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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 88

1911 - Erfurt : Keyser
der Erzbischof vom Abt des Petersklosters und den Mönchen begrüßt und zur Klosterkirche geleitet. Nach einem feierlichen Hochamt, bei welchem die Sänger und die herrliche Orgel wetteiferten, das Herz der Teilnehmer zu ergreifen, begab sich der Erzbischof in seine Gemächer in der Abtswohnung. Sein Gefolge aber fand Unterkunft in der Stadt. Nach einigen Tagen fand dann die Huldigung in der Severi-kirche statt, wobei der gesamte Rat den Eid des Gehorsams ablegte. Er lautete also: „Wir schwören, daß wir unserm Herrn, dem Erzbischof, unserm Herrn, dem Grafen, unserm Herrn, dem Viztum, der Stadt zu Erfurt und den Bürgern, reich und arm, ihr Recht behalten wollen ohne alle Uebellist, so wahr wir das wissen und vermögen. . Die Formel wurde beibehalten auch zu der Zeit, in welcher der Graf und der Viztum (f. S. 53) schon ihre Rechte an den Stadtherrn abgetreten hatten. Damals mußte dann eine besonders bestellte Person bei der Stelle „unserm Herrn, dem Grafen, unserm Herrn, dem Viztum," sagen: „das ist unser Herr von Mainz." Nach beendeter Huldigung trat der Erzbischof aus der Kirche und nahm unter der Rose, dem heute noch vorhandenen, kunstvollen Rundfenster auf der Nordseite der Stiftskirche, Platz und empfing den Treueid der Gemeinde. Das geschah durch Erheben der Schwurhand mit zwei aufgerichteten Fingern. Damit war die Feierlichkeit zu Ende. Nun überreichte der Rat dem hohen Gaste zahlreiche und wertvolle Geschenke, kunstvoll gearbeitete silberne und goldene Köpfe mit neuen Groschen gefüllt, im ganzen 100 Pfund oder 40 Mark. Auch wurden täglich Fässer mit Rhein- und italienischem Wein, mit Most und schwerem Bier ins Kloster gebracht, dazu Brot, Fleisch, Fische, Hafer und Heu. Außerdem kamen Geld, Wein und Bier an die Bischöfe, Prälaten. Grafen, Ritter und das Gesinde zur Verteilung. An einem Abend gab die Stadt auf dem Rathause einen Tanz, woran die Frauen und Töchter der vornehmen Bürger teilnahmen. Dabei wurde der große Saal mit Wachskerzen hell erleuchtet, und die Tafeln brachen fast unter der Last der feinen Weine, des Naschwerks und anderer leckerer Dinge. Als Gegenleistung erhielt der Rat eine Einladung zur fürstlichen Tafel. Hier ging es, zum geheimen Aergernis der frommen Mönche, denen solche Lustbarkeit in ihrem Kloster zuwider war, nicht minder hoch her. Der letzte Einritt solcher Art geschah unter Erzbischof Dietrich I. (1434—1459). Als er 1440 einritt, brachte er mehr als 600 Personen und mindestens ebenso viele Pferde mit. Die Stadt wendete für seinen Einzug 3150 Schock Groschen, d. s. nach unserem Gelde ungefähr 25 000 Mark, auf, und erhielt für diese Summe nichts anderes als die Bestätigung ihrer Rechte. Nach

