Deutschland eingeführt werden. Der Weinbau wird vorzugsweise
an den günstig gelegenen Gehängen der Flußtäler Südwestdeutschlauds gepflegt,
besonders im Gebiet des Rhein-, Mosel- und Ahrtals, am Neckar und Main^. Die
nördlichsten Weinbauinseln Deutschlands und der ganzen Erde sind die Rebengärten
im Saale- und Unstruttals (Naumburg), um Meißen und Grimberg. Der deutsche
Wein erzielt die höchsten Preise und in den letzten 20 Jahren einen zwischen
50 bis 150 Mill. Mark schwankenden Jahresertrag2.
2. Die Viehzucht. Wegen der beträchlichen Ausdehnung der Wiesen- und
Weideflüchen (16 °/0 des Bodens) sind weite Gebiete unseres Vaterlandes Stätten
blühender Viehzucht, so das Nordwestdeutsche Tiesland, Schleswig-Holstein, Ost-
preußen, Süddeutschland. Aber wie die Landwirtschaft, so ist auch die Viehzucht
uicht imstande, den einheimischen Bedarf vollständig zu befriedigen;
für Vieh und Fleisch zahlen wir namhafte Summen an das Ausland (Holland,
Dänemark, Österreich, Rußland, Union).
Einer besonderen Pflege erfreut sich die Rinderzucht, da uns das Rind die feinsten
und teuersten Lebensmittel (Milch, Butter, Fleisch) liefert. Abgesehen von den
Marschgegenden Norddeutschlauds, ist die Riudviehhaltuug namentlich in Mittel-
und Süddeutschland eine wichtige Erwerbsquelle und vielfach die Grundlage der
Landwirtschaft. Als die besten Rinderrassen gelten die Niederungsrassen der
Elb- und Weichseluiederuug und die Höheurasseu Oberbadeus und besonders
Oberbayerns (Algäu). Mehr Rinder als Deutschlaud züchtet in Europa nur noch
Rußland, das uns auch in der Anzahl der Pferde übertrifft. Die Pferdezucht,
unterstützt durch staatliche Gestüte (Trakehuen in Ostpreußen, Graditz in Sachsen
(dafür demnächst Seesen am Harz^, Celle in Hannover), wird besonders im nörd-
lichen Deutschland betrieben. Die Schafzucht geht zurück, weil der intensiv be-
triebene Ackerbau immer größere Flüchen des früheren Weidelandes in Anspruch
nimmt, und weil billige Wolle aus Australien, Argentinien und Südafrika ein-
geführt wird. Am bedeutendsten ist sie noch in Mecklenburg, Pommern und einigen
Kleinstaaten (Schwarzbnrg-Sondershansen, Anhalt, Braunschweig, Waldeck). Wich-
tig ist die stark zunehmende, überall verbreitete Schweinezucht, hinsichtlich deren das
Deutsche Reich in Europa an erster Stelle steht. Auch iu der Bienenzucht (Lüne-
burger und Schleiche Heide) behauptet Teutschland deu vordersten Platz; dagegen
werden wir in der Geflügelzucht, abgesehen von der Günsezncht, von anderen
Ländern weit übertroffen. Deshalb ist die Eiereinsuhr recht beträchtlich.
Ii. Forstwirtschaft. Ein Viertel der Gesamtfläche des Reiches ist mit Wald
bedeckt; daher ist Deutschland ein verhältnismäßig waldreiches Land. Etwa
ein Drittel der Waldfläche entfällt ans Laubwald, das übrige auf Nadelwald
(vorwiegend Kiefern und Fichten); jener ist der Wald der westlichen, dieser der öst-
lichen Landschaften. Die größten Wälder weisen die Mittelgebirgsgegenden ans;
1 Die Linie, südlich deren die Weintraube zur Vollreife gelangt, verläuft in Deutsch-
laud etwas nördlich neben der Juli-Isotherme von 20°.
