Der deutsch-französische Krieg 1870—1871.
253
Kassel wurde ihm als Aufenthaltsort angewiesen. „Welch eine Wendung durch Gottes Führung!" telegraphierte der König an feine Gemahlin.
Die Folge der Gefangennahme des Kaisers war der Ausbruch einer ^nmschen Revolution in Paris. Die Kaiserin Eugenie floh nach England; diefiatfeitum8' Republik wurde ausgerufen. An die Spitze der neuen Regierung trat der General Trochu, der Kommandant von Paris; die Seele des Widerstandes aber wurde bald der damals zweiunddreißigjährige Gambetta, früher Rechtsanwalt und Mitglied des Parlaments. Die Losung der neuen Regierung war der Krieg bis aufs Messer; sie erklärte „keine Scholle Landes, keinen Stein der Festungen" abtreten zu wollen.'
So nahm denn der Krieg seinen Fortgang. Er hatte bisher den Deutschen zwar schwere Verluste, aber glänzende Ergebnisse gebracht; im Laufe eines Monats war die Feldarmee Napoleons völlig zu Boden geschlagen worden; sie war mit Ausnahme eines einzigen Armeekorps, das nach Paris entkam, entweder gefangen oder in Metz eingeschlossen. Es beginnt nunmehr der zweite Teildeskrieges,der Krieg gegen das republikanische Frankreich; in ihm handelt es sich einerseits um die Belagerung von Paris, Metz und anderen Festungen, andererseits um die Bekämpfung der von der republikanischen Regierung neu aufgestellten Provinzialarmeen.
§ 253. Die Belagerungen. Nach dem Siege von Sedan mar- ^°Paur° schierten die deutschen Truppen nach Paris und schlossen die Stadt von allen Seiten ein; im Norden und Osten nahm der Kronprinz von Sachsen mit der vierten Armee Stellung, im Süden und Westen der preußische Kronprinz mit der dritten Armee. Der König verlegte sein Hauptquartier nach Versailles. Die Einschließungsarmee zählte anfangs nur 150 000, später feiten mehr als 200 000 Mann. Paris wurde verteidigt von etwa 80 000 Mann Linientruppen, etwas über 100000 schlecht ausgebildeten Mobilgarden und einer Bürgerwehr (Nationailgarde), die wohl über 200 000 Mann zählte, aber sehr geringen militärischen Wert hatte. Die Stadt war von 16 Forts umgeben. Sie war mit Lebensmitteln sehr gut versehen, so daß sich die Hoffnung, daß sie der Hunger bald zur Übergabe zwingen würde, nicht erfüllte. Allerdings hatte die republikanische Regierung einen schweren Stand gegenüber dem unruhigen Pöbel, der mehrere Auf standsversuche machte. Trotzdem versuchten sie mehrmals den Ring der deutschen Armeen zu durchbrechen; aber in blutigen Kämpfen wurden alle Ausfälle zurückgeschlagen. Zu Beginn des Jahres 1871 wurde das lange verzögerte B o m b a r d e m e n t auf die Stadt eröffnet. Zugleich stiegen die Schwierig-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Eugenie Napoleons Metz
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Paris England Paris Napoleons Paris Frankreich Paris Sedan Paris Sachsen Versailles
256
Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Enlstehung des neuen Reichs.
waffnung Armeekorps heran. Bourbaki, unfähig zum Widerstände, ließ sich nach Bourbakt«. bet Schweizer Grenze drängen und überschritt sie. Auf dem neutralen Boden wurde seine Armee, 80000 Mann, entwaffnet; der unglückliche Feldherr machte einen Selbstmordversuch. Kurz vorher war in einem Gefecht, das den Truppen Garibaldis bei Dijon geliefert wurde, die einzige Fahne verloren worden, welche die Deutschen in diesem Kriege eingebüßt haben, eine Fahne des 61. Regiments; sie wurde vom Feinde unter einem Haufen von Leichen gefunden.
Waffenstill. § 255. Der Friede. Am 28. Januar, dem Tage der Kapitulation von an Paris, war ein W a f f e n st i l l st a n d verabredet worden. Nur auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz ist noch bis zum 15. Februar gefochten worden. Einnahme biefem Tage ergab sich Belf ort; der'tapferen Besatzung wurde freier
von Belfort. 1 001/
Abzug bewilligt.
