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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 14

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Rudelsburg. Saaleck. Im Hintergrunde der Thüringer Wald. Die Thüringer Hochfläche ein Tafelland. Rudelsburg und Saaleck, flußaufwärts gesehen. Das Tafelland, das sich ostwärts durch Thüringen bis zur Saale hinzieht, erhält seine landschaftlichen Reize durch die tiefeingesenkten, malerischen und kulturreichen Flußtäler mit ihrer dichten Besiedelung und ihren reichen geschichtlichen Erinnerungen. Neben Main und Neckartal vereinigt das mittlere Saaletal, die Grenzlinie zwischen Thüringen und Sachsen, alle diese Vorzüge in hohem Maße. In die thüringische Muschelkalktafel eingesenkt, zieht das Saaletal eng und vielfach gewunden zwischen steilen Höhen hin, die von altersgrauen Burgen gekrönt werden, während im S. der Thüringer Wald das Panorama abschließt. Wie viele Erinnerungen wecken allein Jena und Rudolstadt, die zwischen Saaleck und dem Gebirge liegen I Berg und Fluß, Burg und Wald wecken die Wander- und Sangeslust, und wie oft mag da aus frischer Jugendbrust das Lied erschallen: „An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn".

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 56

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
56 Die deutsche Kaiserzeit 919—1250. hatte, sich gegen ihn erhoben, brach seine Gewalt zusammen. In Erfurt warf sich im Jahre 1181 der gedemütigte Löwe dem Kaiser zu Füßen; er erhielt Verzeihung, mußte aber für die nächsten Jahre als Verbannter nach England gehen. Nur seine Allodien, d. H. Erbgüter, die Gebiete um Braunschweig und Lüneburg, wurden ihm gelassen; die Lehen aber wurden ihm genommen. Das Herzogtum Sachsen wurde geteilt. Das Herzogtum Bayern kam an Otto von Wittelsbach; seit dem Jahre 1180 herrschen in Bayern die Wittelsbacher. § 59. Friedrich Barbarossas letzte Jahre. Der dritte Kreuzzug. Die letzten Jahre Barbarossas waren im allgemeinen Jahre des Friedens und des Glanzes für Deutschland. Jubelnd schaute zu dem heldenhaften, ritterlichen Kaiser die Nation empor, vor allem die deutsche Ritterschaft. Das zeigte sich besonders, als er in dem „goldenen" Mainz das Fest der Schwertleite seiner beiden ältesten Söhne Heinrich, den er bereits zum König hatte krönen lassen, und Friedrich feierte; es war ein großes nationales Fest, zu dem sich zahlreiche Ritter einfanden, und das noch lange im Liede gepriesen wurde. Bald darauf feierte der Kaiser in derselben Stadt Mailand, die einst seine hartnäckige Feindin gewesen war, die Heinrichs Vermählung seines Sohnes Heinrich mit Konstanze, der Erbin des «ermdhlung normannischen Reiches in Unteritalien. Eine glänzende Hoffnung schien Konstanze. ^ ^ Heirat dem Hause der Hohenstaufen zu eröffnen; man konnte nicht ahnen, daß durch diesen Landgewinn dies edle Geschlecht sich dem deutschen Vaterlande entfremden würde. Kreitzzug* Da kam aus dem Orient die Nachricht, daß der Sultan Sa lad in 1189® tmn Ägypten die Stadt Jerusalem und das ganze heilige Land erobert 1192‘ habe. Das Kreuz wurde gepredigt, der abenteuerlustige König Richard Löwenherz von England und König Philipp August von Frankreich machten sich auf zum Kreuzzuge, und auch der greise Kaiser zog 1189 hinaus, um mit einer gottgefälligen Tat sein Leben zu beschließen. Nachdem er seinem Sohne Heinrich die Reichsregierung übergeben und zur Wahrung des Friedens Heinrich dem Löwen von neuem eine dreijährige Verbannung auferlegt hatte, trat er die Kreuzfahrt an. Er führte das glänzendste deutsche Ritterheer, das je ausgezogen ist, durch Ungarn und das griechische Reich, über den Hellespont und durch Kleinasien hindurch, wo er bei Jkouium den Seldschucken eine schwere Niederlage bereitete. Da fand Barbarossa- ^bin ruhmvolles Leben in ©ltc’tcn ein plötzliches Ende; er ertrank in dem 1190. Flusse Seleph, tief von den Seinen betrauert. Der Kreuzzug aber hatte infolge der Uneinigkeit der Christen nur sehr geringe Erfolge. Jerusalem wurde nicht wiedergewonnen.

