Asien.
125
Kiang (blauer Fluß, 700 M. lang) sind die näheren
Verhältnisse zum Theil noch unbekannt. Man weiß,
daß sie das chinesische Alpenland in wilden Wasser-
fällen durchbrechen, bevor sie die Tiefebene erreichen.
In ihrem Deltalande sind sie durch den 120 M. langen
Kaiser-Kanal mit einander verbunden.
3. Im östlichen Hochasien werden Winterkälte
und Sommerhitze durch die Trockenheit der Luft und
den Mangel an Bewässerung und Vegetation mehr
als anderswo auf der Erde gesteigert. Im Winter
hört ungeachtet der südlichen Lage alle Vegetation
auf, im Frühling bilden die Steppen einen herrlichen
grünen Teppich, aber im regenlosen Sommer ver-
wandeln sie sich, wo Bewässerung fehlt, in Wüsten.
Das chinesische Tiefland hat im Allgemeinen
ein warmes, wenn auch nicht gerade tropisches
Klima. Natürlich ist es im nördlichen Theil viel
kälter, als im südlichen. In Peking hat man einen
Winter wie im nördlichen Rußland, während doch
der Sommer sehr heiß ist, in Cantón dagegen ist es
so heiß wie in Hindostán; im N. trifft man Renn-
thiere, im S. sind Elephanten.
I. Das eigentliche China.
a) Das eigentliche China umfaßt den östlichen
Rand des Hochlandes und das vor demselben
liegende Tiefland. Auf 70,000 lum. sollen reich-
lich 400 Mill. Einwohner leben. Zum Theil wird
das Land durch die berühmte, große „chinesische
Mauer" begrenzt, welche ums Jahr 214 v. C.
erbaut wurde und gegen 300 Meilen lang ist*).
b) Auf den Grenzgebirgen und in den Alpen-
landschaften sind große Wälder, die viel Bau-
*) Erbaut wurde die Mauer besonders zum Schutze der Hauptstadt
gegen die Tatarenhorden. Im nördlichen Theil ist der Bau schön und
großartig, aber die Mauer ist in ihrer ganzen Ausdehnung keineswegs
gleich breit, hoch und fest.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Peking Hindostán China China
220
durch eigene Knechte verwalten ließ, dienten dem ganzen Reiche als Muster
guter Haus- und Feldwirthschaft. Hier ließ er anwenden, was er
von Römern und Slaven, die im Anbau des Bodens den kriegerischen
Deutschen überlegen waren, erlernt hatte. Hier ließ er fremde Früchte
Pflanzen, fremde Thiere aufziehen und jeden Versuch anstellen, der dem
Anbau des ganzen Landes Vortheil gewähren konnte. Er gab den Be-
wohnern seiner Pfalzen ein eigenes sehr ausführliches Gesetz, das eine voll-
kommene Anweisung zur Landwirthschaft enthält und dem übrigen Volke
als Lehrbuch diente.
Die Handwerke wurden damals noch von Weibern und Knechten be-
sorgt. Karl's eigene Töchter mußten weben und sticken und das Haus-
wesen besorgen, wie die Töchter eines wohlhabenden Bauers, und allen
Weibern des Landes zum Muster dienen. Jenes Gesetzbuch enthielt auch
die Vorschriften für die Handwerker, und man ersieht daraus, wie eifrig
Karl bemüht war, was die Römer darin mehr geleistet, den Deutschen zu
eigen zu machen. Die vielen Arten von Gewerken, vom Goldarbeitcr bis
zum Schuster, zeigen, wie viel damals schon für die Bequemlichkeit und
Schönheit des Hauswesens gethan wurde. Schön gewirkte und gestickte
Gewänder, bunte Röcke und Fahnen, Schildereien, geschnitztes Tafclwerk,
zierliche Möbeln, goldene und silberne, mit Bildwerk ausgelegte Gefäße,
prächtige Waffen und Rüstungen, Glasfenster, musikalische Instrumente
machten das häusliche, gesellige Leben schon behaglich und prächtig. Die
Baukunst war freilich noch am meisten vernachlässigt, da sich die Deutschen
noch immer nicht an Städte, nicht einmal an Burgen gewöhnen wollten.
