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1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 4

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 4 — an die Wurzel gelegt und eine neue Saat auf Hoffnung aus- gestreut. Nicht so schnell wurden die Wenden der Kultur und dem Christentume gewonnen. Sie waren ein slavischer Volks- stamm, der zur Zeit Karls des Großen fein Gebiet bis an die Ilmenau ausdehnte. Noch heute erinnern im Lüneburgschen zahlreiche Orlsnamen an die Wenden: Wentorf, Wendewisch, Wendischthun, Wendisch-Bleckede, Wendisch-Evern u. s. w.; die Ortsnamen mit den Endungen ow, in, itz. etz, und eitz sind wendischen Ursprungs. Viele wendische Dörfer haben bis in die Gegenwart den Charakter der Vorzeit bewahrt; sie sind in der Form eines Hufeisens gebaut und haben nur einen Haupteingang, der früher durch einen Schlagbaum ab- gesperrt ward. Wie ein grüner Kranz schlingen sich um das Dorf die Kanzleien, das sind Gärten, und um diese zieht sich das Prising d. i. die Dorfsfeldmark. Als später das Christen- tum zu den Wenden kam, fand man für die Kirche oft nur außerhalb des Dorfes einen Platz. Von der wendischen Sprache haben sich geringe Überreste erhalten; gesprochen wird sie im Lüneburgschen nirgends mehr. An ihre Stelle ist das Plattdeutsch getreten. Die Wenden hatten zwei Hauptgötter: Belbog, den guten, und Zernebog, den bösen Gott. Im Lüneburg- schen scheint jedoch der Gott R a d e g a st die höchste Ver- ehrung genossen zu haben. Der Name bedeutet einen Geist, bei dem man sich Rat holen kann. Dargestellt ward der Götze als nackter Jüngling, mit einer Hellebarde in der linken und einem Schild in der rechten Hand; den Kopf schmückte ein Vogel. Sein Bild stand in einem Tempel des nach ihm benannten Dorfes Radegast bei Bleckede; der Tempel war stark befestigt. Nach gewonnenen Schlachten wurden ihm hier blutige Opfer, selbst Menschenopfer gebracht. Nach der wen- dischen Religion hatten nur diejenigen ein glückliches Leben im Jenseits zu erwarten, die im Kriege oder sonst eines ge- waktsamen Todes starben. Wenn daher die Eltern schwach und gebrechlich wurden, stürzten ihre Kinder sie von einem Felsen oder begruben sie lebendig; die Mutigen aber töteten sich selbst. Solche Greuelthaten sollen in dem Gehölz bei

2. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 7

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 7 - schon begegnet uns als Billing Ii. und Graf im Lüneburgschen. Damals besaßen die Billinger sieben Höfe: Willingen, Harme- lingen, Dittmern, Emmingen, Hermannsburg, Lutterloh und Wichmannsburg, von denen die ersten vier in nächster Nähe von Soltau liegen. Diese Namen stimmen mit den Billinger Familiennamen Willing oder Billing, Harm oder Hermann, Dietmar, Emma, Lüder oder Lothar (Lutter) und Wichmann überein. Der Kaiser Otto der Große übertrug seinem Freunde Billing 961 das Herzogtum Sachsen. Dieser nahm seinen Wohnsitz auf dem Kalkberge bei Lüneburg und erbaute sich hier eine feste Burg. Damit verband er ein dem Erzengel Michael geweihtes Benediktinerkloster, das am Fuße des Berges lag. Von hier aus ist gar mancher Missionar ins Wenden- land gesandt, hier hat mancher junger Slavenfürst Unterricht und Erziehung gefunden. Als Kaiser Otto in Italien weilte, fielen die Wenden in das Sachsenland, verbrannten die Kirchen, töteten die Priester und schleppten viele edle Sachsen in die Gefangenschaft. Ihre Wut gegen das Christentum war so groß, daß sie mehr als zwanzig christliche Priester auszogen, ihnen auf Gesicht, Brust, Leib und Rücken blutige Kreuze einritzten, sie dann mit den Füßen an die Pferdeschweife banden und sie zu Tode schleiften. Jetzt rief Herzog Hermann Billing seine Sachsen zusammen, und es kam auf der „Hünenburg" (d. i. eine weite Heidfläche mit vielen Grab- Hügeln) bei Hermannsburg zu einer langen, erbitterten Schlacht. In dem Christenheere befanden sich zwölf Priester in weißen Gewändern, die trugen eine weiße Fahne mit einem roten Kreuz, und wo der Kampf am grimmigsten tobte, dahin trugen sie die Fahne unter dem Gesänge: „Kyrie Eleison, Christe Eleison, Kyrie Eleison!" Mit gezückten Schwertern trieben nun die Sachsen die wilde Horde zurück. Mit dem Geschrei „Christus siegt!" stoben die erschreckten Wenden auseinander. Herzog Hermann aber zog nach Radegast und stürmte Burg und Tempel des Götzen. Nach zehntägigem Kampf gelang es, die Wälle zu erklettern und in die Burg zu dringen. Wer sich von den Wenden nicht freiwillig ergab, ward getötet. Man fand ungeheure Schätze aufgestapelt. Allein Hermann Billing behielt nichts für sich, sondern verteilte die eine Hälfte unter

3. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 8

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
seine Krieger, mit der andern baute er die zerstörten Kirchen wieder auf. Hermann Billings Nachfolger gelangten zu immer größerer Selbständigkeit, starben aber bereits im vierten Gliede mit Herzog Magnus 1106 aus. 3. Heinrich der Löwe. Über der Eingangsthür des Doms zu Bardowik steht ein hölzerner Löwe und darunter die Inschrift: Vestigium leonis d. i. die Spur des Löwen. Dieser Löwe ist die Nachbildung eines andern, den der mächtige Sachsenherzog Heinrich der Löwe aus Zorn hier angebracht hatte. Heinrich der Löwe gehörte dem in Bayern und Schwaben begüterten Geschlechte der Welsen an. Sein Großvater Heinrich der Schwarze hatte durch Heirat mit einer Tochter des letzten Billing das Herzogtum Sachsen und sein Vater Heinrich der Stolze durch Vermählung mit der Tochter Kaiser Lothars Braunschweig erhalten. Wegen dieses reichen Länderbesitzes hatte schon Heinrich der Stolze nach dem Tod Lothars (1137) auf die Königswürde gerechnet; aber die Fürsten wählten den Hohenstaufen Konrad. So kam es zwischen beiden zu offenem Bruch; aber der auf- ständische Herzog ward in die Acht gethan und seiner beiden Herzogtümer Sachsen und Bayern beraubt. Dritten in diesen Wirren starb er (1139). Sein Sohn Heinrich der Löwe erhielt von Konrad das Herzogtum Sachsen 1142 und von seinem kaiserlichen Vetler Friedrich Barbarossa 1156 das Herzogtum Bayern zurück. Aber durch die Abtretung des schwäbischen Stammlandes von fetten seines Oheims Welf an den Kaiser hatte sein Haus eine kleine Einbuße erlitten, deren Ursache er dem Kaiser zuschrieb. Voll Groll kündigte er diesem die Heeresfolge, weshalb er 1180 in die Acht und seines Herzogtums Bayern sür verlustig erklärt wurde. Als er 1189 aus der Verbannung von England zurückkehrte, ver- sagte ihm selbst seine Hauptstadt Bardowik die Herberge und schloß höhnend die Thore. Des Löwen Zorn war damit her-

4. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 9

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
- 9 — ausgefordert, und die Bardowiker sollten chn fühlen. Mit Heeresmacht zog er vor die widerspenstige Stadt. Aber diese war mit reichen Vorräten versehen und mit starken Mauern umgeben. Das Glück war dem Herzog günstig. Der Zufall fügte es, daß ein Bulle über die Jlmenauwiesen lief. Von den Soldaten verfolgt, sprang das geängstigte Tier in den Fluß und gelangte watend unversehrt in die Stadt. Noch heute heißt diese Stelle die „falsche Furt". Die Krieger folgten der Fährte durch das seichte Wasser und drangen in das ungenügend verteidigte Südthor. Bald durchtobten das Siegsgeschrei der mordenden und plündernden Soldaten und die Jammerrufe der angsterfüllten Bardowiker die Straßen. Blutigrot loderten die Flammen aus den brennenden Häusern zum Himmel empor So sank das stolze Bardowik in Asche. Nur der Dom blieb stehen; aber er war so beschädigt, daß er bald umgebaut werden mußte. Zum Hohn und zur War- nung ließ Heinrich den vorerwähnten Löwen schnitzen. Heinrich der Löwe blieb im Bentz seiner Erblande Braunschweig-Lüneburg. Mit den Hohenstaufen ausgesöhnt, starb er 1195 zu Braunschweig. 4. Ernst der Bekenner. Leopold von Ranke sagt in seiner Geschichte der Hohen- stausen: „Was wäre wohl aus dem Mittelalter geworden, wenn die beiden Dinge gefehlt hätten, die Voltaire bespöttelt — das Ritterwesen und die Religion?" — Das Ritterwesen gab jener Zeit die hehre Romantik, die uns noch heute be- zaubert. Aber leider verloren die Beschützer des Rechts, die Vorkämpfer der Mission und Bahnbrecher der Kultur den hohen Sinn. Aus den Rittern wurden Raubritter, die Rauben und Morden für keine Schande erachteten. Gefürchtete Raubburgen waren Dannenberg, Hudemühlen, Ahlden und Gifhorn. Zahlreiche Sagen von untergegangenen Raub- fchlöffern und bestraften Rittern beweisen, wie lebendig sich das Andenken an die Zeit des Faustrechts im Volksbewußt- sein erhalten hat. — Und die Religion? Sie entartete wie

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 10

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 10 — das Rittertum. Sie war in Formelwesen erstarrt, das in den Lehren vom Fegefeuer, von der Verdienstlichkeit der guten Werke, Ablaß u. s. w. sich immer mehr von der Bibel, dem Urquell christlicher Erkenntnis, entfernte. Dazu kamen die Verrohung der Priester, die Entartung der Klöster und die Abergläubigkeit des Volks. Einige Bischöfe versuchten die verfallene Kirchenzucht wiederherzustellen,-« ohne die Grund- schaden der Kirche beseitigen zu können. Durch großen Eifer that sich Johann Busch, der Propst zu Hildesheim, hervor (1469). Aber überall fand er den lebhaften Widerstand von Mönchen und Nonnen, die das gemächliche Leben nicht auf- geben wollten. In Wienhausen mußte Busch die Äbtissin absetzen und zu ihrer Besserung in ein anderes Kloster bringen. Da sandte der Augustinermönch Martin Luther seine kraft- vollen Schriften in die Welt und begann damit den Riesen- kämpf gegen die römische Kirchenautorität: die Reformation. Zu jener Zeit war Ernst der Bekenner Herzog von Lüneburg, der wie wenige Fürsten das Wesen der Resor- mation am tiefsten erfaßte. Er ward 1497 zu Ülzen ge- boren. Seine Mutter, eine Schwester des Kurfürsten Friedrichs des Weisen, schickte den begabten Jüngling auf die Universität zu Wittenberg, wo dieser den Lehren Luthers und seiner Freunde begierig lauschte. 1521 zur Regierung gekommen, suchte er die Reformation durchzuführen. Er dachte, die gute Sache würde sich allein Bahn brechen, darum begnügte er sich damit, zu raten, und vermied möglichst allen Zwang. Schon seit 1524 und 26 gab es in Celle und Burgdorf protestantische Gemeinden. Auf dem Landtage zu Scharne- deck bei Lüneburg (1527) wurde von den Ständen die Ein- führung der Reformation beschlossen. Durch Unterschrift der „Augsb. Konfession" bekannte sich der treffliche Fürst öffent- lich zur Lehre Luthers. In Augsburg lernte er den Magister Rhegius kennen und ernannte ihn zum Hospredlger in Celle und zum Generalsuperintendenten von Lüneburg, Eine neue Kirchenordnung ward ausgearbeitet; die meisten Klöster wurden aufgehoben und die Erträge zur Gründung und Aufbesserung von Pfarr- und Schulstellen verwandt. Nur die Frauenklöster blieben, mußten aber dem katholischen Wesen entsagen. In Wienhausen drohte Ernst den Nonnen: wenn sie sich noch

6. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 15

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 15 — teilte das Lüneburger Landvolk die allgemeine Begeisterung nicht. Es herrschte eine kalte und gemessene Stimmung, wohl hervorgerufen durch die Besorgnis, daß das Davoustsche Korps, das in der Nähe stand, Rache nehmen könne. Nur in der Stadt Lüneburg raffte sich die Bevölkerung zum entschiedenen Handeln aus. Am 31. März 1813 rückte ein 2600 Mann starkes französisches Korps unter Anführung des Generals Morand von Reppenstedt her in Lüneburg ein. Zwei Männer, Bürger Spangenberg und Arbeitsmann Gellers, die zu den Waffen gegriffen hatten, wurden vor das Altenbrücker Thor geschleppt und erschossen. (An der Stelle befindet sich ein Gedenkstein.) Aber am 2. April nahte über Bilm der General von Dörnberg und marschierte unter Hörnerklang auf den Marktplatz. Unter beständigem Schießen wurden nun die Franzosen aus dem Neuen Thor getrieben. Da, als schon der Sieg fast errungen war, ging ven Befreiern die Munition aus. Aber seht, es ist ein Engel In die aufgefaßte Schürze Unterwegs mit schnellem Fuß, Raffte sie behendlich ein. Zu ersetzen eure Mängel Trug die köstlich teure Würze Von des Feindes Überfluß. Ihnen in das Glied hinein. Ein französ'fcher Pulverwagen Schnell geleeret war die Schürze, Lag gestürzt am fernen Ort, Und Johanna schnell zu Fuß Und zerstreut am Boden lagen Wieder fort und in der Kürze Halfen von Patronen dort. Wieder da mit Überfluß . . . Dieses ward ein Mädchen mne, Wie auch dichter Kugelregen Die Johanna Stegen hieß, Von dem Feinde rings geschah, Die es mit entschlofsnem Sinne Immer ist Johanna Stegen Nicht zu nutzen unterließ. Mit der vollen Schürze da. Und so ist zuletzt geschehen, Was da zu vermuten war, Daß der Feind nicht länger stehen Konnte vor der Bürgerschar . . . (Friedr. Rückert.) Morand selbst ward verwundet und nach Boizenburg gebracht, wo er starb. 100 Franzosen waren gefangen ge- nommen, wurden aber auf Befehl Dörnbergs wieder frei- gegeben.

7. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 17

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 17 — begraben. Graf Grote zu Brese ließ ein hölzernes Kreuz auf ihr Grab fetzen; allein es verfiel mit der Zeit, und das Andenken an die Heldenjungfrau schien erloschen, bis auf An- regung Dannenberger Lehrer 1863 eine Eiche auf ihr Grab gepflanzt und ihr 1864 ein Denkmal gesetzt wurde. Auch auf der Steinkerhöhe an der Göhrde steht ein Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht. Rund umher blüht die Heide blutigrot; als geweihter Boden darf dieser Hügel nicht vom Pfluge zerriffen werden. Nach den glorreichen Siegen bei Leipzig wurde das Vaterland von dem verhaßten Franzosenvolk befreit. Das rechtmäßige Ministerium trat im Namen Georgs Iii. wieder in die hannoversche Landesregierung ein; der Prinzregent aber, der für feinen irrsinnigen Vater die Regentschaft führte, erklärte 1814 Hannover zu einem Königreiche. 7. Der Übergang zur neuen Zeit. So allgemein die Jubellieder waren, die das Volk beim Einzüge der rechtmäßigen Regierung hören ließ, so allgemein ward auch die Unzufriedenheit des Volkes mit dem Herr- schenden Regierungssystem Georgs Iv. In blindem Eifer wurden die wenig bewährten Einrichtungen wieder hergestellt und die franzöfifchen Schöpfungen, auch die guten und beliebt gewordenen, umgestürzt, als wenn das Jahr 1813 das Jahr 1803 gewesen wäre! Das Neue war die Berufung einer Ständeversammlung, die zur Hälfte aus Abgeordneten der Ritterschaft, zur Hälfte aus Staatsdienern und städtischen Beamten kstand. Diese Verteiluug entsprach keineswegs den tatsächlichen Verhältnissen, weil die Ritter (der Adel) nur 6% des Volkes darstellten. Die politischen und Menschenrechte des Bürger- und Bauernstandes wurden darum wenig ge- achtet. Die Früchte konnten nicht ausbleiben. Im Jahre 1823 ward das Königreich Hannover in sechs Landdrosteien geteilt, deren eine das Lüneburgsche aus- machte. An die Spitze der Landdrostei trat der Landdrost, W. Bube, Der Regierungsbezirk Lüneburg. 2

8. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

9. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 20

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
Ii. Geographie des Regierungsbezirks Kiineburg. Wo ich auch immer war, stets hat mich die Sehnsucht nach der stillen feierlichen Einsamkeit der Heide hingezogen. Wie das Meer, so hat auch die Heide ihren magischen Zauber. Ernst Ziel. A. Allgemeine Geographie. 1. Größe des Landes und seine Bewohner. Der Regierungsbezirk Lüneburg ist 11500 qkm groß und zählt 400000 Einwohner. Es kommen demnach auf 1 qkm nur 35 Menschen. (In den stark bevölkerten Rhein- gegenden wohnen über 100 Menschen auf 1 qkm.) Der Konfession nach sind sie meistens lutherisch, nur 4300 sind Katholiken und 1100 Juden. Die Pferdeköpfe am Giebel der alten Bauernhäuser lassen die Bewohner als Sachsen erkennen. Die Sprache ist der sächsische oder plattdeutsche Dialekt. Um Dannenberg und Lüchow, im sog. Wendlande, wohnen Nachkommen der Wenden, deren Nationaleigentüm- lichkeiten aber fast ganz geschwunden sind. 2. Grenzen. Die nördliche Grenze bildet gegen Hamburg, Lauenbnrg, Mecklenburg und Brandenburg die Elbe, im Osten wird der

10. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 21

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 21 — Regierungsbezirk von den Provinzen Brandenburg und Sachsen, im Süden von dem Herzogtum Braunschweig und den Regierungsbezirken Hildesheim und Hannover, im Westen vom Regierungsbezirk Stade begrenzt. 3. Bodenbeschaffenheit. Der Regierungsbezirk Lüneburg ist ein Teil der großen norddeutschen Tiefebene und gehört in seiner nördlichen Hälfte dein Flußgebiet der Elbe, in seiner südlichen dem der Weser an. Die Nebenflüsse der Elbe sind Aland, Jeezel, Ilmenau, Seeve und Este von der linken und Sude von der rechten Seite. Der einzige und zugleich größte Neben- fluß der Weser im Lüneburgschen ist die Aller, in die sich von rechts die Jse, Lachte, Örze und Böhme, von links die Oker, Fuse, Wieze und Leine ergießen. Fruchtbares Marsch- land haben die Elbe, Aller, Leine und Oker durch die fort- währenden Schlammablagerungen gebildet. Diese setzen sich aus einem Gemisch von Thon, Lehm, Sand und Pflanzen- teilen zusammen. Der schwere Boden umsaßt ungefähr 1000 qkm. Gegen die häufigen Überschwemmungen ist er an der Elbe und Aller (von Rethem an abwärts) durch Deiche geschützt. Einen eigentümlichen Anblick gewährt es, wenn man von den Elbdeichen in die sich an diesen hin- ziehenden Dörfer sieht. Die Häuser liegen meistens un- mittelbar hinter dem Deiche und ragen mit den Giebeln oft kaum hinüber. Eine weite, flache, fast baumlose Ebene dehnt sich aus, schnurgerade Kanäle und Dämme durchziehen die Marschen. Da reiht sich Acker an Acker, Wiese an Wiese, kein Fleckchen Erde liegt unbenutzt Große Viehherden weiden in dem üppigen Grase. Der Ackerboden ist so schwer zu bestellen, daß der Bauer wohl vier Pferde vor den Pflug spannen muß. Die ertragreichen Wiesen und die fetten Äcker haben den Marschbaner ziemlich wohlhabend gemacht. Doch leiden die Grundstücke oft unter den Überschwemmungen, die in den Jahren 1854 und 1888 an der Elbe sogar zu Deichbrüchen führten und den Segen vieler Dorffluren auf Jahrzehnte vernichteten. — Ganz anders ist der landfchaft- liche Charakter der Heide. Dieselbe nimmt den größten
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