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 104

1911 - Erfurt : Keyser
— 104 — ba£ östliche Ende des Angers vom Lutherberttmal bis zur Ober-postbirektion (zwischen bett Häusern „zum Linbwurm" und zur Sperrstange"). Der Rat hatte ein „Schauhaus" errichten, b. h. er hatte tmbebeefte Tribünen bauen lassen, einstöckig ttttb 12 Klaftern (72 Fuß = 22,50 m) lang. An bett Häusern selbst waren Wappen, Fahnen und Waffen angebracht. Quer über die breite Straße wallten brei lange -Lückier, die matt bottt Schauhause uach den gegenüber-liegenben Häusern ausgespannt hatte. Das mittelste Tuch war mit den Wappen der anwesenben Fürsten geziert. Der Turnierplatz selbst war mit Planken umzäunt und im Innern mit Sanb bestreut, 500 Wagen voll, wie der Chronist berichtet. Die Stadt hatte ein großes Aufgebot von 500 gepanzerten Knechten („Wapp-nern ) ausgestellt, ebenso waren die Fürsten in Stahlrüstnng und mit Streitaxt und Lanze bewehrt. Die Orbnnng hielt der Stabt-hauptmann Erf mit 80 Knechten in blankem Helm ttttb Harnisch ausrecht. Die Tore waren wohlbesetzt, ebenso die Cyriaksburg, ttttb in allen Klöstern würde Tag ttttb Nacht gute Wacht gehalten. Auch hatte man zur allgemeinen Sicherheit angeorbnet, wäh-renb der Nacht die alten, großen Eisenketten quer über die Straßen Zu spannen ttttb Hüter dabei auszustellen. Die gesamten Vorbereitungen halten zehn Wochen gebauert. Das Turnier: Am Dienstag, bett 5. Juli 1496, waren die Fürsten angekommen, begleitet von 200 Reisigen in schöner Rüstung, dazu 18 Grafen ttttb viele Ritter in glanzvollem Aufzuge, begrüßt vom Jubel des Volkes und dem Geschmetter der Trompeten. Das Turnier begann am 6. Juli mit einer kirchlichen Feier, zu welcher die Klänge der Gloriosa die Festteilnehmer nach der Kirche U. L. F., dem Dom, riefen. Hier warb um 8 Uhr ein feierliches Hochamt gehalten, ttttb um 11 Uhr ritten alle wohlgewappnet in die Bahn. Zahllose Zuschauer füllten die Räume ttttb bett Turnier-Platt, ttttb das Holzhaus bei dem „gülbeueu Hirsche" (Anger 68, jetzt Post) war von den Frauen und Jungfrauen, von Marfchällen, Hofmeistern, Kanzlern und Fürsten, sowie den Weitesten des Stabt-rates bicht besetzt. Ganz oben war der Stadt Gesinbe ttttb das gemeine Volk von den Fürsten. Nachbetn die am Turnier Beteiligten aus dem öffentlichen Festplatze das Mittagsmahl eingenommen hatten, begann das Kampfspiel bamit, daß von 20 Rittern je zwei und zwei mit scharfen Lanzen gegeneinanber ritten. Die Fürsten hatten babei den Vortritt. Brach eine Lanze in Stücke, so würden die Schwerter gezogen uttb mit ihnen auf Harnisch, Helm und Schild geschlagen. Als alle 10 Paare in dieser Weise gekämpft hatten, stellten sich 10 Ritter in der Nähe des „Lindwurms" (Warenhaus „Römischer Kaiser", Ecke Mehsartstraße), 10 bei der „Sperrstange" (Anger 12) auf und sprengten auf ein gegebenes Zeichen mit voller Macht aufeinander. Da gab es einen harten Zusammenstoß und manche Lanze brach in Splitter. Als die Staubwolke sich verzogen hatte, begann der Schwertkampf und