Nur der Kaiser selbst baute zu Aachen Paläste, die so etwas Seltnes im
Norden waren, daß man sie mit den päbstlichen verglich und Aachen schon
das kleine Rom nannte. Auch zu Ingelheim am Rhein baute sich Karl
einen heitern Palast, von dessen schlanken Säulen einige noch an dem alten
Brunnen im Hofe des Heidelberger Schlosses erhalten sind. — Karl soll
unter anderen Kostbarkeiten einen goldenen und drei silberne Tische gehabt
haben. Auf den drei letzten: war Alt-Rom, Neu-Rom und der Erdkreis
abgebildet.
In seinem häuslichen Leben zeigte der Kaiser Heiterkeit und gute
Laune; gern suchte er durch einen guten Scherz auf seine Umgebung zu
wirken. Als seine Franken in Italien einmal an einem kalten Regentage
mit kostbaren Gewändern bunt geschmückt zu einer Jagd kamen, führte er,
in einen Schafpelz gekleidet, sie während eines argen Unwetters durch Dornen
und Dickicht, wobei ihnen die dünnen Kleider zersetzt wurden und im Wasser
kläglich zusammenschrumpften. Dann befahl er, daß jeder am nächsten
Tage in demselben Rock wieder vor ihm erscheine, und da nun alle aus-
sahen wie Vogelscheuchen, ließ er seinen Schafpelz hereinbringen, zeigte ihnen,
wie weiß und unzerrissen die Hülle sei, die er am Regentage getragen hatte,
und hielt ihnen eine wirksame Strasrede.
Wenn er nicht im Felde war, lebte er meistens mit seiner Familie.
Er aß mit Frau und Kindern zusammen und führte sie aus jeder Reise
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl
235
Macht zu Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten;- der alte
deutsche Erbfehler, unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes
Glied in ein Ganzes einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer
Weise wieder geltend. Mit den welfisch gesinnten deutschen Fürsten ver-
banden sich die lombardischen Städte und die Päbste; es war eine Zeit
voller Unruhe und Aufregung.
Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, Svenen
durch Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerk-
samkeit und ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien als auf
ihr Vaterland richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war
Konrad Iv., welcher im Jahre 1254 starb und einen zweijährigen Sohn
Namens Konradin hinterließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unter-
italien gehört, aber der Pabst belehnte mit seinem Erblande den Bruder
des Königs von Frankreich, Karl von Anjou, welcher sich auch in
Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohenstaufisch gesinnt
waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin herangewachsen war,
entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unter-
zugehen ; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden, be-
gleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die
Alpen an. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da die
Franzosen in Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht
ward Konradin besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen.
Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen,
durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräther zumtode ver-
urtheilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld an ihm, weil
er im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei: alle bis auf einen, den
knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Ge-
fährten frei. Diese einzige Stimme genügte dem König, um jetzt aus
eigener Macht das Todesurtheil über die Gefangenen zu sprechen.
Konradin saß beim Schachspiel, als ihm der furchtbare Spruch ver-
kündet ward. Der Jüngling zeigte eine seines Heldengeschlechtes würdige
Fassung; er benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihm gelassene
Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und
Gebet auszusöhnen. Am 29.October 1268 wurden die Verurtheilten zum
Blutgerüste geführt. Als Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf
Befehl des Königs das Urtheil vorgelesen hatte, entstand ein dumpfes Ge-
murmel unter den Anwesenden; aber die Furcht schloß allen den Mund,
und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn,
sprang zornig hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du
frecher ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode
verurtheilen?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte
dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen
Zorn, aber das Urtheil blieb ungeändert. Hierauf bat Konradin, daß man
ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Vor
Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Iv. Konrad_Iv. Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Konradin Karl_ließ Karl Spruch_Konradin Konradin Robert_von_Bari Konradin Konradin Konradin Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Robert_von_Bari Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sicilien Neapel Italien Frankreich Neapel Italien Neapel
219
der Pabst Leo am Weihnachtsabend eine herrliche Krone auf's Haupt und
begrüßte ihn als ersten römisch-deutschen Kaiser. Sein Reich
aber hieß fortan das h e i l i g e römische Reich deutscher Nation:
der Pabst sollte darin das geistliche, der Kaiser das weltliche Oberhaupt
sein; nach und nach sollte es alle Völker der Erde in einem Glauben
friedlich umfassen.
