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11. Neuer Kinderfreund - S. 18

1871 - Einbeck : Ehlers
18 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung zu essen, welche ihm nicht gehörten. Wie gut war es, dass ihn August warnte. 3. Die kleinen Diebe. Clausens Kinder hatten bemerkt, dass in dem Garten des Nachbars Ehrmann zwei Birnenbäume standen, welche herrliche Früchte trugen. Sie kamen auf den Gedanken, über den Zaun zu steigen und sich einige Birnen zu holen Was für ein Gedanke war das? Der Nachbar merkte endlich, dass er bestohlen wurde, und versteckte sich eines Tages, als es dunkel wurde, im Garten um den Dieb zu ertappen. Es dauerte auch nicht lange, so sah er Klausens Kinder über den Zaun steigen. Scheu und ängstlich sahen sie umher, und als sie keinen Menschen im Garten er- blickten, liefen sie eilig nach den Birnenbäumen hin. Eben wollten sie mit ihrer Beute davon gehen, als der Herr des Gartens hervor kam und ihnen in den Weg trat. Wie erschrocken und beschämt standen nun die kleinen Diebe da; wie flehend baten sie Ehrmann, dass er ihnen doch die schlechte Handlung vergeben und sie bei ihrem Vater nicht verklagen möchte! Ehrmann ließ sich erbitten, weil sie ihm versprachen, dass sie nie und nimmermehr wieder Etwas stehlen wollten. Aber die bösen Kinder hielten leider nicht Wort; denn nach einigen Wochen fand Ehrmann eines Morgens alle seine reifen Weintrauben abgerissen. Nun ging er zu dem Vater dieser bösen Kinder, und bat chn, dieselben wegen ihrer wiederholten Diebereien zu strafen. Aber diese leugneten hartnäckig, dass sie Obst ge- stohlen hätten rmd der Vater glaubte ihnen. Ehrmann ging seufzend fort und sagte bei dem Weggehen: Kinder, euch wird es in der Welt schlecht gehen; denkt an mich! — Diese Vorhersagung ging auch wirklich in Erfüllung. Die kleinen Diebe blieben bei ihrer schändlichen Gesinnung, wurden Betrüger, und nahmen ein trauriges Ende. 4. Das wohlthätige Kind. Eor einigen Jahren brannte nahe bei der Stadt B. ein ganzes Dorf ab; indem bei einem heftigen Sturme das Feuer mit unbeschreiblicher Schnelligkeit ein Haus nach dem andern ergriff, ehe die Nachbaren zur Rettung herbei

12. Neuer Kinderfreund - S. 41

1871 - Einbeck : Ehlers
41 und zur Beförderung der Sittlichkeit. im Gefängnisse sitzen. Sein Herz wurde nie wieder ganz ruhig; denn er konnte den Gedanken an diese That Lebens- lang nicht aus seiner Seele tilgen. 24. Traurige Folge der Wildheit. Ferdinand, der Sohn einer armen Wittwe, war von seiner frühesten Kindheit an ein wilder, ungehorsamer und leichtsinniger Knabe. Sein Vater hatte ihn strenge gehal- ten, starb aber, als er erst fünf Jahre alt war, und die Mutter war zu weichherzig, als dass sie sich hatte ent- schließen können, den wilden Ferdinand zu züchtigen, wenn er ungehorsam gewesen war; sie wollte ihn so gern blos durch liebreiche Ermahnungen und Warnungen ziehen. Aber darauf achtete der Wildfang nicht. Oft bat sie ihn sehr rührend, er möchte doch nicht mehr so gefährliche Sprünge machen, und sein Leben nicht durch Klettern in Gefahr setzen; aber-kaum war er ihr aus den Augen, so sprang und kletterte er, wie zuvor, und oft kam er dann so erhitzt nach Hause, dass die gute Mutter über ihn er- schrak. So viel sie ihn auch warnte, dass er doch ja nicht kaltes Wasser trinken möchte, wenn er erhitzt wäre, so ließ sich der Knabe doch nicht abhalten, seinen Durst zu befriedigen, wenn er von Schweiß triefte. Aber was ge- schah? An einem schwülen Tage kam er, äußerst erhitzt, nach Hause, und klagte über Seitenschmerzen und Übel- keit. Die geängstete Mutter versuchte vergebens, ihm Lin- derung zu verschaffen, und da seine Klagen immer stärker wurden, so holte sie endlich einen Arzt herbei. Als dieser Ferdinanden genauer befragt, und seinen Körper unter- sucht hatte, fand es sich, dass er sich durch heftiges Sprin- gen einen gefährlichen Bruch zugezogen hatte. Ihr könnt denken, liebe Kinder, welch einen Schreck die arme Mutter hierüber hatte; und sie würde außerdem noch durch die Unkosten gelitten haben, welche ihr diese Krankheit ihres wilden Sohnes verursachte, wenn nicht der menschen- freundliche Wundarzt dem Knaben ein Bruchband geschenkt hätte.^ Doch dies war nicht einmal das einzige und größte Ünglück, welches sich Ferdinand durch seine Wildheit zu- gezogen hatte; denn bald zeigte es sich, dass er auch an der Brust Schaden gelitten hatte, und also ein elender, schwächlicher Mensch bleiben werde. Er hätte die Stütze

