14
A. Europa.
stute sehr heruntergebracht, und überhaupt können in Deutschland
nicht so viel Pferde gezogen werden, als der Dienst der Reiterei
und das Geschützwesen erfordern. Polen, Rußland und die Tür-
kei müssen hier mit ihrem Ueberflusse aushelfen. Die Rindvieh-
zucht, welche immer mit dem steigenden Ackerbau in Verbindung
steht, ist höchst bedeutend in Deutschland, besonders im nördlichen,
wo das friesische Vieh am meisten geschätzt wird. — Nichts aber
hat so außerordentlich seit wenigen Jahren zugenommen, als die
Schafzucht, oder vielmehr die Verbesserung der Schafe durch spa-
nische Böcke. Man hat es dahin gebracht, daß namentlich die
feine sächsische Welle von den Engländern selbst der spanischen vor-
gezogen wird. — Die allgemein verbreitete Schweinezucht ist be-
sonders in Baiern und Westphalen bedeuteud. Der große Ruf der
westphälischen Schinken gründet sich theils auf die vortreffliche Ei-
chelmast, welche die Schweine dort genießen, theils auf die durch
die Bauart der westphälischen Bauerhäuser begünstigte Bereitung
derselben. Das zu räuchernde Fleisch wird hier nicht, wie an an-
dern Orten, in besonders dazu eingerichteten Kammern schnell ge-
räuchert, sondern hängs lange Zeit in dem großen, hohen Raume
des Hauses, die Diele genannt, wo die ganze Familie sich den
Tag über aufhält, ein beständiges Feuer unterhalten wird, und
der Rauch, ohne Schornstein , sich seinen Ausgang sucht. Dieses
langsame Räuchern, bei freiem Zuritt der Luft, soll eben den
Schinken in Westphalen ihre Vortrefflichkeit geben. — Ziegen
werden, außer den gebirgigen Gegenden, nicht in Menge gezogen,
und Esel findet man beinahe nur im südlichen Deutschland, beson-
ders in den Rheingegenden. Theils ist der Esel ein südliches Thier,
welches in dem rauhern Norddeutschland nicht vollkommen gedeiht;
theils ist auch hier der Ackerbau zu bedeutend^ die Güter meist zu
groß, als daß man sich dieses schwächer» Thieres als Transport-
mittel mit Vortheil bedienen könnte. — Die Bienenzucht ist noch
keinesweges so allgemein verbreitet in Deutschland, als sie es wohl
verdiente; am meisten wird sie noch in der Lüneburger Heide betrie-
den. — Der Seidenbau, vor 30 bis 49 Jahren vorzüglich im
Preußischen eifrig betrieben, ist seitdem sehr herabgekommen, und
es ist nicht zu leugnen, daß das Klima ihm beinahe unüberwind-
liche Hindernisse in den Weg legt. Die Seidenraupe kann durch-
aus keine Kälte und keine Feuchtigkeit ertragen, wovon doch unsre
Sommer nur so selten frei sind, und im günstigsten Falle stand die
gewonnene Seide der französischen und besonders der italiänischen
an Güte allzuweit nach. — Federvieh wird überall, doch im
südlichen Deutschland bei weitem mehr als im nördlichen gezogen;
im letztem gehören aber, besonders an der Ostsee, in Pommern
und Mecklenburg, die Gänse zu Hause, die zu einem nicht unbe-
deutenden Handelszweige geworden, indem theils die geräucherten
Brüste, theils die Spulen zu Schreibfedern bereitet, theils die
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschland Baiern Deutschland Rheingegenden Norddeutschland Deutschland Lüneburger_Heide Deutschland Ostsee Pommern Mecklenburg
16
A. Europa.
Güte aber steht das französische Porzellan dem unsrigen nach. Die
in der ganzen Welt berühmten Nürnberger Spielsachen verdienen
zum Theil wegen der scharfsinnigen Erfindung eine ehrenvolle Er-
wähnung. — Selbst die Verarbeitung ausländischer Producte,
wie der Baumwolle, ist .in der neuesten Zeit, mitten unter dem
Drucke eines langen Krieges, zu einer Vollkommenheit gestiegen,
daß die sächsischen Baumwollenwaaren die englischen beinahe über-
treffen. — Auch der deutsche Handel, obgleich durch höchst un-
glückliche Zeitumstände viele Jahre lang niedergedrückt, ist immer
noch bedeutend, und Städte, wie Hamburg, Bremen, Lübeck,
Triest, Leipzig, Frankfurt a. M. u. a. gehören zu den ersten Han-
delsstädten der Welt. Was hätte Deutschland also nicht unter eben
so günstigen Umständen geleistet, wie England sie seit Jahrhunder-
ten ungestört genossen?
