28
3. Abschnitt. A. Tiere.
§ 52—55.
Ringelnatter, hat niemand zu fürchten, da sie keine Giftzähne
besitzen.
§ 52. Eidechsen. Die schlangenartig aussehende Blindschleiche
kommt häufig vor. Außerdem ist noch die grüne Eidechse unter Stein-
geröll — in Königshain beispielsweise sehr häufig — und die gemeine
Eidechse an Stellen mit dürftigem Graswuchs überall zu finden.
§ 53. Amphibien. Sie sind durch Frosch- und durch Schwanz-
lurche vertreten. Es sind zu nennen: die veränderliche Kröte, die
ihre Farbe wechseln kann, sowie die ebenso häufige graue. Der braune
Gras- und der grüne Wasserfrosch lassen besonders im Frühlinge am
Abend ihre Töne erschallen. Angenehmer ist der Laut des beliebten,,
als Wetterprophet geltenden Laubfrosches. Gleich ihm werden im
Frühjahr die Molche, und zwar vor allem der feuerbäuchige, sehr
häufig eine Beute der Jugend. Seltener ist der gefleckte Salamander.
Man findet ihn auf den Königshäuser Bergen und bei Leopoldshain.
§ 54. Fische. Der gemeine und der Kaulbarsch, die sich gern
an Wehren aufhalten, sind die einzigen Stachelslosser. Etwas
reichhaltiger ist die Ordnung der Weich flosser bedacht. Es treten
hier in den Vordergrund der Blei, die Karausche und die Barbe und,
im Queis augenblicklich noch besser vertreten als in der Neiße, der
Weißfisch und das Rotauge. Die Fische sind überhaupt in der Neiße
seltener geworden, seitdem das Wasser durch Fabrikanlagen in höchst
bedauerlicher Art mehr und mehr verunreinigt wird. Hinsichtlich des
Karpfens und der Schleie sind wir aus den Fischreichtum in den
größeren Teichen bei Rietschen, Hoyerswerda und in der Görlitzer
Heide angewiesen. Ebenso wird der räuberische Hecht, der klares
Wasser liebt, in der Neiße immer seltener; die Forelle dagegen wird
in klaren Bächen, auch im Queis, häusig gefangen. Ihr Verwandter,
der Lachs, soll vor Jahrzehnten noch bei Zittau vorgekommen lein.
Der schmackhafte Aal wird auch heute noch in Bächen, z. B im
weißen Schöps bei Markersdorf, oft gefunden.
Ii. Gliedertiere.
§ 55. Allgemeines. Mit den Gliedertieren gehen wir zu
einem Tierkreise über, wo die zahlreiche Vermehrung das zu ersetzen
sucht, was dem einzelnen Individuum an Größe und Stärke abgeht.
Bei uns wird sich der Nutzen des einen Teils mit dem Schaden
auf der andern Seite wohl die Wage halten: können wir doch auch
hier das weise Gesetz beobachten, daß, wenn an irgend einer Stelle
30
3. Abschnitt. A. Tiere.
hörnigen Käfer, von denen außer dem durch seine Lebensweise all-
bekannten Totengräber (schwarzblau mit zwei orangegelben Querbinden)
der kleine, grau behaarte Speckkäfer nicht selten vorkommt.
Zu den Wasserkäfern gehören die tanzenden Drehkäfer, die
schädlichen Gelbränder und die selteneren Kolbenwasserkäfer. Alle
Wasserkäfer und ihre Larven sind der Fischbrut höchst schädlich. Von
den Kurzflüglern ist u. a. der nützliche Kaiserraub- oder Moder-
käfer zu nennen, der meist von zersetzten Stoffen aus dem Tier- und
Pflanzenreiche lebt. Abergläubische Leute sehen unter den Schwarz-
flüglern den todkündenden Trauerkäfer als Vorboten eines bevor-
stehenden Trauerfalls in der Familie an. Sein Verwandter, der
Mehlkäfer, liefert als Larve die Mehlwürmer, das bekannte Futter für
die in der Gefangenschaft gehaltenen Nachtigallen. Mit eingeschnürtem
Brustschilde erscheint der als Larve in Bienenstöcken schmarotzende,
tief dunkelblaue Maiwurm. Auch die spanische Fliege müssen wir
erwähnen, die auf Eschen und Fliederbüschen sitzt und den Stoff zu
den bekannten blasenziehenden Pflastern liefert.
