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Macht zu Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten;- der alte
deutsche Erbfehler, unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes
Glied in ein Ganzes einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer
Weise wieder geltend. Mit den welfisch gesinnten deutschen Fürsten ver-
banden sich die lombardischen Städte und die Päbste; es war eine Zeit
voller Unruhe und Aufregung.
Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, Svenen
durch Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerk-
samkeit und ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien als auf
ihr Vaterland richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war
Konrad Iv., welcher im Jahre 1254 starb und einen zweijährigen Sohn
Namens Konradin hinterließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unter-
italien gehört, aber der Pabst belehnte mit seinem Erblande den Bruder
des Königs von Frankreich, Karl von Anjou, welcher sich auch in
Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohenstaufisch gesinnt
waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin herangewachsen war,
entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unter-
zugehen ; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden, be-
gleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die
Alpen an. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da die
Franzosen in Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht
ward Konradin besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen.
Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen,
durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräther zumtode ver-
urtheilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld an ihm, weil
er im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei: alle bis auf einen, den
knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Ge-
fährten frei. Diese einzige Stimme genügte dem König, um jetzt aus
eigener Macht das Todesurtheil über die Gefangenen zu sprechen.
Konradin saß beim Schachspiel, als ihm der furchtbare Spruch ver-
kündet ward. Der Jüngling zeigte eine seines Heldengeschlechtes würdige
Fassung; er benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihm gelassene
Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und
Gebet auszusöhnen. Am 29.October 1268 wurden die Verurtheilten zum
Blutgerüste geführt. Als Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf
Befehl des Königs das Urtheil vorgelesen hatte, entstand ein dumpfes Ge-
murmel unter den Anwesenden; aber die Furcht schloß allen den Mund,
und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn,
sprang zornig hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du
frecher ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode
verurtheilen?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte
dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen
Zorn, aber das Urtheil blieb ungeändert. Hierauf bat Konradin, daß man
ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Vor
Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Iv. Konrad_Iv. Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Konradin Karl_ließ Karl Spruch_Konradin Konradin Robert_von_Bari Konradin Konradin Konradin Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Robert_von_Bari Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sicilien Neapel Italien Frankreich Neapel Italien Neapel
258
Feinde des evangelischen Glaubens bisher über denselben zu verbreiten sich
so betriebsam bemüht hatten, wurden jetzt auf einmal widerlegt und ganz
zu nichte. Man erstaunte, da man einen so bündigen, wohlgeordneten und
richtigen Vortrag der reinen evangelischen Lehre, einen so trefflichen Inbe-
griff des echten christlichen Glaubens vernahm. Durch die zu Augsburg
anwesenden Gesandten und derselben Berichte, wie auch durch die bald nach-
her erfolgten Uebcrsetzungcn der Confession in mehrere Sprachen konnten nun
auch bei anderen Nationen richtigere Begriffe über das Wesen des evan-
gelischen Glaubens verbreitet und also auch der Same des Evangeliums in
wcitentlegene Länder ausgeworfen werden. Jedermann mußte erkennen,
daß die in diesem Bekenntniß enthaltene Lehre dem Inhalte der heiligen
Schrift, der echten Ueberlieferung der Kirche gemäß, kurz die wahrhaft ka-
tholische sei. „Dieses ist," heißt es daher in dem Bekenntniß, da die Lehre
abgehandelt war und nur noch die Mißbräuche aufgezählt wurden, „dieses
ist fast die Summa der Lehre, welche in unsern Kirchen zu rechtem christ-
lichen Unterricht und Trost der Gewissen, auch zu Besserung der Gläubigen
geprediget und gelehret ist, wie wir denn unsere eigne Seele und Gewissen
ja nicht gern wollten vor Gott mit Mißbrauch göttlichen Namens oder
Worts in die höchste und größte Gefahr setzen oder auf unsere Kinder und
Nachkommen eine andere Lehre, denn so dem reinen göttlichen Worte und
christlicher Wahrheit gemäß, fällen und erben. So denn-dieselbe in heiliger
Schrift klar gegründet, dazu auch gemeiner christlicher, ja römischer Kirche,
soviel aus der Väter Schrift zu vermerken, nicht zuwider noch entgegen ist:
so achten wir auch, unsere Widersacher können in obenangezeigten Artikeln
nicht uneinig mit uns sein. Derhalben handeln diejenigen ganz unfrcpnd-
lich, geschwind und wider alle christliche Einigkeit und Liebe, so die Unsern
deshalbcn als Ketzer abzusondern, zu verwerfen und zu meiden ihnen selbst
ohne einen beständigen Grund göttlicher Gebot' oder Schrift vornehmen -
denn die Irrung und Zank ist vornehmlich über etliche Traditionen und
Mißbräuche: so denn nun an den Hauptartikeln kein befindlicher Ungrund
oder Mangel und dies unser Bekenntniß göttlich und christlich ist, sollten
sich billig die Bischöfe, wenn schon bei uns der Tradition halber ein Man-
gel wäre, gelinder erzeigen, wiewohl wir verhoffen, beständigen Grund und-
Ursachen darzuthun, warum bei uns etliche Traditionen und Mißbräuche
geändert sind."
