Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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an den Schuhen. Hm Ende geriet«er gar unter die Werber, die ihn
als Rekruten nach Wien lieferten. Sie ließen ihn jedoch bald wieder
laufen, da sie merkten, daß er den Feinden nichts weniger als gefährlich
werden dürfte- denn er war sehr schwächlich und fast immer krank,
halbnackend kam er nunmehr nach Sachsen hinein, und weil er in
seinem armseligen Hufzuge nirgends Hrbeit fand, mußte er endlich
betteln.
Da traf es sich, daß er eines Hbends in einem Dorfe einen
Schmied um einen Zehrpfennig ansprach. Dem Meister, der mit vier
Gesellen arbeitete, fuhr die Stimme durch alle Glieder. Lr sprang
an die Tür, hielt dem Bettler das Sicht ins Gesicht und rief: „Je,
Bruder, bist du's oder bist du's nicht?" Mit unbeschreiblicher Freude
erkannte er seinen alten Freund. Der Schmied, der eine reiche
Witwe geheiratet hatte, brachte den matten, frierenden Pilger in
die Stube, legte ihm seine Sonntagskleider an, setzte ihn in den
Lehnstuhl am warmen Gfen, rief alle seine Leute zusammen und
sagte ihnen, das sei der liebe Bruder Schneider, von dem er ihnen
so viel erzählt und dem er es nächst Gott zu danken habe, daß
er nicht schon lange auf einem polnischen Kirchhofe liege. Die Meiste-
rin, die dem unbekannten Wohltäter ihres geliebten Ehegatten schon
oft Gottes Segen auf allen seinen wegen gewünscht hatte, war aus der
Küche hereingesprungen, hatte eiligst ihre Hand abgetrocknet und
sie unter freundlichen und herzlichen Grüßen dem werten Gaste hin-
gestreckt. Sie eilte aber bald wieder hinaus um zwei fette Gänse
abzuschlachten und ein festliches Mahl zu bereiten, wozu sie ihre
ganze Freundschaft laden ließ. Der Schmied aber ries einmal über
das andere: „Das soll mir ein Freudentag sein!" und herzte und
küßte den treuen Kameraden, der noch immer ganz verstummt drein
sah und die Sprache nicht recht finden konnte.
Die Gänse wurden fertig und der hungrige Schneider erinnerte
sich nicht, seit vielen Jahren so prächtig gespeist zu haben. Dabei
erzählte ihm der Schmied seine seitherigen Schicksale, was dem Schnei'
der wie die schönste Tafelmusik klang. Nachdem sich dieser satt ge-
gessen, mußte er auch erzählen, wie es ihm ergangen sei. Hlle Hn-
wesenden wurden gerührt und gewannen den Fremdling bei seiner
offenherzigen Erzählung so lieb, daß sie verlangten, er solle bei
ihnen seinen Wanderstab niederlegen, wer sehnte sich mehr nach
einem Plätzchen der Ruhe als unser Schneider! E§ fror ihn noch,
wenn er an die' Schneegestöber dachte, die er in manchem Winter
hatte durchfechten müssen. Mit Freuden ging er daher auf den Vor-
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34. Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt.
ie Glocke auf dem St. Georgenturme schlug die Mitternachtstunde.
Ein schweres Gewitter war im Nnzuge. Mit der Wut des
Tigers kam der Sturm geflogen. Rber bald wurde sein heulen und
Brausen überdröhnt von der mächtigen stimme des Donners, der in
heftigem, zürnendem Tone den zuckenden Blitzen Buhe zu gebieten
schien. Lin Wetterschlag folgte dem anderen. Da erscholl in die
Nacht hinaus der Feuerruf: ,,Es hat in den Turm von 5t. Georg
eingeschlagen!" In kurzer Zeit war der Platz um die Kirche mit
Tausenden von Menschen angefüllt. Nlle schauten beängstigt nach
dem Turmdache. Welchen Gang wird das Feuer nehmen? 5türzt
das Dachgebälk, so wird der 5turm den Brand in die dichte Häuser-
masse tragen, die dort auf der Westseite hart an die Kirche herantritt,
hier ist die feuergefährlichste Steile der ganzen 5tadt: zahllose höl-
zerne Emporlauben in engen Höfen, bretterne Dachgiebel, schindel-
gedeckte Schuppen und alles so zusammengepreßt, daß nirgends eine
Löschmannschaft mit Erfolg einem Feuer wehren kann. Dazu kommt,
daß das bedrohte Stadtviertel vor dem Winde liegt.