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 60

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 Die deutsche Kaiserzeit 919-1260. Asiens und sodann Rußland und Polen erobernd und verheerend durchzogen, und im Jahre 1241 erschienen mongolische Scharen in Schlesien. Kein deutscher König, kein Reichsheer trat ihnen entgegen. Es war Herzog Heinrich der Fromme von Liegnitz, der mit ihnen auf der „Walstatt" den Kampf aufnahm. Er selbst und die meisten feiner Ritter starben den Heldentod; aber die Mongolen wagten es doch nicht, in das an Gewappneten und an Burgen reiche Deutschland weiter vorzudringen, sondern kehrten um. Jnnocen»Iv. Damals starb Gregor Ix. Ihm folgte als Papst Innocenz Iv., der bisher als Kardinal freundliche Beziehungen mit Friedrich unterhalten hatte, als Papst aber den Kampf gegen ihn fortfetzte und auf einem zu Lyon abgehaltenen Konzil von neuem auf das feierlichste den Bann über ihn aussprach. Jetzt griff die Erhebung auch nach Deutschland hinüber; dort ©esenttintge.wurde in der Person des Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen ein Gegenkönig aufgestellt; als dieser bald starb, wählte man den Grafen Wilhelm von Holland zum König. Dem Kaiser standen im Kampfe feine Söhne zur Seite, König Konrad Iv. und sein besonders geliebter Sohn, der schöne Enzio. Es war für ihn ein schwerer Schlag, daß Enzio von den Bolognesern gefangen wurde, die ihn bis zu feinem Tode im Kerker gehalten haben. Aber unerschüttert und ungebeugt stand Fried- 1250. rich da, bis er im Jahre 1250 in Apulien starb. Er wurde neben feinem Vater im Dome zu Palermo begraben. Kaisersage. An Friedrich Ii. zunächst knüpfte sich die Sage, er fei nicht ge- storben und werde einst wiederkommen, um ein Reich des Friedens aufzurichten. Erst später wurde sie auf Friedrich Barbarossa übertragen, den man sich in den Tiefen des von Raben umschwärmten Kyffhäufers sitzend dachte, und an den sich die Hoffnung knüpfte auf das einstige Wiedererstehen der alten deutschen Kaiferherrlichkeit. Das Ende der Staufen und das Interregnum. Der Allsgang der Kreuzzüge. Konradiv. § 64. Das Ende der Staufen. Konrad Iv. folgte feinem Batet schon im Jahre 1254 im Tode nach, mit Hinterlassung eines unmündigen Manftcd.sohnes. Da fetzte sich ein anderer Sohn Friedrichs Ii., Manfred, die Krone des unteritalifchen Reichs auf das Haupt und trieb als Vorkämpfer der ghibelliuifchen Partei in Italien die Guelfen und den Papst noch einmal in die Enge. Endlich übertrug der Papst die unteritalifche Krone an Karl von Anjou, den Bruder König Ludwigs des Heiligen von Frankreich; ihm erlag Manfred in der Feldfchlacht und kam selbst um.