Der große, braune Kiefernrüsselkäfer, der größte unter den
heimischen Rüßlern, wird als Waldverderber auf Staatskosten vertilgt,
nicht allein wegen des Schadens, den er den jungen Pflänzchen git=
fügt, sondern auch deshalb, weil er noch andere Forstfeinde, Bast- und
Rindenkäfer, herbeilockt, die das bereits angefangene Zerstörungswerk
fortsetzen. Unter den vielen kleineren Rüsselkäfern sei hingewiesen auf
den Haselnußbohrer und den Erbsenkäfer, deren Larven von den
Samenkörnern der betreffenden Früchte leben, sowie auf den schwarzen
Kornwurm, der sich überaus schnell vermehrt und eins der schädlichsten
Insekten auf den Getreideböden ist. Blatt- und Blütennager, wie der
Apfelblütenstecher, dessen Larve sich in naßkalter Blütezeit entwickelt,
verdienen unter den heimischen Rüßlern noch Beachtung; die meisten
von den übrigen Arten sind zu klein und mit unbewaffnetem Auge
kaum zu erkennen. Auf andere Weise richten die Borkenkäfer
Schaden an. Die eigentümlichen Gänge, die sie unter der Rinde der
Waldbäume bohren, weisen auf ihre Anwesenheit hin. An Größe
und Körperbau sind die Bockkäfer leicht zu erkennen. Mit ihren
langen Fühlern machen sie den Eindruck, als wären sie die Helden
oder Ritter unter den Käfern. Mindestens viermal so lang als der
Körper sind die Fühler bei dem Zimmerbock, jenem aschgrauen Gesellen,
den wir hin und wieder in der Rahe von Sägewerken an den Ge-
bäuden emporkriechen sehen. Die kräftigsten sind der Held- oder
Spießbock und der pechschwarze Sägebock: diesem steht an Größe
B. Pflanzen.
37
den Parkanlagen. Die Eibe mit ihren roten Beeren, die in Deutschland
immer seltener geworden ist, hat in der Neuzeit wieder mehr Beachtung
gefunden. Sie wird in Gärten und Parkanlagen angepflanzt; ein
großes Exemplar steht in Kathol.-Hennersdorf; wildwachsend findet
sie sich mit jungem Nachwuchs auf dem Rothstein.") Wacholder-
sträucher treffen wir im Rothenburger Kreise mehr an als im Görlitzer.
Der düstere Lebensbaum ist ein Schmuck unserer Friedhöfe. Von
den Riesenbäumen Kaliforniens, den Wellingtonien oder Mammut-
bäumen, haben wir am Humboldt-Denkmale vier Exemplare. Diese
Gattung erreicht in ihrer Heimat nach Kerner v. Marilann die statt-
siche Höhe von 140 in.
2. Angiosperme n.
a) Monokotylen.
§ 6t>. Die Gräser. Roggen, Weizen, Gerste und Hafer
sind die Getreidearten, die bei uns angebaut werden, der Weizen inehr
auf schwerem Boden, Roggen, Gerste und Hafer auf leichterem. Nur
selten begegnet man einem Hirsefelde. Fast ebenso wichtig wie die
Getreidearren sind die zahlreichen Futtergräser. Mit Wohlgefallen
ruht der Blick auf dem frischen Grün unserer zahlreichen Wiesen. Wir
finden hier die zierlichen Rispen des Zitter- und des Perlgrases, die
wir, was Zartheit anlangt, obenan stellen müssen; der Lolch hat
platte Ähren, die wie gepreßt erscheinen, das Lieschgras und der Fuchs-
schwänz dagegen walzige Scheinähren; das Knäuel-, Honig- und
*) Die Eibe war in Deutschland einst sehr verbreitet (Caesar bellum < i all.