13. Neuer Kinderfreund - S. 20

1871 - Einbeck : Ehlers
20 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung Des Morgens war es ihr erstes Geschäft, die ganze kleine Wohnung zu reinigen, die Betten zu machen und frische Luft in die Stube zu lassen. Wie hätte wol Albert ein unordentlicher Mensch werden können, da seine Mutter ihm ein so gutes Beispiel gab! Man sah auch an ihm, wie gut es ist, wenn Kinder sich früh an Ordnung und Rein- lichkeit gewöhnen. So ging Albert z. B. nie mit unge- kämmten Haaren, oder schmutzigen Händen in die Schule, wie leider so manche unordentliche Kinder thun; auch waren seine Kleider immer rein gebürstet, seine Stiefel ge- hörig geputzt und in seinen Schulbüchern fand man keinen Fleck und kein Ohr. Auch seine schriftlichen Schularbeiten waren immer nett und rein, so, dass der Lehrer sie mit besonderem Vergnügen durchsehen konnte. Seinen Hut oder seine Mütze warf er nie unter den Tisch, und mit der Tinte ging er immer sehr behutsam um; auch fehlte es ihm nie an einem Taschentuche. Der reinliche und or- dentliche Albert war daher die Freude seiner Ältern und seiner Lehrer. 6. Der Lügner. Heinrich wurde von seinem Vater nach dem Posthauft geschickt, um daselbst einen Brief abzugeben, an welchem lehr viel gelegen war. Auf dem Wege dahin begegnete ihm Franz mit einigen anderen Knaben. Franz war ein zänki- scher Knabe, und besonders war er mit Heinrich beständig im Streit; weil dieser eine heftige Gemüthsart hatte, und also leicht gereizt war. Auch diesmal geriethen sie mitein- ander in Streit, weil keiner dem andern aus dem Wege gehen wollte. In der Hitze des Streits ließ Heinrich den Brief fallen, trat darauft und beschmutzte ihn dabei so sehr, dass die Aufstchrift desselben nicht mehr zu lesen und das Papier durchlöchert war. Was sollte er nun anfangen? Wenn er nach Hause kam, und Alles gestand, was vorgefal- len war, so hatte er harte Strafe zu erwarten; denn sein Vater war sehr strenge und hatte ihm diesmal ausdrücklich gesagt: Bestelle ja den Brief recht ordentlich, denn es ist mir ;ehr viel daran gelegen. Heinrich kam in dieser Verlegen- heit endlich auf den schlimmen Gedanken, sich durch eine Lüge aus der Noth zu helfen. Er versicherte also dem Vaier, auf dessen Frage, mit großer Dreistigkeit, dass er den

