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1. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 1

1906 - Cöthen : Schulze
I. Die Zeit der alten Deutschen. § 1. Anhalt vor zwei Jahrtausenden. 1. Bereits vor zweitausend Jahren, also etwa ein Jahrhundert vor des Herrn Jesu Geburt, wohnten vom Rheine bis zur Weichsel, von der Nord- und Ostsee bis zur Donau unsere Vorfahren, die alten Germanen. Von ihnen war somit auch das heutige Anhalt bevölkert. Freilich sah es in unserm Heimatlande damals ganz anders aus als heute. Wie schnell und bequem können wir vom Osten Anhalts nach dem Westen, von den Fläminghügeln nach den Bergen des Unterharzes gelangen! Landstraßen und Eisenbahnen führen an volkreichen Städten und schmucken Dörfern vorüber bis tief hinein in die wohlgepflegten Harzforsten zu anmutigen Bädern und Sommerfrischen. Prangende Ackerfluren verkünden den Fleiß des Landmannes, Hunderte von Fabrikschornsteinen die unermüdliche Betriebsamkeit des Gewerbes. Wie völlig anders war es vor zwei Jahrtausenden! Da galt besonders von unserer anhaltischen Heimat, was römische Schriftsteller von ganz Deutschland schaudernd vermelden: „Das Land ist voll starrer Waldung und grausiger Sümpfe. Ein trüber Himmel lastet beständig aus Germanien." 2. Droben auf den Harzbergen, im heutigen Kreise Ballenstedt, war damalt nirgends eine menschliche Wohnung, nirgends gebahnter Weg zu finden. Düsterer, feuchter Urwald mit Wurzel- und Astgewirr, gestürzte Baum-riesen, Felsklippen, klaffende Schluchten, tosende Bergwasser hielten den Ackerbauer fern. Nur der kühne Jäger drang hier ein, den Auerochsen, Elche, Edelhirsche, Wildschweine zu jagen und mit Bären, Wölfen und Luchsen manch harten Kampf zu bestehen. Auch die Vorhöhen nördlich des Harzes waren mit dichten Forsten bewachsen. Der Wald, welcher heute bis auf ein kleines Stück (zwei Stunden nördlich von Hoym) zusammengeschrumpft ist, dehnte sich nach 0 bis zur Saale, nach N bis zur Bode aus. Sümpfe und Seen, an die noch jetzt die morastige „See" nördlich des alten Dorfes Frose erinnert, erfüllten die Täler. Dicht bewaldet war auch jenseit der Elbe der Fläming. Mächtige Eichen und Buchen hielten unter ihrem dichten Laubdache die Feuchtigkeit fest. Schwellendes Moos und hohe Farnwedel überzogen den Boden. 3. Wie auf den Höhen der Urwald thronte, so herrschte in den meilenweiten Niederungen zwischen Saale und Elbe das Wasser. Da gab es nirgends längs der Flüsse schützende Dämme. Wie leicht sich damals bei Überschwemmungen das Strombett in wechselnden Windungen änderte, davon geben noch heute an der Mulde von Jeßnitz bis Dessau, an der Elbe von Wörlitz bis Tochheim die zahlreichen „toten" Flußarme Kunde. Infolge der häufigen weitflutenden Überschwemmungen blinkten überall Seen, Teiche und Bäche, von Erlen- und Weidengruppen eingefaßt. Braun und grün schillerten zwischen Rohr- und Binsendickicht giftige, übelriechende Moore. Lorenz-Günther, Anhalts Geschichte. i

2. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 3

1906 - Cöthen : Schulze
— 3 — 3. Die Lage der Fundstätten beweist, daß die meisten ältesten Ansiedler Anhalts an beiden Ufern der Saale wohnten. Noch war es schwierig, in die Forsten des Harzes und des Flämings oder in die Elbe- und die Muldesümpfe vorzudringen. Denn die Geräte und Waffen waren nur unvollkommen. Sie bestanden aus Stein. Mit Steinbeilen fällte man mühsam die Baumstämme und fügte sie mit Steinhämmern zu rohen Blockhäusern zusammen, deren Fugen mit Weidengeflecht und Lehmputz ausgefüllt wurden. Speere und Pfeile mit Steinspitzen dienten zur Erlegung des Wildes. Mit Steinmessern wurden die Tierselle geschabt, geglättet und mit Hilfe von Dornen zur Kleidung und Kopfbedeckung zusammengefügt. Zum Schmucke dienten Ketten von kleinen Muscheln und Knöchelchen, Zähne von Tieren, sowie Perlen und Bernstein. Fig. l. Änhalnjche Urnengruppe, m der Mitte eine Hausu rne von Hovm. 4. Als Hausgerät und Bestattungsurnen hatte man tönerne Gefäße (Fig. 1), von denen in der Sammlung zu Großkühnau eine große Anzahl erhalten ist. Die einen, ohne Zweifel die ältesten, sind noch recht plump, wenig verziert und unvollkommen gebrannt. Besonders bemerkenswert sind die Hausurnen, ganz wie eine altgermanische Wohnung gestaltet, die Tür mit Riegeln versehen, das Dach mit Pferdeköpfen geschmückt. Sie sollten dem zu Asche gebrannten Leichnam die letzte Behausung sein. Andere Urnen zeigen eine schöne, gefällige Form und viele feine, in die Oberfläche eingeritzte Verzierungen (Fig. 1 rechts). Man kann nicht glauben, daß sie von Germanen gefertigt wurden. Wahrscheinlich sind sie von den Phöniziern herbeigebracht. Diese fuhren auf ihren Schiffen längs den Küsten von Spanien und Gallien in die Nord- und die Ostsee und trieben mit den Germanen einen lebhaften Tauschhandel. Sie brachten wohl zuerst die Bronze ins Land, eine Mischung von Kupfer und Zinn, ähnlich dem heutigen Glockengute. l*

3. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 5

1906 - Cöthen : Schulze
— 5 — ru sehen bekommen. Den bekanntesten Zug vollführte Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augushis. Als er an die Elbe gelangte, trat chm ehrsurcht-gebietend ein weissagendes Germanenweib mit dem drohenden Worte entgegen: „Wohin strebst du, unersättlicher Drusus? Weiteres zu schauen, ist dir nicht beschieden. Das Ziel deiner Taten ist gekommen. Da kehrte Drusus um. Bald darauf stürzte er mit dem Pferde. _ Nur sein Leichnam kam zum Rheine zurück. Es ist nicht unmöglich, daß sich ote)e Begebenheit an der anhaltischen Elbe zutrug. Drusus kann der Bernburg die Saale überschritten und beim heutigen Aken die Elbe erreicht haben. Doch hat der Name des Dorfes Drofa bei Cöthen mit dem Namen Drufus nichts zu tun. 4. Im Jahre 9 n. Chr. rief Armin, ein Fürst der Cherusker, die 9 n. e*. germanischen Stämme zum Freiheitskampfe gegen die Römer auf. Er vernichtete die römischen Legionen im Teutoburger Walde. Obgleich _ me suebischen Stämme in Anhalt die Nachbarn der Cherusker waren, scheinen sie an dem Kampfe sich nicht beteiligt zu haben. Sie traten vielmehr in ein friedliches Verhältnis mit den Römern. Die Hermunduren verkehrten unbehelligt im Römerlande. Römische Kaufleute brachten ihre Waren auch in das heutige Anhalt. § 4. Die Völkerwanderung. 1. Nach den Zeiten des Kaisers Augustus schwand im Römerreiche Tugend und gute Sitte mehr und mehr. Dazu fing man an, auch von außen an dem alten Baue zu rütteln. Durch Festungen und meilenlange Wälle suchten die Römer die bedrohten Rhein- und Donaugrenzen zu schützen. Doch je mehr ihre Macht sank, desto übermütiger drängte der Feind. Schließlich brach das morsche Gebäude unter dem Ansturme der Gegner zusammen. Auf den Trümmern errichteten die Germanen ihre Staaten. 2. Um das Jahr 200 n. Ch. durchbrachen germanische Scharen mit Ungestüm die Grenzwachen des römischen Reiches an der Donau und am Maine. Nur mit Not konnten die Römer sich ihrer erwehren. _ Zur selben Zeit hatten auch die Völker zwischen Elbe und Weichsel ihre Sitze verlassen und sich süd- und südwestwärts gewandt. Die Sueben finden wir in Süd-Germanien wieder. Dort bildeten sie die Hauptmasse der Alamannen. Diese schoben teils mit dem Pfluge, teils mit dem Schwerte ihre Sitze nach S bis in die heutige Schweiz, nach W weit über den Rhein bis in den heutigen Elsaß vor. Das ganze Gebiet wurde nach den Sueben das Schwabenland genannt. In die Sitze der Semnonen zwischen Elbe und Oder drangen von N her die Heruler, während links der Elbe die Angeln und die Warner sich niederließen. Wahrscheinlich von den Warnern wurden die Ortschaften angelegt, deren Namen mit „leben" endigen. 3. Schon hatten sich die Germanen an den Grenzen des Römerreiches daran gewöhnt, friedlich den errungenen Boden zu beackern, da kam von Asien her das wilde Steppenvolk der Hunnen herangesprengt und nötigte von neuem zum Wandern. Während die wandernden Scharen das römische Reich überfluteten, bildete sich im mittleren Germanien das große Reich der Thüringer. Dasselbe erstreckte sich von der unteren Elbe bis zur Donau und reichte nach 0 bis zum Böhmerwalde. Zu diesem Reiche ge-

4. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 6

1906 - Cöthen : Schulze
festliche Teil °°n Anhalt. In die von G-rman-n m- dn fmmfo* «»li • H- tu^!e S°r°ujchlos und ohne Kamps allmählich ein fremdes Volk em, die Slaven. Wie sie auch das östliche Anbalt licken ' ro!rj.pät£ Aörin* dem germanisch gebliebenen west- V.7 I .^grnnt die Geschichte des Ballem'tedter Fürstengeschlechtes die Geschichte des Hauses und des Landes Anhalt. B w ^ ' Ii. Die Geschichte Westanhatts bis auf Süntg Heinrich I, § 5. Der Schwabengau. 1. Die mächtige Herrschaft der Thüringer im mittleren Germanien n^Oo ^ ^ Er. Zu der Zeit, da der Frankenkönig Chlodovech U ? rjem ?etd) ße0mnbet und auch die Alamannen am Oberrheine dem fränkischen Zepter unterworfen hatte, herrschten über das thüringische Reich drei Bruder. Statt sich gegen die Gefahr, die ihnen von dem aus- zusammenzuschließen, befehdeten sie S” ?r* a-(»tigern Bruderkriege. Einer rief gegen den anderen den 1 etnen Sohn Chlodovechs, zur Hilfe herbei. Da aber nach dem Siege dem Frankenkönige der versprochene Lohn vorenthalten üüü sn> u 5rn)t9et! den Franken und den Thüringern bittere Feindschaft ? r~ ler 1§ siegten die Franken über die Thüringer, zuletzt mit Hilfe der Sachsen, denen der Frankenkönig einen Teil des Thüringer Landes zugesichert hatte. Der letzte Thüringerkönig wurde in die Flucht geschlagen und bald darauf heimtückisch ermordet. Nun nahmen die Franken sein Land von der Donau bis zur Unstrut in Besitz. a2',;9?Jorbtlürinv0en^aber. öon der Unstrut bis zur Bode, also auch Westanhalt, gaben die Franken zum Danke für die Hilfe an die sächsischen Krieger. Diese sollten es unter fränkischer Oberhoheit bebauen. Das gefiel M/u rndes nicht. Sie waren gewohnt, freie Herren im Lande zu sein. .?onlg Alboin 568 seine Langobarden nach Italien führte, schlossen sich ihm .6000 nordthüringische Sachsen an. In die von ihnen verlassenen Sitze ruckten nun mit Erlaubnis des Frankenkönigs andere Stämme-Friesen und Hessen, vor allem aber Sueben. Woher letztere gekommen sind, ist nicht bekannt. Diese Sueben oder Schwaben, im Gegensatze zu ihren suddeutschen Namensbrüdern Nordschwaben genannt, bekamen das -and zwischen Bode, Wipper, Schlenze und Saale. Es hieß fortan der Schwab eng au und ist die Wiege des heutigen Anhalt. Von hier aus wurde nicht bloß Ostanhalt, fonbern auch der größte Teil Ostdeutschlanbs Den (blaven nneber abgerungen (Fig. 7). Die ausgewanberten Sachsen fanden tn der Ferne die erhoffte Freiheit nicht. Sie kehrten zurück, um bte Fremdlinge mit Waffengewalt zu vertreiben, wurden jedoch besiegt und mutzten froh sein, friedlich neben den Schwaben wohnen zu dürfen. 3. Nun machten die Schwaben, indem sie die Wälder ausrodeten, ihren Gau immer mehr bet menschlichen Ansieblung bienstbar. Sie waren dazu viel besser geeignet als die Sachsen. Diese wohnten nach attgermanischer

5. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 7

1906 - Cöthen : Schulze
Art aern auf abgesonderten Hofstätten. Die Schwaben hingegen kannten bereits bequemeres und geselligeres Wohnen. Von jetzt ab entstanden un Schwabengaue, also in den heutigen Kreisen Bernburg, Aschersleben und Ballenstedt, blühende Dörfer, meist schon mit den Namen, tue sie heute noch führen. Städte gab es zunächst noch nicht. — Die alte» Lttönamen germanischen Ursprungs zeigen fast alle m ihrem^erster^elle emen namen, h B. Bero, Asgar, Ballo, ein Zeichen, daß sich bte ersten Dörfer aus der Hofstätte eines einzelnen entwickelten. Der zweite ^eü der Doch namen, die Endung, hat folgende Bedeutung: -leben ^mt”lajlen^a1tt: Erbe, Erbgut, -stedt Stätte, Hotstatte, -mgen Anjredlung, -i0äs Wald-ausrodung, -dorf Dorf, -berge Ort auf dem Berge, -born Ort am Brunnen, -bürg (erst in späterer Zeit) Ort an der Burg. § 6. Die Einführung des Christentums durch die Karolinger. 1 Da das Königsgeschlecht Chlodovechs in Schwäche versank, folgten auf dasselbe die ebenfalls fränkischen Karolinger und zwar als erster Pippin der Kurze, der Vater Karls des Großen. Nachdem er bte Nordschwaben und die nordthüringischen Sachsen von neuem unterworfen hatte, führte er das Christentum auch im Schwabengaue ein. Damals lebte noch um der große deutsche Missionar Bonifatius, der Apostel Mitteldeutschlands. Der Saae nach hat er in der Gegend von Heeslingen das Evangelium gepredigt. Wenn er auch wohl nicht selbst nach dem Schwabengaue gekommen ist, so hat er doch ohne Zweifel feine Jünger dorthin gesandt. Nock aber hatte das Christentum keinen festen Bestand. Die nordthunngi-fchen Sachsen fühlten sich, obgleich den Franken schon untertan, noch immer eins mit dem Hauptstamme der Sachsen, der am längsten an der alten Freiheit und am Heidentume festhielt. Dreißig ^ahre lang hat Karl der Große gegen ihn blutige Unterwerfungskriege führen müssen. Als im ^ahre 783 die Bewohner des Schwabengaus einen Ausstand der Sachsen unterstützten, verheerte er ihr Land. 2. Seit diesem Strafgerichte faßte das Christentum auf onhaltischem Gebiete für immer feste Wurzel, zumal da für die kirchlichen Verhältniße durch die Errichtung von Bistümern eine feste Ordnung eingeführt wurde. Der Schwabengau gehörte wie das ganze mittlere Deutschland zu dem von Bonifatius gegründeten Erzbistums Mainz und feit den Karolingern ttn besonderen zum Bistume Halberstadt. Vom benachbarten Halberstadt aus wurden nun Priester nach Westanhalt gesandt, Kirchen und Klöster gegründet. 3. Mit kluger Behutsamkeit knüpfte man bei der Ausbreitung des Christentums an den früheren Götterglauben an. Wo man ehemals die Heidengötter verehrt hatte, entstanden christliche Gotteshäuser. . tfretltch wurden die Opferstätten der Heiden auch als Plätze verschrien, wo bose Geister ihr Wesen treiben. a Das Rest der Frühlingsgöttin Ostara wurde zum christlichen Auferstehungsfeste, behielt'aber den altheidnischen Namen bei. An den Tagen der Sonnenwende, wo die yieiben dem abnehmenden Sonnenlichte lebewohl sagten (Ende ^um) und das wieder zunehmende begrüßten (Ende Dezember), durften auch m christlicher gett die^teuto Teuer weiter aufflammen, aber nunmehr zu Ehren des Johannes und des Christkindes. Wiederum wurden heidnische Festzeiten, über die sich ein christliches Fest nicht breiten ließ, als Zeiten der bösen Geister verrufen. An die Stelle der heidnischen Gottheiten

6. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 10

1906 - Cöthen : Schulze
— 10 — Immer der neunte Mann der Bevölkerung mußte als Wehrmann in die Burg gehen; die acht anderen hatten für ihn den Acker mit zu bestellen. Der dritte Teil der Feldfrüchte war in die Festung zu liefern zum Lebensunterhalte für die Umwohner, die in den Zeiten des Krieges Schutz in der Burg suchten. Bald wurden die Gerichtstage und Märkte in die Burgen gelegt. Handwerker und Kaufleute siedelten sich unter dem Schutze der Mauern an. So bildete sich allmählich der Stand der Bürger, d. h. der Burgbewohner. Aus den Burgen entwickelten sich die Städte. 3a. Die Burgen waren entweder Hochburgen d. h. Bergfesten auf steilen Höhen (z. B. Bernburg, Ballenstedt, Anhalt) oder Wasserburgen, in Niederungen gelegen und durch breite Wassergräben geschützt (z. B. Reina, Kühnau, Waldeser). Als Muster einer größeren Hochburganlage sei der eine Stammsitz unseres Fürstenhauses, die Burg Anhalt im Selketale, nach ihrem Grundrisse betrachtet. Sie entstand etwa luu Jahre nach Heinrichs I. Zeit, ist aber ohne Zweifel nach dem Borbilde seiner Burgen erbaut. Fig. 4. Grundriß der ehemaligen Burg Anhalt im Selketale. b. Die Burg Anhalt liegt, heute gänzlich zerfallen, rechts der Seife auf dem Hausberge. Als äußere Befestigung umzog ein Wall (A) mit tiefem Graben (B) die drei nicht so steilen Seiten. Auf dem Wege aus dem Tale (C) kam man zunächst über eine Zugbrücke (F) durch das von runden Türmen eingefaßte erste Tor (a). Von hier ging ein befestigter Weg (C) an der Innenseite der äußersten Mauer entlang zum zweiten Tore sto und durch dieses in den äußeren Burghof (D). der als Turnierplatz diente und eine Bastei (E), sowie den Burgbrunnen (L) enthielt. Durch die sehr dicke dritte Mauer führte eine Zugbrücke (F) in den mittleren Burghof (G), ein drittes Tor (d) in den innersten Burghof (H). Hier stand der die Rittersäle und Zimmer enthaltende Pallas (K) und als Hauptturm der Bergfried (J). Man hatte ihn dicht neben und über dem ersten Tore (a) erbaut, um es durch Stein- und Pfeilwürfe zu verteidigen. c. Aus Burganlagen erblühten am Harze z. B. die Städte Goslar, Nordhausen, Quedlinburg. Im Schwabengaue, auf anhaitischem Gebiete, finden sich, nach dem Vorbilde der Burgen Heinrichs I. errichtet, in den nächsten Jahrhunderten die folgenden: Aschersleben, Ballenstedt, Roda (später Gernrode genannt), Anhalt, Hoym, Harzgerode, Nienburg, Bernburg, Plötzkau, Fredleben, dazu die Güntersburg, Rudolfsburg, Heinrichsburg, letzt alle drei wüst. Dann wurden erbaut zwischen Saale und Mulde: ®rimschieben, Wulfen,

7. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 11

1906 - Cöthen : Schulze
— 11 — Gröbzig, an der Mulde: Stene (südlich von Dessau, jetzt wüst), Waldeser (heute Waldersee, beim Einflüsse der Pelze in die Mulde nördlich von Dessau, im Anfange des 14. Jahrhunderts durch Überschwemmungen zerstört», Suselitz (östlich von Waldeser), Kleutsch, Sollnitz, Lipene, in der Elbegegend: Dornburg, Reina (1325 durch Überschwemmungen zerstört, Trümmer bei niederem Wasserstande sichtbar), Kühnau (in der Nähe des heutigen Schlosses, nur noch die Umwallung vorhanden), Roßlau, Coswig, Zerbst, Lindau. Die Schlösser zu Dessau und Cöthen sind erst viel später (im 14. und 15. Jahrhundert) entstanden. 4. Heinrich I. genießt das Lob, nicht nach Rom gezogen zu sein, um sich dort vom Papste zum römischen Kaiser krönen zu lassen. Er tat recht daran, wenn er sich darauf beschränkte, in Deutschland den Frieden nach innen wie nach außen zu schützen. Denn die vielen Römerzüge vor ihm und nach ihm, die Tausenden und Abertausenden von deutschen Kriegern das Leben kosteten, haben unserm Vaterlande wenig Nutzen, wohl aber später Verderben gebracht, als der unheilvolle Kampf zwischen Kaiser und Papst entbrannte. Nicht im Süden, sondern im Osten lag das wichtigste Ziel deutscher Arbeit. König Heinrich hat, indem er die Unterwerfung der heidnischen Slaven begann, die Deutschen aus jenes hohe Ziel hingewiesen. Kein anderes Fürstenhaus hat dieses Ziel so treu und ruhmreich verfolgt, wie das Haus Anhalt. Sein Aufblühen ist mit der Zurückeroberung Ostdeutschlands auss engste verknüpft. Iii. Die Zurückeroberung Ostdeutschlands durch das Haus Änhalt. § 8. Die Wenden. 1. Seit der Völkerwanderung bewohnten slavische Völkerschaften das früher germanische Land östlich der Saale und Elbe. Die Slaven im heutigen Anhalt gehörten zu den Wenden und zwar meistens zu dem Stamme der Sorben. Die Fremdlinge waren sogar auch in das Land westlich der Saale vorgedrungen und hatten sich hier unter die germanische Bevölkerung gemischt. 2. Von den Deutschen unterschieden sich die Slaven durch eine mehr gedrungene, plumpe Gestalt, eine weniger weiße Haut, durch das breite Gesicht mit dunkelbraunen oder blauen Augen, großem Munde, platter Nase und durch ihr graublondes Haar. Sie waren nicht ohne Klugheit, Betriebsamkeit und Kunstfertigkeit. In kriegerischer Tüchtigkeit zeigten sie sich unseren germanischen Vorfahren nicht gewachsen. Mehr als die Abenteuer des Krieges liebten sie ein beschauliches Leben in Einfachheit und Genügsamkeit. Den Acker mußten die Knechte und die wenig geachteten Frauen bebauen. Gern suchten sie sich leicht bestellbaren Boden auf. Während die Germanen sich längst des eisernen Pfluges bedienten, gebrauchten die Slaven noch immer den hölzernen Haken. Der freie Mann trieb am liebsten Jagd oder den mühelosen Fischsang. Daher lebten sie gern in wasserreichen Niederungen. Das östliche Anhalt mußte sie deshalb besonders anlocken. 3. Freie Selbständigkeit und abgesondertes Wohnen war nicht ihre Sache. Eng schlossen sie sich aneinander, Haus dicht an Haus. Ihre Dörfer zeigen oft eine hufeisenförmige Gestalt, wie noch heute z. B. Storkau,

8. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 17

1906 - Cöthen : Schulze
— 17 — eine Patenstelle bei dessen ältestem Sohne angenommen und diesem als Patengeschenk die Zauche, d. i. das Land südlich der Havel bis zum Fläminge, vermacht, ja, für den Fall seines Todes Albrecht den Bären zum Erben eingesetzt. Als er 1150 starb, beeilte sich seine Witwe den Askanier herbeizurufen, damit er die christlichen Einrichtungen ihres Mannes schütze. Schleunigst rückte der Markgraf heran, besetzte die Stadt Brandenburg und nahm das Land ohne Blutvergießen ein. 4. Bald hatte der tapfere Albrecht im Havellande festen Fuß gefaßt. Er führte fortan den glorreichen Titel eines Markgrafen von Brandenburg. Mit diesem Titel wurde zugleich die Erzkämmererwürde des Römischen Reiches verbunden, welche den Nachfolgern Albrechts später die sehr wichtige Stellung von Kurfürsten verlieh. Die Nordmark mit ihrer Hauptstadt Salzwedel hieß fortan die Altmark. Sie ist die Wiege der Mark Brandenburg, Preußens und des neuen Deutschen Reiches. In den nächsten beiden Jahrzehnten hat der Markgraf das Gewonnene erweitert und gesichert, indem er die wiederholten Aufstände der Wenden siegreich niederwarf. Von seinem segensreichen Wirken in der Mark werden wir im folgenden Abschnitte Näheres hören. Im Jahre 1158 unternahm er eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, auf welcher ihn seine Gattin begleitete. Ant 18. November 1170 1170 beschloß er sein tatenreiches Leben. Er ward neben seiner Gemahlin Sophie in dem Familienkloster zu Ballenstedt beigesetzt. In neuerer Zeit hat man dort sein Grab wieder aufgefunden. 5. Mit Albrecht dem Bären starb einer der verdienstvollsten deutschen Fürsten aller Zeiten. Er hat die Hauptaufgabe des mittelalterlichen Kaisertums, die Zurückeroberung des deutschen Ostens, wieder aufgenommen. Als kluger Staatsmann hat er dem glorreichsten Kaisergeschlechte seiner Zeit, den Hohenstaufen, zum Throne verholfen, indem er die gefährlichen Sonderbestrebungen der Welfen bekämpfte, und hat durch die Begründung der Mark Brandenburg den Weg zur Einigung Deutschlands gebahnt. Das Vaterland muß dem großen Askanier auf immer dankbar fein, r § 12. Die Flamländer, Mönche und Ritter. 1. Markgraf Albrecht war nicht nur ein erobernder Feldherr, sondern auch ein fürsorglicher Landesherr. Zunächst kam es ihm darauf an, die durch den Krieg verödeten Landschaften wieder zu bevölkern. Da tat der Markgraf das, was nach feinem Vorbilde später unter den Hohenzollern in Brandenburg-Preußen noch oft geschehen ist. Väterlich nahm er aus Gegenden, die durch Kriegsnot und andere Drangsal bedrückt worden waren, Ansiedler auf, beschenkte sie mit Land und gewann in ihnen die treusten und dankbarsten Untertanen. So folgten viele Bauersleute aus Westdeutschland und den Niederlanden gern seinem Rufe. Ganz besonders wichtig waren die Holländer und die Flamländer, die aus ihrer Heimat durch Meereseinbrüche vertrieben waren. An Wasserbauten in Niederungen von alters her gewöhnt, regelten sie an der Havel, Spree, Elbe und Mulde manchen Flußlauf durch Deiche und wandelten manchen Sumpf in fruchtbares Acker- und Gartenland um. Auch brachten sie die feinere Tuchweberei in die neue Heimat und lehrten die Verwendung des Backsteinbaues Lorenz-Gunther, Anhalts Geschichte. 9

9. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 18

1906 - Cöthen : Schulze
Gaamujcl: rh:ifletel'ildl Qjidno^j^ r - «V ©ß^Xv wumoivtlr: <h*Jb*te- — 18 — bei Kirchen und Schlössern, die nunmehr zahlreich entstanden. So erblühten Ortschaften mit ergiebigen Kornfeldern und stattlichen Viehherden. Stendal, Berlin, Spandau, Wittenberg, Wörlitz, Naundorf bei Dessau und wahrscheinlich auch Dessau selbst verdanken jener Zeit den Beginn ihres Wohlstandes. Mancher Ortsname erinnert an die Heimat der Ansiedler, z. B. Aken an Aachen, Mücheln an Mecheln, Niemegk an Nimwegen, Genthin an Gent, Tochheim an Dockum, Gräfenhainichen an Grafen-Haag. Der von den Flamländern besiedelte Höhenzug, welcher sich längs der Elbe nordwestlich von Wittenberg in den Kreis Zerbst hineinzieht, heißt noch heute nach ihn-n der gtoming.. ^ ^ Fig. 7. Das anhaltische Gebiet im 11, und 12. Jahrhundert. 2 a. Die gleiche väterliche Fürsorge verwandte Albrecht der Bär auf das Seelenheil seiner Untertanen. Die Bischofssitze von Brandenburg und Havelberg, die seit 150 Jahren ohne Vertretung waren, wurden wieder besetzt, die früheren Klöster wieder eingerichtet und neue gegründet. Eifrig und tatkräftig begannen die Klosterbrüder in Albrechts Landen ihre wichtige Arbeit. Moräste wurden trocken gelegt, wilde Forsten gerodet, den umwohnenden Bauersleuten christliche Sitten, ergiebigere Ackerpflege, feinere Obstzucht und Weinbau gelehrt, Klostermühlen, Straßen, Brücken und Kanäle gebaut, steinerne Wohnhäuser und Kirchen errichtet und mit künstlerischem Schmucke aus Erz und Stein versehen. In ihren stillen Zellen schrieben die Mönche Bücher. Auch unterrichteten sie die Jugend. Kurzum jedes Kloster wirkte auf seine Umgebung wie die Morgensonne aus die Finsternis. b. Anhalt war seit jener Zeit in geistlicher Beziehung folgendermaßen eingeteilt: Das Gebiet links der Saale, der Schwabengau, gehörte von alters her zum Bistume Halberstadt, der Gau ©erimunt zum Bistume Magdeburg, Ciervisti zu Brandenburg, Nizizi zu Meißen. An geistlichen Stiftungen waren am Ende des Mittelalters sechzehn vorhanden. Es gab Klöster zu Frose, Gernrode, Nienburg (früher Thankmarsfelde im Harze), Hagenrode im ©elfetale, Ballenstedt, Heeslingen, Kölbigk, Milbenfee bei Pötnitz,

10. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 20

1906 - Cöthen : Schulze
— 20 — § 13. Das Haus Anhalt in Brandenburg und in Sachsen. 1. Albrecht der Bär hatte sieben Söhne. Zwei traten in den geistlichen Stand, und fünf erbten den väterlichen Besitz. Während die Nachkommen der anderen bald ausstarben, sind als wichtige Ahnherren zu nennen: Otto, welcher Brandenburg, und Bernhard, welcher Anhalt und 1180 Sachsen erhielt. Von den Töchtern Albrechts ist die älteste, Hedwig, hervorzuheben, die Otto den Reichen, Markgrafen von Meißen, heiratete. Sie ist die Stammmutter aller heute noch lebenden Wettiner, sowohl der Ernestiner in den thüringischen Herzogtümern als auch der Albertiner im Königreiche Sachsen. Fig. 9. Denkmal Albrechts des Bären in der Siegesallee zu Berlin. Bischof von Brandenburg. Bischof von Bamberg. 2. Ottos I. von Brandenburg Nachkommen dehnten nach dem Beispiele des Ahnen Albrecht als tapfere Kriegshelden ihre Mark immer weiter aus, so daß sie im Anfange des 14. Jahrhunderts etwa den Umfang der heutigen Provinz Brandenburg hatte und sogar noch nach Pommern hineinreichte. Ackerbau, Viehzucht, Handel und Gewerbe waren in Dörfern und Städten zu ungeahnter Blüte gelangt. Frei von Raubrittertum, in frommer, christlicher Sitte freute sich das Volk des trefflichen Markgrafen-haufes. Der letzte bedeutende Assanier in der Mark war Waldemar der Große. Sein Vetter und Nachfolger verblich schon nach einjähriger Regierung 1320 1320. Mit ihm starb der brandenburgische Zweig des askanischen Fürsten-stammes aus. Die Standbilder der hervorragendsten Markgrafen aus dem Haufe der Ballenstedter schmücken die Siegesallee in Berlin und geben Zeugnis von den hohen Verdiensten, welche sich die Assanier um die Mark Brandenburg erworben haben.
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TM Hauptwörter (200)200

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