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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. III

1913 - Leipzig : Hahn
Vorwort. Mas „Lesebuch für Fortbildungs-, Fach- und Ge- ^ Werbeschulen" besteht aus einem allgemeinen Seile (A) und einem besonderen Teile (E>). Teil A saßt die gemeinschaftliche Bildungsgrundlage für alle Zöglinge ins Auge und eignet sich zur Einführung in Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen jeder Art. Teil B, der für die einzelnen Berufe und Berufsgruppen noch besonders geeigneten Lesestoff bringt, ist bestimmt, in den fachlich gegliederten Schulen den allgemeinen Teil zu ergänzen. Entsprechend der Aufgabe der Fortbildungsschule, einerseits mit- zuhelfen an der Ausbildung der Schüler für einen bestimmten Beruf und sie andererseits tüchtig zu machen für ihre Stellung in der menschlichen Gesellschaft, bringt der allgemeine Teil in seinem ersten Abschnitte Lesestücke aus den vielgestaltigen Entwicklungsstufen und Erscheinungs- formen des Erwerbslebens, während der zweite Abschnitt den Schüler zur rechten Würdigung des Lebens in den sozialen Verbänden, in Familie, Gemeinde und Staat, führen soll. Um den Bedürfnissen der schulen in den verschiedenen Landes- teilen gerecht zu werden, haben wir das Lesebuch so eingerichtet, daß Abschnitt B, Iii (Im engeren Vaterlande) durch einen den heimatlichen Verhältnissen der betreffenden Länder oder Landesteile angepaßten Ab- schnitt ersetzt werden kann. Bei Auswahl der einzelnen Lesestücke find wir von dem Gesichts- punkte geleitet worden, daß das Lesebuch weder den Lehrer ersetzen, noch die ini Unterrichte zu gebenden Belehrungen bieten kann. Es soll viel- mehr dem Schüler zu einer vertieften und verklärten Auffassung der beruflichen und gesellschaftlichen Verhältnisse verhelfen, den Unterricht also lediglich unterstützen und ergänzen. Trockene Belehrungen, leit- fadenmüßige Beschreibungen und gelehrte Abhandlungen find daher von der Aufnahme in das Lesebuch grundsätzlich ausgeschlossen worden, dagegen haben wir Wert auf solche Lesestücke gelegt, die durch lebens- volle, anschauliche und packende Darstellung das Interesse des Schülers zu erregen und dauernd zu fesseln vermögen.

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 1

1913 - Leipzig : Hahn
A. Im beruflichen Leben. Irr bex Fehrre. Ein <Snbe nahm das leichte Spiel; es naht der Ernst des Lebens. Behalt' im Auge fest dein Ziel, geh keinen Schritt vergebens! 1. Zum Tagewerke. Gehe hin in Gottes Namen, greif dein Werk mit Freuden an; frühe säe deinen Samen; was getan ist, ist getan. Sieh nicht aus nach dem Entfernten; was dir nah' liegt, mußt du tun; säen mußt du, willst du ernten; nur die fleiß'ge Hand wird ruhn. Müßigstehen ist gefährlich, heilsam unverdroßner Fleiß, und es steht dir abends ehrlich an der Stirn des Tages Schweiß. Weißt du auch nicht, was geraten oder was mißlingen mag, folgt doch allen guten Taten Gottes Segen für dich nach. Geh denn hin in Gottes Namen, greif dein Werk mit Freuden an; frühe säe deinen Samen; was getan ist, ist getan. 6pitta. Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. 9. Auflage. 1

