Landeskunden
zunächst zur Ergänzung der
Schulgeographie von E. von Seydlitz.
Landeskunde
der
Provinz Hannover
und des
Herzogtums Braunschweig
(Niedersachsen)
herausgegeben von
Professor Dr. E. Oehlmann,
Direktor der Humboldtschule zu Linden.
Mit 31 Karten und Abbildungen.
Dritte, umgearbeitete Auflage.
Gdg-Ii
/l(3,08)E Nds
S,ni
Ferdinand Hirt,
nigliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung.
Breslau, 1908.
Alle Rechte vorbehalten.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Oehlmann Ferdinand_Hirt Ferdinand
4
Allgemeine Übersicht.
Fulda vereinigt. L. Emmer, Werre, Aue und Hunte, durch den Dümmer.
R. Aller mit Oker, Fnse, Leine, Oertze und Böhme; die Lesum, die aus
der Wümme und Hamme entsteht, und die Geeste. Haupthäfen Münden,
Holzminden, Hameln, Nienburg, Blumenthal und Geestemünde.
Werra und Fulda sind bereits vor dem Eintritt in hannoversches Gebiet
kahnbar, und die mittlere Fulda ist auch durch eine größere Strecke hiu kanalisiert,
während dies für die eigentliche W es er oberhalb Bremens noch aussteht. Immerhin
geht die regelmäßige Dampfschiffahrt — von Dürrezeiten abgesehen — bis Münden,
so daß der Strom 411 km Fahrrinne besitzt (die Elbe hat 846), und bis Bremen
gelangen seit der großartigen Regelung und Tieserleguug des Unterlaufes Seeschiffe
vou 5| m Tiefgang. Im Seeverkehr ist Geestemünde der zweite Hafen Hannovers
(s. S- 48). Wie die Elbe und die Ems besitzt auch die Weser eine weite, schlanch
förmige Mündung, nach N.n.w, zum tiefsten Ebbespiegel abgebogen. Die Kanali-
sierung der Aller von Celle bis zur Leinemündnng ist begonnen.
Zum Gebiete der Weser gehört das Steinhuder Meer.
g. Die Jade. Wilhelmshaven.
Das oldenburgische Flüßchen Jade ist ganz unbedeutend, da sein Mündungs-
gebiet durch den Einbruch des Meeres in den Jadebuseu verwandelt ist.
d. Die Ems entspringt nahe dem S.o.-Ende des Teutoburger Waldes,
durchfließt den Meerbusen Dollart, mündet ins Meer als Oster- und
Wester-Ems zu beiden Seiten von Borkum. Nebenflüsse Hase und Leda oder
Lede. Haupthäfen Papenburg, Leer und Emden. Die Bildung des Dollart
hat im 13. Jahrhundert begonnen und bis ins 16. fortgedauert; feit 1545
haben die Holländer angefangen ihn durch Deichbauten einzuschränken.
Die Schiffbarkeit der Ems für kleine Flußschiffe beginnt bereits in der Provinz
Westfalen, Seeschiffe gelangen bis Papenburg. Den Fluß begleitet oder benutzt der
Dortmund—emshäfen-Kanal, s. S. 46 f.
e. Die Vechte, im Bentheimfchen, mündet als Vecht auf niederlän-
dischem Gebiet in die Südersee.
8) Unsere Heimat gehört zwei Staatsgebieten an:
Braun schweig ist ein Herzogtum, seit 1907 unter dem Herzog Jo-
Hann Albrecht als Regenten, Hannover ist eine Provinz des Königreichs
Preußen; seit dem 15. Juni 1888 König Wilhelm Ii., Deutscher Kaiser.
Braunschweig liegt ganz überwiegend im Südosten des Gesamtgebietes.
qkm Einwohner Einwohner auf 1 qkm
Braunschweig. . 3 672 485 958 132
Hannover . . . 38 506 2 759 544 72
Preußeu .... 348 702 37 293 324 107
Deutsches Reich . 540 777 60 641 278 112
9) Einteilung. Die Provinz Hannover, durch dazwischen liegende
andere Gebiete in 3 große Stücke gesondert, wird eingeteilt in die 6 Regie-
rnngsbezirke (R.b.):
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Blumenthal Jo-
Hann_Albrecht Albrecht Wilhelm
6
Landschaftskunde.
Braunschweig zählt 6 Orte mit mehr als 5000 Einwohnern wie 1885:
4. Blankenburg. . 11347 13. Helmstedt. . . . 15415 16. Schöningen. . . 9298
3. Braunschweig . 136162 5. Holzmindcn. . . 9938 1 2. Wolfenbüttel . . 19084
Ii. Landschaftskunde.
