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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. uncounted

1885 - Dortmund : Köppen
Vorwort. Für den Unterricht in der Heimatskunde unserer Pro- vinz war bisher ein geeigneter Leitfaden nicht vorhanden. Das vorliegende Büchlein will diesem Mangel abhelfen und wird dasselbe darum, wie wir hoffen, den werten Kollegen in Stadt und Land recht willkommen sein. Freilich kann die Heimatskunde in dem hier gegebenen Umfange nicht überall zur Behandlung kommen; doch ist eine den jewei- ligen Verhältnissen entsprechende Auswahl des Stoffes durch die äußere Anordnung des Büchleins sehr erleichtert. — Den Grundlehren der Geographie, sowie den Gebirgm und Flüssen sind besondere Abschnitte gewidmet worden, da ja nicht jeder Lehrer diesen Stoff an denselben Stellen und bezüglich der Gebirge und Flüsse auch nicht nach derselben Methode behandelt; zudem muß eine übersichtliche Darstel- lung des Ganzen zum Zwecke der Wiederholung sür Lehrer und Schüler wünschenswert erscheinen. Bei der Abfassung der Heimatskunde wurden benutzt: Arbeiten von Fix, Vormbaum, Fr. Ed. Keller (in dem Lesebuche von Preuß und Vetter), Frey, Freiligrath und Schücking u. A. Dortmund, im Mai 1877. Der Lehrer-Werein.

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 1

1885 - Dortmund : Köppen
Krundlehren der Keographie. 1. Horizont und Himmelsgegenden. Wenn wir in freiem Felde oder auf einem Berge uns um- schauen, fo fcheint das Himmelsgewölbe in einem Kreise auf der Erde zu ruhen. Dieser Kreis begrenzt unsere Sehweite, er heißt deshalb Gesichtskreis oder Horizont. Je höher wir stehen, desto größer ist der Horizont. Der Punkt am Himmelsgewölbe gerade über unserm Haupte heißt Zeuith oder Scheitelpunkt, derjenige am entgegengesetzten Himmelsgewölbe (unter unsern Füßen, durch die Erde hindurch gedacht) Nadir oder Fuß Punkt. An einer Stelle des Horizontes kommt am Morgen die Sonne hervor. Sie beschreibt den Tag über einen Kreis- bogen am Himmel. Ihren höchsten Stand erreicht sie des Mittags, am Abend sinkt sie wieder unter den Horizont. Die- jenige Gegend des Himmels, wo die Sonne aufgeht, heißt Morgen oder Osten, diejenige, wo sie untergeht. Abend oder Westen, diejenige, wo sie mittags 12 Uhr steht, Mittag oder Süden; die entgegengesetzte Richtung von Mittag heißt Mitternacht oder Norden. Osten, Westen, Süden und Norden sind Himmels- oder Weltgegenden. Man unter- scheidet dieselben also nach dem Stande der Sonne. Außer diesen 4 Haupt-Himmelsgegenden giebt es noch Neben-Himmelsgegenden. In der Mitte zwischen Osten und Süden liegt Südost u. s. w. Durch fernere Teilung erhält man auch die übrigen Himmelsgegenden. Eine Zeichnung oder bildliche Darstellung sämtlicher Haupt- und Nebenhimmelsgegenden nennt man Windrose. Das Werkzeug, welches die Himmelsgegenden genau anzeigt, heißt Kompaß. Derselbe besteht aus einer Magnetnadel und