Die Friedensverhandlungen führte auf ftanzösischer Seite der greise Staatsmann und Geschichtschreiber T h i e rs. Am 26. Februar 1871 wurde Vorfriede dervorfriedezuversailles abgeschlossen: Frankreich trat das Elsaß Bcrfailles. und einen Teil Lothringens mit Metz ab und zahlte 5 Milliarden Francs (4 Milliarden Mark) Kriegsentschädigung; außerdem zogen deutsche Truppen in Paris ein und hielten einen Teil der Stadt zwei Tage lang besetzt. Am 1.März wurden diese Friedensbedingungen von der in Bordeaux zusammengetretenen Nationalversammlung genehmigt. Die deutschen Truppen konnten, mit Ruhm und Ehre geschmückt, wieder in die Heimat ziehen. Kommunein In Frankreich aber hatte der Krieg ein furchtbares Nachspiel. Die
^ ' Arbeiterbevölkerung von Paris, die während der Belagerung als Nationalgarde bewaffnet worden war, wollte, von sozialistischen Führern geleitet, ihre Waffen nicht wieder herausgeben, empörte sich und setzte einen Gemeinderat, eine Kommune, ein. Erst nach langen Kämpfen, denen die Deutschen von den Forts des rechten Seineufers aus zusahen, vermochten die Regierungstruppen die Hauptstadt wiederzunehmen. Als die Kommunarden sahen, daß fernerer Widerstand vergeblich sei, zerstörten sie in rasender Wut einige der hervorragendsten Bauwerke der Stadt, das alte Königsschloß der Tuilerien, das Rathaus, die Vendomesäule, auf deren Spitze die Statue Napoleons stand. Dem Siege der Regierung folgte eine große Menge von Erschießungen.
§ 256. Die Aufrichtung des deutschen Kaisertums. Ffir Deutschland hatte dieser Krieg ein herrliches Ergebnis gehabt idieeinheituuddas Kaiserreich. Die Überzeugung war allgemein im deutschen Volke, daß
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
550
116. Die ersten Siege.
116. Die ersten Siege.
Von Georg Bleysteiner?)
Während in den Zeiten der Uneinigkeit Deutschlands die französischen Armeen meist mit unfehlbarer Sicherheit den Vorstoß gegen die deutschen Grenzen richten und das alte Ziel ihrer Eroberungsgelüste, die Pfalz, mit Truppen überziehen konnten, war es diesmal der deutschen Iii. (Süd-) Armee gelungen ihrerseits die Unternehmungen im Feindesland zu beginnen. Weißen-burg, der Preis des ersten deutschen Sieges in diesem Kriege, war eine alte deutsche Stadt, die im Jahre 1247 zu einer der zehn freien Reichsstädte des Elsasses erhoben, aber vom französischen König Ludwig Xiv. im Jahre 1673 erobert wurde. Im Jahre 1744 und 1793 wurde sie von den Deutschen zwar zurückerobert, beibemale aber später von Frankreich wieder geraubt. Dieses legte stets den größten Wert auf den Besitz der „Weißenburger Linien", so daß, als der General Beauharnais, der Großvater Napoleons Iii. (mütterlicherseits), sie 1793 gegen das beutsche Heer unter General Wnrmser und dem Prinzen von Walbeck verlor, Beauharnais auf Befehl des französischen Konvents aufs Schaffst geschleppt und hingerichtet würde. Nur infolge der Uneinigkeit der deutschen Verbünbeten war die französische Armee bamals entkommen. Gottlob, basj jetzt bte Deutschen einig waren und unter einem Oberbefehlshaber gegen den Enkel jenes Beanharnais kämpften!
