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1. Unsere Heimat - S. 14

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 14 — jedesmal vergrößert. Von dem allerersten Gebäude ist nichts mehr vorhanden. Der älteste Teil des jetzigen Doms ist die Unterkirche und der unterste Teil der beiden Türme, soweit diese aus Muschelkalkquadern erbaut sind (aus dem 1. Drittel des 12. Jahrh., also etwa um 1125). über dieser Unterkirche erhob sich das Altarhaus mit den Türmen daran; ob auch schon ein Langhaus dabei gewesen ist, wissen wir nicht. Darauf wurde die Domkirche zerstört (durch Heinrich den Löwen, 1180; s. Geschichtsbilder Nr. 9). Der bald danach erfolgte Wiederaufbau sängt bei den Türmen mit der Sandfteinmauerung, die stark verwittert ist, an; ebenso wurde damals der jetzt noch vorhandene Teil des Kreuz- gangs und wohl auch das Langhaus in seiner heutigen Ausdehnung gebaut. Im Jahre 1234 brannte dann die Stadt ab und auch der Dom. Daraus wurde zunächst der Chor im Jahre 1267 in seiner jetzigen Form ausgebaut, gleichzeitig auch wohl das Langhaus, das aber 100 Jahre später (um 1350) umzubauen begonnen wurde; dieser Umbau wurde auch im 15. und 16. Jahrh. fortgesetzt und erst im 19. vollendet. 3. Der Dom war zuerst die Kirche eines Klosters, das hier lag; in diesem Kloster wohnten Frauen, die man Nonnen nennt. Beide, Kloster und Kirche, wurden von der Königin Mathilde gegründet. (S. „Geschichtsbilder" Nr. 5 Königin Mathilde gründet das Nonnen- kloster „zum heiligen Kreuz".) 9. Der Königshof. 1. Der „Königshof" heißt in unserer Stadt ein kleiner freier Platz und eine davon ausgehende Straße. Das größte Gebäude an dem Platz ist das Postgebäude; es ist noch ziemlich neu (im Jahre 1877 erbaut), während die übrigen Häuser um den Platz her älter sind. Durch welche Straßen gehst du von unserer Schule nach dem Königs- Hof? Von deiner Wohnung aus? 2. Der Königshof gehört zu den ältesten Teilen unserer Stadt. Seinen Namen hat er daher, weil hier früher ein Ackerhof lag, der einem deutschen Könige gehörte. Der König hieß Heinrich I., dessen Gemahlin die Mathilde war, die den Dom gestiftet hat. Durch diesen König Heinrich I. ist Nordhausen eine Stadt geworden, man kann ihn deshalb auch den Gründer Nordhausens nennen. Darum ist auch sein Bild in dem Stadtverordnetensaale des neuen Stadthauses an die Wand gemalt. (S. Geschichtsbilder: Nr. 4. Der Königshof Heinrichs I.) 3. Am Königshof ist auch das Gebäude, wo die „Nordhäuser Zeitung" hergestellt wird. (Nennt andere Zeitungen, die in Nordhausen erscheinen! Wo ist ihre Ausgabestelle?) Eine Zeitung erscheint jeden Tag und kommt fast in jedes Haus. Der Vater, die Mutter und die älteren Geschwister lesen sie. Was sich gestern oder vorgestern in unserer Heimat, in Berlin oder sonstwo in der weiten Welt zugetragen hat.