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 2

1885 - Dortmund : Köppen
— 2 — einer runden Scheibe. Die Magnetnadel, welche mit einem ihrer Pole stets nach Norden, mit dem andern also nach Süden zeigt, ist auf der Scheibe so angebracht, daß sie sich aus derselben im Kreise drehen kann. Die Scheibe stellt eine Windrose mit 32 Himmelsgegenden dar. 2. Die Erdoberfläche im allgemeinen. Die Erde hat die Gestalt einer Kugel. Auf der Ober- fläche der Erde wechseln Land und Wasser mit einander ab. Wo sich Land und Wasser berühren, ist des Landes Küste, Ufer, Gestade, Strand. (Letztere Bezeichnung wird nur von flacher Meeresküste gebraucht: Der Strand ist ein flaches bei Flut überschwemmtes Gestade.) Land und Wasser ist auf der Erde ungleich verteilt; das Wasser bedeckt 2/3 der Erde. Die großen Wassermassen nennt man Meere, die großen Landmassen Erdteile oder Kontinente. Letztere sind viel- fach vom Wasser eingerissen. Solche Einschnitte, Einbie- guugeu des Meeres in das Land heißen Meerbusen oder Golfe, wenn sie klein sind, Buchten oder Baien. Ist eine Bucht vor den Stürmen gesichert und so tief, daß Schiffe darin ankern können, so nennt man sie Hafen. Die Menschen machen Häfen sicherer, indem sie lange Mauern, Molos, in das Meer bauen, die den Andrang der Wogen abhalten. Wie das Meer in das Land eindringt, so springen auch Landmassen oder Länderteile in das Meer hinein. Springt das Land als Berg in das Meer, so entsteht ein Borge- birge oder Kap, ist der Vorsprung flach, eine Landspitze. Größere Landmassen, die auf drei Seiten vom Meer bespült werden und nur auf einer Seite mit dem Festlande zufam- menhängen, heißen Halbinseln, sind sie kleiner, Landzungen, Eine Landenge oder Isthmus ist ein schmaler Strich Lan- des. der zwei Landmassen verbindet. Ebenso werden oft zwei Meere durch schmale Wasserstreifen verbunden, die von Ländermassen eingeklemmt sind. Solche Wasserbänder zwischen zwei Meeren nennt man Meerengen oder Straßen (Kanäle). Das Meerwasser hat einen bittersalzigen Geschmack. Die Flüsse, sowie die meisten Seen, enthalten süßes Wasser. Ganz ruhig und spiegelglatt ist das Meer selten, fast immer schlägt es niedrige oder höhere Wellen. Die dadurch ent- stehenden Erhöhungen nennen wir Wellenberge, die Vertie- fungen Wellenthäler. Wellenberge und Wellenthäler werden also durch den Wellenschlag erzeugt. Wenn sich die Wellen

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 3

1885 - Dortmund : Köppen
— 3 — an Klippen und Felsen brechen, so entsteht die Brandung. Wellenschlag und Brandung sind unregelmäßige Bewe- gungen. Das Meer hat aber auch eine regelmäßig und be- stimmt wiederkehrende Bewegung. Alle Tage steigt und fällt das Meer zweimal. Das Steigen heißt Flut, das Fallen Ebbe. Jede dieser Erscheinungen dauert 6 Stunden. Die Tiefe des Meeres ist eine sehr verschiedene. An steilen Küsten ist das Meer gewöhnlich gleich sehr tief, an flachen Küsten nimmt es nur allmählich an Tiefe zu. Den Meeresboden haben wir uns ganz wie den Landboden zu denken. Auch dort wechseln Berg und Thal. Die Meerge- birge ragen oft über den Meeresspiegel hervor und bilden dann größere und kleinere Inseln, von denen die kleineren auch den Namen Eilande sühren. Zuweilen aber ragen sie nur mit den obersten Spitzen über das Wasser hinaus und bilden dann Klippen und Felsen. Liegen diese dicht unter dem Wasser, oder wenig über dasselbe hervorragend, in einer Reihe, so bilden sie ein Riff. Diejenigen Stellen, an denen das Meer eine überraschend geringe Tiese hat, nennt man Untiefen. Da, wo der Meeresboden sich bis zum Meeres- spiegel erhebt, bildet er Sandbänke. Dünen sind Sandhügel auf dem Strande. Es giebt langgezogene und runde Inseln. Die ersteren liegen meistens in der Nähe der Kontinente oder größeren Inseln; sie bilden häufig Inselketten und Jnselkränze. Die runden Inseln liegen meist entfernter von den Erdteilen mitten in der See; sie bilden seltener eine Kette, sondern sind mehr in Kreisen gelagert. Solche Jnselkreise nennt man In- selgruppen (Archipelage). 8. Das Vand. Der Meeresspiegel bildet aus der Erdoberfläche die voll- kommenfte und tiefste Ebene; denn alles Wasser ruht nicht eher und hört nicht eher auf zu fließen, als bis es die tiefsten Stellen der Erdoberfläche gefunden und dann sich in eine möglichst wagerechte Masse vereinigt hat. Das Land bildet nun nirgends eine solche wagerechte Fläche, wie der Meeres- spiegel. Doch giebt es Gegenden auf der Erde, die mehr oder weniger flach, wagerecht oder eben sind; solche Gegenden nennt man Ebenen oder Flachländer. Dieselben liegen manchmal nur wenig höher, als der Meeresspiegel; in diesem Falle nennt man sie zugleich Tiefländer. Fast alle Mündungs- i*