Der 4. August war der erste der glänzenben Siegestage, welche die beutsche Armee, nach Ergreifen der Offensive unaufhaltsam auf französischem Boben vorrückenb, auf ihre Fahnen schrieb. Da an dem Erfolge biefes Tages Preußen, norbbeutsche Buubestruppen und Bayern in gleich ruhmvoller Weise beteiligt waren, so empfing am 4. August zugleich bte neue Waffenltrüberfchaft der deutschen Stämme ihre erste Feuerprobe und Bluttaufe. Die amtliche Melbung des bayerischen Knegsininifterinins lautete: „Preußen und Bayern im Vormarsch, haben am 4. August bte Lauter überschritten und Weißenbnrg und den bah in ter liegenden Geisberg erstürmt."
Die Siegesbotschaft verbreitete sich noch am nämlichen Tage wie ein Lauffeuer durch ganz Dentfchlanb und würde überall mit enbloser Frenbe aufgenommen. Schon abenbs 11 Uhr lief an das Kriegsministerium in München folgenbe Depesche vom äußersten Norbosten Preußens ein: „Marienburg. Die treuen deutschen Brüber an der Ostsee ein bonnembes Hoch den tapferen bayerischen Waffeubrübern!" In allen Rebaktionsränmen würden massenhaft Extrablätter verlangt, welche die Nachricht augenblicklich über alle Teile des Laubes und besonbers auch an bte noch burchztehenben Truppen gelangen ließen. Waren boch aller Augen und Herzen nach dem deutschen Rheine gerichtet, erwartete man boch mit fielternber Spannung die ersten Nachrichten
!) „Aus großer Zeit", S. 108 ff. Augsburg 1897, M. Rieger.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Bleysteiner Ludwig_Xiv Ludwig Napoleons Walbeck August August August Rieger
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Elsasses Frankreich Napoleons Bayern Weißenbnrg München Ostsee Rheine Augsburg
124. Der Volkskrieg an der Loire — ein neuer, zweiter Krieg. 593
Sprache wohnt in dieser Stille; wie wächst die Ergriffenheit an solchem
Schweigen!
Drunten liegt das deutsche Land, das Land, das mehr getan für die Erlösung des Geistes als irgend ein anderes und dennoch mehr gelitten als irgend ein anderes. Seine Geschichte ist eine Messiade in der Weltgeschichte.
Elend und Schmach ist über uns ergangen, 30 Jahre hat der Krieg in
unseren Gauen gewütet, der Druck der Fürsten und die Gier der Eroberer-
Haben das deutsche Volk, das edelste unter den Völkern, gebeugt. Und dennoch schritt es in stiller Arbeit weiter, dennoch konnten sie ihm eines nicht rauben, das war die Treue und die Kraft seines Herzens.
Mit dem Herzen hat es heute die große Tat der Befreiung vollbracht
und an dieser Tat hat der ärmste Mann, hat jedes Kind sein Teil, das die
Hände zum Himmel erhob und für Deutschland gebetet hat.
Das ist der wahre Boden unserer Einigkeit; im Herzen liegt unsere Kraft.
O Vaterland, wie schön bist du, wie blühend liegst du zu unseren Füßen,
so reich an Schmerzen und so reich an Ruhm! Hell lodern die Frendenfener auf allen Alpen. Und wenn sie noch so ferne sind, aus ihren Flammen schlägt doch ein Stück vom deutschen Geiste znm Himmel und der Himmel wird ihn beschirmen.
124. Der Volkskrieg an der Loire — ein neuer, zweiter Krieg.
Don Fritz Hoenig.')
Mit dem Volkskrieg an der Loire trat der Krieg unter der französischen Republik in eine neue politische Phase. Ursprünglich nur vou den beiderseitigen Heeren geführt nahm er nunmehr einen völlig veränderten Charakter an und gestaltete die Aufgabe der Strategie, je nachdem sich die Operationen mehr an den Grenzen oder im Herzen des Landes abspielten, weit schwieriger und erhöhte die Mühen und Anstrengungen der Truppen erheblich.
Die deutschen Heere kämpften nicht nur gegen eine andere Regierung, sie kämpften vor allen Dingen gegen eine andere Armee. Dabei befanden sie sich in großer Unterlegenheit an Zahl, aber in der Überlegenheit an Tüchtigkeit. Der Kriegsschauplatz an der Loire war sehr verschieden von dem im Osten Frankreichs. Die regnerischen Novembertage im Verein mit den kurzen Tagen und langen Nächten legten den Operationen empfindliche Fesseln an und ließen in vielen Fällen das als unmöglich erscheinen, was znr Sommerszeit aus festen Straßen und bei langen Tagen ausgeführt werben kann.
