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8_I- Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons 1. 105.
1791. Juni 1791 wurde ungeschickt ins Werk gesetzt und milang; in St. Mene-honld wurde der König erkannt, in Varennes angehalten und vou Pariser Sendboten zurckgeholt. Im September leistete er den Eid auf die neue Verfassung.
105. Deutschland und Frankreich zur Zeit der Gesetzgebenden Versammlung und des Nationalkonvents, 17911795,
1786 ^ 1. Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, 17861797, ein Neffe Friedrichs des Groen, war ganz anders geartet als dieser. Er war ' in die Regierungsgeschfte nicht gengend eingeweiht worden und berlie das meiste den Ministern. Das von seinem Oheim eingefhrte Kaffee-und Tabakmonopol hob er auf, zur Freude des Volkes, aber zum Schaden des Staatshaushaltes. Er lie nicht wie jener jeden nach seiner Facon selig werden", sondern verlangte von den Geistlichen und Lehrern strenges Festhalten an den Lehren der Kirche, was viel Aufregung und Unzu-friedeuheit hervorrief.
Auch in der auswrtigen Politik verlie er die Bahn seines Vor-gngers. Er gab den Frstenbund auf und schlo sich an sterreich an, indem er mit Kaiser Leopold Ii. (17901792), dem Bruder und Nachfolger Josephs Ii., ein Bndnis zur gemeinsamen Abwehr revolutionrer Gefahren und zum Schutze Ludwigs Xvi. einging. Von der Franzsischen Revolution hatte Preußen zwar zunchst nichts zu frchten, aber die franzsischen Anschauungen fanden doch auch in Deutschland viele An-Hnger.
Welches Gesetzbuch wurde in Preußen eingefhrt ( 98, 3)? Wie war Leopold Ii. mit Ludwig Xvi. verwandt?
1791. 2. Die Zeit der Gesetzgebenden Versammlung, 17911792. In der
Gesetzgebenden Versammlung gewann die linke, republikanische Seite, die aus den gemigteren Girondisten und den wilden Jakobinern be-stand, immer mehr die Oberhand der die Anhnger des Knigtums,
1792. welche die rechte Seite einnahmen, und zwang den König 1792, an sterreich den Krieg zu erklären. Kurz vorher war Leopold Ii. gestorben und hatte den Thron seinem jungen Sohne Franz Ii. (17921806) hinterlassen. Ein aus Preußen, sterreichern und Emigranten bestehendes Heer rckte in Frankreich ein. Den Oberbefehl fhrte Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog von Braunschweig und preuischer General, der im Siebenjhrigen Kriege erfolgreich gegen die Franzosen gekmpft hatte. Bei seinem Einmarsch in Frankreich erlie er eine von Emigranten ver-fate drohende Erklrung, die von den Jakobinern als Anla benutzt wurde, den Pariser Pbel zu einem Sturm aus die Tuilerien (10. August) zu hetzen. Er gelang durch die Verzagtheit des Knigs. Die knigliche Familie flchtete in die Nationalversammlung und bekam den Temple" (ursprnglich Ordenshaus der Tempelritter) zum Ge-
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105.
Deutschland und Frankreich 17911795.
9
sngnis. Die knigliche Gewalt wurde aufgehoben und zur Regelung der Verfassung die Berufung eines Nationalkonvents beschlossen. Whrend die Feinde, ohne ernstlichen Widerstand zu finden, in der Richtung auf Paris vordrangen, lie der Justizminister Danton, um das Vaterland zu retten", Tausende von Gegnern der Jakobiner in den Gefngnissen ermorden (Septembermorde). Weniger blutig, aber reich an traurigen Folgen war die Kanonade von Valmy in der Champagne (20. September), nach der sich der Herzog von Braunschweig langsam zurckzog.*) Die Franzosen drangen in Mainz und andere rheinische Gebiete ein, befreiten" sie von ihren Tyrannen", und der muntere Tanz begann um die neue Standarte" (Hermann und Dorothea, Vi).