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 4

1885 - Dortmund : Köppen
_ 4 — länder großer Ströme sind Tiefländer oder Niederungen, d. h. Ebenen, die sich kaum oder nur wenig über den Meeres- spiegel erheben. Oft liegen diese Tiefländer fo niedrig, daß sie durch Dämme oder Deiche gegen das Meer geschützt werden müssen. Es giebt aber auch Ebenen, die viele 100 Meter höher als der Meeresspiegel liegen, zu denen man also aus den Tiefebenen bedeutend aufsteigen muß. Man nennt solche Ebenen Hochebenen, Hochplateaux, Tafel- länder. Hochebenen sind also hochliegende Ebenen. Wellen- förmige Ebenen sind solche Ebenen, die durch kleinere Er- höhunaen unterbrochen werden. Sonstige Erhöhungen der festen Erdoberfläche bezeichnet man mit den Namen Anhöhe. Hügel, Berg. Nur höhere Erhebungen verdienen eigentlich den Namen eines Berges. Jeder Berg hat drei Teile: Fuß, Abhang und Gipfel. Wenn der Gipfel aus spitzigen Fel- sen besteht, so heißt er Horn, Nadel oder Zahn, wenn er kugelförmig ist, Pic, ein abgerundeter Gipfel Kopf, Kuppe oder Puh. Weit ausgedehnte, zusammenhängende Bergmassen nennt man Gebirge. Wenn diese wie in einer Reihe ge ordnet erscheinen, so heißen sie Kettengebirge, wenn sie mehr gerundet zusammen liegen, Masseugebirge. Der be- stimmt hervortretende Rücken oder Schettel des Gebirges heißt Gebirgskamm. Über denselben erheben sich die Gipfel, in oder unter demselben befinden sich. Einsenkungen oder Ein- sattlungen (Joche); sie werden als Übergänge oder Gebirgs- straßen benutzt uno heißen davon Pässe. Durch das Zusam- mentreffen verschiedener Bergketten entsteht ein Gebirgs knoten oder Gebirgsstock. Die größeren Vertiefungen zwischen den Gebirgen nennt man Thäler. Sie heißen Längenthäler, wenn sie mit dem Gebirge oder Gebirgskamme gleiche Richtung haben, Querthäler, wenn sie das Gebirge quer durchschneiden. Eine schmale Vertiefung zwischen hohen Felswänden heißt Schlucht. Vulkane sind feuerspeiende Berge. Dieselben haben auf dem Gipfel eine trichterförmige Öffnung (Krater). Der Krater strömt Rauch und Gase aus. Manchmal werden schlammige Massen ausgeworfen, die auch als geschmolzene Ströme (Lava) den Berg hinabfließen. Den vulkanischen Ausbrüchen gehen oft Erdbeben voran. Man unterscheidet thätige und erloschene Vulkane. Der Boden ist nach seiner inneren Beschaffenheit sehr