6, 31: taxo, cuius magna in Gallia Germaniaque copia est, se exanimavit). Tie
bildete nicht ausgedehnte Wälder, sondern gedieh nur als Unterholz; sie erreicht auch
selten eine größere Höhe als 10 m. Die Blätter, nicht die erst im Oktober erscheinenden
scharlachroten Fruchtbecher, sind giftig. Das sehr harte, rötliche Eibenholz — deutsches
Ebenholz — wurde zu Schnitzereien (z. B. bei Armbrüsten) verwendet. Noch gibt es
bedeutende Bestände! etwa 1000 Stück in der Tucheler Heide in Westpreußen, mehrere
Hunderte im Bodetal (Harz) und bei Dermbach in der Rhön, überall als Unterholz.
Die wenigen Vertreter in der weiteren Umgebung von Görlitz sind z. T. sehr
alt. Ein Horst von etwa 10 meist abgestorbenen Stämmen steht im Schloßpark von
Tzschocha am Queis, der stärkste hat 3,18 m Umfang. Inpeters dorf im Riesengebirge
steht nahe der Ätraße ein Baum von 3,32 m Umfang. Drei Eiben verschiedenen Alters
sind in Krombach bei Oybin; die älteste, 10 m hoch, hat einen Umfang von 3,80 m.
Von drei jüngeren in Lückendorf hat ein prächtiges Exemplar 1,80 m Umfang. Ver-
einzelte ältere Eiben stehen noch bei Grottau, Rohnan und Klitschdorf. Den
stärksten Stamm weist die an einem Bauernhofe in Kath.-Hennersdorf gelegene,
fast 13 m hohe Eibe auf; der Umfang beträgt in 40 cm Höhe 4,60 m, in Brusthöhe,
wo sich der Stamm in drei gewaltige Äste teilt, 5,20 m.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Caesar Tzschocha
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Kathol.-Hennersdorf Rothstein Kaliforniens Humboldt-Denkmale Deutschland Gallia_Germaniaque Westpreußen Dermbach Krombach Oybin Lückendorf Rohnan Brusthöhe
ß (»9. 70.
B. Pflanzen-
39
Den genannten Familien stehen die vorwiegend imwasser wachsenden
Binse n gewächse sehr nahe. Sie haben einen weitverbreiteten Vertreter auf
dem Lande: das grasartig aussehende Hasenbrot auf Wiesen und Rainen.
§ 69. Die Knabenkräuter bilden unter den Monokotylen eine
scharf abgegrenzte Familie. Sie nehmen unser Interesse nicht bloß
durch ihre frischgrünen Blätter und ihre schön gezeichneten Blüten,
sondern auch durch den von Insekten bewirkten Bestäubungsvorgang
in Anspruch. Diese Tiere suchen den Nektar im Sporne der Blüten
und übertragen dabei den Blütenstaub des einen Exemplars auf die
Narbe eines anderen. Auf den Jauernicker Bergen wächst das Herr-
lich duftende Breitkölbchen, auf Wiesen überall das gemeine, das
breitblättrige, das gefleckte und das hollunderdnftende, seltener das
männliche und das fleischfarbene Knabenkraut. Nur an einzelnen
Stellen findet sich das schwertblättrige Zimbelkraut, die gemeine und
die breitblättrige Sumpfwurz, die Höswurz, die Wendelorche, die Vogel-
nestwurz, die kriechende Goodyera, das eiblättrige, seltener das herz-
blättrige Zweiblatt. Ziemlich verbreitet ist die Hohlzunge und die
zweiblättrige, seltener die Bergkuckucksbluine, sehr selten die Korallen-
würz (auf dem Rothstein).
b) Dikotylen.
§ 70. Die Schmetterlingsblütler bilden wohl eine der arten-
reichsten Familien. Auf der Landeskrone finden wir die rosarote
Kronenwicke und im Gebüsch versteckt den grünlichgelb blühenden
Tragant. Die schön dunkelrote Frühlingswalderve auf den
Jauernicker Bergen ist die erste Schmetterlingsblüte des Frühlings.
