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2301. Die neueste Zeit - S. 50

1886 - Mainz : Kirchheim
50 Frankreich. Ermordung des Herzogs von Berry. seinen Posten nieder. An seine Stelle trat, nach einem kurzen Übergange, der talentvolle Decazes, dessen Streben dahin ging, weder die Ultra's noch die Freisinnigen allzn mächtig werden zu lassen, sondern einen Mittelweg einzuschlagen, um beide Parteien zu befriedigen. Bald aber sollte ihn ein erschütterndes Ereignis von der begonnenen Bahn abrufen. Ein Sattlergehilfe, namens Lonvel, durch das Lesen revolutionärer Schriften von glühendem Haffe gegen die Bourbonen entflammt, in denen er die Feinde und Unterdrücker Frankreichs erkannte, faßte den wahnsinnigen Entschluß, sein Vaterland durch Ermordung desjenigen Prinzen zu erlösen, aus welchem bei der Kinderlosigkeit Angouleme's die Hoffnung der regierenden Linie beruhte. Der Herzog von Berry hatte sich am 13. Februar 1820 mit seiner Gemahlin in die Oper begeben. Die Herzogin wünschte vor Beendigung der Vorstellung nach Hause gebracht zu werden, und der Herzog führte sie zu ihrem Wagen. In demselben Augenblicke nahte sich ihm Louvel und stieß ihm einen Dolch mit solcher Heftigkeit in die Brust, daß derselbe bis an den Griff eindrang. Der Mörder ward alsbald ergriffen. Als der Herzog nach der Wunde griff und das zurückgebliebene Eisen fühlte, rief er aus: „Ich biu ein Mann des Todes!" und ahnte sein Schicksal. Seine Gemahlin stürzte herbei und ihre Kleider wurden von dem Blute ihres Gatten überströmt. Man brachte den Prinzen in einen an die königliche Loge stoßenden Saal, wohin auch seine Verwandten zusammen eilten. Um Unruhen zu verhüten, ließ man die Vorstellung fortdauern, und fo begleitete denn die Musik der Oper und des Ballets den Todeskampf des Sterbenden, der, ergeben in den Willen der Vorsehung, eine seltene Großmut des Charakters bekundete. Er verlangte nach einem Priester und rief dann alle um Verzeihung an, die er in feinem Leben auf irgend eine Weise verletzt haben könnte. Er tröstete seine verzweifelnde Gattin und bat den König um Begnadigung seines Mörders. Seine kleine Tochter segnend, sagte er: „Möchtest Du glücklicher als Deine Ange- hörigen sein!" Sein letzter Seufzer war von dem einstimmigen Klagelaut seiner Familie begleitet, und als das erste Morgengrauen in das matt erleuchtete Gemach fiel, kniete der greife König an dem Lager seines Neffen und schloß ihm die Augen und den Mund. Ein allgemeiner Schrecken verbreitete sich auf die Kunde von des Herzogs Ermordung in Paris und im ganzen Lande, aber die Hoffnung des Mörders wurde getäuscht. Die Gattin des Prinzen gebar im September einen Sohn, der den Namen

2302. Die neueste Zeit - S. V

1886 - Mainz : Kirchheim
Hzorwort. Die überaus günstige Aufnahme, welche die drei Bände meiner „Weltgeschichte in Lebensbildern und Darstellungen" in der gesamten katholischen Presse bisher gefunden, hat mich ermutigt, noch einen Band folgen zu lassen, der „die neueste Zeit" behandelt, und sich sowohl an die übrigen Bände anschließt, als auch ein für sich bestehendes Ganze bildet. Da einige Recensionen das Fehlen dieser Periode als Mangel an meiner Weltgeschichte hervorhoben, waren der Herr Verleger und ich um so eher bereit, demselben abzuhelfen, als wir nun hoffen dürfen, etwas Vollständiges geboten zu haben. — In bezug auf die Darstellung bin ich denselben Grundsätzen gefolgt, wie sie schon bei der Abfassung der ersten drei Bände für mich leitend waren, wenn auch gerade hier aus einem, für den Sachverständigen, leicht ersichtlichen Grunde, ein Abweichen davon mehrfach geboten war. Es ist durchaus keine leichte Aufgabe, aus dem überreichen geschichtlichen Material der neuesten Zeit gerade das hervorzuheben und objektiv zu behandeln, was für den, bei den ersten drei Bänden im Auge gehabten Leserkreis interessant und anregend sein dürfte. Der Grad der Ausführung richtete sich nach dem höheren oder geringeren Interesse der zu erzählenden Begebenheiten. Daß mir dabei treffliche Ausarbeitungen gute Dienste geleistet haben, wird der Kundige unschwer erkennen. Am liebsten hätte ich die Epoche von 1870/71 ganz weggelassen, da sie hier unmöglich so ausführlich behandelt werden kann, als

