Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
390
kunstlos, nur auf das Bedürfnis berechnet, war der Hausrat.
Mann und Frau aßen von einem und demselben Teller. Ein oder
zwei Becher reichten aus für die ganze Familie. Messer und Gabel
dienten für mehrere Tischgenossen zugleich. Die Glasur irdener
Gefäße kam erst jetzt auf. Kerzen hatte man noch nicht, sondern
nach fröhlichem Schmause ließen sich die Gäste mit Fackeln oder
Laternen nach Hause leuchten. Selbst in wohlhabendern Familien
hatte der Sohn keine eigne Wirtschaft, sondern wohnte mit seiner
jungen Frau in einem Hinterstübchen des elterlichen Hauses. Da-
bei fehlte es aber in jenen düstern Räumen durchaus nicht an
Heiterkeit und Frohsinn. Sang und Klang war überall, und in
mancher deutschen Stadt gab es eine unglaubliche Menge von
Spielleuten, die ihre Harfen. Fiedeln. Pfeifen und Zinken er-
tönen ließen. C. Wernicke.
229. Gudruns Klage.
1. Nun geht in grauer Frühe
der scharfe Märzenwind,
und meiner Qual und Mühe
ein neuer Tag beginnt.
Ich wall' hinab zum Strande
durch Reif und Dornen hin,
zu waschen die Gewände
der grimmen Königin.
2. Das Meer ist tief und herbe,
doch tiefer ist die Pein,
von Freund und Heimaterde
allzeit geschieden sein.
Doch herber ist's, zu dienen
in fremder Mägde Schar,
und hat mir einst geschienen
die güldne Krön' im Haar.
3. Mir ward kein guter Morgen,
seit ich dem Feind verfiel;
mein' Speis' und Trank sind Sor-
und Kummer mein Gespiel, sgen,
doch berg' ich meine Tränen
in stolzer Einsamkeit;
am Strand den wilden Schwänen
allein sing' ich mein Leid.
4. Kein Dräuen soll mirbeugen
den hochgemuten Sinn;
ausduldend will ich zeugen,
von welchem Stamm ich bin.
Und so sie hold gebaren,
wie Spinnweb acht' ich's nur;
ich will getreu bewahren
mein Herz und meinen Schwur.
5. O Ortwin, trauter Bruder,
o Herwig, Buhle wert,
was rauscht nicht euer Ruder,
was klingt nicht euer Schwert!
Umsonst zur Meereswüste
hin späh' ich jede Stund';
doch naht sich dieser Küste
kein Wimpel, das mir kund.
6. Ich weiß es: nicht vergessen
habt ihr der armen Maid;
doch ist nur kurz gemessen
dem steten Gram die Zeit.
Wohl kommt ihr einst, zu sühnen;
zu retten, ach, zu spät,
wenn schon der Sand der Dünen
um meinen Hügel weht.
7. Es dröhnt mit dumpfem Schlage
die Brandung in mein Wort;
der Sturm zerreißt die Klage
und trägt beschwingt sie fort.
O möcht' er brausend schweben
und geben euch Bericht:
„Wohl laß ich hier das Leben,
die Treue laß ich nicht!"
E. Geibel.
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
377
ein großes Waschfest, das mit Vorbereitungen und Nacharbeit
acht oder vierzehn Tage alle weiblichen Hausgenossen und noch
ein paar Waschfrauen dazu in Anspruch nahm.
Ii.
Seitdem sind mehr als fünfzig Jahre verstrichen. Auch wenn
wir von ländlichen Haushaltungen absehen, die immer noch in
der Lage sind, einen großen Teil ihrer Bedürfnisse selbst zu er-
zeugen und gebrauchsfertig herzustellen, so läßt sich nicht be-
haupten. daß alle erwähnten häuslichen Einrichtungen und
Arbeiten aus allen oder den allermeisten deutschen Häusern völlig
verschwunden seien. Es gibt immer noch Frauen, die das eine
und das andre so machen, wie es ihre Urgroßmütter machten.