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 25

1913 - Leipzig : Hahn
25 weiter als nach Merkendorf gehen. Du möchtest dir sonst wehe tun.“ Und so geschah es auch. Andreas schnallte sein Wander- bündel, aß sein Leibgericht mit großem Beifall, plauderte noch zwei oder drei Stunden mit seiner Mutter über dieses und jenes und ging dann, von ihr bis vor die Haustüre geleitet. Die Witwe aber sprach bei sich, als sie, die beiden Hände in den Rocktaschen, nach ihrem Stüblein zurückkehrte: »Ich lasse alles liegen und stehen, auch seinen Rappen; denn er wird nicht lange ausbleiben.“ Und als eine Stunde darauf die Nachbarin kam und Schuhe zum Flicken brachte, nahm sie diese an und antwortete: »Morgen abend könnt Ihr wiederkommen und sie holen, da werden sie fertig sein.“ Andreas aber, je weiter er ging, desto länger wurde ihm der Weg nach England und Amerika. Schon auf den Wiesen zwischen den beiden nächsten Ortschaften gelobte er bei sich selber, sich mit der neuen Welt nicht einzulassen. In dem großen Mönchswald gab er auch England auf; in dem tiefen Sande hinter dem Walde fiel der Zeiger bis auf Frankfurt zurück; und als ihm in Merkendorf da und dort aus den Stuben ein heimliches Abendlicht entgegenschimmerte wie vom Himmel dm ersten Sterne, fühlte er ganz, was es heiße, Mutter und Heimat auf Nimmerwiederkommen zu verlassen. So kam er in die Herberge seines Handwerks, nippte ohne großen Appetit von dem Biere, das ihm vorgesetzt wurde, und legte sich dann zwischen die Nürnberger Fuhrleute, die auf dem Stroh in der Stube herumlagen. Sein Wanderbündel machte er zum Kopfkissen. Dann löschte der Wirt die mit Schmalz gefüllte Lampe aus, und das Mondlicht herrschte nun allein in der Stube. Andreas aber hatte einen schlimmen Platz gewählt. Sein Schlafkamerad zur Linken träumte vielleicht von einer Schlägerei. Wenigstens schlug er mit seinen großen und harten Fäusten gewaltig um eich und traf dabei den Schuhmacher so in das Genick, daß dieser erschrocken aufsprang und eine andere Schlafstätte suchte. Eine lange, schmale Tafel, welche an der Wand von dem Fenster bis zur Stubentüre reichte und auf der nichts stand als ein Scheffel, lud ihn ein. Er hob den Scheffel herab und sein Wanderbündel hinauf und legte sich dann selbst nach Bequemlichkeit zurecht. Wenige Minuten darauf schloß ein sanfter Schlaf seine Augen, und die Erinnerung aus seiner frühesten Jugend zog, in einen Traum verwandelt, durch seine Seele. Es träumte ihm, er liege als Knabe von sieben oder acht Jahren zum Baden entkleidet auf einem flachen Ufer der Altmühl und wollte sich in dem schwarzen Schlamme wälzen, um dann seinen Kameraden plötzlich als Mohr zu er-

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 3

1913 - Leipzig : Hahn
3 und dem wir alle seine Wohltaten zuweilen mit schnödem Undank gelohnt hatten. Fest und innig umschloß des Lehrers Hand die meine, und tief blickte er in meine von Tränen überströmenden Augen, als wollte er die Gedanken erraten, die auf dem Grunde des jugendlichen Herzens schlummerten. Wie lange wir so Hand in Hand und Auge in Auge einander gegenübergestanden haben, vermag ich nicht zu sagen. Erst die tiefbewegte Stimme des Lehrers befreite mich von dem Banne, der mich gefesselt hielt, und nie werde ich den Segenswunsch vergessen, den er mir zurief: „Gott bewahre dir dein kindlich dankbares Gemüt und deine reine Seele!" Mir war die Kehle in diesem Augenblicke wie zugeschnürt, und nur ein leises, schluchzendes „Behüt' Sie Gott!" dem Lehrer zurufend, stürmte ich leidenschaftlich erregt zur Türe hinaus. In dieser Stimmung war es mir unmöglich, sofort nach Hause zurück- zukehren und alle die neugierigen Fragen meiner kleinen Geschwister zu beantworten. Ich wandte mich daher nach der entgegengesetzten Seite und schlug einen schmalen, schattigen Pfad ein, der mich zu einem kleinen, von grünem Laubholz umkränzten Waldsee führte. Hier am Ufer des Sees warf ich mich auf das dichte, schwellende Moos des Waldbodens und ließ noch einmal alle die schönen, freudvollen Tage meiner Schulzeit vor meinem geistigen Auge vorüberziehen. Aber nicht nur der so sorglos und friedlich verlebten Vergangenheit gedachte ich in diesem Augenblicke, ich richtete meine Blicke auch in die noch dunkel vor mir liegende Auknnft. M. Ebeltng, Maurerbursche in Neustrelitz. 3. Das Handwerk. Lin Handwerk soll der Bub' nicht treiben; denn dazu ist er viel zu gut. Lr kann so wunderniedlich schreiben, ist so ein feines, junges Blut. Nur ja kein Handwerk — Gott be- wahrel Das gilt ja heute nicht für fein: „Und wenn ich mir's am Munde spare, es muß schon etwas Beff'res sein!" Das ist der wunde Punkt der Zeiten: ein jeder will aufs hohe Pferd; ein jeder will sich nobel kleiden, doch niemand seinen Schneider ehrt. Der Hände Arbeit kam zuschanden der Arbeitsbluse schämt man sich; das rächt sich noch in deutschen Landen, das rächt sich einmal bitterlich. Das Handwerk hat noch gold'nrn Boden, hält es nur mit dem Zeitgeist Schritt, folgt es den Künsten und den Moden, und bringt man Liebe zu ihm mit. wenn Bildung sich und Fleiß ver- mählen und tut der Meister feine Pflicht, mögt ihr es zum Beruf erwählen: es ist das Schlechteste noch nicht. Deutsche Töpferzeituuz. 4. Die Berufswahl. „Für einen Bauer ist er zu schwächlich, wird halt ein Pfarrer oder ein Schneider werden müssen!" Das war das Ergebnis der Be- ratung, die eines Abends über mich in der Stube des Waldbauern abgehalten wurde. Meine Mutter ging zu dem Geistlichen, Hilfe i*

