Vii. Die Marsch.
27
An einigen Stellen, wo nicht Sand, sondern Moor der Marsch untergelagert ist,
hat sich der Boden gesenkt, so daß zum Beispiel die Wilster Marsch und zum Teil
die Insel P ellwo rm unter dem mittleren Wasserstand von Elbe und Nordsee liegen.
Die Marsch erscheint als eine völlig ebene, wagerechte Fläche, die aber doch
an den Flußufern eine geringe Erhöhung aufweist. Zahlreich sind Geestinseln
und Halbinseln, die zu Niederlassungen sich eigneten, die Inseln von Münster-
dors bei Itzehoe, Garding und Tating in Eiderstedt, Lindholm westlich von
Flensburg. Die Marsch ist äußerst fruchtbar, sie wird in Schleswig und in der
Wilstennarsch fast ausschließlich zur Weide benutzt, in Holstein findet sich daneben
der Ackerbau. Wälder fehlen gänzlich, auch die Kuicks des Ostens; die Gehöfte
sind meistens von hohen Bäumen umgeben. Als Grenzscheide zwischen den Grund-
stücken dienen tiefe Gräben, die auch zur Entwässerung des Landes nötig sind.
Diese Gräben führen das Wasser zum Teil direkt in die Flüsse, zum Teil, wie in
der tiefliegenden Wilstermarsch, wird das Wasser durch Windmühlen oder durch
Dampfmaschinen in höher gelegene, in einem Damm eingebettete Gräben,
Wettern, gehoben und so dem Meere oder der Elbe zugeführt.
Ortskunde.
Während überall, auch in nnserm Lande in dem Gebiete des Baltischen Höhen-
znges, das Wasser zur Ansiedelung anlockte, hat in der Marsch der übermäßige
Reichtum an Wasser, der infolge der niedrigen Lage hohe Grundwasserstand, wobei
gutes Trinkwasser nur selten vorhanden ist, die Ansiedelungen im hohen Grade er-
schwert. So sind Siedelungen entstanden zunächst auf Geestinseln und -Halbinseln
und am Rande der Geest, Dörfer, wo ein kleines Gewässer, Städte, wo ein größeres
den Rand durchbricht. Um in der Marsch selbst wohnen zu können, hat der Mensch
aus Marscherde (Klei), Dung und Baumzweigen künstliche Hügel (Wnrten oder
Werften) aufgeworfen, die zunächst wohl nur Zufluchtsstätten für Menschen und
Vieh gewesen sind, später erst durch Erhöhung und Vergrößerung zu fester An-
siedelung brauchbar gemacht wurden. Es gibt Hauswurteu (Hauberge, Abb. 11),
Dorfwurten, Stadtwurteu (Marne, Wilster, Krempe), zu denen unendlich viele
Kubikmeter Boden verwendet sein müssen. Den höchsten Punkt nimmt die Kirche
ein, die durch den umgebenden Graben, der das Erdmaterial geliefert hat, zu
einer Burg gemacht worden ist.
Die im folgenden genannten Städte liegen zumeist auf der Grenze der Marsch
gegen die Geest.
Wedel, an der gleichnamigen, für kleine Fahrzeuge schiffbaren Au mit Hafen,
unweit der Elbe, bildet jetzt mit Schulau an der Elbe, das ebenfalls einen Hafen
besitzt, eine Stadtgemeinde, 5000 E. Eisenbahn über Blankenese nach Altona. Auf
dem Markte eine Rolandssäule, Karl den Großen darstellend, vor der früher
Kaufverträge abgeschlossen wurden. Wedel war ehemals ein wichtiger Markt für
dänisches Vieh, das von hier auf einer Fähre über die Elbe transportiert wurde. —
Landwirtschaftlicher Betrieb herrscht vor. Baumschulen. Daneben u. a. au der
Elbe bedeutende Zuckerraffinerie und Erdölraffinerie.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Meldorf Heinrichs Hebbel Peter Hitzbank Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Norderdithmarschen Meldorf_Hemmingstedt Süderdithmarschen_Marne Kirchdorf Norderdithmarschen Norderdithmarschen Husum Husum Heide England Husum Westrande_Eiderstedts Holland
Viii. Abriß der Geschichte.