Aber im großen und ganzen zeigt heute das häusliche Leben in
Deutschland ein völlig andres Gesicht. Der allgemeine Brauch
ist nicht mehr, selbst zu machen, was man irgend selbst machen
kann, sondern zu kaufen, was irgend zu kaufen ist. Den leitenden
Grundsatz in Einrichtung und Lebensweise bilden nicht mehr die
Sparsamkeit und Genügsamkeit, sondern die Behaglichkeit und
Befriedigung des Schönheitssinnes. Man fragt nicht: Was können
wir entbehren? Was können wir uns mit eigner Anstrengung
schaffen? sondern: Was müssen wir haben? Woher beziehen wir
das und jenes am besten?
Wenn nun auch Sparsamkeit und Genügsamkeit unbedingt
Tugenden genannt werden müssen, so ist« nicht damit gesagt, daß
der heutige Zuschnitt unsers häuslichen Lebens ebenso unbedingt
verwerflich sei. Jedes Volk führt ihn ein, sobald es sich dazu reich
genug fühlt. Unsre westlichen Nachbarn, besonders die Eng-
länder und Holländer, haben, weil sie viel reicher sind als wir,
schon viel früher diesen Schritt getan. Daß wir ihnen aber jetzt
verhältnismäßig so schnell nachgefolgt sind, das liegt nicht an
einem ebenso plötzlichen und ebenso starken Wachstum unsers
Nationalvermögens. Mit jenen beiden Völkern und den Fran-
zosen verglichen, sind wir immer noch ein armes Volk. Vielmehr
liegt es einerseits daran, daß durch die Ausbreitung des Eisen-
bahnnetzes die Angehörigen aller Kulturvölker in unendlich viel
lebhaftere Beziehungen zueinander getreten sind als früher, und
anderseits daran, daß durch die Erfindung der verschiedenartigsten
Maschinen die Arbeit der Menschenhand überhaupt an vielen
Stellen abgelöst worden ist. Der Dampf hat die Welt um-
gewandelt! Der Handwerker muß vielfältig dem Fabrikanten
weichen: er zieht dafür, soviel er kann, die Arbeit an sich, die
früher jeder für sich selbst ausführte. Jetzt sind ein Brot oder ein
Kuchen, die nicht der Bäcker gebacken hat. eine Seltenheit: der
Bäcker muß sich seinerseits vor der Brotfabrik mit Dampfbetrieb
und Dampfmühle wehren, die ihm die Kundschaft zu rauben
droht. Der Fleischer hat nicht mehr damit zu rechnen, daß seine
Kunden einen großen Teil des Jahres hindurch von ein-
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
=L
— 401 —
und vorliebnehmen. Zugleich unterließ man nicht, der Zu-
sicherung noch einmal zu gedenken und dem spanischen General
die gewissenhafte Beobachtung dieser ans Herz zu legen.
Ein freundlicher Empfang und eine gut besetzte Tafel er-
warten den Herzog auf dem Schlosse. Er mutz gestehen, datz die
thüringischen Frauen eine sehr gute Küche führen und auf die
Ehre des Gastrechts halten. Noch hat man sich kaum niedergesetzt,
als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saal ruft. Es wird ihr ge-
meldet, datz in einigen Dörfern unterwegs die spanischen Soldaten
Gewalt gebraucht und den Bauern das Vieh weggetrieben hätten.
Katharina war eine Mutter ihres Volkes; was den ärmsten ihrer
Untertanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste
über diese Wortbrüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegen-
wart nicht verlassen, befiehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft, sich in
aller Geschwindigkeit und Stille zu bewaffnen und die Schlotz-
pforten wohl zu verriegeln; sie selbst begibt sich wieder nach dem
Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen
in den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht
worden, und wie schlecht man das gegebene Kaiserwort gehalten.
Man erwidert ihr mit Lachen, datz dies nun einmal Kriegs-
gebrauch fei. und datz bei einem Durchmarsch von Soldaten der-
gleichen kleine Unfälle nicht zu verhüten wären.
„Das wollen wir doch sehen!" antwortete sie aufgebracht.