Welchen Zweck hatte der Zug des Herzogs von Braunschweig, und welches war die Wirkung?
3. Paris zur Zeit der Republik, 17921795. Der am 21. Sep- 1792.
tember erffnete Nationalkonvent erklrte sofort die Republik. Die wilde Bergpartei" der Jakobiner unter Robespierre, Danton und Marat behauptete das bergewicht der die Girondisten und forderte den König, Louis Capet", vor die Schranken des Konvents. Er wurde des Verrats an der Nation angeklagt, mit geringer Stimmenmehrheit zum Tode verurteilt und 1793 (21. Januar) guillotiniert. 1793.
Was war an dem Prozesse des Knigs ungesetzlich?
Nachdem dieses Opfer gefallen war, wandte sich die Bergpartei, die den Pariser Pbel auf ihrer Seite hatte, gegen die Gironde. Viele Mitglieder dieser Partei wurden verhaftet, andere retteten sich durch die Flucht. Seit dem Sturze der Gironde herrschte das Schreckenssystem widerstandslos. Auch der Konvent war nur das Werkzeug weniger Männer, die den Wohlfahrtsausschu" bildeten. Die Ermordung Marats, des frechsten Schreiers, durch Charlotte Corday brachte keine nderung.
Charlotte Corday aus Caen schwrmte fr republikanische Freiheit und die groen Charaktere der alten Rmer. Als sich flchtige Girondisten, an deren Sturz Marat einen Hauptanteil hatte, in Caen sammelten, reifte in ihr der Ent-schlu, Frankreich von dem Scheusal zu befreien. Sie reiste nach Paris, verschaffte sich Zutritt zu Marat und erstach ihn. Ruhig bestieg sie das Schafott, während der Pbel die Leiche Marats vergtterte.
Nur um so rger wteten jetzt die brigen Schreckensmnner gegen die Freunde brgerlicher Ordnung. Die Gefngnisse waren Sammel-Pltze der feineren Gesellschaft; Tausende wurden durch das Revolutions-gericht, dem ein ffentlicher Anklger" nach Robespierres Angaben die Verdchtigen auslieferte, auf die Guillotine geschickt, unter ihnen die ge-sangenen Girondisten und die Knigin Maria Antoinette.
*) Goethe, der in Begleitung des Herzogs Karl August von Weimar den Feldzug mitmachte, sagte zu den Offizieren: Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus."
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10 I. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I. 105.
Man hatte die Knigin von ihren beiden Kindern getrennt, in ein elendes Gefngnis geworfen, in zerlumptem Kleide vor das Revolutionstribunal gefhrt und verurteilt. Der achtjhrige Dauphin wurde einem rohen Jakobiner bergeben und allmhlich zu Tode mihandelt. Die Tochter, sptere Herzogin von Angouleme, blieb zunchst im Gefngnis und wurde dann nach sterreich ausgeliefert.
Um die alte Ordnung ganz zu vernichten, setzte der Konvent eine neue Zeitrechnung, beginnend mit dem 22. September 1792, mit vernderten Monatsnamen*) an Stelle der alten, und auf Antrag der Danto-nisten wurde das Christentum mit einem Kultus der Vernunft ver-tauscht. Aber- die Revolution verschlang ihre eigenen Kinder. Im April 1794 wurde Danton nebst seinen Anhngern auf Robespierres Betreiben vor das Revolutionsgericht gestellt und hingerichtet. Jetzt erreichte das Schreckenssystem unter Robespierres Alleinherrschaft erst seinen Gipfel durch gehufte Hinrichtungen. Zwar lie er durch den Konvent den Glauben an Gott wieder einfhren, aber im Juli ereilte auch ihn und feine Anhnger das Schicksal, da die Mehrheit des Konvents seiner Blut-Herrschaft berdrssig war.