Doch über diesen gewaltigen Plänen versäumte Karl nicht, sein Volk
auch zu bilden. Neben der Kirche sollten Schulen dazu mitwirken. An
seinem Hofe versammelte er die gelehrtesten und weisesten Männer seiner
Zeit, darunter den Angelsachsen Ale uin. Mit diesen unterhielt er sich,
wenn er von seinen Feldzügen ausruhte, über gelehrte Dinge, und uner-
müdlich war er, sich zu unterrichten und seine mangelhafte Jugendbildung
zu vermehren. Außer dem Deutschen sprach er das Lateinische recht gut;
das Lesen aber ward ihm schwer. Rechnen lernte er erst im höheren Man-
nesalter ; auch das Schreiben versuchte er und gab sich große Mühe dabei,
aber die Finger, die das Schwert zu führen gewohnt waren, fügten sich
nicht mehr dem Zwange, Buchstaben zu malen. Desto eifriger war er
darauf bedacht, im Volke und besonders unter der Geistlichkeit die nöthigsten
Kenntnisse zu verbreiten ; er gründete viele Klosterschulen, und die Knaben-
schule an seinem Hofe stand unter seiner eigenen Aufsicht, er ließ sich die
Arbeiten der Schüler vorlegen und belohnte den Fleiß und strafte die
Faulheit. Auch beim Chorgesang in seiner Kapelle spähte er scharf nach
Priestern und Sängern, er wußte genau, was jeder vermochte, und ward
sehr ungnädig, wenn ein Fehler vorfiel.
Für Ackerbau, Gewerbe und Handel that er, im Verhältniß seiner
Zeit, sehr viel. Er ließ den Kalender verbessern und ertheilte die genauesten
Vorschriften für alle Stände. So wenig die Deutschen damals zum Handel
geneigt waren, so machte doch Karl einen Anfang. Er munterte die Kauf-
leute auf und gab ihnen bedeutende Vorrechte. Die Juden, die nach der
Zerstörung von Jerusalem durch die Römer als Sklaven fortgeschleppt und
in alle Länder zerstreut worden waren, beschäftigten sich, seit sie mit den
Römern unter die Herrschaft der Deutschen gekommen waren, ausschließlich
mit dem Handel. Karl achtete ihren Eifer und ihr Geschick für diesen Er-
werbszweig und gab ihnen trotz der Vorurtheile der Christen so viele Rechte,
als die Menschlichkeit gebot und der Vortheil des Staats verlangte. Straßen
wurden angelegt, durch strenge Gesetze die Reisen der Kaufleute gesichert.
Mit den slavischen Handelsstätten an der Ostsee, mit den Griechen ward
Verbindung angeknüpft. Jene lieferten Sklaven und Pelze, diese Edel-
steine, Zeuge, Früchte. Im Innern des Reichs wurden neue Marktplätze
errichtet und fremde Handelsleute dabei zugelassen, so zu Bardewvk, Magde-
burg, Erfurt, Forchheim, Regensburg, Lorch.