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 257

1902 - Karlsruhe : Lang
— 257 — trennen, um Platz zu machen. So mürbe er nach feiner Herberge in der Branbgaffe geleitet. Darauf machte die Stadt den an-Mefenben Fürsten und Herren die üblichen Geschenke. Sigismuub erhielt ein silbernes Gießfaß*), zweihundert Gnlben wert, ein Fuder roten und zwei Fuder weißen Wein, zweihunbert Viertel Hafer, Fische von_ zwanzig Gulden Werts und einen Salmen. Nach dem Abendessen, dem auch mehrere Mitglieber des Rates beiwohnten, besuchte er noch das Münster und betrachtete das Innere desselben mit vieler Aufmerksamkeit. Unangenehm berührte es ihn, daß die alte Eifersucht zwischen bett beiben Geschlechtern der Zorn und Müluheitu noch fortbauerte. Jede^der beiben Familien hatte auf ihrer Trinkstube dem Kaiser ein Fest bereitet; die Zorn auf dem Hohensteg, die andere auf dem Mühlusteiu. Der Kaiser besuchte das Fest der Müluheitu, wozu von den Zorn niemand erschien. Da befürchtete er während feiner Anwesenheit Unruhe in der Stadt. Der Rat, dem des Kaisers Befürchtung mitgeteilt wurde, traf Maßregeln, um Straß-bürg vor feindlichem Überfall zu bewahren. Auf mehreren Zunftstuben lagen die ganze Nacht bewaffnete Leute, die jeben Augenblick zum Aufbruch bereit waren. An den Toren und auf den Türmen würde strenge Wache gehalten. Zwei Abteilungen Kriegsleute — je sechzig Mann zu Pferd und hundert zu Fuß — durchzogen während der Nacht die ^verschiedenen Viertel der Stadt. Außer den Waffen trugen sie Schwefelpfannen bei sich, um auch in der Dunkelheit fofort die Drbnung herstellen zu können. Dies bauerte f° lange, als der Kaiser anwesend war. L-igismund war ein Freund der geselligen Unterhaltung, von ~anz und scherz. Die Frauen der Familie Zorn luden ihn zum Lsien und -lanz auf den Hohensteg. Gerne wolle er kommen, war ferne Antwort. Allein die Frauen müßten ihn bahin geleiten-denn er wisse den Weg nicht. Am folgenben Tage in aller Frühe kanten an hundert adelige Frauen und Jungfrauen, um ihn abzu-Iioleit setlenbs erhob sich der Kaiser von feinem Lager und bekleidete sich schnell mit feinem Überrock. Beim Schalle der Trommeln und Plenen, unter wechfetnbem Tanze bewegte sich der Zug durch die Branbgaffe und bte Münstergaffe. Weil der Kaiser in der Eile nur Siininerfchithe angezogen hatte, kauften ihm die Edelfrauen in der benachbarten Kttrbettgaffe ein Paar Schuhe um 14 Pfennige. Dann ging s zum «Hohensteg. Dort kleidete sich der Kaiser um, wie es «5? r!Um ^bste geziemte; und er brachte mit den Herren und El elfrauen den ^.ag in der heitersten Stimmung zu. _ _ mehrtägiger Anwesenheit verließ Sigismund die Stadt. ^er Rat bestritt alle Ausgaben, die er gemacht hatte. Um den *) Eine Kanne. Berger-Stehle, Erzählungen aus der Wellgeschichle. i7

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 60

1884 - Straßburg : Bull
- 60 — Dritter Aöschnitt. Geschichte -es Elsasses von der Lesltzergreifung durch Frankreich bis zur Wiedervereinigung mit Deutschland. (1648—1871.) Der Rat von Ensisheim. (1658.) Der westfälische Friede hatte sich in zweidentiger Weise über die reichsnnmittelbaren Gebiete sowohl der freien Herren, als der Städte ausgesprochen. Der französische König konnte sein Ansehen nur mit Mühe in den freien Reichsstädten zur Geltung bringen. Im I. 1653 beschwerten sie sich beim deutschen Reichstage, daß ihre Vorrechte und Freiheiten nicht gehörig beachtet würden. Um seine Herrschaft mehr zu befestigen, grünbete der König 1658 den Rat von Ensisheim. Am 14. November würde er unter einem gewaltigen Zulauf des Volkes, in Anwesenheit zahlreicher Abgesanbten des Abels, der Geistlichkeit und der Städte eingesetzt. Früh um 8 Uhr begab sich die Versammlung in den großen Saal des Stabthauses. Sogleich würde Über dem Haupteingange das Wappen des Königs von Frankreich angebracht. Von hier bewegte sich der festliche Zug nach der Pfarrkirche, voran Bogenschützen mit den königlichen Farben, dann die Beamten des ganzen Rates, die Abgesandten vieler Staaten, die Vertreter der Reichsstädte, Prälaten, Edellente und andere hervorragende Personen. Zwischen zwei Reihen Soldaten, die in Parade aufgestellt waren, schritt der Zug dahin. Am Portal der Kirche empfing der Abt von Lützel im festlichen Ornate an der Spitze der Geistlichkeit die Fest-teilnehmer und hielt eine Ansprache, worin er den Entschluß des Königs pries. Nachdem dann eine feierliche Messe gelesen worden war, kehrte der Zug in derselben Ordnung in das Rathaus zurück. Hier wurde das königliche Schreiben über die Einsetzung des Rates verlesen und dann der Huldigungseid geleistet. — Dieser Rat hatte für die Pflege des Rechts im Elfaffe und außerdem für die feste Vereinigung sämtlicher Städte, Herrschaften und Gebiete des Landes mit Frankeich zu sorgen. Freilich