14. Neuer Kinderfreund - S. 44

1871 - Einbeck : Ehlers
44 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung 2) Ganz besonders der Geruch. Dieser ist bei der Wurzel und dem Kraute der wahren Petersilie, wenn man sie zwischen den Fingern reibt, sehr stark; bei dem Schier- ling aber schwach. 3) Die Blüthe. Ein sehr zuverlässiges Merkmal sind drei lange herunterhängende grüne Blättchen unter den weißen kleinen Schirmblümchen, die immer an dem kleinen Schierling, nie aber an der Petersilie zu sinden sind. — Am besten aber ist es, wenn man sich in der Wirthschaft, statt der gewöhnlichen glatten Petersilie, der krausblättrigen bedient, die gar nicht mit dem Schierlinge verwechselt werden kann, da dieser niemals krause Blätter bekommt. 28. Vergiftung durch Grünspan an einem silbernen Löffel. Ein junges Mädchen aß ein Stück kalten Fisch, auf wel- chem ein silberner Löffel gelegen hatte, der vorher etwa 30 Stunden in Essig stehen geblieben, und deshalb voller Grünspan war; was man aber natürlich vorher nicht be- merkt hatte. Bald nach dem Genusse des Fisches bekam das Mädchen Übelkeit, Angst k. ; und nur das Trinken vieler warmen Milch, und die Hülfe eines geschickten Arz- tes retteten die Kranke von einem sonst gewissen Tode.— 29. Schädlichkeit des Tragens fremder Haare und Kleider. Galina, ein berühmter Wundarzt in Paris, wurde zu einem jungen Frauenzimmer gerufen, welches um den Hals einen Ring von eiternden Knötchen bekommen hatte. Nach- dem er lange der Ursache dieses Ausschlages nachgespürt, entdeckte er endlich, dass er von einer Haarschnur herrühre, die das Frauenzimmer zum Putz um den Hals trug. — Viele Sachen dieser Art werden von Haaren solcher Men- schen verfertigt, welche in Hospitälern an bösen Krank- heiten starben; und da man oft unterlässt, sie vor dem Ge- brauche gehörig zu reinigen, so entstehen daraus allerlei Krank.heiten. — Eben das gilt von falschen Haarlocken, von dem Tragen fremder Kopfaufsätze und Kleider krank- hafter, vielleicht schwindsüchtiger Personen, und von dem Schlaffn in fremden Betten. —

15. Neuer Kinderfreund - S. 45

1871 - Einbeck : Ehlers
und zur Beförderung der Sittlichkeit. 45 30. Folgen der Quacksalberei. Zwei Kinder eines Bürgers zu G .. ■ in Baden, zwischen "7 und 9 Jahre alt, wurden von einem starken Ausschlage am Kopfe befallen. Die Mutter der Kinder sprach mit ihrein Nachbar, der in der Arzneikunde pfuschte, und eben damals eine Salbe aus sogenanntem Fliegengift und frischer Butter zubereitete. Dieser versicherte ihr denn, dass eben diese jetzt verfertigte Salbe das unfehlbarste Mittel wider Kopfausschläge sei. Die Mutter, darüber sehr er- freut, kaufte sogleich von dieser Wundersalbe, und rieb sie ihren Kindern nicht nur an den schadhaften Theilen, son- dern auch hinter den Ohren und am Halse tüchtig ein. Die Folge hiervon war sehr traurig; wie solches ja jedes Mal der Fall ist, wenn ein Ausschlag durch äußere Mittel zurückgetrieben wird; die Kinder wurden immer kränker und starben nach wenigen Tagen. 31. Einpressende Kleidung bringt Krankheit, Verkrüppelung und Tod. In B. starben in einer angesehenen Familie zwei liebens- würdige Töchter, die eine von 18, die andere von 16 Jah- ren, an einer Brustkrankheit, die sie sich selbst durch un- mäßige Einzwingung der Taille zugezogen hatten. Eine Hausmutter in S. hatte das Leiden, lauter sieche Kinder zu haben, die an Engbrüstigkeit litten und nie recht froh sein konnten, weil sie jeden Morgen tüchtig einge- schnürt „wurden. Ein verständiger Arzt, der den Grund dieses Übels entdeckte, beredete die Mutter, von diesem höchst nachtheiligen Schnüren abzulassen, und rettete so noch die armen Kinder vom gänzlichen Verderben. 32. Das Aufhalten ln Zimmern, welche gescheuert und noch feucht sind, oder worin viele frische Wäsche aufbewahrt wird, bringt Krankheit und Tod. feuchte Dünste schaden auch dem stärksten und gesundesten Körper. Dies behaupten nicht nur alle Ärzte, sondern die Erfahrung lehrt es auch hinlänglich. Der Gastwirth F. int, ein vollkommen gesunder Mann, 34 Jahre alh begab sich auf ein abgelegenes Stübchen, um da ganz ungestört