2. Unsere Heimat - S. 15

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 15 — erfährt man durch die Zeitung. Die Kinder lesen lieber ein Märchen- buch oder in einem andern Buche. Und sie haben recht. In der Zeitung stehen so manche Dinge, die sie doch noch nicht verstehen. Jeden Mittag kann man Leute vor der Ausgabestelle der Zeitung stehen sehen; sie warten darauf, daß die Zeitung fertig ist. Endlich wird die neue Nummer gebracht und draußen an die Tafel geklebt. Nun stellen die Leute sich davor und lesen besonders die Anzeigen. Sie suchen nach Arbeitsstellen, die in der Zeitung ausgeschrieben werden. Bald kommen auch Frauen aus der Tür; sie tragen in den Armen große Packen Zeitungen, die sie den Lesern oder Bestellern (Abonnenten) der Zeitung ins Haus bringen. Nach auswärts wird die Zeitung mit der Post geschickt. 4. Der Königshos liegt hoch; die Straße westlich davon, der Neue Weg, liegt viel tiefer. Eine Treppe mit zahlreichen Stufen führt vom Köuigshof hinunter nach dem Neuen Wege; die Treppe heißt die Kutteltreppe. Mit „Kutteln" bezeichnete man früher die Gedärme der Tiere, namentlich solcher Tiere, die man schlachtete. In älterer Zeit wohnten am Fuße der Treppe, nach dem Lohmarkte zu, Fleischer; in dem Mühlgraben reinigten sie die Därme, die sie zum Wurstmachen benutzten. Daher erhielt die Treppe, die nach den Häusern der Fleischer hinunterführte, den Namen die „Kutteltreppe". Ebenso hieß in andern Orten der Schlachthof wohl der „Kuttelhos". Andere Treppen, die nach dem Neuen Wege hinunterführen, sind die Johannistreppe und die Wassertreppe. Die Treppen waren in älterer Zeit besonders wichtig für die Versorgung der Oberstadt mit Wasser aus dem unten fließenden Mühlgraben. 10. Der Markt und das Rathaus. 1. „Markt" heißt der Platz südlich und westlich vom Rathause. Er liegt ziemlich in der Mitte der Stadt. Seinen Namen hat er da- her, weil hier Dienstags, Donnerstags und Sonnabends Wochenmarkt abgehalten wird. An diesen Tagen kann man hier allerlei Nahrungs- mittel, Blumen, Töpfe usw. kaufen; zu beiden Seiten der Straße sitzen die Verkäufer und Verkäuferinnen und halten ihre Waren feil. Vor Weihnachten wird hier auch der Weibnachtsmarkt abgehalten; dann sind hier Buden aufgeschlagen, in denen Spielwaren, wärmende Kleidungs- stücke, Pfeffernüsse und allerlei Küchen- und Hausgeräte zum Verkauf ausgelegt sind. In früherer Zeit wurden hier auch die beiden Jahr- Märkte abgehalten. — Durch welche Straßen müßt ihr von unserer Schule aus gehen, um nach dem Markt zu kommen? Von eurer Wohnung aus? 2. Das größte Haus am Markt ist das Rathaus. Es ist auch das wichtigste der ganzen Stadt, denn von hier aus wird die Stadt regiert. Hier arbeiten die höchsten Beamten der Stadt, der Oberbürger-