31
Später erscheinen auf unserer Halbinsel Sachsen, Angeln und Jüten. Das
Meer lockte die Bewohner schon frühzeitig zu Raub- und Plünderungszügen an die
Küsten Galliens und Britanniens. Solche Raubzüge führten endlich zur Anfiedlung
auf britischem Boden und zur Gründung angelsächsischer Staaten, eine Jahrhunderte
dauernde Wanderung, die von der Überlieferung in das Jahr 449 verlegt und mit
den Namen Hengist und Horsa (the horse, das Pferd) verknüpft wird. Dieser be-
deutenden Entvölkerung des Landes solgte eine Einwanderung von N und 0 her.
Von N kamen die Jüten, welche das nördliche Schleswig bis zur Schlei und Treene
einnahmen. Jus östliche Holstein wanderten, wahrscheinlich zur See von Mecklen-
bürg her, schon damals die slawischen (obotritischen) Wagner ein, die später
über die Schweutine bis in die Gegend von Neumünster vordrangen. Ihr Hauptort
war Stargard, das heutige Oldenburg. Nach Lauenburg kamen die slawischen
Polaben, d. h. Elbanwohner. Nicht unwesentlich ist das Vordringen der Slawen
durch Karl den Großen gefördert worden, der sich mit ihnen in seinen Kämpfen
gegen die nordalbingischen Sachsen verbündet hatte. Wahrscheinlich im 8. Jahrhundert
sind, vou Westsriesland kommend, Friesen eingewandert und haben die Westküste
Schleswigs in Besitz genommen.
Zur Zeit Ludwigs des Frommen fand das Christentum Eiugaug unter
den deutschen Völkern des Landes: Ansgar, der Apostel des Nordens,
+ 865; erst viel später im Odes Landes: Vicelin, der Apostel der Wenden,
+ 1154.
Schleswig, Südjütlaud, war Jahrhuuderte hindurch mit Dänemark ver-
einigt, später ein mit Dänemark in Lehnsverbindung stehendes Herzogtum unter
einer Seitenlinie des dänischen Königshauses. Streitigkeiten, die aus diesem Ver-
hältuis entsprangen, führten eine Annäherung an die holsteinischen Grasen herbei,
wodurch die Vereinigung mit Holstein eingeleitet wurde. Der Süden zwischen
Schlei und Eider bildete eine Zeitlang die Dänische Mark oder Mark Schleswig,
wahrscheinlich seit dem Kriegszuge Ottos Ii. 974 bis 1026, wo sie Konrad Ii. an
Knut den Großen von Dänemark abtrat.
Das jetzige Holstein zerfiel, von dem slawischen Osten, Wagrien, abgesehen,
in drei Teile: Dithmarschen, Holstein und Stormarn, die von sächsischem
Stamme bewohnt waren. Dithmarschen, von Holstein getrennt durch die Niede-
ruug, in der jetzt der Kaiser-Wilhelm-Kanal verläuft, das Tal der Giselau und
Holstenau, hat lange Zeit eine Sonderexistenz geführt, als Bauernrepublik
wiederholte Angriffe der Fürsten des Nachbarlandes mit Erfolg abgewehrt, zuletzt
1590 durch die Schlacht bei Hemmingftedt, und ist erst 1559 erlegen. Holstein
und Stormarn standen seit alters unter einem Grafen, von 1110—1459 unter
Grafen aus dem Hause Schauenburg. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts
wurde Wagrien, das Gebiet der Slawen, von den Deutschen zurückerobert
und völlig germanisiert. Die Geschichte des Landes unter den Schauenburger
Grafen ist ein Jahrhunderte währender wechselvoller Kampf des von der
Zentralgewalt, dem deutschen Kaisertum, im Stich gelassenen Fürstentums an
der Grenze gegen den auswärtigen Feind, und sein Resultat die Erwerbung
Schleswigs.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Wagner Karl Karl Ludwigs Ansgar Apostel Apostel Ottos Konrad_Ii Konrad Knut
36
Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein.
Sommer. Dazu kommen ausreichende Niederschläge, fast gleichmäßig auf die
Jahreszeiten verteilt.