Nach geschehener Vorlesung des Bekenntnisses wollte vv. Brück beide
Exemplare derselben dem kaiserlichen Secretair übergeben, allein der Kaiser
streckte selbst die Hand darnach aus, gab die deutsche Confession dem Kur-
fürsten Albrecht von Mainz und behielt die lateinische für sich. Die pro-
testantischen Stände statteten hierauf dem Kaiser, dem König und den
andern Fürsten für gnädiges und gütiges Gehör ihre Danksagung ab. Ein
neues Gefühl belebte und durchdrang sie von diesem großen Augenblick an.
Durch das feste Band eines gemeinsamen Glaubens fühlten sie sich jetzt mehr
denn je zuvor innig verbunden. Welch ein Unterschied zwischen diesem Tage
und dem zu Worms vor neun Jahren! Vor Kaiser und Reich, ja vor der
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Mainz Albrecht
489
aller Titel enthalten." Gleich nach seinem Regierungsantritt erklärte er,
lieber zu Fuß aus dem Lande gehen zu wollen, als noch länger den unchrist-
lichen Wandel der Geistlichkeit zu dulden. Es war noch Schweres zu thun
übrig ; die Prälaten und die hohen Geistlichen beriefen sich auf ihre alten
Freiheiten, und als Christian die Abstellung der Messe im schleswiger
Dom verlangte, erhob dagegen der Bischof Einspruch : es sei gegen Ehre
und Glimpf, die er höher achte, als sein Leben; er halte fest an den alten
Einrichtungen, bis auf einem Landtage eine Veränderung beliebt werde.
Christian konnte nicht mit seinen Absichten durchdringen und wurde bald
durch Aufruhr in Dänemark von weiteren Schritten abgehalten. Erst als
er in Dänemark mit kräftiger Hand die Macht der katholischen Geistlichkeit
gebrochen und Johann Bugenhagen, einen frommen Pastor aus Wittenberg,
nach Kopenhagen berufen und eine evangelische Kirchenordnung durch ihn
hatte ausarbeiten lassen, konnte er sein Augenmerk den Herzogthümern
wieder zuwenden. Auf dem Landtage vom Jahre 1540 ließ er den ver-
einigten Ständen eine plattdeutsche, von Bugenhagen entworfene Kirchen-
ordnung vorlegen. Aber es erfolgte ein heftiger Widerstand: Wulf
Pogwisch, durch den die Anträge des Königs an die Stande ergingen, war
der erste, der widersprach. Im ganzen protestierten 29 Mitglieder der
Ritterschaft gegen die neue Ordnung mit der Erklärung, daß sie auch selig
zu werden wünschten, aber zu der neuen Lehre nicht übergehen könnten.
Es entstand ein großer Lärm auf dem Rathhause, und Johann Rantzau
bot vergebens seinen ganzen Einfluß auf, die Einwilligung der Stände zu
erhalten. Die Versammlung verlief ohne Entscheidung. Aber schon in
den nächsten Jahren traten große Veränderungen ein. Der letzte katholische
Bischof Ahlefeld starb, und an seine Stelle trat, von Bugenhagen geweiht,
Tilemann von Hussen aus Cleve als erster evangelischer Bischof unseres
Landes. Ein Landtag zu Rendsburg 1542 brachte die kirchlichen Ange-
legenheiten zum Abschluß. Jeder Widerstand war verstummt, und die
Kirchcnordnung Bugenhagen's ward von den Räthen, Prälaten, Ritter-
schaft, Mannen und Städten einträchtig angenommen, beliebt und
bewilligt.
So war unsere schleswig-holsteinsche Landeskirche gegründet. Alle
katholischen Einrichtungen verschwanden allmählich. Die Güter und
Pfründen des Bischofs wurden von dem Landesherrn eingezogen, die Bettel-
orden aufgehoben und die Gebäude und Besitzungen derselben meistens den
Stätten überlassen und zu Armenhäusern, Schulen und andern Zwecken
verwandt. Von den größeren, die durch reiche Besitzungen sich auszeichne-
ten, wurden die meisten von dem Landesherrn nach und nach eingezogen
und das Landgebiet in Aemter verwandelt. So sind die Aemter Reinbeck,
Mohrkirchen, Cismar, Lügumkloster, Bcrdesholm, Ahrensboeck, Reinfeld
entstanden. Nur vier Klöster, die ehemaligen Nonnenklöster zu Schleswig,
Preetz, Itzehoe, Uetersen, blieben bestehen, wurden aber zu Versorgungs-
anstalten für unvcrheirathete Töchter des Adels umgestaltet.