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 186

1911 - Erfurt : Keyser
— 186 — Göttin. Im Innern war ein Altar mit Der Inschrift „Großmut und Tugend" erbaut. Ihn zierten die Büsten des Königs und der Königin. Junge Mädchen in lang herabwallenden Gewändern, griechischen Priesteriunen ähnlich, streuten Blumen aus und vor den Altar nieder. Von den Seiten des Tempels aus durchzogen Schwibbogen, welche mit unzähligen Lampen und Bildern griechischer Gottheiten geschmückt waren, die Vorderseite des Gartens. Im mittelsten Bogen schwebte der preußische Adler. Große Freude herrschte an diesem Abend in der Stadt. Ein dichtes Gewühl von Menschen durchzog die Straßen und bewunderte die im Lichterglanz erstrahlenden Häuser. Besonders groß war das Gedränge in der Nähe der Statthalterei, aus deren Balkon die hohen Herrschaften zu schauen waren. Abreise: Tags darauf reiste das hohe Paar, begleitet von den heißesten Segenswünschen der Erfurter, ab. Ju den wenigen Tagen hatten die Bürger den König und die Königin liebgewonnen; sie waren nun auch mit ihren Herzen Preußen. 2 Besuch: Fast noch glänzender als der erste, verlief einige Wochen später der zweite Besuch des hohen Paares. Am 25. Juni wurde bekannt, daß der König und die Königin noch einmal zu kurzem Aufenthalt am folgenden Tage eintreffen würden. Der Einzug sollte diesmal durch das Andreastor erfolgen, da die hohen Herrschaften vom Besuche des Eichsfeldes (mit Erfurt, als zu Kurmainz gehörend, zugleich preußisch geworden) zurückkehrten. Mit klingendem Spiel rückte die Schützenkompanie am 26. unter Mittag zum Tore hinaus. Auch die Bürgerschaft hatte sich in hellen Haufen aufgemacht, die hohen Gäste zu begrüßen. Es war 1 Uhr, als das Läuten sämtlicher Glocken das Nahen der Majestäten verkündete. In dem Glockenchor unterschied man zum ersten Male wieder das schöne „Berggeläute" der Peterskirche, das seit Aufhebung des Klosters verstummt war. Die Majestäten kamen nicht zusammen. Der König, kein Freund geräuschvoller Kundgebungen, war vorausgefahren. Er passierte gleich im ersten Wagen, in welchem ihn niemand vermutete, das Tor und fuhr, so gut wie unerkannt, zur Stattbalterei. Die Königin erschien später. Sie saß im offenen Wagen, und es machte ihr sichtlich Freude, die warmen und begeisterten Huldigungen der Erfurter entgegenzunehmen. Sie erwiderte diese durch immer wiederholte Verbeugungen und die freundlichsten Blicke. Gegen 9 Uhr abends versammelte sich die Bürgerschaft ans dem Ratskeller und zog von da mit Musik und Fackeln über die Neue Straße und den Anger nach der Stattbalterei. Es war eine unübersehbare Reihe, die aus Bürgern aller Stände bestand. Vor der Hofstatt schloß sich der Zug zum Kreise und ehrte das hohe Paar durch einen Volksgesang. Das Lied hatte der Diakonus Lossius gedichtet, und es wurde von der Menge nach der Melodie

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 192

1911 - Erfurt : Keyser
— 192 — 67. Proklamation1) des Königs Friedrich Wilhelm Iii. an die Bewohner Erfurts nach dem Frieden von Ciliif. „An die Bewohner der Provinzen und Gebiete: Altmark. . Erfurt usw. Ihr kennt, liebe Bewohner treuer Provinzen, Gebiete und Städte, meine Gesinnungen und die Begebenheiten des letzten Jahres. Meine Waffen erlagen dem Unglück, die Anstrengungen des letzten Restes meiner Armee waren vergeblich. Zurückgedrängt an die äußerste Grenze des Reiches, und nachdem mein mächtiger Bundesgenosse selbst zu Waffenstillstand und Frieden sich genötigt fühlt, blieb mir nichts übrig, als dem Lande Ruhe nach der Not des Kriegs zu wünschen. Der Friede mußte, so wie ihn die Umstände vorschrieben, abgeschlossen werden; er legt mir und meinem Hause, er legt dem Lande selbst die schmerzlichsten Opfer aus. Was Jahrhunderte und biedre Vorfahren, was Verträge, was Liebe und Vertrauen verbunden halten, mußte getrennt werden. Meine und der Meinigen Bemühungen waren vergeblich, fruchtlos! Das Schicksal gebietet. Der Vater scheidet von den Kindern! Ich entlasse Euch aller Untertanenpflichten gegen mich und mein Haus. Unsere heißesten Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Eurem neuen Landesherrn! Seid ihm, was ihr mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus meinem und der Meinigen Herzen vertilgen. Memel, den 24sten Jul. 1807. Friedrich Wilhelm." 68. Der Erfurter Ffirffenkongrefj. a) Ankunft der Kaiser zur Fürltenverfammlung in Erfurt. Vorbereitungen zum Empfang Napoleons: Napoleon hatte Erfurt zu dem Orte erwählt, an dem er sich mit den Mächtigsten der Erde zu einer Besprechung vereinigen wollte. Darum trafen schon einige Wochen vor ibm seine Beauftragten in der Stadt ein, um alles für seinen Empfang und den seiner erlauch teu Gäste vorzubereiten. Marschall Ondinot, der als Gouverneur nach Erfurt gekommen war, ließ die ansehnlichsten Häuser der Stadt in Beschlag nehmen und an den Türen mit „Maison del’empereur“ bezeichnen. Auch die Bürger selbst trafen verfchiedentliche Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers. So wurden drei Ehrenpforten an der Grenze des Erfurter Gebietes, bei Gamstädt, vor dem Brühlertor und auf dem Anger, errichtet, und eben sollte an sie die letzte Hand gelegt werden, als der kaiserliche Befehl kam, alle kostspieligen Veranstaltungen bei seinem Einzug zu unterlassen. Nun blieb den Bürgern nichts anderes übrig, als sie wieder l) Wurde am 30. September 1807 bekannt gemacht.

