Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
54
Hauswirtschaft.
No. 29. 30
Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt
Als einen Ring nur, der dies Kleinod hält,
Dein dieses Kleinod selbst erst Wert verleiht;
Denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht.
Doch würdest du dem ärmsten Bettler gleich,
Bleibt dir dein Freundesherz, so bist du reich;
Wer auch den höchsten Königsthron gewann
Und keinen Freund hat, ist ein armer Mann.
Fr. v. Badenstedt.
30. Der liebe Gott ist tot.
^8ei Meister Martin war die Not zu Haus,
Aus jedem Winkel guckte sie heraus;
Sie machte sich in Küch' und Keller breit,
Sie saß am leeren Tisch zur Mittagszeit
Und legte selbst am Abend schadenfroh
Sich mit den Müden ans die Schütte Stroh.
Und ob's der Meister noch so emsig trieb,
Arbeitend halbe Nächte munter blieb —
Umsonst; es wuchs die Not mit jedem Tag,
Und mutlos ward der Meister allgemach,
Ließ ruhn die fleiß'ge Hand und seufzte schwer
Und wankte wie ein Schatten bleich umher.
Und mahnte ihn sein Weib, auf Gott zu trau'n.
Zog er zusammen finstrer noch die Bran'n.
Und brummte: „Weib, laß mir das Trösten sein;
Uns kann vom Elend nur der Tod befrein."
Da schwieg die Frau und sprach kein Wörtlein mehr
Und wankte wie ein Schatten bleich umher.
Saß müßig an dem Rocken stundenlang,
Tief in Gedanken, still, und seufzte bang.
Da sprach der Mann: „Was fehlt dir nur, Marie?"
Und als sie schwieg, drang er noch mehr in sie;
Sie solle ihn: ihr Leiden doch gestehn,
Er könne sie nicht mehr so traurig sehn.
Und sie darauf: „Ach, in verwichner Nacht
Hat mir ein Traum das Herz so schwer gemacht;
Ja, bester Mann, ich will dir's nun gestehn:
Ich hab' im Traum den lieben Gott gesehn;
Er lag im Sarg, sein Haar war silberweiß,
Und weinend standen Engel rings im Kreis.
Der Helfer starb; nie endet unsre Not;
Der liebe Gott — der liebe Gott — ist tot."
Da lächelte der Mann nach langer Zeit
Zum erstenmal und sprach mit Freundlichkeit:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 30. 31. 32.
Hauswirtschaft.
55
„Ei, ei, Marie, wie du so thöricht bist!
Weißt du deun nicht, daß Gott unsterblich ist,
Daß er, erhaben über Raum und Zeit,
Regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit?"
„Wie", sprach die Frau, „so glaubst du, lieber Mann,
Daß Gott im Himmel niemals sterben kann,
Daß er derselbe bleibe fort und fort,
Und wählest ihn doch nicht zu deinem Hort
Und setzest deine Hoffnung nicht auf ihn,
Des Hilfe stets zu rechter Zeit erschien?"
Da fiel's wie Schuppen von des Mannes Geist:
„Ja, Gott ist treu, er hält, was er verheißt!
Dank, liebes Weib, du wecktest mein Vertraun,
Auf Gottes Hilfe will ich freudig baun,
Und zag' ich jemals wieder in der Not,
Dann frag' ich nur: Ist denn der Herrgott tot?"
Julius Sturm.
31. Wenn du noch eine Mutter hast.
1. Ä^enu du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden!
Nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden.
Wenn du noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen,
Daß sie dereinst ihr müdes Haupt im Frieden kann zur Ruhe legen.
2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen;
Sie brachte abends dich zur Ruh' und weckte küssend dich am Morgen.
Und warst du krank, sie pflegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren,
Und gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren.
3. Sie lehrte dich den frommen Spruch, sie lehrte dich zuerst das Reden;
Sie faltete die Hände dein und lehrte dich zun: Vater beten.
Sie lenkte deinen Kindessiun, sie wachte über deiner Jugend;
Der Mutter baute es allein, wenn du noch gehst den Pfad der Tugend.