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 5

1885 - Dortmund : Köppen
— 5 — Verschieden. Auf Hochebenen von kleinerem Umfange trifft man Fels- oder Steinboden. Sandboden finden wir hauptsächlich in der Wüste. Nur hier und da sind in der Wüste einzelne fruchtbare Stellen, Oasen, vorhanden. Ist der Sand wenigstens soweit mit erdigen Teilen vermischt, daß er Heidekraut oder auch Fichten und Kiefern trägt, so nennt man die Gegend Heide. Fehlt aller Baumwuchs und trägt weit und breit die Ebene nur Gras und Kraut, so eut- steht die Form der Steppe. Soll Sandboden Getreide tragen, so muß er schon stärker mit erdigen Teilen versetzt sein; er heißt dann Geestland. Der eigentliche Erdboden ist vorzugsweise für das Wachstum der Pflanzen geeignet. Sehr' fetter Boden am Waffer und von diesem teilweise durchzogen, führt den Namen Marschland. Strecken, die oben eine scheinbar feste Grasrinde haben, die aber unter dem Fußtritt wegen des darunter stehenden Wassers erbeben und erzittern, heißen Moore, Oft besteht diese Decke aus Torf, der sich noch fortwährend aus verwesenden Pflanzenteilen, besonders Torfmoosen, erzeugt. 4. Das Wasser. Es giebt fließende und stehende Gewäffer, erstere in Quellen, Bächen, Flüssen und Seen, letztere in Sümpfen, Seen und Meeren. Der Ort, wo ein fließendes Gewässer aus der Erde kommt, heißt Spring oder Quell, wo es sich in ein größeres Gewässer ergießt, Mündung, die Vertiefung, in welcher es fließt, Bett, deffen schiffbarster Teil die Stromrinne, oder der Thalweg, dessen Ränder oder Seiten- wände die Ufer (rechtes und linkes). Der Abstand eines Ufers von dem andern giebt die Breite, der des Wasser- spiegels vom Grunde die Tiefe des Gewässers au. Wie im Meere, so giebt es auch in fließenden Gewässern seichte Stellen oder Untiefen, wo man durch dieselben gehen kann; solche Stellen nennt man auch Furten. Unter dem Gefälle ver- steht man den Unterschied zwischen der Höhe der Quelle und der Mündung, oder die Neigung des Bettes. Je größer das Gefälle, desto schneller die Strömung. Die fließende Linie, welche ein Gewässer von der Quelle bis zur Mündung bildet, heißt sein Lauf. Aus einer oder mehreren Quellen entsteht ein Bach, aus mehreren Bächen ein Fluß, aus mehreren Flüssen ein Strom. Hanptslüssenehmennebenflüsse auf. Bei großen Strömen

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 6

1885 - Dortmund : Köppen
— 6 — unterscheidet man Ober-, Mittel- und Unterlauf. Ein Fluß bildet mit allen seinen Nebenflüssen (Zuflüssen, Zuzu- slüssen), Bächen und Quellen ein Flnßsystemoderflußnetz. Der ganze Landstrich, aus welchem alle Gewässer einem gemeinsamen Strom zufließen, heißt Stromgebiet. Die Wasserscheide ist die Grenze zwischen zwei Stromgebieten. Flüsse, die nach kürzerem Laufe das Meer erreichen, 'nennt man Küstenflüsse. Ein größeres stehendes Gewässer, das von allen Seiten vom Lande umgeben ist, heißt See oder Landsee. Alle Seen, die einen Abfluß haben, sind Süßwasserseen. Salz- seen sind Seen ohne Abfluß. Kleinere stehende Gewässer, die von Menschenhand angelegt sind, nennt man Teiche, einen Teich mit Zu- und Abfluß'weiher, stehende Gewässer mit trübem Wasserspiegel Sümpfe und Moräste, einen Morast, der mit Buschwerk bewachsen ist, Bruch. Strand- seen stehen mit dem Meere in Verbindung; sie enthalten süßes Wasser. Zuweilen ergießt sich in einen solchen Strand- see ein großer Fluß, dann entsteht ein Haff. Haffe sind ent- weder durch vorliegende Inseln oder durch schmale Landzungen, Nehrungen, vom Meere geschieden. 5. Der Lustkreis. Die Lufthülle, von welcher die Erde umgeben ist, heißt Luftkreis, Dunstkreis oder Atmosphäre. Den Zustand der Atmosphäre nennen wir die Witterung. Die einer Gegend eigentümliche Luftbeschaffenheit, oder die vorherr- schende Witterung heißt das Klima derselben. Unter Tem- peratur versteht man die Wärme der Luft; sie ist sowohl au einem Tage, als auch im Laufe eines Jahres verschieden. Auf die Verschiedenheit der Temperatur im Laufe eines Iah- res gründen sich die Jahreszeiten. Den Grad der Tempe- ratur zeigt das Thermometer, den Grad der Luftdichtigkeit das Barometer an. Durch ungleiche Erwärmung gerät die Luft in Bewe- gung. Eine mäßig rasche Luftströmung nennt man Wind, eine heftige Sturm und eine äußerst heftige Orkan. Ebenso verschieden sind die Winde, je nach der Richtung, aus wel- cher sie wehen. Der Westwind bringt gewöhnlich Feuchtig- keit, der Ostwind Trockenheit, der Südwind Wärme und der Nordwind Külte. Durch die Wärme verduuftet das Wasser, steigt in kleinen