16. Neuer Kinderfreund - S. 46

1871 - Einbeck : Ehlers
46 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung ein Mittagsschläfchen zu halten. Auf dieser kleinen Stube lag eine Menge feuchter Wäsche, die stark ausdünstete. „Pfui, die bösen Dünste!" sagte er zu seiner Frau, die ihn hinauf führte und einschloss, damit, während er schlief, keine Wäsche vom Zimmer gestohlen werden möchte. Ei, ant- wortete ihm seine Frau, kehre dich doch an die Dünste nicht, du wirst hier ungewiegt schlafen! Sie hatte Recht, er schlief in seinem Großvaterstuhle ungewiegt; aber er erwachte auch nicht wieder. — Denn als seine Frau ihn gegen Abend wecken wollte, war an kein Erwachen zu den- ken; die Dünste der frischen Wäsche hatten ihm einen Schlag- fluss zugezogen, an dem er gestorben war. Werden gescheuerte Stuben zu frisch bezogen, so ver- ursachen sie wenigstens Kopfschmerzen; auch wol Glieder- reißen und Gicht; wenn nicht noch etwas Schlimmeres.— 33. Schädlichkeit der Kohlendämpfe. Ein Reisender besuchte im Winter einen guten Freund, und die (Ltube, in der er mit dem Sohne des Hauses schla- fen sollte, wurde gegen Abend geheizt. Kaum hatten sich beide niedergelegt, als der Reisende, von dem heftigsten Kopfweh und von Übelkeit befallen, schon wieder erwachte. Er stieg aus dem Bette, um einen Trunk Wasser zu nehmen und seinen Schlafkameraden zu wecken, fällt aber bei dessen Bette betäubt zu Boden. Jener erwacht auch in einem ähnlichen Zustande; indessen gelingt es ihm doch, die Thür zu öffnen und um Hülfe ju rufen. Als man hinzueilt, findet man in der Stube einen gewaltigen Kohlendunst, der durch das zu frühe Zumachen des Ofens entstanden war. Mancher ist auf ähnliche Weise im Kohlendämpfe wirklich erstickt. — 34. Nadeln im Munde halten, ist eine gefähr- liche Untugend. Ein Fräulein von K. im Preußischen, t 7 Jahre alt, hatte die böse Gewohnheit, beim Nähen und Stricken, wie beim Ausziehen, die Nadeln zwischen den Zähnen zu halten. Einst, als Gesellschaft bei ihr war, und viel gesprochen, gescherzt und gelacht wurde, hielt sie wieder eine Stecknadel zwischen den Zäünen, und hatte das Unglück, sie unvermerkt

17. Neuer Kinderfreund - S. 25

1871 - Einbeck : Ehlers
und zur Beförderung der Sittlichkeit. 25 wollte die Mutter nicht zugeben, weil sie dadurch leicht hätte angesteckt werden können. Weinend ging Wilhelminc in ihre Kammer, zog sich hastig aus, und steckte aus Furcht den Kopf unter das Deckbett. Von Zeit zu Zeit zog sie ihn dann scheu hervor, um Luft zu schöpfen, und sich ängst- lich in der Kammer umherzusehen. Auf einmal glaubte sie an der Kammerthür eine lange weiße Gestalt zu erblicken. Voller Schrecken zog sie sich das Deckbett über den Kopf, und der Angstschweiß lief ihr von der Sstirn. Lange konnte sie es in dieser Lage nicht aushalten; sie wagte es endlich auf einen Augenblick, den Kopf hervorzuziehen, und siehe da, die schreckliche weiße Gestalt stand nicht nur immer noch an der Kammerthür, sondern bewegte sich auch. Jetzt sing Wilhelmine laut an zu schreien, und in dem Augen- blicke trat ihre Mutter in die Kammer. Aber Kind, was ist dir denn! rief sie ihr zu; träumst du? oder wachest du? Ach Mutter, Mutter! die weiße Gestalt! Ich glaube gar, du siebst Gespenster, erwiederte die Mutter; ermuntre dich, und fasse Muth. Was ängstiget dich denn? Es kam nun heraus, dass Wilhelmine ein weißes Handtuch, welches an der Kammerthür hing, und worauf der Mond schien, für eine weiße Gestalt gehalten hatte. Die Mutter hatte an der Kammerthür gehorcht, ob Wilhelmine schliefe, und indem sie die Thür öffnete, hatte sich das Handtuch be- wegt. Wilhelmine schämte sich ihrer kindischen Furchtsam- keit, und sah seit dieser Zeit nie wieder Gespenster. Furcht ist beständig bei Unwissenheit und Aberglau- den. Weish. 17, 6. 12. 13. Trau auf Gott und fasse Muth; Blinde Furcht thut niemals gut. 12. Das neugierige Mädchen. Margarethe war als ein höchst,neugieriges Mädchen bekannt, und schon oft hatten ihre Ältern sie wegen ihrer thörigten Neugierde bestraft. Sobald sie nur das geringste Geräusch auf der Straße hörte, lief sie an das Fenster, um zu sehen, was es gäbe; und eines Tages machte die heftige Neugierde sie so vlind, dass sie mit dem Kopfe gegen die Fensterscheiben fuhr, und sich sehr beschädigte, indem sie nicht einmal bemerkt hatte, dass das Fenster zugemacht war. Nicht selten verlor sie auf der Straße ihr Strickzeug, oder