4. Wie oft hat nicht die zarte Hand auf deinem lock'gen Haupt gelegen!
Wie oft hat nicht ihr frommes Herz für dich gefleht um Gottes Segen!
Und hattest du die Lieb' verkannt, gelohnt mit Undank ihre Treue,
Die Mutter hat dir stets verziehn, mit Liebe dich umfaßt aufs neue.
5. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken,
So kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken.
Ein Muttergrab, ein heilig Grab, für dich die ew'ge, heil'ge Stelle!
O wende dich an diesen Ort, wenn dich umtost des Lebens Welle!
W. Kaulisch.
32. I)er Mutter letztes Vermächtnis.
Drei Jahre war Martha Beschliesserin bei einer vornehmen Dame
gewesen. Die treue Dienerin hatte eine gütige Herrin und wünschte
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Marie Daß_Gott Gott Julius_Sturm Gott W._Kaulisch Martha_Beschliesserin
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
56
Hauswirtschaft.
No. 32.
keinen Wechsel ihrer Stelle. Da rief sie plötzlich eine Schreckens-
botschaft aus ihrem bisherigen Wirkungskreise fort — zurück in die
Heimat. Hier fand sie die gute Mutter nicht mehr unter den Lebenden. —
Nach dem letzten Wunsche derselben sollte sie fortan dem tiefgebeugten
Vater eine treue Stütze, ihren kleinen Geschwistern eine liebevolle
Pflegerinsein. Fürwahr eine schwere Aufgabe für das junge Mädchen!
Eine Woche war bereits vergangen in Trauer und Sorge, in Arbeit
und Plage. Martha hatte sich ehrlich gemüht, und doch — welch ein
Zwiespalt heute in ihrem Herzen! Sie war soeben mit dem Auspacken
ihres Koffers fertig geworden, und mancherlei Geschenke der guten
Herrschaft, einige Zeilen der Gräfin riefen in ihr Gedanken wach, die
sie gewaltsam bannen wollte. „Es kann ja nimmer sein," seufzte das
Mädchen, „die Pflicht hält mich hier fest." Aber die Pflicht schien
Martha so hart. Sie glaubte manches entbehren zu müssen, was sie
im fremden Hause so wohlthuend berührt hatte. Manche Arbeit, die
sie dort dem ihr untergeordneten Dienstmädchen befehlen konnte, musste
sie hier selbst verrichten. Bei den Ausgaben für ihre Herrschaft hatte
sie nicht wie jetzt jeden Pfennig sorgfältig berechnen müssen.
Erschreckt und beschämt gestand sie sich selbst, dass ihr die Heimat
mit ihren kleinen Verhältnissen und kleinlichen Sorgen fast fremd ge-
worden! „Ja, wenn die Mutter noch lebte!“ flüsterte sie und stützte ihr
Haupt auf den Nähtisch, zu welchem ihr heute der Vater den Schlüssel
übergeben und welchen er als ein Geschenk der Mutter für sie bezeichnet
hatte. Welcher Gegensatz zu dem zierlich polierten Tische bei der Gräfin!
Wie oft hatte Martha dort mit der Kammerfrau gearbeitet, mit welchem
Entzücken die herrlichen Stoffe, aus denen die prächtigsten Gewänder ge-
fertigt wurden, durch ihre Hand gleiten lassen! Mit reger Phantasie hatte
sie sich dabei all den Schimmer und die Pracht des Ballsaales der Vor-
nehmen ausgemalt — und nun sass sie hier an dem alten Nähtisch mit
seinen geraden, unschönen Beinen, mit der Platte, deren Wachstuch schon
schadhaft war; er passte so recht zu der Arbeit, die sie heute noch vor
hatte — o Langeweile — Strümpfe stopfen!