„Meinen armen Untertanen mutz das Ihrige wieder werden, oder
bei Gott!" — indem sie drohend ihre Stimme anstrengte —
..Fürstenblut für Ochsenblut!"
Mit dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das
in wenig Augenblicken mit Bewaffneten erfüllt war. die sich, das
Schwert in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit, hinter die
Stühle der Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim
Eintritt dieser kampflustigen Schar veränderte Herzog Alba die
Farbe; stumm und betreten sah man einander an. Abgeschnitten
von der Armee, von einer iiberlegenen, handfesten Menge um-
geben. was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen und
auf welche Bedingung es auch fei. die beleidigte Fürstin zu ver-
söhnen.
Heinrich von Vraunschweig faßte sich zuerst und brach in ein
lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, den
ganzen Vorgang ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine
große Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und den ent-
schlossenen Mut, den sie bewiesen. Er bat sie. sich ruhig zu ver-
halten. und nahm es auf sich, den Herzog von Alba zu allem, was
billig fei. zu vermögen. Auch brachte er es bei dem letztern wirk-
lich dahin, datz er auf der Stelle einen Befehl an die Armee aus-
fertigte, das geraubte Vieh den Eigentümern ohne Verzug wieder
auszuliefern. Sobald die Gräfin von Schwarzburg der Zurück-
gabe gewiß war, bedankte sie sich aufs schönste bei ihren Gästen,
die sehr höflich von ihr Abschied nahmen.
Kutsche, Lesebuch.
26
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Katharina Heinrich_von_Vraunschweig Heinrich
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Geschlecht (WdK): Mädchen
433
hin. Man sah ihm an. wie ihm die Musterung einer nie be-
sessenen Fülle ein Wohlbehagen machte, für jedes dachte er sich
schon offenbar die Bestimmung aus.
Seine arme Frau freute sich mit rührender Dankbarkeit über
die Geschenke. Sehr wichtig ist es ihr. schrieb sie. datz sie nun das
„Schweinchen, das ja noch ihr lieber Mann gekauft hatte, nicht
aus Armut verkaufen mühte. Wie wollten sie nun alle das
Schweinchen pflegen, damit es groß und fett werde, bis ihr Mann
heimkommen dürfte und sich davon vollends Kraft und Gesund-
heit essen könnte. Sie habe leider eine kleinere Wohnung nehmen
müssen. Es sei natürlich für sie und ihre Kinder dabei das aller-
wichtigste gewesen, ob sich auch das Tierchen in seinem neuen
Stalle gewöhnen und mit Lust fressen werde. Angstvoll hätten
sie hinter der Türe gewartet und — Gott sei Dank, es hatte ge-
fressen." — Wie kennzeichnete dieser kleine Zug die große Armut
dieser Leute! — Ach, dem so sehnlich erwarteten Hausvater sollte
das Glück, am eignen Herd bei Frau und Kind ein Eenesungs-
mahl zu feiern, nie mehr zuteil werden. — Als ich am nächsten
Morgen wiederkam, lag er bereits in der Totenkammer. Still
und ruhig war er in den letzten Schlummer gesunken. Auf
seine Brust gepreßt hielt er noch die letzten Zeilen von seines
treuen Weibes Hand.
Mit großem Glanz und Pomp wurde er begraben, wir
konnten den Sarg reich mit Blumen und Lorbeerkränzen schmücken.
Alles fühlte den Drang, dem Sieger und Kämpfer für das Vater-
land Dank und Verehrung darzubringen. Die halbe Stadt und
Umgebung gab dem norddeutschen Bruder das Geleite zu seiner
letzten Ruhestätte.
Es war ein herrlicher Sonntagnachmittag; mit klingendem
Spiel und wehenden Fahnen zogen sie dahin, die berittene
Bürgerwehr, die Feuerwehr mit glänzendem Helmschmuck, die
Turner, die Sängerkränze und die Schulen. Kurz, was sich irgend
gruppieren konnte, folgte dem Sarge des fremden Reitersmannes.