Aber trotz der neuen Kirchenordnung dauerte es noch viele Jahre, ehe
Vaterländisches Lesebuch. Z2
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Christian Christian Johann_Bugenhagen Johann Wulf
Pogwisch Johann_Rantzau Johann Bischof_Ahlefeld Tilemann_von_Hussen Cleve Cismar
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
204
Lehre sehr ausgebreitet hat," fügte er hinzu, „und nicht mehr ausgerottet
werden kann, ohne innerliche Kriege zu veranlassen und das ganze Reich in
Gefahr zu setzen, so halte ich es für rathsam, beide Religionen im Reich zu
dulden, bis eine allgemeine Kirchenversammlung gehalten wird, und was
auf dieser ausgemacht wird, dem will ich mich mit andern Potentaten unter-
werfen."
Den Bischöfen klang diese Rede eben nicht angenehm, und sie suchten
daher das Vorhaben des Königs zu Hintertreiben. Sie fanden aber dießmal
nicht, wie Christian Ii. gegenüber, eine Stütze an der Ritterschaft, und so
mußten sie es Wohl geschehen lassen, daß der Reichstagsbeschluß zu Stande
kam, daß sich ein Jeder der Gewissensfreiheit und die Lutheraner sich des
königlichen Schutzes zu erfreuen haben sollten. Den Geistlichen, Mönchen
und Nonnen ward sogar durch eine Verordnung das Heirathen erlaubt, und
ihrer viele machten Gebrauch von dieser Erlaubnis, verließen die Klöster
und traten in den Ehestand.
Sein^ Sohn Christian, der die Regierung der Herzogthümer ver-
waltete, war am Hofe des brandenburger Kurfürsten erzogen worden. Dieser
Kurfürst war freilich ein eifriger Anhänger des Papstes, der Prinz hatte
aber gleichwohl Gelegenheit, über Luthers Sache, die Aller Herzen bewegte,
-Vieles zu hören, und was er hörte, machte einen tiefen Eindruck auf sein
Gemüth. Aus dem Reichstage zu Worms, wohin der Kurfüst ihn mitge-
nommen hatte, sah und hörte er den Mann Gottes, und sein Wort: „Hier
stehe ich! Ich kann nicht anders! Gott helfe mir! Amen!" -mag dem
Prinzen, der damals 17 Jahre alt war, tief ins Herz gedrungen sein. Als
während des Reichstags ein Franziskanermönch vor dem Kaiser Karl Y.
und vielen Fürsten predigte und, statt die lutherische Lehre mit Gründen zu
widerlegen, nur mit Schimpfreden gegen Luther und seine Anhänger zu
Felde zog, saß der Prinz unter der Kanzel und ärgerte sich über das Un-
wesen. Nach der Predigt kniete der Mönch auf der Kanzel nieder. Dabei
geschah es, daß der Strick, welchen diese Mönche statt eines Gürtels tragen,
durch eine Spalte der Kanzel just neben dem Prinzen herabhing. Der Prinz
band unbemerkt den Strick unter der Kanzel fest, so daß der Mönch nicht
aufstehen konnte. Darüber ereiferte er sich noch mehr, wandte sich an den
Kaiser und sagte: „Gnädigster Kaiser, auch in Eurer hohen Gegenwart
scheut man sich nicht, uns armen Mönchen Solches anzuthun; was wird in
Eurer Abwesenheit nicht erst geschehen!" Bei der Mittagstafel erfuhr der
Kaiser, wer dem Franziskaner diesen Streich gespielt habe. Da lachte er
und meinte, es sei das wohl ein Zeichen, daß der Prinz zu seiner Zeit den
Mönchen noch größer» Verdruß authun werde.
Das Wort ging in Erfüllung, denn als der Prinz später zuerst Statt-
halter der Herzogthümer geworden war, suchte er mit allem Ernst und Fleiß
die Reformation in seinen Landen zu fördern. Er berief angesehene luthe-
rische Theologen ins Land, den Eberhard Weidensee nach Hadersleben,
Gerhard Slewarth nach Flensburg, Marquard Schuldorp nach Gottorf.
Letzterer reformirte auch besonders Kiel.
Die Folge davon war, daß die dänische Geistlichkeit, als der alte
Friedrich starb, es mit allem Eifer zu verhindern suchte, daß er auch König
von Dänemark werde; denn man fürchtete ihn als einen Anhänger Luthers.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ii Christian Karl_Y Karl Ernst Eberhard_Weidensee Gerhard_Slewarth Marquard_Schuldorp Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
218
wollten dies nicht zugeben. Auf der Kirchenversammlung in Dortrecht wurde
aber die Ansicht der Remonstranten (1619) als eine ketzerische verdammt
und damit war das Signal zur Verfolgung dieser Partei gegeben, weßhalb
Viele sich zur Auswanderung entschlossen. Diesen Unglücklichen, denen ihre
Ueberzeuguug mehr als das Vaterland galt, gestattete Friedrich die Nieder-
lassung in seinem Lande und wies ihnen an der Eider einen Platz an, wo sie
eine Stadt anlegen und nach ihrer religiösen Ueberzcugung in Frieden leben
durften. Sie ließen sich nun an dem angewiesenen Orte nieder und grün-
deten eine Stadt, die sie nach ihrem Beschützer Friedrichstadt nannten,
und in welcher seitdem die verschiedenen Religionsgemeinschaften in seltener
Eintracht mit einander leben.
