15
Zur halbseemännischen Bevölkerung gehören: a) Seeleute, die min-
destens 12 Wochen gefahren sind, b) See-, Küsten- und Hafffischer,
welche die Fischerei weniger als ein Jahr betrieben haben.
10» Freiwilliger Eintritt.
Wer freiwillig zwei, drei oder vier Jahre dienen will, kann sich
schon vom vollendeten 17. Lebensjahre an melden. Er hat zu diesen:
Zwecke den Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission seines Aufenthaltsortes
um einen Meldeschein zu bitten. Ob dieser dem Bewerber erteilt wird,
ist abhängig von der Einwilligung des Vaters oder des Vormundes
und von der obrigkeitlichen Bescheinigung, daß sich der Meldende untadel-
haft geführt habe und durch Zivilverhültnisse nicht gebunden sei. Der
Zivilvorsitzende hat vor Erteilung der Erlaubnis festzustellen, ob der
Gesuchsteller zur seemännischen oder halbseemännischen Bevölkerung gehört
und darf zutreffendenfalls die Erlaubnis zum freiwilligen Diensteintritt
nur für die Marine erteilen. Hat der Freiwillige den Meldeschein für
das Landheer erhalten, so kann er sich selbst einen Truppenteil aus-
wählen. Der Kommandeur dieses Truppenteils läßt ihn ärztlich unter-
suchen und entscheidet über die Annahme. Ist er brauchbar, so wird er
in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März eingestellt. — Für die Einjährig-
Freiwilligen findet der Diensteintritt am l. Oktober statt, beim Train am
1. November und bei einzelnen Jnsanterietruppenteilen am 1. April.
11. Freiwilliger Eintritt in eine Ankeromierschule.
Die Unterosfizierschulen haben die Bestimmung, junge Leute, welche
sich dem Militärstande widmen wollen, zu Unteroffizieren heranzubilden.
Der Aufenthalt in einer Unterosfizierschule dauert in der Regel
drei, bei besonderer Brauchbarkeit zwei Jahre, in welcher Zeit die jungen
Leute militärisch ausgebildet und in den Elementarfächern und im Militär-
Schreibwesen unterrichtet werden. Nach dieser Zeit werden sie einem
Infanterie-, Jäger-, Marine-Infanterie-, oder einem Artillerie-Truppen-
teile als Gefreite oder Unteroffiziere überwiesen.
Die Unteroffizierschüler gehören zu den Militärpersonen des Frie-
densstandes, sie haben beim Eintritt den Fahneneid zu leisten.
Der in die Unterosfizierschule Eintretende muß 17 bis 20 Jahre
alt, mindestens 154 ein groß, vollkommen gesund und brauchbar für den
Jnfanteriedienst sein; er muß sich ferner tadellos geführt haben. Der
Eintritt kann nur erfolgen, wenn der Freiwillige sich verpflichtet, nach
Überweisung an einen Truppenteil noch 4 Jahre aktiv zu dienen.
Die Unteroffizierschüler werden bekleidet und verpflegt, wie jeder
Soldat des aktiven Heeres.
Wer in eine Unterosfizierschule aufgenommen zu werden wünscht,
hat sich bei dem Bezirkskommando seines Aufenthaltsortes oder bei einer
Unteroffizierschule persönlich zu melden und hierbei den Meldeschein,
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TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
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17
amtliche Bescheinigung über die bisherige Beschäftignngsweise und etwa
früher überstandene Krankheiten vorzulegen. Unteroffizier-Vorschulen
gibt es in Annabnrg, Bartenstein, ^Greifend erg, Jülich, Neu-Breisach,
Weilbnrg, Wohlan; Marienberg (Sachsen), Fürstenfeldbrück (Bayern).
Hein, Das kleine Buch vom deutschen Heere, Kiel 1901 u. 1902.
r. Gliederung des Leeres.