Für Ackerbau und Handwerke war Karl ebenso besorgt, als er sich
darauf verstand. Seine Pfalzen oder kaiserlichen Aufenthaltsörter, vor-
züglich Aachen, Heristal, Nimwegen, Andernach, Ingelheim, Worms, Pader-
born, Salzburg rc., wo er Gärten, Accker, Weinberge, Wiesen und Wälder
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Leo Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
257
von Rittern und Prälaten und behielten die bisherige Gemeinschaft in Ver-
fassung, Rechtspflege, Gesetzgebung und Sprache.
43. Die Ranzau'h.
Das Geschlecht der Ranzau war schon zur Zeit der Schauenburger ein
zahlreiches und mächtiges adliges Geschlecht in Schleswigholstein, und wir
haben schon bei der Herzogswahl bemerkt, daß diese Familie auf den Aus-
fall derselben großen Einfluß hatte, indem sie sich für Christian I. entschied.
Niemand aber aus diesem Geschlecht ist berühmter geworden, als der alte
Feldmarschall Johann Ranzau, der 1559 die Armee kommandirte, welche
die Selbstständigkeit Dithmarschens vernichtete.
Johann Ranzau war 1492 geboren und also 1500, als Wulf Jsebrand
die große Garde und das ganze dänische Heer zwischen Hemmingstedt und
Meldorf aufs Haupt schlug, acht Jahre alt. Welcher Geist aber den Knaben
beseelte, konnte man daran erkennen, daß er den Dithmarschern, wie einst
Hannibal den Römern, bittere Rache schwur, weil unter den Gefallenen auch
sein ältester Bruder war. So war denn sein Sinn von früher Kindheit an
hauptsächlich daraus gerichtet, ein tüchtiger Krieger zu werden, und ritterliche
Uebungen waren ihm die liebsten. Schon als 13slhriger Knabe dünkte er
sich stark genug, sich am Kriege selbst zu betheiligen. Ohne Vorwissen seiner
Mutter ließ er sich ein Pferd satteln, und ritt in ein nahes Feldlager, um
sich in der Kriegskunst zu versuchen. Dießmal aber ward er noch wieder
zurückgeholt, um seine Ausbildung zu vollenden. Er mochte denn auch
einsehen gelernt haben, daß der Krieg kein Kinderspiel sei, und benutzte seine
Jugendzeit fortan ernstlich zur Erlangung nützlicher Kenntnisse, ohne welche
man auch schon damals nichts Sonderliches werden konnte.
Als vierundzwanzigjähriger Jüngling ging er auf Reisen und kam
über England nach Spanien. Johann Ranzau war gut katholisch erzogen,
und daher können wir es begreifen, daß er Spanien nicht verlassen wollte,
bevor er den heiligsten Ort der Spanier, die angebliche Grabstätte des
heiligen Jacobus, besucht und an derselben sein Gebet verrichtet hatte.
St. Jacob konnte aber das Sehnen seines Herzens nicht stillen, er mußte
das heilige Land selbst sehen, und so trat er denn von Spanien aus eine
Reise nach Jerusalem an und hatte die Ehre, in dieser ehrwürdigen Stadt
zum Ritter geschlagen zu werden, wahrscheinlich der letzte Schleswigholsteiner,
der dieser Auszeichnung theilhaftig ward; denn es geschah in demselben
Jahr, in welchem der Augustinermönch in Wittenberg seine 95 Sätze an die
Schloßkirche schlug und dadurch im Norden allen Wallfahrten ein Ende
machte. Seine Anwesenheit in Jerusalem wäre ihm übrigens bald theuer
zu stehen gekommen; denn er war nahe daran, gefangen genommen zu
werden. Der irrende Ritter entkam nur mit genauer Noth und landete in
Neapel. Natürlich war nun sein erster Gang zum Papst, dem er nach der
Sitte seiner Zeit den Fuß küßte. Mit dem päpstlichen Segen reiste er
dann weiter durch Italien, Frankreich und Deutschland in die Heimath.