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 55

1905 - Leipzig : Voigtländer
- 55 — graues Wams, das er sich einmal im Felde selbst flickte. Da sah man ihm freilich seine hohe Würde nicht an, und es begegnete ihm manch heiteres Abenteuer. Als er einst mit seinem Hoflager bei Mainz stand, ging er in seinem einfachen Wams in die Stadt. Es war sehr kalt, und er trat in das Haus eines Bäckers, um sich am Ofen zu erwärmen. Die Bäckerfrau hielt ihn für einen gemeinen Reitersmann, wies ihn hinaus und schalt heftig auf den Kaiser, der mit seinem Kriegsvolk den Bürgern so viel Last mache. Rudolf lachte und wollte nicht gehen. Da wurde die Frau so ausgebracht, daß sie einen Topf Wasser nahm und ihn damit begoß. Ganz durchnäßt ging der Kaiser ins Lager zurück. Mittags aber schickte er durch einen Diener in kaiserlicher Tracht der Frau einige Schüsseln mit Speisen und ließ dabei sagen, das schicke ihr der Soldat, den sie am Morgen so reichlich mit Wasser getränkt habe. Die Frau geriet in Verzweiflung, als sie erfuhr, wer der Mann im grauen Wams gewesen war. Eilig lief sie in das Lager und warf sich dem Kaiser zu Füßen. Der aber hieß sie freundlich aufstehen und befahl ihr zur Strafe nur, die ganze Geschichte vor allen Anwesenden zu erzählen. 6. Der überführte Dieb. Wie klug Rudolf als Richter zu verfahren wußte, zeigt folgende Begebenheit. In Nürnberg trat ein Kaufmann mit einer Klage gegen einen Gastwirt vor den Kaiser. „Ich habe dein Wirte," sagte er, „einen ledernen Beutel mit Gold gefüllt in Verwahr gegeben, er aber leugnet frech den Empfang des Goldes und will es nicht mehr herausgeben." Der Wirt, ein angesehener Mann in Nürnberg, erschien zufällig desselben Tages mit andern Abgeordneten der Stadt vor dem Kaiser. Rudolf, leutselig wie er war, unterhielt sich mit einem jeden, und auch den Wirt fragte er nach Namen, Gewerbe und Familie. Dann, wie von ungefähr, fuhr er fort: „Sieh, du hast ja einen prächtigen neuen Hut, wie ich nie einen besessen habe. Wie wär' es, wenn wir tauschten? Du erhältst freilich nur einen alten Hut, aber den Hut des Kaisers, und ich bekomme bei dieser Gelegenheit einen neuen, der mich feinen Heller kostet." Natürlich ging der Wirt auf den Tausch ein. Rudolf aber ging hinaus und sandte einen Bürger zu des Wirtes Frau, der zeigte ihr den Hut ihres Mannes und sprach: „Sehet, von wem ich fornnte. Ihr sollt mir für den Eigentümer dieses Hutes sogleich den ledernen Beutel mit dem Golde übergeben." Die Frau, die feine List ahnte, gab ohne Bedenfen den Beutel her. Als der Kaiser das Gold empfangen hatte, wurde der bestohlene Kaufmann gerufen und mußte die Auflage wieberholen; der Wirt leugnete hart-

6. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 111

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii. Papstthum und Kaiserthum. 111 ausbeuteten. Einmal bestürmten sie Paris mit 30,000 Mann. Sie ruhten nicht, bis ihnen ansehnliche Strecken, besonders die Normandie zu Wohnsitzen überlassen den (911). Hier ließen sie sich taufen; und Frankreich hatte fortan friedliche und fleißige Bewohner an ihnen. Die Normannen setzten sich auch in Rußland und Litauen fest, bevölkerten (815) die ferne Insel Island und entdeckten selbst Nordamerika, doch ohne sich bleibend niederzulassen. Um das I. 1000 wurden sie nach Italien gerufen, die eingedrungenen Griechen und Sarazenen zu vertreiben. Dort wurde sogar ihr Anführer Roger 11. 1130 vorn Papste mit Sicilien und Neapel belehnt und zum „Könige beider Sicilien" gekrönt. Die Züge der Normannen horten endlich auf, da sie in ihrem Vaterlande allmählich zum Christenthum bekehrt oder gezwungen wurden, und mildere Sitten annahmen. Zu Öand waren in jenen Zeiten die Ungarn eine ähnliche Geißel für Deutschland; und all dies, mit dem fürchterlichen Wirrwarr im Innern zusammengenommen, macht es erklärlich, wie die Sage vom Untergang der Welt auf das I. 1000 so allgemeinen Glauben finden konnte. Von besonderer Wichtigkeit wurden die Normannen für England. Hier waren nachdem Einfall der Ange l-sachsen sieben Königreiche entstanden, welche endlich (827) König Egbert vereinigte. Eben jetzt aber kamen die Nordmänner in jährlichen Raubzügen. Sie ließen sich endlich (866) mit Weib und Kind nieder und verwüsteten ganz England. Alfred der Große, König seit 871, flüchtete sich vor ihnen in die Sümpfe von Somerset, wo er kümmerlich in der Hütte eines Hirten sich aufhielt. Da saß er einmal am Herde, in Gedanken an die Rettung Englands versunken. Die Frau des Hirten, die ihn für einen Knecht hielt, hieß ihn ans die Brote am Feuer Acht haben. Er vergaß es und mußte dafür ein fauler Knecht heißen, der wohl Brot essen, aber nicht backen möge. Er rettete endlich doch das Reich, und regierte bis 901 so kräftig und weise, daß die Normannen keine Lau-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 292

1888 - Wiesbaden : Kunze
292 Vierte Periode des Mittelalters. Trank getrieben wurde, daß die Obrigkeit scharfe Verordnungen dagegen erließ. So feierte 1493 ein Bäckermeister zu Augsburg die Hochzeit seiner Tochter. An 60 Tischen speisten 720 Hochzeitsgäste; an jedem Tische saßen 12 Männer, Junggesellen, Frauen oder Jungfrauen. Die Hochzeit dauerte acht Tage, und es wurde so gegessen, getrunken, getanzt und geneckt, daß am 7. Tage schon viele wie tot hinfielen. Die Trachten waren anfangs ebenfalls einfach. Im 14. Jahrhundert war ein langer Oberrock ohne Ärmel und Knöpfe üblich; er reichte bis zu den Füßen hinab und war am Halse genau überschlagen. Die Frauen trugen ihn weiter, länger und mit einem Gürtel geschürzt. Der Arm in dem engen Ärmel des Ramses reichte aus dem weiteren und offenen Umschlag hervor. Das Haupt war entblößt; Mützen und Hüte trugen nur vornehme Herren. Die Frauen unterschieden sich durch ihr langes Haupthaar, welches in Locken um die Schultern floß und gewöhnlich mit einem Kranze umwunden war. In der Trauer war die Stirn mit Leinwand verhüllt. Um die Schultern hing ein weiter Mantel. Von Gold, Silber, Seide und Edelsteinen sah man wenig. Gugelhüte kamen um 1350 auf, desgleichen auch Schnabelschuhe und Schellentracht, und nicht lange nachher verkürzte man den Manns rock, um die bunten Hosen sichtbar zu machen. Von der Kappe flössen den Rücken hinab zwei Zipfel bis an die Fersen. Mehr als eine Hand breit war der Weiberrock vorn beim Halse geöffnet; hinten war eine Haube genäht, eine Elle lang und noch länger. Auf den Seiten war der Rock geknöpfelt und geschnürt. Die Schuhe waren so zugespitzt, daß man etwas in die Spitze hineinschieben konnte. Der Oberschuh war geklöppelt und genestelt. Allein auch in den Trachten verließen, namentlich die Frauen, bald die gewohnte Einfachheit, wetteiferten mit den Edeldamen in kostbaren, verschwenderischen Moden, in Überladung mit Gold und Edelsteinen und gaben der Geistlichkeit und Obrigkeit häufig Anlaß zu Ermahnungen und Verboten. Seit dem Anfange des 15. Jahrhunderts sind städtische Luxusgesetze und Kleiderordnungen immer häufiger erlassen worden. Reichs- und Landstädte. Die deutschen Städte zerfielen von ihrer ersten Anlage an in Reichsstädte und Landstädte. Die Reichsstädte standen unter dem Hoheitsrecht und der obersten Gerichtsbarkeit des Kaisers, während die Landstädte einem geistlichen oder weltlichen Fürsten untergeordnet waren. Die kaiserlichen oder fürstlichen Beamten, welche das Hoheitsrecht ausübten