Da bahnte sich der Schieferdecker Npollonius Nettenmair einen
Weg durch die Menge. ,,Wenn einer helfen kann, so ist es Nettenmair!"
ruft dort eine Stimme. Eine dunkle Nöte überzog die bleichen Wangen
unseres Schieferdeckers,' seine schlanke Gestalt richtete sich hoch auf.
,,Bleib' ich," sagte er zu einem ihn begleitenden Freunde, „so denkt
an meinen Vater und an meines Bruders Weib und an seine Kinder!"
Mit großen Schritten eilte er die Turmtreppe hinauf, einige Bauhand-
werker folgten ihm. Wie er am Dachgebälk anlangt, da zuckt es
blau zu allen Turmluken herein und unmittelbar darauf rüttelt ein
prasselnder Donner an dem Turme. Npollonius war wie betäubt. Ein
dicker Schwefelqualm erstickte ihn. Er sprang nach der nächsten Dach-
luke um frische Luft zu schöpfen. Die Werkleute waren vor Schrecken
auf den obersten Treppenstufen stehen geblieben, „herauf!" ries ihnen
Npollonius zu. „Schnell das Wasser! Die Spritze! In diese Seite
muß es eingeschlagen haben, von da kam Luftdruck und Schwefelgeruch.
Schnell mit Wasser und Spritze an die Nusfahrtür!" Der Zimmermeister
rief schon auf der Leitertreppe hustend: „Nber der Nauch!" — „Nur
schnell!" entgegnete Npollonius. „Die Nusfahrtür wird mehr Luft
geben, als uns lieb ist." Der Maurer und der Schornsteinfeger folgten
dem Zimmermann, der die Schläuche trug, so schnell wie möglich
mit der Spritze die Leitertreppe hinauf. Die anderen brachten Wasser
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Extrahierte Personennamen: Georg Schieferdecker_Npollonius_Nettenmair Npollonius
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in Eimern. Rpollonius hatte die Dachleiter in der Rechten und griff mit
der Linken nach dem Riegel der Rusfahrtür. Rlle hatten die beste
Hoffnung; als aber durch die geöffnete Tür der wind hereinpfiff,
dem Zimmermann die Mütze vom Kopfe riß und heulend und rüttelnd
den Dachstuhl auf und ab polterte und Blitz aus Blitz blendend durch
die dunkle Öffnung brach, da war der Mutigste im Begriff die
Hand von dem vergeblichen Werke abzuziehen. Rpollonius mußte sich
mit dem Rücken gegen die Türe kehren um atmen zu können. Dann,
beide Handflächen gegen die Verschalung oberhalb der Türe gestemmt,
bog er den Kopf zurück um an der äußeren Dachfläche hinaufzusehen.
,,Roch ist zu retten!" rief er nach unten. Er ergriff den Zchlauch,
dessen unteres Ende der Zimmermann einschraubend an der Zpritze
befestigte, und wand sich den oberen Teil um den Leib. ,,wenn ich
zweimal hintereinander den Zchlauch anziehe, dann drückt los! Meister,
wir retten die Kirche, vielleicht die Stadt!"
Die rechte Hand gegen die Verschalung gestemmt, bog er sich aus
der Rusfahrtür, in der linken hielt er die leichte Dachleiter frei hinaus
um sie an den nächsten Dachhaken über der Türe anzuhängen. Es
kam Rpollonius zustatten, daß der wind die Leiter gegen die Dach-
fläche drückte. Er fühlte, sie hing. Zeit war nicht zu verlieren, er
schwang sich hinaus. Der Zturm schaukelte die Leiter samt dem Manne
wie eine Glocke hin und her. Gben hüpften bläuliche Flammen mit
gelben Zpitzen. Der Brand nahm noch einen kleinen Raum ein.