Zum erstenmale schloss Martha die Schublade auf und überblickte
deren Einrichtung, die ihr so wohlbekannt war. Wie oft hatte sie all
diese Dinge in der Hand der Mutter gesehen! Wie peinlich war alles
in Fächer geordnet! Hier die Fadenspulen, da Wollknäuel, dort Nadel-
buch und Schere und Fingerhut, daneben die Knopfschachtel und der
Behälter für Haken und Schlingen, und richtig, hier stand noch wie
ehedem die kleine, grüne Sparbüchse, in welche die Mutter den Erlös
für abgegebene Lumpen legte, um davon wieder Faden, Nadeln etc. zu
kaufen. Martha öffnete die Sparbüchse und fand 75 Pfennig darin. Wie
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 32.
Hauswirtschaft.
57
ward ihr doch so wunderlich zu Mute, als sie überall die ordnende,
sorgende Mutterhand erkannte! Im letzten und grössten Fache fand sie
die Schnittmuster mit dem Notizbuche, in welchem allerlei Einträge ge-
macht waren, und einen Brief, der ihre Adresse trug. Hastig und zitternd
öffnete sie ihn. — Der letzte Brief der Mutter!
Mein liebes Kind!
Hier auf Erden werde ich Dich nicht mehr sehen; ich weihe Dir den
letzten Scheidegruss mit meinem letzten Geschenke; es ist dieser Tisch, den
mir dereinst in glücklichen Tagen Dein Vater selbst gezimmert hat. Als frohe
Braut nähte ich jedes Stück meiner Aussteuer an diesem Tische. Er ist bei
mir alt geworden und könnte Dir manches Stück Familiengeschichte erzählen.
Wie schwanden hier die Stunden so rasch dahin! Wie traulich weilte es sich
hier, wenn Sturm Und Regen ans Fenster klopften! Wie oft sass ich spät
abends noch beim Lampenscheine am Nähtische ! Müde von der Tagesarbeit,
hielt mich nur die Liebe zu den Meinen wach. Hier fertigte ich Dein erstes
Kleidchen, in dem Du zur hl. Taufe getragen wurdest; hier entstand auch Dein
Konfirmationskleid. Der Nähtisch war euch Kindern stets ehrwürdig erschienen,
hatte er doch alljährlich die Weihnachtsgeschenke, an denen die Mutter im Auf-
träge des Christkindes arbeiten musste, im Verschluss.
Wie oft bist Du auf dem Fenstersims dicht am Nähtische gesessen und
hast den Geschichten gelauscht*-, die ich Dir erzählte, während ich arbeitete.
Auch bittere Stunden habe ich am Nähtisch verlebt; die Trauerkleider fertigte
ich hier, in denen ich meine lieben Eltern und Dein Brüderchen zu Grabe ge-
leitete, und viele Thränen habe ich dabei vergossen.
Als Du in die Fremde zogst, da flogen von diesem Platze aus tausend
sehnsüchtige Gedanken zu meinem Kinde in die Ferne, und Dein Bild, das
ich über den Tisch hing, ward mir zur stäten Erinnerung an Dich.
Nun gehe ich von hinnen und überlasse Dir das Hauswesen mit all den
kleinen Sorgen und Pflichten. Nicht die geringste davon ist die Erhaltung
der Kleider und Wäsche. Beachte jeden Riss und bessere den Schaden sofort
aus, und wenn Dir die Arbeit schwer wird — es ist ja keine Arbeit, die einen
in die Augen fallenden Erfolg aufweist —, so gedenke Deiner Mutter, die auch
unzähligemal mit der Nadel hier aus- und einstach und dabei glücklich war,
weil sie wusste, dass zum häuslichen Behagen Ordnung und Sauberkeit die
ersten Bedingungen sind, und weil ihr deren Erfüllung innere Befriedigung und
die Liebe, sowie den Dank der Ihrigen erwarb!
Hier war der Brief abgebrochen; es fehlte der Schluss!
Heisse Thränen tropften aus Marthas Augen. Sie fasste den festen
Vorsatz, der Mutter,ähnlich zu werden: und als einige Wochen später
das jüngste Schwesterchen zum Nähtisch geschlichen kam und der davor
sitzenden Martha leise eine frische Bose auf die Arbeit fallen liess, als
zwei Ärmchen sie umschlangen und der rosige Kindermund immer bat:
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
58
Hauswirtschaft.