8. Geschichte der Neuzeit - S. 125

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 7. Die Frauen des ersten Zeitraums. 125 ten, mit denen sie heimlich verkehrte, bewogen sie 1654 zu Gunsten ihres Vetters Karl Gustav abzudanken und Schweden zu verlassen. Sie reiste über Hamburg und Brüssel nach Innsbruck, wo sie 1655 zur katholischen Kirche übertrat. Von hier begab sie sich nach Rom, brachte in Loretto der Mutter Gottes Krone und Scepter zum Opfer und starb 1689 in Rom, nachdem sie mehrere vergebliche Versuche gemacht hatte, die Krone von Schweden und Polen wieder zu erlangen. Sie sah sich durch das Ausbleiben der schwedischen Geldsummen zuletzt genötigt, vom Papste eine jährliche Pension von 12 000 Skudi anzunehmen. 12. Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die geselligen Verhältnisse jener Zeit und die Lage der Frauen im allgemeinen, so fällt uns ein großer Unterschied zwischen den im Norden und Süden von Europa herrschenden Sitten aus. In Spanien, Portugal und Italien beobachteten die Frauen immer noch die strenge Abgeschlossenheit und Zurückgezogenheit, welche wir schon früher kennen lernten. Es war viel, wenn sie sich einmal im Jahre an einem allgemeinen Festtage öffentlich sehen ließen. Edelfrauen hatten das Recht, bei besonderen Festlichkeiten sich am Fenster oder auf dem Balkon zu zeigen, das Theater zu besuchen oder spazieren zu fahren; aber stets erschienen sie ohne die Männer. Zu großen Hof-feften, Bällen und prachtvollen Gastmählern kamen sie in Begleitung derselben und wurden von ihnen auch bedient. Größere Freiheiten genossen die Frauen in Deutschland und England. Bei den Gastmählern erschienen Frauen und Töchter, obwohl solche Gelage höchst nachteilig auf die Sittlichkeit einwirken mußten. Denn bei Mahl- und Hochzeiten ward eine solche Unmasse von Speisen und Getränken aufgetischt, daß man ganze Tage und Nächte saß und alles auf gegenseitiges Zutrinken und Berauschen hinauslief. Bei den Festmahlen der Zünfte, zu welchen Frauen und Töchter zu-gezogen wurden, stellte man vollständige Wettkämpse im Trinken an, da man auf eine edlere Weise sich nicht unterhalten konnte. Solche üppige Lebensweise richtete besonders die unteren Stände zu Grunde, und die Obrigkeit sah sich öfters veranlaßt, Kleider-, Hochzeit- und Gelagordnungen zu geben, welche dem üblichen Luxus Einhalt thun sollten; allein kein Stand wollte hinter dem andern zurückbleiben. D>en schlimmsten Einfluß übte in dieser Verschwendungssucht und im Kleiderluxus der französische Hof, wo eben die Frauen die Hauptrolle zu spielen angefangen hatten. 13. So lange in Frankreich Margareta, Heinrichs Iv.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 100