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 8

1885 - Dortmund : Köppen
— 8 — worauf 2043442 Menschen leben, und ist eingeteilt in die Regie- rungsbezirke Münster, Minden und Arnsberg. Aus 12 Pro- vinzen besteht das ganze Land, der Staat oder das Reich Preußen, in dem wir wohnen. Hier sind wir daheim: es ist unsere Heimat. Hier lebten schon die Väter und deren Vor- sahren seit alten Zeiten; darum ist es unser Vaterland. Weil dasselbe einem Könige gehört, dem sämtliche Einwohner, das Volk, gehorsam sein müssen, so heißt es ein Königreich. Preußen gehört zu einem noch viel größeren Lande, dessen Bewohner alle dieselbe Sprache reden, nämlich die deutsche. Dieses Land wird deshalb Deutschland, oder, da der oberste Herr in demselben den Namen Kaiser trägt, das deutsche Kaiserreich genannt. Um dasselbe herum liegen noch viele andere große Länder, deren Völker verschiedene Sprachen haben. Alle diese Länder nebst Deutschland haben den ge- meinschastlichen Namen Europa. Europa ist auf drei Seiten mit Meeren umgeben und bildet einen besonderen Teil der Erde, einen Erdteil. Die ganze Erde besteht aus fünf ungleich großen Erdteilen: Europa, Asien, Afrika, Ame- rika, Australien. Die drei ersten liegen nahe bei einander und sind von den zwei letzten durch große Meere getrennt. 7. Die Stadt. Durch eine Stadt führt eine große Anzahl von Haupt- und Nebenstraßen. Gewöhnlich befindet sich am Anfange und am Ende einer Straße ein Schild mit dem Namen der- selben und an jedem Hause eiu kleines Schild mit einer Nummer, um Straße und Haus um so leichter auffinden zu können. Damit die Fußgänger durch die fortwährend hin- und herfahrenden Wagen nicht in Gefahr kommen, sind für die- selben von den Häusern bis zum Rinnstein reichende Fuß- oder Bürgersteige(Trottoi re) angelegt. In den unterenstockwer- ken (Erd geschoß) namentlich der an den Hauptstraßen gelege- nen Häuser, sind meistens Läden, hinter deren Schaufenster allerlei Waren die Vorübergehenden zum Kaufen einladen. Zur Ernährung sämtlicher Einwohner einer Stadt be- darf es einer großen Fülle von Lebensmitteln, besonders an Garten- und Feldfrüchten. Da aber in größeren Städten nur sehr wenige Leute Gärten und Felder besitzen, so kommen an bestimmten Tagen der Woche, gewöhnlich Mittwochs und Sonnabends, die Bauern aus der Nachbarschaft und auch aus weiter Ferne, um auf einem meistens in der Mitte der