Mit besondrer Wehmut erfüllte es uns. den bleichen, mühsam an
Krücken und Freundesarmen dahinschwankenden Halbgenesenen
unsrer Pfleglinge nachzusehen, die es sich nicht nehmen lassen
wollten, den Kriegskameraden und Leidensgefährten auf seinem
letzten Lebenswege zu begleiten. — So schloß eine der vielen
Schicksalstragödien, die ich dort erlebte. Doch wurde auch manchen
ein glückliches Los zuteil. Wie durch ein Wunder gerettet wurde
Z. B. Nr. 40, ein äußerst geduldiger junger Leineweber aus Biele-
feld. Mitrailleusenkugeln hatten seine Augen gestreift. Zunge und
Kiefer verletzt, eine war dicht unter dem Auge in die Wange ge-
gangen und durch das Ohr wieder herausgedrungen. Der Ärmste
wußte unsäglich leiden, bis er endlich so ziemlich geheilt entlassen
werden konnte. Der Abschied von ihm wurde uns allen schwer.
Seinen Dank drückte er mit seiner sinnigen Herzensbildung
rührend aus. Er sagte: „Dreierlei Engel in Menschengestalt gibt
Kutsche, Lesebuch. -
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
403
Klaus geschickt habe und den wir in nächster Woche erwarten
können, eine neue Silber- oder Kobaltstufe."
„Lieber Herr," erwiderte der erfahrene Bergmann trübe, „ich
habe zu der Hilfe, die uns die gelahrten Herren bringen sollen,
wenig Zutrauen! Die Schrecken- und Schottenberggruben wollen
nichts mehr hergeben, mit dem bißchen Ernte wird's in diesem
Jahre traurig werden, und über das Vieh kommt die Seuche."
Welchen Nachhall diese Worte erweckten, das zeigten die trau-
rigsten Mienen ringsum. Frau Barbara bedeckte ihr Antlitz mit
beiden Händen, und Herr Christoph sprach mit zitternder Stimme:
„Hoffen wir. daß der zweite aus Dresden neue Stufen entdecken
wird." Aber die andern schüttelten in bangem Zweifel die
Häupter.
Denn fürwahr, es war eine traurige Zeit und gewiß kein
Wunder, daß die braven Annaberger den Mut tiefer und immer
tiefer sinken ließen. Was sollte aus ihnen werden, wenn die
Gruben wirklich „ausgebraucht" waren? Sie mutzten dann ver-
hungern: denn sie hatten da oben im Gebirge keinen andern Er-
werb. — Und in der nächsten Woche kam Klaus mit dem zweiten
Herrn Studierten aus Dresden an. Der fuhr bald in diesen,
bald in jenen Schacht, der beklopfte alle Wände und sprach dazu
nur Lateinisch, der nahm Messungen nach rechts und links, in
die Höhe und Tiefe vor: aber er fand auch nichts. Schließlich
schüttelte er dann sein weises Haupt und ging mit einer Rolle
Silbergulden aus dem Säckel des Bergherrn wieder von dannen.
Nun gab es keine Hoffnung mehr für die armen Leute. Ihre
Hämmer und Eisen rosteten, in den Ställen ward es leerer und
stiller, und obendrein brach noch ein grausiges Hagelwetter los.
Da sank denn auch unserm Herrn Christoph zuletzt aller Mut. und
die heitere Miene, die er bisher der Umgebung willen zur Schau
getragen hatte, verschwand gänzlich.
2.
Da geschah es eines Tages, daß ein armes Weib mit drei
hungernden Kindern an die Türe von Herrn Uttmanns Hause
pochte. Sie war eine Fremde, kam weit daher und bat um
Gottes willen, ihnen ein Stück Brot und für kurze Zeit eine Ruhe-
statt zu geben. Frau Barbara empfing die Arme nach ihrer Ge-
wohnheit mit gütigen Worten, lud sie ins Haus herein und er-
quickte sie aufs beste mit Speis' und Trank. Sie wies den hilf-
losen Wanderern ein gar behaglich Kämmerlein an. und sie
freute sich herzlich der Ruhe, die die Müden darin fanden.