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 27

1913 - Leipzig : Hahn
27 schickte, jedoch ohne Namensunterschrift, dem Wirt in Merken- dort zur vollen Entschädigung drei neue Kronentaler auf der Post. Karl Stöber. 20. Wanderlieder. a. Bleibe nicht am Loden heften. Bleibe nicht am Boden heften, frisch gewagt und frisch hinaus! Kops und Arm mit heitern Kräften, überall sind sie zu Haus. Wo wir uns der Sonne freuen, sind wir jeder Sorg: los; daß wir uns in ihr zerstreuen, darum ist die Welt so groß. Goethe. b. Wandern. Berggipfel erglühen, Waldwipfel erblühen, vom Lenzhauch geschwellt, Zugvogel mit Singen erhebt seine Schwingen: ich fahr’ in die Welt. Mir ist zum Geleite in lichtgoldnem Kleide Frau Sonne bestellt; sie wirft meinen Schatten auf blumige Matten: ich fahr’ in die Welt. Mein Hutschmuck die Kose, mein Lager im Moose, der Himmel mein Zelt I mag lauern und trauern wer will, hinter Mauern: ich fahr’ in die Welt! Victor Ton Scheffel. c. Der frohe Wandersmann. wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt; dem will er seine wunder weisen in Berg und Wald und Strom und Feld. Die Bächlein von den Bergen springen, die Lerchen schwirren hoch vor Lust, was sollt' ich nicht mit ihnen singen aus voller Kehl' und frischer Brust I Den lieben Gott laß ich nur walten, der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld und Erd' und Himmel will erhalten, hat auch mein Sach' aufs best' bestellt! Joseph von Eichendorfs. d. Vergiß mir vir Vergiß mir nie das Vaterhaus, wo du auch sei'st im Weltgebraus I Da, wo die erste Liebe blühte, des Lebens Frühling dir erschien, die reinste Freudensonne glühte, dahin laß die Gedanken ziehn! O halt es heilig, dies irdische Haus, und zögst du ans Ende der Welt hinaus! c. Gott Gott grüße dich 1 Kein andrer Gruß gleicht dem an Innigkeit. Gott grüße dich I Kein andrer Gruß paßt so zu aller Zeit. das Vaterhaus. Vergiß mir nie das Vaterhaus da droben überm Weltgebraus! Da wohnt die rechte Vatcrliebe, ein ew'ger Frühling bricht dort an, und fernhin schwindet alles Trübe auf jener lichten Sonnenbahn. O halt es heilig, dies himmlische Haus, das hebt über Zeit und Welt hinaus! Sprüngli. grüße dich. Gott grüße dich 1 wenn dieser Gruß so recht von Herzen geht, gilt bei dem lieben Gott der Gruß so viel als ein Gebet. Julius Sturm.