18. Neuer Kinderfreund - S. 26

1871 - Einbeck : Ehlers
26 Erzählungen aus dem Leben Das, was sie eben in der Hand hielt, indem sie hastig lief, um zu sehen, weshalb sich die Leute versammelten. Bei- nahe wäre sie einst dabei ums Leben gekommen, denn in- dem sie in ihrer Unbesonnenheit zusah, wie ein Ochse, der sich losgerissen hatte, und eben wieder gefangen worden war, mit Stricken gebunden wurde, riss sich das wüthende Thier abermals loñ, und nur mit genauer Noth flüchtete sich Mar- garethe in ein Haus, büßte aber doch darüber ihre Schürze ein, welche der Ochse im Vorbeirennen mit den Hörnern fasste und ihr vom Leibe riss. Ihre Neugierde verleitete sie auch, zu horchen, und man sahe sie oft des Abends unter fremden Fenstern stehen, um zu hören, was die Leute in der Stube sprächen. Aber bei diesem Horchen lief sie einst sehr übel an; denn ein Mann, der sie dabei ertappte, züchtigte sie ohne Umstände dafür recht derb, und ließ sie dann mit der Warnung gehen: Künftig horche nicht wie- der, sonst hast du noch etwas Schlimmeres zu erwarten. Dcr Horcher an der Wand Hört seine eig'ne Schand. — 13. Das wiss begierige Mädchen. Caroline zeigte schon in ihrer frühesten Kindheit eine große Begierde zu lernen, und sich nützliche Kenntnisse zu erwerben. Wenn sie etwas Neues sah, so ruhete sie nicht eher, bis sie es genauer kennen gelernt hatte. Konnte sie nicht durch eigenes Nachdenken herausbringen, wozu eine Sache nützlich wäre, und warum sie so sein müsse, wie sie war: so hörte sie nicht auf, zu fragen, bis ihre Wissbe- gierde befriedigt war. Sehr gern ging sie in die Schule, und wenn auch das Wetter noch so schlecht war, so scheuete sie doch nie den weiten Weg nach derselben. Außerordent- lich groß war ihre Freude über ein neues, lehrreiches Buch. Sie blätterte nicht etwa blos darin, wie es viele Kinder thun, sondern sie las es langsam und mit großer Aufmerk- samkeit durch, und daher blieb sie auch me die Antwort schuldig, wenn man sie fragte: was in dem Buche enthal- ten sei? Beinahe in allen weiblichen Arbeiten, und beson- ders im Nähen und Stricken, war sie sehr geschickt, und um es noch mehr zu werden, wurde sie die Gehülfinn ei- ner Frau, welche sie unter der harten Bedingung unter- richten wollte, dass sie ein ganzes Jahr hindurch, vom