1. Einteilung.
Die deutsche Armee ist in 23 Armeekorps gegliedert. Die preußische
Garde bildet ein eignes Armeekorps, das Gardekorps. Von den übrigen
22 Armeekorps stehen das 12. und das 19. unter der Verwaltung
Sachsens, das 13. unter der Württembergs, das 1., 2. und 3. bayerische
unter der Bayerns. Zur ersten Armeeinspektion (Berlin) gehören
das 1., 2., 9., 10. und 17. Korps, zur zweiten das 5., 6., 12. und 19.,
zur dritten (Hannover) das 7., 8., 11., 13. (württemb.) und 18., zur
vierten (München) das 3., 4. und das 1., 2. und 3. bayerische, zur
fünften Armeeinspektion (Karlsruhe) das 14., 15. und 16. Armeekorps.
Die Inspektion führt in der Regel ein Generalfeldmarschall oder ein
Generaloberst.
Ein Armeekorps wird von einem kommandierenden General
befehligt. Er beaufsichtigt die Dienstübungen, die taktische Ausbildung
und die Schlagfertigkeit sämtlicher Truppen des Armeekorps. Znm
Generalkommando gehören als Stab: der Generalstab des Korps, die
Adjutantur, der Miltärintendant, Generalarzt, Militärvberpfarrer,
Korpsroßarzt.
Jedes Armeekorps besteht aus zwei bis drei Divisionen, jede
Division aus zwei bis drei Jnfanteriebrigaden und einer Kavalleriebrigade.
Zum Armeekorps gehören ferner in der Regel eine Feldartilleriebrigade,
mit einem ihr unterstellten Trainbataillon, ein Jägerbataillvn, ein Fuß-
artillerieregiment und ein Pionierbataillon.
Eine Jnfanteriebrigade besteht in der Regel aus zwei Regimentern,
das Regiment aus drei Bataillonen mit je vier Kompagnien. Eine
Kavalleriebrigade besteht gewöhnlich aus zwei Regimentern zu fünf
Eskadrons, bei einigen Regimentern mit einem Detachement Jäger zu
Pferde, eine Feldartilleriebrigade meist aus zwei Regimentern, das
Regiment gewöhnlich aus vier Abteilungen, von denen eine, bei bestimmten
Regimentern, reitend ist. Die Abteilung besteht in der Reget aus drei
Batterien, die Batterie aus sechs oder vier bespannten Geschützen.
Die Division befehligt in der Regel ein Generalleutnant, die
Brigade ein Generalmajor, das Regiment ein Oberst oder Oberstleutnant,
das Bataillon ein Major, die Kompagnie (Eskadron, Batterie) ein
Hauptmann (Rittmeister). Die Subalternoffiziere (Oberleutnants und
Leutnants) sind Gehilfen des Kompagniechefs.
Wohlrabe, Deutschland von heute. Ii.
2
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Extrahierte Personennamen: Bartenstein
Extrahierte Ortsnamen: Annabnrg Neu-Breisach Weilbnrg Marienberg Sachsen Bayern Kiel Sachsens Bayerns Berlin Hannover Karlsruhe Deutschland
23
strafe belegt. Artikel 27. Auch im Beurlaubteustande muß der
Soldat den ihm obliegenden besonderen Pflichten pünktlich nachkommen
und macht sich bei Zuwiderhandlungen strafbar.
Ii.
Von den Waffengattungen dev Avnree.
j. vergleich der drei Lauptwaffen.
i.
Die Infanterie war und ist die wichtigste der drei Hauptwaffen —
sie wird es voraussichtlich stets bleiben. Die Gründe, daß dem so ist,
sind äußerst mannigfach und doch höchst einfacher Natur. Einmal ist die
Infanterie die einzige Waffengattung, welche unter allen Umständen ver-
wendbar bleibt, kein noch so schwieriges Gelände hindert sie bei zweck-
mäßiger Gliederung, sie führt einen Kampf ebensowohl bei dunkler Nacht,
wie im hellen Sonnenschein des Tages durch; sie ist gleich nützlich im
Angriff wie in der Verteidigung. Dann aber wird sie stets die Masse
der Heere bilden müssen, weil sie verhältnismäßig am leichtesten aus-
zuheben und zu ergänzen, auszubilden und auszurüsten, weil sie am
billigsten zu erhalten ist. Es war ein unnatürlicher Zustand, als im
Mittelalter vorübergehend die Reiterei künstlich zur Hauptmasse der Heere
herausgeschraubt worden war, und der Rückschlag blieb nicht aus: die fest-
gefügten Fähnlein der Landsknechte kamen schnell genug zu ihrem Rechte,
und vor ihren Spießen zerstoben die Reitermassen wie Spreu im Winde.