Die Gemigten behielten im Konvente die Oberhand und fhrten 1795. 1795 eine neue Verfassung ein: ein Direktorium von fnf Mitgliedern erhielt die vollziehende Gewalt, eine aus zwei Kammern bestehende Ver-tretung die gesetzgebende.
4. Die Provinzen zur Zeit der Schreckensherrschaft. Nach der Hinrich-tung des Knigs entstanden Emprungen im Westen und Sden Frankreichs, wo das Volk von den Lehren der Aufklrung nicht so durchdrungen war, und durch Rekrutenaushebungen und andere Gewaltmaregeln des Konvents bedrckt wurde. Die Bauern der Vendee erhoben sich in Masse und schlugen anfangs die Heere des Konvents zurck. Allmhlich aber erlagen sie den gebten Feldherren ihrer Gegner und wurden durch die Greueltaten der jakobinischen Wteriche furchtbar gezchtigt. In ganz Frankreich zogen die Sendlings des Konvents mit Revolutionsheeren und Guillotinen umher.
In Straburg wirkte Eulogius Schneider, ein aus der Gegend von Wrzburg stammender Gelehrter, der sich fr die franzsischen Freiheits- und Gleich-heitsgedanken begeistert hatte, fr die Revolution. Es bildete sich eine Jakobiner-partei, die unter der Leitung von zwei Abgesandten des Nationalkonvents zur Herr-schaft gelangte. Es war eine Schreckensherrschaft wie in Paris. Das altehrwrdige Mnster mute ftch den Kultus der Vernunft gefallen lassen, und sein Turm erhielt durch eine rote Jakobinermtze, die man ihm aufsetzte, die republikanische Weihe. Schneider, der den Franzosen wegen seiner deutschen Herkunft unbequem war, wurde von ihnen zum ffentlichen Anklger beim Revolutionsgericht ernannt und mit der Guillotine im Lande umhergeschickt, wodurch er seine Volkstmlichkeit verlor. Nach seiner Rckkehr nach Straburg, Ende 1793, wurde er verhaftet, auf der Guillotine ffentlich ausgestellt, nach Paris gebracht und hingerichtet.
*) Vendemiaire, Brumaire, Frimaire; Nivose, Pluviose, Yentose; Germinal, Floreal, Prairial; Messidor, Thermidor, Fructidor. Jeder Monat hatte dreiig Tage und war in drei Dekaden eingeteilt. Den Schlu des Jahres bildeten fnf (im Schaltjahre sechs) Festtage. Dieser Kalender bestand bis zum 1. Januar 1806.
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110.
Die Zeit der hchsten Machtentfaltung Napoleons.
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Leiden und Aufregungen nicht gewachsen; sie starb am 19. Juli 1810 1810. während eines Besuches bei ihrem Vater in Neustrelitz. Durch den Adel der Gesinnung, die Klarheit des Blickes, die unerschtterliche Ausdauer im Unglck hat sie sich die Bewunderung der Mit- und Nachwelt er-worben. Sie wurde als das Ideal einer deutschgesinnten Frstin der Schutzgeist des Volkes, ein guter Engel fr die gute Sache".
5. Napoleons Familienverhltnisse. Als Napoleon aus dem fter-reichischen Kriege zurckkehrte, lste er trotz der Beliebtheit Josephinens beim Volke die Ehe mit ihr. Ihre Nachfolgerin auf dem Throne wurde, nachdem er sich vergebens um eine Schwester des Kaisers von Rußland bemht hatte, Maria Luise, die Tochter des Kaisers Franz. Kurz vor der Trauung im Frhjahr 1810 war sterreichs treuester Sohn in Mantua dem Korsen zum Opfer gefallen. 1811 wurde der ersehnte Thronfolger (König von Rom) geboren.