I. Der Harz.
Das massige Harzgebirge (Haardt — Waldgebirge) hält die den oft-
deutschen Gebirgen eigene „herzynische" Streichungsrichtung von S.o. nach
N.w. inne und erhebt sich mit steilen Rändern ans dem niedrigeren und
jüngeren Berglande, von dem es an drei Seiten umgeben wird. Am
schroffsten fällt es nach dem n. Vorlande ab. Der Rand ist auf der Karte
annähernd kenntlich durch die Harz-Gürtelbahn und wird bezeichnet durch die
Orte Seesen, Osterode, Herzberg, Sachsa, Ilfeld, Sangershausen, Mansseld,
Hettstedt, Wallenstedt, Thale, Blankenburg, Jlseuburg, Wernigerode, Harzburg
und Goslar. Er ist am wenigsten scharf ausgebildet im S.o., wo der Harz
in das Hügelland der Grafschast Mansfeld übergeht. Größte Breite etwa
33 km zwischen Blankenburg und Walkenried, größte Länge 100 km von
Hettstedt bis Seesen.
Das Gebirge wird eingeteilt in den gipfelreichen Oberharz, das Brocken-
gebiet und die Hochfläche des Unterharzes. Der Name Oberharz wird in
1. Harz, Leine- und Weser-Bergland.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Mittelalter.
35
und teilweise in ansehnlichen Überresten erhalten, so die Pipinsburg und das Bülzen-
bett bei Lehe, die Reitlingsburgen auf dem Elm. Sie entstammen sehr verschiede-
nen Zeitaltern, viele werden als sächsisch, einige als fränkisch, kaum eine als römisch
angesprochen. Römisch sind wohl einige der Knüppeldämme — pontes longi —
die unsere Moore durchziehen, aber sie kommen zahlreich auch in Gebieten vor, die
nie ein römisches Heer betreten hat.
2) Zur Zeit des Kaisers Augustus war unser Land ganz von germanischen
Stämmen bewohnt. Die wichtigsten waren: die Cherusker, von der Weser bis
zum Harz und darüber hinaus) n. von ihnen die Angrivarier; die Langobar-
den im Lüneburgischen (Bardowiek?)) an der Nordseeküste die Chauken und w. von
ihnen die Friesen, s. von diesen die Ampsivarier im Emsgebiete.
Den Cheruskern und ihrem Fürsten Hermann war es beschieden, Deutsch-
land von den Römern zu befreien. — 9 n. Chr. Schlacht im Tento bürg er Walde,
16 bei Jdistaviso und am „Grenzwalle der Angrivarier".
3) Während der Völkerwanderung haben sich die Völkerschaften in unse-
rem Lande zum Stamme der Sachsen gesammelt, der fast das ganze n.w.
Viertel des heutigen Deutschen Reiches besaß. Er gliederte sich in 3 Teile:
a. Westfalen, von der Lahn bis fast zur Mündung der Hunte.
b. Ostfalen, zwischen Leine, Unstrut und Elbe bis etwa nach Harburg.
c. Engern, zwischen beiden bis an die Nordsee.?
Die Friesen unserer Gebiete teilten meistens die Schicksale Sachsens,
ebenso im S.o. die Thüringer, nachdem ihr großes Reich zertrümmert
worden war. Im n.ö. Dreieck des R.b. Lüneburg sind Wenden (Slawen)
zur Herrschaft gekommen.
782—804. Sachfenkriege Karls des Großen.
785. Angebliche Hinrichtung von 4500 Sachsen bei Verden.
Die Kämpfe zwischen Wittekind swidukind) und Karl d. Gr. und die Vernich-
tung des Heidentums haben im Volke den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Sagen
knüpfen an vielen Stätten an diese Ereignisse an; dazu gehören die Karlssteine bei
Osnabrück, die Klosterkirche von Enger in Westfalen, Burg Wittekinds Babilönie im
Weft-Süntel, Wittekindsberg mit der Witt.-Kapelle und der Witt.-Qnelle an der
Westfälischen Pforte u. a. mehr.
Während noch in den Sachsenkriegen der Stamm kaum irgendwo ganz
geeint auftritt, vollzieht sich diese Einigung in der folgenden karolingifchen
Zeit, und bereits um die Mitte des 9. Jahrhunderts finden wir
4) das Stammesherzogtum Sachsen. Es erstreckte sich zur Zeit seiner
größten Bedeutung im 12. Jahrh. so ziemlich über das heutige Westfalen,
Hannover und Braunfchweig mit eingeschlossenen Gebieten, Holstein und einen
Teil von Mecklenburg.
a. Die Ludolfinger, als Herzöge 852—961; als deutsche Könige
919—1024, als römische Kaiser 962—1024. Das Geschlecht rühmte sich
der Verwandtschast mit dem Geschlechte Wittekinds und durch Heirat auch mit
den Karolingern.