Gerade das heutige Gefecht weist der Infanterie aber in besonders
hohem Grade die entscheidende Rolle zu. Unsere Schlachten spielen sich
selten auf einem Kampffeld ab, das mit Vorbedacht für alle Waffen-
gattungen ausgesucht werden konnte, die Vortruppen platzen aufeinander,
die Massen stehen sich gegenüber, es gilt das Gelände auszunutzen, wie
es sich eben bietet. Hat die Artillerie dann ein weites, übersichtliches
Schußfeld, so ist das eine hochwillkommene Beigabe — findet der Reiter-
führer ein geeignetes, undurchschnittenes Attackenfeld, desto besser. Meist
wird das eine wie das andere jedoch nur teilweise vorhanden sein, der
Hauptkampf wird sich in einem wechselvollen, durch Straßen, Wälder
und Örtlichkeiten zerschnittenen, hindernisreichen Gelände abspielen müssen,
und hier kann schließlich nur die Infanterie die Entscheidung herbei-
führen. Andererseits wirken Ursache und Folge wechselseitig: Die
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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25
geringer, in den entscheidendsten Augenblicken kann derselbe fast nur noch
durch sein persönliches Beispiel wirken. Aus einer derartigen Um-
gestaltung der taktischen Formen aber erwuchsen naturgemäß gesteigerte
Ansprüche an die Ausbildung des einzelnen Mannes einmal, andererseits
erhöhte Anforderungen an seine eigene moralische Kraft. Verkennen wir
nun nicht, daß diese moralische Kraft im Brennpunkt des Kampfes
harten Proben ausgesetzt wird! Es wäre ein schwerer Irrtum, auf die
persönliche Tapferkeit der Massen, auf eine angeborene Kampfeslust
unserer Braven allein zu vertrauen. So mancher, der sich selbst stark
fühlt, wird nur allzuschnell schwach, wenn der nervenzerrüttende Lärm
des Schlachtengetümmels auf ihn wirkt, die ersten Kugeln in die Reihen
schlagen, die Verluste sich mehren — das Pflichtgefühl und die Disziplin
müssen dann die starken Stützen sein, die auch den Schwachen aufrecht
erhalten! Unsere junge waffenfähige Mannschaft aber bedarf, soll solches
ehernes Pflichtgefühl, solch feste Disziplin ihr in Fleisch und Blut
übergehen, der Gewöhnung im Frieden, bedarf einer steten andauernden
Erziehung — für diese, wie für die rein taktische Ausbildung muß
deshalb eine nicht zu knapp bemessene Dienstzeit bei der Fahne als ein
unbedingtes Erfordernis angesehen werden.
Ii.
Die Kavallerie ist die kostspieligste aller Waffen, sie ist am schwersten
auszurüsten, am schwersten zu unterhalten. Reiterformationen sind im Kriege,
wenn Neuaufstellungen notwendig werden, am schwersten zu schaffen, da
die Ausbildung von Mann und Pferd bedeutende Zeit erfordert. Es
ist charakteristisch für die Eigenart der Waffe, daß ihre Verbände bei
allen Armeen schon im Frieden fast vollzählig erhalten werden müssen.
In weit, weit höherem Grade als die Infanterie, ist die Reiterei
vom Gelände abhängig — ein durchschnittenes Terrain beschränkt ihre
Tätigkeit ungemein, steile Höhen und Wälder schließen sie fast ganz aus.
Das Wesen ihres Kampfes ist ein ganz anderes als wir es beim Fuß-
volk sahen: sie kennt nicht das lange hin- und herwogende Gefecht, kennt
nicht die Verteidigung, kennt nicht den Fernkampf mit dem Feuergewehr
— sie sucht die Entscheidung ausschließlich im Angriff, in der Attacke,
bei welcher die Wucht ihrer Masse und vor allem die Schnelligkeit ihrer
Bewegung so recht zur Geltung kommt.