Hiezu trat dann noch vor allen Dingen die Erhebung, in der sich das republikanische Frankreich seit dem Tage von Coulmiers (9. November)
!) „Der Volkskrieg an der Loire im Herbste 1870." I. Bd., S. 5 ff. Berlin 1893 E. S. Mittler & Sohn.
ffrcnsebet, Lesebuch zur Geschichte Bayerns.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Fritz_Hoenig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreichs Frankreich Berlin Bayerns
78
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reicks.
Stellvertretung, also nicht die allgemeine Wehrpflicht galt; die Besitzenden pflegten sich loszukaufen und hielten sich von der Armee fern. Mit groer Schnelligkeit wurden die Truppen nach der Grenze gesandt und waren dort versammelt, ehe die deutschen Heere herangekommen waren; aber obwohl der Kriegsminister Leboeuf in der Kammer auf die Frage nach der Kriegsbereitschaft geantwortet hatte Nous sommes archiprets'\ herrschte die grte Unordnung, die Verpflegung war ungengend, da die Mannschaften teilweise Hunger litten, und die Ausrstung war keines-wegs vollendet. Die franzsische Armee wurde von dem Kaiser Napo-Franzsischer ^ o n selbst befehligt, obwohl er krank war; in Paris fhrte indessen die
Krtegzplan. S u g e n i e die Regentschaft. Die franzsische Kriegsleitung hatte
den Plan gehabt, schnell der den Rhein in die Mainlande einzudringen; wenn man hier einige Erfolge erzielt htte, hoffte man, da sterreich und Italien ebenfalls den Krieg erklären, da die sddeutschen Staaten sich Frankreich anschlieen, ja, da in den 1866 annektierten norddeutschen Gebieten Volkserhebungen eintreten wrden. Dieser Plan scheiterte, abge-sehen von der Vertragstreue der Sddeutschen, schon daran, da die franz-fische Armee nicht fertig ausgerstet war. Da sich aber auch spter sterreich und Italien am Kriege nicht beteiligt haben, verdanken wir in erster Linie der Schnelligkeit unsrer Siege, in zweiter dem Umstand, da Rußland eine Deutschland wohlwollende Haltung einnahm.
Die deutschen Die deutschen Feldtruppen betrugen rund 500 000 Mann; im ganzen haben im Laufe des Krieges 1 100 000 Mann die franzsische Grenze berschritten. Das preuische Zndnadelgewehr trug lngst mcht so weit wie der franzsische Chassepot. Dagegen hat sich unsere Artillerie als bedeutend besser als die feindliche erwiesen; auch die franzsischen Mitrailleusen haben die groen Hoffnungen, die man auf sie setzte, nicht erfllt. Die Hauptsache war, da unser Heer das Volk in Waffen darstellte, das fr fein Vaterland focht, und da es von einem besseren und ernsteren Geiste erfllt war als die Mehrheit der franzsischen Truppen; sodann da unser Off i z i e r k o r p s an allgemein wissenschaftlicher wie militrischer Durchbildung das franzsische weit berragte; endlich da die meisten unserer Heerfhrer denen der feindlichen Truppen berlegen waren, insbesondere da unserem Könige ein so genialer Stratege wie M o l t k e zur Seite stand.
Wie im Kriege von 1866, wurden drei Armeen gebildet. Die kleinste, die erste Armee, stand unter dem Befehl des Lwen von Nachod", des Generals von Steinmetz; sie versammelte sich in den Mosel-gegenden. Die zweite Armee wurde gefhrt von dem Sieger von
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Leboeuf
Extrahierte Ortsnamen: Paris Rhein Mainlande Italien Frankreich Italien
Der demsch-franzsische Krieg 1870 1871.
87
vorher war in einem Gefecht, das den Truppen Garibaldis bei D i j o n geliefert wurde, die einzige Fahne verloren worden, welche die Deutschen in diesem Kriege eingebt haben, eine Fahne des 61. Regiments; sie wurde vom Feinde unter einem Haufen von Leichen gefunden.