Aus der reichen Gattung Klee sind neben den als Futterkräuter all-
gemein angebauten Sorten, dem roten und dem weißen Wiesenklee,
als wildwachsend der Goldklee und der kastanienbraune zu nennen.
Der stolzeste, der weiße Bergklee, ist schon seltener. Nach der Ernte-
zeit erscheint auf allen Stoppelfeldern der gelblichweiße, zottige Acker-
oder Mäuseklee. Die gemeine Luzerne wird bei uns wenig angebaut,
dagegen finden wir den ihr sehr nahe verwandten Hopfenschnecken-
klee um so häufiger als Unkraut. Auf Sandgegenden beschränkt sich
die angebaute Serradella und der wildwachsende kleine Vogelfuß.
Die großen, angenehm riechenden Honigkleearten, der weiße und der
gelbe, haben >ich in den letzten Jahren sehr vermehrt. Zwei gelb-
blühende Schmetterlingspflanzen, die, obwohl verschiedenen Gattungen
zugehörig, überall nebeneinander zu stehen pflegen, sind der Hornklee
und die Wiesenplatterbse. Die rote Waldplatterbse findet sich in Berg-
40
3. Abschnitt. B. Pflanzen.
Wäldern, z. B. in Jauernick und auf dem Rothstein, häufig. Aus der
Gattung Vogelwicke liefert uns die Landeskrone am südlichen Ab-
hange die gelblichweiße Erbsenwicke und die btagrote Buschwicke; die
zottige wächst wild am Neißeviadukt; die Futterwicke und die Sau-
bohne, die derselben Gattung angehören, werden häufig angebaut.
Zu unseren wichtigsten Gemüsepflanzen zählen die Erbse, die
Bohne und die Linse. Zu den Hülsenfrüchtlern gehören aber incht
bloß Kräuter, sondern auch Strauch er und Bäume. In den Straßen
der Stadt wurde früher noch mehr als jetzt die rot- und die weiß-
blühende Akazie angepflanzt. In den Gärten und im Parke prangt
im Mai der giftige Goldregen mit seinen langen Blütentrauben, der
Erbsenbaum und der Blasenstrauch. An Waldrändern finden wir als
Vertreter der Schmetterlingsblütler den Ginster und den Besenstrauch
mit gelben Blütentrauben und hellgrünen, rutenförmigen Ästen.
§ 71. Die Rammculaceen bilden eine ebenso artenreiche Familie.
Als erste Frühlingsboten erheben die Anemonen gleich nach der
Schneeschmelze ihre Häupter. Die weiße ist überall vertreten, die gelbe
besonders auf der Landeskrone. An schattigen Stellen hat sich zu
gleicher Zeit, oft auch noch früher, das Leberblümchen (mit zart-
blauen Blumenblättern und rot gestreiften Staubbeuteln) aus der
Blätterdecke am Boden erhoben. Mit kräftigen, saftigen Blättern ist
die an Gräben und auf feuchten Wiesen häufig vorkommende Sumpf-
dotterblume oder Butterblume ausgestattet. Der Hahnenfuß hat
an 15 Arten bei uns aufzuweisen, die bekanntesten mit mehr oder
weniger lebhaft gelb gefärbten Blüten sind der scharfe, der knollige
der kriechende, der Acker- und der Gifthahnenfuß. Weiße Blüten hat
bei uns nur der Wasserhahnenfuß. Allgemein verbreitet ist das-
Scharbockskraut, seltener die Wiesenraute, das Christophskraut und auf
Getreidefeldern der Mäuseschwanz. Angepflanzt und oft verwildert
findet sich die gemeine Waldrebe. Mehrere Gartenpflanzen, die
Päonie mit großen roten und weißen, weithin sichtbaren, der Sturmhut
und der Rittersporn mit blauen Blüten, schließen sich am besten hier
an. Ein Schmuck unserer Teiche sind die weiße und die gelbe Seerose,
die Vertreter der kleinen Familie der Seerosengewächse. Von den
ihnen nahestehenden Mohngewächsen findet sich überall das giftige
Schellkraut und auf Äckern drei Arten des Mohns; von den Erd-
rauchgewächsen an Zäunen und auf Äckern der gemeine Erdrauch, in
Bergwäldern (z. B. auf der Landeskrone, den Jauernicker Bergen und
dem Rothstein) die geineine Hohlwurz, auch Lerchensporn genannt.