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 212

1911 - Erfurt : Keyser
— 212 - bergen gelegene Dörfchen Daberstedt, das nach dem Großen Kriege neuerstanden war, in Flammen auf. Die Franzofen halten es angezündet, damit es den Verbündeten nicht als Unterschlupf dienen könne. Genau 8 Tage fpäter ereilte Ilversgehofen dasselbe Schicksal. Mit verdeckten Laternen waren die Belagerten zum Johannes- und Krämpsertore hinausgezogen und halten die preußischen Vorposten und dann die ganze Besatzung des Ortes überlistet. Sie waren schon im Dorf, als der größte Teil der Preußen noch schlief. So wurde es ibuen möglich, ohne großen Widerstand die verbündeten Truppen zu vertreiben, die Häuser zu plündern und anzuzünden. Doch schon am folgenden Tage, am 6. November, erhielten die Franzosen die Antwort auf ihr Tun; denn die Verbündeten beschossen die Stadt heftig (f. Beschießung Nr. 77). Nun ließ sich der sranzösische Statthalter herbei, einen Waffenstillstand mit ihnen zu schließen. Waffenstillstand und gesteigerte Not der Belagerten: Anfangs hieß es in der Stadt, bis zum 14. November sei Waffenruhe; und wirklich, die Feindseligkeiten waren auf beiden Seiten eingestellt. Kein Schuß siel mehr. Trotz eifriger Unterhandlungen kam es aber zu keinem Abschluß. In banger Sorge verging eine Woche nach der anderen, und die Lage der Bürger verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Sie hatten alle Vorräte zu ersetzen, die aus der Festung durch Feuer zerstört worden waren. Die Kühe, die noch hier und da in den Ställen waren, wurden weggenommen und den Fleischern verboten, srisches Fleisch zu schlachten. Was der Brand verschont hatte, das wurde jetzt durch Menschenhände vernichtet. Die noch übrigen Häuser um die Festung und den Dom wurden niedergerissen und dadurch mehrere 100 Bürger aus ihren Wohnungen vertrieben. Auch eine hohe Geld-steuer wurde mit größter Strenge eingefordert. Alles das fetzte die Stadt in große Unruhe, befouders da verschiedene Kanonen in den Straßen aufgepflanzt und Streifwachen ausgeschickt wurden. Durch den Mangel an genügender Nahrung und gesunder Luft, sowie durch die fortwährende Sorge und Aufregung steigerte sich die Sterblichkeit gewaltig. Viele Bürgerhäuser waren ganz ansg^storben. In der Zeit vom 1. bis 17. November wurden 400 Bürger und 1472 Soldaten aus den Militärlazaretten begraben. Alle schmachteten darum nach Erlösung. Ilebergabe der Stadt: Endlich stand der Tag der Ueber- gabe der Stadt an die Preußen fest. Am 6. Januar sollten ihnen die Tore geöffnet werden. Diese Nachricht verbreitete in der r^tadt allgemeine Freude. Von den Wällen wurden die Kanonen abgeführt und den Bürgern erlaubt, die alten Spazierwege wieder aufzusuchen. Von dieser Erlaubnis wurde besonders am Neujahrstage ausgiebiger Gebrauch gemacht, ja einige Bürger bahnten sich über den gefrorenen Stadtgraben den Weg ins Freie. Am folgenden Sonntage, am 2. Januar, wallfahrten viele sogar