No. 32. 33. 34.
„Liebe Martha, erzählen!“ da klopfte ihr Herz so glücklich, und ihre
Augen suchten das Bild der Mutter, das epheuumrankt aus der Fenster-
nische überm Nähtisch blickte, und sie sprach leise vor sich hin: Mutter,
ich fühle den Segen der Arbeit, den Dein Brief mir verheissen!
63. Am Grabe
riebe sei um diesen Grabstein her!
Sanfter Friede Gottes! Ach, sie haben
Einen guten Mann begraben,
Und mir war er mehr.
Träufte mir von Segen dieser Mann,
Wie ein milderstern aus bessernwelten!
Und ick) kann's ihm nicht vergelten,
Was er mir gethan.
Aus dem Münchener Lesebuch.
meines Katers.
Er entschlief; sie gruben ihn hier ein.
Leiser, süßer Trost, von Gott gegeben.
Und ein Ahnen von dem ew'gen Leben
Weh' um sein Gebein!
Bis ihn Jesus Christus, groß und hehr,
Freundlich wird erwecken! Ach, sie haben
Einen guten Mann begraben,
Und mir war er mehr.
Claudius.
34. O lieb, so lang du lieben kannst.
1. ^ lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst.
2. Und sorge, daß dein Herze glüht
Und Liebe hegt und Liebe trägt,
So lang ihm noch ein ander Herz
In Liebe warm entgegenschlägt.
3. Und wer dir seine Brust erschließt,
O thu ihm, was du kannst, zu lieb!
Und mach ihm jede Stunde froh,
Und mach ihni keine Stunde trüb!
4. Und hüte deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint —
Der andre aber geht und klagt.
5. O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst.
6. Dann kniest du nieder an der Gruft
Und birgst die Augen trüb und naß —
Sie sehn den andern nimmermehr —
Ins lange, feuchte Kirchhosgras
7. Und sprichst: „O schau auf mich herab.
Der hier an deinem Grabe weint!
Vergieb, daß ich gekränkt dich hab'!
O Gott, es war nicht bös gemeint!"
8. Er aber sieht und hört dich nicht,
Komnit nicht, daß du ihn froh empfängst;
Der Mund, der oft dich küßte, spricht
Nie wieder: „Ich vergab dir längst!"
9. Er that's, vergab dir lange schon;
Doch manche heiße Thräne siel
Um dick und um dein herbes Wort —
Doch still, — er ruht, er ist am Ziel!
10. O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt.
Wo du an Gräbern stehst und klagst.
Ferd. Freiligrath.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Martha Gott Jesus_Christus Claudius Gott Gott
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 35.
Gesundheitspflege.
59
B. Gesundheitspflege.
35. Uom Gjsrn und Trinken.
^8enn wir unsern Körper durch Speise und Trank gesund und kräftig
erhalten wollen, so kommt es nicht bloß darauf an, was wir genießen, son-
dern auch wie wir essen und trinken; denn damit ist unser Körper noch
nicht ernährt, daß man die Speisen einfach hinunterschluckt. Dieselben
müssen auch verdaut, d. h. durch eine chemische Umwandlung ins Blut über-
geführt werden. Dazu ist vor allem notwendig, daß man langsam ißt und
die Speisen gut kaut. Dadurch werden die festen Nahrungsstoffe nicht
nur mit den Zähnen zerkleinert und fein gemahlen, sondern auch mit dem
Speichel vermischt, der zur Verdauung der Speisen, insbesondere der stärke-
mehlhaltigen Nährstoffe, wie Brot, Reis, Kartoffeln, so notwendig ist. Daher
sagt das Sprichwort: Gut gekaut ist halb verdaut. Da breiige Speise,
z. B. aus Mehl, Reis, Grieß, Habergrütze, hauptsächlich aus Stärke besteht
und gewöhnlich nicht gekaut sondern einfach verschluckt wird, so sollte man
immer etwas härteres Brot dazu essen, damit durch das Kauen der Speichel
abgesondert wird.