§ 72—75.
B. Pflanzen.
41"
§ 72. Rosengewächse. Nicht allein die zahlreichen Abarten der
wild vorkommenden Rosen, sondern auch viele unserer Beeren-
sträucher in Garten, Feld und Wald gehören hierher: die gelbe und
die rote Himbeere, die dunkelrote Brombeere und die kräftig riechende,
würzige Walderdbeere neben der nicht so stark duftenden, im Garten
gezogenen Erdbeere. Aus Wiesen und sonnigen Lehnen sind die
Fünffingerkräuter stark verbreitet, vor allem das silberfarbene und
das Gänsefünsfingerkraut; die ähnliche Tormentillwurz hat nur 4blumen-
blätter. Zwei Arten Benediktenkraut oder Nelkenwurz, die gemeine
und die Bachnelkenwurz, und das hier und da auftretende, dunkel-
braune Blutauge oder Siebenfingerkraut sind auch Vertreter der Rosen-
gewächse, ebenso das Mädesüß, der Frauenmantel mit gelbgrünen
Blüten, der Wiesenknopf mit dunkelbraunen Köpfchen und der Oder-
mennig.
In die anderen Familien der Ordnung der Rosenblütler sind
eingereiht alle unsere Obstbäume: chnen schließe,! sich an der auf
der Landeskrone stark vertretene Schlehdorn, der Weißdorn, die Mispel
und die Eberesche,
§ 73. Kreuzblütler. Die Familie ist scharf gekennzeichnet durch
den sehr gleichmäßigen Blütenbau und die Fruchtform. Außer zahl-
reichen Gartengewächsen, dem Rettich und allem, was Kraut und
Kohl heißt, ist ein Heer von Unkräutern aus Feld und Wiese hierher-
gehörig: Kresse, Hirtentäschel und Täschelkraut, Leindotter, Hungerblume,
Stein- und Graukresse mit Schötchen, Schaumkraut, Nachtviole,
Brunnen-Winterkresse, Schotendotter, zwei Arten Raukensenf und der
Ackersens, alle mit Schotenfrüchten.
§ 74. Lippenblütler. Eine Lippenblüte ist leicht an ihrer
Form zu erkennen. Der kriechende Günsel mit schön blauer Blüte
und der ihm etwas ähnliche Gundermann schmücken die Wiesen. Die
rote und die stengelumfassende Taubnessel sind weit verbreitet, die
weiße und die Goldnessel finden sich in den Büschen der Landeskrone.
Die Hohlzahn- (gemeiner, bunter und schmalblättriger) und die Ziest-
arten werden von Laien häufig als Taubnesseln angesehen. Das
gemeine Helmkraut ist an Gräben und Flüssen nicht selten. Die an
ätherischem Öl reichen Minzearten, wie Pfeffer- und Krauseminze, zu
ärztlichem Gebrauche oft angebaut, und der Quendel duften stark,
weniger die überall als Unkräuter auftauchenden Ballote, Löwen-
schwänz und Wirbeldost.
§ 75. Die Rachenblütler haben mit den vorigen vieles gemein.
Die größten Blüten hat wohl der giftige schmutziggelbe Fingerhut
B. Pflanzen,
43
Den Blüten der Doldengewächse ähnlich ist die des immergrünen,
an Mauern und Bäumen emporkletternden Efeus, der in die Familie
der Araliaceen eingereiht ist.
In Dolden und Trugdolden stehen auch die Blüten unserer
-Hornstrauchgewächse, der männlichen oder gelben Kornelkirsche und
der blutroten — benannt nach der besonders im Winter auftretenden
Farbe ihrer Zweige — mit weißen Blüten.