6. Die Staaten Europas. Das franzsische Kaiserreich dehnte sich immer weiter aus (Karte 11). 1810 sah sich Napoleons Bruder Ludwig (vermhlt mit Hortense, der Tochter der Josephine Beauharnais), von ihm zum König von Holland gemacht, wegen der Festlandsperre gentigt abzudanken. Sein Land, die deutschen Kstenlnder an der Nordsee und die drei Hansastdte wurden Frankreich einverleibt. Von Italien gehrte der nordwestliche Teil mit dem Kirchenstaate (seit der Gesangen-nhme des Papstes 1809) zu Frankreich, ebenso die Jllyrischen Provinzen. Aus der Zisalpinischen Republik war das Knigreich Italien geworden, als dessen Vizeknig Napoleon seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais eingesetzt hatte. König von Neapel war Napoleons Schwager Murat. In Spanien behauptete sich Joseph Bonaparte trotz der zahlreichen Volks-aufstnde als König. In Deutschland gehrten alle Lnder auer Preußen, Osterreich und dem von Dnemark eingezogenen Holstein, soweit sie nicht Frankreich einverleibt waren, zum Rheinbunde. Ihre Fürsten, dem Volke gegenber unumschrnkt, hatten Napoleons Machtsprchen zu gehorchen. Gebietsvergrerungen und Rangerhhungen waren die Belohnungen, die ihnen Napoleon zuteil werden lie. Preußen und sterreich, besiegt und geschwcht, standen ebenfalls unter dem Drucke der franzsischen Macht. Das Herzogtum Warschau war im Frieden zu Schnbrunn vergrert worden. Rußland (vergrert durch Finnland in einem Kriege gegen Schweden) und Dnemark waren Napoleons Verbndete. Nur Eng-land blieb ein unbesiegter Feind Frankreichs.
Der Beherrscher des europischen Festlandes, von seinen Erfolgen berauscht und von Schmeichlern umgeben, verachtete die Menschen immer mehr und verlor dabei die Klarheit des Blickes. Seine Macht hatte ihren Hhepunkt erreicht.
Mit welchem Rechte nannte sich Napoleon den Nachfolger Karls des Groen?
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26
I. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I.
112.
Er hielt sich so unttig wie mglich. Ein franzsisches Heer, das Berlin einnehmen sollte, wurde von den preuischen Truppen Biilows, der unter Bernadottes Oberbefehl stand, bei Grobeeren zurckgeworfen*). Ein zweites franzsisches Heer, welches denselben Zweck hatte, wurde ebeu-falls von Blow und seinen Preußen bei Bennewitz besiegt.
B. Das preuisch-russische Heer in Schlesien unter Blcher.
Blcher, ein Mecklenburger, stand im Siebenjhrigen Krieg erst in schwedischen, dann in preuischen Diensten. Als Rittmeister nahm er, weil er bei einer Be-frderung bergangen wurde, seinen Abschied und widmete sich der Landwirtschaft. Nach dem Tode Friedrichs des Groen wieder ins Heer aufgenommen, zeichnete er sich im Kriege gegen die Franzosen als Husarenoberst aus (der neue Steten"). Nach der Schlacht bei Jena leitete er mit rhmlicher Ausdauer den Rckzug einer Abteilung und ergab sich erst bei Lbeck nach erbittertem Kampfe, weil er keinen ' Schu Pulver und keinen Bissen Brot mehr hatte". An seinen Erfolgen seit 1818 hatte sein Kopf" Gneisenau wesentlichen Anteil.
Blcher errang den glnzenden Sieg an der Katzbach.
Die Franzosen berschritten die Katzbach und die in sie mndende Wtende Neie und griffen die auf einer Hochflche stehenden Preußen an. Der Angriff milang vllig, und viele ertranken in den von starkem Regen angeschwollenen Gebirgswassern. Zum Andenken an diesen Sieg wurde Blcher spter zum Fürsten von Wahlstadt erhoben. Die Soldaten nannten ihn Marschall Vorwrts.