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 71

1911 - Erfurt : Keyser
— 71 — hoffte, bei der Schwester in Prag gestorben war (8. Mai). _ Auf Den Wunsch des gebeugten Vaters lasen die Petersmönche seier-tichc Seelenmessen für den Entschlafenen, als hätte er in ihrer Mitte seine Seele ausgehaucht. Auch seinen treuen Freund, den Erzbischof von Salzburg, verlor der König in Ersurt (4. August). In Gegenwart Rudolfs, der gesamten Geistlichkeit und vieler Bürger versenkte man die fleischigen Ueberreste in die Gruft vor dem Marienaltar der Klosterkirche; die Gebeine aber wurden nach dem schönen Salzburg heimgetragen. Abreise des Königs: Um Allerheiligen 1290 verließ der König nach einem Ausenthalte von 11 Monaten die ihm lieb gewordene Stadt, und in der Urkunde, durch welche er den tüchtigen Gerlach von Breuberg bei seinem Abschied zum Statthalter des Landes einsetzte, sagt er treuherzig, wie wohl es ihm das Jahr über hier gewesen ist. Die Worte sind heute noch ein Denkmal sür des Landes Anmut und seiner Bewohner Herzlichkeit: „Jenes Duringen, des römischen Reiches herrlicher Garten, in welchem es der königlichen Majestät mit wunderbarem Behagen Wohlgefallen hat." Die Zeit des Aufenthaltes König Rudolfs in Erfurt ist der Glanzpunkt feiner Regierung und für Thüringen ein heller Morgen nach sturmvoller Nacht gewesen. Zur Last gelegen hat Rudolf famt feinen Mannen der Stadt wohl nicht. Die Festlichkeiten im Peterskloster scheint er aus eigener Tasche bestritten zu haben. Als diese dann leer geworden war, lieh er bei den reichen Bürgern Erfurts, verschmähte auch nicht das Silber des jüdischen Rothschilds in der Erfurter Judengasse, des Johannes von Achen. Ihm und 8 Einwohnern der Stadt blieb er bei seiner Abreise 1000 Mark schuldig. Doch wies er seinen Gläubigern ehrlich eine seiner ständigen Einnahmequellen, die Züricher Reichssteuer, an. Die Züricher bekamen gegen Uebernahme der Königsschuld ihre Reichssteuer aus zwei Jahre erlassen und zahlten bereits im Mai 1291 die ganze Schuld in Mainz an vier Erfurter Bürger aus. (Nach Prof. Alfr. Kirchhofs.) 23. Die Belagerung und Einnahme der Wasserburg Andisleben durch die Erfurter (1300). Die Erfurter lagen mit Friedrich dem Freidigen, Landgrafen von Thüringen, feit Wochen in Hartem Streit. Sie Hatten von feinem Vater, dem Landgrafen Albrecht dem Unartigen, die sogenannte „mindere Grasschaft an der Schmalen Gera" gekauft; diefen Kauf erkannte aber Friedrich nicht an und forderte seinen Landbesitz zurück. Nun Hielten die Land gräflichen alle Straßen gesperrt, und große Not und tiefe Trauer herrschten in der bedrängten Stadt.