67, Der Friede. Am 28. Januar, dem Tage der Kapitulation von Paris, war ein Waffenstillstand verabredet worden, von dem nur der sdstliche Kriegsschauplatz ausgeschlossen blieb. Auf diesem ist noch bis zum 15. Februar gefochten worden. Erst von diesem Tage an ruhten auch vor B e l f o r t die Waffen; die Festung wurde bergeben, der tapferen Belfort. Besatzung aber, die trotz der furchtbaren Beschieung ausgehalten hatte,
freier Abzug bewilligt.
Inzwischen hatten die Friedensverhandlungen begonnen. Gambetta hatte sich geweigert, seine Zustimmung zur Beendigung des Krieges zu geben und war von seinem Amte zurckgetreten; als Haupt der franzsischen Regierung fhrte die Verhandlungen der greise Staatsmann und Geschicht-schreiber Thiers. Am 26. Februar 1871 wurde der Vorfriede zu Versailles abgeschlossen: Frankreich trat das Elsa und einen Teil Lothringens mit Metz ab und zahlte 5 Milliarden Francs (der 4 Milliarden Mark) Kriegsentschdigung; auerdem zogen deutsche Truppen in Paris ein und hielten einen Teil der Stadt zwei Tage lang besetzt. Am 1. Mrz wurden diese Friedensbedingungen von der in Bordeaux zusammengetretenen Nationalversammlung genehmigt. Die deutschen Truppen konnten, mit Ruhm und Ehre geschmckt, wieder in die Heimat ziehen.
In Frankreich aber hatte der Krieg ein furchtbares Nachspiel. Die Kommune Arbeiterbevlkerung von Paris, die während der Belagerung als National-tn garde bewaffnet worden war, wollte, von sozialistischen Fhrern geleitet,
ihre Waffen nicht wieder herausgeben, emprte sich und setzte einen Ge-meinderat, eine Kommune, ein. Erst nach langen Kmpfen, denen die Deutschen von den Forts des rechten Seineufers aus zusahen, vermochten die Regierungstruppen die Hauptstadt wiederzunehmen. Als die Kommu-narden sahen, da fernerer Widerstand vergeblich sei, zerstrten sie in rasen-der Wut einige der hervorragendsten Bauwerke der Stadt, das alte Knigs-schlo der Tuilerien, das Rathaus, die Vendomesule, auf deren Spitze die Statue Napoleons stand. Dem Siege der Regierung folgte eine groe Menge von Erschieungen.
68. Die Ausrichtung des deutschen Kaisertums. Fr Deutschland hatte dieser Krieg ein Ergebnis gehabt, das der Krieg von 1866 infolge
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
' 248 V< Das Zeitalter der Zerstrunq des alten und der Entstehung des neuen Reichst
Vtern war." Dem versammelten Reichstage teilte der Bundeskanzler -Klrung^ e^en franzsische Kriegserklrung eingelaufen sei. Die is- Zun. Geldforderungen der Regierung wurden sofort bewilligt.
Am 19. Juli, dem Todestage seiner verewigten Mutter, der Knigin Luise, erneuerte König Wilhelm fr die Dauer dieses Krieges den Orden des eisernen Kreuzes. Gleichzeitig befahlen die sddeutschen Fürsten die Mobilmachung ihrer Truppen und unterstellten sie, den Vertrgen getreu, dem Oberbefehl des Knigs von Preußen. Nun hie es: Alldeutschland in Frankreich hinein!