C. Das Hauptheer war das sterreichisch - preuisch - russische in Bhmen unter Schwarzenberg. Bei ihm befanden sich die Kaiser von sterreich und Rußland und der König von Preußen. Der Ober-besehlshaber war der schwierigen Ausgabe, ein solches Heer zu leiten, nicht gewachsen. Es rckte in Sachsen ein, wurde von Napoleon bei Dresden geschlagen und mute den Rckzug nach Bhmen antreten. Doch wurde eine Heeresabteilung, die Napoleon zur Verfolgung abschickte, bei Kulm am Erzgebirge eingeschlossen und zur bergabe gezwungen.
Die Verbndeten zogen das Netz immer enger. Jorck, der ein Korps des schleichen Heeres befehligte, erkmpfte an der Mndung der Schwarzen Elster bei Warten brg den bergang der die Elbe (Jorck von Warten-brg). Auch das Nordheer berschritt bald darauf den Strom, und das bhmische rckte wieder in Sachsen ein. Napoleon zog seine Streitkrfte in der Ebene bei Leipzig zusammen, wo er in der groen Vlker-bis schleicht vom 16. bis 19. Oktober der Tapferkeit und zuletzt auch der bermacht der Verbndeten erlag.
Am 16. kmpfte Napoleon im Sden Leipzigs gegen Schwarzenberg ohne Entscheidung. Dagegen siegte Blcher im Norden der Stadt. Am 17. ruhte die Schlacht; Napoleon machte Friedensvorschlge, die aber unannehmbar waren. Am 18. nahm auch das Nordheer am Kampfe teil, und die Franzosen wurden auf die Stadt Leipzig zurckgeworfen. Am 19. erstrmten die Verbndeten Leipzig, und
*) So fluscht et betet", sagten die Brandenburger und gingen mit dem Kolben auf die Feinde los, da die Gewehre bei dem starken Regen versagten.
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28 I. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I. 113.
der Rckzug der Franzosen artete zur Flucht aus. Viele ertranken in der ange-schwollenen Elster, deren Brcke von den Franzosen zu frh gesprengt worden war.
Den Rckzug der den Rhein erkmpfte Napoleon bei Hanau gegen die Bayern, die schon vor der Schlacht bei Leipzig von ihm abgefallen waren.
Deutschland war frei. Die Rheinbundfrsten traten auf die Seite der Verbndeten; das Knigreich Westfalen lste sich auf, und die ver-triebenen norddeutschen Fürsten kehrten zurck.
4. Der Feldzug von 1814. Drei Heere marschierten gen Westen, Schwarzenberg im Sden, Blcher an den Mittelrhein, Blow nach den Niederlanden. Nach vergeblichen Friedensverhandlungen, die von sterreich angeknpft wurden, aber an Napoleons Verblendung scheiterten (er war mit der Rheingrenze nicht zufrieden), berschritten die Verbndeten den Rhein (Blcher in der Neujahrsnacht bei Kaub). Unter
1814. vielfachen Kmpfen mit wechselndem Erfolge rckten sie der Hauptstadt nher und hielten nach einem schwer errungenen Siege vor Paris ihren Einzug in die Stadt. Der Senat sprach Napoleons Absetzung aus und wies ihm die Insel Elba als Frstentum an. Ein Bruder Ludwigs Xvi. wurde als Ludwig Xviii. vom Senat auf den Thron berufen. Mit ihm schloffen die Verbndeten den Ersten Pariser Frieden, der fr Frankreich uerst gnstig aussiel, weil Alexander und Metternich, die es nicht sehr schwchen wollten, gromtig genug waren, den neuen König nicht fr die Snden der Republik und des Kaiserreichs den zu lassen". Frankreich erhielt im ganzen die Grenzen, die es vor den Revolntionskriegen gehabt hatte; keinerlei Leistungen wurden ihm auferlegt.
Nach Abschlu des Friedens machten die Monarchen einen Besuch in London, dessen Bewohner den alten Marschall Vorwrts mit ihren Liebkosungen fast erdrckten.