Das waren die Leiden hochbegabten Fürsten, welche Schleswigholstein
regierten, als in Deutschland der dreißigjährige Krieg ausbrach.
Durch den Augsburger Religionsfrieden 1555 war den Protestanten
freie Religionsübung zugesichert worden und die zunächst auf Karl V. fol-
genden deutschen Kaiser — sein Bruder Ferdinand I. (1558 —1564) und
dessen Sohn Maximilian Ii. (bis 1576) — waren bemüht gewesen, diesen
Frieden aufrecht zu erhalten ; ja, die Protestanten halten sich sogar mit einem
offenen Uebertritt des letzten Kaisers zu ihrer Lehre geschmeichelt. Leider
War der Sohn dieses milden und thätigen Herscherrs, Kaiser Rudolf Ii.,
seinem Vater sehr wenig ähnlich. Von Jesuiten erzogen und bewanderter
in der Sterndeuterei als in seinem Deutschland, sah er ruhig zu, wie Spa-
niens Philipp Ii. die schönen Niederlande durch den furchtbaren Alba ver-
wüstete und sich in Deutschland die Protestanten und Katholiken in zwei be-
waffneten Verbindungen gegenüber stellten, in der s. g. Union unter dem
reformirten Kurfürsten Friedrich von der Pfalz und in der s. g. Liga unter
dem katholischen Herzog Maximilian von Baiern. Alz er im Januar 1612
starb, folgte ihm sein Bruder Matthias, gewählt auf der letzten glänzenden
Fürstenversammlung zu Frankfurt, die so zahlreich nie wieder zusammenkam.
War es doch, als hätte man auf immer von einander Abschied nehmen wollen;
denn die Spannung zwischen den beiden religiösen Parteien war schon aufs
Höchste gestiegen.
Da geschah es, daß den Böhmen im Jahre 1618 eine von den Pro-
testanten neuerbaute Kirche von den Katholiken niedergerissen und eine andere
geschlossen wurde. Die Protestanten schrieben deßhalb an den Kaiser und
beschwerten sich über dieses Unrecht. Es kam aber eine äußerst harte Ant-
wort aus Wien zurück, worin ihnen dafür Strafe angedroht wurde, daß sie
sich ihre Kirchen nicht hatten ruhig nehmen lassen. Das erschreckte und er-
bitterte die Leute. Dazu hieß es, die Antwort sei nicht wirklich vom Kaiser,
sondern von dessen Räthen auf dem Schlosse in Prag, Martinitz und Slavata,
gemacht worden. Beide waren als Feinde der Protestanten bekannt. Man
sagte von ihnen, sie hätten in ihren Gütern die protestantischen Bauern mit
Hunden in die katholische Kirche hetzen lassen und sie auf allerlei gewaltsame
Weise zum katholischen Glauben gezwungen. Ob es wirklich so war, weiß
man nicht gewiß, aber der Zorn riß nun die Abgeordneten der Protestanten
dahin. Sie drangen ins Schloß ein und warfen die beiden verhaßten Räthe
zum Fenster hinaus, 80 Fuß tief in den Schloßgraben, und ihren Schreiber
hinterdrein. Die Herren fielen auf einen Kehrichthaufen und nahmen keinen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karl_V. Karl_V. Ferdinand_I. Maximilian_Ii Maximilian Rudolf_Ii Rudolf Philipp_Ii Philipp Friedrich Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Matthias
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Frankfurt Wien Prag Martinitz
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
217
messen konnten. Ganz besonders interessirte er sich für das Seewesen und
den Schiffsbau. Der Reichsrath, der für den jungen König die Regierungs-
geschäfte besorgte, ließ daher auf dem Skanderburger See eigens ein Schiff
für ihn erbauen und bestellte erfahrene Seeleute, welche ihn in Allem unter-
weisen mußten, was zur Schifffahrt gehörte. So wußte denn auch bald der
begabte Christian alle Schiffgeräthe vom größten bis zum kleinsten nicht
bloß zu benennen, sondern auch zu gebrauchen und konnte selbst im Sturm
und Unwetter ein Fahrzeug regieren. Ja, er verstand sich auch auf den
Schiffsbau und hat später zu vielen Kriegsschiffen, die er erbauen ließ und
die für die schönsten in Europa galten, eigenhändig das Modell verfertigt.
So vorbereitet übernahm Christian, nachdem ihm vom Kaiser 1593 die
Volljährigkeit bewilligt worden war, die Regierung des königlichen Antheils
von Schleswigholstein selbst, während die vormundschaftliche Regierung des
Reichsrath in Dänemark noch 3 Jahre fortdauerte.
Er richtete nun seine unermüdliche Thätigkeit besonders auf die Be-
förderung des Handels, der Schifffahrt, der Wissenschaft und der Wehrkraft
des Landes. So ließ er im Jahre 1604 die Stadt Krempe zu einer starken
Festung einrichten und 1616 am Ausflusse des Rhins in die Elbe Glück-
stadt erbauen und ertheilte dieser Stadt bedeutende Freiheiten, damit sie
mit Hamburg, welche sich der Verbindung mit Holstein mehr und mehr zu
entziehen strebte, wetteifern möge. Vier Jahre später ließ er die neue
Stadt ebenfalls stark befestigen.