Einwohner. Sprache. Religion.
Die 35millionen, welche Deutschland bewohnen, theilen sich
vorzüglich in 2 Hauptvölkerstämme: die Deutschen, oder die ger-
manischen Stämme, wozu über 29 Millionen gehören, und die
Slaven an 6 Mill. stark. Diese letzteren machen den größten Theil
der Bevölkerung an den östlichen Gränzen Deutschlands und an der
Ostsee aus, und ihre verschiedenen Stämme heißen, inpommern:
Kaffuben und Wenden; in Schlesien, der Lausitz und Sachsen:
Wenden und Sorben; in Böhmen: Czechen; in Mähren und
Schlesien: Slowaken; im Oestreichischen: Winden, Tscheschen,
Kroaten u. s. w. Sie reden verschiedene Dialecte der nemlichen
Sprache, welche wiederum auf das genaueste verwandt ist mit den
Sprachen andrer slavischen Völker, als der Polen und Russen.
Jedoch gewinnt die deutsche Sprache in den von Slaven bewohnten
Gegenden immer mehr das Uebergewicht. Außerdem leben noch in
Deutschland 3 bis 500,000 Juden zerstreut, welche zum Theil ein
aus dem Hebräischen und Deutschen widerlich gemischtes Juden-
deutsch unter sich reden. Im südlichen Tyrol und in dem König-
reich Jllyrien ist ein Theil des Volks italiänischen Stammes. Die
deutsche Sprache, nebst der slavischen die einzige ungemischte Ur-
sprache, welche vor allen europäischen Sprachen den Vorzug einer
geschichtlich erwiesenen, mehr als 1000,ahrigen eigenthümlichen
Entwickelung genießt, ist in ihrer ältesten Wurzel unstreitig mir der
schwedischen und dänischen Sprache verschwistert. Sie hat, durch
die Eroberung der germanischen Stämme zur Zeit der Völker-
wanderung, der jetzigen englischen Sprache ein Hauptelement ihrer
Bildung mitgetheilt und selbst den mehr dem Latein ungehörigen
romanischen Sprachen, als dem Französischen, dem Italiänischen,
Spanischen und Portugiesischen, eine Spur ihres Gepräges aufge-
drückt. An Wohllaut und Milde mag sie leicht jenen romanischen
Spra-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Hamburg Bremen Triest Leipzig Frankfurt_a._M. Deutschland England Deutschland Deutschlands Ostsee Schlesien Sachsen Schlesien Oestreichischen Tscheschen Deutschland Tyrol
17
Vii. Deutschland.
Sprachen weichen, aber einzig steht sie da in der neuern Zeit an
Reichthum, Kraft und Fülle des Ausdrucks, lebendiger Bildsam-
keit und an geistiger Tiefe: wie die Deutschen ohne allen Vergleich
über alle Völker der neuern Welt in tiefer, gründlicher wissen-
schaftlicher Bildung hervorragen, so ist auch ihre Sprache die ein-
zige, welche mit gleichem Glück der tiefsten Spekulation, der innig-
sten Frömmigkeit und der höchsten Poesie den gediegenen Ausdruck
leiht. Bildsam und reich wie keine, vermag sie jede Eigenthüm-
lichkeit der romanischen Sprachen, ja selbst, was diesen ganz ab-
geht, den Rhythmus und das Sylbcnmaaß der alten Sprachen
wenigstens annährend auszudrücken und nachzuahmen; aber die
ächtesten und tiefsten Geisteswerke der Deutschen vermag keine ro-
manische Sprache anders als in einer wässerigen Umschreibung zu
übertragen. Innerhalb Deutschlands wird die deutsche Sprache
in 2 Hauptmundarten geredet, im Norden die nieder- oder platt-
deutsche, welche am meisten mit dem Holländischen und Englischen
verwandt ist; im Süden die oberdeutsche, welche wieder in ver-
schiedene Dialecte, als den östreichischen, baierschen, fränkischen,
schwäbischen und schweizerischen zerfällt. Ueber beiden, doch dem
Oberdeutschen näher stehend, waltet das sogenannte Hochdeutsch,
die allgemeine Sprache allergebildetcn, die allgemeine Gelehrten -
und Vüchersprache und als solche das eigentliche Deutsch. Im
strengsten Sinne kann man aber nicht sagen, daß diese irgendwo
Volkssprache sey, so wenig als das reine, edle Italiänisch irgend-
wo vom Volke gesprochen wird.