Sie hatte die Fremde nicht gefragt, woher sie komme, noch
wohin sie wolle: sie war arm und ihrer Hilfe bedürftig, — das
war ihr genug. Aber kurze Zeit danach, so trat aus dem Kämmer-
lein die fremde Frau wieder zu ihr herein, setzte sich auf Barbaras
Einladung zu ihr an den Tisch und begann nun unaufgefordert,
von ihrer Heimat, Flucht und Wanderung zu erzählen. Dabei
26*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Bergmann Barbara Christoph Klaus Christoph Barbara
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
435
245. Kaiser Friedrich Iii.
Letzte Fahrt.
6. Juni 1888.
„Ich sähe wohl gern (er sprach es stumm)
noch einmal die Plätze hier herum,
am liebsten auf Alt Geltow zu. —
und Ihr kommt mit, die Kinder und Du."
Das Dorf. es lag im Sonnenschein,
in die stille Kirche tritt er ein.
die Wände weiß. die Fenster blank,
zu beiden Seiten nur Bank an Bank,
und auf der letzten — er blickt empor
auf Orgel und auf Orgelchor
und wendet sich und spricht: „Wie gern
vernähm' ich noch einmal ,Lobe den Herrip;
den Lehrer im Feld, ich mag ihn nicht stören,
Bicky, latz Du das Lied mich hören."
Und durch die Kirche, klein und kahl.
als sprächen die Himmel, erbraust der Choral,
und wie die Töne sein Herz bewegen,
eine Lichtgestalt tritt ihm entgegen,
eine Lichtgestalt, an den Händen beiden
erkennt er die Male: „Dein Los war leiden.
Du lerntest dulden und entsagen.
drum sollst Du die Krone des Lebens tragen.
Du siegtest, nichts soll dich fürder beschweren:
Lobe den mächtigen König der Ehren ..."
Die Hände gefaltet, den Kopf geneigt,
so lauscht er der Stimme.
Die Orgel schweigt.
Theodor Fonlane.
246. Kaiserin Auguste Viktoria.
Ruhig und still zieht das Leben der Landesherrin an unserm
geistigen Auge vorüber. Aus goldenen Fäden ist es gewebt, aber
den Einschlag bilden Liebe und Herzensgüte und werktätiges
Schaffen abseits vom Lärm der Welt.
Als die kleine Prinzessin am 22. Oktober 1858 auf dem Ritter-
gut Dölzig bei Sommerfeld das Licht der Welt erblickte, da winkte
ihr keine Krone; denn ihr Vater, der Herzog Friedrich Christian
zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. hatte in den
Wirren der Zeit die Regentschaft verloren. Bei ihrer Taufe aber
ging bereits ein strahlender Schein an ihrem Lebenshimmel auf:
zwei nachmalige Kaiserinnen. Augusta und Viktoria, waren ihre
28*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Theodor_Fonlane Auguste_Viktoria Sommerfeld Friedrich_Christian
zu_Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg Friedrich
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Geschlecht (WdK): Mädchen
436
Patinnen, von denen sie die Namen erhielt. Sechs Jahre lang
lebte das blonde, blauäugige Mädchen in der ländlichen Stille,
die liebevollste Gesellschafterin ihrer jüngern Schwester, der
Prinzessin Karoline Mathilde.
Die Prinzessinnen, die einander in herzlicher Liebe zugetan
waren, siedelten nach Primkenau über. dem stattlichen Herrschafts-
sitz ihres Vaters. Hier begann die Zeit der ernsten Arbeit, die
mit Ausflügen in die Umgegend und heiterm Spiel abwechselt.