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 11

1885 - Dortmund : Köppen
— 11 — stadt des Landes, Berlin, zusammenberufen werden, um dort im Abgeordnetenhause mit den Ministern zu beraten, was und wie alles zum Wohle des Landes geschehen soll, und dies in Gesetzen auszusprechen, festzusetzen. Die pünktliche Aus- führung und Befolgung dieser Gesetze zu überwachen, ist Pflicht einer großen Anzahl von Beamten. Sie bilden der- schiedene Behörden, die man auch, weil sie über andere ge- setzt sind, Obrigkeiten nennt. Der höchste Beamte in jeder Provinz ist der O b e r p r ä s i d e n t. Unter ihm steht als erster Beamter in jedem Regierungsbezirke ein Regierungspräsident. Diesem helfen wieder andere Männer mit ihrem Rate. So giebt es einen Regierungs- rat für Handel und Gewerbe, sowie einen Schul-, Steuer-, Bau- und Forstrat. Letzterer hat die Aufsicht über die dem Staate gehörenden Wälder (Forsten) des Regierungs- bezirks. Unter der Ober-Aufsicht der Regierung wird jeder Kreis von einem Landrate, jede Stadt von einem Bürger- meister, jedes Amt von einem Amtmann, jedes Dorf von einem Ortsvorsteher verwaltet. Jede Stadt hat zwei Be- Hörden. Eine derselben besteht aus Bürgern, welche von ihren Mitbürgern durch Wahl für einen Zeitraum von 6 Jahren zur Aufrechterhaltnng der Ordnung in der Stadt be- stimmt oder verordnet werden. Diese Stadtverordneten wählen das Oberhaupt der Stadt, den Bürgermeister, auf 12 Jahre, außerdem verschiedene Männer, welche dem Bürger- meister als Helfer beigeordnet sind. Gebrauchen sie ihre ganze Kraft und Zeit im Dienste der ^>tadt und erhalten hierfür Bezahlung (Besoldung), so sind es besoldete, im andern Falle unbesoldete Beigeordnete. Diese werden gewöhnlich aus der Reihe der Stadtverordneten gewählt. Die Beigeordneten nennt man auch Stadträte oder Rats- Herren; sie bilden mit dem Bürgermeister den Magistrat. Jeder^ von ihnen hat eine besondere Aufgabe: die Verwaltung der Steuern, der städtischen Sparkasse, die Militär-Angelegen- heiten (Einquartierung, Rekruten-Aushebung), die Beaufsich- tigung des Bauwesens, die Regelung des Armenunterstützungs- Wesens. Müssen neue Kommunalbeamte angestellt, neue Straßen angelegt und gepflastert werden, sind städtische Gebäude zu er- richten, Straßenlaternen aufzustellen oder mancherlei andere Arbeiten von der Stadt auszuführen, ist festzustellen, wie viel Geld (Kommunal steuern) die Bürger für dieses alles zu zahlen haben, so macht der Magistrat den Stadtverord-

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 12

1885 - Dortmund : Köppen
— 12 — neten hierüber Vorschläge. Diese kommen alsdann zusammen, prüfen die Vorschläge und entscheiden, ob sie ausgeführt wer- den sollen oder nicht. Der Versammlungsort der beiden städtischen Behörden ist das Stadt- oder Rathaus. Die katholischen Kirchengemeiuden unserer Provinz stehen unter der geistlichen Aufsicht der Bischöfe von Paderborn und Münster, die evangelischen Landesteile sind in Bezirke oder Diöcesen eingeteilt. Der erste Geistliche in jeder Diöeese ist der Superintendent. Der Generalsnperin- tendent und das Konsistorium haben die Oberaufsicht über alle evangelischen Kirchen der Provinz. — Die Volksschulen jedes Kreises werden vom Kreisschulinspektor beaufsichtigt, die höheren Schulen vom Provinzialschulrat in Münster. 9. Die Rechtspflege. Wie für die Ordnung, so sind auch für den Schutz und die Sicherheit der Einwohner des Landes unter einander mancherlei Einrichtungen getroffen. In den Städten und Dörfern sorgt die Polizei (Polizei-Inspektor, Polizei-Kom- misfar, Polizei-Wachtmeister, Polizei-Sergeant) durch Ver- folguug und Gefangennehmung schlechter Menschen dafür, daß durch diese Leben und Eigentum anderer Leute nicht gefährdet werde. Die Bestrafung erfolgt bei Vergehen leich- terer Art: leichter Diebstahl, leichte Körperverletzung durch Schlägerei, Verleumdung n. s. w. durch das mit dem Amts- gericht vorbundene Schöffeugericht, bei Verbrechen: Ein- bruch, Raub, großer Betrug, Meineid, Falschmünzerei, schwere absichtlich beigebrachte Körperverletzung, Totschlag, Mord, Brandstiftung u. s. w. durch die bei jedem Landgerichte be- sindliche Strafkammer, in den schwersten Fällen aber, besonders wenn der Verbrecher über 18 Jahre alt ist und die Strafe für ein Verbrechen über 5 Jahre Zuchthaus be- trägt, durch das ebenfalls bei dem Landgerichte bestehende Schwurgericht. Die Schöffengerichte bestehen aus dem Amts- richter und zwei Schöffen, welche aus der Bürgerschaft ge- wählt werden und ihr Amt unentgeltlich verrichten. Bei dem Schwurgericht sprechen 12 Männer, in dem zum Schwur- gericht gehörigen Bezirke in den Städten und auf dem Laude hierzu ausgewählt, mit den Richtern zusammen das Urteil über die Verbrecher aus, nachdem sie vorher geschworen Haben, nur recht zu richten. (Geschworene.) Mit jedem Amtsgericht ist ein Amtsgefängnis verbunden, worin die
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