2303. Die neueste Zeit - S. 53

1886 - Mainz : Kirchheim
Krönung des Königs. Das Sakrilegiengesetz. 56 Hatte aber der König schon durch die Milliarde für die Emigranten , die doch eigentlich nur ein Akt der Gerechtigkeit war, den Liberalen eine erwünschte Gelegenheit zu Wühlereien gegeben, und sie gegen sich aufgebracht, so entfrembete er sich nun bnrch eine unkluge Maßregel auch bte Zuneigung der Armee. Er entließ nämlich 150 höhere Offiziere aus bet napoleonischen Zeit, obgleich bte meisten berselben noch bienstfähig waren. Am 29. Mai 1825 ließ sich Karl X. zu Rheims feierlich salben und krönen und bekuubete durch biefeu von Lnb-wig Xviii. unterlassenen Akt, daß er als „König von Gottes Gnaben" im Sinne der alten, von der Kirche getragenen Monarchie zu herrschen gebenke. Auf seiner Krönungsreise wurde er von dem Lanbvolke mit Jubel begrüßt, und auch die Städte wetteiferten, von den Beamten angefeuert, in der Veranstaltung von Festlichkeiten aller Art, zum Zeichen ihrer königlichen Gesinnung. Wie Karl X. den französischen Emigranten eine Entschädigung für den Raub verschaffte, bett die Revolution an ihnen begangen, so brachte er im Jahre 1825 auch die Negerrepublik Hayti bahrn, daß sie sich gegen die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit von Seiten der französischen Regierung zur Entrichtung einer Entschäbigungssnrnrne von 150 Millionen Franken an bte Erben der ermorbeten ober vertriebenen französischen Plantagenbesitzer verpflichtete. Diese Summe würde jeboch unter der folgenden Regierung auf 60 Millionen herabgesetzt, bte in 30 Jahresfristen ausbezahlt werben sollten. — Entschiebenen und hartnäckigen Wiberstanb sanb Karl X. in seinen Bemühungen zum Besten der Kirche, bei welchen er allerbings nicht immer mit der nötigen Umsicht zu Werke ging. Das im Jahre 1825 erlassene „Sakrilegiengesetz," welches die Kirche gegen Verletzung und Beschimpfung und das Heilige überhaupt gegen fahrlässige ober absichtliche Entweihung schützen sollte, rief unter den firchenfeinblichen Liberalen eine große Erbitterung hervor, die durch bte Errichtung zahlreicher neuer Frauenklöster, sowie durch die „erhöhte Thätigkeit der Missionäre, hauptsächlich aber durch die Übergabe einiger Seminarien an bte Jesuiten noch mehr gesteigert würde. Namentlich gegen bte letzteren wanbten sich die Angriffe in der Deputierteukammer und das Geschrei über die „systematische Begünstigung der Jesuiten," die an allen „Rückschritten" der Regierung Schuld seien und darauf ausgingen, „ganz Frankreich um die Früchte der Aufklärung und Freiheit zu bringen," wurde immer heftiger und der

2304. Die neueste Zeit - S. 54

1886 - Mainz : Kirchheim
54 Frankreich. Karl X. Polignae. Pariser Pöbel zur äußersten Wut gegen die Jesuiten entflammt 1). Bei einer Revue, die Karl X. im April 1827 über die Pariser Nationalgarde hielt, gab sich der tiefe Widerwille gegen bte Regierung offen kund, denn statt des üblichen Lebehochs auf den König, erscholl der Ruf: „Es lebe die Charte (Verfassung)! Nieder mit den Ministern! Nieder mit den Jesuiten!" Noch an demselben Abend ordnete der König die Auflösung der Nationalgarden und die Wiedereinführung der Censur an. Darüber wurde die Volksaufregung noch größer. Der König hielt es daher für geraten, das Ministerium Villele zu entlassen (Jaguar 1828). An seine Stelle trat das Ministerium M a r-t i g n a c, das sogenannte Ministerium der Konzessionen , das wegen seiner gemäßigten Gesinnungen besonders geeignet schien, eine Einigung zwischen den Parteien anzubahnen. Dennoch hielt sich Martignac nur bis zum August 1829. Jetzt stellte der König, dessen Wille, die frühere Unabhängigkeit der Krone wiederherzustellen und die Verfassung nach und nach aufzuheben, immer deutlicher hervortrat, den Fürsten Polignac an die Spitze eines neuen Ministeriums. Dieser, ein Mann von ehrenwertem Charakter, aber ohne Umsicht, Thatkraft und Entschlossenheit, war nicht im stände, das schwankende Staatsschiff mit sicherer Hand durch die hochgehenden Wogen des revolutionären Parteigetriebes hindurch zu führen, und da er überdies wegen seiner ausgesprochenen Abneigung gegen die Charte und seiner unbedingten und unerschütterlichen Hingebung an die herrschende Dynastie, insbesondere an die Person des Königs , den Freigesinnten ein Dorn im Auge war, sah er sich bald von allen Seiten auf das heftigste angegriffen. Laut wurde die Drohung ausgesprochen , daß die Deputiertenkammer wohl die Steuern verweigern könnte, wenn der König fortführe, das Ministerium Polignac beizubehalten. Der Gegensatz zwischen den Frennben des Ministeriums und benen der Verfassung würde von Tage zu Tage schroffer, und man legte den Ministern Absichten unter, die sie nicht einmal hatten, z. B. die Aufhebung der Gleichheit der Franzosen und bte Wiebererrichtnng der bret Stänbe: Abel, Geistlichkeit und Bürgerstanb. Der Unmut des von den Freimaurern und andern revolutionären Parteien verführten Volkes über das Regiment Polig- 1) O, diese Jesuiten! Brachten sie doch auch das neu geeinigte deutsche Reich in Gefahr ; zum Glück erkannte der deutsche Kanzler, Fürst Bismarck, dieselbe noch rechtzeitig und jagte 1872 die Reichsfeinde aus dem Lande. Ja, ja, die bösen Jesuiten!
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