Ludolf, 852—874. Sein Sohn
Bruno, 874—880, fiel in diesem Jahre in einer großen Schlacht gegen die
Normannen bei Eppendorf, in der Gegend von Dannenberg. Sein Bruder
Otto der Erlauchte, 880—912, brachte sein Herzogtum auch im Kampfe
gegen die letzten Karolinger zu solchem Ansehen, daß ihm die deutsche Krone ange-
boten wurde. Er lehnte sie ab, aber sie fiel 919 seinem Sohne
3*
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Hermann Karls Karl_d Karl Ludolf Bruno Otto
8
Landschaftskunde,
wandelte, bis ihn ein Blick in die unter ihm liegende Norddeutsche Ebene eines anderen
belehrt. Nach O. zieht hier die liebliche Selke zur Bode.
Im rauhen Oberharz gibt es keinen Kornbau mehr, auch der Unterharz liefert nur
spärlich Feldfrüchte,- dafür aber besitzt uameutlich jener herrliche Wiesen und Weiden,
und der prangende Wald nimmt 80 % des Bodens ein. In düstereu Tannenmassen
bedeckt er den Oberharz bis fast an den Gipfel des Brockens, als Laubwald steigt
er im Unterharz bis zu 500 m. Der Wald gewährt mit Waldarbeit, Köhlerei und
Holzfuhren einen: großen Teile der Bevölkerung Unterhalt, ebenso die Viehzucht auf
dem Oberharz, und dazu spendet eine Erwerbsquelle die stetig wachsende Zahl der
Sommergäste in den zahlreichen Sommerfrischen und Kurorten. Bon diesen liegen,
abgesehen von den 7 Bergstädten (s.u.), aus den? Unterharz Elbingerode (ha.,
im 11. Jahrh. von Transalbingiern aus Holsteiu gegründet, im Gebiete des Braun
eisensteins, der in Rothehütte in großartigen Werken verhüttet wird) Hasselfelde,
Rübelandl), an der Bode, Hohegeiß, mit 642 m höchstgelegene Ortschaft
des ganzen Gebirges, die einen prächtigen Blick vom Brocken und dem langen Rücken
des „Ackers" im W. bis an den Ramberg bietet, und Braunlage, anmutig am
Fuße des Wurmberges — die 4 letzteren braunschweigisch. Zu diesem Herzogtums ge-
hören von dem etwa 2030 qkm messenden Gebiete des Harzes 700, zu Anhalt 110,
zu Preußen 1180 qkm, davon etwa 900 zu Hannover. Den Eintritt in das Innere
des Gebirges erleichtern bereits 5 Bahnen, es wird durchschnitten von der „Harz
Querbahn" Nordhauseu—ilfeld—drei Annen—wernigerode.
Vor allem aber ist der Harzer Bergmann, der im tiefen Erzgange das
„Fäustel" schwingt. Die Urgebirgsinasse des Harzes birgt so ziemlich alle Gesteine
der Primärzeit2) der Erde, er ist für den Gesteins- wie den Pflanzen und Tier
kuudigen ein wahres „Naturalienkabinett". Es überwiegen Granwacke und Schiefer,
im Oberharze viel Carbon, durchbrochen von vulkanischen Auswurfstoffen, wie Diabas,
Granit, Quarz-Porphyr und Basalt. Die drei bedeutsamen Puukte Brocken, Ram
berg und Kyffhänser zeigen die gleiche Gesteinsbeschaffenheit. Um das Gebirge aber
schlingt sich ein Band von Kupferschiefer, dessen Ausbeute das Mansseldische zu
dem nächst Spanien ersten Kupferlande von Europa gemacht hat. Der Oberharz
besteht vorwiegend aus Kulm Grauwacke, von Erzgängen durchsetzt, namentlich von
silberhaltigen Bleierzen, Zinkblende und Kupferkies.
Daher hier 6 von den 7 Bergstädten: Grund, als die älteste aus dem 15. Jahrh.
stammend. Die übrigen sind alle in jüngerer Zeit entstanden und besitzen weder
Wall noch Tore. Zellerfeld ausgenommen liegen ihre Häuser, niedrig, mit Schindeln
verkleidet, äußerst reinlich, entweder an einer langgezogenen Straße^, oder regellos
zwischen weiten Wiesen und Weiden nahe am Walde, oder aber wie in St. Andreas
berg übereinander an steiler Bergeslehne. L a u t e n t h a l, W i l d e m a n n,- die Doppel-
stadt Zellerfeld-Clausthal zählt 13000 Ew. Cl, recht eigentlich die Haupt-
stadt des Oberharles, ist Sitz des Ober-Bergamtes, hier blühen die Bergakademie,
die Bergschule und andere Bilduugsaustalten für Forstkunde und Grubenbetrieb.