Roch war zu retten! Dieser Gedanke gab Rpollonius Kraft und die
brauchte er.
Die Leiter schaukelte nicht mehr bloß herüber und hinüber, sie
wuchtete zugleich auf und ab. was war das? Die Leiter hing ja
gar nicht an dem haken; er hatte sie an ein hervorspringendes
Eichenblatt der Blechverzierung eines Kranzes um die helmslange
angehängt. Zein und der Leiter Gewicht wuchtete an dem Ztück
und zog es immer mehr herab und bog die Zeite, an die er die
Leiter gehängt, nach vorne. Roch einen Zoll tiefer — und das Blatt
lag wagrecht und die Leiter glitt von dem Blatte herab und mit ihm
hinunter in die ungeheure Tiefe. Jetzt mußte sich sein Lebensmut
bewähren. Zcchs Zoll weit neben dem Blatte war der haken. Roch
drei leichte Zchritte die schwankende Leiter hinauf und er faßte mit
der linken Hand den haken, hielt sich fest daran und hob die Leiter
mit der rechten von dem Blatte herüber an den haken — und jetzt
stand er wieder auf der Leiter. Zwei Züge an dem Zchlauche und die
Zpritze begann zu wirken. Zie erwies sich kräftig; wo ihr Ztrahl
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unter den Rand der Schiefer sich einzwängte, splitterten diese krachend
von den Nägeln. Endlich lag die Brandfläche schwarz vor ihm,- dem
Strahl der Spritze antwortete kein Zischen mehr.
Es schlug 2 Uhr,- er hatte seine Pflicht getan, wo Tausende sie
nicht getan hätten,- er hatte die Stadt von der furchtbarsten Gefahr
befreit.
Nls der Mann die Leiter herabgekommen und in der Nusfahr-
tür verschwunden war, da begann unten eine alterszitternde Stimme
zu singen: „Nun danket alle Gott!" Nlle stimmten ein in den Ge-
sang und die Töne des Dankes schwollen durch die ganze Stadt,
über Straßen und Plätze, drangen in die Häuser hinein bis in
das innerste Gemach und stiegen bis in die höchste Bodenkammer
hinauf. Die ganze Stadt war eine einzige, große Rirche und Sturm
und Donner die riesige Grgel darin.
Und wieder erhob sich der Ruf: „Der Nettenmair! wo ist der
Nettenmair? N)o ist-der Helfer? wo ist der Netter? Wo ist der
brave Mann?" Er hatte sich im Türmerstübchen wohl eine halbe
Stunde zur Nuhe gelegt, zuvor aber die Nusfahrtür geschlossen, die
Lampen vorsichtig löschen, die Spritze leeren, die Schläuche in die
Türmerstube bringen lassen.
Nls er später den Heimweg antrat, begann unten eine große Not
für Npollonius. Er wurde von Nrm in Nrm gerissen. Seine Hände
wurden so gedrückt und geschüttelt, daß er sie drei Tage lang nicht
mehr fühlte.
Ein angesehener Mann hatte nach vollbrachter Rettung auf dem
nahen Marktplatze eine Geldsammlung begonnen. Geld lohne frei-
lich solch ein Tun nicht, wie der Brave es heute bewiesen,- aber
man könne ihm wenigstens zeigen, daß man wisse, was man ihm zu
danken habe. Eine namhafte Summe war rasch zusammengekom-
men. —
Die ihm übergebene Geldspende legte Npollonius Nettenmair in
die Hände des Stadtrates als Grundstock zu dem Rapital, das ein
städtisches Rrankenhaus erfordert.
Nach Dtto Ludwig.
35. Johanna Sebus.
Zum Andenken der siebzehnjährigen Schönen, Guten aus dem Dorfe
Brienen (unfern Kleve), die am 13. Januar 1809 bei dem Eisgange des
Rheins und dem großen Bruche des Dammes von Kleverham, Hilfe reichend,
unterging.
Der Damm zerreißt, das Feld erbraust,
Die Fluten spülen, die Fläche saust.