In Hinsicht auf Religion ist im Süden der Katholizismus, im ,
Norden der Protestantismus vorwaltend, so daß etwa 10 Millio-
nen Katholiken, und über 15 Millionen Protestanten in Deutsch-
landwohnen, wozu noch einige kleinere, dem Protestantismus un-
gehörige Parteien, als Herrenhuter, Mennoniten und O.uäker,
kommen. Der durch die Zei§ längst schon abgestumpfte Unterschied
der Lutheraner, deren es etwa 13 Millionen, und derreformirten,
deren man an 3 Millionen zählte, ist in den meisten deutschen Län-
dern seit mehreren Jahren auch factisch aufgehoben und beide Par-
teien haben sich beinahe überall zu Einer evangelischen Kirche
vereinigt. Auch giebt es in den östreichischen Staaten griechische
Christen. Nach den allgemein von allen deutschen Staaten aner-
kannten Gesetzen sollen alle christliche Parteien nicht allein Dul-
dung, sondern gleiche Freiheiten genießen, was indeß hin und wie-
der noch gehässige Ausnahmen leidet.
Münzen. Maaße.
Bei der Zerstückelung Deutschlands in so viele unabhängige
Staaten ist bis jetzt an eine Uebereinstimmung der Münzen, Maaße
und Gewichte noch nicht ernstlich gedacht worden, und es herrschen
Blanc Handb. Ii. L. Aust. 3
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: L._Aust
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Deutsch- Deutschlands
18
A. Europa.
also hierüber sehr verschiedene Systeme. Was die Münzen be-
trifft, so kann man drei vorzügliche Ausmünzungssysteme anneh-
men. 1) Der hannoversche Münzfuß, wo die feine Mark Silber
(16 Loth) zu 101/2 Thaler, oder zu 15 Fl. (Gulden) 45 Kreuzer
ausgeprägt wird. 2) Der sogenannte Conventionsfuß, in Oest-
reich, Sachsen und dem größten Theile von Deutschland herr-
schend, wonach aus der feinen Mark 13'/2 Thaler, oder 20fs.
(daher auch der 20 Guldenfuß genannt) geprägt werden. Der
24 Guldenfuß, wonach man in den Rheingegenden rechnet, ist kein
besonderer Münzfuß, sondern besteht nur darin, daß man dort die
20 Kreuzerstücke für 24 Kreuzer rechnet. 3) Der preußische Fuß,
wonach die feine Mark zu 14 Thaler ausgeprägt wird. Außerdem
herrscht aber noch in Deutschland eine so große Mannigfaltigkeit
in dem innern Gehalte, im äußern Werthe und in der Abtheilung
und Benennung dermünzen, daß es ganz unmöglich ist, und auch
höchst zwecklos wäre, sie hier aufzuführen. — Noch viel größer
ist die Mannigfaltigkeit des Gemäßes und Gewichts in Deutsch-
land, wo beinahe jede irgend bedeutende Stadt ihr eignes Sy-
stem hat.
Das einzige allgemein anerkannte Längenmaaß, die deut-
sche oder geographische Meile, wovon 15 auf einen Grad des Ae-
quators gehen, dient nur zur gelehrten Berechnung und gilt für
das gemeine Leben in keinem einzigen deutschen Lande.
Verfassung.