§ 78. Die Korbblütler finden sich aus allen Bodenarten der
Oberlausitz. Am häufigsten kommt das Gänseblümchen vor; das
ganze Jahr, selbst im Winter, streckt es uns seine zierlichen Körbchen
entgegen. Der gelbe Huflattich und die rötliche Pestwurz entwickeln
in den ersten sonnigen Frühlingstagen ihre Blüten. Die meisten
Korbblütler sind jedoch Kinder des Sommers und des Herbstes. Der
Mai bringt uns den Löwenzahn; ein Kraut mit sehr ähnlicher
Blüte, der Wiesenbocksbart mit gefiedertem Pappus, ist etwas
seltener bei Görlitz, desto häufiger um Zittau. Die gelbe Gänsedistel
ist ebenso wie die Ackergänsedistel überall anzutreffen. Blau blüht
diezichorie, die in Schlesien auch angebaut wird. In Bergwäldern,
besonders bei Königshain und in Rosenthal, wächst der Hasensalat
oder Hasenlattich, ein über 1 m Höhe erreichendes rotblühendes Gewächs.
Auf die sandigen Gebiete des Rothenburger Kreises sind der kleine
Lämmersalat und der Knorpelsalat beschränkt. „Distel" ist ein sehr
weit verbreiteter Name für manche Korbblütler. Die gemeine Eber-
würz ist an trockenen Stellen nicht selten, während die stengellose
nur noch an wenigen Orten (Heidersdorfer Spitzberg, Rengersdorf)
zu finden ist. Um so häufiger sind die gemeine Distel und die
Kratzdistel, deren Samen durch ihre Flugvorrichtung, den Pappus,
vom Winde leicht verbreitet werden. Nicht so häufig ist die größte
aller einheimischen Disteln, die Eselsdistel.
Um so zahlreicher sind Arten aus der Familie Habichtskraut
und Pippau, die sich nur durch die Beschaffenheit des Federkelches
unterscheiden lassen. Ebenso häufig ist das Geschlecht Kreuzkraut
zu finden, nicht nur das gemeine ohne Strahlblüten, sondern auch die
größeren Arten mit Strahlblüten, wie das Jakobskreuzkraut und das
klebrige, auf den Jauernicker Bergen auch das seltene Hainkreuzkraut.
Als Beispiele für das Einwandern fremder Pflanzen mögen dienen
das kanadische Berufkraut, das nach Ascherson seit dem 17. Jahr-
hundert in Europa eingewandert ist und jetzt die meisten Eisenbahn-
dämme überzieht, und die sog. Wittigblume oder Rudbeckia, die
erst seit mehreren Jahrzehnten die Ufer der Wittig und Neiße sowie
§ 82—87. B. Pflanzen. 45
§ 82. Bon den Valerianaeeen oder Baldriangewächsen ist der
als Arzneigewächs dienende gebräuchliche und der kleine Baldrian
und auf den Äckern das Rapünzchen zu nennen, dessen erste Blätter
im Frühling als Salat gegessen werden.
§ 83. Die Boragineen oder Voretschgewächse zeichnen sich durch
starke Behaarung der Stengel und Blätter aus. Am bekanntesten ist
das Vergißmeinnicht, das in sechs bis acht Arten vorkommt: das
Lungenkraut ist in schattigen Wäldern, z. B. auf der Landeskrone,
der Natterkopf überall an unbebauten Orten zu finden, die Schwarz-
würz, weiß oder rot blühend, mehr in der Nähe von Wassergräben.
Igelsame, Hundszunge und Ochsenzunge sind seltener, dagegen ist der
Ackersteinsame oder die Bauernschminke ein lästiges Unkraut auf
Äckern. Die Blüten mancher Pflanzen aus dieser Familie machen
einen Farbemvechsel aus Rot in Blau durch.
