Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 1

1887 - Berlin : Springer
Erster Abschnitt. Die Gründung der Mark Brandenburg. §. 1. Die Mark Brandenburg unter den Askaniern. Als in der Völkerwanderung die Germanen nach Westen zogen, verbreiteten sich die Slaven, welche in Rußland und Polen wohnten, auch über den entvölkerten östlichen Teil von Deutschland. In Norddeutschland drangen sie bis zur Elbe und Saale vor; nur Holstein blieb östlich von der Elbe den Deutschen. Man nannte die Slaven in Norddeutschland insgesamt Wenden; aber sie zerfielen in viele Völkerschaften, die sich untereinander häufig bekriegten. Von den Völkerschaften an der deutschen Grenze waren die bedeutendsten: die Obotriten in Mecklenburg, die Sorben von der Saale bis an die Oder und die Leutizen und Milzen zwischen den Obotriten und Sorben von der mittleren Elbe nordöstlich bis an die Oder und die Ostsee. Diese Völker zu unterwerfen, unternahmen mit hinreichender Kraft zuerst die großen Könige aus dem sächsischen Hause Heinrich I und Otto I, uni) sie hatten bedeutende Erfolge. Als der tapfere Gero, dem Otto die Führung des Krieges gegen die Slaven übertragen hatte, durch Alter und Anstrengungen gebeugt, sich in das Kloster Gernrode zurückzog und dort bald nachher starb, hatten die slavischen Völkerschaften bis zur Oder hin schwere Niederlagen erlitten und sich genötigt gesehen, die deutsche Oberherrschaft anzuerkennen und Tributzahlung zu versprechen. Auch that Otto alles, die Eroberungen zu sichern. Er errichtete aus sächsischen Grenzgebieten und den daran grenzenden slavischen Ländern drei Markgrafschasten:

2. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 4

1887 - Berlin : Springer
4 bte Niederlassung der Cistercienser, die durch ihre -Regel ausdrücklich auf den Landbau hingewiesen waren, und die Klöster dieser Mönche, unter ihnen besonders Lehnin, Chorin und Zinna, wurden wahre Musterstätten für den märkischen Ackerbau. Ferner gelang es den Askaniern dadurch, daß sie Grund und Boden billig verkauften, den Hufen einen nur mäßigen Zins auflegten und die Freiheit der Bauern sicherten, ans den Niederlanden und namentlich aus Sachsen Scharen von Kolonisten in die Mark zu ziehen, deren sachkundige und ausdauernde Arbeit das öde Land in überaus kurzer Zeit völlig umgestaltete. Die Wälder wurden gelichtet, die weiten Lumpfstrecken wurden ausgetrocknet, überall entstanden blühende, keiner Gutsherrschaft unterthänige Dörfer, und aus geeignet liegenden Ansiedlungen erhoben sich Städte, welche durch Gewerbe und Handel in kurzem zu nicht unbedeutendem Wohlstand gelangten. Auch in dieser Beziehung war Johanns I und Ottos Iii Regierung ausgezeichnet; unter anderen Städten entwickelten sich damals Berlin und Kölln an der Spree, Frankfurt an der Oder und Landsberg an der Warthe. So war die Mark Brandenburg unter dem tüchtigen aska-nischen Herrscherhause ein sichtlich emporsteigendes, blühendes Land. Als aber 1319 der erst 28 Jahre alte tapfere Waldemar starb und bald darauf 1320 auch Heinrich der Jüngere, der letzte der brandenburgischen Assanier, da geriet die Mark sogleich in große Zerrüttung. §♦ 2. Die Mark unter den bayrischen und luxemburgischen Markgrafen. Nach dem Aussterben der Askanier in der Mark wurden von den Nachbarn nicht bloß die außerhalb liegenden askanischen Erwerbungen eingenommen, sondern auch der Mark selbst bedeutende Grenzgebiete entrissen. Und noch verderblicher wurde die Umgestaltung der Landesverfassung, die sich damals vollzog. Schon die letzten Askanier hatten, durch Geldnot bedrängt, vielfach landesherrliche Schlösser und die ihnen in den Dörfern zustehende Gerichtsbarkeit und Erhebung des Hufenzinses an den Adel und die Städte verkauft oder ver-

3. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 6

1887 - Berlin : Springer
6 bemar ähnlich war und seinen Siegelring besaß; berselbe erklärte, er sei der totgeglaubte Markgraf Walbemar, er habe aus Gewissensbissen wegen der Ehe mit einer zu nahen Verwanbten eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Laube unternommen, ein anberer sei statt seiner im Kloster Chortn begraben worben. Der Pilger sanb mit seiner abenteuerlichen Behauptung natürlich bei den Manischen Fürsten in Sachsen und Anhalt, bte den Verlust der Mark nicht verschmerzen konnten, und bei dem Nachfolger Lubwigs des Bayern, dem Luxemburger Karl Iv, der eifrig barauf fob acht war, den Wittelsbachern Schaben zuzufügen, leicht Glauben, und auch den Märkern war des falschen Walbemars Auftreten sehr willkommen, da sie sich nach den alten glücklichen Zeiten der Askanter zurücksehnten. So kam es, daß die ganze Mark mit Ausnahme von ^panbau, Frankfurt und Briezen, welches daher Treuenbriezen genannt würde, in kurzer Zeit sich an den falschen Walbemar anschloß, daß Karl Iv, welcher mit Heeresmacht herangezogen war, in seinem Lager bett falschen Walbemar mit der Mark feierlich belehnte, mtb beiß Ludwig in großer Gefahr war, sein Kurfürstentum ganz zu verlieren. Jnbesfen Karl Iv würde balb anberen Sinnes. Seine allseitige Anerkennung im Reiche lag ihm vor allem am Herzen, und um sie zu erreichen, suchte er, als bte Wittelsbacher gegen ihn Günther von Schwarzburg als Gegenkönig aufstellten, eine Aussöhnung mit Lttbwig von Bmnbenburg. Es kam ein Vergleich zu-stcinbe ans folgenbe Bebtngungen: Günther, welcher wenige Tage später starb, entsagte gegen eine Absinbungssnmme der Krone, Ludwig erkannte Karl I\ als römischen König an und lieferte ihm die Reichs-kleinobien aus, und Karl Iv versprach, Ludwig mit der Mark und mit Tirol zu belehnen. Darauf würde der falsche Walbemar allmählich aus der Mark vertrieben; seine letzten Lebensjahre verlebte er bei den Askaniern in Dessau, bte ihn als den echten Walbemar ehrten. Damit war aber bte Herrschaft der Bayern in der Mark burch-ans nicht gesichert; benn Kaiser Karl Iv trachtete fortwähren!) ba-uach, bteses ihm wohlgelegene Lattb in seinen Besitz zu bringen, und bte Uneinigkeit der Wittelsbachschen Fürsten erleichterte ihm bte Ausführung seines Planes. Als Ludwig von Branbenburg, der fernen

4. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 7

1887 - Berlin : Springer
7 Brüdern, Ludwig dem Römer und Otto dem Faulen, gegen Abtretung ihres Anteils an Ober-Bayern die Mark überlassen hatte, als Herzog von Ober-Bayern gestorben war, bemächtigte sich dieses Landes, welches nun den brandenburgischen Fürsten gehörte, der Herzog Stephan von Nieder-Bayern, und Ludwig der Römer war darüber so erbittert, daß er mit Karl Iv einen Erbvertrag schloß, nach welchem, wenn er und sein Bruder ohne Erben sterben würden, die Mark an das luxemburgische Haus fallen sollte. Nicht lange nachher starb auch der tüchtige Ludwig der Römer, und nun geriet der unfähige und träge Otto so sehr in die Gewalt des klugen Kaisers, daß er 1373 für eine bedeutende Geldsumme und einige Schlösser in der Oberpsalz auf die Mark Brandenburg zu Gunsten des Hauses Luxemburg verzichtete. Die Herrschast der Luxemburger in der Mark, welche von 1373 bis 1415 dauerte, war für das Land wohlthätig, solange der für das Wohl seiner Unterthanen unermüdlich thätige Karl Iv selbst die Regierung führte. Er stellte das gute Einvernehmen mit den benachbarten Fürsten wieder her, bestrafte streng die Wegelagerer auf den Landstraßen, ließ als Grundlage für eine geordnete Verwaltung das noch jetzt vorhandene „Landbuch der Mars" herstellen und beförderte eifrig die Schiffahrt aus der Oder und Elbe; Frankfurt an der Oder und das ihm besonders werte Tangermünde an der Elbe sollten Hauptstapelplätze für den schlesischen und böhmischen Handel werden. Aber diese gute Regierung dauerte nur fünf Jahre, und dann begann für die Mark eine sehr schwere Zeit. Sigismund, Karls Iv zweiter Sohn, der nach des Vaters Tode 1378 die Mark Brandenburg erbte, war wohl ein begabter, thätiger und ruhmliebender Fürst; aber er befaßte sich nicht gern mit kleinlichen Angelegenheiten, und auch in den großen zeigte er nicht die zur Durchführung seiner Pläne erforderliche Ausdauer. Er verheiratete sich mit der ältesten Tochter des Königs Ludwig von Ungarn und Polen und gewann dadurch ein Anrecht auf die Nachfolge in diesen beiden Reichen. In Polen konnte er sein Anrecht nicht durchsetzen; hier wurde der Großfürst Jagiello von Litauen, der 1386 Ludwigs zweite Tochter heiratete, zum Köniz gewählt und bestieg nach seinem Übertritt zum Christentum unter dem Namen

5. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 8

1887 - Berlin : Springer
Wladislaw Ii den polnischen Thron. Besser glückte es Sigismnnb in Ungarn; aber auch hier hatte er fortwährend Kämpfe zu bestehen, erst um die Krone zu erlangen, und dann, um sie gegen Rebellen und die mächtig andrängenden Osmanen zu behaupten. So geschah es, daß Sigismund um die Mark sich gar nicht kümmern konnte; er schabte sie nur alu eine Gelbgnelle, und um rasch größere Summen aus ihr zu ziehen, verpfändete er sie an seinen Vetter, Mark-graf ^5 ob st öon Mähren und verkaufte später die Neumark an den beut sch en Orden. 2)a nun auch Jobst bei seiner Übernahme der Mark nichts weiter im Auge hatte, als möglichst viel Gelb herauszuschlagen, so verpfänbete und verkaufte er um jeden Preis die lanbesherrlichen Schlösser und Gerechtsame, so daß von der landesherrlichen Autorität im Lanbe fast nichts mehr übrig blieb. Die Folge davon war, daß die Nachbarn die Mark aufs neue mit feinblichen Einfällen heimsuchten, und daß der durch bte Verpfädungen mächtiger geworbene Abel ohne alle Scheu seine Räubereien betrieb. Rauben, Morben und Brennen in großem Maßstabe würden alltägliche Vorkommnisse in der Mark, und niemanb hatte die Macht ober auch nur den Willen, dem schrecklichen Unwesen entgegenzutreten. So war die Lage der Mark, als Sigismnnb im Jahre 1410 mit Jobst gegen Wenzel zum römischen König erwählt und schon im folgenben Jahre durch Jobst's Tod und Wenzel's Abdankung alleiniger König geworben war und nun vor der großen Aufgabe stand, das Reich von der schrecklichen Zerrüttung und die Christenheit von der heillosen Kirchenspaltung zu erlösen. Das Elend in seinem Erbland Brandenburg war für ihn beschämenb, und selbst helfen kennte er jetzt noch weniger, als früher. Da entschloß sich Sigismunb, dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern, einem klugen und thatkräftigen Manne, der ihm die größten Dienste geleistet hatte, die Regierung der Mark zu übertragen. Dem Burggrafen als oberstem Hauptmann und Verweser der Mark sollten in berselben alle Gerechtsame eines wirklichen Landesherren zustehen, und diese Befugnis sollte ihm und seinen Erben nicht entzogen werden dürsen, bis von Sigismnnd oder seinen Erben die 100 000 Goldgulden gezahlt wären, welche dem Burggrafen als Ersatz der Kosten, die ihm der Auftrag verursachen würde,

6. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 9

1887 - Berlin : Springer
9 auf die Mark verschrieben wurden. Mit dieser Bestimmung gab Sigismund zu erkennen, daß er es nicht auf einen vorübergehenden Auftrag abgesehen habe, und wenige Jahre später, als Friedrich sich auch in der Mark bewahrt hatte, führte er seinen Plan durch. Im Jahre 1415 auf dem Konzil zu Konstanz übertrug er dem Hohen-zollern Friedrich die Mark Brandenburg mit der Kurwürde und 1417 vollzog er ebendort feierlich Friedrichs Belehnung. Auch dabei blieb freilich noch das Recht der Wiedereinlösung der Mark dem luxemburgischen Hause vorbehalten; indessen durch die Erhöhung der Pfandsumme aus 400000 Goldgulden wurde die Wiedereinlösung sehr erschwert, und als Wenzel und Sigismund ohne männliche Erben starben, erlosch auch dieser Vorbehalt. Zweiter Abschnitt. Aufblühen der Mark unter den Hohenzoltern im 15* und 16. Jahrhundert. §♦ 1. Wiederherstellung der Ordnung in der Mark. Als im Jahre 1412 der Burggraf Friedrich mit einer Schar fränkischer Ritter in die Mark kam, um im Aufträge Sigismnnds als oberster Hauptmann das Land zu regieren, fand er die Städte willig, ihm zu seinem Gelde zu huldigen; aber der Adel, welcher die Einlösung seiner Psandbesitzungen und die Unterdrückung seines gesetzlosen Treibens fürchtete, verweigerte unter nichtigen Vorwanden die Huldigung. Diese Edelleute waren zum Widerstand entschlossen; sie spotteten des „Nürnberger Tandes" und prahlten: „und regnete es Fürsten noch ein Jahr, sie würden sich deß nicht kümmern". An ihrer Spitze stand Kaspar Gans, Edler von Putlitz; die einflußreichsten aber unter ihnen waren die zu großer Macht gelangten streitlustigen Brüder Dietrich und Hans von Ouitzow. Sie

7. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 10

1887 - Berlin : Springer
10 fanden auch Bundesgenossen an den beiden jungen Herzogen von Pommern-Stettin, die ebenfalls ihre Psandbesitzungen in der Mark nicht ausgeben wollten. Diese machten einen Einfall in die Mark, und es erfolgte ein Gefecht auf dem Kremmer Damme, welches unentschieden blieb. Aber nun verstärkte sich Friedrich durch Bündnisse mit dem Erzbischof von Magdeburg und mit dem Herzog von Sachsen, deren Länder von dem räuberischen märkischen Adel viel zu leiden gehabt hatten. Zu Anfang des Jahres 1414 wurden gleichzeitig Friesack, Plaue und Golzow, die Hauptburgen Dietrichs von Onitzow, Johanns von Onitzow und Wicharbs von Rochow, umlagert und mit Hülse des bamals auskommenben schweren Geschützes balb erobert. Daraus unterwarfen sich die bis bahrn noch widerspenstigen Adligen, und es würde nach Sigismunds Weisung mit dem Rate der geistlichen und weltlichen Herren ein allgemeiner Landfriede für die Mark verkünbet. So war Orbnung und Ruhe wieber hergestellt; aber zum Unglück für die Mark war Friedrich, als er Lanbesherr geworben war, öfter längere Zeit abwesenb und kam seit 1426 gar nicht mehr in das Land, nachbem er die Verwaltung seinem Sohne Johann übertragen hatte. Was ihn bazn bestimmte, war vor allem seine eifrige Teilnahme an den Reichsgeschäften, namentlich an den Hussitenkriegen. Diese verbieustliche Thätigkeit hat ihm und seinem Hause keinen Vorteil gebracht. Auch unter seiner Führung erlitten die Reichsheere in dem Hussitenkriege mehrmals schmachvolle Nieberlagen, und König Sigismunb war ihm, als er sür seinen Sohn Friedrich bnrch eine Heirat die Krone von Polen zu gewinnen suchte, eine Zeitlang so entfrembet, daß er das durch das Aussterben der sächsischen Assanier erlebigte Kurfürstentum Sachsen, worauf Friedrichs Sohn Johann einigen Anspruch hatte, 1423 dem Markgrafen Friedrich dem Streitbaren von Meißen aus dem Hause Wettin verlieh. Am meisten aber hatte die Mark unter Friebrichs Eiser für das Reich zu leiben; benn die von derselben abgerissenen Lanbesteile würden nicht zurückerobert, bei- unruhige Sinn des Abels machte sich wieber recht bemerkbar und enblos schleppten sich die alten Fehben hin mit Mecklenburg und mit Pommern. Es war noch viel in der Mark zu thun, als Friedrich I im Jahre 1440 starb.

8. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 11

1887 - Berlin : Springer
11 Auf Friedrich I folgte in der Mark sein zweiter Sohn, Friedrich Ii mit den eisernen Zähnen, welcher 1440—1470 regierte. Er war ein besonnener und energischer Fürst, mischte sich wenig in die Reichsgeschäfte und verwandte alle seine Kraft auf die Förderung seines Landes. Ihm gelang es, die Macht der märkischen Städte herabzudrücken, welche sich in den unruhigen Zeiten zu fast völliger Selbständigkeit erhoben hatten, untereinander gegen jede Vergewaltigung verbunden waren und an dem Hansabunde einen starken Rückhalt besaßen. Die Gelegenheit gaben dem Kurfürsten die Städte Berlin und Kölln. Diese Städte hatten im Jahre 1307 sich zu einer vereinigt, auf der langen Brücke, die sie verband, ein gemeinschaftliches Rathaus erbaut und einen gemeinsamen Rat eingesetzt, von dessen Mitgliedern ein Drittel Kölln und zwei Drittel Berlin angehörten. Berlin besaß die völlig freie Selbstregierung mit Einschluß der höchsten Gerichtsbarkeit, und so sehr war der Rat die höchste Obrigkeit in der Stadt und deren 20 Dörfer umfassenden Weichbild, daß selbst der Kurfürst der Genehmigung des Rates bedurfte, wenn er in die Stadt anreiten und hier in seinem Hause Hof halten wollte. Indessen auch in Berlin, wie in vielen anderen Städten, haderten damals die Gewerke und die Gemeinde mit dem Rate, der sich aus den Geschlechtern ergänzte, und die Zwietracht wurde hier so groß, daß die Gewerke sich Beschwerde führend an den Kurfürsten wandten und seinen Beistand anriefen. Da erlangte Friedrich im Jahre 1442 mit 600 Reitern, nicht ohne Zuthun der Gewerke, den Eintritt in die Stadt, und nun traf er Anordnungen, welche die Stellung der Stadt zu dem Landesherrn völlig umgestalteten. Die Verbindung der beiden Städte wurde aufgelöst; jeder wurde ein eigner Rat, meist aus den Gewerken, gegeben und für den jährlich neu zu wählenden Rat sollte die landesherrliche Bestätigung eingeholt werden. Ferner verlor Berlin die Gerichtsbarkeit und auch das Recht, mit anderen Städten Bündnisse zu schließen. Endlich wurde, um die beiden Städte in Abhängigkeit zu erhalten, auf der Stelle, wo jetzt das Königliche Schloß steht, eine landesherrliche Burg erbaut. Ein so kräftiges und erfolgreiches Vorgehen gegen die mächtigste Stadt verfehlte natürlich nicht, auf die übrigen märkischen Städte einen tiefen Eindruck zu machen; auch

9. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 13

1887 - Berlin : Springer
wurde das Haus Hohenzollern in der Mark vor den beständigen Landestellungen bewahrt, welche vielen deutschen Fürstenhäusern verderblich geworden sind. §. 2. Friedliche Entwicklung der Mark im 16. Jahrhundert. Friedrich I, Friedrich Ii und Albrecht sind die Gründer der Hohenzollernmacht in der Mark; sie haben das Gebiet wieder auf den alten Bestand gebracht, friedliche Verhältnisse mit den Nachbarfürsten hergestellt und dem Adel und den Städten fühlbar gemacht, daß es wieder Landesherren in der Mark gab, die Gehorsam von ihnen fordern und nötigenfalls erzwingen konnten. Unter ihren Nachfolgern bis zum Schluß des 16. Jahrhunderts und noch darüber hinaus hat die Mark wohl an Reichskriegen teilgenommen, selbst aber nennenswerte Kriege nicht zu führen gehabt, und den Übergriffen des fehde- und raublustigen Adels und der auf ihre Privilegien trotzenden Städte, welche seit der Regierung des wenig energischen Johann (vtcero 1486 —1499 wieder gewagt wurden, trat schon dessen Sohn, Joachim I Nestor 1499—1535, gleich im Anfang seiner Regierung, obgleich er damals erst 15 Jahre alt war, mit solcher Strenge und Ausdauer entgegen, daß eine offene Auflehnung gegen das Gebot des Landesherrn in der Mark fortan kaum noch vorkam. Und auch sonst erwarb sich dieser kräftige und thätige Fürst große Verdienste um das Land. Er bemühte sich eifrig, die durch den Verlust ihrer Privilegien herabgekommenen Städte wieder zu heben; er gründete eine Universität zu Frankfurt und reorganisierte den obersten Gerichtshof, das Kammergericht, in dem nach römischem Rechte geurteilt werden sollte, und dem sich auch die mächtigen Edelleute unterwerfen mußten. Joachim war deshalb in seinem Erb-lande so angesehen, wie noch nie ein Landesfürst vor ihm, und er spielte auch im Reiche eine bedeutende Rolle, zumal seitdem fein jüngerer Bruder, Albrecht, erst zum Erzbischof von Magdeburg und dann noch zum Erzbischof und Kurfürsten von Mainz erwählt worden war. indessen diese glänzende Stellung wurde nicht wenig erschüttert, als die Kaiserwürde dem mächtigen Karl V zufiel und die von Luther Hofmann, Vi. 9

10. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 14

1887 - Berlin : Springer
14 begonnene Reformation der Kirche in sehr kurzer Zeit überaus große Bedeutung gewann. Joachim hatte sich, wie seine Vorfahren, zu dem österreichischen Hause, in dessen Besitz die Kaiserwürde war, und zu der alten Kirche gehalten; er gedachte, die Größe seines Hauses auf die bisherigen Zustände zu begründen. Er blieb auch bis an seinen Tod dieser Politik treu; aber er kam dadurch in großes Gedränge. Er konnte sich nicht verhehlen, daß durch die furchtbar angewachsene kaiserliche Macht die Selbständigkeit der deutschen Fürsten schwer gefährdet wurde, und er konnte nicht einmal verhindern, daß von seinen Stammesvettern Georg von Ansbach und Albrecht, der Hochmeister des deutschen Ordens in Preußen, zu der neuen Lehre übertraten, und daß diese Lehre insgeheim auch in sein Land, ja in seine Familie Eingang fand. So war Joachims I Politik mit der Zeit so unhaltbar geworden, daß seine Söhne, der Kurfürst Joachim Ii und der Markgraf Johann, dem der Vater gegen die Dispositio Achillea die Neumark vermacht hatte, an ihr nicht festhalten konnten, obgleich sie dem Vater versprochen hatten, der alten Religion treu zu bleiben. Beide Brüder nahmen den Protestantismus an, zuerst der jüngere mit der Neumark und dann 1539 auch der ältere mit dem Kurlande. Aber nicht ganz und gar wollte7joachim Ii, der 1535—1571 regierte, die von seinem Vater befolgte Politik ausgeben; auch er strebte, wie dieser, eifrig danach, das gute Einvernehmen mit dem kaiserlichen Hause aufrecht zu erhalten. Er ließ deshalb durch den Bischof von Brandenburg, Matthias von Jagow, einen ruhigen und ver- ständigen Mann, die kirchliche Veränderung so vornehmen, daß nur das, was mit der Lehre von der Rechtfertigung allein durch den Glauben und mit dem ausdrücklichen Zeugnis der heiligen Schrift im Widerstreit war, beseitigt, im übrigen aber viele katholische Bräuche beibehalten wurden. Er schloß ferner mit Kaiser Karl V und König Ferdinand einen Vertrag, nach welchem ihm seine Kirchenordnung bis zu einem künftigen Konzil zugestanden wurde, und er dagegen sich verpflichtete, weder der Religion halber, noch um irgend einer anderen Sache willen ein Bündnis gegen das Haus Österreich einzugehen. Und bei dieser Stellung Brandenburgs zu dem kaiserlichen Hause verblieb es, auch als später Joachim selbst und noch mehr
   bis 10 von 362 weiter»  »»
362 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 362 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 15
1 6
2 10
3 48
4 16
5 77
6 0
7 92
8 0
9 20
10 65
11 1
12 0
13 33
14 0
15 1
16 26
17 0
18 5
19 25
20 0
21 2
22 5
23 0
24 16
25 5
26 12
27 35
28 6
29 8
30 10
31 0
32 1
33 4
34 5
35 0
36 59
37 131
38 73
39 22
40 6
41 0
42 3
43 12
44 0
45 28
46 30
47 58
48 6
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 39
2 0
3 7
4 4
5 0
6 20
7 9
8 0
9 12
10 41
11 5
12 16
13 20
14 0
15 1
16 51
17 98
18 0
19 21
20 5
21 45
22 4
23 38
24 25
25 5
26 18
27 1
28 40
29 0
30 1
31 0
32 4
33 0
34 7
35 2
36 23
37 118
38 25
39 20
40 15
41 13
42 13
43 11
44 1
45 29
46 14
47 0
48 4
49 31
50 0
51 0
52 7
53 0
54 31
55 0
56 4
57 1
58 11
59 5
60 0
61 3
62 0
63 0
64 0
65 3
66 5
67 2
68 36
69 23
70 37
71 14
72 19
73 0
74 1
75 25
76 73
77 135
78 8
79 2
80 0
81 7
82 39
83 5
84 9
85 2
86 13
87 33
88 1
89 0
90 15
91 32
92 90
93 0
94 55
95 3
96 0
97 0
98 30
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 33
1 3
2 4
3 6
4 7
5 2
6 28
7 2
8 2
9 0
10 7
11 1
12 34
13 17
14 0
15 0
16 1
17 1
18 91
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 8
25 70
26 21
27 0
28 11
29 4
30 3
31 1
32 22
33 35
34 14
35 0
36 0
37 0
38 0
39 13
40 13
41 4
42 15
43 12
44 9
45 0
46 2
47 5
48 1
49 2
50 31
51 75
52 11
53 0
54 8
55 13
56 0
57 12
58 13
59 30
60 2
61 10
62 11
63 1
64 2
65 13
66 19
67 0
68 0
69 0
70 1
71 1
72 12
73 0
74 2
75 11
76 0
77 4
78 1
79 2
80 10
81 98
82 9
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 1
89 12
90 0
91 6
92 2
93 0
94 0
95 15
96 0
97 23
98 0
99 5
100 34
101 1
102 48
103 1
104 0
105 1
106 10
107 8
108 0
109 0
110 6
111 6
112 18
113 1
114 6
115 0
116 1
117 0
118 1
119 35
120 3
121 22
122 3
123 12
124 20
125 18
126 1
127 5
128 0
129 14
130 2
131 42
132 2
133 13
134 0
135 2
136 20
137 7
138 0
139 0
140 5
141 0
142 35
143 20
144 0
145 10
146 0
147 4
148 4
149 0
150 0
151 5
152 8
153 0
154 6
155 4
156 8
157 11
158 0
159 1
160 0
161 5
162 0
163 0
164 0
165 3
166 10
167 6
168 2
169 23
170 0
171 1
172 0
173 11
174 0
175 22
176 1
177 39
178 0
179 12
180 0
181 0
182 20
183 35
184 2
185 5
186 0
187 3
188 2
189 1
190 0
191 6
192 0
193 2
194 5
195 5
196 24
197 0
198 0
199 13