3. Unsere Heimat - S. 24

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 24 — reichen von dem Friedrich-Wilhelms-Platz bis zur Wallrothstraße. Außer- dem sind noch am Geiersberg schöne Anlagen. Unsre Promenade ist eine Zierde der Stadt und die Freude jedes Nordhäuser Bürgers. Hier sind herrliche Blumenbeete, grüne Rasenflächen und schöne Baum- gruppen. Gutgepflegte Wege führen zwischen ihnen hindurch. In der Mitte steht ein plätschernder Springbrunnen. Nach den Seiten hin ist die Promenade mit dichten Ziersträuchern abgeschlossen, in denen sich gern die Vögel aufhalten. An den hohen Bäumen sind Nistkästen an- gebracht. Auf dem Rasen sieht man häufig die schwarze Amsel und die graue Singdrossel, wie sie Regenwürmer aus der Erde ziehen. Das größte Gebäude an der Promenade ist das neue Stadttheater. 2. An der Westseite der Promenade geht eine alte Mauer ent- lang. Das ist ein Stück von der Stadtmauer, die früher um die ganze Stadt herumging. Wir treffen sie noch an anderen Stellen der Stadt. Sie ging am Friedrich-Wilhelms-Platz vorbei, wo das Töpfertor durch sie hindurchführte. Die Mauer diente zum Schutze der Stadt. Zu ihrer Verstärkung war sie mit Türmen versehen, und vor ihr war ein breiter Graben angelegt. Auf der Promenade sieht man auch noch ein Stück dieses Stadtgrabens; ein großer Teil davon ist zugeschüttet. Am Ende des Grabens vor dem Eingang zum Stadttheater steht noch ein alter Turm, der wie der Zwinger auf dem Friedrich-Wilhelms-Platz mit zur Stadtbefestigung gehörte. Die graue Mauer, die überall durch das Grün der Bäume und Gesträucher hindurchsieht und die an einzelnen Stellen selbst mit Grün bewachsen ist, bildet für die Promenade einen schönen Hintergrund. Auf der Mauer stehen zierliche Häuschen, und zwischen ihnen schauen die Türme und die roten Dächer der Häuser aus der Stadt über die Mauer herüber und heben sich scharf gegen den hellen Himmel ab. Auch das sieht sehr schön aus. 3. Mit der Mauer schloß die alte Stadt ab; was jetzt hier außer- halb der Mauer liegt, gehört zum neuen Stadtteil. Die Promenade liegt also zwischen dem alten und dem neuen Stadtteil. Sie ist un- gefähr seit 1840 nach und nach angelegt. Die Gegend östlich der Promenadenstraße ist erst seit etwa 1870 bebaut. Nördlich von der Promenade ist das Haus Wallrothstraße 4 das bemerkenswerteste. Es ist von Dr. Kramer erbaut und wird daher auch wohl noch heute die Kramersche Villa genannt. Dr. Kramer (geb. 1817 in Nordhausen) war Lehrer am hiesigen Gymnasium. Er beschäftigte sich viel mit elektrischen Versuchen und erfand (um 1845) einen Telegraphenapparat, der bald von den meisten norddeutschen Eisenbahnverwaltungen eingeführt wurde. Außerdem erfand er ein Eisenbahnläutewerk und eine elektrische Uhr. Inzwischen hatte Kramer seinen Lehrerberuf aufgegeben und war nach Berlin gezogen, um sich ganz seinen Erfindungen widmen zu können. Als aber die meisten deutschen Eisenbahn- und Telegraphenlinien mit den Kramerschen Appa- raten ausgerüstet waren, zog er von dem geräuschvollen Berlin nach