249. Der Aufmarsch der Armeen. Die s r a n z s i s ch e F e l d -
a r m e e betrug etwa 350 000 Mann. Sie war dadurch innerlich von den deutschen Truppen unterschieden, da in Frankreich der Grundsatz der Stellvertretung, also nicht die allgemeine Wehrpflicht galt; die Besitzenden pflegten sich loszukaufen und hielten sich von der Armee fern. Mit groer Schnelligkeit wurden die Truppen nach der Grenze gesandt und waren dort versammelt, ehe die deutschen Heere herangekommen waren; aber obwohl der Kriegsminister Leboeuf in der Kammer auf die Frage nach der Kriegs-Bereitschaft geantwortet hatte ,?Nous sommes arehiprets'^ herrschte die grte Unordnung, die Verpflegung war ungengend, so da die Mann-schaften teilweise Hunger litten, und die Ausrstung war keineswegs vollendet. Die franzsische Armee wurde von dem Kaiser Napoleon selbst befehligt, obwohl er krank war; in Paris fhrte indessen die Kaiserin Srtegspl-m^ E u g e n i e die Regentschaft. Die franzsische Kriegsleitung hatte den Plan gehabt, schnell der den Rhein in die Mainlande einzudringen; wenn man hier einige Erfolge erzielt htte, hoffte man, da sterreich und Italien Wenfalls den Krieg erklären und die sddeutschen Staaten sich Frankreich anschlieen wrden. Dieser Plan scheiterte, abgesehen von der Vertrags-treue der Sddeutschen, schon daran, da die franzsische Armee nicht fertig ausgerstet war. Da sich aber auch spter Osterreich und Italien am Kriege nicht beteiligt haben, verdanken wir in erster Linie der Schnelligkeit unsrer Siege, in zweiter dem Umstand, da Rußland eine Deutschland wohl-wollende Haltung einnahm.
$tarmeeile" Die deutschen F eldtruppen betrugen rund 500 000 Mann; im ganzen haben im Laufe des Krieges 1 100 000 Mann die franzsische Grenze berschritten. Wichtiger noch als die berlegenheit der Zahl war es, da unser Heer das Volk in Waffen darstellte, das fr fein Vaterland focht, und da es von einem besseren und ernsteren Geiste erfllt war als die Mehrheit der franzsischen Truppen; sodann da unser Offizier-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Luise Wilhelm Leboeuf Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Paris Rhein Mainlande Italien Frankreich Italien Deutschland
256_Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Enistchung des neuen Reichs.
waffnung Armeekorps heran. Bourbaki, unfhig zum Widerstande, lie sich nach Bourbakt?. der Schweizer Grenze drngen und berschritt sie. Auf dem neutralen Boden wurde feine Armee, 80000 Mann, entwaffnet; der unglckliche Feld-Herr machte einen Selbstmordversuch. Kurz vorher war in einem Gefecht, das den Truppen Garibaldis bei D i j o n geliefert wurde, die einzige Fahne verloren worden, welche die Deutschen in diesem Kriege eingebt haben, eine Fahne des 61. Regiments; sie wurde vom Feinde unter einem Haufen von Leichen gefunden.
Wa^nstill. 255. Der Friede. Am 28. Januar, dem Tage der Kapitulation von Paris, war ein W a f f e n st i l l st a n d verabredet worden. Nur auf dem sdstlichen Kriegsschauplatz ist noch bis zum 15. Februar gefochten worden. timtn$eifort. ^efem Tage ergab sich B elf ort; der tapferen Besatzung wurde freier Abzug bewilligt.
Die Friedensverhandlungen fhrte auf franzsischer Seite der greise Staatsmann und Geschichtschreiber T h i ers. Am 26. Februar 1871 wurde asorfnebe dervorsriedezuversailles abgeschlossen: Frankreich trat das Elsa Versailles, und einen Teil Lothringens mit Metz ab und zahlte 5 Milliarden Francs (4 Milliarden Mark) Kriegsentschdigung; auerdem zogen deutsche Truppen in Paris ein und hielten einen Teil der Stadt zwei Tage lang besetzt. Am I.mrz wurden diese Friedensbedingungen von der in Bordeaux zu-sammengetretenen Nationalversammlung genehmigt. Die deutschen Truppen konnten, mit Ruhm und Ehre geschmckt, wieder in die Heimat ziehen. Kommune in In Frankreich aber hatte der Krieg ein furchtbares Nachspiel. Die Arbeiterbevlkerung von Paris, die während der Belagerung als National-garde bewaffnet worden war, wollte, von sozialistischen Fhrern geleitet, ihre Waffen nicht wieder herausgeben, emprte sich und setzte einen Ge-meinderat, eine Kommune, ein. Erst nach langen Kmpfen, denen die Deutschen von den Forts des rechten Seineusers aus zusahen, vermochten die Regierungstruppen die Hauptstadt wiederzunehmen. Als die Kommunarden sahen, da sernerer Widerstand vergeblich sei, zerstrten sie in rasender Wut einige der hervorragendsten Bauwerke der Stadt, das alte Knigsschlo der Tuilerien, das Rathaus, die Vendomesule, auf deren Spitze die Statue Napoleons stand. Dem Siege der Regierung folgte eine groe Menge von Erschieungen.