113. Das Ende der Napoleonischen Zeit.
1814 1. Der Wiener Kongre, 18141815. Um die Staaten Europas zu bis ordnen, tagte seit dem Herbste in Wien eine Versammlung von Fürsten
1815. unj) Staatsmnnern. Eine ununterbrochene Reihe glnzender Festlich-fetten sorgte fr die Erholung der vornehmen Gste.
a) Rußland behielt Finnland und bekam den grten Teil des Herzogtums Warschau als Knigreich Polen". Mit Schweden wurde Norwegen durch Personalunion vereinigt*), Dnemark erhielt dafr Lauenburg. Holland und Belgien wurden zu einem Knigreich der Niederlande vereinigt unter Wilhelm I., dem frheren Statthalter von Holland. England behielt Malta und Helgoland und erhielt Hannover zurck. In Italien wurden grtenteils die von Napoleon
*) Seit 1905 hat Norwegen seinen eigenen König.
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Rhein Hanau Leipzig Deutschland Westfalen Napoleons Rhein Kaub Elba Frankreich Frankreich London Europas Wien Finnland Warschau Dnemark Lauenburg Holland Belgien Holland England Malta Helgoland Italien Norwegen
115.
Wirtschaftliches Leben.
33
Hauptvertreter war Jakob Grimm, Professor in Gttingen. Er gab gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm die Kinder und Hausmrchen" und die Deutschen Sagen" heraus, schrieb dann seine Deutsche Gram-matik" und die Geschichte der deutschen Sprache" und arbeitete wieder zusammen mit seinem Bruder an dem Deutschen Wrterbuche". Zu den eifrigsten Frderern der Sprachvergleichung, einer ebenfalls neuen Wissenschaft, gehrte Wilhelm von Humboldt, der die Anregung zur Grndung der Berliner Universitt gegeben hatte.
In der Geschichte wirkte der freiheitlich gesinnte Schlosser, Pro-fessor in Heidelberg, fruchtbar durch die Verbindung des Kulturlebens mit der politischen Geschichte. Kein anderes Geschichtswerk drang so ins Volk wie seine Weltgeschichte" und Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts".
In den Naturwissenschaften und der Erdkunde ragte vor allen Alexander von Humboldt hervor. Nach wichtigen Forschungsreisen in Amerika lie er sich zunchst in Paris nieder und siedelte 1826, der Aufforderung des preuischen Knigs folgend, nach seiner Vaterstadt Berlin der. Die Frchte seiner Studien legte er in seinem Kosmos" nieder.
115. Wirtschaftliches Leben.
1. Wirtschaftliche Zustnde vor hundert Jahren. In keinem Zeit-rum hat das wirtschaftliche Leben in Deutschland so groe Vernderungen erfahren wie in den letzten hundert Jahren. Um 1800 hatte es noch einen fast mittelalterlichen Charakter. In Preußen lebten vier Fnftel der Bevlkerung von der Landwirtschaft. Nur wenige Städte zhlten mehr als 10000 Einwohner, und auch die Brger trieben zum Teil Ackerbau und Viehzucht. Auf dem Lande herrschte noch eine ausgedehnte Eigenproduktion, so da der Bauer mit Handwerkern und in Kauf-lden wenig zu tun hatte; der selbstgebaute und gesponnene Flachs (Bild 11) wurde im Hanse selbst gewebt und zu Kleidungsstcken ver-arbeitet. In den Stdten arbeiteten viele Handwerker weniger fr eigene Rechnung, als da sie in den Husern ihrer Kunden aus den ihnen gelieferten Stoffen Kleider, Schuhe, Sattelzeug und anderes anfertigten. Dabei war die Lebenshaltung des Bauernstandes und des stdtischen Mittelstandes nach unseren Begriffen sehr drftig. (der die Trachten vgl. Bild 1724.)