Das Wetter zeichnet sich aus durch Unbeständigkeit. Es ist durchweg abhängig
von den Zugbahnen der barometrischen Depressionen, die von Nordamerika
über den nördlichen atlantischen Ozean heranziehen, die britischen Inseln treffen
und von da in der Regel durch unsere Halbinsel gehen oder auch nördlich davon
vorüberziehen. Nach dem Orte eines solchen Lustdruckminimums strömt von allen
Seiten die Luft, die aber infolge der Erdrotation auf der nördlichen Halbkugel nach
rechts abgelenkt wird (Buys-Ballotsches Gesetz). Das Herannahen einer Depression
bringt regelmäßig Südwestwind, der dann nach rechts dreht, zu West- und Nord-
Westwind wird, und zuerst ergiebigen Regen, darauf Abkühlung bringt.
Die vorherrschenden Winde sind die Westwinde: Südwest, West und Nord-
West. Nur im Frühjahr wehen regelmäßig längere Zeit hindurch Ostwinde.
Das plötzliche Hereinbrechen kalter Nord- und Ostwinde nach warmen Tagen erzeugt
im Mai einen Kälterückfall mit schädlichen Nachtfrösten, der häufig um deu 11. bis
13. Mai eintritt. Daher der böse Ruf der drei gestrengen Herren: Mamertus, Pan-
kratius und Servatius. Der nachteilige Einfluß der heftigen Westwinde zeigt sich
deutlich schon an den Bäumen, die, an freien Punkten wenigstens, nach 0 geneigt
sind, au der Ostseite eine gesündere Entwicklung haben, während die Wetterseite
verkümmert und mit Moos und Schorf bedeckt ist. Diesen Winden ist naturgemäß
unser Land mehr ausgesetzt als die übrigen Teile Deutschlands, und ihre Wirkuug
macht sich in Schleswig mehr als in Holstein und im Westen mehr als im Osten
geltend. Besonders schädlich sind sie für die freiliegenden sandigen Landesteile
der Mitte. Sie setzen die bei der nördlichen Lage ohnehin nicht allzu hohe Sommer-
temperatnr in ungünstiger Weise herab und nehmen, trotzdem sie aus feuchter
Lage kommen, dem Boden wieder einen beträchtlichen Teil der notwendigen
Feuchtigkeit. Bei diesem Verdunstnngsprozeß wird wieder Wärme verbraucht
und so die Temperatur noch mehr erniedrigt. Durch Schutz gegen diese Winde
sucht man sich die von der Sonne erzeugte Wärme zu erhalten. Dazu dieuen in:
Osten und in der Mitte die Knicks, die demnach einem natürlichen Bedürfnis
entsprechen.
Die relative Feuchtigkeit (Verhältnis der in der Luft vorhandenen Wasser-
menge zu der möglichen) ist am geringsten im Mai und Juui, 74%, an: größten
int Dezember und Januar, 87%, dementsprechend auch die Bewölkung und die
Verteilung der heiteren und trüben Tage.
Die mittlere Jahrestemperatur für Kiel beträgt 8,4° C, für den Winter
(Dezember bis Februar) 1,21°, für den Frühling (März bis Mai) 7°, für deu Sommer
(Juni bis August) 16,25°, für den Herbst (September bis November) 9° C. Der
kälteste Monat ist der Januar mit 0,8°, der wärmste der Juli mit 17° C. Die Regen-
höhe, das heißt die Höhe der Wasserschicht, die die Niederschläge ergeben würden,
wenn das Wasser nicht verdunstete, beträgt für Kiel etwa 700 mm.
Der mittlere Luftdruck beträgt im Durchschnitt 760 mm, auf das Meeres-
niveau reduziert, und sinkt bei einer Erhebung von je 11 m um 1 mm.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Buys-Ballotsches Deutschlands Holstein Kiel
X. Die Bevölkerung, ihr Leben und Treiben.
39
3. Die Tierwelt.
Hinsichtlich der Tierwelt unterscheidet sich Schleswig-Holstein nicht wesentlich
von den Nachbarländern. Über die Haustiere s. S. 43. Die Felder und Wälder
des Ostens bieten dem Jagdliebhaber reiche Beute: Damwild, Rehe, Hasen, Dachs
und Fuchs, Hühner, Fasanen, zur Zugzeit auch Schnepfen und Krammetsvögel;
in den Wäldern der Kreise Rendsburg, Segeberg und Lauenburg findet sich auch
Rotwild (Edelwild), im Sachsenwald eingehegt das Wildschwein. Der Seehund,
der ein gefährlicher Feind der Fische ist, wird an den Nordsee-Jnseln gejagt.