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 5

1913 - Leipzig : Hahn
5 durch, der erste Stich war mißlungen. Tief erglühend forschte ich der Ursache nach und kam endlich darauf, daß von mir vergessen worden war, an dem Faden einen Knoten zu machen. Ich schlang also mit großer Mühe ein Knötlein und nähte hierauf mit Erfolg, aber auch mit Hindernissen. Es verwandt und verdrehte sich der Zwirn, es staute sich die Nadel am Finger, es verschob sich das Zeug und ließ sich mit jedem Zuge hoch in die Lüfte ziehen, es riß sogar der Faden. Als ich ein paar Stunden so herumgenäht hatte, ohne daß mein Meister auch nur, eine Silbe zu mir gesprochen hätte, und als ich endlich mit dem Ärmling fertig zu sein wähnte und mit dem Auge fragte, was nun zu beginnen sei, antwortete er: „Jetzt trenne den Ärmling wieder auf bis auf den letzten Stich und ziehe die Fäden sauber aus. Achtung geben mußt nur, daß du den Stoff nicht an- schneidest." Als ich das mit Angst und Schmerz getan hatte und die Teile des Ärmlings wieder so dalagen, wie sie mir der Meister in die Hand gegeben hatte, ließ er von seiner Arbeit ab und sprach zu mir folgendes: „Ich hab' nur sehen wollen, wie du die Sache angreifst. Just nicht ungeschickt, aber den Loden muß man zwischen Knie und Tischrand einzwängen, sonst liegt er nicht still. Später, wenn du's einmal kannst, wird er auch wohl ohne Einzwängen still liegen, so wie bei mir da. Auf den Finger mußt du einen Fingerhut stecken, sonst kriegt deine Hand gerade so viele Löcher wie der Loden. Den Zwirn mußt du mit Wachs glätten, sonst wird er fransig und reißt. Die Stiche mußt du so machen, daß einer über dem andern reitet, das heißt man Hinterstiche, sonst klafft die Naht. Die Teile mußt du so zusammennähen, daß du sie nicht wieder voneinander zu trennen brauchst, und gibt es doch einmal zu trennen, so mußt kein saures Gesicht dazu machen; empfindsam sein leidet unser Handwerk nicht. Jeder Ochsenknecht wird dich ausspotten und wird dich fragen, ob du das Bügeleisen bei dir hättest, daß dich der Wind nicht fort- trägt, und wird, solange er deiner ansichtig wird, wie ein Ziegenbock meckern. Laß ihm die Freud' und geh still und sittsam deiner Wege. Ein gescheiter Mensch schämt sich nicht seines ehrlichen Handwerks, und ein dummer vermag es nicht zu lernen. Der Schneider studiert nie aus; jede Kundschaft hat einen andern Leib, jedes Jahr hat eine andre Mode; da heißt's nicht bloß zuschneiden und nähen, da heißt's auch denken, mein lieber Bub'; aus einem tüchtigen Schneider ist schon manch ein hoher Herr hervorgewachsen. Der große Feldherr Derff- linger ist ein Schneider gewesen. Deswegen, wenn du in dir wirklich die Neigung empfindest zu diesem Stande, so will ich dich lehren, was ich selber kann." Ich nickte dankend mit dem Kopfe. Beim Weggehen sagte der Alpelhoser zu mir: „Schneider werden? Wie ist dir denn das einge- fallen ? Alleweil in der finstern Stube sitzen; in den meisten Häusern lassen die Leut' nicht einmal Lust zu den Fenstern herein. Wenn du