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 151

1911 - Erfurt : Keyser
— 151 — galtst hielt gute Kameradschaft mit studierenden adeligen ^unfern die Geld hatten, und trieb viele und mancherlei Kurzweil zu' ihrer und des Volkes Belustigung. Durch das engste Gcißchen Ersnrts, dergleichen man nur in Venedig sieht, snhr er mit einem zweispännigen Fuder Heu, wodurch dieses Gaßchen fm alle Seiten den Namen „Doktor Fausts Gäßcheu" erhielt l'^chloiier-straße». Einst kam Faust aus einem Pserde geritten, das sort und fort sratz und nicht zu sättigen war, ein anderes Mal zapfte er allerlei Weine aus einem hölzernen Tische und gaukelte den trunkenen Sechgesellen Trauben vor, die sie abschneiden wollten, uu Faust aber die Blendung schwinden ließ, hatte einer des anderen Nase statt der Weintraube in den Fingern. Ein Han^ in der Schlössergasse soll oben im Dache immer noch eine Oefsnung haben, die nie mit Ziegeln zugelegt werden kann, weil Faust durch dieselbe seine Mantelsahrten zu richten pflegte. Solche Künste weckten freilich manches Mißtrauen. Man witterte etwas teuflischen Schwefelduft um den Magus (Zauberer) und sandte ihm einen gelehrten Mönch, Dr. Klinge genannt, aus den Hals, mit dem er sich unterredete und der ihn so in Harnisch brachte, t,af? er ausrief: „Wenn einem der Teufel das Wort halt, 10 muß man auch dem Teufel das Wort halten!" Da verwünschte Dr. Klinge Fausten und bewog Stadtrat und Universität, den gefährlichen Mann auszuweifen. Bei der Ausweisung selbst spielte Faust aber dem Rat noch einen Streich, indem er sich hartnäckig weigerte, die Stadt zu verlassen. Als man ihn darauf fangen und mit Gewalt aus der Stadt bringen wollte, ritt Faust auf einem feurigen Rappen über die Köpfe feiner Bedränger hinweg und fetzte dabei über das verschlossene Sckmidtstedtertor. Seitdem soll nie wieder zu Erfurt ein Herenmeister aufgekommen W. Bechstein. lern. 47. Das Erfurter liand im Dreißigjährigen Krieg. Wie feiten eine Stadt hat Erfurt unter den Plagen des Großen Krieges zu leiden gehabt. Die Fruchtbarkeit feiner Umgebung, der ausgedehnte Handel feiner Kaufleute, kurz der Ruf feines Reichtums lockte immer wieder neue Kriegsscharen zur Einlagerung herbei. Böhmische Ausreißer im Erfurter Gebiet: Kaum war der böhmische Aufstand vorüber, da erschienen auchjehon Ausreißer und Abgelohnte von dort im Erfurter Gebiet. Sie machten die Landstraßen unsicher, brandschatzten die Wanderer und raubten dem Bauern das Pserd vom Pfluge. Der Rat sah sich daher ge- zwungen, seine Reisigen gegen sie auszusenden. Ltnrmgelänt von den Türmen der Dorskirchen und Notschüsse von weit ins Land schauenden Bergeshöhen mußten ihr Nahen verkünden.

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 162

1911 - Erfurt : Keyser
- 162 — und von ganzem Herzen stimmte jeder mit in die Schlußzeilen des Liedes: „Nun ist groß Fried' ohne Unterlaß, All' Fehd' hat nun ein Ende." Beim ersten Geläut der Glocken, das zur Kirche rief, ordneten sich die Schulkinder in langem, kaum unübersehbarem Zuge. Die Mädchen trugen Blumenkränze aus dem losen Haar und hielten Palmenzweige oder Sträuße in den Händen. Die Lehrer führten den Zug; mehrmals hielt er an, und mit zum Himmel emporgehobenen Händen sangen alle das sromme Danklied: „Gott, der den Frieden hat gegeben, Laß den Frieden ob uns schweben! Friede, Freude in dem Lande, Glück und Heil zu allem Stande!" Die Kirchen waren überfüllt. Keiner wollte versäumen, Gott sein Dankopfer darzubringen. Alle lauschten voll Andacht den Predigten, die, wenn auch verschieden, doch sicher aus der gemeinsamen Bibelstelle: „Nun danket alle Gott, der große Dinge tut, an allen Enden. Er gebe uns ein fröhliches Herz und verleihe immerdar Frieden in unserer Zeit", sich aufbauten. Der Nachmittag sah die frohe Bürgerschar ans dem Markt, woselbst unter freiem Himmel eine Bühne errichtet war. Es wurde konzertiert und aus einem Theater gezeigt, was Krieg und Frieden bringen. Dazwischen wurden von der zuschauenden Menge immer wieder fromme Danklieder gesungen; denn „wes das Herz voll ist, des fließt der Mund über." Inzwischen war auch die Bürgerwehr mit ihren acht Fahnen ausmarschiert und hatte eine kreisförmige Stellung eingenommen. Sie gab aus ihren Musketen (Gewehren) unter Trommelwirbel und Trompetenfchall eine dreifache Freudensalve (Massenschuß); dazu wurden aus der Burg die Kanonen gelöst. Nach Beendigung des Festes zahlte der Rat allen Geistlichen und Lehrern in Stadt und Land eine Friedensgabe; auch jedes Kind erhielt einen für den Zweck des Festes geprägten Friedensgroschen. (Nach Joh. Hundorph.) 54. Folgen des Dreißigjährigen Krieges für das Erfurter Gebiet. Auch über das Erfurter Gebiet hat der Krieg unsägliches Elend gebracht. Verwüstung an Häusern: Von den 1887 Wohnhäusern, die vor dem Kriege in den mehr als 60 Dörfern des Erfurter Landes waren, standen nur noch 825. So gab es z. B. in Tiefthal von 15 Wohnstätten nur noch 9, und Daberstedt war ganz verschwunden.