In den Vogelkojen der Inseln Sylt, Föhr und Amrum werden wilde Enten
(Krickenten) gefangen. Die Störche, noch vor kurzem außerordentlich zahlreich
in der Marsch, werden seltener, seitdem sie zu den jagdbaren Vögeln gehören. Die
Landseen und Flüsse sowie die beiden Meere liefern eine reiche Ausbeute an Fischen.
Über die Fischerei s. S. 44.
X. Die Bevölkerung, ihr Leben und Treibens
1. Abstammung und Sprache.
Die Bewohner des Landes gehören größtenteils zu den Niedersachsen, die schon
im frühen Mittelalter bis in die Gegend von Schlei und Treene vordrangen und
auch die Jahrhunderte hindurch von Slawen bewohnten Gebiete Wagriens und
Lauenburgs einnahmen und germanisierten. Nur Namen und Bauart der Ort-
schasten, Runddörfer, erinnern noch an die früheren Bewohner. Im N des
Herzogtums Schleswig wohnen Jüten, im W südlich von der Widan und auf
den Inseln Friesen, im 0 zwischen Schlei und Flensburger Förde Angeln.
Die Volkssprache ist die plattdeutsche oder niederdeutsche Sprache, die freilich
durch das Hochdeutsche stark zurückgedräugt worden ist, während sie im Mittel-
alter und noch nach der Reformation im ganzen Lande Amts- und Schriftsprache
war. Ihre Aufgabe ist es, die westjütische Mundart, gewöhnlich dänische genannt,
im nördlichen Schleswig zu verdrängen. Auf den nordfriesischen Inseln und in
einigen Gegenden des westlichen Schleswigs spricht man noch Friesisch. Die Sprach-
grenze gegen die westjütische (dänische) Mundart geht etwa von Flensburg über
Lek bis Tondern und Hoyer. Die Städte und größeren Orte im dünischredenden
Gebiet bilden zum Teil Sprachinseln.
Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1995 hatten von den 1 599 999 E.
der Provinz 1349999 - 89% Deutsch, 134999 = 8,9% Dänisch, 18999 = 1,2%
Friesisch und 6999 Polnisch als Muttersprache. Die drei nördlichen Kreise
Hadersleben (89%), Apenrade (75%), Sonderburg (78%) sind etwa zu 3/4,
der Kreis Tondern (44%) etwa zur Hälfte dänisch redend. Polen finden sich
stellenweise als Arbeiter auf den Gütern und in den Fabrikdörfern östlich von
Hamburg.
1 Die Übersichtstabellen der Einwohnerzahl nach der Volkszählung vom 1. Dezember
1905 finden sich S. 73 usf.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
X. Die Bevölkerung, ihr Leben und Treiben.
43
dem Herd die Wohn- und Schlafräume. Der Boden über der Diele diente bis zur
Dachfirst zur Aufbewahrung des Getreides.
Die alten Häuser haben fast überall Neubauten Platz machen müssen, die den
Ansprüchen der Neuzeit mehr entsprechen, dabei aber die wesentlichen Eigenschaften
der alten Bauart beibehalten haben. Im N Schleswigs besteht das Bauerngehöft
aus mehreren niedrigen Gebäuden, die in der Mitte den Hofplatz einschließen, wobei
das Wohnhaus von den Gebäuden für Vieh und Getreide getrennt ist. In den
Marschen siuden wir vielfach den Hauberg. S. Abb. 11. Im 0 Holsteins und
Laueuburgs weisen die sogenannten Rundlinge, wo die Bauernhäuser rings um
einen freien Dorfplatz mit einem Teich gebaut fiud, auf wendischen Ursprung hin.
Die Laugdörfer sind sächsisch.