Nach dem zu Wien, am 8. Juny 1815, geschlossenen Ver-
trage bilden die 34 souverainen Fürsten und 4 freien Städte
Deutschlands einen Staatenbund, verdeutsche Bund genannt,
dessen Mitglieder zu gegenseitiger Vertheidigung und Erhaltung
der Unabhängigkeit und des Besitzstandes eines jeden Mitgliedes
sich verpflichtet haben. Jedem Staate bleibt das Recht, seine in-
neren Angelegenheiten nach eignem Ermessen zu ordnen, auch
Bündnisse mit auswärtigen Mächten zu schließen, doch nur inso-
fern dadurch die Sicherheit des ganzen Bundes oder eines einzel-
nen Bundesstaates nicht gefährdet wird. Jeder Bundesstaat soll
eine landständische Verfassung erhalten, wie dies auch in Vaiern,
Würtemberg, Hannover, Sachsen, Baden, Weimar, Nassau
u. a. schon wirklich der Fall ist. Zu diesem Bunde gehören alle
souveraine Fürsten und freie Städte Deutschlands, von Oestreich
und Preußen diejenigen Provinzen, welche von diesen Mächten für
deutsche sind anerkannt worden, endlich der König der Niederlande
als Besitzer von Luxemburg, und der König von Dänemark als
Besitzer von Holstein. Zur Besorgung allgemeiner Angelegenhei-
ten bilden die Abgeordneten aller dieser Staaten eine Bundesver-
sammlung, der Bundestag genannt, welche ihren Sitz zu
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Europa Oest- Sachsen Deutschland Rheingegenden Deutschland Deutsch- Wien Deutschlands Würtemberg Hannover Sachsen Baden Weimar Nassau Deutschlands Niederlande Luxemburg Holstein
20
A. Europa.
die geistigen Vorzüge überwogen, worin Deutschland einzig in der
Welt dasteht. Wäre nur das Eine, daß die Reformation, jene
geistige Wiedergeburt Europa's, welche ihre Lichtstrahlen über den
ganzen Welttheil verbreitet und überall wahre Wissenschaftlichkeit
und bürgerliche Freiheit auch da hervorgerufen hat, wo man sie
verkannte; welche das einzige, wahre, unüberwindliche Bollwerk
bildet gegen jede Wiederkehr der Barbarei und des Despotismus;
wäre auch nur dies Eine, daß die Reformation deutschen Ur-
sprungs und im Grunde auch nur in Deutschland lebendig heimisch
geblieben ist, während sie in manchen andern protestantischen Län-
dern in einem starren Schlafe zu liegen scheint: so würde schon dies
Eine hinreichen, die geistige Ueberlegenheit Deutschlands siegreich
zu behaupten. Aber auch außerdem dürfen wir nicht vergessen, daß
die zwei Erfindungen, welche die eine in geistiger, die andre in
bürgerlicher Hinsicht die größte Umwandlung in der Welt hervor-
gebracht, die Erfindung der Vuchdruckerkunft und des Schießpul-
vers, Deutschland angehören. Wir dürfen rühmen, daß den
Deutschen die tiefsinnige Erfindung jener einzig der alten entgegen
zu setzenden Baukunst, welche gewöhnlich, aber einseitig, die go-
thische genannt wird, zukommt. Wir dürfen die deutsche Maler-
schule, wenn auch nicht der italiänischen, doch der niederländischen,
wenigstens an die Seite stellen, und auch die Kunst des Kupferstichs
ist eine deutsche Erfindung. In der Musik dürfen nur die älteren
Iraliäner sich mit den Deutschen messen. Wir, die wir die Gei-
steswerke andrer europäischen Völker nicht allein kennen, sondern
oft sie gründlicher würdigen als das Volk, dem sie angehören, dür-
fen uns in vieler Hinsicht des Vergleichs mit den gerühmtesten Wer-
ken fremder Dichtkunst nicht schämen, und die gründliche Gelehr-
samkeit, der unermüdete Fleiß, die unbefangene geistvolle For-
schung deutscher gelehrter Werke wird selbst von den wenigen aus-
ländischen Gelehrten, welche im Stande sind sie zu benutzen, an-
erkannt. Einzig steht Deutschland da in der Tiefe der philosophi-
schen Speculation, wovon andre Völker kaum eine Ahndung ha-
den, und zu gleicher Zeit giebt es kein Land in der Welt, wo die
Schulen sowohl für die höchste Bildung als für den Volksunter-
richt so zahlreich, und im Ganzen so zweckmäßig eingerichtet wä-
ren, als in Deutschland; kein Land, wo mannigfaltige Kenntnisse
und Bildung so allgemein verbreitet wären. Abermals einzig steht
Deutschland, und verdankt diesen Vorzug abermals der Reforma-
tion, in dem Reichthum und der Innigkeit kirchlicher Lieder; in
der Tiefe und dem wahrhaft christlichen Geiste sowohl der theologi-
schen Forschungen als der Kanzelberedtsamkeit, wenn auch die
glänzendere, aber meist oberflächliche und dürftige Beredtsamkeit
der französischen Kanzelredner von Unkundigen mehr bewundert
wird. Und wenn nuil Deutschland trotz seiner weniger günstigen
geographischen Lage, trotz seiner Zersplitterung und der beinahe un-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
21
Vii. Deutschland.
