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1. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 5

1895 - Leipzig : Hinrichs
Neger. 5 und Schauderbilder, daß sie empfindungslos die empörendsten Menschenopfer verrichten. Man hat dem Neger das Bedürfnis nach vielen europäischen Waren eingeimpft, namentlich kann er der Feuergewehre, des Rums und der Putzwaren nicht ent- behren. Diese kann er sich meist nicht anders als durch Sklaven verschaffen; er ist also auch gegen seinen Willen zu dieser gräß- lichen Menschenräuberei gezwungen. Kann er nun nicht durch Gewalt oder List Feinde in seine Gewalt bringen, so verkauft er die Seinen, und auf diese Weise wird jedes Familienleben vernichtet. Europa hat viel zu thuu, ehe es den Fluch versöhnen wird, den es durch die Vernichtung der Sittlichkeit eines ganzen Welt- teiles auf sich geladen hat. Als die Spanier, Portugiesen, Engländer, Holländer und Franzosen anfingen, den neu entdeckten Erdteil Amerika zu be- bauen, fehlte es ihnen dazu nicht selten an Menschenhänden. Da verfiel man auf die Einführung von Sklaven ans Afrika; denn die amerikanischen Eingeborenen gaben sich zu den Feld- arbeiten nicht her und waren auch nicht kräftig genug dazu. Man sandte nun Schiffe auf den Negerfang oder Negerkauf aus; Staaten und Privatpersonen fingen an, Sklavenhandel zu treiben, und man führte das „Ebenholz", wie man die Unglück- lichen gefühllos wegen ihrer schwarzen Farbe nannte, massenhaft in den neu entdeckten Erdteil und verkaufte sie auf Sklaven- Märkten. Dieser Handel wuchs nach und nach zu solchem Um- fange, daß man wohl mit Recht annehmen kann, es seien im ganzen gegen 40 bis 50 Millionen unglücklicher Afrikaner nach Amerika in die Sklaverei geschleppt worden. Erst 1838 wurden alle englischen Sklaven frei erklärt. Das kostete die Engländer freilich 27 Millionen Pfund Sterling und verursacht ihnen noch jetzt alljährlich große Ausgaben, da sie die gefaßten Beschlüsse aufrecht erhalten und auf die Sklavenhändler-Schiffe fahnden lassen. Was Wunder, wenn sich Afrika, das von den meisten Be- suchen fremder Nationen, nur Unglück und Böses empfangen hat und teilweise noch empfängt, allen Forschungen verschließt? Was Wunder, wenn der Afrikaner in jedem Weißen einen ge- borenen Feind, einen Menschenräuber sieht? Und daß er das wirklich thnt, das beweist die Erklärung, die der Neger dem Sklavenhandel giebt. „Die Weißen", sagt er, „haben ein Land, in dem gar nichts wächst, deshalb bauen sie sich die Häuser auf

2. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 7

1895 - Leipzig : Hinrichs
Kru-Neger. 7 ihm möglichen Grenzen der Gesittung hinaufzuheben, nicht auf- gegeben werden. 3. Rru - Aeger. Eine Negerart möge hier noch besonders geschildert werden wegen der großen Wichtigkeit derselben für unsere west-asrika- nischen Kolonieen. Es siud die Kru-Neger, lauter starkgebaute Leute, die zum Laden, Löschen und zu Arbeiten an Bord der- wendet werden. Weiße Matrosen sind bei der Gefährlichkeit des Klimas zu so schweren Arbeiten nicht brauchbar, und die einheimischen Neger sind dermaßen träge, daß der Handel an diesen Küsten bis zum Kongo hin überall nur durch die Kru- Neger vermittelt wird. — Diese Kru-Neger sind bei Kap Palmas zu Hause, von wo sie, weil ihre Heimat ihnen zu ge- ringen Verdienst gewährt, in ganzen Trupps unter selbst ge- wählten Anführern in die Fremde ziehen. Wenn sie soviel erworben haben, daß sie eine Frau kaufen und sich niederlassen können, kehren sie in ihre Heimat zurück. Schwerlich könnte ohne diese harmlosen, sorglosen, genüg- samen, stets heiteren Menschen der europäische Verkehr an vielen Orten, bei der Abneigung der unabhängigen Neger gegen alle Arbeit, aufrecht erhalten werden. In der That, wenn man diese Leute bei oft schwerer Arbeit und der denkbar elendesten Kost stets heiteren Sinnes unter Singen und Lachen ihre Arbeit verrichten sieht, so kann man sich mit manchen üblen Eigen- schasten des Negercharakters aussöhnen. Es ist wahr, daß sie auch träge sind und sehr zur Arbeit angehalten werden müssen, daß sie diebisch und im höchsten Grade unzuverlässig und sorglos sind, das sind aber sozusagen Rasseneigentümlichkeiten, für die man den einzelnen nicht verantwortlich machen kann. Dagegen kann man kaum verträglichere und genügsamere Menschen finden. Zank und Streit, ohne den die Kamerun-Neger nicht scheinen bestehen zu können, findet man selten unter ihnen. Giebt man auf einer langen Bootfahrt einem etwas Tabak oder Brot, so wird er sicher mit allen Kameraden teilen. Diese Kamerad- schastlichkeit geht soweit, daß niemals einer den andern verrät; ist z. B. ein Diebstahl geschehen, so lassen sich Kru-Neger eher auspeitschen, als daß sie den Schuldigen verrieten, während bei den Kamerun-Negern Angeber und Spione leicht zu finden sind.

3. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 8

1895 - Leipzig : Hinrichs
8 Kru-Neger. Ihr Unterhalt ist ungemein einfach; sie erhalten nichts als reichlich Reis, den sie gewöhnlich ohne jegliche Zuthat der- zehren. Wird geschlachtet, so sollen ihnen die Eingeweide und Köpfe zu. Kann man es haben, so kauft man ab und zu einige Fische für sie. Ihr monatlicher Lohn beträgt 4 ^ in Gütern, doch erhalten sie ihn erst nach abgelaufener Dienstzeit, damit dem ohnedies sehr gewöhnlichen Entlaufen eine Grenze gesetzt werde. Zwischen den Kamerun- und Kru-Negern besteht eine heftige nationale Abneigung, und dieser Umstand ist den Europäern günstig, denn ein Kru-Neger hat die größte Freude, die Er- tappung und Bestrafung eines von Kamerun-Negern verübten Diebstahls herbeizuführen. Daß nichtsdestoweniger öfters be- trächtliche Diebstähle aus ländlichen Warenlagern vorkommen, wobei die Häuptlinge selbst beteiligt sind, ist um so selbst- verständlicher, als der Diebstahl bei diesen Negern wie bei den Spartanern nur dann für schimpflich gilt, wenn er mißlingt. In diesem Falle wird er aber auch sehr streng bestraft; und die Strafe kann bis zur Sklaverei gesteigert werden, zu der der Thäter verurteilt wird. 3. Wüstenvölker. a. Hebu. Während aus der westlichen Sahara die schwarze Ur- bevölkernng bis auf einige Reste verschwunden ist, hat sie sich in der östlichen bis auf den heutigen Tag erhalten und erreicht hier den nördlichsten Punkt ihrer Verbreituugsgrenze. So viel man bis jetzt weiß, gehören die sämtlichen schwarzen Bewohner dieses Gebietes einer einzigen Nation an, deren Name von den mit ihr in Berührung gekommeneu Reisenden bald Tibbo oder Tibbu bald Tubu geschrieben wird, nach Dr. H. Barth Tebn. Trotz ihrer nahen Beziehungen zu den Bewohnern von Bornu darf man die Tebu doch nicht zu den eigentlichen Negern zählen, denn sie unterscheiden sich von ihnen sowohl durch die Gesichtsbildung als durch weniger krauses und weniger wolliges Haar. Die Tebu sind ein wohlgebildeter Menschen- schlag; ihr langes, ernstes, kluges Gesicht sticht vorteilhaft von

4. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 10

1895 - Leipzig : Hinrichs
10 Tuareg. östliche Sahara liegt ebenso in ihren Händen, wie der durch die westliche Wüste in den Händen der Tuareg, indem sie den Handel teils auf eigene Rechnung betreiben, teils nur die Kara- wanen führen und ihnen die Kamele vermieten. Hauptsächlich vermitteln sie den Austausch der Waren des Südens gegen die des Nordens und bringen vor allem Sklaven aus den Neger- ländern uach Fessau und Ghat. Eine nicht unbedeutende Ein- nahmequelle der Tebu bildet auch die Abgabe, die sie von den Karawanen, die ihre Gebiete durchziehen, ost auf die unver- fchämteste Weise erpressen. Was sie sonst noch brauchen, suchen sie sich durch Plünderung und Raub zu verschaffen, die ihnen viel eintragen mögen, ihren Ruf aber auch gründlich verdorben haben. Doch lassen sich diese gewaltthätigen Plünderungszüge zumteil wenigstens als Wiedervergeltungen entschuldigen, denn, beständig von anderen überfallen, ausgeplündert, in die Sklaverei geschleppt, suchen sie sich zu entschädigen und rächen sich, wo sie die Übermacht haben. b. Huareg. Die von den Arabern und nach ihnen von den meisten Geographen Tuareg genannten Berbern der Wüste gehören der weißen Menschen-Rasse an; denn abgesehen von ihrer Ab- stammnng, sind alle, gewöhnlich bedeckten, Teile ihres Körpers fast so weiß wie bei den Europäern, während die Farbe des Gesichts durch deu Einfluß des Klimas dunkelbraun geworden ist. Ihre Figur ist groß und wohlgebildet, ja, die Tuareg sind nach der übereinstimmenden Angabe aller afrikanischen Reisenden der schönste Menschenschlag dieses Erdteils. Ihre Kleidung ist mannigfaltig, je nachdem sie mit ver- schiedenen benachbarten Stämmen in Berührung gekommen sind, sodaß es schwer zu sagen ist, wie ihre ursprüngliche Kleidung war. Das Auffallendste ist der blaue, baumwollene Gesichts- shawl (Litham), der zweimal um das Gesicht gewunden wird, sodaß er Augen, Mund und Kinn verhüllt und nur den Mittlern Teil des Gesichtes mit der Nasenspitze frei läßt. Indem er zugleich um den Kopf und die Schläfe gewunden und mit einer Schleife hinten am Kopf befestigt wird, bildet er die ganze Kopf- bedeckung, die das Gesicht gegen den Einfluß des heißen Wüsten- Windes und die Augen vor dem Sande schützt. Ihre Waffen

5. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 12

1895 - Leipzig : Hinrichs
12 Kaffer. Südafrika ist in seinem schöneren Teile, also im Osten, die Heimat der Kassern; aus den wärmeren Teil im S.-W. sind die Hottentotten angewiesen. Wenn wir im N. des Kaplandes von den hochgelegenen, dürren Steppen des Orangeflusses nach O. gehen wollten, so würden wir zuletzt an eine grasreiche, von Wolken und Nebel regelmäßig befeuchtete Hügelreihe kommen, von deren Gipfeln aus sich ein unerwarteter Anblick darbietet. Tief unter unfern Füßen gähnt ein Abgrund; Bergrücken und Thaleinschnitte, mit hohem Grase und dunkelgrünem Walde bedeckt, ziehen sich all- mählich hinab bis zur Ebene, und am Horizonte sieht man den Indischen Ozean, der freilich weiter nördlich von dem Gebirgs- rande der Hochebene immer mehr sich entfernt. Dies ist das Land der Kaffern, im Süden durch den großen Keyfluß vom Kaplande getrennt, im Norden weit über die Delagoabai sich ausdehnend. Das Klima ist gesund, nur oft fehr plötzlich wechselnd, der Boden meist fest und lehmig, doch überall sehr fruchtbar. Die Kaffern zerfallen in Haupt- und viele Neben- stamme, von denen die durch den Krieg mit den Engländern berühmt gewordenen Sulukaffern die wildesten sind. Sie sind sämtlich sehr stark und wohlgebaut, die Hautfarbe dunkelbraun, die Haare schwarz und kurz, das Weiße des Auges sehr hervor- tretend, die Zähne blendend weiß und der ganze Körper mit Tierfett reichlich beschmiert und mit roter Erde bemalt. Der Mann hat eine sehr weich gegerbte Tierhaut lose über den Schultern hängen, dazu in der Hand den Assagai (einen Wurf- spieß), eine Keule und einen Schild von Kuhhaut: die Frauen tragen außer der Tierhaut noch eine Art kurzen ledernen Unter- rock und allerlei Schmuck von Perlen und Messingringen. Die bienenkorbartige Wohnung wird von den Frauen errichtet; der niedere Eingang ist Thür, Fenster und Schornstein zugleich; zehn bis zwanzig solcher Hütten bilden einen „Kraal", und in dessen Mitte liegt der gemeinsame Viehhof. Hier hinein wird abends alles Vieh zum Melken zusammengetrieben, und in der Mitte hat jede Familie ein mit Stangen, Stroh und Erde bedecktes Loch zur Ausbewahrung des Kornvorrates. Wenn das Korn einen Beigeschmack von Dünger hat, essen sie es am liebsten, sowie sie auch das geschlachtete Fleisch in frischen Kuh- mist legen und mit demselben kochen. Außerdem genießen sie geronnene Milch. Mais (türkischen Weizen) und Kürbisse und

6. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 14

1895 - Leipzig : Hinrichs
14 Hottentotte. that, und alsbald glaubte das Volk, der Anker strafe jeden, der ihn ungebührlich behandele. Man gab ihm daher einen eigenen Namen, und kein Kaffer ging vorüber, ohne ihn mit diesem Namen zu grüßen. 5. Hottentotte. Im Kaplande bildete der Keyfluß die Scheide zwischen Kaffern und Hottentotten. Dort wohnte in Wasser- und weide- reichen Gegenden ein hottentottisches Grenzvolk, das wie seine Nachbarstämme ganz ausgerottet ist. Sein letzter Häuptling Stuurmann wurde 1810 als Verbannter nach Neu-Südwales geschafft, und als 1828 die Hottentotten für frei und gleich- berechtigt anerkannt wurden, sammelten sich nur noch Reste des große« Volkes in den ihnen zugewiesenen Gebieten der Ostgrenze, besonders bei Beausort; 6000 siedelten sich als Grenzer an den Südabhängen des Winterberges am Kat-River an, andere bei Grahamstown und in zwölf andern Orten. In den Kaffern- kriegen standen diese Grenzer auf Seiten der Kolonisten, und zeichneten sich ihre 6000 berittenen Bergschützen durch Tapfer- keit aus. Außerdem leben die Hottentotten nur noch vereinzelt in der Kolonie als Knechte und Diener und mögen kaum noch 20 000 Köpfe zählen. — Auch an der Westküste sind viel Hottentottenstämme in ihrer unwirtlichen Heimat herabgekommen oder nach Norden gewandert. Diese eroberten unter der Führung des kriegstüchtigen Jonker Affrikander vom Orangefluß bis zur Walfischbai ein Reich von sieben Breitengraden und bewahrten ebenfalls hottentottische Sitte und Sprache. Sie bilden den Stamm der in unserem südwestafrikanischen Schutzgebiete viel- genannten Namaquas. Das Volk der Hottentotten bewohnte also einst ganz Süd- afrika und führte dort die erste menschliche Kultur ein. Denn es trieb eifrig Viehzucht, erbaute sich Hütten und wohnte ge- fellig in Stämmen dörferweise zusammen, indem es die runden Hütten in einem Kreise zusammenstellte, den die Holländer Kraal nannten, Erbkönigen gehorchte, sich Hausgeräte anfertigte, Sagen und Fabeln dichtete. Der Hottentotte überragt den Busch- mann fast um eine gute Kopfeslänge und wird wegen des zu kleinen Warzen zusammengerollten Haares von den holländischen

7. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 17

1895 - Leipzig : Hinrichs
Hottentotte. . 17 bessere Wohnung. Wandert das Dorf aus, so werden die Matten zu- sammengerollt, die Reifen ausgezogen und zusammengebunden und dies alles, das wenige Hausgerät inbegriffen, auf Ochsen gepackt, und fort geht es. Vom Wasser ist der Hottentotte kein Freund, er wäscht sich nie, und wenn ihm der Schmutz zu groß wird, reibt er den Körper mit Kuhmist ab. Woher der unerträgliche Geruch des Hottentotten stammt, ob von dem ranzigen Fett oder von der Hautausdünstung, ist noch nicht festgestellt; doch mag kein Bauer mit einem Hottentotten an einem Tische essen, weil ihm der Geruch des Stotterers den Appetit verdirbt. — Der Hottentotte ist ebenso gefräßig wie der Buschmann, lebt aber vorzugsweise von Milch, macht sich im Ledersack saure Milch zurecht, genießt Erdmandeln. Wurzeln. Beeren und Hottentottenfeigen. — Trotz seiner angeborenen Trägheit ist der Koin oft sehr munter, lustig und geweckt. Er kann mit Kameraden nächtelang schwatzen, scherzen, lachen, lernt tüchtig reiten und schießen, bewährt sich als tapferer Soldat, vereinigt Mut und List mit Schlauheit, scheut den Kampf mit dem Löwen nicht. Als Vorreiter (Achter- ryder) ist der pserdekuudige Hotteutotte dem Bauern ein Gewinn, den er zwar verächtlich nur Schefel (Geschöpf) nennt, den er aber beim Wettrennen das Vollblutpferd besteigen läßt, auf dessen wunderbare Spürkraft und Ortskenntnis er sich verläßt, ohne den er keine Reise, keinen Jagdzug unternimmt. Ein verlaufenes Kind bringt nur der Hottentotte heim, den Schlupf- Winkel eines angeschossenen Wildes findet nur der Pfefferkopf. Arbeit ist dem Hottentotten eine Qual. Er nimmt nur so lange beim Bauern Dienste, bis er sich recht ausgefüttert oder sich eine Flinte oder Frau verdient hat; dann läuft er ohne weiteres davon. Gewöhnlich aber vertrinkt er seinen Lohn in Brannt- wein. In mancherlei Schnitzerei und Handarbeit ist er geschickt. Er macht sich Pfeil und Bogen, Lanze und Wurfknittel (Kirri) sowie den Parierstock, aus Eisenerz die notwendigsten Eisen- Werkzeuge, aus dem Thon des Termitenhauses Kochgeschirr, schnitzt sich Holzlöffel und Milcheimer, indem er mühsam einen Baumstumpf aushöhlt. Auch eine Trommel und eine Art Guitarre, die er Gorra nennt, bringt er zustande, indem er über einen ausgehöhlten Kürbis Katzendarmsaiten ausspannt, aus einem Zebraschweife und Mimosenzweige einen 1 bis 11ji m langen Fiedelbogen anfertigt. Diesen bestreicht er mit dem Harze Buch holz, Völkerkunde. 2

8. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 19

1895 - Leipzig : Hinrichs
Marokkaner. 19 falt lange Löckchen. Außerdem schmückt er das Haar mit Geier- federn, Nase und Ohren mit Knochen und schmiert seine Glieder mit Fett ein. Gewöhnlich geht er nackt, hängt über die Schul- tern ein kleines Fell, bindet um die Hüften einen Riemen, an welchem vorn ein Bündel dünn geschnittener Riemchen 50 cm tief herabhängt. Seinen Hals schmücken Schildkrötenschalen, seinen Kopf ein breiter Lederriemen. In seinem Charakter gleicht er einem reißenden Tiere. Er bewaffnet sich mit Bogen, Pfeil und einem Stock mit dickem Knopf. Mit Giftpfeilen er- legt er das Wild, schneidet ihm die inneren Teile aus und ver- schlingt das Übrige. Er ißt, so viel er kann, dann ruht er, und nur der Hunger kann ihn zu einer Thätigkeit zwingen. Vermag er die Beute nicht auf einmal zu verzehren, so verwahrt er sich den Rest und verzehrt ihn, selbst wenn er angefault ist. Auch verschlingt er Heuschrecken und im Notfalle selbst Graswurzeln. Seine Toten legt er in den Bau eines Stachelschweins und wirft einen Haufen Steine darüber. Diese Entartung der Busch- männer steht wohl im Zusammenhange mit dem Waldmangel ihrer Heimat. Holzmangel erschwert den Hüttenbau, an ordentliche Wohnungen ist dabei gar nicht zu denken, und das Leben in Höhlen hält den Menschen auf niedriger Stufe. Kein Wald bietet dem Buschmanne edlere Speise, darum bleibt er so roh; kein Wald mit seinen grünen Matten hat seine Neigung für Viehzucht geweckt. Kein Wunder, wenn ihm darum auch noch nicht einmal die Ahnung von Ackerbau aufging, obwohl er doch Eisen zu schmelzen und an- einander zu schweißen, Spitzen für die Pfeile zu schmieden, Gifte für diese zu bereiten versteht. Er ist mit einem Worte der Bildung fast unzugänglich. Die Sprache ist eben so schreck- lich wie er selbst, noch häßlicher, rauher als die ähnliche der Hottentotten. 7. Marokkaner. Die mohammedanische Religion hat in jeder Beziehung dazu beigetragen, die Verschiedenheiten der Sitten und Gebräuche nicht nur zwischen Arabern und Berbern auszugleichen, sondern auch die Eigentümlichkeiten der einzelnen Stämme unter sich zu ver- wischen. Es soll hier nur die Rede sein von den Bewohnern 2*

9. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 20

1895 - Leipzig : Hinrichs
20 Marokkaner. des Landes, die allein treu und wahr ihre alten Überlieferungen beibehalten haben. Die Landbevölkerung in Marokko ist gegen- über der Stadtbevölkerung so überwiegend, daß, wenn man von jener spricht, damit der Kern des Volkes bezeichnet wird. Das Leben in der Familie ist ein patriarchalisches, und man hält außerordentlich viel aus Verwandtschaft und Sippe; eigentümliche Familiennamen in unserem modernen Sinne haben weder Araber noch Berber; Familiennamen werden nur von der ganzen Sippschaft oder dem Stamme geführt. In diesen Stämmen setzt dann jeder den Namen seines Vaters, manchmal auch den seines Großvyters und Urgroßvaters. hinzu (äußerst selten den der Mutter), z. B. Mahommed den Abdallah den Justus, d. h. Mohammed, Sohn Abdallahs, Sohn Aussuss. Will er aber sich noch näher bezeichnen, so sagt er, z. B. „von den uled Hassan". Letzteres ist gewissermaßen der Familien- oder Zuname. Die beliebtesten Namen in Marokko sind Mo- hammed, Abdallah, Mussa, Jssa und Aissa, Edris Said, Bu- Bekr und Ssalem. Die Frauen findet man meist Fathme, Aischa, oder Mariam benannt. Eine eigentliche Erziehung wird den Kindern nicht ge- geben. Allerdings hat jeder Tschar (Dorf aus Häusern), jeder Duar (Dorf aus Zelten), jeder Kfor (Dorf einer Oase) seinen Thaleb oder gar Faki, der die Schule leitet, aber die meisten Kinder bringen es kaum dazu, die zum Beten notwendigen Koran-Kapitel auswendig zu lernen, geschweige, daß sie sich an's Lesen und Schreiben wagen. Aber jeder Marokkaner weiß doch das erste Kapitel des Korans auswendig, wenn er auch den Sinn der Verse nicht kennt. Die heranwachsenden Töchter stehen den Müttern in der häuslichen Beschäftigung bei, während die männ- liche Jugend zuerst zum Hüten des Viehes verwandt wird, in der Pflanzzeit den Acker bestellen helfen muß und schließlich nach einer kurzen Arbeitszeit im Jahre die liebe lange Zeit mit Nichtsthun hinbringt. Tabak wird auf alle drei Arten genom- men; man findet Stämme, wo geraucht wird, andere, welche kauen, und das Schnupfen ist ganz allgemein, namentlich machen die Gelehrten Gebrauch davon. Haschisch wird in Marokko ent- weder geraucht oder pulverisiert mit Wasser hinuntergeschluckt. Der Gebrauch des Opiums ist außer in den Städten und der Oase Tuat nicht eingebürgert. Desto allgemeiner ist in der Weinlesezeit und kurz nachher der Genuß des Weines. Aber

10. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 21

1895 - Leipzig : Hinrichs
Marokkaner. 21 während Araber und Berber beim Essen immer unmäßig sind, sobald dies in Hülle und Fülle vorhanden ist, haben sie ihre Weintrinkezeit nur für einige Wochen. Der schlecht zubereitete Weiu — man gewinnt ihn durch Kochen — würde sich auch wohl nicht lange halten. Die Marokkaner thnn ihn in irdene Gefäße; die enge Öffnung wird mit Thon zugeklebt. Reiche Leute, die ihn längere Zeit aufbewahren wollen, gießen aus den Wein eine Schicht Öl, und dann wird die Krugöffnung mit Thon verkittet. Der Geschmack des Weines ist nicht übel, das Aussehen aber meist trübe. Das ganze marokkanische Volk zeichnet sich durch eine ge- wisse Roheit und durch Mangel edler Gefühle und sanfter Neigungen aus. Bei den Berbern, namentlich am Nordabhange des Atlas, streift die Roheit sogar an's Tierische. Der ent- setzlich verdummende Einfluß der mohammedanischen Religion, der Fanatismus, die eitle Anmaßung, nur den eigenen Glauben für den richtigen zu halten, schließen aber auch jede Besserung aus. Wie unmanierlich ist die Art und Weise des Essens! So wie man zur Zeit Abrahams aß, so wie die Juden in Palästina aus einer Schüssel, am Boden hockend, aßen, so ißt noch heute der Marokkaner. Morgens nach Sonnenaufgang wird nur saure Milch mit eingebrocktem Brote oder eine Suppe eingenom- men. Die zweite Mahlzeit ist gegen Mittag; Brote, d. h. eine Art von Mehlkuchen, die auf eisernen Platten oder erbitzten Steinen gebacken sind, heiße Butter (in diese taucht man die Brotstücke und verfährt recht haushälterisch, nur die Reichen essen harte Butter) bilden dies zweite Mahl, zu dem auch wohl noch Datteln oder im Sommer andere Früchte, wie die Jahres- zeit und die Gegend sie bieten, genossen werden. Abends nach Sonnenuntergang ist die Hauptmahlzeit, welche aus Kuskussu besteht. Aber Tag für Tag, jahraus jahrein kommt dies Ge- richt auf die Erde (auf den Tisch kann man nicht sagen, da der Marokkaner ein solches Möbel nicht kennt), und mittels der Hand — die Marokkaner kennen noch nicht den Gebrauch der Messer und Gabeln — wird das Gericht rasch in den Magen befördert. Auch der Gebrauch der Löffel ist nicht überall eingebürgert. Die Männer essen getrennt von den Frauen, diese essen mit den Kindern. Selbst bei den Berbern hat der Islam dies durchzusetzen gewußt. Fleisch wird von den Bewohnern auf dem Lande nur an Festtagen gegessen und auch dann nur in geringer Menge.
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