256. Die Aufrichtung des deutschen Kaisertums. Fr Deutschland hatte dieser Krieg ein herrliches Ergebnis gehabt: d i e Einheitund das Kaiserreich. Die berzeugung war allgemein im deutschen Volke, da
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
150 Der westphälische Frieve; Mednch Wilhelm's Ziel.
4) die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg, sobald der damalige Administrator mit Tode abgehen würde, was 1680 erfolgte (das Erz-stift umfaßte die heutigen Kreise Magdeburg, Neuhaldensleben, Wolmirstädt, Jerichow I. und Ii. und Calbe; dagegen waren die Aemter Quersurt, Jüterbogk, Dahme und Gnrg schon vorher an Kursachsen abgetreten, Burg kam 1687 an Brandenburg, die übrigen Gebiete erst 1815).
Der Kurfürst von Brandenburg führte fortan auch die Titel: Herzog von Pommern, Herzog von Magdeburg, Fürst vou Halberstadt und von Minden.
Die dem Kurfürsten bewilligte Entschädigung war, was den Flächenraum und die Schönheit des Landes betrifft, bedeutender, als der Verlust in Pommern ; denn für 160 Quadratmeilen des pommerischen Landes erhielt der Kurfürst 200 Quadratmeilen schönen, wohlangebauten und reichbevölkerten Bodens. Auch wareu die heftigsten Gegner Brandenburgs sehr unzufrieden mit dieser, wie es schien, überreichen Entschädigung. Aber der Kurfürst selbst konnte den Verlust vou Pommern nicht so leicht verschmerzen. Unter allen brandenburgischen Fürsten war er nämlich derjenige, welcher am entschiedensten zur Gründung einer Seemacht hinneigte. Seine derartigen Jugendiräume waren durch den Aufenthalt in Holland neu belebt und gestärkt worden: deshalb schien ihm der Besitz der pommerischen Seeküste doppelt wichtig. Später freilich hat man erkannt, wie bedeutsam für Preußen die Erwerbung jener schönen Länder im Innern von Deutschland war, durch welche Brandenburg mit den mittleren deutschen Staaten in immer engere und folgenreichere Berührung kam.
Neben der Sorge für seine eigenen Staaten versäumte der Kurfürst nicht, der Sache der Protestanten bei dem großen Friedensschlüsse seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, besonders war es seinen eifrigen Bemühungen zu danken, daß den Reformirten dieselben Vortheile, wie den angsburgischen Confefsionsverwandten eingeräumt wurden. Durch den westphälischen Frieden wurde festgesetzt, daß in allen bürgerlichen Verhältnissen beide Religionsparteien vollkommene Gleichheit genießen sollten, außer in den kaiserlichen Erblanden, aus welche die Wohlthat der Glaubensfreiheit nicht ausgedehnt wurde. Nur Schlesien wurde ein kümmerlicher Schein derselben zu Theil.
Am 24. September 1648 wurde die Urkunde des westphälischen Friedens zu Münster unterzeichnet. Von hier an beginnt für Preußen, wie für ganz Deutschland, eine neue Entwickelung.