Aus dem gleichen Grunde empfiehlt es sich, zur Milch etwas Brot
zu essen; auch sollte die Milch nur in kleinen Schlücken genossen werden, weil
sonst der Käsestosf derselben sich im Magen zu großen Klumpen zusammen-
ballt, die das Eindringen des Diagensaftes und somit die Verdauung erschweren.
Da zu einer guten Verdauung auch gute Zähne nötig sind, so müssen
dieselben von Jugend auf sorgfältig gepflegt werden. Nach jeder Mahlzeit
sollte man den Mund mit reinem Wasser ausspülen, nicht aber mit Messer,
Gabeln, Nadeln u. s. w. in den Zähnen herumstochern.
Zwischen die Mahlzeit hinein oder unmittelbar nach derselben soll man
entweder gar nichts oder so wenig als möglich trinken, weil durch die
Flüssigkeit die Verdanungssäfte zu sehr verdünnt und dadurch deren auflösende
Kraft gemindert wird. Aus demselben Grunde ist auch viel dünne Suppe
nicht zu empfehlen. Gleich nach Tisch Kaffee zutrinken, halten viele Ärzte
nicht für gut, weil derselbe auf die Verdauung nicht fördernd, wie man viel-
fach meint, sondern hemmend einwirke. Man darf ferner nicht zu heiß
essen und trinken; dies schadet nicht nur den Zähnen sondern auch den em-
pfindlichen Schleimhäuten von Rachen, Mund und Magen. Nicht minder-
schädlich ist es, wenn zu Kaltes genossen wird, z. B. zu kaltes Bier, oder
zu kaltes Wasser. Noch mehr zu vermeiden ist jeder rasche Wechsel zwischen
heißen und kalten Speisen und Getränken; Zähne und Magen werden davon
krank. Wie oft hört man sagen: Er hat sich seine Krankheit durch einen
kalten Trunk zugezogen. Je größer der Durst ist, desto langsamer trinke man;
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
60
Gesundheitspflege.
No. 35.
am besten nur in kleinen Schlücken. In erhitztem Zustand lösche man den Durst
lieber durch warme Getränke, schwachen Kasfee, Thee u. s. w. Die Speisen dür-
fen ferner nicht zu stark gesalzen und gewürzt sein; auch vor dem Ge-
brauch von zu viel scharfem Essig muß gewarnt werden. Viel Gewürz
und Salz macht Durst und reizt zum Trinken, und vieles Trinken stört die
Verdauung und führt zur Verwässerung des Blutes. Je reizloser und milder
die Kost in gesunden und kranken Tagen ist, desto zuträglicher ist sie für die
Gesundheit.
Zum Essen, besonders zu den Hauptmahlzeiten, gönne man sich die
gehörige Zeit und Ruhe; ein Essen in Hast und Eile kann dem Körper
niemals gut bekommen. Schon vor dem Essen sollte eine Ruhepause ein-
treten; erregt von der Berufsarbeit oder vom raschen Gehen sollte man sich
nicht zur Mahlzeit niedersetzen. Auch Seeleuruhe ist während der Mahlzeit
wünschenswert; denn die Gemütsstimmungen üben einen großen Einfluß auf die
Verdauung ans. Das beste Essen „schlügt nicht an," wenn es im Unmut, Ver-
druß und Arger eingenommen wird. Noch notwendiger aber ist die Ruhe nach
dem Essen. Durch anstrengende Arbeit, sei sie körperlich oder geistig, oder durch
rasches Gehen unmittelbar nach der Mahlzeit, wird die Verdauung gehemmt. Nach
dem Essen beginnt nämlich die Arbeit für den Magen, und dazu braucht er Ruhe.
Die Tiere geben uns in dieser Beziehung einen deutlichen Wink; sie legen sich.
nachdem die Fütterung vorüber ist, in der Regel eine Zeit lang ruhig nieder.