Weiter ö., nahe dem Brockenfelde, Altenan. — S.ö. des Ackers, im wild zerrissenen
Dreieck zwischen der Sieber und der Oder, das vorwiegend Silbererz liefert, als
siebente St. Andreasberg, dessen oberes Ende 627 in erreicht, viel aufgesucht vou
Lungenkranken. Den Andreasbergern bringt die Zucht der Kanarienvögel jährlich
gegen 200000 Jl Reingewinn, über 35000 Stück werden jährlich verkauft, und die
„Harzer Roller" wandern weithin übers Meer, selbst nach den Kanarischen Inseln.
Der Rammelsberg (d. i. Rabenberg) bei Goslar spendet Blei- und Kupfer-
erze. Eisenerze besonders bei Zellerfeld und in dem Striche Elbingerode—rübe-
land—harzgerode. (Weiteres über den Bergban s. S. 45.) Wald und Erz sind die
Kleinode des Harzes; daher der alte Harzspruch:
i) S. Bilderanhang S 58. 2) Die Geschichte von der Bildung unserer Erde
wird in die Urzeit und 4 weitere Abschnitte von der Primär- bis Quartärzeit ein-
geteilt. Wir stehen in der letztgenannten. 3) S. Bilderanhang S. 58.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Harzer_Bergmann Andreas Andreasberg Rabenberg
Extrahierte Ortsnamen: ha. Holsteiu Hohegeiß Ramberg Spanien Europa Kulm_Grauwacke Altenan Goslar
Braunschweig-Lüneburg.
37
5) 1181 zerschlug Friedrich Barbarossa das alte Stammesherzogtum
Sachsen, das sich nun in viele Einzellandschaften auflöste; die bedeutendste
bildete seit 1235 in unserem Gebiete das welfische Herzogtum Braunschweig-
Lüneburg, der Allodial- oder Eigenlehns-Besitz der Welsen. Er umfaßte im
ganzen die fpäteren Teilfürstentümer Grubenhagen, Calenberg, Braunschweig-
Wolfenbüttel und Lüneburg. Nach zehu größeren, schwer übersichtlichen Erb-
teilnngen und Wiedervereinigungen entwickelten sich erst mit dem Jahre 1635
Staatengebilde vou größerer Dauer, nämlich das Herzogtum Braunschweig-
Wolfenbüttel und das Fürstentum Calenberg-Grubenhagen, das
den Namen Hannover annahm, allmählich die übrigen Landschaften an sich
zog und mit dem 1705 Lüneburg (oder Celle) nebst Lauenburg vereinigt
wurde.
Braunschweig (-Wolfenbüttel).
6) Stammtafel.
August d. Jüngere, 1635—1666.
Rudolf August u. Anton Ulrich,
1666—1704. 1685—1714._
August Wilhelm u. Ludwig Rudolf,
1714—31. 1714—35.
1885—1906, Regent Prinz Albrecht von Preußen.
1907 Regent Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg.
7 1671 wurde mit Hilfe der cellischen Vettern von Anton Ulrich die Stadt
Braunschweig bezwungen (wohin 1753 die Residenz verlegt wurde), in demselben
Jahre Walkenried und Blankenburg, 1702 Thedinghausen gewonnen. — Herzog
Ferdinand (+ 1792), Bruder Karls I., war der berühmte Feldherr des Koalitions-
Heeres im Siebenjährigen Kriege, der Sieger von Krefeld (1758) und Minden (1759).
Karl Wilhelm Ferdinand war der unglückliche Oberbefehlshaber des preußischen
Heeres, der, in der Schlacht bei Auerstedt schwer verwundet, in Ottensen auf der
Flucht starb. Sein Sohn,.Friedrich Wilhelm, sammelte 1809 von seinen Lehns-
gütern in Schlesien bei Ols und von Böhmen aus die „Schwarze Schar" mit den
Farbendes Herrscherhauses, Schwarz-Blau, um den Rachezug von österreichischen
Landen aus zu beginnen. Der unerwartete Abschluß des Wiener Friedens trieb ihn
zu dem kühnen Zuge, der ihn nach dem Siege bei Halberstadt (29. Juli) und bei
Olper, hier über einen dreifach überlegenen Feind (I.august), nach Elsfleth und
Brake auf die britischen Schiffe führte. 1813 zurückgekehrt in sein Land, brach er
1815 mit seinen „Schwarzen" nach den Niederlanden auf und fiel am 16. Juni als
ihr tapferer Führer bei Quatrebras. Sein Sohn, Karl Ii., ließ sich 1830 durch
einen Aufstand aus seinem Herzogtums vertreiben, so daß ihm sein Bruder Wil-
Helm in der Regierung folgen mußte. Als dieser 1884 als der letzte regierende
Herzog aus dem Welfenhause starb, konnte ihm der nächste Erbberechtigte aus der
Ferdinand Albrecht I.
v. Br.-Bevern.