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 29

1913 - Leipzig : Hahn
29 nächsten Augenblick in einem Tunnel verschwindet, da er sich nicht am Felsen vorbeidrücken kann. Hier treibt ein Floß von ungeheurer Länge; es bringt Schwarzwaldtannen und Bretter nach Holland. Die Ruderer an beiden Enden bewegen die Steuer im Takte; sie sind froh, daß sie beide Brücken bei Mainz ohne Anstoß durchfahren haben. Langgestreckte Inseln liegen mitten im Strome, und Fahrzeuge aller Größen durchkreuzen ihn längs und quer. Bald grüßt von einem hohen Felsen Burg Rhein- stein herab, die sich Prinz Friedrich von Preußen aus Ruinen in alt- ritterlicher Bauart herstellen ließ; man sieht die schmalen Fallbrücken, welche den Einlaß in den Burghof gewähren. Kaum ist Nheiustein dem Blick entschwunden, so taucht bereits Burg Sooneck vor uns auf. Sanft gleitet das Schiff hin auf dem schönen, majestätischen Strome, der auch im Sommer eine stattliche Wasserfülle behält, weil die 300 Gletscher an seiner Wiege gerade zur Zeit der Sonnenglut ihn reichlich nähren. Von B a ch a r a ch schallt jetzt der Klang der Glocken herüber, die zum Hochamt rufen, und bald hallen die Orgeltöne weihevoll über die Wogen. Wie drängt sich da Reinicks Lied „Sonntag am Rhein" von selbst auf die Lippen: Des Sonntags in der Morgenstund', Und ernst in all die Herrlichkeit wie wandert's sich so schön die Burg herniederschaut am Rhein, wenn rings in weiter Rund' und spricht von alter, guter Zeit, die Morgenglocken gehn. — die auf den Fels gebaut. Ein Schifflein zieht auf blauer Flut, da singt's und jubelt's drein; du Schifflein, gelt, das fährt sich gut in all die Lust hinein? Das alles beut der prächt'ge Rhein an seinem Rebenstrand und spiegelt recht im hellsten Schein das ganze Vaterland, — Vom Dorfe hallet Orgelton, Das fromme, tteue Vaterland es tönt ein frommes Lied; in seiner vollen Pracht, andächtig dort die Prozession mit Lust und Liedern allerhand aus der Kapelle zieht. — vom lieben Gott bedacht. — Jetzt blicke zur Rechten! Kaub taucht auf. Wie ruft dieser Name die geschichtliche Erinnerung wach an den alten Feldmarschall Vorwärts, der in der Neujahrsnacht 1814 den Befehl erteilte und ausführte: „In Frankreich hinein!" und der an der Übergangsstelle, in Erz gegossen, noch heute dasteht, die Faust am Schwertgriff. Dort, wo ein Zug fauchend aus dem schwarzen Felsentunnel hervorschießt, ist der L o r e l e i f e l s e n, der sich schroff und steil au den Strom herandrängt. Fehlt ihm auch ern dichtes grünes Kleid, so ist er dafür um so reicher mit Sagen umwoben. Zur Zeit der Dämmerung und beim milden Glanze des Mondlichts ließ sich früher eine holde Jungfrau mit goldenen Locken auf der Kuppe sehen, die mtt so verlockender Stimme sang, daß viele Vorüberfahrende wie ver- zaubert lauschten, Kiel und Steuer vergaßen und am Felsenriff zerschellten. Der Sohn eines Pfalzgrasen wollte zu ihr dringen, tat den Sprung aus dem Fahrzeug zu kurz und ertrank. Ein Bote des Vaters forderte sie auf, sich in den Rhein zu stürzen; doch sie entgegnete: „Der Rhein mag mich holen!" Da flogen zwei Wellen in Gestalt weißer Rosse zu

