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1. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. IV

1907 - Leipzig : Wunderlich
Vorwort zur 2. vollständig umgearbeiteten Auflage. Das spezielle Fachziel für den Unterricht in der Heimatkunde bezweckt: 1. Kenntnis der Heimat nach Bodengestalt, Bodenbeschaffen- heit, Klima, Bewässerung und außerdem Bekanntschaft mit der Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt nur insoweit, als sie von dem heimatlichen Boden nsw. in ihren Existenzbedingungen abhängig sind. 2. Erläuterung der geographischen Grundbegriffe und Gesetze an den Objekten der Heimat. 3. Einführung in das Verständnis des Kartenbildes durch kartographische Aufnahmen von einzelnen Landschaftsbildern im verkleinerten Maßstabe. Die Ausgabe des heimatkundlichen Unterrichts ist hiernach groß und schwierig; darum hat der Verfasser in vorliegender Heimatkunde die heimatliche Flur in kleinere natürliche Gebiete, wie Zeisigwald, Gablenz- bach, Talkessel, Adelsberger Höhenrücken, Schloßteich usw. zerlegt. Nur an diesen sogen, „geographischen Individuen" kann der Lehrer die Wechsel- beziehungen zwischen Boden, Klima, Bewässerung und den hier weilenden Lebewesen nachweisen. Die einzelnen Glieder einer solchen natürlichen Gemeinschaft stehen in ursächlichem Zusammenhange, und diesen inte- ressanten Beziehungen nachzuspüren, hat sich der Verfasser bei Ausarbeitung der Lektionen zur Hauptaufgabe gemacht. Der reichhaltige Lehrstoff ist nach der Fassungskraft der Schüler und nach den Grundsätzen: „Vom Leichtern zum Schwierigem, vom Einfachen zum Zusammengesetzten!" auf die verschiedenen Klassenstufen verteilt (siehe Inhaltsverzeichnis) worden. Z. B. sind die abschließenden Lektionen über Gewerbe, Handel, Verkehr, Wohltätigkeitsanstalten, städtische Verwaltung, heimatlicher Himmel usw. für die reiferen Schüler auf den oberen Klassen- stufen berechnet. Das setzt aber voraus, daß einzelne angemessene Er- fahrungen und Mitteilungen über diese Themen auch schon aus der Mittel- stufe gemacht und gegeben, aber erschöpfend erst später behandelt werden. Auch in der Anordnung der Unterrichtseinheiten, der einzelnen Unterrichtsziele, ist nach diesen Grundsätzen verfahren worden. Die Lek- tionen über Schulstube, Schulhaus und Schule mit Umgebung führen den Schülern die horizontale Ausdehnung (in die Länge und Breite) und die Lage der Dinge (Himmelsgegenden) anschaulich vor. Sie sehen die be- treffenden Objekte in natura und im verkleinerten Maßstabe, im Grund- riß, an der Wandtafel oder auf großen Zeichenvorlagen. Die Unterrichts- einheiten, Beutenberg, Adelsberger Höhenzug, Sächsisches Mittelgebirge zeigen die vertikale Ausdehnung (die Erhebung), die Bodengestalt der

2. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. V

1907 - Leipzig : Wunderlich
- V — Heimatgegend in der Wirklichkeit und ihre Darstellungsformen auf der Karte. In den nun folgenden Lektionen über die Gewässer der Heimat werden die Schüler noch weiter in das Kartenverständnis eingeführt durch das Zeichnen der soeben angeschauten Landschaft im Gelände (am Aus- sichtspunkte selbst, siehe Lektion 7!) und im Schulzimmer an der Wand- tasel. In einer abschließenden Lektion (Kappelbach und Pleißa) werden die verschiedenen Kartenzeichen an der Heimatkarte nach ihrer Bedeutung nochmals besprochen, zusammengestellt und durch viele Übungen eingeprägt. Die Anordnung des heimatkundlichen Lehrstoffes ist demnach typisch für alle Volksschulen nicht nur in Chemnitz und Umgegend, sondern auch sür die anderen Städte und Dörfer. Nur hat jeder Lehrer diesen allgemein gültigen Gang speziell seinen örtlichen Verhältnissen anzupassen. Die Lehrer der 1. Bezirksschule (Chemnitz) lassen auf die Lektionen über Schulstube und Schulhaus die Besprechung des Kaßberges, der Naben- steiner Höhe, des Kappelbaches usw. folgen. Die Schulen der Süd- Vorstadt behcindeln die Reichenhainer Höhe und den Bernsbach eingehender. Höhere Mädchenschule an der Brückenstraße, höhere Knabenschule und 2., 4. und 5. Bezirksschule können im großen und ganzen den vorliegenden Plan benutzen. Auch bezüglich der methodischen Durcharbeitung der ein- zelnen Unterrichtseinheiten sind wesentliche Verbesserungen zu bemerken. Die Unterrichtsziele sind konkreter gefaßt worden, damit die Schüler gleich durch die Zielangabe recht packend in den zu behandelnden Vorstelluugs- kreis versetzt werden. Jedem Spaziergange geht eine Vorbereitung voraus; denn der Schüler soll sich auf demfelbeu nicht in das Vielerlei und in Nebensächlichkeiten verlieren. Die Aufmerksamkeit wird fchon in der Vor- bereitung auf die wichtigsten Punkte des betreffenden Gebiets gelenkt, die dann in Form von Fragen (als Teilziele) auf dem Spaziergange und in der Unterrichtsstunde ihre vollständige Beantwortung finden. (Siehe Z.lektion!) An charakteristischen Punkten des betreffenden Landschaftsgebietes wird gleich an Ort und Stelle die aufgestellte Frage und das Warum einer Erscheinung kurz erledigt, womöglich von den Schülern selbst angegeben; ausführlichere Belehrungen aber gehören nur iu die Unterrichtsstunde. In derselben erzählen die Schüler zunächst nach einem aufgestellten Gedanken- gange von den gemachten Beobachtungen. In der darauffolgenden Be- fprechuug wird das gewonnene Anschauungsbild uoch geklärt und vertieft durch Aufsuchen des betreffenden Gebiets auf dem Relief, durch Hervor- Hebung der wichtigsten Einzelobjekte, durch Zeichnung von Einzelbildern nach den Hauptformen der Erdoberfläche von Hirt, Breslau, durch ent- fprechende Bilder und Photographien der Heimat. Die Begriffsmomente des Berges und anderer Bodenformen, der Gewässer usw. hebt der Lehrer am Relief und an einer Einzelzeichnung hervor. Auch die Gründe für merkwürdige Naturereignisse, die Wechselbeziehungen zwischen Bodengestalt, Bewässerung, Klima, Produkten und Beschäftigungen, die Abhängigkeit des Menschen von der Scholle, der Einfluß der Natur auf die Ansiedelung,

3. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. VII

1907 - Leipzig : Wunderlich
— Vii — etwas schärfer gezogen und noch einige schwierigere Stoffe auf die höheren Klassenstufen verteilt worden. Im 3. Schuljahre kommt es hauptsächlich darauf an, daß die Schüler einen Berg, einen Höhenrücken, einen Bach, einen Fluß, einen Teich, eine Hoch- und Tiefebene mehrmals sehen und auf Grund der Wirklichkeit in die Zeichen der Karte umsetzen und karto- graphisch (in Faustzeichuuugen) darstellen lernen, daß sie fleißig zu Be- obachtungen am Himmel, in der Lust, am Bache, im Walde und auf dem Felde angeregt werden. Diese Beobachtungen müssen aber bis in die Klasse I fortgesetzt und die früheren immer wiederholt werden. Sie haben auf den entsprechenden Klassenstufen stets als Ausgangspunkt für die betreffenden Partien der physikalischen und mathematischen Geographie, Naturgeschichte und Naturlehre zu dienen. Die Verteilung richtet sich nach dem jeweiligen Lehrplan für die Geographie und Naturkunde der betreffenden Schulanstalt, die Anknüpfung läßt sich dann leicht von jedem Lehrer selbst finden. Den Lektionen über den Verkehr, über die Obrig- feit und über den Wehrstand sind Erläuterungen zu dem Post- und Militärwesen, zu den königlichen Behörden der Stadt Chemnitz eingefügt worden. Ganz neu ist die Lektion Nr. 16: „Aus der Geologie der Heimat". Bei Ansarbeituug des vorliegenden Themas hat der Verfasser die entsprechenden Vorarbeiten der Herren Prof. Dr. Sterzel und Lehrer Pelz in Chemnitz benutzt. Für die erhaltenen Anregungen sei hiermit den genannten Herren aufs herzlichste gedankt. Chemnitz, im Februar 1902. Hermann Prüll. Vorwort zur 4. Auflage. Im großen und ganzen ist die Anlage des Buches geblieben, nur hie und da ist der Stoff erweitert und anders verteilt worden. Auf Vorschlag eines Rezensenten sind die Besprechungen über Wohltätig- keits- und Bildungsanstalten, über Handel und Verkehr ins 8. Schuljahr und das neue Rathaus mit der abschließenden Lektion über Obrigkeit und Wehrstand ins 7. Schuljahr verlegt worden. Die abschließenden Lektionen über Winde und Niederschläge müssen im 6. Schuljahre erfolgen, weil auf dieser Klassenstufe in der Physik die Wärmelehre behandelt wird. Jede Schule kann die Anordnung nach dem bestehenden Lehrplane und nach den eigenen Schulverhältnissen treffen. Für die vielfachen Anregungen und wohlwollenden Beurteilungen dankt und eine günstige Aufnahme auch für die neue Auflage wünscht Chemnitz, den 1. Oktober 1906. H. Prüll.

4. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. 4

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 4 — führt uns auf dem Rückwege an die Quelle und den Lauf des Berns- baches. Der 4. Spaziergang gilt dem Chemnitztale bis an den Zu- sammeufluß der Zwönitz und Würschnitz. Der Rückweg auf der Stollbergerftraße gibt uns Gelegenheit, die Talmulde des Erzgebirgifchen Beckens und einen großen Teil des Sächsischen Mittelgebirges zu überschaue«. 5. Nach der Besichtigung des Schloßteiches kann man auch durch den Küchwald bis zur Bismarckhöhe (Turm) wandern, um Quelle, Lauf und Mündung der Pleißa und die Sandgruben von Borna kennen zu lernen. 6. Gang durch die innere Stadt, Besuch des Bahnhofs. Die auf Spaziergängen gewonnenen Anschauungen frischen wir immer wieder durch Ausblicke von der Plattform nnsres Schulhauses auf. Um diese mehrstündigen Exkursionen ausführen zu können, sollten die beiden Fächer Heimat- und Naturkunde in eine Hand und auf einen Nachmittag gelegt werden. Außerdem müssen die Schüler den Auf- und Niedergang der Sonne, den Einfallswinkel der Sonnen- strahlen an den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, die verschiede- nen Winde, Niederschläge, die Durchlässigkeit und Verwitterung des Bodens usw. beobachten. Der Heimatkundenlehrer gibt zu diesem Zwecke den Schülern an, welche Be-obachtun gen, wann und wo sie zu machen sind. Diese Erfahrungen, welche von den besten Schülern in ein Heft eingeschrieben worden sind, bieten dann bei den Unter- redungen über Wind, Wetter, Sonne, Mond, Erde usw. eine anschau- liche Grundlage und in der mathematischen Geographie die rechten Anknüpfungspunkte. Auf den Spaziergängen erwägt der Lehrer mit seinen Schülern die Lage, Größe des fraglichen Erdraums, das Ab- häugigkeitsverhältuis des Einzelnen zum Ganzen. Bei jeder Wendung eines Baches, Verlangsamung seines Gefälles, Veränderung des Wetters wird nach dem Warum gefragt. Höhen, Ebenen, Plätze, Täler werden von den Schülern gemessen oder nach ihrer Höhe, Länge, nach ihrem Flächenraum geschätzt und die Angaben vom Lehrer bestätigt oder berichtigt. Pflanzen, Tiere, Beschäftigungen der Menschen erkennen die Schüler in ihrer Abhängigkeit vom heimatlichen Boden. Sie er- fahren, daß auf Sandboden nur Kiefern und Heidekraut, auf fettem Humusboden Weizen, Gerste und Gemüsearten, in Sümpfen Binsen und verschiedene Moosarten zu finden sind. Die Zöglinge sagen, . warum die Wälder auf dem Rücken und den Abhängen der Berge, die Felder auf den trocknen und die Wiesen auf den feuchten Teilen der Ebene oder des Tales zu suchen sind. Auf magerem Heidelande entfaltet sich ein andres Tierleben als auf sumpfigen Wiesen; in den üppigen Grasniederungen des Chemnitztales wird Viehzucht, an den fruchtbaren Abhängen der Reichenhainer Höhe Ackerbau getrieben; auf dem Porphyrboden des Zeisigwaldes arbeiten Steinbrecher und Stein- metzen; auf dem Lehmboden des Sonnenberges stehen Ziegeleien. Auch

5. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. 5

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auf die Verbesserung des Bodens durch Berieselung, Düngung, Urbar- machung, Austrocknen der Sümpfe, Eindämmen der Bäche und Flüsse muß bei passender Gelegenheit aufmerksam gemacht werden. Die Schüler lernen auf dieser Stufe auch den Einfluß der Bodenerhebung auf die Feuchtigkeit, auf das Klima und die Vegetation einsehen. Z. B. schmilzt der Schnee in den Tälern und in dem Talkessel von Chemnitz früher als auf den Bergen ringsherum; unten im Chemnitz- tale gedeihen Obst, Gemüse, Getreide, oben auf dem Adelsberge nur Nadelhölzer, saure Gräser, dürftiger Hafer. Am Südabhange des „Sächsischen Mittelgebirges" werden die Getreide- und Obstarten früher reif als auf der Nordseite desselben. Auf diese Weise lernen die Schüler schon hier allmählich verstehen, wie die Teile eines Erd- ganzen in enger Harmonie einander bedingen und wie durch die nimmer ermüdende, rastlose Tätigkeit seiner Bewohner die Dinge der Natur in den Dienst der Menschen gestellt, unwirtliche Gegenden durch Fleiß zu fruchtbaren Gefilden umgeschaffen werden. Eine solche Ve- trachtuugsweise stählt die Willenskraft, regt die Denkkraft an, und nur so kommen lebensvolle Anschauungen, klare Vorstellungen und Begriffe, bestimmte Gesetze und Urteile im Geiste des Zöglings zustande. Diese höhern Bewußtseinsinhalte gehören zu den wichtigsten und nnentbehr- lichsten Geistesprodukten. Sie bilden das sicherste Fundament, auf welches das zukünftige Gebäude der Erdkunde fest und dauernd auf- gebaut werden kann; denn sie sind aus Sinneswahrnehmungen, lebens- vollen Landschaftsbildern hervorgegangen, welche immer im Hinter- gründe des Bewußtseins bereit liegen und sofort bei Nennung des geographischen Begriffs zur Illustration über die Schwelle des Be- Wußtseins treten. Das sind die sogenannten apperzipierenden Vor- stelluugen, die bei Besprechung eines fernen geographischen Objektes auf einer höhern Klassenstufe wie gewappnete Männer in: Bewußtsein stehen, um die neuen dargebotenen Vorstellungen zu erobern, sich der- selben zu bemächtigen. Sie beleben die an sich leeren Worte des Geographielehrers, die toten Zeichen in der Wandkarte. Durch sie allein kommt die Aneignung des Neuen klar und rasch, ohne Hem- mung, mit Lustgefühl zustande. Sie geben z. B. der Karte erst die horizontale und vertikale Ausdehnung. Da soll der Schüler in der Geographiestunde Tausende von Meilen durcheilen, sich bei 272 Quadrat- meilen etwas denken, von der Größe fremder Städte, Meere, Hoch- gebirge, Ströme sich ein Bild machen. Das ist nur möglich, wenn ihm hierbei aus dem Innern die lebensvollen, ähnlichen Vorstellungen der Heimat zu Hilft kommen; aus ihnen kann sich das Kind der Wirklichkeit annähernde Landschaftsbilder von fremden Erdteilen zu- sammenstellen, und so wird die Phantasie angeregt und entwickelt. Aus diesem Grunde müssen möglichst viel geographische Be- griffe schon in der Heimatkunde auf anschauliche Weise gewonnen

6. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. 6

1907 - Leipzig : Wunderlich
werden. Gerade unsre Gegend ist so reich an Anschauungsobjekten zur Bildung geographischer Begriffe und physikalischer Gesetze. Z. B. gibt die Angnstusburger Straße am westlichen Abhange des Adelsberges mit ihren Zickzackwendungen das deutliche Bild einer Gebirgsstraße in den Alpen, die Bodensenkung auf dem Höhenzuge zwischen dem Adels- und Beutenberge das eines Sattels (Joches), der Eisenbahndnrchschmtt im Deubners Berge das eines Passes, ein Vorsprung am Ufer des Schloßteiches das einer Halbinsel oder Landzunge; die Einbuchtungen in die Schloßteichinsel veranschaulichen den Busen (Golf), die Wind- wehen Dünenbildungen, die heimatlichen Schneefelder und Eisflächen Gletscher und Nordpollandschaften. Der Schloßteich erweitert sich in der Phantasie des Schülers zum See, zum Meere. Die Höhe der heimatlichen Berge, der Flächenraum unseres Weichbildes dienen als anschauliche Maßstäbe für ferne Höhen und Flächen. Soll der Schüler das politische Leben, die Wehrhastigkeit der Griechen, der Römer, der alten Deutschen verstehen, so muß er vorher von unfrer städtischen Obrigkeit und ihrer Tätigkeit, sowie von der Aufgabe uusers Militärs gehört haben. Die olympischen Spiele, die mittelalterlichen Turniere sind aualog unsern Turner- und Schützenfesten. Die Gewerbegenossen- schasten (Innungen) erinnern an das Zunftwesen des Mittelalters, die Burg Lichtenwalde und Harras an das Rittertum, das Kloster (jetzt Schloß) und die Sage vom Mönche Erwin ans Monchsleben, die alte Kaiserstraße (Zschopauerstraße) an die Heereszüge im dreißig- jährigen Kriege, der rote Turm und die vielen Bleichen an die alte Stadt und die Beschäftigungen im Mittelalter. Das Gewerbemuseum und die Sammlung des Geschichtsvereins hier führen auch einzelne historische Stoffe anschaulich vor die Sinne der Kinder. An diese in der Heimat gewonnenen Erfahrungen und Anschau- uugeu kann der Lehrer in der Geographie- und Geschichtsstunde an- knüpfen, indem er in der Vorbereitung diese bekannten, alten Vor- stellungen ins Bewußtsein ruft, verstärkt, klärt, ergänzt und dadurch zu Apperzeptionshilfen für den neu darzubietenden Stoff macht. Die vielen Definitionen und der ganze systematische Stoff zu Anfang der geographischen Lehrbücher und Leitfäden schweben ohne diese anschau- lichen Vorstellungen in der Luft. Die allgemeinen Abhandlungen über Gewässer, Gebirge, Produkte, Beschäftigungen usw. sind für die Schüler nur leere Worte ohne den entsprechenden Sachgehalt; bloße Worte aber gehen an der Kindesseele spurlos vorüber; sie machen keinen Eindruck. Erst wenn die Worte des Lehrers, die Zeichen der Landkarte die mit diesen verbundenen lebensvollen Vorstellungen wecken, gestalten sich dieselben in der Phantasie der Kinder zu anschaulichen Bildern. Das systematische Material der Geographie, sowie der Land- karten müssen sich die Schüler nach und nach selbst erarbeiten. In der Heimatkunde wird damit der Anfang gemacht; jede Lektion leistet

7. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. 7

1907 - Leipzig : Wunderlich
einen Beitrag zur Bildung dieses Systems, indem die gewonnenen geographischen Begriffe usw. durch kurze Sätze schriftlich fixiert und die angeschauten kleineren Landschaftsgebiete vom Schüler selbst als Spezialkarten in ein Heft eingetragen werden. Jedes Blatt enthält einen Teil der Heimat, so daß bei Zusammenstellung aller Spezial- kärtchen die vollständige Karte der Heimat herauskommt. Die Zeichen derselben müssen möglichst denen der gedruckten Landkarten angepaßt sein. Ein Plateau wie z. B. der Gipfel des Sonnenberges wird mit hellbraunem Stifte als matte Wellenlinie -, der Höhenzug des Sächsischen Mittelgebirges mit zwei dunkelbraunen Wellenlinien und zwar die Seite steilen Abfalls stärker ccccccc;, der Berg darauf mit einem dunkelbraunen Sterne gezeichnet. Die Bäche, Flüsse, Teiche erscheinen blau, Straßen schwarz, resp. weiß, die Grenzen rot, die Kanäle (Mühlgraben) blau und die Eisenbahnen rot punktiert. Die Dörfer werden durch ein fchwarz umrandetes Rechteck, die öffentlichen Gebäude durch ein schwarzes Quadrat und der Wald mit grünen nach oben gerichteten spitzen Winkeln dargestellt. Zur Ausführung solcher farbigen Zeichnungen an der Wandtafel eignet sich die bunte Wandtafelkreide von I. W. Guttknecht. Es handelt sich hier nicht um schöne, genaue, kunstgerechte Kopien mit allen Einzelheiten nach Vorlagen, sondern es genügen gewöhnliche Faustzeichnungen mit den charakteristischen Flußwendungen, Ge- birgsrichtuugeu, Grenzbestimmungen usw. Der Zweck dieser Zeich- nungen ist erreicht, wenn sich der Schüler der Bedeutung dieser symbolischen Zeichen während der Nachahmung bewußt ist; er wird dann auch die gedruckten Landkarten richtig zu deuten ver- stehen. Dieses Zeichnen bereitet so das Kartenlesen in vorzüg- lichster Weise vor, und eine Karte erweckt bei derartig vorberei- teten Schülern stets das Gefühl der Naturwahrheit. Die Unter- osfiziere in Feldzügen, die Touristen in den deutschen Mittelgebirgen und Alpen sind dann schon durch die Volksschule befähigt worden, die Sinnbilder der Landkarte, die in einer Geheimsprache zu uns reden, zu verstehen. Also die Heimatkunde bereichert den Schüler mit Kenntnissen aus der Heimat, die später Wert haben für den Unterricht in der Geographie, Geschichte, Naturkunde, Geometrie und für das praktische Leben. Sie schärft die Sinne, den Verstand und das Urteil, fördert die Sprache, belebt die Phantasie, befähigt den Schüler, die Dar- stelluugsformen der Landkarten, in welchen die Erfahrungsschätze der Geographie niedergelegt sind, zu verstehen und durch dieselben seine Kenntnisse in diesem Fache zu erweitern.

8. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. 8

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— 8 — 2. Die Stoffauswahl. Die obige Aufgabe der Heimatkunde wird nur dann in der rechten Weise gelöst, wenn aus dem umfangreichen Materials die wertvollen (typischen) Objekte ausgewählt worden sind. Nur solche Themen dürfen hier der Besprechung gewürdigt werden, die später wertvolle Anknüpfungspunkte bieten für den Unterricht in der Geographie, Physik, Naturkunde, Geschichte, Geometrie, die geeignetes Anschauungs- Material zur Bildung geographischer Begriffe, physikalischer Gesetze, naturkundlicher Vorstellungen liefern und das Interesse für gefchicht- liche Stoffe wecken. Die ausführliche Straßen- und Wohnnngs- kenntnis, sowie die genaue Zeichnung aller Plätze, Anlagen mit Wegen, Beeten und Rnndteilen, desgleichen aller wertlose geschichtliche Notizenkram ist zugunsten wichtigerer Themen vom Lehrplane der Heimatkunde auszuschließen. Es genügt, wenn nur die Hauptstraßen eines Stadtteils mit den öffentlichen Gebäuden angegeben und ge- zeichnet werden. Die allerorts vorkommenden Handwerker, wie Bäcker, Fleischer, Schuhmacher, Baumeister sind bereits im ersten und zweiten Schuljahre besprochen worden und werden daher bloß bei Besprechung der unsrer Stadt besonders eigentümlichen Beschäftigungen auf der dritten formalen Unterrichtsstufe zur Vergleichung mit herangezogen und in den systematischen Stoff „Nährstand" eingereiht. Von den vielen Dörfern der Umgebung werden nur Ober- und Niederhermers- dorf als Bauern-, Einsiedel als Fabrikdorf und Harthau als gemischtes Dors ausführlicher behandelt; die übrigen Dörfer werden in die drei Rubriken eingereiht, nach ihrer Lage bestimmt und in die Karte ein- gezeichnet. Tiere, Pflanzen, Steine kommen nur insoweit in Betracht, als sie besonders zur Charakterisierung der betreffenden Erdräume dienen; ausführlicher werden die hier berührten Naturprodukte in der Naturkunde besprochen. Zum Zwecke einer Vereinfachung des Lehr- ftoffes und Erleichterung des Lernprozesses in Natur- und Heimat- künde ist es rätlich, bei Aufstellung des Lehrplans in beiden Fächern nach dem Prinzip der Konzentration zu verfahren. Das heimatkundliche Thema „Zeisigwald" regt das Interesse an für die spezielle Behandlung der Fichte, Kiefer, der Beeren, Pilze, Singvögel, des Fuchses, Dachses, Spechtes, Porphyrs. Nach Absolvieruug der Lektion „Gablenzbach" können in der Naturkunde Wiesenblumen, Gräser, Feldfrüchte, die Weide, die Erle, Kuh, das Schaf, die Wassermühle besprochen werden. Das Gewerbsleben, der Handel der inneren Stadt wecken das Bedürfnis, die Uhr, Wage, Saugpumpe, Wasserleitung, die Rollen eingehender zu behandeln. Die Winde und Niederschläge geben Veranlassung zu physikalischen Erörte- rnngen über den Fall der Körper, über die Ausdehnung des Wassers und der Luft durch die Wärme. Der Schloßteich führt uns auf

9. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. 9

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die Betrachtung einiger Fische, der Gans, Ente, der Eigenschaften des Wassers. Wir beginnen, wie die meisten Heimatkunden, mit der Schul- st übe, wiederholen hierbei das bereits im Anschauungsunterrichte Be- handelte und knüpfen daran die Besprechung über den verjüngten (verkleinerten) Maßstab. Schon bei dieser ersten Lektion fühlen die Schüler, daß die Bezeichnungen: rechts, links, oben, unten zur ge- naueren, bestimmten Orientierung im Freien nicht genügen, weshalb nun der Horizont und die Himmelsgegenden betrachtet werden. Hierauf folgt die unterrichtliche Behandlung des Sonnenberges. Nun gehen wir nicht in die innre Stadt, sondern hinaus in den Zeisigwald, an den Gablenzbach, an den Mittellauf der Chemnitz usw. Das räumliche Nahe ist nicht immer auch das psychologisch Nahe. Wald, Vach, Feld, Dorf bieten einfachere, durch- sichtigere Verhältnisse und demnach für den Anfang dieses Schuljahres geeignetere Unterrichtsstoffe als die innre Stadt mit ihrem mannig- faltigen Handel und Wandel, ihren obrigkeitlichen Vorschriften und Bestimmungen. Auch sollen die heimatkundlichen Themen, wie Gablenz- bach, Chemnitzfluß mit den umgebenden Bergen, Wiesen, Feldern, an- wohnenden Menschen und Tieren, mannigfaltigen Produkten als zu- fammenhängendes Ganze, als eine Lebensgemeinschaft aufgefaßt werden, in welcher eins das andre bedingt, eins vom andern abhängt. Nach Ritter find Landschaften, Länder und Erdteile Individuen: „Die Erhöhungen eines solchen Erdganzen bilden das Knochengerüst; der Boden ist das Fleisch, der Regen seine Nahrung; Flüsse und Bäche sind die Adern, die Winde der Atem, die Verkehrslinien die Nerven, die Ortschaften die Nervenzentren dieses Individuums." Die physi- Mische Beschaffenheit einer Landschaft ist die Basis aller geographischen Erkenntnis, aus ihr läßt sich der organische Zusammenhang, die innre Wechselbeziehung der verschieden geographischen Elemente in dem Verhältnisse von Ursache und Wirkung nachweisen. Ferner kann der Lehrer nur im Sommer mit seinen Schülern die Umgegend von Chemnitz durchstreifen, und deshalb ist auch noch aus diesem Grunde die oben vorgefchlagne Anordnung des Heimat- kundlichen Stoffes zu empfehlen. Die Tätigkeiten der Bewohner, die öffentlichen Gebäude, Geschichten und Sagen der Stadt können besser int Winter betrachtet werden. Die spezielle Auswahl findet sich in dem zweiten Teile des Buches, in den praktischen Ausführungen. Hier handelte es sich nur darum, diese Anordnung, soweit sie von der üblichen abweicht, zu begründen. Bei der Auswahl sinden nur solche Themen Berücksichtigung, welche geeignet sind, dem Unterrichte in den Realfächern eine anschau- liche Grundlage zu bieten. Der Lehrgang führt uns von den ein- fachern Naturverhältnissen zu den schwierigeren Kulturzuständen und

10. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. 10

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— 10 — komplizierteren menschlichen Einrichtungen. Die aufgestellten natür- lichen Gebiete geben einesteils die beste Veranlassung zur Konzen- tration geographischer und naturkundlicher Stoffe, andernteils bieten sie dem Schüler Gelegenheit, einen solchen Erdraum als Organismus aufzufassen, in welchem die einzelnen Teile in ihrer Abhängigkeit einander bedingen. Lehrplan für den heimatkundlichen Anschauungsunterricht im 3. Schuljahre (I. Bezirkssch.). Ein spezieller, für alle Schulen von Chemnitz allgemein gültiger Lehrplan im heimatkundlichen Unterrichte kann bei dem Umfange des Stadtgebiets nicht aufgestellt werden. Jeder Heimatkundenlehrer be- spricht vorerst seine Schulstube, sein Schulhaus, seinen Schulbezirk und die Himmelsgegenden. Während nun in den Schulen am rechten Ufer der Chemnitz der Sonnenberg oder die Reichenhainer Höhe, der Beuten- und Adelsberg als ein Höhenrücken, der Zeisigwald mit Stein- bruch und der Gablenzbach zur Besprechung kommen, werden in den Schulen links der Chemnitz der Käß- oder Schloßberg mit Sandbruch, die Rabensteiner Höhe mit Kalkbruch, die Kappel oder Pleißa und der Küchwald behandelt. Der Chemnitzfluß, der Schloßteich, die innere Stadt, der Bahnhof können dann wieder von allen Schulen unter- richtlich durchgearbeitet werden. Das sind die eigentlichen heimatknnd- lichen Themen für Zöglinge des 3. Schuljahres. Die hier angegebenen Gebiete müssen mehrmals besucht, eingehend behandelt und die hierbei gewonnenen geographischen Grundanschauungen ins Kartenbild über- tragen und die geographischen Begriffe möglichst durch Kartenzeichen fixiert und in Kartenzeichen umgeprägt werden. Die typischen und für die Geographie charakteristischen Objekte der Heimat sind ein Berg mit Hochebene, ein Bach, ein Dorf, ein Höhenrücken, ein Wald, ein Fluß mit Tiefebene, ein Teich, ein Steinbruch, eine Lehm- und Sandgrube, die jedem Gebiete eigentümliche Tier- und Pflanzenwelt, der heimatliche Himmel und die menschliche Arbeit. Die noch sehlenden Themen aus der Heimatkunde von Chemnitz in den verschiedenen Schulen an beiden Ufern des Chemnitzflusses, wie z. B. der Sonnen- und Beutenberg, Adelsberger Höhenrücken, Gablenzbach für die 1. Bezirksschule, werden nun nach dem erlangten Kartenverständnis auf Grund der Heimatkarte behandelt, gleichsam zur Prüfung und Befestigung der gewonnenen Erkenntnis und Fertig- feit. Die Schüler haben nun die Zeichen der Karte in ein an- näherndes Bild der Wirklichkeit umzusetzen, das dann vielleicht später auch noch auf einem größern Klassenausflug verbessert werden kann.
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