21. Friedrich Wilhelm's Streben und Trachten in der Landesregierung.
Friedrich Wilhelm's großes Ziel. Durch den Ausgang der Friedensunterhandlungen sah das brandenbnrgische Haus seinen Länderbesitz erweitert: die wichtigsten Erwerbungen erhielten jedoch erst dadurch den rechten Werth, daß der Fürst, welcher damals aus dem brandenburgischen Throne saß, von dem Streben beseelt war, seinem Staate und Volke eine erhöhete Bildung zu erringen. Friedrich Wilhelm war der erste brandenbnrgische
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Jerichow_I. Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Magdeburg Kursachsen Brandenburg Brandenburg Pommern Magdeburg Halberstadt Minden Pommern Brandenburgs Pommern Holland Deutschland Brandenburg Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Rückkehr des Kaisers Wilhelm. 095
willkürlich und unwiderstehlich vollzogen, — und Frankreich, welches die bei Königgrätz begonnene Einignng Deutschlands zu vereiteln und wieder zu sprengen gedacht, mußte jetzt, ohne Möglichkeit eines Widerspruchs, den Frieden mit dem Kaiser des neuen deutschen Gesammtreiches schließen. Thiers mußte beim deutschen Kaiser, dem Haupt des geeinigten Deutschlands, den Frieden erbitten, — das war der erste und der bedeutsamste Siegespreis, die erste und gewichtigste Bürgschaft des Friedens-
Aber das in seiner Einigung starke Deutschland mußte als weiteren Siegespreis terlangen, daß das Wahrzeichen seiner einstmaligen Schwäche getilgt, daß die ihm geraubten Greuzlande zurückgegeben würden, als Bürgschaft zugleich gegen künftige Angriffe Frankreichs und für den Frieden Europas, welcher von keiner Macht so oft gefährdet worden ist, wie von Frankreich. Elsaß und Deutsch-Loth-ringen, mit Straßburg und Metz, waren von dem deutschen Volke ein-müthig als die Sühne des alten und neuen Frevels bezeichnet, welchen die französische Nation fort und fort an uns gethan. Diese Forderung nationaler Ehre und Macht durchzusetzen, war die erste Aufgabe der neuen Reichsregierung gewesen; die Entschiedenheit und Kraft, mit . eichet diese Ausgabe gelöst worden, gab Zeugniß davon daß die Staatskunst des deutschen Reiches von dem Bewußtsein der neu erstandenen Macht desselben getragen und erfüllt war. Von der gewaltigen Epoche, die wir durchlebt haben, wird die Geschichte nimmer wie von einer früheren sagen, daß „die Feder verdorben habe, was das Schwert errungen''; Schwert und Feder wurden von demselben Geiste und Bewußtsein geführt, von dem Geiste des neu erstandenen Deutschlands, seiner Kraft uu? Zuverficht.
Die Rückkehr. Unmittelbar nach der Bestätigung des Friedensvertrags schickte sich Kaiser Wilhelm an, Versailles zu verlassen, nachdem er vom 5. Oktober an über 5 Monate lang in der alten französischen Königsstadt residirt hatte. Welch eine Fülle der erhabensten Erinnerungen knüpfte sich für den greisen Monarchen an diesen Zeitraum, Erinnerungen nicht blos an den glorreichen Verlauf eines Krieges ohne Gleichen und an einen nicht minder glorreichen Friedensschluß, — sondern dort im alten französischen Königsschlosse war die Herrlichkeit des deutschen Reiches in der Pe'son des Königs wieder erstanden. Versailles wird fortan eines der ernstesten und glänzendsten Blätter in der herrlichen Geschichte Preußens unter König Wilhelm, dem neuen deutschen Kaiser bezeichnen.
Graf Bismarck eilte dem Kaiser voraus in die Heimath, wo ihn bereits wichtige Aufgaben für den Reichstag erwarteten.
Der Kaiser trat am 7. März die Rückkehr nach der Heimath an. Unter herzlichem Abschiede von den Offizieren und Truppen verließ er Versailles, um zunächst auf dem Schlachtfelde von Villiers eine Heerschau über die baierschen, sächsischen und württembergischeu Truppen zu halten, nach welcher er warme Worte des Dankes und der Anerkennung au den Oberbefehlshaber der Maasarmee, dem Kronprinzen von Sachsen und an die versammelten Commandeure richtete. Der Kaiser hatte auch die I. Armee in Rouen und Amiens zu besichtigen gedacht,
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Metz Wilhelm Wilhelm Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Deutschlands Deutschland Frankreichs Europas Frankreich Deutschlands Versailles Versailles Sachsen Rouen Amiens