I
Ferdinand Albrech Ii.,
1735.
I
Karl I., 1735—80. Ferdinand.
Karl Wilhelm Ferdinand, Leopold,
1780—1806. -}-17801).
Friedrich Wilhelm, 1813—15.
Kartn., 1815-30, Wilhelm,
i 1873. 1831—84.
i) t beim Rettungswerke in der Oder.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa August Rudolf_August Rudolf August Anton_Ulrich August Wilhelm Ludwig_Rudolf Ludwig Rudolf Albrecht_von_Preußen Albrecht Johann_Albrecht_von_Mecklenburg Johann Albrecht Anton_Ulrich Ferdinand_( Ferdinand Karls_I. Karls_I. Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Wilhelm Karl_Ii Karl Ferdinand Albrecht_I. Ferdinand_Albrech Ferdinand Karl_I. Karl_I. Ferdinand Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Leopold Leopold Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm
Nördliches Harzvorland.
11
der Hauptstadt erbaut sind. Ganz nahe jenseit der Oker, aber nicht zu
diesem Zuge gehörig, der Oderwald.
Zwischen beiden Höhen Wolfenbüttel (19), das sich an den verzweigten Armen
der Oker sogar ein malerisches Stadtbild „Klein-Venedig" geschaffen hat, aber auch
von den Hochwässern des Harzflusses stark belästigt wird. Seit dem 11. Jahrhnn-
dert als Wulfersbutle1) bekannt, später lateinisch Guelferbytum genannt, vom
14. Jahrhundert 1753 Herrschersitz der Wolsenbüttler Linie der Welsen. Die Stadt
trägt das Gepräge einer ehemaligen Residenz. Schloß, sehenswerte Kirchen, die be-
rühmte Bibliothek, vom Herzog August dem Jüngeren 1645 hierher verlegt, seit 1887
in einem stattlichen Neubau untergebracht. Lessing 1770—81. — N.ö. Salzdah-
lum, D., mehrmals Sitz des Landtags; hier stand bis 1811 ein herzogl. Lustschloß,
das durch seine Anlagen und Sammlungen berühmt war.
3) Im 6. Zuge erhebt sich breit der 110 qkm große Rücken des Elm,
am höchsten mit 327 in im Kuxberge, mit besonders herrlichem Buchen-
walde bestanden, spärlich bewohnt. Überreste der Elmburg. An seinem
Fuße 3 Städte und 25 Dörser, von seinen rauschenden Bächen bespült.
Jene drei Städte sind: im S. das gewerbsleißige Schöppenstedt2), im O. das
alte Schöningen (9), mit bedeutender Solquelle, im N. Königslutter, vom
Kaiser Lothar (+ 1125) mit dem Königsnamen beehrt. Derselbe stiftete die herrliche
romanische Klosterkirche, in der er mit seiner Gattin ruht. Steinbrüche. — O. davon
Süpplingenburg, Stammsitz des gldchn. Geschlechts und damit Kaiser Lothars. —
Zu den Dörfern am Elm gehören das große Söllingen und Evessen, mit der „be-
nagelten Linde", einem uralten Baume auf einem 7 in hohen vorgeschichtlichen Grab-
Hügel. In den Baum haben durchwandernde Handwerksburschen eine Menge Nägel
eingeschlagen.
4) Im 7. Zuge der Dorn, im 8. die Helmstädter Höhen, l. längs
der obersten Aller. Zwischen dem Ostrande des Elms und dem Westrande
der Helmstädter Höhen erstreckt sich das große Helmstädter Braunkohlen-
lager, etwa 25 km lang und 6 km breit, mit zahlreichen Schachten und
mehreren Tagebauen. Die vielen Znckersiedereien im Braunschweigischen und
Magdeburgischen werden durch diese Kohlen versorgt, und außerdem hat sich
eine großartige Brikett-Fabrikation entwickelt.
An der Magdeburger Bahn Helmstedt (15), sehr alter Ort, entstanden um die
Klöster Marienberg und St. Ludgeri,- dieses gegründet 798. Im Gebäude der hoch-
angesehenen Julius-Universität (1576—1811) jetzt ein Gymnasium. — Das Vor-
dringen des Kreises Helmstedt über die Aller hinaus bis in den Drömling (f. S. 20
und.28) schafft den auf der Karte in die Augen fallenden Zipfel von V^orsfelde.