Hier konnte den beherzten, frommen, weitgereisten Mann Niemand
besser brauchen als Friedrich I., der damals nur noch Herzog von Gottorf,
nicht König von Dänemark war; denn in Dänemark herrschte noch der böse
17
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Ranzau Johann Dithmarschens Johann_Ranzau Johann Wulf_Jsebrand Hannibal Johann_Ranzau Johann Jacobus Jacob Friedrich_I. Friedrich_I. König_von_Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Schleswigholstein England Spanien Spanien Spanien Jerusalem Wittenberg Jerusalem Neapel Italien Frankreich Deutschland Gottorf Dänemark
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
354
Was Hände bauen, reißen leicht auch Hände wieder ein; —
Ein Andres ist's, wenn Gott erbaut — Das wird von Dauer sein.
Und Gott erbaut ein Dannewerk, das Ihr nicht beugt und brecht,
Das baut er uns ins Herz chinein — das gute, alte Recht.
Und wühlt und pocht Ihr noch so sehr — das Recht bricht nicht entzwei;
Sein Hüter schläft und fliehet nicht — die alte Sachsentreu.
Es lebe unser Landesrecht! — den Becher in die Hand!
Und Sachsentreue halte fest in dieser Zwingburg Stand!
' Z. Fr. Ducker.
S\
Interr-r'icnases
Schuli»cichinstitui
»Ss
Druck von A. Edelmann in Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
85
dem Morgenlande die Nachricht, daß der egyptische Sultan Saladin
Jerusalem erobert habe. Der Papst war aus Schmerz über diese Nachricht
gestorben und seine Nachfolger forderten durch dringende Briefe die euro-
päischen Fürsten zur Befreiung des heiligen Grabes auf. So begann denn
das ganze Abendland seine Macht zu einem gewaltigen Kreuzzuge zu
sammeln. Die Italiener schaarten sich um ihre Erzbischöfe; es rüsteten mit
Macht die Normannen, fünfzig Schiffe kamen von Dänemark und Friesland,
siebenunddreißig von Flandern; Richard Löwenherz führte die Engländer
und Philipp August seine Franzosen herbei. Auch der altebarbarossa sammelte
ein Heer. An der Spitze von 150,000 wohlgerüsteten Streitern, unter
welchen auch Adolf Iii. sich befand, zog der greise Held im Mai des Jahres
1189 aus.
Heinrich der Löwe hatte vorher auf Verlangen des Kaisers zum zweiten
Male Deutschland verlassen und sich nach England begeben müssen; als aber
habgierige Fürsten seine Abwesenheit benutzten, von seinen Erblanden an
sich zu reißen, kehrte er aus England zurück und versuchte seine frühere
Herrschaft in Norddeutschland wieder herzustellen. Der Kampf begann aufs
Neue. Heinrich bemächtigte sich des holsteinischen Landes. Ein großer Theil
des Adels schloß sich ihm willig an. Hamburg, Itzehoe und Plön waren
binnen Kurzem in seinen Händen; nur Segeberg behauptete sich. Der
Statthalter, Adolf von Dassel, und die Mutter und Gemahlin des hol-
steinischen Grafen flüchteten nach Lübeck und von da, als auch diese Stadt
sich dem Herzog ohne Schwertstreich ergab, nach der Schauenburg.
Friedrich Barbarossa war im Morgenlande, als er durch den Fluß
Seleph reiten wollte, ertrunken und sein Sohn Heinrich Vi. war ihm
in der Regierung des deutschen Reiches gefolgt. Adolf Iii. erfuhr in Ty-
rus, daß Holstein in den Händen Heinrichs des Löwen sei, und eilte zurück,
ohne Jerusalem gesehen zu haben. Unter großen Schwierigkeiten erreichte
er aus Umwegen sein Land; die Einwohner schlossen sich ihm an und, unter-
stützt von benachbarten Fürsten, bemächtigte er sich nicht nur seines Landes,
sondern auch Lübecks und der Grafschaft Stade nebst Dithmarschen.