aufhörlicben Kriege, wovon es der Schauplatz gewesen ist, doch
auch au Wohlstand und allgemein verbreiteter Betriebsamkeit, nur
den begünstigtem Ländern Europa's um weniges nachsteht; so wird
man ohne Unbilligkeit dem Deutschen den Ruhm geistiger und bür-
gerlicher Thätigkeit nicht absprechen können. — Nur in einer ein-
zigen Hinsicht stehen wir gegen einige andere Völker zurück, in po-
litischer Abgeschlossenheit nemlich und lebendigem Nationalgefühl:
die einzige traurige aber freilich auch höchst wichtige, Folge der Zer-
splitterung Deutschlands in so viele Staaten von ungleicher Größe,
woraus von jeher gegenseitiger Neid, Abneigung stammverwandter
Völker, verderbliches Anschließen einzelner an fremde Machte und
Schwächung des Ganzen hervorgegangen sind. So nimmt denn
freilich Deutschland unter den Mächten Europa's bei weitem den
Rang nicht ein, welcher ihm nach seiner Lage und Größe, nach der
Zahl und dem Charakter seiner Bewohner eigentlich gebührte.
Einzelne deutsche Staaten können in Europa geachtet und gefürch-
tet werden, Deutschlands ganze Riesenkraft aber wird wohl immer
durch die Eifersucht und den Neid der einzelnen Staaten unter ein-
ander gelähmt werden, und das Einzige, was uns darüber tröstet,
ist, daß eben dadurch Deutschland auf immer vor jener einseitigen
und starren Nationalbildung andrer Völker bewahrt bleiben wird,
und daß bei uns Wissenschaft und Bildung immerdar, wie jetzt,
von vielen Punkten aus sich gleichförmig über das ganze Volk
verbreiten, niemals aber, wie in vielen andern Läitdern, das
ausschließliche Eigenthum einer alles verschlingenden Hauptstadt
werden können.
Geschichte und Litteratur.
Sehr verschieden von dem heutigen Deutschland an Klima,
Bevölkerung, Anbau und Beschaffenheit der Einwohner, war das
Land, welches die Römer unter dem Namen Germanien kannten.
Der Rhein, die Alpen, die Nord- und Ostsee waren die Grän-
zen; gegen Osten waten sie unbestimmt, oder den Römern wenig-
stens unbekannt. Ungeheure, meist wohl zusammenhängende Wäl-
der, wovon unser Schwarzwald, Spessart, Thüringer Wald und
Harz noch die schwachen Ueberbleibsel sind, bedeckten das Land;
die noch ungebändjgten Flüsse und Bäche mochten wohl große
Strecken in Sumpf verwandelt haben, und beides zusammenge-
nommen gab Deutschland ein ungleich rauheres Klima, als das
heutige ist. Die Römer reden davon, so wie wir etwa von dem
mittlern Rußland sprechen; doch mögen die ebneren und daher
leichter anzubauenden nördlichen Gegenden vielleicht kaum kalter
gewesen seyn, als sie es jetzt sind. Der Anbau war sehr unvoll-
kommen und beschränkte sich auf einige Getreidearten; Obstzucht
war unbekannt; Viehzucht und Jagd wohl die Hauptbeschäftigun-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Deutschland Europa Deutschlands Deutschland Deutschland Rhein Deutschland
24
A. Europa.
und Beute geneigt), die Abstufung der Ritter und Knappen und
manche andre Eigenthümlichkeit des neuern Europa. Kunstlos
und dech zweckmäßig war die Anordnung im Gefecht; das Gefolge
umgab seinen Führer; familien- und stammweise vereinigt focht
das Volk, doch so, daß meist einer zu Pferde von mehreren zu
Fuß begleitet war; eine Einrichtung, die selbst Casar zweckmäßig
fand und nachahmte. Die Weiber begleiteten oft das Heer, err
munterten die Streitenden durch Zuruf, pflegten der Verwunde-
ten und stellten mehr als ein Mal die halb verlorne Schlacht durch
ihre Ermunterungen wieder her, oder wählten auch wohl freiwil-
ligen Tod, um der Knechtschaft zu entgehen. — Bedenkt man
nun noch, wie schuell und innig das Christenthum von den Deut-
schen aufgenommen, wie schnell Bevölkerung, Wohlstand und
selbst geistige Bildung in den von den Germanen eroberten Ländern
emporblühten; wie Sprachen, Sitten, religiöse Ansichten, bür-
gerliche und gesellige Verhältnisse, mit einem Worte, die ganze
neue europäische Bildung, das deutliche Gepräge dessen tragen,
wovon wir die Grundzüge in den von den Römern uns geschilder-
ten Germanen wahrnehmen: so wird man diese schwerlich mit
amerikanischen Wilden vergleichen, wenigstens ihre hohe Bildungs-
fähigkeit und ihre geistige Kraft nicht verkennen.