4. Unsere Heimat - S. 26

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 26 — Luise. Er war der zweite Sohn des Königspaares und konnte daher nicht darauf rechnen, einmal König zu werden. Darum erwählte er sich den militärischen Beruf und wurde mit Leib und Seele Soldat. Als aber sein Bruder, König Friedrich Wilhelm Iv. (nach dem unser Friedrich-Wilhelms-Platz benannt ist) starb und keine Kinder hinterließ, wurde Wilhelm I. König von Preußen (1861). Kaiser Wilhelm liebte die blaue Kornblume über alles. Als er einmal gefragt wurde, warum er das einfache Blümchen so gern habe, erzählte er: „Als ich noch klein war und meine liebe Mutter noch lebte, mußten wir einmal in dem Kriege, den Preußen mit dem Kaiser Napoleon führte, fliehen. Die Mutter war sehr traurig und weinte oft. Da brach plötzlich auf einem Feldwege, mitten zwischen Kornfeldern, ein Rad des Wagens. Wir mußten einige Stunden warten, bis der Schmied das Rad geflickt hatte. Inzwischen suchte ich mit meinen Geschwistern Kornblumen, um uns die Zeit zu vertreiben. Die Mutter band einen hübschen Strauß daraus, aber bald liefen ihr die Tränen über die Wangen. Das schnitt mir tief ins Herz, und den Augenblick kann ich nie vergessen. Wenn ich nun eine Kornblume sehe, so denke ich an mein gutes Mütterchen. Darum habe ich die Kornblumen so lieb." Im Jahre 1871, als König Wilhelm I. schon fast 74 Jahre alt war, wurde er der erste deutsche Kaiser. Er hat ein sehr hohes Alter erreicht; noch 17 Jahre hat er die deutsche Kaiserkrone getragen. Seine letzten Lebensjahre wurden sehr getrübt, da sein einziger und geliebter Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, von einer sehr bösen Hals- krankheit heimgesucht wurde. Am 9. März 1888 ist Kaiser Wilhelm I. gestorben. Alle Deutschen betrauerten ihn tief. Da auch sein Sohn, Kaiser Friedrich Iii. noch in demselben Jahre starb, hat das Jahr 1888 drei deutsche Kaiser auf dem Thron gesehen. 16. Der Spendekirchhof. 1. Wir besuchen den Spendekirchhof. Das ist ein freier Platz zum Spielen und Turnen. Hier steht die Turnhalle für die Knaben- Mittelschule. Aber weshalb heißt der Platz „Spendekirchhof"? Wir sehen hier keine Kirche und kein Grabkreuz mehr; aber früher war hier eine Kirche, sie stand gleich rechts neben dem Haupteingange (durch das Torhäuschen); links davon haben sich noch Überreste eines Nebengebäudes, vielleicht einer Kapelle, erhalten. Von der Kirche ist nichts mehr vor- Händen; sie ist 1805 gänzlich abgebrochen. Der Platz hinter der Kirche bis an die Stadtmauer hin ist lange Zeit (bis 1855) als Friedhof für die Kirchengemeinden St. Nikolai und St. Blasii benutzt. Ehe der Platz zu einem Spiel- und Turnplatz eingerichtet wurde, waren noch die Gräber zu sehen, und auf vielen standen noch Grabsteine mit Inschriften.

5. Unsere Heimat - S. 28

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 28 — 17. Der Rahmen und die übrige Stadtbesestigung. 1. Wenn wir durch die Sedanstraße gehen, sehen wir hinter dem Turnplatz wieder ein Stück von der alten Stadtmauer; sie kommt aus der Richtung vom Töpfertor her. Wir gehen dann in die Franenberger- stiege hinein und kommen durch einen Durchgang in dem Hause Nr. 34 auf den Nähmen. Das ist ein freier Platz hinter der westlichen Häuser- reihe der Franenbergerstiege. Hier können die Kinder ungestört spielen. Anlagen sind hier nicht, die sie schonen müßten; Wagen kommen hier nicht her, die ihnen Gefahr bringen könnten; über den Platz gehen nur Fußgänger. Auch eine fchöne Aussicht hat man von hier über die vielen rauchenden Schornsteine der Unterstadt hinweg auf die gegenüber- liegenden Höhen; deutlich sieht man die ansteigende Kasseler Straße, die wie ein weißes Band sich über die Berge dahinzieht. 2. Wovon mag der Platz wohl seinen Namen bekommen haben? Früher trockneten hier die Wollen- und Leinenweber ihre gewaschenen und gefärbten Gewebe, die sie auf große Rahmen gespannt hatten. Nach diesen Rahmen, die hier wohl immer stehen blieben, wurde der Platz schließlich benannt. 3. Nördlich vom Rühmen liegt der Petersberg. Von oben schaut die Schule herab, und dahinter steht der Petrikirchtnrm. Zwischen dem Rühmen und dem Petersberg läuft die Stadtmauer. Wir sehen sogar zwei Mauerzüge hintereinander. Vor der äußern Mauer steht ein dicker runder Turm; er ist gut erhalten, hat noch ein Dach, besteht aus zwei Stockwerken und wird bewohnt. Er heißt der „Judenturm"; denn hier lag in alten Zeiten der Judenkirchhof. An dem Turm bemerken wir vier jüdische Grabsteine mit Inschriften in hebräischer Sprache, der Sprache der alten Juden. (Sie stammen aus den Jahren 1416, 1425, 1438 und 1439). Etwas weiter östlich steht ein kleinerer Mauerturm. 4. Vom Rühmen läuft die Stadtmauer schräg nach der Rauten- straße zu. Hier stand in der Nähe der Schlunztreppe das Rautentor. 5. Starke Stadtmauern treffen wir wieder am Primariusgraben. Das ist jetzt eine schöne Promenade; früher war hier in dem Graben zwischen der äußern und innern Mauer ein Garten, der (seit der west- fälischen Zeit) dem ersten Prediger der Stadt gehörte. Die Bezeichnung „erster Prediger" lautet in lateinischer Sprache „Pastor primarius" (Primus — der Erste, Prima = erste Klasse des Gymnasiums), davon hat der Weg seinen Namen bekommen. Der Weg gehört zu den an- ziehendsten Punkten der Stadt. Man geht hier auf einer Stufe vor der oberen Mauer dahin. Mächtige Türme, runde und eckige, treten neben uns aus der Mauer hervor; und oben auf luftiger Höhe tragen sie Häuschen mit weißleuchtenden Fensterrahmen und roten Ziegeldächern. Auch aus der Mauer stehen allerlei krause Bauten. Und dann stellen wir uns an die Brüstung am Rande des Abhangs. Unter uns i liegt die Unterstadt. Wir blicken in das Gewirr der Dächer hinein, zwischen