Für schwächliche und ältere Personen ist daher ein Mittagsschläfchen ganz gut.
Eine zu enge, die Magengegeud drückende Kleidung, während und nach der
Mahlzeit getragen, muß selbstverständlich einer guten Verdauung hinderlich sein.
Das Abendessen nehme man nicht kurz vor Schlafengehen zu sich,
sondern etwa zwei Stunden vorher. Um gut schlafen zu können, darf die
Abendmahlzeit auch nicht zu reichlich sein; je stärker sie ist, desto länger warte
mau mit dem Zubettgehen.
Ein Hauptgebot der Gesuudheitspflege, das Gebot der Mäßigkeit,
wird leider viel zu wenig befolgt und der Ausspruch des weisen Sokrates
nicht genug beachtet: „Der Mensch lebt nicht, um zu essen, sondern er ißt,
um zu leben." Es wird weit mehr gegessen als zur Erhaltung und Stärkung des
Körpers nötig ist ; namentlich gilt dies von denjenigen, welche eine oft „sitzende"
oder sonst ruhige Beschäftigung und Lebensweise haben. „Was dem Grob-
schmied bekommt, kann den Schneider umbringen." Das Maß der Nahrung
für den einzelnen Menschen muß sich nicht nur nach dem Alter und der
Arbeit, sondern auch nach seiner Verdauungskraft richten; denn nicht was
man ißt, sondern was man verdaut, ernährt den Körper. Der überfüllte
Magen drückt auch auf seine Umgebung, zunächst auf Herz und Lungen, und
verursacht hier gleichfalls mancherlei Beschwerden.
Noch viel mehr als im Essen ist Mäßigkeit im Trinken geboten.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 35. 36.
Gesundheitspflege.
61
Gar viele ziehen sich durch übermäßigen Genuß geistiger Getränke die schwer-
sten Krankheiten, ja selbst frühzeitigen Tod zu. Wie viel Gesundheit und
auch wie viel Wohlstand geht im Vieltrinken unter! Ch. H. Käiberer.
36. Dom Atmen.
^yaft noch wichtiger als Essen und Trinken ist das Atmen. Ohne
Nahrung kaun es der Mensch mehrere Tage aushalten, ohne Lust aber kaum
fünf Minuten. Von der eingeatmeten Lust, die in der Hauptsache aus Stick-
stoff und Sauerstoff besteht, geht in den Lungen zunächst der Sauerstoff in
das hindnrchsließende Blut über, welches dadurch erfrischt und neu belebt
wird; zugleich werden schädliche Stosse, die tödliche Kohlensäure und noch
andere viel giftigere Stoffe, die sich im Körper gebildet haben, ausgeschieden
und ausgeatmet, wodurch das Blut gereinigt wird. Beim Atmen ver-
zehren wir also fortwährend den belebenden Sauerstoff und geben gesundheits-
schädliche Stoffe von uns, was überdies auch noch durch die Hautans-
düustung geschieht; wir verderben und verunreinigen somit ununterbrochen die
Luft um uns her. Daher muß unsere Sorge stets daraus gerichtet sein, daß
wir möglichst reine, sauerstoffreiche Luft zum Einatnien haben. Dazu ist vor
allem nötig, daß wir soviel als möglich hinauskommen in die frische Luft,
besonders in die freie, schöne Natur, wo die Luft am reinsten ist.
Halten wir uns aber in unsern Wohnungen und andern geschlossenen
Räumen auf, so muß die Luft darin mehr und mehr untauglich fürs Atmen
werden. Es ist deshalb durchaus notwendig, daß wir für hinreichende Lust-
erneuerung sorgen, indem wir durch Offnen von Thüren und Fenstern,
womöglich von der freieren, sonnigen Seite aus, der schlechten Luft Abzug,
der frischen Luft dagegen Zugang verschaffen. Je enger der Raum ist, der
uns zum Aufenthalt dienen muß, desto notwendiger ist eine ausgiebige Lüftung.