Indessen sind die Zeiten, in denen Reitermassen die Schlachten ent-
schieden, im allgemeinen wohl vorüber, die Verluste, welche die heutigen
schnellfeuernden Waffen der Infanterie und Artillerie einem heranjagenden
Reitergeschwader bereiten, sind so gewaltige, daß die Wucht des Stoßes
zerschellt, die Schwadronen sich auflösen, ehe sie noch zum Einhauen
kommen. Nur ausnahmsweise werden sich noch Situationen finden, in
denen man Kavalleriemassen zum Angriffe gegen Infanterie ansetzt, sei
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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die goldene Zeit der Kundschafter ist auch vorüber. Hier und dort
zwar wird wohl heute noch jede Heeresleitung ihren gut bezahlten
„Agenten" haben, vielleicht bringt auch einer derselben hin und wieder
eine brauchbare Nachricht, besonders wenn sich die Armeen längere Zeit
gegenüberstehen, wie etwa bei Belagerungen, aber im allgemeinen gilt
der Spion heute wenig, die Schnelligkeit der Operationen erschwert ihm
seine „ehrenvolle" Aufgabe und seine Mitteilungen werden zudem stets
mit der größten Vorsicht aufgenommen, weil man weiß, daß er erfah-
rungsmäßig fast immer — beiden Teilen seine Hilfe leiht. Weit
/
wichtiger sind die Nachrichten, die der Generalstab auch während des
Krieges aus Zeitungen sammelt: manchmal ganz unverdächtig scheinende
Notizen lassen weitausholende Schlüsse zu. Um nur ein bekanntes Beispiel
zu erwähnen, erfuhr die deutsche Heeresleitung den Abmarsch der Armee
Mac Mahons von Chalons nach Norden durch englische Zeitungs-
mitteilungen, die der preußische Militärattache in London sofort an das
große Hauptquartier weiter telegraphierte, das nun seinerseits jene An-
ordnungen traf, die schließlich zur Kapitulation von Sedan führten. Am
wichtigsten aber ist für das Nachrichtenwesen die Tätigkeit der Reiterei.
Vor der Front der im „Konzentrativnsrahon" im Aufmarsch be-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
28
findlichen Armee sind die Kavalleriedivisionen disloziert und sie bleiben
auch zur Lösung ihrer Aufgaben im Aufklärungs- und Sicherungs-
dienst während des weiteren Vormarsches einen, ja vielleicht zwei
Tagemärsche vor den eigentlichen Heereskolonnen als ganz selbständige
Körper. Weit ausgedehnt dringen ihre Patrouillen auf allen Wegen
vor, in allen Ortschaften ziehen sie Erkundigungen ein, ja hier und dort
gelingt es ihnen wohl auch, noch ein wichtiges Beutestück, etwa den
Bericht eines Beamten oder ein Telegramm an den feindlichen Höchst-
kommandierenden, aufzuheben. Einzelne Offiziere, von wenigen gut be-
rittenen Leuten begleitet, kreisen noch über die Patrouillenlinie hinaus,
sie können vielleicht schon melden, daß da und dort ein Biwak, daß
dieser Ort, jene Stadt besetzt ist. Endlich stoßen die diesseitigen
Patrouillen auf feindliche, bald geraten auch die nachfolgenden
Schwadronen von hüben und drüben aneinander; denn der Feind hat
natürlich, gleich uns, seine Kavallerie vor der Front. Heftige Reiter-
kämpfe, an denen auch die bewegliche reitende Artillerie teilnehmen wird,
entspinnen sich und schließlich wird der schwächere Teil zurückgedrängt,
er muß sich von seiner Infanterie „aufnehmen" lassen und hört damit
auf, vor dieser den schützenden, verhüllenden Schleier zu bilden. Wir
können jetzt einen Einblick in die feindlichen Kräfte und ihre Marsch-
richtung gewinnen. Allmählich kommt dann unsere eigene Infanterie
heran, auf die Reiterkümpfe folgen die ersten Aufeinanderstöße der
gemischten Waffen, folgt endlich die Schlacht, für welche — wenn der
Kavallerie die Lösung ihrer schweren Aufgabe gelungen ist — nun der
Heerführer bereits über Stärke und Absichten des Gegners unterrichtet
ist. In der Schlacht füllt der Kavallerie, mindestens einem Teile der-
selben, die Aufgabe zu, die Flanken unserer Schlachthaufen zu sichern,
von weitausholenden feindlichen Bewegungen, welche jene bedrohen könnten,
rechtzeitig Kunde zu bringen. Nach der Schlacht aber soll sie sich an
die Fersen des weichenden Gegners heften, sie soll ihn nimmer zur Ruhe
kommen lassen, ihn immer von neuem aufstöbern — sie ist ja dank ihrer
Schnelligkeit und Bewegung so recht die „Waste der Verfolgung".