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Fürsten und Städte. übler Wirtschafter, der stets in Schulden stak. Zu seinen Ländern hatte er durch Heirat noch Ungarn erworben. Seiner Anstrengung gelang es, die Konstanzer Kirchenversammlung zustande zu bringen. Zu Konstanz belehnte er den Burggrafen Friedrich Vi., dessen Bemühung er die Krone verdankte, mit Brandenburg; vorerst sollte er der Mark „oberster Verweser und Hauptmann" sein. * * Einige Jahre vorher erlagen die Deutschordensritter in der 1411 fürchterlichen Schlacht bei Tannenberg den Polen, denen sie nachmals das Weichselgebiet mit Marienburg abtreten mußten. Seine Länder samt der Kaiserkrone kamen an den Habsburger Albrecht Ii., einen wackern Kriegsmann, der mit Siegmunds einziger Tochter vermählt war. Die Habsburger aber behaupteten drei Jahrhunderte lang die Kaiserwürde. 5. Seit den Tagen der Lützelburger gingen die wichtigsten Königsrechte: die Gerichtsbarkeit, die Kriegführung, die Erhebung von Steuern, an die Herzöge und Grafen über; es entstanden unabhängige Landesherrschaften. Zahlreiche Grafen wurden in diesem und dem folgenden Jahrhundert zu Herzögen erhoben, darunter Eberhard von Württemberg, der „Graf im Bart", 1495. Den Fürsten gegenüber erstritten in den einzelnen Ländern Geistlichkeit, Adel und Städte die Befugnis, in Fragen der Besteuerung, der Gesetzgebung, □ auch der Erbfolge als „Landstände" gehört zu werden. □ * * 3. Die Bauern im Mittelalter. 1. Die Bauern hatten ihre glücklichsten Tage unter dem Kaiser Rotbart. Sie feierten ihre Kirchweih mit Spiel und Tanz und Schlägerei und pflegten das Volkslied, das damals und besonders im 13. Jahrhundert bei Bauern und Handwerkern seine Blüte erreichte, steigender Wohlstand gab die Mittel, die Wirtschaftsgeräte zu verbessern : Wagen und Pflug erhielten Eisenreifen um die Räder und wurden statt der Rinder häufig mit Pferden bespannt. Außer dem Getreide pflanzte man Bohnen, Erbsen, Linsen, Gemüse, Hanf und Flachs; Obst- und Weinbau waren hoch entwickelt. Unter den Haustieren schätzte man am meisten das Schwein: geräuchertes Schweinefleisch nahm man auf die Feldzüge mit; das Schaf züchtete man auch der Wolle wegen; unter dem Geflügel prangte der Fasan. Die Wohnung enthielt meist nur einen Wohnraum, den der Kachelofen

10. Geschichte des Mittelalters - S. 50

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
50 Fürsten und Städte. 2. Die lteren Städte sind ohne rechten Plan erbaut. In den Siedlungen des Ostens bildet der rechtwinklige Markt den Mittelpunkt: an ihm steht die aus Backsteinen errichtete Hauptkirche; von ihm gehen die schnurgeraden Straen aus. Die Holz- oder Fachwerk-Huser deutscher Städte kehren die Schmalseite mit den berhngen" (dem Vorgezimmer") nach der Strae, aus der sich allerlei Haus-tiere tummelten. Pflasterung kam erst spt auf: die Ratsherren schritten in Holzschuhen oder auf Stelzen in die Sitzung; vornehme Damen lieen sich in Snften und Tragsthlen tragen; in Frank-furt a. M. belegte man vor der Messe die Gassen mit Stroh. Schau-fettster waren so unbekannt wie Straenbeleuchtung; man lie sich die Laterne mit einem Lichte, Ratsherren und ihre Frauen mit zweien, voraustragen. Um so hufiger waren verheerende Feuersbrnste. 3. Auf den Wochen- und Jahrmrkten der Städte setzten Bauern und Handwerker ihre Erzeugnisse gegen bares Geld ab, und die Kaufleute von Wien und Ulm, Augsburg und Nrnberg fhrten sie in gemeinsamen Kauffahrten etwa nach Venedig; dafr ver-fruchteten sie italienische Seidenstoffe, le, Gewrze, Sdfrchte, auch Harnische von Konstantinopel der Brenner, Septimer, Splgen in die heimischen Handelspltze. Weil aber dem Landfrieden nicht zu trauen", verbndeten sich die Städte wiederholt zum Schutz ihrer Warenzge. Zuerst schlssen etwa siebzig rheinische und wetterauische Städte den Rheinischen Stdtebund, der zeitweilig bis Lbeck und Regensburg reichte. Seine Reisigen hngten die Strauchritter und zerstrten ihre Raub-nester. Im vierzehnten und fnfzehnten Jahrhundert rangen die stdtischen Sldner mit den aufstrebenden Fürsten; Eberhard den Rauschebart von Wrttemberg schlugen sie bei Reutlingen, erlagen aber dann ihm und der ritterlichen Brderschaft der Lwen" auf 1388 dem Dffingen Kirchhof. 4. hnlich entwickelten sich die Städte im Norden. Schon frh grndeten rheinische Handelsleute in London einen Kaufhof, den Stahlhof. Gegen jhrliche Abgabe von etwas Tuch und Pfeffer fhrten sie Rheinwein ein, Wolle und Fettwaren aus. Von den Heiden Flanderns kam die Wolle fr die Webereien in Vperen, Gent, Brgge, Arras; die Hollnder erfanden die Kunst, Fische einzusalzen: so erblhte der flandrische Handel mit England, Frankreich, Italien und den deutschen O st erlin gen", den Kauf-
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