Dieses kräftige Volk war bestimmt, einst die alle Eigenthüm-
lichkeit der Völker vernichtende Weltherrschaft der Römer zu zer-
trümmern; und unfehlbar hätte es diesen, von einsichtsvollen
Römern Jahrhunderte vorher geahndeten Beruf früher erfüllt,
wenn es nicht in sich selbst uneins, in eine Menge kleiner, einan-
der häufig selbst befehdender Volksstämme getheilt gewesen wäre.
Erst später, als sie die Gewalt der römischen Waffen mehrere
Male erfahren, lernten die Germanen sich theilweise zu gemein-
samer Abwehr des Feindes verbinden, und aus solchen Eidgenos-
senschaften deutscher Stämme, wie die der Sueven oder Schwa-
den, der Kalten (Hessen), der Cherusker u. a., ist wahrscheinlich der
Name Germanen, d. h. Wehrmannschaften, entstanden. —
Was man gewöhnlich die große Völkerwanderung nennt und als
ein rathfelhaftes sich vorwärts und übereinander Wälzen der Völ-
ker betrachtet, ist im Grunde nichts anders, als das siegreiche
Ende des Jahrhunderte lang fortgesetzten Kampfes der Deutschen
gegen die Römer und ihres Bestrebens nach Ansiedelung in frem-
den Ländern, bei Ueberfüllung des eignen Vaterlandes. So tre-
ten zuerst, schon 100 I. v. Chr. Geb., die Cimbern und Teuto-
nen, aus dem nördlichen Deutschland oder der dänischen Halb-
insel, Ansiedelung, gegen treue Dienste im Kriege, begehrend auf,
und unterliegen der überlegenen römischen Kriegskunst des Ma-
rius, weil sie den Römern gerade in dem höchsten Punkte ihrer
kriegerischen Macht begegneten. So brechen die Helvetier aus
ihrem Lande hervor und werden von Cäsar nach großem Verluste
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Hessen Deutschland
25
Vii. Deutschland.
zurückgewiesen und auch Ariovift (Ehrenveft?), ein Oberhaupt
der Sueven, wird von Casar über den Rhein zurückgeworfen.
Von nun an beginnt der beinahe ununterbrochene Kampf der Ger-
manen mit den Römern, in welchem jene eine Zeitlang theilweise
unterliegend, aber ihre Freiheit stets behauptend, endlich nach 4
Jahrhunderten den vollständigsten Sieg erringen. Cäsar hatte
nur versuchsweise und ohne bleibenden Erfolg den Rhein, wahr-
scheinlich in der Gegend von Neuwied, überschritten. Unter dem
August hoffte man eine Zeitlang die Germanen zu unterjochen,
wie es mir so manchen andern kriegerischen Völkern gelungen
war. Drusus, der tapfere Stiefsohn Augusts, drang in 4 Feld-
zügen, 12 — 9 Jahre v. Chr., bis an die Elbe, doch ohne blei-
bende Eroberungen zu machen; sein Bruder Tiberius kämpfte nicht
allein mit Glück, sondern es gelang ihm auch mehrere deutsche
Völkerschaften zu gewinnen und als Hülfstruppcn in Sold zu neh,
men. Schon glaubten die Römer das Land bis an die Weser das
ihre nennen zu können, und der kurzsichtige Varus unternahm
es sogar, römische Sitten und Gerichtsordnung einzuführen, als
er mir 3 Legionen von den Deutschen, unter Hermanns (Armi-
nius), eines Fürsten der Cherusker, Anführung, im Teutobur,
ger Walde, beim heutigen Veldrom, unweit Paderborn, völlig
vernichtet ward. Germaniens, der edle Sohn des Drusus, un-
ternahm vergeblich 4 Feldzüge, um die Erschlagenen zu rächen;
fruchtlose, unentschiedene Siege waren alles was er gewann, und
kaum nur entging ein Theil seines Heeres dem Schicksal des Va-
rus. Hermann aber, der mit Recht jetzt allgemein gefeierte Ret-
ter der deutschen Freiheit, von seinen eignen Zeitgenossen wenig
erkannt, von seinem Schwiegervater Segest, dem er die Tochter
Thusnelda entführt hatte. Zeitlebens angefeindet, dessen eigner
Bruder, unter dem Namen Flavius, im Römerheer diente, fiel
durch Meuchelmord, als ein Opfer der kleinlichen Eifersucht sei-
ner Verwandten und andrer Oberhäupter. Doch lebte, zu Taci-
tus Zeiten, sein Andenken in den Liedern, die das Volk zu seiner
Ehre sang. Von der Zeit an ward es Grundsatz der Römer, sich
auf den Besitz des Rhein - und Donauufers zu beschränken, und
lange genug gelang es ihnen, diese wohlbefestigten Gränzen un-
ter harten Kämpfen zu behaupten. Siegreich führte noch Trajan
den Krieg im heutigen Ungarn und überschritt die Donau, aber
nur mit der äußersten Anstrengung gelang es dem Marc Aurel,
166 — 180 n. Chr., die Angriffe der Quaden und Markomannen,
im heutigen Oestreich, Böhmen und Mähren, zurückzuhalten.