19. Neuer Kinderfreund - S. 27

1871 - Einbeck : Ehlers
und zur Beförderung der Sittlichkeit. 27 frühen Morgen bis zum spaten Abend, für sie arbeiten sollte, ohne Bezahlung dafür zu verlangen. Aber als dies saure Jahr endlich überstanden war, hatte sie auch die Freude, nicht nur sich selbst durch ihrer Hände Arbeit red- lich ernähren zu können, sondern auch ihrer alten kränk- lichen Mutter eine Stütze im Alter zu sein. Da ihre Wiss- begierde sie antrieb, den Umgang verständiger Menschen zu suchen, von welchen sie lernen konnte, so blieb sie vor vie- len Thorheiten und Versuchungen bewahrt, und erfreute sich der Achtung und Liebe aller guten Menschen Den Geschickten hält man werth, Den Ungeschickten Niemand begehrt. — 14. Aberglaube. (Gustav war so leichtgläubig, dass er Alles für wahr annahm, was er hörte, ohne zu untersuchen, ob es auch wahr sein könne. Diese Leichtgläubigkeit hatte ihn auch zum Aberglauben gebracht; denn wenn ihm Jemand sagte: in diesem oder jenem Hause spukt ein Gespenst, so glaubte er es, und erzählte es Andern als zuverlässig gewiss; oder wenn man ihm weismachte, in dem Hause, vor welchem eine Eule schreie, oder ein Hund heule, müsse bald Je- mand sterben, so zweifelte er nicht im Geringsten daran, und er legte also eine Wirkung einer solchen Ursache bei, die unmöglich diese Wirkung hervorbringen konnte, das heißt: er war abergläubig. Einstmals bekam er einen Schaden aus heiler Haut, wie man zu sagen Pflegt. Anstatt, dass er nun einen or- dentlichen Arzt hätte um Rath fragen sollen, ließ er sich vielmehr von einer alten Frau bereden, die Wunde mit einem sogenannten Johannishölzchen (ein Holz, welches am Johannistage von einem Baume geschnitten worden ist) zu berühren, und glaubte, dass sie dadurch allein, ohne andere Mittel heilen werde. Da die Frau ihm versicherte, dass dieses schon Mehren geholfen hätte, welche sie na- mentlich anführte; so verließ er sich so fest darauf, dass er an keine ordentliche Kur dachte. Indessen ward die Wunde immer gefährlicher, und end- lich kam gar der kalte Brand dazu. Nun musste er doch nach einem Arzte schicken, der ihm das Bein abnahm, und er musste froh sein, dass er nicht gar das Leben dabei einbüßte.

20. Neuer Kinderfreund - S. 50

1871 - Einbeck : Ehlers
50 Erzählungen aus dem Leben zur Erweckung glücklichsten Mann auf Erden hielt. Er ward deshalb >ehr unzufrieden, als einst ein weiser Grieche von Athen, Namens Solon, an seinen Hof kam, und ihn, ungeach- tet seiner vielen Reichthümer, nicht für glücklich erklären wollte; Solon sich sogar erkühnte, ihm einen gemeinen Bürger von Athen vorzuziehen, und am Schlüsse der Un- terredung ausrief: Niemand ist vor seinem Tode glücklich! — Doch Krösus musste die Wahrheit dieser Behauptung bald selbst erfahren. Er fing aus Eifersucht mit dem persischen Könige Cyrus Krieg an, war aber, ungeachtet seiner großen Macht und vielen "Reichthümer, so unglücklich, nicht nur eine ge- wagte Schlacht, sein Reich und alle seine Schätze zu ver- lieren; sondern auch fast alle seine Soldaten wurden ge- tödtet, er selbst ward gefangen und verurtheilt, auf einem Scheiterhaufen lebendig verbrannt zu werden. Wirklich setzte man den unglücklichen Krösus auf ei- nen großen Holzhaufen, zündete denselben an allen Sei- ten an, und nicht lange, so war der Bedauernswürdige fast ganz in Dampf gehüllt. O, unglücklicher Krösus, nun bist du unrettbar verloren! — so dachte gewiss jeder in der zahllosen Menge der Zuschauer. Denn was konnte jetzt den Armen retten? Etwa eine große Summe Geldes? dies war ihm genommen; vielleicht seine Ar- mee? die war gänzlich vernichtet: also nach mensch- lichen Ansichten gab es für Krösus kein Rettungsmittel mehr. — Doch Gott, ohne dessen Willen kein Haar von unse- rem Haupte fällt, hatte es anders beschlössen. Er ließ geschehen, dass Krösus gerade in dem Augenblicke seiner größten Todesgefahr sich an die vorhin erwähyte Behaup- tung Solons erinnerte; und die Wahrheit derselben jetzt hell erkennend, rief er aus: O Solon, Solon, So- lon! — Der König Cyrus, welcher auch zugegen war, ward auf den Ausruf des Krösus sehr aufmerksam, und wünschte zu wissen, was derselbe damit sagen wollte. Er befahl daher, den Krokus sogleich vom Scheiterhaufen und zu ihm zu führen. Nachdem er eine Erklärung des Aus- rufes von Krösus erhalten hatte, machte der merkwürdige Glückswechsel desselben auf Cyrus einen so tiefen Eindruck, dass er dem Krösus nicht nur das Leben schenkte, sondern
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