§ 84. Die Rubiaceen oder Rötengewächse haben meist recht
kleine Blüten aufzuweisen. Die Pflanze, die der Familie den Namen
gegeben, die Färberröte, wurde bei Görlitz angebaut: mit der künst-
lichen Herstellung des Alizarins verlor sie ihre Bedeutung. Das
Labkraut tritt in acht Arten mit weißer Blüte auf: gelb blüht das
echte Labkraut. Dem Waldlabkraut ähnlich ist der im Mai blühende
Waldmeister.
§ 85. Die Nachtkerzengewächse. Die Weidenröschen, sowohl
das purpurrot gefärbte schmalblättrige als auch das heller gefärbte
Bergweidenröschen, hüllen zur Reifezeit sonnige Lehnen ganz in ihre
Samenwolle ein. Die zweijährige Nachtkerze stammt aus Virginien,
ist aber seit dem 17. Jahrhundert bei uns verwildert. Seit etwa
15 Jahren ist auch das Hexenkraut, das früher fehlte, im Garten
der katholischen Kirche an der Friedrich-Wilhelm-Straße heimisch ge-
worden, von wo aus es sich weiter verbreitet hat.
§ 86. Die Geißblattgewächse. Sechs Arten: gemeines Geiß-
blatt oder Jelängerjelieber, gemeine und schwarze Lonicere, Trauben-
Holunder, schwarzer Holunder und gemeiner Schneeball sind im Parke
und in vielen Gärten angepflanzt. Das kleine Bisamkraut tritt auf
der Landeskrone auf.
§ 87. Die Nelkengewächse haben durchweg eine lange Kelchröhre,
an die sich die lang genagelten Blumenblätter wie an ein Geländer
anlehnen. Sieben Nelken kommen am häufigsten vor: die bärtige,
die deltafleckige und die Karthäusernelke, neben der Pechnelke, deren
klebriger Stengel ungeflügelte Infekten vom Blüten besuch abhält, der
weißen und roten Lichtnelke und der Kuckuckslichtnelke. Von der Silene
§ 92—97.
B. Pflanzen.
47
Elisabethstraße stark oertreten. Von Rebengewächsen sind die Wein-
rede und die Zaunrebe, gewöhnlich wilder Wein genannt, bei uns
eingebürgert. Die Celastergewächse haben in Wäldern und an Gehöften
einen Vertreter im Pfassenhütchenstrauch mit rosafarbenen Frucht-
kapseln.
§ 92. Die Terebinthaceen haben drei Vertreter in unserem
Parke: den im Herbst schön gefärbten Hirschkolbensumach oder
Essigbaum, den Perückenbaum und den Giftsumach (am Goldfisch-
teich und außerdem auf dem Gipfel der Landeskrone).
§93. Cucurbitaceen oder Kürbisgewächse. Kürbis und Gurke
werden überall angebaut, die Zaunrübe wird als Klettergewächs
gebogen; der wilde Jasmin aus der Familie der Pfeifenstrauch-
gewächfe ist ein Heckenstrauch.
§ 94. Crassulaceen, Saxifrageen und Grossulariaceen oder Dick-
blatt-, Steinbrech- und Stachelbeergcwächse. Mauerpfeffer, Fett-
Henne und Haus lauch lieben Mauern und dürre Stellen; sie haben
viel Feuchtigkeit aufgespeichert und können lange den Regen entbehren..
Von den Stein brecharten ist bei uns in der Ebene nur der körnige
zu finden, an Bächen zerstreut das gelb blühende, wechselblättrige Milz-
kraut, auf feuchten Wiesen das Sumpfherzblatt. Eßbare Früchte
liefern die Stachelbeere, die rote und die schwarze Johannisbeere;
eine gelb und eine dunkelrot blühende Art sind als Ziersträucher in
Görlitzer Gärten angepflanzt.
§ 95. Glockenblumengewächse. Die blaue Bergjafione mit
kugeligem Köpfchen findet sich im Hochsommer an sonnigen Lehnen,
die gelblichweiße Teufelskralle in den Wäldern am Bohraer Berge
und iin Schöpstal. Die Glockenblume selbst ist in sechs Arten ver-
treten. Am häufigsten ist die ausgebreitete neben der rundblättrigen;
mit größeren Glocken sind die pfirsichblättrige und die nesselblättrige
Glockenblume ausgestattet.