Es soll nun aber keineswegs gesagt sein, daß eine wirkliche
Schlachtentütigkeit der Kavallerie, daß ihr Eingreifen in den Kampf
der anderen Waffen ausgeschlossen ist. Wenn jene Schlachtentätigkeit
sehr erschwert erscheint, so wird der echte Reitergeist, wird die Schnei-
digkeit und der scharfe Blick der Führer auch heute noch die allerdings
meist schnell vorübergehenden Augenblicke erspähen, in denen sich
Reitermassen zu erfolgreichem Ansturm gegen den Feind führen lassen.
Auch heute noch werden der Kavallerie daher auf dem Schlachtfelde
herrliche Ausgaben zu lösen bleiben, auch heute noch wird sie an dem
Siegespreis ihren vollen Anteil gewinnen können. Die Bewaffnung
der gesamten deutschen Reiterei mit der Lanze zeigt, welche Bedeutung
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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29
man an maßgebender Stelle auch jetzt der Schlachtentätigkeit der
Kavallerie zumißt.
Bekanntlich unterscheidet man zwischen leichter Kavallerie, den
Husaren und Dragonern, und einer schweren Reiterei, den Ulanen und
Kürassieren. Der Unterschied hat heute jedoch nur insoweit eine Be-
rechtigung, als eine gewisse Gliederung nach leichten und schweren
Pferden zweckmäßig und notwendig ist; die Ausbildung und die Auf-
gaben der gesamten Kavallerie sind dagegen die gleichen. Wenn man
trotzdem an den alten Bezeichnungen festhält und dem Kürassier seinen
Koller, dem Husaren seine pelzverbrämte Attila, dem Ulanen die knappe
Ulanka beläßt, so geschieht dies ans wohlüberlegter Rücksicht auf die
Überlieferung, welche mit der Erinnerung an die einstigen Taten der
betreffenden Regimenter den Geist der Angehörigkeit zu einer bestimmten
Truppe, den Stolz auf diese von Geschlecht zu Geschlecht lebendig erhält.
Man soll und darf diese Überlieferung nicht mißachten. Es ist wahrlich
nichts Geringes, wenn dieser Kürassier weiß, daß sein Regiment es war,
das bei Roßbach als das erste in die französischen Reihen einbrach, wenn
jener Dragoner erzählt, wie seine Eskadron sich bei dem Todesritt von
Mars la Tour auszeichnete: an dem Bewußtsein, große Vorbilder zu
haben, stärkt sich das Gefühl der Notwendigkeit, ihnen nachzueifern.
Iii.
Die Artillerie, „das schwarze Korps", wie sie sich gern nennen
hört, ist heute nächst der Infanterie die wichtigste Waffengattung in der
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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30
Schlacht. Nur langsam und allmählich hat sie sich diese Stellung er-
rungen; Napoleon war auch in dieser Richtung bahnbrechend, er ver-
einigte zuerst große Artilleriemassen zur Vorbereitung seiner Angriffe.
Mit der steten Vervollkommnung des Materials, durch welche nicht nur
die Wirkung der Geschütze, sondern vor allem auch ihre Beweglichkeit
erhöht wurde, stieg seit den napoleonischen Kriegen die Bedeutung der
Artillerie stetig, bis sie im Feldzug 1870/71 ihren Höhepunkt erreichte.
Charakteristisch ist übrigens, wie sich gleichzeitig auch die zahlenmäßige
Stärke der Artillerie im Verhältnis zur Infanterie steigerte, sie hat sich
nämlich nahezu verdreifacht.