Bis 1616 hatte Johann Adolf über den herzoglichen Antheil von
Schleswigholstein regiert, und dieser hatte schon 1608 für das herzogliche
(das gottorfsche) Haus festgesetzt, daß für seine Nachkommen in Zukunft
das Recht der Erstgeburt in reiner Linienfolge gelten und den jüngern Söhnen
nur eine Apanage zu'theil werden solle. Für Holstein hatte der Kaiser und
für Schleswig König Christian diese Verfügung bestätigt. Als nun Johann
Adolf 1616 starb, verlangte sein ältester Sohn Friedrich Iii. auf Grund
jener Verfügung die Erbhuldigung von den Ständen. Diese wollten freilich
nicht auf das Wahlrecht verzichten, mußten aber nachgeben und sich mit ihrem
Fürsten dahin verständigen, daß hinfort die Wahl auf die Erstgeburt be-
schränkt werde. Der gottorfsche Antheil war also jetzt kein Wahlreich mehr,
sondern ein Erbreich, und der erste schleswigholsteinische Erbherzog aus dem
Oldenburger Hause war Friedrich Iii. Auch dieser Fürst war, wie
Christian Iv., ein Mann von ungewöhnlicher Bildung und bemüht, die
Lage seines Landes nach Kräften zu bessern. Obwohl er sich für seine Person
entschieden zum lutherischen Bekenntniß hielt, so war er doch sehr zur Dul-
dung geneigt. Das bewies er nicht bloß dadurch, daß er den Geistlichen
feines Landes das Streiten und Eifern gegen Andersglaubende auf den
Kanzeln verbot, sondern auch durch die Aufnahme der Holländer, welche
damals um ihres Glaubens willen ihr Vaterland verlassen mußten. Die
Niederländer waren nicht lutherisch, wie Friedrich, sondern hatten den durch
Calvin gereinigten evangelischen Glauben angenommen, waren aber in zwei
Parteien zerfallen. Die Prädestinatianer hielten sich streng an der von
Calvin aufgestellten Lehre von der Gnadenwahl und behaupteten, einige
Christen seien von vorne herein zur Seligkeit, andere von vorne herein un-
abänderlich zur Verdammniß bestimmt. Die Remonstranten oder Arminianer
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Extrahierte Personennamen: Christian Christian Schleswigholstein Johann_Adolf Johann Adolf Johann
Adolf Johann Adolf Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Christian_Iv. Friedrich Friedrich Calvin
Extrahierte Ortsnamen: Skanderburger_See Europa Dänemark Hamburg Holstein Holstein
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Während Christian so mit den Hamburgern zu thun hatte und die
Protestanten in Deutschland ihrem Schicksal überlassen mußte, gab der
Kaiser Ferdinand Ii. das s. g. Restitutionsedikt, d. h. er befahl, daß
alle seit dem Augsburger Religionsfrieden von den Protestanten eingezogenen
geistlichen Güter (2 Erzbisthümer, 12 Bisthümer und viele Klöster) in
katholische Hände zurückgegeben werden sollten, und wie man Ferdinand
kannte, durfte man nicht erwarten, daß er eher aufhören werde, als bis er
jede Spur des Evangeliums in Deutschland ausgerottet haben würde. Es
schien sich jetzt um die Sache des ganzen Protestantismus zu handeln. Darum
ergriff der junge Schwedenkönig Gustav Adolf, wohl wissend, daß auch der
Thron der Wasa auf der Reformation beruhe, aber auch aus Mitgefühl für
den Druck der deutschen Glaubensbrüder und von Frankreich dazu aufge-
muntert, die Waffen und landete am 24. Juni 1630 mit 13,800 Mann
wohlversuchter Schweden an der Küste Pommerns, mit dessen Herzog er sich
vereinigte. Die protestantischen Fürsten Deutschlands traten, freilich mehr
gezwungen als freiwillig, dem königlichen Helden bei, und Tilly, der kurz
vorher Magdeburg verwüstet hatte, wurde nicht weit von Leipzig, bei
Breitenfeld, geschlagen (7. September 1631). Zwar sammelte Tilly
ein neues Heer und stellte sich am Lech dem Schwedenkönig zum zweiten
Male entgegen. Aber Glück und Selbstvertrauen hatten ihn gleichsehr ver-
lassen. Gustav erzwang nach heftiger Kanonade den Uebergang, und Tilly,
schwer verwundet, starb zu Ingolstadt. So war die Macht der Katholiken
in Deutschland gebrochen, und Gustav wollte jetzt nach Wien gehen und
dort den Kaiser zum Frieden zwingen. Aber Gott hatte es anders beschlossen.