„Liebe Plätze haben die Prinzessinnen daheim. Hinter dem
Schlosse, am Anfange des Parkes liegt an zwei Teichen, auf denen
Schwäne stolz einherziehen, der Spielplatz. Groß und klein, oft
sind auch Gäste dabei, vereinigt sich hier zu fröhlichem Spiel, und
helles Kinderlachen erschallt, wenn die Krocketkugel des Vaters
ihr Ziel verfehlt. — Doch das Paradies der Kinder liegt tiefer
im Parke. Aus dunklem Tannengrün lugt ein kleines Häuschen
hervor, im Schweizerstil gebaut; sein Dach ist überwuchert von
wildem Wein. Vor ihm befindet sich ein Gärtchen, in dem jedes
Kind sein Beet hat. Hier graben, pflanzen, gießen und jäten
die Prinzessinnen mit rastlosem Eifer, und stolze Freude empfin-
den die kleinen Gärtnerinnen, wenn sie selbstgezogenes Gemüse
zur herzoglichen Küche tragen können, das dann bei Tafel auch
gebührend gewürdigt werden muß. — Und was birgt das
Schweizerhäuschen im Innern? Alles, was ein Mädchenherz sich
träumt. Ein niedlich ausgestattetes Zimmer ist Wohnstube für
die Prinzessinnen und ihre Lieblinge, die Puppen; daneben liegt
eine kleine Küche mit offenem, aus roten Ziegeln gemauertem
Herde und einer vollständigen Kücheneinrichtung. Hier schalten
und walten die Prinzessinnen als deutsche Hausmütterchen."
Die Eltern bleiben nicht immer in Primkenau. Im Winter
lebt die herzogliche Familie in Gotha. Auch auf Reisen ins
Riesengebirge, nach Frankreich und Schweden werden die Prin-
zessinnen mitgenommen. Den ernsten Abschluß ihres glücklichen
Mädchenlebens bildet der Konfirmationstag. Es ist der 22. Mai
des Jahres 1875, kein Feiertag, und doch sieht's im Städtchen so
feierlich aus. Der Landmann ist nicht zur gewohnten Zeit aufs
Feld gezogen, in den Werkstätten ruht die Arbeit, und schon
früh sind die Kinder in ihren Sonntagsstaat gesteckt worden. Da
läuten die Glocken vom Turm, und bald ist das festlich geschmückte
Gotteshaus gefüllt. Auguste Viktoria und Karoline Mathilde
treten in die Kirche ein. geleitet von ihren Eltern, von Ver-
wandten und lieben Freunden des Hauses. „Unsre lieben Prin-
zessinnen", sagt ein altes Mütterlein, und ihre Augen werden
feucht. Hinter den für sie bestimmten Stühlen vor dem Altar
bleiben sie stehen. Alter Sitte gemäß hält der ehrwürdige Geist-
liche. Pastor Meißner, mit ihnen eine Prüfung ab. Erfüllt von
dem heiligen Ernst dieser Stunde, legen die beiden Konfirman-
dinnen vor der versammelten Gemeinde Zeugnis ab von ihrem
Glauben und Hoffen. Mit der Verheißung; „Sei getreu bis in
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karoline_Mathilde Karoline_Mathilde Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Primkenau Gotha Frankreich Schweden Viktoria
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
406
Mit beiden Händen schlug die Brabanterin ein; halb nur
verstand sie Barbaras Worte.
3.
Am andern Morgen wurden auf Herrn Uttmanns Betreiben
alle Leute mit ihren Kindern — nur die unter fünf Jahren
blieben daheim — zusammengerufen. Der Vergherr, der, als er
am vergangenen Abend heimgekehrt war, seine fromme Gemahlin
nur stumm in die Arme geschlossen hatte, teilte jetzt den Leuten
Barbaras Pläne mit. Staunen und Zweifel ringsum, und auf
die Brabanterin und deren Kinder blickte man mit ungläubigen
Mienen. Aber unser würdiges Paar beachtete das alles nicht:
es lieh Stäbchen anfertigen, die der Schmied mit Haken versah,
und Klaus ward nach Dresden geschickt, um Zwirn zu kaufen, und
es kam von dorther auch ein Maler, der Muster nach Muster
zeichnete. Und der Unterricht begann: wie im Spielen lernte
man das Klöppeln. Darüber wurde so manche Sorge vergessen:
denn mit jedem Tage ward der Zweifel geringer und die Hoff-
nung größer: und nun erschallte nach langer Zeit hier wieder ein
artiger Scherz, dort ein heiteres Liedchen. Und als zwei Monate
verflossen waren, — oh. wer beschreibt die Freudenrufe, die da
durch Annaberg ertönten! Denn zwei, die man derweil mit den
fertigen Spitzen hinausgeschickt hatte, waren eben, und zwar mit
leeren Ranzen, wieder heimgekehrt, aber dafür mit so vollen
Taschen, daß man meinte, der Reichtum müsse bis in alle Ewig-
keit währen.