Wir unterscheiden heute zwischen Feld- und Fußartillerie. Während
letztere bei der Verteidigung und dem Angriff von Befestigungen ver-
wendet werden soll und für uns infolge der Sorgfalt, mit der unsere
Nachbarn ihre Grenze umgürten, eine besonders erhöhte Bedeutung ge-
wonnen hat, erfüllt die Feldartillerie ihre Ausgabe im Gefecht, vor allem
in der Vorbereitung und Unterstützung des Angriffs der Infanterie oder
Schulter an Schulter mit dieser bei der Verteidigung. Die zerstörende
Kraft ihrer Geschosse, verbunden mit der Wirkung in die Ferne und
nicht zuletzt auch der moralische, nervenerschütternde Eindruck des
Geschützfeners begründet die Bedeutung der Artillerie. Unsere heutigen
Feldgeschütze können bereits auf 7500 m Entfernung ihr wirksames
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32
r. Die Lusaren rücken heran.
¿tpjlord], die Trompeten blasen,
die Husaren rücken heran!
Sie ziehen durch unsre Straßen,
ach, wär' ich ein Neitersmann!
P. Hoffmann.
3. Schätzung der Pioniertruppe.
„Ich bin gekommen, um die Pionierwaffe zu ehren. Denn wenn
auch ein Pionier-Bataillon nicht mit wehenden Fahnen und dem Schlage
der Trommeln in das Herz des Feindes eindringt, sondern mehr durch
unsichtbare Arbeit in die Brustwehr des Feindes für das Eindringen
der Jnfanteriemasse Bresche legt, so steht es Meinem Herzen doch ebenso
nahe wie die anderen Waffen.
Schon der Name der Waffe gibt dafür Gewähr, daß diese Waffe
eine Waffe des Fortschritts sein muß; denn man spricht von Pionieren
der Kultur, von Pionieren der Wissenschaft und von Pionieren der
Arbeit, immer aber in dem Sinne, daß das Wort Pionier den Fort-
schritt bezeichnet.
Die neuen Waffen verlangen eine neue Festungsbautechnik. Es
ist deshalb Aufgabe, den Blick unbefangen, frei und fest auf das Ziel
zu richten. Ich zweifle nicht, daß wenn jemals wieder an das Bataillon
Anforderungen herantreten, wie bei Schweidnitz, Düppel, Alfen, daß
dann das Bataillon wieder neue Lorbeeren in den Ruhmeskranz der
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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33
preußischen Armee flechten wird. Ist doch auch die Heldentat Kliukes
und seiner Kameraden, welche noch zum Teil dem Bataillon oder doch
Fcldbrückenbau.
der Waffe angehören, st'ir die späteren Geschlechter vorbildlich und sinn-
bildlich geworden."
Aus der Ansprache des Kaisers beim Ibojäbrigen Jubiläum des Pionierbataillon? v. Rauch,
am 25. Xi. 1891.
4. Der Luftballon im Kriegsdienst.
1. Allgemein wurde die Luftschiffahrt nach dem deutsch-französischen
Kriege in die Armeen eingeführt, und heute ist wohl keine Armee zivili-
sierter Mächte vorhanden, welche nicht eine Luftschifferabteilung
unterhält. Alle großen Armeen haben trefflich eingerichtete Ballontrains
für die mobile Armee eingeführt; in Frankreich besitzt jedes Armeekorps
ein Ballontrain. Ganz ähnliche Einrichtungen besitzt Deutschland.
Die Zentralstelle der militärischen Luftschiffahrt, das Luftschiffer-Bataillon,
befindet sich in Tegel bei Berlin.
Mit dem Aufsteigen einfacher Fesselballons beginnen die Übungen;
das Fiillen, das Zusammenlegen der Ballons, die Befestigung der Sand-
säcke an denselben, die Besteigung der Gondel, die Meldung von oben
durch Telephon oder Telegraph, das alles muß auf dem Übungsplätze
gelernt werden, ehe man zu den Übungen im Gelände übergehen
kann. Bei diesen Übungen treten dann Kabel- und Verankernngswagen
in Tätigkeit, auch Wagen mit den mit Wasserstoffgas gefüllten Flaschen,
aus denen der Wasserstoff in den sich langsam aufblähenden Ballon
Wohlrabe, Deutschland von heute. Ii. 3
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Tegel Berlin Deutschland