Die Aufhebung der Erbnntertnigkeit und des Zunftzwanges gab die Mglichkeit eines freieren Warenumsatzes. Aber noch waren zwei schwere Hindernisse zu berwinden: die schlechte Beschaffenheit der Landstraen und das damalige Zollwesen. Nicht nur zwischen den einzelnen deutschen Staaten war der Warenverkehr durch Zlle
Christensen, Lehrbuch. Iv. Neubtg. Z
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116.
Staatliches Leben in Deutschland 18151840.
35
von Waren und Personen herzustellen.^) Die erste deutsche Eisen-bahn wurde 1885 von Nrnberg nach Frth gebaut (Bild 26), die 1835. erste preuische 1838 von Berlin nach Potsdam. ^) 1838.
c) Viele Techniker machten Versuche, die Dampfkraft zum Antrieb von Schiffen zu verwenden, und 1807 gelang dem Amerikaner Fulton 1807. die erste grere Dampfschiffahrt. Seit 1818 fuhren Dampfschiffe auf dem Rhein und der Elbe.
5. Der Telegraph. Zur schnellen Befrderung von Nachrichten auf groe Entfernungen kam in Frankreich zur Zeit der Revolution der optische Telegraph auf. Trotz seiner erheblichen Mngel fand er auch in Deutschland Eingang. Sein Nachfolger war der heute der die ganze Erde verbreitete elektromagnetische Telegraph, der zuerst 1833 von Gau 1833. und Weber in Gttingen ausgefhrt wurde. Der Amerikaner Morse erfand den Schreibapparat dazu.
Wo werden heute hnliche Vorrichtungen wie der optische Telegraph zur Zeichen-gebung gebraucht? Welche Bedeutung hat der Telegraph fr den Handel, fr die Eisenbahnen, fr die Schiffahrt, fr die Witterungskunde, fr die Zeitungen, im Gerichtswesen, im Kriege, bei Unglcksfllen?
116. Staatliches Leben in Deutschland von 1815 bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii.
1. Die Berfasstmgsfrage in den Einzelstaaten. Durch die Ereignisse der letzten Zeit war das Bedrfnis des Volkes lebendig geworden, durch Teilnahme an der Gesetzgebung an den Schicksalen des Vaterlandes mitzuwirken. Doch besa nur ein geringer Teil des Volkes die dazu ntige politische Bildung. Die Forderung der Bundesverfassung, da in den Einzelstaaten landesstndische Vertretungen eingefhrt werden sollten,
wurde zuerst von dem Groherzog Karl August von Weimar, t>em Freunde Goethes, erfllt. Andere Mittel- und Kleinstaaten folgten dem Beispiel, Wrttemberg nach erbitterten Kmpfen, an denen sich Uhland als Vorkmpfer fr Freiheit und Volksrecht lebhaft beteiligte. In sterreich war der allgewaltige Metternich magebend, der nur Herr-schen wollte, und Kaiser Franz folgte seinem Rate, es halt beim alten zu lassen". In Preußen erschien es wegen der neuen Provinzen, die fr den Staat noch kein rechtes Interesse haben konnten, nicht geraten,
eine Gesamtvertretung einzufhren, und so blieb es auch hier vorlustg beim alten. Doch fhrte der König, um das Volk allmhlich fr seine staatliche Aufgabe zu erziehen, 1823 Provinzialstnde ein. 1823.
2. Die Unterdrckung der Einheits- und Freiheitsbestrebnngen. Durch die Grotaten der Nation auf den Schlachtfeldern sowohl wie auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst war das National-gefhl mchtig gestrkt worden, und so verband sich mit dem Verlangen nach greren Rechten der Wunsch einer besseren Einigung der deutschen
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Bibliothek-Exemplar, j
Lehrbuch der Geschichte
fr Khere Mdchenschulen
von
Professor Dr. Heinrich Christensen
Oberlehrer an der stdtischen Kheren Mdchenschule zu Mlhausen i. E.