6. Viehzucht.
Im Jahre 1907 waren vorhanden in abgerundeten Zahlen:
in Pferde Rinder Schafe Schweine
Schleswig-Holstein. 190000 1050000 220000 1130000
Preußen..... 3 000000 12000000 5400000 15000000
Deutschland . . . 4350 000 20600000 7 700000 22000000
Auf 1 qkm kamen 1907 (die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf den
Bestand von 1897):
in Pferde Rinder Schafe Schweine
Schleswig-Holstein. (9) 10 (46) 55 (13) 11 (25) 59
Preußen .... (8) 8,5 (30) 34 (22) 15,5 (27) 43
Deutschland . . . (7,5) 8 (34) 38 (20) 14 (26) 41
In unserer Provinz zeigt sich, wie in Preußen und ganz Deutschland, ein starker
Rückgang der Schafzucht. Noch 1883 kamen auf den qkm in Schleswig-Holstein 17,
in Preußen 42, in Deutschland 35. Dieser Rückgang ist zum Teil auf die Konkurrenz
zurückzuführen, die auf dem Gebiete der Schafzucht Länder wie Australien
und Südafrika machen, teils auf die erfreuliche Tatsache, daß immer mehr Land
in Kultur genommen, dem Ackerbau und der Rindviehzucht überwiesen und
so ertragfähiger gemacht wird. Die Pferdezucht dagegen, besonders aber die
Rindvieh- und Schweinezucht haben in demselben Zeitraum eine beträchtliche
Steigerung erfahren. In bezug auf die Rindviehzucht stand unsere Provinz stets
höher als das Reich und Preußen, und in den letzten Jahren ist dies Übergewicht
noch mehr hervorgetreten.
Noch viel günstiger stellt sich dies Verhältnis für unsere Provinz, deren Be-
Völkerungsdichte nur etwa 2/4 von der durchschnittlichen Dichtigkeit Preußens
ausmacht, wenn der Viehstand mit der Bevölkerungszahl verglichen wird.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Schleswigs Hauberg Schleswig-Holstein Deutschland Schleswig-Holstein Deutschland Deutschland Schleswig-Holstein Deutschland Australien
X. Die Bevölkerung, ihr Leben und Treiben.
45
Produkten für die Leder- und Margarinefabrikation bietet das Land fast nur Tone
und Kreide zur Herstellung von Steinen und Zement. An Stelle der heimischen
Wolle tritt mehr und mehr die Baumwolle. Da die heimischen Wälder für die
Holzindustrie schon lange nicht mehr genügen, müssen fremde Hölzer eingeführt
werden, namentlich schwedische und russische. Dennoch hat sich die gewerbliche
Tätigkeit stark geltend gemacht und einigen Orten geradezu den Stempel von Fabrik-
städten aufgedrückt, wie dem Altonaer Stadtteil Ottensen, Neumünster
und Elmshorn. Von Bedeutung ist sie ferner im 8 des Landes, in der Um-
gebung von Hamburg-Altona, nämlich im südlichen Teile der Kreise Stor-
marn und Pinneberg und in der Stadt Wandsbek, ebenfalls in den Städten
Kiel, Flensburg, Itzehoe, Rendsburg.
Schon vor dem Aufkommen fabrikmäßiger Betriebe standen in einigen
Gegenden des Landes besondere Zweige des Gewerbes in Blüte, wie in Neu-
Münster die Weberei und Tuchmacherei, außerdem die Spitzenklöppelei
und die feinere Tonindustrie. Von diesen hat nur das erstere Gewerbe sich
weiterentwickelt; somit ist die Textilindustrie die älteste Industrie des Landes;
sie hat ihren Sitz nach wie vor hauptsächlich in Neumünster. Die Eisen- und
Metallindustrie steht in der Provinz mit an erster Stelle. Maschinenfabriken
gibt es an vielen kleineren und größeren Orten. Hervorzuheben sind Altona-
Ottensen, wo die Eisenindustrie die erste Stelle einnimmt, und Neumünster,
ferner Büdelsdorf bei Rendsburg (Karlshütte), Pinneberg (Emaillierwerk).