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Extrahierte Personennamen: Npollonius_Nettenmair Ludwig Ludwig Johanna_Sebus
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„Ich trage dich, Mutter, durch die Flut;
Noch reicht sie nicht hoch, ich wate gut.“ —
„Auch uns bedenke, bedrängt wie wir sind,
Die Hausgenossin, drei arme Kind!
Die schwache Frau! .... Du gehst davon!“ —
Sie trägt die Mutter durchs Wasser schon.
„Zum Bühle, da rettet euch! Harret derweil;
Gleich kehr’ ich zurück, uns allen ist Heil.
Zum Bühl ist’s noch trocken und wenige Schritt;
Doch nehmt auch mir meine Ziege mit!“
Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraust,
Die Fluten wühlen, die Fläche saust.
Sie setzt die Mutter auf sichres Land;
Schön Suschen* gleich wieder zur Flut gewandt.
„Wohin? wohin? Die Breite schwoll;
Des Wassers ist hüben und drüben voll.
Verwegen ins Tiefe willst du hinein?“ —
„Sie sollen und müssen gerettet sein!“
Der Damm verschwindet, die Welle braust,
Eine Meereswoge, sie schwankt und saust.
Schön Suschen schreitet gewohnten Steg,
Umströmt auch gleitet sie nicht vom Weg,
Erreicht den Bühl und die Nachbarin ;
Doch der und den Kindern kein Gewinn!
Der Damm verschwand, ein Meer erbraust’s,
Den kleinen Hügel im Kreis umsaust’s.
Da gähnet und wirbelt der schäumende Schlund
Und ziehet die Frau mit den Kindern zu’Grund
Das Horn der Ziege faßt das ein',
So sollten sie alle verloren sein!
Schön Suschen steht noch strack und gut:
Wer rettet das junge, das edelste Blut?
Schön Suschen steht noch wie ein Stern;
Docli alle Werber sind alle fern.
Kings um sie her ist Wasserbahn,
Kein Schifflein schwimmet zu ihr heran.
Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf,
Da nehmen die schmeichelnden Fluten sie auf.
* Suschen, weil dem Dichter der Name Hannchen nicht gefiel.
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Kein Damm, kein Feld! Nur hier und dort
Bezeichnet ein Baum, ein Turm den Ort.
Bedeckt ist alles mit Wasserschwall;
Doch Zusehens Bild schwebt überall. —
Das Wasser sinkt, das Land erscheint
Und überall wird schön Luschen beweint. —
Und dem sei, wer’s nicht singt und sagt,
Im Leben und Tod nicht nachgefragt!
Johann Wolfgang v. Goethe.
36. Heinrich Hilgard.
Ht^enige Pfälzer wissen etwas Genaueres von ihrem Landsmann Hein-
^^rich Hilgard oder, wie er sich in Amerika umgenannt hat, Henry
Billard (spr. Willfahr). Wer in den letzten Jahren in Speyer gewesen
ist, weiß wohl durch die Gedenktafel am Königsplatz, daß Hilgard ein
Speyerer Kind war, und die Zweibrücker wissen, daß er in ihrer Stadt
ein schönes Waisenhaus hat erbauen lassen und daß eine Straße und
ein öffentlicher Platz, ans dem seit 1905 die Schillerlinde gepflanzt ist,
seinen Namen tragen. Einige wissen auch, daß Hilgard in Amerika stein-
reich geworden ist, so reich wie Herr Kannitverstan, und vielleicht wissen
sie sogar, daß er eine große Eisenbahn im Westen von Nordamerika ge-
baut hat. Das ist alles.
Man sollte aber von Hilgard mehr wissen, von seinem Leben und
von seinen Werken. Sein Leben lehrt, wie die Not den Menschen erzieht.
Seine Werke aber sind uns ein Beweis dafür, daß das Beste, was der
Mensch auf Erden leisten kann, im gemeinnützigen Wirken besteht, nicht
im Erwerben für sich, sondern im Schaffen für das große Ganze, für
die Mitmenschen in Gegenwart und Zukunft.
I.