6. Unsere Heimat - S. 29

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 29 — denen allerlei Schornsteine in die Höhe steigen, und über denen Tele- graphendrähte nach allen Seiten hingehen. 6. Ein ähnliches Bild der Stadtbefestigung haben wir am Neuen Weg. Von der Straße steigt die graue Stadtmauer auf, die wegen der Einsturzgefahr mit zahlreichen Seitenstreben versehen ist. Über die Mauer schaut von oben üppig wucherndes Buschwerk herab, und darüber erhebt sich, etwas zurück, stufenweise übereinander, eine zweite und dritte Mauer, die höchste mit runden Türmen versehen und mit Häuschen gekrönt, in deren Fenstern die Sonne glitzert. 7. Wo die Mauern über die Straße gingen, war ein festes Tor. Nur durch das Tor konnten die Städter heraus aus der Stadt und die Landleute von draußen herein. Des Abends wurden die Tore ver- schlössen, und wer dann noch hinaus oder hinein wollte, mußte den Torwächter herausklopfen, der neben dem Tore oder über dem Tore in dem Torturm wohnte. Konnte er sich ausweisen, daß er nicht in böser Absicht hinein oder hinaus wollte, wurde das Tor gegen Be- Zahlung geöffnet. 18. Das Altendorf. 1. Die Barfüßerstraße führt nach Nordwesten zu in das Altendors. Wo die Barfüßerstraße zu Ende ist, stand früher das Barfüßertor; an der Mauer des Spendekirchhofes, kurz vor der Bergbrauerei, sieht man noch die Angeln, in denen die Torflügel gehangen haben. Das Tor ist im Jahre 1873 abgebrochen worden. — Das Altendors ist ein be- sonderer Stadtteil, durch den nur eine Hauptstraße hindurch führt; rechts und links gehen kleine Seitenstraßen ab, wie die Elisabethstraße, die Rosengasse, die Altendörfer Stiege, die Altendörfer Kirchgasse und die Schärfgasse. Wo das Altendors im Norden aufhörte, stand wieder ein Tor, es hieß das Altentor. Im Jahre 1858 ist es schon abge- krochen; aber noch heute heißt die Gegend „am Altentor". 2. Das Altendors ist später entstanden als der alte Stadtteil der Oberstadt (der Name „Altendorf" kommt zum erstenmal im Jahre 1230 vor). In den damaligen unruhigen Kriegszeiten verließen die Bewohner benachbarter kleiner Dörfer ihre bisherigen Wohnsitze und bauten sich unter der Mauer der befestigten Stadt Nordhausen an, um hier sicherer zu wohnen. So entstand also das Altendorf, wie schon der Name sagt, als ein Dorf neben der Stadt Nordhausen. Als bald darauf im Süden der Stadt auch eine dörfliche Ansiedlung entstand, hieß diese das „Neue Dorf", während die nördliche, die jedenfalls zuerst da war, das „Alte Dorf" genannt wurde. Das ehemalige „Neue Dorf" ist heute die Neustadt (vergl. Geschichtsbilder Nr. 3). 3. Die Altendörfer Kirche macht einen recht unscheinbaren Ein- druck. Sie hat keinen Turm; die Glocken hängen in einem Gerüst auf