Unterlassen wir dies, so atmen wir immer die von uns selbst oder von andern
schon einmal verbrauchte Luft ein, und wir vergiften uns somit gegenseitig.
Aus den Wohnräumen entferne man auch alles, was durch üble Ausdünstung
die Luft verunreinigt. Durch Räuchern wird die Luft im Zimmer nicht ver-
bessert, wie man bisweilen meint, sondern nur der üble Geruch etwas ver-
deckt. Auch im Winter müssen die Fenster geöffnet werden, und es ist ganz
verkehrt, wenn man, um Brennmaterial zu ersparen, die gehörige Durchlüftung
der Wohnung unterläßt; denn frische Luft ist leichter zu erwärmen als die
eingeschlossene, von Ausdünstung erfüllte dumpfe Luft.
Wir müssen ferner stets besorgt sein, daß wir möglichst staubfreie
Luft einatmen; denn der Staub besteht aus den verschiedenartigsten, für
die Lungen immerhin schädlichen Stoffen. Suchen wir daher überall, besonders
aucp in den Schulzimmern, soviel als möglich den Staub zu verhüten, in-
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
62
Gesundheitspflege.
No. 36.
dem wir uns der größten Reinlichkeit befleißigen. Sehr zu mißbilligen ist
es in dieser Beziehung, wenn die Damen in der Stadt, wo die Luft ohnehin
schon staubig genug ist, mit ihren langen Kleidern auf den Straßen noch
weiteren Staub aufwirbeln, den sie selbst und andere dann einatmen müssen.
Reine, frische Lust brauchen wir aber in unserer Wohnung nicht bloß
den Tag über, sondern noch viel mehr bei Nacht wahrend des Schlafes.
Daher sollte man nur bei offenem Fenster schlafen, namentlich
wenn mehrere Personen dieselbe Schlafstube benützen. Es genügt nicht,
die Fenster blos morgens nach dem Aufstehen oder den Tag über offen zu
halten. Die Nachtlust ist durchaus nicht schädlich, wie viele meinen, sie
ist im Gegenteil reiner als die Tagesluft, besonders in größeren Städten.
Man entschuldige sich im Winter nicht daniit, daß man ja im kalten Zimmer
schlafe und somit kein Fenster zu öffnen brauche. Die Luft ist im kalten
Schlafzimmer keineswegs besser als im leicht geheizten; denn in diesem geht
die Lufterneuerung oder der Austausch zwischen Innen- und Anßenluft um so
besser vor sich, je größer der Temperaturunterschied zwischen dieser und jener ist.
Noch mehr als für den Gesunden ist reine Luft für den Kranken
notwendig; daher sind jetzt in manchen Heilanstalten sogenannte Luft-
hütten an sonnigen Stellen, gewöhnlich in der Nähe des Waldes oder unter
Bäumen, errichtet, in welchen für reichlichen Luftzutritt gesorgt ist, und die
den Kranken hauptsächlich zum Schlafen dienen. Denn frische, reine Luft
ist die allerbeste Arznei.
Zur Pflege unserer Gesundheit ist aber nicht bloß erforderlich, daß wir
allezeit für gute Atmungsluft sorgen, sondern wir müssen auch darauf bedacht
sein, richtig zu atmen.
Vor allem atme man nicht durch den Mund, sondern bei geschlossenem
Mund nur durch die Nase. „Geschlossener Mund erhält gesund." Beim
Atmen durch die Nase gelangt erstlich die Luft nicht unmittelbar in die Luft-
röhre und die Lungen, und daher wird in der rauhen Jahreszeit die kalte Luft
im Innern der Nase, in deren Ausbuchtungen und Seitenhöhlen, erst „vor-
gewärmt", wodurch mancher Katarrh u. drgl. verhütet wird. Sodann wird
über auch die durch allerlei Staub verunreinigte Luft im Innern der Nase
gereinigt, gleichsam filtriert. Atmet man aber durch den Mund, so kommt
die Luft, wie sie ist, auch die kalte Luft, unmittelbar in die innern Atmungs-
organe, und es können so leicht Halskrankheiten entstehen, besonders wenn
der Kehlkopf vorher durch viel Sprechen und Singen erhitzt ist; überdies
schadet die eingeatmete kalte Luft auch den Zähnen, an welchen sie direkt
vorüberstreicht.