Eiserne Dampfschiffe, unter ihnen auch Kriegsschiffe, werden gebaut auf den
großen Werften-in Flensburg und in Kiel (Kaiserliche Werft, Kruppsche oder
Germania-Werst im Stadtteil Gaarden, Howaldts Werke in Dietrichsdorf bei Kiel
an der Schwentinemündung). Die Werft in Tönning liegt augenblicklich (1910)
danieder.
Für die Lederindustrie kommen in Betracht Neumünster, wo sie die erste
Stelle nach der Textilindustrie einnimmt, Schleswig, Flensburg, Altona,
Elmshorn und Wilster. Holzsägereien und Möbelfabriken sind an den
verschiedensten Orten. Ziegeleien, früher ein Nebenbetrieb der Landwirtschaft,
finden sich im Großbetrieb in Ekensund an der Flensburger Förde, in der Um-
gegend von Kiel, am Kaiser-Wilhelm-Kanal u. a. O. Tonwarenfabriken in
Kellinghufen. Die Zementfabrikation, die vor 60 Jahren eingeführt wurde,
wird besonders bei Itzehoe, Lägerdorf und Utersen betrieben. Die chemische
Industrie ist vertreten in Kunstdüngerfabriken (Rendsburg, Wandsbek), Lack- und
Farbenfabriken (Ottensen), Pulverfabriken (Quickborn und bei Geesthacht an der
Elbe). Dynamitfabrik ebenfalls bei Geesthacht. Der Nahrungs- und Genuß-
mittelindustrie dienen u. a. die großen Kornmühlen in Altona-Elmshorn und
Neumühlen bei Kiel, die großen Margarinefabriken im Altonaer Vorort Bahren-
feld, Brauereien in Kiel, Wandsbek, Altona, Flensburg u. a. Kakaofabrik in Wandsbek.
Tabak- und Zigarrenfabriken in Ottensen, Plön, Flensburg, Hadersleben, Bredstedt.
Zuckerrassiuerien in Schulau a. d. Elbe und Itzehoe.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Howaldts
Extrahierte Ortsnamen: Ottensen Elmshorn Hamburg-Altona Pinneberg Wandsbek Flensburg Itzehoe Rendsburg Ottensen Rendsburg Pinneberg Flensburg Kiel Gaarden Dietrichsdorf Kiel Schleswig Flensburg Altona Elmshorn Flensburger_Förde Kiel Kaiser-Wilhelm-Kanal Itzehoe Rendsburg Wandsbek Ottensen Quickborn Altona-Elmshorn Kiel Bahren- Kiel Wandsbek Altona Flensburg Wandsbek Ottensen Flensburg Bredstedt Itzehoe
X. Die Bevölkerung, ihr Leben und Treiben.
47
die erste in Deutschland, 1837 Leipzig—dresden, 1838 Berlin—potsdam). In
südnördlicher Richwng, im 3 Holsteins, mit einer starken Ausbiegung nach W,
durchzieht die ganze Provinz die Linie Altona—neumünster—vamdrup. Sie be-
rührt Pinneberg, Elmshorn, Rendsburg, Schleswig, Flensburg; die Städte Apenrade
und Hadersleben bleiben abseits liegen, haben aber durch Querbahnen Anschluß.
Sie findet an der Ostseite Jütlands ihre Fortsetzung und steht bei Fridericia durch
eine Trajektfähre in Verbindung mit den dänischen Inseln.
Die größeren Orte des W werden von der Marsch bahn berührt. Diese
zweigt bei Elmshorn von der erstgenannten ab und geht über Glückstadt, Itzehoe,
Meldorf, Heide, Friedrichstadt, Husum, Tondern bis Hvidding und weiter nach
Ribe in Jütland.