Der vor zwei Jahren seines Kommandos entsetzte Wallenstein warb zum
zweiten Male ein mächtiges Heer und zog damit in die Nähe von Leipzig,
nach Lützen. Die Schweden mußtensihm folgen, besiegten ihn zwar, aber
ihr edler König wurde in der Schlacht erschossen. Sein Werk führten nuu
zwei Männer in seinem Sinne fort, Bernhard von Weimar im Feld, Arel
Orenstierna, der Kanzler, im Kabinet. Doch gingen aus Gustavs Kriegs-
schule noch andere Helden, wie Wrangel, Baner, Horn, Torstenson, Königs-
mark u. s. w. hervor, und der Krieg war daher noch lange nicht beendigt.
Die günstige Wendung des Krieges für die Protestanten konnte für
Christian Iv., welcher aufrichtig der protestantischen Sache anhing, nur er-
freulich sein; doch erregte anderseits der Siegeslauf Gustav Adolfs seine
Eifersucht, weßhalb er, wiewohl vergeblich, Friedensunterhandlungen zu
vermitteln suchte. Beide schleswigholsteinischen Landesherren hielten sich
übrigens fortwährend von jeder Theilnahme an dem Kriege fern, fanden sich
aber doch veranlaßt, sich in wehrbarem Stande zu erhalten, wobei jeder für
sich zu Werke ging, weil es an der nöthigen Eintracht fehlte. Der Herzog
legte Schanzen bei Stapelholm an und ließ Tönning befestigen. Der König
verstärkte die Festungswerke von Rendsburg und errichtete an dem Ausgange
des Kieler Hafens an der schleswiger Küste eine kleine Festung, Christi ans-
priis (Friedrichsort), und zwar wurde diese Festung, weil der Herzog wider-
sprach und die schleswigholsteinischen Stände die Kosten der Errichtung nicht
bewilligten, größtenteils für dänisches Geld erbaut.
Auch dem Innern wendeten die beiden Landesherren ihre Thätigkeit zu.
So wurde auf einem Landtage in Kiel 1636 eine neue schleswigholsteinische
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Christian Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav Gustav Tilly Gustav Gustav Bernhard_von_Weimar Gustavs Christian_Iv. Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich Schweden Pommerns Deutschlands Magdeburg Leipzig Breitenfeld Ingolstadt Deutschland Wien Leipzig Arel
Orenstierna Rendsburg Christi Kiel
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
192
nung einer durchgreifenden Verbesserung. Er verschrieb sich einen Theologen
aus Wittenberg, wo Luther damals unter dem Schutze des Kurfürsten
Friedrich des Weisen, des Mutterbruders von Christian, lebte, lehrte und
schrieb. Christian wollte das Lutherthum benutzen, um mit Hülfe desselben
die Macht der Geistlichkeit in seinen Landen zu brechen. Ein von Luther
empfohlener Magister, Martin Reinhard, kam nach Kopenhagen. Aber die
neue Lehre wollte nicht recht Wurzel schlagen. Magister Martin wurde nach
Wittenberg zurückgeschickt, und Christian bemühte sich bei seinem kurfürstlichen
Onkel, Luther selbst nach Dänemark zu ziehen. Friedrich der Weise erhielt
die Briefe seines Neffen auf dem Reichstage zu Worms, wo Luther eben
vor Kaiser und Reich mit kühnem Muth seine Lehre vertheidigte. So hätte
sich also jetzt Luther, auf dem schon der Bann lastete und der bald auch vom
Kaiser in die Acht erklärt werden sollte, in die nordischen Reiche zurückziehen
können. Friedrich der Weise wußte aber für den deutschen Mann noch einen
Zufluchtsort auf deutscher Erde; er ließ ihn nach der Wartburg führen.
Christian mußte sich mit Luthers Freund Karlstadt begnügen; aber auch
dieser blieb kaum 14 Tage in Kopenhagen. Die Reformation wollte unter
einem Fürsten, der sie nur als Mittel für seine Zwecke ausbeuten wollte,
nicht gedeihen. Christian bestätigte, nachdem er kurz vorher die lutherischen
Lehrer berufen hatte, die katholische Religion durch ein neues Gesetz. Wie
konnte da Jemand den neuen Glauben annehmen? Mußte nicht Jeder be-
sorgen, was heute dem Hofe gefiel, könne morgen den Hals kosten?
Während nun Christian eine Reise zu seinem Schwager, dem Kaiser
Karl V., der sich in den Niederlanden aushielt, unternahm, brach in Schweden
die Empörung von Neuem aus. Der junge Gustav Wasa war seinen
Wächtern entflohen, als Ochsentreiber durch Schleswigholstein nach Lübeck
gekommen, dort von dem Rath gegen seine dänischen Verfolger in Schutz ge-
nommen und nach Schweden gebracht worden. Die Bauern an der Dalelf
(Dalekarlen) schlossen sich ihm an, und der Kampf mit der dänischen Tyran-
nei nahm seinen Anfang.
Die Reise zu seinem Schwager hatte vornehmlich den Zweck, den
Brautschatz seiner Gemahlin zu heben, um den er schon oft gemahnt und
dessen er zu seiner Kriegsrüstung gegen Schweden so dringend bedurfte.