Immer sichtbarer ward nun der Verfall und die Erschöpfung dev
Römer, schwach nur vermögen sie noch dem Andringen der Ger-
manen zu widerstehen; schon hatten verschiedene deutsche Stämme
Ansiedelung im Süden der Donau erhalten; schon bestanden die
Heere der Römer größtenthcils aus angeworbenen oder ihnen vers
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar August Drusus Augusts Tiberius Varus Hermann Schwiegervater_Segest Thusnelda Marc_Aurel
26
A. Europa.
bündeten Barbaren; schon sehen wir Deutsche an der Spitze rö-
mischer Heere, im Senat, in der Nähe des Throns, als endlich
im Anfange des 5ten Jahrhunderts das längst schon nur noch dem
Namen nach vorhandene römische Reich eine leichte Beute der
Germanen ward, welche von allen Seiten in die erschöpften, ver-
ödeten Provinzen eindrangen und zum Theil von den unglücklichen
römischen Unterthanen mit Freuden aufgenommen wurden. Man
kann zur leichtern Uebersicht 4 Haupteinbrüche germanischer Völ-
ker unterscheiden. Von Osten her drangen aus dem heutigen Un-
garn die verschiedenen gothischen Völkerschaften erst in Griechen-
land und dann in Italien ein, wo, nachdem Rom schon einige-
mal von ihnen erobert, Odoacer, Anführer der Herulerund Ru-
gier, dem römischen Reiche 476 ein Ende machte. Sie waren un-
streitig die mildesten aller Germanen und durch das Christenthum
den Römern näher verwandt; ihr Reich aber war nur von kur-
zer Dauer, sie unterlagen den Longobarden, wie diese später den
Franken. Ein zweiter Zug, aus einem Theile der Gothen, West-
gothen, den Sueven, Vandalen und Alanen bestehend, drang
über den Rhein und eroberte Spanien, später auch für einige Zeit
die Nordküste von Afrika. Die Burgunder, welche die nemliche
Richtung nahmen und ebenfalls zu den edelsten germanischen
Stämmen gehörten, ließen sich an der Rhone und im südlichen
Frankreich nieder, bis auch sie den Franken unterlagen. Die
fränkischen Stämme, die zu den weniger gebildeten gehörten,
drangen anfänglich nur über den nördlichen Rhein und eroberten
die jetzigen Niederlande, später ward ihr Reich das ausgedehnteste
von allen. Von den nördlichsten und wahrscheinlich ungebildetsten
aller germanischen Völker gingen die Sachsen und Angeln (Angel-
sachsen) nach Britannien über und eroberten den größten Theil des
heutigen England. Zu gleicher Zeit finden wir im äußersten Nord-
osten von Deutschland slavische'völker, unter dem allgemeinen
Namen der Wenden bekannt, von welchen es ungewiß bleibt, ob
sie schon längst dort unter Germanen gemischt Wohnsitze gehabt,
oder ob sie in die nun minder bevölkerten Gegenden friedlich oder
als Sieger eingerückt. Verworrener und zerstörender wurde die
Völkerwanderung durch das Hinzukommen eines jener seltnen
Menschen, welche das innere Asien zu Zeiten hervorgebracht, des
Attila (deutsch Etzel), welcher an der Spitze der Hunnen seine un-
ermeßlichen Streifzüge aus der großen Tatarei bis in die Gegend
der Marne und an die Thore von Rom ausbreitete. Viele
deutsche Stämme waren von ihm unterjocht oder mit ihm verbün-
det, und andre Deutsche waren es, Franken und Westgothen,
welche in den Ebenen von Chalons sur Marne seinen alles ver-
wüstenden Zügen ein Ziel setzten. Er wendete sich hierauf nach
Italien und starb glücklicherweise im folgenden Jahre 4&¿.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Attila_( Chalons
Extrahierte Ortsnamen: Europa Griechen- Italien Rhein Spanien Afrika Frankreich Rhein Sachsen Britannien England Deutschland Rom Italien
27
Vii. Deutschland.