In nordsüdlicher oder fast nordsüdlicher Richtung verlaufen auch die Bahnen,
die Flensburg mit Kiel, Kiel über Preetz, Plön, Eutin mit Lübeck, Lübeck über
Ratzeburg, Mölln, inbüchen mit der Berlin—hamburger Bahn und weiter mit
Laueuburg verbinden, die Linie von Neumünster über Segeberg, Oldesloe,
Ratzeburg nach Hagenow an der Berlin—hamburger Eisenbahn, die Lübeck—
Hamburger Bahn, die in Lübeck Anschluß nach Mecklenburg und somit nach dem
0 Deutschlands hat. Zahlreiche Querlinien verbinden in westöstlicher Richtung
diese Bahnlinien untereinander und mit den Küstenorten und so den 0 mit
dem W:
Sonderburg—tingleff—tondern—hoyer; von da Schiffsverbindung mit Sylt;
Flensburg—niebüll—dagebüll; von da Schiffsverbindung mit Wyk auf Föhr;
Kiel—rendsburg—husum,
Neumünster—heide,
Neumünster—as ch eb erg,
Eutin—neustadt—oldenburg—heiligenhafen—fehmarn-Sund.
Dem Hamburg—altonaer Stadt- und Vorortsverkehr dient die 26 km lange,
elektrisch betriebene Bahnstrecke Blankenese—ohlsdorf.
Zahlreiche weitere, lokalen Interessen dienende Bahnen, zum Teil von den
Kreisen gebaut und unterhalten, vollenden das für ein vorwiegend Ackerbau trei-
bendes Land enge Bahnnetz.
Die in Lübeck beginnende Mecklenburgische Staatsbahn, die Berlin—hamburger
Bahn und die andern von Hamburg ausgehenden Bahnen stellen die Verbindung
mit dem übrigen Deutschland her.
Das gesamte staatliche Eisenbahnwesen der Provinz wird geleitet von der
Königlichen Eisenbahndirektion in Altona, außerhalb Schleswig-Holsteins unter-
stehen ihr noch 629 km.
b) Den Verkehr zur See vermitteln die größeren Flüsse, namentlich Elbe
und Eider, besonders aber die tief einschneidenden Förden, sowohl innerhalb des
Landes als auch mit überseeischen Orten, und die beiden Kanäle: der Kaiser-Wilhelm-
Kanal und der Elbe—trave-Kaual.
Von den Städten an der Ostsee stehen Kiel und Flensburg obenan. Abge-
sehen von dem lebhaften Verkehr auf den beiden Förden steht Kiel in regelmäßiger
Verbindung mit Kappeln, Sonderburg, Rendsburg, mit Lübeck über
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
X. Die Bevölkerung, ihr Leben und Treiben.
49
Wasserspiegels betrügt 32 m, der Sohle 22 m; an den Ausweichestellen und oberhalb
und unterhalb der Schleusen ist sie größer. Die Tiefe beträgt aus der Scheitelstrecke
2,5 m, von der Büssaner Schleuse an bis zur Mündung und ebenso bei Lauenburg
3,5 m wegen des schwankenden Wasser-
standes von Trave und Elbe, sonst 2 in.
Der Kanal ist so angelegt, daß er leicht
vertieft und bis auf 27,3 in Sohlenbreite
verbreitert werden kann. An beiden
Seiten Leinpfade.
Eisenbahnbrücken bei Genin, Berken-
thin, Grambek, Büchen und Daldorf.
Die Baukosten betrugen bis 1907:
23 Mill. Mark, von denen Preußen, ein-
schließlich eines Beitrags des Kreises
Herzogtum Lauenburg von 600000 Mark,
ein Drittel, 71/2 Mill. Mark, beisteuerte.
Die Unterhaltungskosten betrugen 1907:
183000 Mark. Im Jahre 1908 passierten
den Kanal 2800 Schiffe mit einer Trag-
sähigkeit von 850 000 Tonnen. Er wurde
eröffnet am 16. Juni 1900.
Eine Zeitlang hat noch eine zweite
Verbindung zwischen Trave und Elbe be-
standen. Ein Kanal verband die Beste,
die in Oldesloe in die Trave fließt, mit
der Alster, er wurde 1529 vollendet,
mußte aber bald wegen Mangel an Wasser
aufgegeben werden.
2. Der Kaifer-Wilhelm-Kanal,
dessen Grundstein am 3. Juni 1887 noch
von Kaiser Wilhelm I. gelegt wurde, ist
am 21. Juni 1895 unter Beteiligung von
Kriegsschiffen aller Länder eröffnet wor-
den. Er ist an die Stelle des schleswig-
holsteinischen oder Eiderkanals getreten.