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 7

1913 - Leipzig : Hahn
7 Und dann, als ich nach wechselvollen Jahren am offnen Grabe meiner Kinder stand, da hab' ich, tief erbebend, erst erfahren, was jene Nacht mein Mütterlein empfand. Und Lieb' und Reue, Dank und heißes Sehnen, ich kost' sie täglich, koste sie nicht aus. Wohl bin ich glücklich — aber oft in Tränen denk' ich der letzten Nacht im Vaterhaus. B. Bettmann. 6. Kal des Katers Du wanderst in die Welt hinaus auf dir noch fremden Wegen, doch folgt dir aus dem stillen Haus der treusten Liebe Segen. an seinen Zahn. Nimm auf die Schultern Last und Müh mit frohem Gottvertrauen und lerne, wirkend spät und früh, den eignen Herd dir bauen! Ein Ende nahm das leichte Spiel, es naht der Ernst des Lebens; behalt' im Auge fest dein Ziel, geh keinen Schritt vergebens! Gerader Weg, gerades Wort, so will's dem Mann gebühren: wer sich die Ehre wählt zum Hort, den kann kein Schalk verführen. Und nun ein letzte und eine letzte Bii Hall dich getreu i zu deines Volkes Halt hoch das Haupt, was dir auch droht, und werde nie zum Knechte; brich mit dem Armen gern dein Brot und wahre seine Rechte! Treib nicht mit heil'gen Dingen Spott und ehre fremden Glauben und laß dir deinen Herrn und Gott von keinem Zweifler rauben I Druck der Hand fernen".Land ltte! Julius Sturm. 7. Antritt der Lehre. Wie gern hätte Anton eine lateinische Schule besucht! Prediger wollte er werden, das war sein sehnlichster Wunsch. Aber der mittellose Vater gab ihn zu einem Hutmacher nach Braunschweig in die Lehre. Hier mußte er Holz spalten, Wasser tragen und die Werkstatt auskehren. So unangenehm ihm nun auch im Anfange diese Beschäftigungen waren, so fand er doch schließlich eine Art von Vergnügen daran. Seine Phantasie kam ihm dabei sehr zustatten. Oft war ihm die geräumige Werkstatt mit ihren schwarzen Wänden und dem schauerlichen Dunkel, das des Abends und Morgens nur durch den Schimmer einiger Lampen erhellt wurde, ein Tempel, worin er diente. Des Morgens zündete er unter den großen Kesseln das heilige, be- lebende Feuer an, wodurch nun den Tag über alles in Arbeit und Tätigkeit erhalten und so viele Hände beschäftigt wurden. Er betrachtete dann dieses Geschäft wie eine Art von Amt, dem er in seinen Augen eine gewisse Würde erteilte. Gleich hinter der Werkstatt floß die Oker, auf der ein Vorsprung von

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 31

1913 - Leipzig : Hahn
31 Wie bückst du so fest auf den Strom, für den du so manche Lanze ge- brochen! „Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze!" so sprachst und schriebst du in trüber Zeit. Ja, wer nur die kleine Strecke von Mainz bis nach Bonn mit den Augen des Leibes oder auch nur des Geistes gesehen, der begreift, daß wir unsern Vater Rhein nie im Stiche lassen dürfen, „solang em Tropfen Blut noch glüht, noch eine Faust den Degen zieht und noch ein Arm die Büchse spannt". Ludwig Gäbler. 22. Berlin, die deutsche Kaiserstadt. Berlin, die Hauptstadt des preußischen Staates und Residenz des Deutschen Kaisers, steht bei einer Bevölkerung von mehr als 2 Millionen an dritter Stelle unter den Städten Europas und ist zugleich einer der bedeutendsten Handels- und Jndustrieplätze Deutschlands. Keine -große Stadt Europas hat jemals in so kurzer Zeit einen solchen Aufschwung genommen wie Berlin in den letzten Jahrzehnten. Dieses rasche Emporblühen dankt es vor allem der gewaltigen Ent- wicklung Preußens und Gesamtdeutschlands. Darum trägt Berlin, dessen Weichbild 63 qkm umfaßt, einen durchaus modernen Charakter. Ein reiches wirtschaftliches Leben durchflutet es; das zeigt uns ein Rundgang durch die Stadt, insbesondere durch die Leipziger Straße und Friedrichstraße mit ihren großen Geschäftshäusern, den prunkvollen Läden und dem großstädtischen Menschengewühle. Die vornehmste Straße und der Brennpunkt des politischen Lebens der Kaiserstadt ist die Straße „Unter den Linden". Diese Straße ist von alters her der Stolz Berlins. Sie ist 30 m breit und hat eine vierfache Reihe von Linden und Kastanien, die eine breite Promenade, Reit- und Fahrwege einschließen. Be- sonders lebhaft wird der Verkehr um die Mittagszeit und in der; Nachmittagsstunden, namentlich an Sonn- und Feiertagen, oder wenn kaiserliche Wagen eine Auffahrt bei Hofe melden und Fürsten und Gesandte in ihren Prunkwagen dem Schlosse zujagen. Ein großartiges Bild zeigt die Straße, wenn sie sich im Festesglanze zeigt, wenn Tore und Häuser mit Kränzen und Fahnen geschmückt sind, wenn Ehrenpforten sich erheben und eine wogende Volksmenge jubelnd dem Einzug haltenden Herrscherpaare oder dem siegreich zurückkehrenden Heere ihre Glückwünsche entgegenbringt. So hielten 1864 hier ihren Einzug die Düppel- und Alsenstürmer und zwei Jahre später die aus Böhmen und vom Main heimkehrenden siegreichen Scharen. Die Krone solcher Einzüge war aber jener Ehrentag, als 1871 derselbe König, dessen Heere bei Düppel und Königgrätz gesiegt hatten, seine Hauptstadt als Deutscher Kaiser wiedersah, umgeben vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm, von Bismarck und Moltke. Ein anderes Bild zeigte der 16. März des Jahres 1888. Schwarzer Flor umhüllte die bunten Fahnen, und ein Trauerzug bewegte sich vom Kaiserlichen Schlosse nach Westen hin zum Brandenburger Tore. Von hier

10. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 9

1913 - Leipzig : Hahn
9 zum Schlafengehen war es der Gedanke an die bald bevor- stehende, sehnlichst gewünschte Ruhe, der nun über das Unan- genehme und Mühsame der Arbeit wieder seinen tröstlichen Schimmer verbreitete. Freilich wußte man, daß den folgenden Tag der Kreislauf des Lebens so von vorn wieder anfing. Aber auch diese zu- letzt ermüdende Einförmigkeit im Leben wurde durch die Hoff- nung auf den Sonntag wieder auf eine angenehme Art unter- brochen. Wenn der Reiz des Frühstücks, des Mittag- und des Abendessens nicht mehr hinlänglich war, die Lebens- und Arbeits- lust zu erhalten, dann zählte man, wie lange es noch bis auf den Sonntag war, wo man einen ganzen Tag von der Arbeit feiern und einmal aus der dunkeln Werkstatt vors Tor hinaus in das freie Feld gehen und des Anblicks der freien, offenen Natur genießen konnte. O, welche Reize hat der Sonntag für den Handwerksmann! Er kann es ganz fühlen, was für ein großer, herrlicher, menschenfreundlicher Sinn im dritten Ge- bote liegt! Und wie freute sich Anton auf den Sonntag! Sein Mitlehrling hatte ihm versprochen, ihn künftigen Sonntag mit in die Bruderkirche zu nehmen, deren Prediger ihn oft erschüttert und bewegt habe. Der Sonntag kam heran. Anton stand früher als gewöhnlich auf, verrichtete seine Geschäfte und kleidete sich an. Als ge- läutet wurde, hatte er schon eine Art angenehmen Vorgefühls dessen, was er nun bald hören werde. Man ging zur Kirche. Die Straßen, die nach der Bruderkirche führten, waren voller Menschen, die in Menge hinzueilten. Als die beiden Lehr- linge in die Kirche kamen, konnten sie kaum noch ein Plätzchen der Kanzel gegenüber finden. Die Kirche war ein altes gotisches Gebäude mit dicken Pfeilern, die das hohe Ge- wölbe unterstützten, und ungeheuer langen, bogigen Fenstern, deren Scheiben so bemalt waren, daß sie nur ein schwaches Licht durchschimmern ließen. So war die Kirche schon von Menschen erfüllt, ehe der Gottesdienst noch begann. Es herrschte eine feierliche Stille. Auf einmal ertönte die vollstimmige Orgel, und der ausbrechende Lobgesang einer solchen Menge von Menschen schien das Gewölbe zu erschüttern. Als der letzte Gesang zu Ende ging, waren aller Augen auf die Kanzel ge- heftet , und man bezeigte nicht minder Begierde, den Prediger zu sehen als zu hören. Endlich trat er hervor und kniete auf den untersten Stufen der Kanzel, ehe er hinaufstieg. Dann er- hob er sich wieder, und nun stand er da vor dem versammelten Volke. Er sprach nach Anleitung des Evangeliums gegen Un- gerechtigkeit und Unterdrückung, gegen Üppigkeit und Ver- schwendung. Er erinnerte an die Zeiten des Krieges, an die Belagerung der Stadt, an die allgemeine Gefahr, in der die Not
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