2 1 hl im Durchschnitt 57, in Frankreich nur 16 Mark.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Grimberg
Extrahierte Ortsnamen: Europa Süd- Rhein Main Brandenburg Frankreich Oberitalien Australien Deutschland Rhein- Main^ Deutschlands Naumburg Schleswig-Holstein Holland Dänemark Norddeutschlauds Höheurasseu_Oberbadeus Oberbayerns Europa Sachsen Seesen Celle Hannover Deutschland Australien Argentinien Südafrika Mecklenburg Pommern Braunschweig Europa Deutschland Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
150 Der westphälische Frieve; Mednch Wilhelm's Ziel.
4) die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg, sobald der damalige Administrator mit Tode abgehen würde, was 1680 erfolgte (das Erz-stift umfaßte die heutigen Kreise Magdeburg, Neuhaldensleben, Wolmirstädt, Jerichow I. und Ii. und Calbe; dagegen waren die Aemter Quersurt, Jüterbogk, Dahme und Gnrg schon vorher an Kursachsen abgetreten, Burg kam 1687 an Brandenburg, die übrigen Gebiete erst 1815).
Der Kurfürst von Brandenburg führte fortan auch die Titel: Herzog von Pommern, Herzog von Magdeburg, Fürst vou Halberstadt und von Minden.
Die dem Kurfürsten bewilligte Entschädigung war, was den Flächenraum und die Schönheit des Landes betrifft, bedeutender, als der Verlust in Pommern ; denn für 160 Quadratmeilen des pommerischen Landes erhielt der Kurfürst 200 Quadratmeilen schönen, wohlangebauten und reichbevölkerten Bodens. Auch wareu die heftigsten Gegner Brandenburgs sehr unzufrieden mit dieser, wie es schien, überreichen Entschädigung. Aber der Kurfürst selbst konnte den Verlust vou Pommern nicht so leicht verschmerzen. Unter allen brandenburgischen Fürsten war er nämlich derjenige, welcher am entschiedensten zur Gründung einer Seemacht hinneigte. Seine derartigen Jugendiräume waren durch den Aufenthalt in Holland neu belebt und gestärkt worden: deshalb schien ihm der Besitz der pommerischen Seeküste doppelt wichtig. Später freilich hat man erkannt, wie bedeutsam für Preußen die Erwerbung jener schönen Länder im Innern von Deutschland war, durch welche Brandenburg mit den mittleren deutschen Staaten in immer engere und folgenreichere Berührung kam.
Neben der Sorge für seine eigenen Staaten versäumte der Kurfürst nicht, der Sache der Protestanten bei dem großen Friedensschlüsse seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, besonders war es seinen eifrigen Bemühungen zu danken, daß den Reformirten dieselben Vortheile, wie den angsburgischen Confefsionsverwandten eingeräumt wurden. Durch den westphälischen Frieden wurde festgesetzt, daß in allen bürgerlichen Verhältnissen beide Religionsparteien vollkommene Gleichheit genießen sollten, außer in den kaiserlichen Erblanden, aus welche die Wohlthat der Glaubensfreiheit nicht ausgedehnt wurde. Nur Schlesien wurde ein kümmerlicher Schein derselben zu Theil.
Am 24. September 1648 wurde die Urkunde des westphälischen Friedens zu Münster unterzeichnet. Von hier an beginnt für Preußen, wie für ganz Deutschland, eine neue Entwickelung.
21. Friedrich Wilhelm's Streben und Trachten in der Landesregierung.
Friedrich Wilhelm's großes Ziel. Durch den Ausgang der Friedensunterhandlungen sah das brandenbnrgische Haus seinen Länderbesitz erweitert: die wichtigsten Erwerbungen erhielten jedoch erst dadurch den rechten Werth, daß der Fürst, welcher damals aus dem brandenburgischen Throne saß, von dem Streben beseelt war, seinem Staate und Volke eine erhöhete Bildung zu erringen. Friedrich Wilhelm war der erste brandenbnrgische
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Jerichow_I. Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Magdeburg Kursachsen Brandenburg Brandenburg Pommern Magdeburg Halberstadt Minden Pommern Brandenburgs Pommern Holland Deutschland Brandenburg Deutschland