Die Brabanterin konnte diese Freude nicht mehr teilen. Un-
weit der großen Linde, die noch heute inmitten des Kirchhofs steht,
wurde sie wenige Tage vorher bestattet: der Gram um den Ver-
lust ihres Mannes und all das Entsetzliche, das über sie herein-
gebrochen war. hatten den Todeskeim in ihr Herz gesenkt. Und
das hatte ruhiger brechen können: denn ihre Kinder lagen ja in
Barbaras Armen. Gepriesen sei diese Frau! Solange die Sonne
am Himmel stand, legte sie die Klöppel nicht aus der Hand, und
das mußte der beste Sporn für alle übrigen sein. Und mit der
Freudigkeit und Hoffnung wuchsen die Spitzenvorräte, obgleich
die rüstigsten Männer immer mit der fertigen Ware wieder von
dannen zogen, durch ganz Sachsen und Böhmen. Erst der strenge
Winter gebot ihnen Einhalt.
Und als dann der Frühling und der Sommer wiederkamen —
welch ein Abstand gegen das vorige Jahr! Kerngesundes Vieh im
Stalle und auf den Wiesen, Segen auf den Feldern und die
Menschen glücklich! Denn eben war der Herr Studierte, der auf
des Bergherrn Bitte aus Kölln an der Spree zur nochmaligen
Untersuchung der Gruben gekommen war, wieder abgereist, nach-
dem er sich noch nicht gerade zum allerbesten über die Weisheit
seiner Kollegen in Dresden erklärt hatte. Denn die Gruben im
Schrecken- und Schottenberge waren nicht ausgebraucht: man
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
438
besitzt nicht den Ehrgeiz mancher Herrscherinnen, in die Geschicke
der Völker einzugreifen. Desto mehr weiß ihre Familie von ihr
zu erzählen, desto besser kennen sie die Kirchen, die Krankenhäuser,
die Hospitäler und Waisenanstalten. Wie ein stiller Engel er-
scheint sie in deren Räumen, um ihrem frommen und guten
Herzen genugzutun. Richt rauschende Hymnen begleiten ihre
Liebeswerke, aber die Dankesworte und Segenswünsche der
Armen und Leidenden, denen sie Helferin und Trösterin ist.
Nach A. Willenberg.
247. Deutsche Worte.
Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an.
das halte fest mit deinem ganzen Herzen,
hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft;
dort in der fremden Welt stehst du allein,
ein schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt.
Schiller.
Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt.
Fürst von Bismarck.
Deutsch der Rhein und deutsch der Wein,
deutsche Sprach' und deutsche Sitte
von dem Throne bis zur Hütte.
Alois Schreiber.
Treue Liebe bis zum Grabe
schwör' ich dir mit Herz und Hand,
was ich bin und was ich habe.
dank' ich dir, mein Vaterland!
£ offmann von Fallersleben.
248. Die Auswanderer.
1. Ich kann den Blick nicht
von euch wenden,
ich muß euch anschaun immerdar;
wie reicht ihr mit geschäft'gen
Händen
dem Schiffer eure Habe dar!
2. Ihr Männer, die ihr von dem
Nacken
die Körbe langt, mit Brot be-
schwert,
das ihr aus deutschem Korn ge-
backen,
geröstet habt auf deutschem Herd.
3. Und ihr im Schmuck der
langen Zöpfe,
ihr Schwarzwaldmädchen, braun
und schlank,
wie sorgsam stellt ihr Krüg' und
Töpfe
auf der Schaluppe grüne Bank!