7. Unsere Heimat - S. 3

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
1. Bon der Heimat. Die Keimat. Die Heimat, die heilige Scholle, ist Paradies und ist Glück, und wäre sie Wüste und Hütte, dein Herz bringt dich zurück! Dort hast du Wurzeln geschlagen; dort sang dich die Mutter in Ruhs; dort rauschen die Abendwinde dir seligen Frieden zu. — Es ist gar nicht nötig, weit zu wandern und in Zweifelswahl!zu suchen, wo es etwa am schönsten ist. Nur die Augen nicht vergessen, nur diese Eingangstore zur Seele weit öffnen, dann zieht die Schönheit gern ein; denn sie ist überall zu Hause und sucht nach Seelen, die sie erkennen. Es grünt und blüht ja jeder Erdenwinkel. (Hans Thoma.) Keimweh. Wo die Wälder Wache halten um dein weißes Haus, daß nicht wilde Sturmgewalten toben ein und aus, kommt auf weichen, schnellen Schwingen öfter wohl ein Wehn, darin ist ein süßes Singen und ein Glockengehn. Heimatlieder, liebe, traute, oh, wie das doch singt, Heimatglocken, tiefe Laute, oh, wie das doch klingt! über deine dunklen, dichten Wälder wandert still deine Sehnsucht, die zur lichten, semen Heimat will. ((Suftqd gai(e} 1*