Damit die Aufnahme des Sauerstoffs der Luft und die Ausscheidung
der Giftstoffe unseres Körpers genügend vor sich geht, ist kräftiges Atmen
notwendig, welches vor allem durch eine weite, kräftig gebaute Brust, in der
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
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Gesundheitspflege.
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sich die Lungen gehörig ausbreiten und thätig sein können, unterstützt wird.
Eine solche Brust ist durch die ganze körperliche Erziehung von früher Jugend
auf, insbesondere durch zweckmäßige Turnübungen anzustreben. Sodann ist be-
sonders auf tiefes Atmen zu halten, damit die Luft in vollen Zügen den
Lungen zugeführt wird. Beim gewöhnlichen ruhigen Atmen dringt die Luft
nicht in alle Teile der Lunge. Beim Tiefatmen dagegen gelangt die Luft
auch in die äußersten Teile der Lungen, besonders in die obersten, in die so-
genannten Lungenspitzen, die bis unter die Schultern reichen; überdies wird
beim kräftigen Ein- und Ausatmen auch die Herzthätigkeit vorteilhaft beeinflußt.
Beim Tiefatmen hebe man die Schultern und ziehe die Luft bei ge-
schlossenem Munde langsam ein, halte dann etwas an, und atme ebenso lang-
sam wieder ans. Dieses Tiefatmen sollte besonders von allen denjenigen,
welche eine „sitzende" Lebensweise zu führen genötigt sind, geübt und gepflegt,
und wenn möglich unter dem offenen Fenster, und noch besser bei Sonnen-
schein ausgeführt werden; auch während der Arbeit recke und strecke man sich
bisweilen und thue einen kräftigen Atemzug. Besonders zu empfehlen ist das
Tiefatmen im Freien, auf Spaziergängen, im Walde und auf den Höhen.
Um aber kräftig atmen zu können, darf der Oberkörper nicht in beengende,
presfende Kleidung eingezwängt fein. Besonders verderblich in dieser Hinsicht
ist das enge, steife Korsett der Frauen. Dieses hemmt die Thätigkeit der
Lungen, hindert das Zwerchfell in der freien Bewegung, stört die Verdauung
und den Blutumlauf und schädigt überdies noch wichtige Unterleibsorgane.
Es würde nicht so viele Bleichsüchtige geben, wenn der Schnürleib nicht wäre.
In gleicher Weise sind drückende Gürtel und Leibriemen, enge, hohe Hals-
und Stehkragen, zu fest gebundene Röcke gesundheitsschädlich. Auch vorge-
beugte Haltung des Oberkörpers beim Sitzen, bei der Arbeit, beim Lesen
und Schreiben, beim Gehen ist einem ausgiebigen Atmen hinderlich. Also
immer möglichst aufrecht! §h. H. Kaberer.
37. Die Hautpflege.
Von großer Bedeutung für die Erhaltung und Beförderung unserer
Gesundheit ist eine geordnete, richtige Hautpflege. Die meisten Krankheiten
können dadurch verhindert werden, und es gilt in dieser Beziehung ganz be-
sonders das bekannte Wort: „Es ist leichter, Krankheiten zu verhüten, als
solche zu heilen." Die Haut ist nämlich ein gar merkwürdiges, kunstvolles
Gebilde. Sie hat insbesondere eine große Menge feiner Löchlein oder Poren,
welche bei einem erwachsenen Menschen etwa 2^2 Millionen betragen.
Durch dieselben werden fortwährend verschiedene, dem Körper schädliche
Stoffe, gleichsam die Schlacken desselben, ausgeschieden, teils in feinen Tröpf-
chen als Schweiß teils unsichtbar dnnstförmig. Entstandene Krankheiten müssen
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