4. Das sind dieselben Töpf'
und Krüge,
oft an der Heimat Born gefüllt!
wenn am Missouri alles schwiege,
sie malten euch der Heimat
Bild:
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Extrahierte Personennamen: Schiller Bismarck Alois_Schreiber
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
408
über das frische Kind eine große Freude. Niemand ahnte aber
damals, welche Bedeutung das Mädchen für die ganze deutsche
Nation, ja für die gesamte gebildete Welt haben sollte. Im Alter
von siebzehn Jahren vermählte sich die Jungfrau Katharina Eli-
sabeth mit dem wohlhabenden kaiserlichen Rate Johann Kaspar
Goethe und wurde die Mutter von Deutschlands größtem
Dichter. Als „Frau Rat" war sie schon zu Lebzeiten ihres Sohnes
der gefeierte Mittelpunkt eines ausgedehnten Bekanntenkreises,
sie wurde eine Lieblingsgestalt des deutschen Volkes und ist es
geblieben bis auf den heutigen Tag.
Frohnatur! Goethe hat eigens für die geliebte Mutter dieses
Wort erfunden und damit den Charakter dieser herrlichen Frau
auf das trefflichste bezeichnet. Ihr sonniges Gemüt, ihre harm-
lose. alles beglückende Heiterkeit, ihre kostbare Natürlichkeit und
die bis zum Tode bewahrte jugendliche Frische vereinigten sich in
ihr zu einem Zauber, der jeden, der in ihre Nähe kam. vom ersten
Augenblicke an gefangen hielt. Wer damals von berühmten
und hochgestellten Personen nur immer Frankfurt berührte, der
stattete auch „Frau Aja", wie sie in Freundeskreisen genannt
wurde, einen Besuch ab. Wenn der Besuch das gastliche Haus ver-
ließ. da hatte Frau Rat einen Freund und Bewunderer mehr.
Der Dichter Wieland nennt sie die Königin aller Weiber, die
Krone ihres Geschlechts. Prinz Georg von Mecklenburg und die
Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar schließen innige
Freundschaft mit ihr. die sie bis zum Tode bewahren. Die beiden
Prinzessinnen von Mecklenburg-Strelitz verkehren während ihres
Aufenthalts in Frankfurt nirgend lieber als bei der Frau Rat.
Munter plätschern sie an dem Hausbrunnen, tollen in Haus und
Hof umher, und nichts schmeckt ihnen dann besser, als der von
Frau Rat eigenhändig zubereitete Kartoffelsalat. Einer dieser
Prinzessinnen hat das Schicksal später ein Königsdiadem um die
Stirne gewunden. Es war die Königin Luise, die zeitlebens ihrer
mütterlichen Freundin in herzlicher Zuneigung verbunden blieb.
Frau Rat besaß die beneidenswerte Kunst, an allen Dingen
die gute Seite herauszufinden. „Es gibt doch viele Freuden."
schreibt sie einmal an ihren Sohn, „in unsers lieben Herrgotts
seiner Welt! Rur muß man sich aufs Suchen verstehen, sie finden
sich gewiß." Ewiger Frühling und heller Sonnenschein waren
allezeit um sie verbreitet. „Mir geht's." lesen wir in einem andern
Briefe von ihr, „wie dem Hund in der Fabel — abwehren kann
ich's nicht — zerzausen mag ich mich nicht lassen — gerade wie
der Hund, ich-------esse mit. Das ist verdolmetscht — ich freue
mich des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht — suche keine
Dornen — hasche die kleinen Freuden — sind die Türen niedrig,
so bücke ich mich — kann ich den Stein aus dem Wege tun. so tue
ich's — ist er schwer, so gehe ich herum — und so finde ich alle Tage
etwas, das mich freut — und der Schlußstein — der Glaube an
Gott! Der macht mein Herz froh und mein Angesicht fröhlich —
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Extrahierte Personennamen: Katharina_Eli- Johann_Kaspar
Goethe Johann Goethe Georg_von_Mecklenburg Anna_Amalia