8. Unsere Heimat - S. 4

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
_ 4 — 1. Von der Heimat und den Dingen in der Heimat wollen wir reden. Die Heimat ist für einen Menschen der Ort, wo er geboren ist, wo er seine Jugend verlebt hat. Wenn ihr bei euren Eltern, bei euren Geschwistern weilt, seid ihr daheim. Das Haus, in dem ihr mit Vater und Mutter zusammen wohnt, ist euer Vaterhaus oder euer Heim. Jedes Kind ist am liebsten daheim. Aber manchmal muß es doch für einige Zeit das Vaterhaus verlassen. Vielleicht besucht es seine Ver- wandten, oder es geht in eine Sommerfrische, ins Gebirge oder an die See. Gewiß kommt ihm dann bei der Abreise das Lied in den Sinn: „Nun ade, du mein lieb Heimatland!" Muß es lange an dem fremden Orte bleiben, so bekommt es wohl Heimweh wie Hänsel und Gretel. Dann wird es traurig und denkt nur immer an die Heimat und an die Lieben daheim. Und wie glücklich ist es, wenn es die Heimreise antreten kann und endlich wieder heimkehrt. Ja, die Heimat ist jedem Menschen der liebste Ort. 2. Viele Menschen verlassen ihre Heimat und suchen anderswo ihren Lebensunterhalt. Die Beamten werden versetzt, manchmal öfter hintereinander und kommen in verschiedene Gegenden. Dann finden sie dort, wo sie wohnen, eine neue Heimat, und bald fühlen sie sich auch hier ganz heimisch. Viele von euren Eltern werden in Nordhausen ihre neue Heimat gefunden haben; ihr aber, die ihr hier geboren seid oder doch eure Jugend verlebt, habt hier eure erste, richtige Heimat, ihr seid hier einheimisch; Nordhausen ist eure Heimatstadt. Manche Menschen wandern in der Welt umher und haben nirgends eine Heimat; sie sind heimatlos, denkt z. B. an die Zigeuner, auch an die fahrenden Künstler oder an die Landstreicher. Sie sind gewiß zu bedauern. Wie glück- lich ist doch der, der noch sagen kann: ich gehe nach Hause! Wie traurig mag es aber wohl für den sein, der sagen muß: ich habe keine Heimat mehr! 3. Die Heimat kennt ihr alle, aber ihr kennt sie noch nicht ge- nan; es gibt vieles in der Heimat, was ihr noch nicht kennt. Am besten kennt ihr das Haus, wo ihr wohnt, euer Elternhaus; denn dort seid ihr die meiste Zeit. Aber nach dem Elternhaus ist die Schule der Ort, wo ihr den größten Teil des Tages zubringt. Darum soll die Schule eure zweite Heimat sein; hier sollt ihr euch ebenso heimisch fühlen wie daheim. Deshalb müßt ihr auch die Schule und ihre Um- gebung genau kennen lernen. Aber auch die wichtigsten Straßen, Plätze, Häuser, Denkmäler und Anlagen eurer Heimatstadt müßt ihr kennen und von den Bewohnern und ihrer Beschäftigung müßt ihr erzählen können. Ebenso soll euch die Umgebung der Stadt bekannt werden. Was man weiß, von dem hat man Kunde; darum heißt die Unterrichts- stunde, in der wir die Heimat kennen lernen, Heimatkunde.

9. Unsere Heimat - S. 32

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 32 — 4. Neben dem Siechhofe liegt die Gasanstalt (erbaut 1858); sie gehört einer Gesellschaft (deutsche Continental-Gasgesellschast in Dessau) und liefert der Stadt Leucht- und Heizgas. 20. Das Gehege. 1. Das Gehege ist ein Wald nördlich von Nordhausen an der Westseite des Geiersbergs. Er reicht bis dicht an die Stadt heran. Schön gebahnte Wege führen von allen Seiten dahin. Der Haupt- eingang ist von der Wallrothstraße aus. Neben dem Fußweg läuft auch eine Fahrstraße unter dem Gehege hin. Schon nach wenigen Schritten wird unser Weg von hohen Bäumen beschattet. Nicht weit vom Eingange steht links das Kützingdenkmal, eine nach oben in einer stumpfen Spitze auslaufende vierkantige Steinsäule (Obelisk) aus Muschel- kalk mit dem Brustbilde Kützings. Kützing war Professor am hiesigen Realgymnasium und ein berühmter Naturforscher (gest. 1893). Neben dem Denkmal haben wir herrliche Blicke auf den Dom, die Knaben- Mittelschule und das Altendorf mit der Altendörfer Kirche. Der Stadt- teil Altendorf liegt tiefer als das Gehege; er gehört zu der Unterstadt; die höher liegenden Häuser bilden die Oberstadt. Nach dem Altendorfe zu führen zwei Treppen, die Altendörfer Stiege und die Altendörfer Kirchgasse. 2. Wir gehen auf dem Wege weiter. Nach rechts und links zweigen sich andere Wege ab; ein Weg geht sogar wie durch einen Tunnel unter dem Hauptweg hindurch. Allmählich steigen wir höher. Wir kommen nach dem Gehegeplatz. Vor dem Eingang steht der Turner- gedenkstein, ein mächtiger Felsblock (Granit) aus der Gegend des Brockens. Aus der Vorderseite steht in einem Eichenkranz das Turnerzeichen: ein vierfaches F (frisch, fromm, fröhlich, frei!) und „1817—1819 Turnplatz". Hier war der erste Turnplatz Nordhausens. Der Stein ist im Jahre 1900 von Turnfreunden errichtet. 3. Nun hinaus auf den Gehegeplatz. Er ist etwa 150 m lang und 40 m breit und liegt mitten im Walde; rings umher stehen hohe Buchen. An den Seiten im Schatten des Waldes sind Gastwirtschaften, die „Gehegebudeu"; in der Mitte plätschert ein Springbrunnen. Oben und unten aus dem Platze steht eine Tonhalle; hier spielt die Musik. Im Sommer wird der Gehegeplatz viel besucht, hauptsächlich am Sonn- tage und auch an schönen Abenden in der Woche. Dann sitzen die Leute vor den Buden unter dem Laubdach, und auf dem Platze wogt es auf und ab von fröhlichen Menschen. Wenn Fremde nach Nord- Hausen kommen, versäumen sie wohl nie, das Gehege zu besuchen und bringen womöglich auch einen Abend im Gehegekonzert zu. 4. Wir verlassen den Gehegeplatz wieder durch den Haupteingang und gehen links die Anhöhe hinan. Oben steht die weit und breit