— O. vom Drömling abgesondert in der Altmark der A.g.b. Calv^örde, an
der Ohre.
Eine Stadt des Flachlandes ist auch das alte Braunschweig, an der Oker,
vor Hannover der Hauptort Niedersachsens, als Brunoswyk gelehnt an die alte Burg
Dankwarderode^), die jetzt wiederhergestellt ist, als Stadt gegründet von Heinrich dem
Löwen, der in Dankwarderode gewohnt hat und mit seiner Gattin im Dome ruht,- bald
durch die Gunst der Lage an der Kreuzung großer Straßen eine blühende Handelsstadt,
seit 1247 Mitglied der Hansa, mit deren Verfall auch die Stadt sank. 1671 von den wöl-
fischen Herzögen unterworfen, 1753 ihr Herrschersitz. Erst in den fünfziger Jahren des
i) Der erste Teil des Namens ist nicht aus „Wels" zurückzuführen, sondern wahr-
scheinlich auf den Personennamen Wnlseri- „büttel" = Gut, Erbgut. 2) Der Name
wird auf Sciphiugftede, Seephinftede = Schiffsftelle, oder auf Scabinatus Seabin-
Itcdc = Schöppenstnhl zurückgeführt. 3) S. Bllderanhang S. 63.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: August Lessing Lothar_( Elms Heinrich_dem
Löwen Heinrich
12
Landschaftskunde.
19. Jahrhunderts begann ein großartiger Aufschwung, gestützt auf ein dichtes Eisen-
bahnnetz wie auf die wachsende Blüte des Landes, und die Bevölkerung stieg vou 42000
auf 85174 E. i.j. 1885, auf 115138 i. I. 1895 und 136162 i. I. 1905, so daß das
letzte Jahrzehnt eine Zunahme von 18,2 % gebracht hat. Mittelalterliches Gepräge
der Altstadt mit ihren herrlichen Kirchen, Rathaus, Brunnen, dem bronzenen Löwen
und Holzbauten (s. Bilder S. 65f.)- rings umher neue Stadtteile. Seit alters bekauut
Wurst und Mumme, aber durch das Großgewerbe werden wichtigere Waren herge-
stellt,- zwei Messen, Handel mit Getreide, Spargeln und Rübenzucker. — Im N.w.
0elper; Gefecht des Schwarzen Herzogs (f. S. 37) am 1. August 1809; weiter nach
W. hin Vechelde, Wohnort und Grabstätte des großen Führers iin Siebenjährigen
Kriege, des Herzogs Ferdinand.
Zum Kreise Braunschweig gehört sodann, weit entfernt in der frucht-
baren Marsch am l. Weseruser zwischen Verden und Bremen, der A.g.b.
Thedinghausen, mit trefflicher Pferde- und Rindviehzucht.
3. Das Ostfälische^) oder Leine-Bergland.
Grenzen^ Im S. der w. gerichtete Lauf der Leine und die unterste
Werra; im O. der Harz; im N. der Höhenzug vom Austritte der Oker aus
dem Harz bis an die Leine und an die Senke, in der die Eisenbahn von
Elze nach Hameln läuft; im W. die Weser.
Die mannigfaltigen Züge dieses bunten Hügellandes halten im ganzen
die Harzer Streichuugsrichtung inne, sind aber im einzelnen vielfach einge-
bogen, und unter ihnen bildet der Hils sogar ein flaches Eirund. Dichter
Laubwald auf den Höhen, in der Niederung fette Äcker mit Weizen, Zucker-
rüben und Tabak und dichtgedrängte Ortschaften — so wird das landschaftliche
Bild anmutig und an Abwechselung reich. — Die breite Talsenke der Leine
scheidet von Friedland an, wo der Fluß nach N. umbiegt, das Bergland
deutlich in eine w. und eine ö. Hälfte. Diese Senke setzt sich — wenn auch
nicht ununterbrochen — durch das w. Hessen bis in die Oberrheinische Tief-
ebene fort.
Das Gestein ist aus den Schichten entstanden, die von Meeren oder Süßwasser-
becken abgelagert wurden, die in der Sekundärzeit der Erde diese Gegenden über-
fluteten. Die drei Schichten der Trias — Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper —
stud aber oft so verschoben, daß sie nicht über-, sondern nebeneinander liegen. Darüber
und daneben lagern sich jäh aussteigende Mauern von jüngerem Gestein, weißem und
schwarzem Jurakalk, Dolomit, Kreide und Hilssandstein. Das Tal der Leine verläuft
zwischen Keuper und Bnntsandstein, der namentlich auch das Wasser ihrer
Nebenflüsse Rhnme und Innerste rot färbt. Im ganzen überwiegt das letztgenannte
Gestein, denn mit Nordstemmen beginnt das große Bnntsandstein-Dreieck, dessen
andere Spitzen am Böhmerwalde und bei Basel liegen.