Die Besitznahme der römischen Provinzen durch die Germa-
nen war im Ganzen genommen von geringen Verheerungen und
Blutvergießen begleitet gewesen; desto blutiger aber waren di e
Kampfe, welche nunmehr unter den Eroberern selbst entstanden,
als besonders die Franken unter Chlodwich von 491 bis 511 die
Weftgothen und Burgunder, im heutigen Frankreich, die Alle-
mannen im südlichen und die Thüringer im östlichen Deutschland
besiegten und sich unterwarfen. Das dadurch entstandene große
Frankenreich kam nach langen inneren Zerrüttungen endlich in die
kräftigen Hände Carl Martells, seines Sohnes Pipin und endlich
dessen Sohnes Carls des Großen, 771 — 814, welcher die Grän-
zen seines Reiches durch Unterjochung der Longobarden in Italien,
der Sachsen in Deutschland und eines Theils von Spanien bis an
den Ebro bedeutend erweiterte. Als aber, nach der schwachen Re-
gierung seines Sohnes Ludwig des Frommen, dessen Söhne erst
mit dem Vater um die Theilung, dann unter sich um den Besitz
der Erbschaft seines Reiches in blutigen Kämpfen stritten, kani
endlich 843 zu Verdün jener berühmte Theilungsvertrag zu Stan-
de, wodurch die unabhängige Existenz der 3 Reiche Deutschland,
Frankreich und Italien begründet ward. Von Ludwigs Söhnen
erhielt Lothar Italien und das sogenannte Lotharingische Reich;
Carl der Kahle das eigentliche Frankreich, und Ludwig der Baien
oder der Deutsche Deutschland, und mit ihm beginnt im engern
Sinne die Geschichte des deutschen Reiches. Welche Veränderun-
gen bis auf diesen Zeitpunkt in der ursprünglichen Verfassung der
deutschen Völker entstanden, das Entstehen großer Vasallen, das
Emporkommen der Geistlichkeit und ihre Theilnahme an der Re-
gierung der Völker, das alles haben wir bei Frankreich (1. Th.
S. 214 u. f.) entwickelt. Hier bleibt nur noch zu erinnern übrig,
daß das Christenthum theils durch die Bemühungen frommer
Mönche, vorzüglich aus England, unter welchen Winnfried oder
Bonifacius der bedeutendste gewesen, im Laufe des7ten und 8ten
Jahrhunderts, theils aber auch durch die siegreichen Waffen Carls
des Großen in ganz Deutschland eingeführt war.
So groß war die Ehrfurcht vor dem Andenken Carls des Gro-
ßen, daß man, so lange Nachkommen von ihm vorhanden wa-
ren, der alten deutschen Sitte, der Wahl, zu vergessen schien,
bis sie endlich mit dem unmündigen Ludwig dem Kinde 911 aus-
gestorben. Deutschland befand sich damals in einem traurigen Zu-
stande der innern und äußern Schwäche. Die vier großen Va-
sallen, die Herzoge von Sachsen, Franken, Baiern und Schwa-
den, waren der königlichen Macht weit überlegen, und unauf-
hörlich wiederholte Einfälle raubgieriger Barbaren zerrütteten das
unglückliche Land. Im Norden streiften die heidnischen Normän-
ner (allgemeiner Name der Dänen, Norweger und Schweden);
im Osten drohten die Wenden; von Südosten brachen die alles
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Carl_Martells Ludwig_des Ludwig Ludwigs_Söhnen Ludwigs Lothar_Italien Ludwig_der_Baien Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Italien Sachsen Deutschland Spanien Deutschland Frankreich Italien Frankreich Frankreich England Deutschland Deutschland Sachsen Baiern Schweden