§ 96. Heidekrautgewächse. Die Heidel-, Preißel-, Rausch-,
und Moosbeere und die poleiblättrige Andromeda mit rötlichweißen
Glöckchen finden sich neben dem Heidekraut im Unterholz der Wälder.
Vereinzelt tritt an moorigen Stellen in der Heide auch die Glocken-
Heide auf.
§ 97. Ölbaum- und Enziangewächse. Zu den Ölbaumgewächsen
gehören die Esche, ein Baum, der durch festes Holz ausgezeichnet ist,
sowie der als Zierstrauch angepflanzte Flieder (Springe) und
der Liguster. Von den Enziangewächsen sind der Feldenzian (am
Heidersdorfer Spitzberge), der Bnterklee und das Tausendgülden-
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
§ 102—105.
P>. Pflanzen.
49
§ 102. Walnußgewächse und Becherfrüchtler. Obwohl wir unter
Spätfrösten im Mai häufig zu leiden haben, die das junge Laub
und die zarten Blüten der Walnuß zerstören, besitzen wir doch eine
Menge von diesen Bäumen in Gärten. Die Haselnuß kommt auf
der Landeskrone und anderwärts wild vor, ist aber auch im Parke
angepflanzt. Die Rotbuche treffen wir als echten Waldbaum auf
den Königshainer Bergen; die Weiß- oder Hainbuche ist auf der
Landeskrone und auch im Parke häufig zu finden. Die Eiche, sowohl
Stein- oder Trauben- als Stieleiche, ist bei uns heimisch; außerdem
können wir noch etwa zehn Arten amerikanischer Eichen, teilweise mit
schmal-lanzettlichen Blättern, finden, die wegen der wundervollen Herbst-
färbnng ihres Laubes in den Parkanlagen angepflanzt wurden.
§ 103. Weiden- und Virkengewächse. Die Weiden passen so
recht für unser Klima. Nicht allein eine große Menge von Arten,
z. B. Salweide oder Sohlweide (Palmkätzchen), die weiße, die mandel-
blättrige, die Knackweide, die Korbweide, die Purpurweide und die
fünfmännige Weide, sondern auch verschiedene Bastarde sind zu finden.
Die aus Italien eingeführte Pyramidenpappel wird jetzt als Chaussee-
banm nicht mehr so häufig wie früher angepflanzt; schöne Exemplare
der anderen Arten, wie S ch w a r z p a p p e l, Z i t te rpappel oder Espe, S i l b e r-
pappel, sind im Parke zerstreut. Außer den einheimischen Birken, der
weißen und der Warzenbirke, hat der Park auch noch einige ausländische
aufzuweisen. An den Ufern der Neiße stehen starke Stämme von
Erlen, besonders von der gemeinen.
Ii. Krvptogamen.
8 104. Allgemeines. Kryptogamen, namentlich die kleinen Arten,
kommen überall und auch in nicht geringen Mengen vor. Vielen
fehlen die dem bloßen Auge leicht sichtbaren Formenunterschiede der
Wurzeln, der Stengel, der Blätter und Blüten der Phanerogamen.
Dem Zwecke dieser Schrift entspricht es, wenn nur derjenigen Arten
und Gattungen gedacht wird, die ohne Mühe erkennbar sind und die
ihrem Standorte ein besonderes Gepräge verleihen.
§ 105. Gefäßkryptogamen. Die Farnkräuter, Bärlapp-
gewächse und Schachtelhalme finden sich in der ganzen Oberlausitz
auf den verschiedensten Bodenarten, auf trockenem und sandigem wie
auf gutem Mergelboden, auf dem Humusboden des Waldes wie direkt
im und am Wasser. Von den Farnen sind am häufigsten die Schild-
und die Streifenfarne, die trockeneren Boden lieben; der Adlerfarn ist
besonders in der Heide zu finden. Die Berglaubwälder auf der Landes-
Görlitzer Heimatkunde. >
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]