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 100

1911 - Erfurt : Keyser
- 100 — Hauses nicht schrecken ließ. Auch Dudelsackpfeifer und Fiedler, Ringer und Klopffechter (gewerbsmäßige Fechter) waren da, und unter all dem Volk suchten die Leute ein Vergnügen, die ihre Geschäfte erledigt hatten oder sonst nichts Besseres zu tun wußten. (Nach L. Rohmann.) 34. Erfurt als Markt- und ßandelsstadt. Vor der Stadt: Auf der breiten Landstraße, die von Erfurt aus nach dem norddeutschen Tiefland läuft, bewegte sich an einem Spätsommertage des Jahres 1522 ein stattlicher Warenzug. Nicht weniger als 27 zweiräderige Karren zählen wir, die von 54 kräftigen Gäulen gezogen und von rüstigen Knechten geleitet werden. Die Güter wurden in Hamburg für Rechnung einiger Nürnberger Handelsherren verfrachtet. Menschen und Pferde sind müde von der weilen, heute zurückgelegten Strecke längs der sumpfigen Geraaue (Bett der Schmalen Gera); doch müssen alle Kräfte angespannt werden, um noch bei Tageslicht die Erfurter Stadtmauer zu erreichen. Schon steht die Sonne tief am Himmel; sie glänzt auf dem Dache von „Unserer lieben Frauen" (Dom) und von Skt. Sever, die sich scharf vom südwestlichen Himmel abheben. Ringsum dehnen sich reifende Getreidefelder aus, dazwischen sind weite Strecken mit den grünen Blattrosetten des Waids bedeckt. Die Ausläufer der Fahnerschen Höhe, die nahe an der Stadtmauer nach der Gera zu abfallen, und die Abhänge des Petersberges umgrünen üppige Weinberge. Jetzt hebt sich das mehrtürmige Johannestor deutlich vom Mauerring. Von Nordwesten her mündet die Nordhäuser Straße ein in unsern Weg; sie führt manchen Kaufmannszug — einzelne Karren und ganze Gesellschaften — dem gleichen Ziele zu: der vieltürmigen, weitberühmten Thüringer Handelsstadt Erfurt. Dicht vor dem Tore wird das Gedränge noch merkbarer; ein Trupp Gewappneter, die den Erzbischof von Magdeburg über den Thüringer Wald geleiten wollen, hat uns überholt. Voraus reitet der sächsische Obergeleitsmann mit dem weißen Stabe im Namen seines Herren, des Kurfürsten. Sie dürfen zuerst das Tor passieren. Dann muß der Hauptmann unseres Zuges die „Politen" (s. S. 95) vom letzten Geleitsort vorweisen, und endlich rollen die schwerfälligen Karren durch das mächtige Torgebäude. Auf der Krämerbrücke und im Kaufhaus: Aber noch ist den müden Reisenden keine Ruhe gegönnt. Zwar ziehen die Pferde, die wohl wissen, daß ihrer ein warmer Stall wartet, nach Kräften vorwärts, fast zu rasch für unser Verlangen, die Auslagen der Kaufmannsgaden: Tuch und Leinen. Schuhwerk und „essende Ware", vor allem aber die tausenderlei Arten fremdländischer Kostbarkeiten der Krämerbrücke in Augenschein zu nehmen; wir aber müssen uns schleunigst nach dem Ueberschreiten dieses
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