Zwischen dem neuen Kaiser Heinrich Vi. und Heinrich dem Löwen kam
es endlich zur völligen Aussöhnung (1194). Der Löwe mußte sich an sei-
nen Erölanden Braunschweig und Lüneburg genügen lassen und starb den
6. August 1195 zu Braunschweig.
Adolf war aus dem letzten Kampf mit vermehrter Macht hervor-
gegangen. Er behielt sämmtliche Einkünfte der Stadt Lübeck, und der Erz-
bischof von Bremen mußte ihn mit der Grafschaft Stade nebst Dithmarschen
belehnen.
14. Wie Adolf Iii. zum dritten Mal Land und Leute verliert.
Waldemar der Große war 1182 gestorben, nachdem er dem zer-
rütteten Dänemark zu neuem Glanze verhelfen hatte. Er hatte von seinem
Vater Knud Lavard her Ansprüche auf Wagrien und das Polaberland, war
aber klug genug gewesen, diese seinem mächtigen Nebenbuhler Heinrich dem
Löwen gegenüber nicht geltend zu machen. Er hatte sich damit begnügt, die
Angriffe der Slaven auf Dänemark abzuwehren und in Verbindung mit dem
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Saladin
Jerusalem Dänemark Richard_Löwenherz Philipp Philipp August Adolf Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrich Heinrich Adolf_von_Dassel Adolf Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrich_Vi Heinrich Adolf Adolf Heinrichs Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Heinrich August Adolf Adolf Adolf Adolf Knud_Lavard Heinrich_dem
Löwen Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Friesland Flandern Deutschland England England Norddeutschland Hamburg Itzehoe Segeberg Holstein Jerusalem Braunschweig Bremen
38
Nordfriesen, beunruhigten die Einwohner sehr. In
dieser Noth war doch ein Prinz, der, so lange er lebte,
die innere Ordnung einigermaßen aufrecht erhielt, und
durch feine Tapferkeit die äußern Feinde schreckte, der
edle und allgemein geliebte Knud Laward, d. i. der
Herr, ein Sohn von Erich Eiegod. Diesem überließ
Niels endlich gegen eine Geldsumme das Herzogthum
Schleswig, .und Knud Laward schlug nicht nur den
Wendenfürften Heinrich, sondern gewann auch in dem
Grade die Liebe dieses frühem Feindes, daß dieser
nachdem er seine Söhne verloren hatte, ihn zu
seinem Erben und Nachfolger ernannte. Knud
führte Ordnung und Ruhe zurück, beförderte durch
deutftbe Handwerker den Kunstfleiß in seinem Lande,
und schlichtete den Streit seiner beiden ihm sehr un-
gleichen Brüder, Harald Ke si a und Erich, späterhin
Emun genannt, die seiner Stimme mehr als des Kö-
nigs gehorchten. Aber alle diese Verdienste zogen ihm
auch viele Feinde und Neider zu. Vor allen war es
König Niels eigener Sohn, Magnus, der den edlen
.Knud haßte, weil er durch ihn von der Thronfolge
ausgeschlossen zu werden fürchtete, und dieser im Ver-
ein mit Heinrich Skatelaar, einem Enkel von
Svend Estridsen, ermorderte ihn verrätherischer Weise
in einem Walde bei Ringsted (1131). — Die allge-
meine Erbitterung gegen den König und dessen Sohn
Magnus, die diese schändliche Mordthat im Lande er-
regte, brach bald in einen Bürgerkrieg aus, in welchem
der König und Prinz Magnus von den Anhängern
Knuds unter der Anführung seines Bruders bei Fod-
ivi g in Schonen 1134 gänzlich geschlagen wurden.
Magnus blieb auf dem Platze, König Niels aber flüch-
tete nach Schleswig, wo er von den erbitterten Gilve-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Knud_Laward Erich_Eiegod Niels Knud_Laward Heinrich Heinrich Knud Harald Erich Niels Magnus Magnus Heinrich_Skatelaar Heinrich Svend_Estridsen Magnus Magnus Magnus Magnus Knuds Magnus Niels