Karl konnte ihm aber leider nicht gerecht werden, suchte ihn aber in anderer
Weise zu befriedigen. Er ertheilte ihm nämlich das Recht der Belehnung
über Holstein, das bisher der Bischof von Lübeck gehabt hatte; er sollte also
sein eigner und seines Oheims Lehnsherr werden. Christian bat nun auch
den Schwager, wie einst sein Großvater den Urgroßvater des Kaisers um
das herrenlose Dithmarschen gebeten hatte, um den Besitz der Stadt Lübeck
und um 4000 Mann Hülfstruppen. Darin ward ihm aber nicht gewillfahrt,
und er ging daher ziemlich verstimmt zu Hause.
Die Kriegführung in Schweden überließ Christian seinen dortigen
Feldherren; er selbst aber reiste nach Schleswigholstein, um sich dort als den
neuen Lehnsherrn vorzustellen. Die erste Zusammenkunft mit seinem Oheim,
dem Herzog Friedrich, in Kolding blieb fruchtlos, obwohl der nordische
Scharfrichter vor der Wohnung der herzöglichen Räthe einen Galgen hatte
aufrichten lassen, um sie zu schrecken. Die Begleitung des Herzogs hatte
ihren Spott mit dem Schreckmittel, maßen scherzend seine Höhe und sagten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Christian Christian Martin_Reinhard Martin Christian Friedrich Luther Friedrich Christian Karlstadt Christian Christian Karl_V. Karl_V. Gustav_Wasa Gustav Karl Karl Christian Christian Friedrich Friedrich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Schaden; aber diese Handlung ward dennoch die Losung zu einem blutigen
europäischen Kriege, und der Tag derselben, der 23. Mai 1618, der erste
von 12,000 Schreckenstagen.
Die Böhmen ernannten eigenmächtig dreißig Direktoren, vertrieben
ihre Todfeinde, die Jesuiten, und gaben dem Grafen Thurn den Heerbefehl.
Nur wenige Städte Böhmens blieben dem Kaiser treu; dagegen machten die
Protestanten in der Lausitz, in Schlesien, Mähren, Oestreich und Ungarn
bald mit ihnen gemeinschaftliche Sache. Auch die Union sandte 4000 Mann
unter Graf Ernst von Mansfeld. Der ohnmächtige Matthias konnte nichts,
als fruchtlos unterhandeln, und starb am 20. März 1619.
Sein Vetter Ferdinand Ii. von Steiermark, der dort bereits die Pro-
testanten von Haus und Hof getrieben hatte und von seinen katholischen Er-
ziehern, Jesuiten, stets erinnert worden war, daß ein Fürst sich der Ver-
dammniß schuldig mache, wenn er seinen Unterthanen einen andern als den
katholischen Glauben gestatte, ward sein Nachfolger. Er griff im Bunde
mit seinem Jugendfreunde Maximilian, dem Haupt der Liga, und unter-
stützt von den Spaniern, die Sache energisch an. Ein kaiserliches Heer rückte
in Böhmen ein, Friedrich von der Pfalz, das Haupt der Union, den die
Böhmen mittlerweile zu ihrem Könige erwählt hatten, wurde am Weißen
Berge bei Prag gänzlich geschlagen, sein Stammland, die Pfalz, ward von
Spaniern besetzt, Böhmen unterjocht, aller protestantische Gottesdienst ver-
boten und wer nicht auswanderte, mußte steinen Glauben verleugnen. Viele
der Vornehmsten wurden hingerichtet, oder des Landes verwiesen und ihrer
Güter beraubt. An dreißigtausend Familien verließen das Land. Der erste
Aet des Krieges war für Ferdinand glorreich beendigt; die katholische Partei
war Sieger geblieben.
Jetzt fing Christian Iv. an, sich zu Gunsten der Protestanten einzu-
mischen, zunächst freilich nur als Fürsprecher. Er ersuchte nämlich den Kaiser,
dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, der des Königs Schwager war,
wieder zu seinem Lande zu verhelfen, und versprach, seinetwegen den Kaiser
zu befriedigen, wie er es verlange. Allein der Kaiser gab anfangs eine aus-
weichende Antwort und übergab zuletzt die Länder des Kurfürsten seinem
Freunde Maximilian, der ihm bei der Unterwerfung der Protestanten ge-
holfen hatte. Die Spannung zwischen Ferdinand Ii. und Christian Iv.
wuchs, und der Letztere suchte sich jetzt durch ein Bündniß mit Herzog Friedrich
von Holstein-Gottorf zu stärken. Zu Rendsburg verpflichteten sich die beiden
Fürsten zu gegenseitigem Beistand. Keiner von ihnen wollte ohne Be-
willigung des andern einen Krieg anfangen oder einen Frieden schließen.