Politisch gehört ein Streisen wechselnder Breite, am schmälsten bei
Kreiensen, von der Weser bis an den Harz, zu den braunschweigischen
Kreisen Holzminden, im W., und Gandersheim, im O.; fast alles
i) Nach einem der drei Teile des alten Sachsens benannt (s. S. 35). Der Begrisf
„Ostfalen" ist hier etwas weiter ausgedehnt, damit die südlicheren Höhenzuge der
besseren Übersicht halber hier angegliedert werden können.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Leine-Bergland.
13
übrige ist ein Teil des R.b. Hildesheim, während die Randgebiete den
Provinzen Hessen-Nassan und Sachsen angehören.
Alte Landschaftsnamen sind das Unter-Eichsfeld, im S.o., als ehemali-
ger Mainzer Besitz zu 91% katholisch, 1815 mit Hannover bereinigt; Fürstentum
G öttingen, der Süden, bis 1463 selbständige wölfische Herrschaft; das Fürstentum
Grubenhagen, benannt nach der Burg auf dem 258 m hohen Grubenhagen in der
Nähe von Einbeck, ist der Südosten am l. Ufer der Leine,- Grafschaft D afsel, am
Solling. Endlich das Bistum nebst Stift Hildesheim, der Nordosten, 1803
säknlarisiert (d. b. in weltliches Gebiet verwandelt), 1815 mit Hannover vereinigt.
Wirtschaftlich ist dieses Gebiet als ein altes Durchgangsland vieler
Straßen, namentlich des Weges an der Leine, der den Verkehr von der See
nach Süddeutschland vermittelt, eins der gehobensten im Reiche. Dazu tritt
seine Fruchtbarkeit und das Aufwachsen der Industrie auf Grundlage der
landwirtschaftlichen Erzeugnisse (Zucker, Tabak, Papier) und der Bodenschätze
(Kali, Kohlen, Eisen, Zement, Asphalt, Salz und Bausteine).
Rechts von der Leine:
a. Das Eichsfeld i) wird durch deu Oberlaus der Leine geteilt in das
zur Provinz Sachsen gehörige, überwiegend von Muschelkalk überlagerte
Obere und das Untere (Hannoversche) Eichsfeld, eine wellenförmige Ebene
von Bnntsandstein mit starken Kuppen, z. B. den Schloßtrümmer tragenden
Gleichen (428 m), am n.w. Rande. Entwässert wird es durch die zur
Leine ziehende Rhnme, die aus ihrem „Riesenquell", einem kreisrunden
Teiche, als ein Flnß von 4—5 m Breite hervorbricht. Die Wassermasse
entstammt unterirdischen Zuflüssen vom Harzrande. Das ganz mit Unrecht
verrufene Hannoversche E. ist fruchtbar, aber da der Grundbesitz durch stete
Erbteilung in ganz kleine Gehöfte zergliedert ist, zu sehr bevölkert. Die
Ärmeren wanderten im Sommer als Arbeiter, Musikanten usw. ins Flach-
land, aber das läßt nach, seitdem neue Industriezweige dort erstanden sind.
Der Kreis Duderstadt besitzt auf 224 qkm 25000 E., also 113 auf 1 qkm.
Duder st adt (6) in der fruchtbaren „Goldenen Mark", nährt sich von Korn-
und Tabakbau, sowie den neu erstandenen Tabakfabriken. Die ehemals berühmte
Tuchmacherei ist jetzt wieder anfgenommen. In eigenartigem Fachwerke zum Teil
im 15. Jahrh. erbautes Rathaus.
Das Eichsfeld geht über in den Göttinger Wald, im Winkel zwischen
Oder-Rhnme und Leine, 438 in. Ans stolzer Bergeshöhe am Leinetale die
Ruine Plesse, tiefer der Hardenberg.
Göttingen (34) fchon im 10. Jahrhundert als villa Gutingi erwähnt. Die
einst blühende Handelsstadt, die oft trotzig den welfifchen Fürsten widerstand, bis
1572 Mitglied der Hansa und zwar deren südlichstes war, aber unsäglich durch den
Dreißigjährigen Krieg gelitten hatte, hob sich erst wieder seit 1737 durch die Grün-
dung der Universität, die mit ihren Anstalten der Stadt ihr Gepräge verleiht
(f. S. 49). Das gotische Rathaus stammt aus dem 14. Jahrh. — In der Nähe viele
anmutige Punkte, wie Mariaspring und das Tal von Reinhansen-Bremke,
„Bürgertal" benannt nach dem Dichter Bürger, der hier als Amtmann lebte. Die
*) Der Name rührt nicht von den Eichen her, die es einst in größerer Fülle
bedeckt haben, sondern vom Personennamen Eicke oder Eicko.