Heinrich Hilgard wurde im Jahre 1835 zu Speyer geboren als der
Sohn eines Friedensrichters. Sein Vater war ein strenger und ernster
Mann, seine Mutter aber eine freundliche, nachsichtige Frau. Den größten
Teil seiner Kindheit verbrachte Hilgard in Zweibrücken, wohin sein Vater
1839 als Staatsanwalt versetzt worden war. Der Knabe hatte eine
glückliche Kindheit; er spielte gerne im Haus und ans der Straße, mit
seinen Schwestern, den Nachbarskindern und den Schulkameraden. In
der Volksschule, dann im Gymnasium rückte er von Jahr zu Jahr vor.
Da lenkte die unruhige Zeit der Jahre 1848/49 sein Leben znm ersten
Male ans der geraden Bahn.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Wolfgang_v Johann Goethe Heinrich_Hilgard Heinrich Hilgard Henry
Billard Hilgard Kannitverstan Hilgard Heinrich_Hilgard Heinrich Hilgard
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Speyer Königsplatz Amerika Nordamerika Speyer
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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fasset die Kleinen zu mir kommen!
Erster Abschnitt.
3ur Pflege der Religiosität und
Sittlichkeit.
1. Fang an mit öott!
ii^iang an mit öott! Das ist ein schützend Wort -
mw/Ji ^ni) roani) rc l-utzig deine Pfade fort
■ 3wll\ Und ziti're nicht vor untzeildrotz'nden wegen!
Mit öott! Das ist ein Wort voll reichem Segen:
Da roankt in deiner fjanb kein wanderstad.
Du schreitest sicher dann bergauf, hergab
Und findest leicht, voll Kraft und voller 6nade,
Durch Sturm und Kampf allzeit die rechten Pfade.
Mit öott! Da wird vor keiner Pacht dir dang,
Das ist dein sicht auf jedes Pbgrunds fjang.
Cs ist in Cis und Schnee wie fonn'ge Matten,
tm Sonnenbrand roie kühler Waldesschatten.
Cs hält des fjeils und auch des Segens viel.
Fang an mit öott, du kommst ans rechte Ziel!
Franz Xaver Seibl.
Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz.
1
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Franz_Xaver_Seibl Franz
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2. Hlus der Schule ins Leben.
Ojvr Tñg der Entlassung aus der Schule gilt der Jugend als ein
^ Freudentag. Er ist aber auch ein wichtiger Markstein, der den
Garten der sorglosen Kindheit von dem Felde ernsten Lebens scheidet.
Vielleicht erinnerst du dich noch, junger Leser, der Stunde, wo du
an der Hand der lieben Mutter zum ersten Male die Schwelle des Schnl-
hauses überschrittest und dem Lehrer entgegengingst, der mit freundlichem
Worte dir die Hand zum Willkomm bot. Bald fühltest du dich heimisch
in dem neuen Raum und der Kreis neuer Menschen, der dich jetzt um-
fing, wurde dir lieb und wert. Außer dem Elternhause gibt es wohl
keinen Ort, der dir so unvergeßlich bleiben wird wie die Statte, wo du
die ersten Anfänge menschlichen Wissens bemeistern lerntest und wo du
nach ernster geistiger Arbeit im frohen Spiele mit den Jugendfreunden
soviele Stunden der Freude genießen konntest. Wie köstlich war es an
den schulfreien Nachmittagen und in den Ferien, auf Wiese und Anger,
in Busch und Wald zu spielen oder uuter Führung des Lehrers einen
hohen Berg zu besteigen oder durch das stille Gemäuer einer verfallenen
Burg zu schweifen! Diese glückliche Zeit bleibt dir ein unbezahlbarer
Schatz, den dir niemand rauben kann und der dich in mancher Stunde
des späteren Lebens mit Frohgefühl laben wird. Wem Gott eine heitere
Jugend geschenkt hat, der trägt einen Sonnenstrahl im Herzen durchs
ganze Leben.
Aber der Knabe soll zum Manne reifen, das Mädchen zur Frau.
Die Schulzeit hat ihr Ziel erreicht. Mit froher Zuversicht trittst du
hinaus in die Welt um dir mit eigener Kraft dein Glück zu schmieden.
Wohin auch immer das Leben dich ruft, sei es zu Pflug und Egge,
zu Hammer und Zange, zu Dampf und Rad, zu Küche und Kammer,
überall begehrt man von dir geschickte Hand, geschärften Verstand,
Arbeitsernst und Lebensart.