Die katholische Streitmacht war, obgleich der Feind besiegt war, immer
noch auf den Beinen, und man sah deutlich, daß es darauf abgesehen war,
auch diejenigen protestantischen Fürsten zu bedrücken, welche nicht mit Friedrich
von der Pfalz gemeinschaftliche Sache gemacht hatten. Daher waren diese
bei Zeiten darauf bedacht, sich in Vertheidigungsstand zu setzen, und erwähl-
ten Christian auf einer Versammlung zu Braunschweig zu ihrem Kreis-
obersten. Christian schrieb von Segeberg aus an den Kaiser, daß er von
den Ständen des niedersächsischen Kreises zum Anführer der Truppen, welche
man dort zur Vertheidigung des Landes anwerbe, erwählt sei, daß er aber
Nichts vornehmen wolle, was den Gesetzen des Reichs zuwider sei. Was
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Ferdinand Christian_Iv Friedrich_von_der_Pfalz Friedrich Maximilian Maximilian Ferdinand_Ii Ferdinand Christian_Iv Friedrich
von_Holstein-Gottorf Friedrich Friedrich Friedrich Christian Christian
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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von Rittern und Prälaten und behielten die bisherige Gemeinschaft in Ver-
fassung, Rechtspflege, Gesetzgebung und Sprache.
43. Die Ranzau'h.
Das Geschlecht der Ranzau war schon zur Zeit der Schauenburger ein
zahlreiches und mächtiges adliges Geschlecht in Schleswigholstein, und wir
haben schon bei der Herzogswahl bemerkt, daß diese Familie auf den Aus-
fall derselben großen Einfluß hatte, indem sie sich für Christian I. entschied.
Niemand aber aus diesem Geschlecht ist berühmter geworden, als der alte
Feldmarschall Johann Ranzau, der 1559 die Armee kommandirte, welche
die Selbstständigkeit Dithmarschens vernichtete.
Johann Ranzau war 1492 geboren und also 1500, als Wulf Jsebrand
die große Garde und das ganze dänische Heer zwischen Hemmingstedt und
Meldorf aufs Haupt schlug, acht Jahre alt. Welcher Geist aber den Knaben
beseelte, konnte man daran erkennen, daß er den Dithmarschern, wie einst
Hannibal den Römern, bittere Rache schwur, weil unter den Gefallenen auch
sein ältester Bruder war. So war denn sein Sinn von früher Kindheit an
hauptsächlich daraus gerichtet, ein tüchtiger Krieger zu werden, und ritterliche
Uebungen waren ihm die liebsten. Schon als 13slhriger Knabe dünkte er
sich stark genug, sich am Kriege selbst zu betheiligen. Ohne Vorwissen seiner
Mutter ließ er sich ein Pferd satteln, und ritt in ein nahes Feldlager, um
sich in der Kriegskunst zu versuchen. Dießmal aber ward er noch wieder
zurückgeholt, um seine Ausbildung zu vollenden. Er mochte denn auch
einsehen gelernt haben, daß der Krieg kein Kinderspiel sei, und benutzte seine
Jugendzeit fortan ernstlich zur Erlangung nützlicher Kenntnisse, ohne welche
man auch schon damals nichts Sonderliches werden konnte.
Als vierundzwanzigjähriger Jüngling ging er auf Reisen und kam
über England nach Spanien. Johann Ranzau war gut katholisch erzogen,
und daher können wir es begreifen, daß er Spanien nicht verlassen wollte,
bevor er den heiligsten Ort der Spanier, die angebliche Grabstätte des
heiligen Jacobus, besucht und an derselben sein Gebet verrichtet hatte.
St. Jacob konnte aber das Sehnen seines Herzens nicht stillen, er mußte
das heilige Land selbst sehen, und so trat er denn von Spanien aus eine
Reise nach Jerusalem an und hatte die Ehre, in dieser ehrwürdigen Stadt
zum Ritter geschlagen zu werden, wahrscheinlich der letzte Schleswigholsteiner,
der dieser Auszeichnung theilhaftig ward; denn es geschah in demselben
Jahr, in welchem der Augustinermönch in Wittenberg seine 95 Sätze an die
Schloßkirche schlug und dadurch im Norden allen Wallfahrten ein Ende
machte. Seine Anwesenheit in Jerusalem wäre ihm übrigens bald theuer
zu stehen gekommen; denn er war nahe daran, gefangen genommen zu
werden. Der irrende Ritter entkam nur mit genauer Noth und landete in
Neapel. Natürlich war nun sein erster Gang zum Papst, dem er nach der
Sitte seiner Zeit den Fuß küßte. Mit dem päpstlichen Segen reiste er
dann weiter durch Italien, Frankreich und Deutschland in die Heimath.
Hier konnte den beherzten, frommen, weitgereisten Mann Niemand
besser brauchen als Friedrich I., der damals nur noch Herzog von Gottorf,
nicht König von Dänemark war; denn in Dänemark herrschte noch der böse
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TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Ranzau Johann Dithmarschens Johann_Ranzau Johann Wulf_Jsebrand Hannibal Johann_Ranzau Johann Jacobus Jacob Friedrich_I. Friedrich_I. König_von_Dänemark
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