10. Unsere Heimat - S. 6

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 6 — dreht. Das ist die Windfahne. Manchmal sind darunter noch vier feststehende Arme, die genau nach den Himmelsrichtungen zeigen und mit den Buchstaben 0, S, W, N" versehen sind. Von dem Winde hängt meist das Wetter ab; deshalb heißt die Fahne auch Wetter- fahne. Häufig ist sie wie ein Hahn geformt; an dem haben die Menschen von jeher ihre Freude gehabt. Sie haben ihn sich lebendig gedacht, ganz so wie ein Hahn aus dem Hofe, ja sogar menschliche Sprache und menschliches Empfinden haben sie ihm beigelegt. So läßt der Dichter einen solchen Turmhahn sprechen: „Hundert und dreizehn Jahr ich stand auf dem Kirchturm ein guter Hahn, als ein Zierat und Wetterfahn. In Sturm und Wind und Regennacht Hab ich allein das Dorf bewacht. Manch falber Blitz hat mich gestreift, auch manchen lieben Sommertag, da man gern Schatten haben mag, hat mir die Sonne unverwandt auf meinen goldigen Leib gebrannt. So ward ich schwarz für Alter ganz und weg ist aller Glitz und Glanz." 3. Zeichnet man die vier Haupt- und die vier Nebenhimmels- richtnngen auf, so bilden die Linien einen achtstrahligen Stern. Das ist eine Windrose. 4. Wir zeichnen die Windrose auf die wagerecht liegende Wand- tafel (die obere Kante ist nach Norden gerichtet). Wenn die Tasel wieder aufgerichtet ist, sehen wir: Nach oben ist auf der Tafel Norden, nach unten ist Süden, nach rechts ist Osten und nach links Westen. 5. Eine Wetterfahne zeichnen, aus Papier schneiden, aus Ton formen! 6. Beobachten der Windrichtung an der Wetterfahne und am Rauche! Das Zurechtfinden in einer Gegend oder das Bestimmen der Lage eines Gegenstandes nach den Himmelsrichtungen heißt orien- tieren (Orient 1= Osten). 4. Unser Schulhalls. 1. Das 'Haus, in dem ihr mit euren Eltern wohnt, ist ein Wohnhaus. Zum Bewohnen ist es besonders eingerichtet. Das Haus, in dem wir uns jeden Wochentag versammeln, ist ein Schulhaus. Dazu ist es besonders gebaut. Wenn wir durch die Haustür in das Schul- haus treten, kommen wir in den Flur oder den Gang (Korridor). An dem Gang liegen die Klassenzimmer. Meßt die Länge und Breite des Ganges! Stellt die Zahl der Klassenzimmer auf diesem Gange fest!
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