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TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
14
Landschaftskunde.
Umgegend mit den „Gleichen" und anderen Sehenswürdigkeiteu ist dnrch die Garte-
tal-Bahn leicht zugänglich geworden. — Im benachbarten Dorse Grone sind spar-
liche Überbleibsel der alten sächsischen Kaiserpfalz Grone aufgefunden.
Über den Flecken Nörten, der als ehemaliges Besitztum des Erzstistes Mainz
teilweise katholisch geblieben ist, führt die Straße nach der Stadt Northeim (8),
dem Stammsitze des Grafengeschlechts, dem Otto von Northeim, der Gegner Hein-
richs Iii. und Iv., angehörte. Wegen der Zerstörung durch Tilly (1627) sollen 1637
nur 150 E. vorhanden gewesen sein. Jetzt besitzt die Stadt, die ein wichtiger Kno-
tenpunkt von Bahnen ist, eine großartige Mühle an der Rhume und in der Hinge-
gend viel Tabakbau.
b. Die Berge nach N. hin über die Gandersheimer Senke bis fast in
die Nähe von Alfeld können als Gandersheimer Ketten zusammengefaßt
werden. N.ö. dahinter und durch die fruchtbare Heber-Börde davou getrennt,
der Heber (315 m).
Kreiensen, br., Kreuzungspnnkt der Bahnen Hannover—cassel und Magde-
burg—holzminden—cöln. — Gandersheim (3), br. St. im tiefen Tale der Gande,
durch das die Bahn von Kreiensen nach Seesen führt) ehemals Abtei mit dem be-
rühmten Nonnenkloster, das 881 vom Herzog Otto dem Erlauchten aus dein noch
älteren Bruushauseu hierher verlegt wurde und in dem Roswitha ihre lateinischen
Epen und Schauspiele dichtete. Die schöne romanische Stiftskirche stammt aus dem
12. Iahrh.
c. N. von Alfeld die uach Norden umbiegeudeu Sieben Berge.
Die Gruppe bildet ein Kreidehochlaud, dessen durch die Erosion ausgezackte
Ränder sieben Einzelberge gegen das Leinetal vorschieben. Diese „Sieben Brüder"
stellen, in eine Reihe geordnet und oben abgeplattet, das wirkungsvollste Bergstück des
Leinelandes dar. Der höchste ist mit 375 m der Tafelberg. Vor ihnen in anmu-
tiger Lage Alfeld (6). Das Rathaus in der Renaissance-Banweise^) ist im 16.Iahrh.
vollendet. Große Papierfabrik, die weitbekannte Reichesche Tierhandlung.
ä. N.ö. davon mehrere n.ö. streichende Bergzüge, die unter dem Nameu
Hildesheimer Berge zusammengefaßt werden.
Dieses bunt gewürfelte Bergland wird entwässert durch^die Innerste, die
an seinem n.w. Ende bei Sarstedt in die Leine mündet. Seine verschlungenen
Ketten umschließen manchen Talgau, dessen Lehmboden sich höchster Fruchtbarkeit
rühmen kauu. In einem dieser Talkessel, beim br. Fl. Lutter ain Ba renberge,
wurde 1626 das Heer Christians Iv. von Dänemark von Tillh ereilt und, durch die
Engpässe gehemmt, fast vernichtet. — Die Leine verläßt das Bergland beim Bahnknoten-
punkte Nordstemmen in einer Landschaft, die geziert wird durch das unter Georg A .
auf dem Schulenburger Berge l. des Flusses erbaute gotische Schloß Marienburg.
Etwas oberhalb l. des Flusses Elze,- 796 von Karl d. Gr. zum Sitze eines Bis-
tums ausersehen, mußte es bald vor Hildesheim zurücktreten. Dort zweigt die Bahn
durch die Coppeubrügger Senke nach Hameln ab.
Im N.o. wird das Hildesheimer Bergland wallartig gegen das Tief-
land abgeschlossen durch eine lange Kette, die aus der Nähe von Goslar
über die Senke von Salzgitter und f. an Hildesheim vorüber bis fast uach
Sarstedt läuft.
i) Diese lehnt sich an die Bauweise des klassischen Altertums an. Sie blühte
namentlich im 16. Iahrh. nach der gotischen zur Zeit der „Wiedergeburt" (Re-
naissance) durch Künste und Wissenschaften. Vor den Spitzbogen des gotischen ^tils
(f. S. 65) herrschte der Ruudbogen des romanischen (s. S. 64 und 66).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Tilly Otto Roswitha Christians Dänemark_von_Tillh Georg_A Karl_d Karl