Dieser ältere Kanal wurde von 1777 bis
1784 gebaut, begann an der Kieler Förde
bei Holtenau, benutzte im 0 den kleinen
Grenzfluß, die Levensau, im W zum
Teil das Bett der Eider und endigte im
Schirnauer See, östlich von Rendsburg.
Er war 33 km lang, 31/2 m tief und führte
durch 3 Schleusen zur Scheitelhöhe des
Flemhuder Sees und wieder in 3 Schleusen
Scholz-Doormann, Landeskunde von Schleswig-Holstein und Lübeck.
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Lauenburg Genin Oldesloe Holtenau Schirnauer_See Rendsburg Schleswig-Holstein
X. Die Bevölkerung, ihr Leben und Treiben.
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abwärts. Der neue Kanal beginnt ebenfalls bei Holtenau und verfolgt die Linie
des alten Kanals, dessen Krümmungen er abschneidet. Er benutzt dann die Ober-
eiderfeen, den Schiruaner und den Audorser See, verläßt diesen See oberhalb
Rendsburg, umzieht im 3 Rendsburg und geht dann der Eider parallel bis Witten-
bergen. Von da geht er durch das Reitmoor und das Tal der Gieselau, durchschneidet
bei Grünental die Wasserscheide zwischen Eider und Elbe und tritt ins Tal der Holstenau
ein, eines rechten Nebenflusses der Stör. Vou Burg i. D. an nimmt er seinen Lauf
durch die Ostecke des Kudeusees und durch die Elbmarsch und mündet bei der Ort-
schaft Brunsbüttelerhafen, 3 km von Brunsbüttel entfernt, in die Elbe. — Der Kanal
hat eine Länge von 98,65 km, eine Spiegelbreite von 64 m, eine Sohlenbreite
von 22 m, eine Tiefe von 9 m. Schleusen sind nur an den beiden Enden bei Holstenau
und Brunsbüttel. Bei Rendsburg ist die Untereider durch eine Schleuse abgeschlossen.
Die Baukosten betrugen 156 Mill. Mark. — Er wird in etwa 10 Stunden durch-
fahren. Das Wasser ist schwach salzhaltig. Er ist fischreich und dient als Laichstätte
für den Hering.
Der Hauptzweck des Kanals ist, jederzeit eine Vereinigung der in der Ostsee
und Nordsee stationierten Kriegsschiffe zu ermöglichen. Daneben dient er dem
Handel, indem er den Weg zwischen den beiden Meeren wesentlich abkürzt und
gefahrloser macht.
Den Kaifer-Wilhelm-Kanal haben benutzt:
Im Rechnungsjahr Dampfer Segler und Schleppschiffe Gesamtzahl der Schiffe Registertonnen
1906 15 705 18482 34187 6 045 963
1907 15851 18774 34625 6326710
1908 15029 19092 34121 6012178
Da die Breite und Tiefe des Kanals und die Größe der Schleusen nicht mehr
ausreicht für die Kriegsschiffe neuester Bauart, hat sich eine Vergrößerung des
Kanals als nötig erwiesen.
Folgende Veränderungen treten ein:
Neben den Schleusen in Holtenau und Brunsbüttel von 150 m Länge, 25 m
Breite und 9,5 m Tiefe werden je 2 neue gebaut von 330 m Länge, 45 m Breite
und 13,77 m Tiefe. Die Tiefe des Kanals wird von 9 m auf 11 m, die Sohlenbreite
von 22 m auf 44 m, die Spiegelbreite von 64 m auf 102 m gebracht. Kurven
johen abgeflacht werden. Dazu ist auf 2 Stellen zwischen Holtenau und Levensau
und zwischen dem Audorser und Schirnauer See ein Durchstich erforderlich. Aus-
weichestellen werden vergrößert. Statt der beiden Eifenbahn-Drehbrücken bei
Rendsburg und Taterpfahl an der Marschbahn werden Hochbrücken gebaut, wie sie
bei Levensau (Abb. 24) und Grünental existieren. Statt der Pontonbrücke bei
Holtenau wird ebenfalls eine Hochbrücke gebaut. Die Kosten sind auf 223 Mill.
Mark veranschlagt.
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