Neubearbeitung in fnf Kesten und einer Vorstufe
4. eft: Dritte Periode der Neuzeit Die Aeit der Umwlzungen
Mit 5 Karten im Text, einem Anhang von 31 Bildern und 4 Karten in Farbendruck *eorff-eckert-<nstttiii
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raunschvveiy **tdbuchbibtiothew
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Ferdinand Kirt & Sohn in Leipzig 1909
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117.
Volkserhebungen in auerdeutschen Lndern.
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Knigs. Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott." Die letzte Ruhesttte fand er neben seiner Luise im Charlottenburger Mausoleum.
Nie war der Staat in grerer Not gewesen als unter seiner Regierung, nie hatte er sich mit solcher Kraft wieder emporgearbeitet.
117. Volkserhebungen in auerdeutschen Lndern.
Kriegerische Verwicklungen unter den Hauptmchten wurden durch das Zusammenhalten der Heiligen Allianz, namentlich durch das freund-schaftliche Verhltnis zwischen sterreich, Preußen und Rußland ver-mieden. Dagegen riefen die nationalen und freiheitlichen Bestrebungen in mehreren Lndern bewaffnete Volkserhebungen hervor.
1. Der Befreiungskampf der Griechen, 18211829. Zuerst erreichte der nationale Gedanke sein Ziel in Griechenland. Die Griechen, von jeher kluge Handelsleute, waren unter der im allgemeinen nicht harten trkischen Herrschaft wohlhabend geworden, und die westeuropische Bil-dung war ihnen nicht fremd geblieben. Schiller in Jena weckte in seinen griechischen Zuhrern das Verstndnis fr die Zeit des Leonidas und Themistokles und damit die Begeisterung fr ihr Vaterland. Es ent-stand ein Bund, der sich die Befreiung Griechenlands zur Aufgabe machte und weite Verbreitung fand. Das Haupt des Bundes war der Fürst Alexander Ipsilanti, ein Offizier in russischen Diensten.
Im Vertrauen ans die Hilfe des Zaren Alexander erregte er 1821 1821. in der Moldau einen Aufstand gegen die Trken. Aber der Zar blieb teilnahmlos, die heilige Schar", die Ipsilanti gebildet hatte, wurde auf-gerieben, und er selber floh nach Ungarn, wo er gefangen gehalten wurde.
Ein allgemeiner Aufstand der Griechen war die Folge. Sie kmpften mit groer Tapferkeit und erhielten aus allen Lndern Europas Unter-sttzung durch Freiwillige (unter denen auch der englische Dichter Lord Byron war). Aber ihnen fehlte eine einheitliche Leitung und militrische Ausbildung. Nach dem Falle der heldenmtig verteidigten Festung Missolunghi war ihre Lage hoffnungslos.
Da vereinigte sich England mit Frankreich und Rußland (wo 1825 Nikolaus I. den Thron bestiegen hatte), um den Griechen zu helfen,
trotz Metternichs Gegenbemhungen, der auch hier alles beim alten lassen wollte. Die vereinigte Flotte der drei Mchte und ein von Norden ein-rckendes russisches Landheer besiegten die Trken, und der Sultan sah sich 1829 im Frieden zu Adrianopel gezwungen, die Griechen frei- 1829. zugeben.
1832 setzten die Mchte Otto von Bayern, einen Sohn Ludwigs I., 1832. der sich als Griechenfreund hervorgetan hatte, als König ein. Nur lang-sam wich unter seiner Regierung die Verwilderung und Verwstung, die'
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Extrahierte Personennamen: Schiller Alexander_Ipsilanti Alexander Alexander Alexander Nikolaus_I. Metternichs_Gegenbemhungen Otto_von_Bayern Otto Ludwigs_I. Ludwigs_I.
Extrahierte Ortsnamen: Charlottenburger_Mausoleum Griechenland Jena Ungarn Europas England Frankreich