Schule und Kirche haben sich bemüht dir ihr Bestes zu geben: sie
schärften deine äußeren Sinne für die Erscheinungen des Lebens, sie übten
dein inneres Auge für alles, was gut, schön und wahr ist, sie senkten
in dein Herz uneigennützige Nächstenliebe und festes Gottvertrauen,
Tugenden, die dir ein sicherer Führer durch alle Stürme und Bedräng-
nisse des Lebens sein sollen. Der Gedanke an Gott wird dich nicht bloß
in den Tagen des Leids und Unglücks emporrichten, er wird dich auch
von Menschenfurcht und den Schwächen deines Herzens befreien, wird
dich bescheiden machen in der Schätzung deiner eigenen Kraft und Arbeit
und dich heiter und zufrieden erhalten in allen Lagen des Lebens.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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3
Zwei Male richten sich hoch im Handeln und Streben des Menschen
ans: das Recht und die Pflicht. Ein großer Kreis von Rechten, die
für unsere Ahnen unfaßbar gewesen wären, hat sich dem Manne der
Neuzeit aufgetan: aus dem leibeigenen Untertan ist ein freier Bürger
geworden, der unter dem mächtigen Schutze der Staatsgesetze frei lebt,
mit eigenem Leib und Gut frei schalten kann. Jeder Mann, ob hoch
oder niedrig, hat ein Anrecht, in allen Angelegenheiten der Gemeinde, des
Staates und des Reiches mitzuarbeiten. Das Vertrauen seiner Mit-
bürger beruft auch den einfachsten Mann zur Rechtsprechung, es berechtigt
ihn zur Mitarbeit an der Gesetzgebung, an allen öffentlichen Einrich-
tungen, die der Ordnung und der Förderung der menschlichen Gesellschaft
gewidmet sind.
Aber je weiter sich die Rechte des Bürgers ausdehnen, desto ein-
dringlicher erhebt die Pflicht ihre Forderungen. Mit der Vollendung des
sechsten Lebensjahres begann sie als Schulpflicht, die der Staat fordern
muß, damit seine Bürger befähigt werden die Gesetze des Landes zu ver-
stehen und zu achten, an den Fortschritten in Landwirtschaft, Gewerbe
und Industrie mitzuarbeiten und mitzuwirken an allem, was die sach-
lichen und geistigen Güter der Menschheit mehren kann. — Fast un-
mittelbar an die Schulpflicht reiht sich die Wehrpflicht an, der sich
jeder wehrfähige Deutsche ohne Ansehen der Person zu unterziehen
hat. Sie stellt an Jüngling und Mann die höchsten Anforderungen,
verlangt von ihnen das Opfer an Gut und Blut, wenn das Vaterland
bedroht wird.
Ist die Wirksamkeit im öffentlichen Leben noch fast ausschließlich
ein Vorrecht des Mannes, so ist die Führung des Haushaltes die Ehre
der Frau und für das Gedeihen von Familie und Volk von nicht minderer
Bedeutung als die Tätigkeit des Mannes. Der Staat verlangt von dem
heranwachsenden Mädchen die gleiche Schulbildung wie vom Knaben.
In manchen Gemeinden bestehen noch eigene Veranstaltungen, um die
weibliche Jugend für ihre besondere Aufgabe im späteren Leben, die
Führung des Haushaltes, zu befähigen. Diese Bildungsgelegenheit zu
benützen sollten insbesondere diejenigen Mädchen nicht versäumen, denen
besondere Verhältnisse die Erlernung der Hauswirtschaft unter der Leitung
der eigenen tüchtigen Mutter unmöglich machen.
Die schwersten Pflichten aber hat jeder, ob Jüngling oder Jungfrau,
gegen sich selber. Mit dem Austritt aus der Schule beginnt die schöne
Aufgabe der Selbstbildung und Selbsterziehung. Es gilt nun nicht allein
im erwählten Berufe sich zu vervollkommnen sondern auch das llnrecht
und Schlechte zu meiden, der Tugend und allem Erhabenen nachzustreben,
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